Nationalsozialismus in Mosbach - Baden
: Rechtsextremismus und Neofaschismus : Anti-Semitismus : Anti-Ziganismus : Homophobie : Rassismus : Diskriminierung 

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AKTUELLES: 
NS-Konzentrationslager
und NS-Gedenkstätten

 Zuletzt AKTUALISIERT am 29.03.2025 ! 

Seiteninhalt:

  1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

  2. Online-Artikel und Bücher zu Aktuellem über Nazi-KZs und NS-Gedenkstätten

    2.1 Online-Artikel und Bücher zu Aktuellem über Nazi-Konzentrationslager und NS-Gedenkstätten in Baden und Württemberg

    2.2 Online-Artikel und Bücher zu Aktuellem über Nazi-Konzentrationslager und NS-Gedenkstätten

  3. YouTube-Videos zu Aktuellem über Nazi-Konzentrationslager und NS-Gedenkstätten


Sanierung - Rekonstruktion - Neugestaltung: Zum Umgang mit historischen Bauten in Gedenkstätten

Wie soll mit historischen Orten umgegangen werden, die früher zwar zu Lager- und Grenzanlagen gehörten, heute aber außerhalb der Gedenkstätten liegen und verfallen? Im »Kräutergarten" des KZ Dachau mussten zahlreiche Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Heute ist das Gelände größtenteils überbaut, denkmalgeschützte Gebäude verfallen. Auf einer Tagung der KZ-Gedenkstätte Dachau diskutierten Experten über den Umgang mit dem »Kräutergarten" und ähnlichen Baurelikten, die in Dachau und anderen Gedenkstätten in Vergessenheit geraten sind.



1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

Erfahrungen der juristischen Aufarbeitung von Judenfeindlichkeit vor und nach 1945  bei den Mosbacher Justizbehörden
Die nationalsozialistische Judenverfolgung in Mosbach-Baden vor 1945 mit diskriminierender Benachteiligung; Berufsverboten; Enteignungen und Beraubungen jüdischen Vermögens; Schändung des jüdischen Friedhofs; Verhaftung der Familie des Mosbacher Rabbiners; Zerstörung der Synagoge; Massen-Deportationen der badischen Juden in das Nazi-KZ Gurs nach Frankreich sowie die Schändung des KZ-Buchenwald mit dem Erinnerungsort der nach Auschwitz deportierten jüdischen Kinder mit Eingabe vom 06.08.2022, die antisemitische Volksverhetzung mit Eingabe vom 10.04.2023 werden bereits beim Amtsgericht Mosbach in den vom AS entsprechend initiierten und anhängigen Verfahren unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/22 und 6F 2/23 thematisiert, u.a. mit diesbezüglichen Strafanzeigen gemäß § StPO 158.

Sowohl das Justizministerium Baden-Württemberg u.a. am 20.12.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/28 als auch der Landtag Baden-Württemberg am 10.03.2023 zu PETITION 17/1464 benennen EXPLIZIT die vom AS gemäß § 158 StPO seit 03.06.2022 initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach-Baden.

Das Amtsgericht Mosbach bestätigt sowohl mit der Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 9/22 als auch mit der Mitteilung vom 20.03.2023 unter 6F 2/23, die vom AS gemäß § 158 StPO initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren sowie zu angezeigten antisemitischen Straftaten, auch zu konkreten Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in der Mosbacher Region, beim Amtsgericht Mosbach-Baden in SONDERBÄNDEN anzulegen.

KL: Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager

"Eine Erzählung, die wohl nicht mehr übertroffen wird." Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ein historisches Werk, das seinesgleichen sucht: Nikolaus Wachsmanns monumentale Geschichte der Konzentrationslager von den improvisierten Anfängen 1933 bis zu ihrer Auflösung 1945. Diese erste umfassende Darstellung vereint auf eindrückliche Weise sowohl die Perspektive der Täter als auch jene der Opfer, sie zeigt die monströse Dynamik der Vernichtungspolitik und verleiht zugleich den Gefangenen und Gequälten eine Stimme. Ein gewaltiges Buch – erschütternd und erhellend zugleich. »Ein Buch, das das bedrückende und schwierige Thema in einer bisher nicht dagewesenen Perspektivenvielfalt erschließt.« (Süddeutsche Zeitung)



2. Online-Artikel und Bücher zu Aktuellem über Nazi-KZs und NS-Gedenkstätten

Staatsministerin für Kultur und Medien
Zentrale Orte der Erinnerung: KZ-Gedenkstätten
Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen - die Namen der großen Konzentrationslager wurden zu Synonymen für das nationalsozialistische Terrorregime. Solche authentischen Orte sind von zentraler Bedeutung, um an die nationalsozialistischen Verbrechen zu erinnern und der Opfer zu gedenken.
Wegen ihrer überragenden Bedeutung fördert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien dauerhaft- gemeinsam mit dem jeweiligen Sitzland - die KZ-Gedenkstätten

https://www.bundesregierung.de/


„Im Gefolge der SS“: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück: Begleitband zur Ausstellung (Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten) Taschenbuch – 22. Januar 2018

Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück diente zwischen 1942 und 1944 als zentrales Ausbildungslager für weibliches KZ-Personal. Über 3500 SS-Aufseherinnen hielten in ihren zumeist niederen Rängen das Lagersystem am Laufen. Sie nahmen Verbrechen billigend in Kauf oder waren selbst daran beteiligt. Wer waren diese Frauen und wie wurde ihre Beteiligung an den KZ-Verbrechen nach 1945 juristisch geahndet? Wie gingen überlebende Häftlinge mit den Erinnerungen an ihre Peinigerinnen um? Auf welche Weise wurde weibliche Täterschaft im öffentlichen Gedächtnis, aber auch im Familiengedächtnis und in der Nachbarschaft des ehemaligen Frauen-KZ tradiert? Die in dem Begleitband zur Ausstellung versammelten Beiträge gehen diesen Fragen nach.

Siehe auch:


2.1 Online-Artikel und Bücher zu Aktuellem über Nazi-Konzentrationslager und NS-Gedenkstätten  in Mosbach, Baden und Württemberg

Nachschlagewerk
Gedenkstätten Guide
Gedenkstätten in Baden-Württemberg

6., vollständig überarbeitete Auflage, 2023
Guide „Gedenkstätten in Baden-Württemberg“ stellt Gedenk- und Lernorte im Land vor und lädt zur Spurensuche vor Ort ein.
Wie vielfältig und lebendig die Gedenkstättenlandschaft in Baden-Württemberg ist, zeigt die neuaufgelegte Broschüre „Gedenkstätten in Baden-Württemberg“. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) gibt sie in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg (LAGG) heraus.
Auf 140 Seiten gibt der Gedenkstättenguide einen Überblick über rund 100 Gedenk- und Lernorte sowie Museen und stellt diese in Text und Bild vor. Die Orte erinnern an die Opfer von Unterdrückung und Verfolgung, von Mord und Vernichtung während der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch an Zivilcourage und Widerstand. Sie setzen sich mit der Tätergeschichte auseinander und dokumentieren die NS-Verbrechen. Auch die Geschichte der DDR ist Thema mancher Orte, weitere befassen sich mit Ereignissen und Persönlichkeiten der Demokratiegeschichte.
Die Broschüre wurde für die nun vorliegende 6. Auflage vollständig überarbeitet, aktualisiert und um neu entstandene Einrichtungen erweitert. Mit praktischen Hinweisen lädt sie zur aktiven Spurensuche vor Ort ein. Sie gibt Anregungen für Exkursionen, nennt Kontakte, Adressen und Öffnungszeiten. Auch informiert sie über die Bildungsangebote der verschiedenen Einrichtungen und enthält Hinweise auf didaktische Materialien und Literatur. Als außerschulische Lernorte haben die Gedenkstätten eine wichtige Funktion, so ist der neue Gedenkstättenguide auch eine wertvolle Arbeitshilfe für Lehrkräfte.
Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg (LAGG).
LpB und LAGG
Stuttgart 2022 , 140 Seiten
Download 6,5 MB >>>
Preis: kostenlos
https://www.lpb-bw.de/


Der Gedenkstättenbesuch zur inhaltlichen Unterstützung der Unterrichtseinheit Nationalsozialismus: Anhand der Gedenkstätte Sachsenhausen und der vorhandenen Angebote

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Note: 1,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Bedeutsamkeit des Themas Gedenkstättenbesuch nimmt eine besondere Rolle in der Geschichtsdidaktik ein, da Besuche in KZ-Gedenkstätten heute ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit in Schulen und in der außerschulischen politischen Jugendbildung sind. Seit vielen Jahren werden von Jugendverbänden Gedenkstättenfahrten angeboten. In der DDR gehörte der Gedenkstättenbesuch zum festen politischen Ritual für alle Heranwachsenden. „Es ist das Ziel der Bildungspolitik von Mecklenburg-Vorpommern, dass jede Schülerin und jeder Schüler mindestens einmal während seiner Schulzeit eine KZ-Gedenkstätte, eine Gedenkstätte oder einen Gedenkort für die Opfer der jüngeren deutschen Geschichte aufsucht.“ Auch wenn der Begriff "Gedenkstätte" häufig mit den Opfern der NS-Verbrechen verbunden wird, stellt der Gedenkstättenbesuch im Allgemeinen eine Sonderform der Exkursion oder Erkundung im Rahmen der historisch-politischen Bildung dar, die ihr spezielles Profil durch die politische und geschichtskulturelle Funktion der Gedenkstätte erhält, insbesondere wenn die mit der historischen Stätte verbundene Gedenkkultur noch lebendig ist und die Gedenkeinrichtung sich am Ort des historischen Geschehens befindet. Der Besuch einer Gedenkstätte kann unterschiedlichen Zielsetzungen der historisch-politischen Bildung dienen. Hierzu zählen z. B. eine Initiation in die bewusste Teilhabe an einer gegebenen Gedenkkultur (das Gedenken oder Andenken steht im Mittelpunkt), die Veranschaulichung und Vertiefung einer historisch-politischen Thematik, die im Unterricht behandelt wird, eine Projektarbeit "vor Ort", die dem gemeinsamen entdeckenden Lernen (z. B. Spurensuche) dient oder die exemplarische Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Praxis des historischen Gedenkens und ihren sich wandelnden Formen und Funktionen in Vergangenheit und Gegenwart. Daher beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Thema des Gedenkstättenbesuchs zur inhaltlichen Unterstützung der Unterrichtseinheit Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht. Dies soll im Folgenden zunächst allgemein und dann am Beispiel der Gedenkstätte Sachsenhausen geschehen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht eine geschichtsdidaktische Betrachtung des Gedenkstättenbesuchs, aber auch deren konkrete methodische Umsetzung am Beispiel der Gedenkstätte Sachsenhausen. Ziel dieser Hausarbeit ist es, aufzuzeigen, warum der Gedenkstättenbesuch zur inhaltlichen Unterstützung der Unterrichtseinheit Nationalsozialismus unabdingbar ist.

KZ-Gedenkstätte Neckarelz e. V.

Träger der Einrichtung
Kontakt
Dorothee Roos, Arno Huth,
Hans-Peter Haas
Mosbacher Straße 39
74821 Mosbach-Neckarelz
Tel. 06261 670653
vorstand@kz-denk-neckarelz.de
www.kz-denk-neckarelz.de
Öffnungszeiten/Eintritt
Sonntag 14 bis 17 Uhr (außer 1. Dezember
bis 26. Januar) und nach Vereinbarung
3,50 €, Gruppen (ab sieben Personen) pro
Person 2,50 €, Schüler:innen und
Studierende 1,50 €
Angebote
Führungen nach Vereinbarung, pro Gruppe
25 € zzgl. Eintritt, Schüler:innen pro Gruppe
10 € zzgl. Eintritt
Projekttage (halbtags und ganztags)
Tabletprojekt Geocaching auf dem Geschichtslehrpfad „Goldfisch“ Besuchsmöglichkeiten in der Nähe Geschichtslehrpfad „Goldfisch“ in Obrigheim (verbindet oberirdische Reste der unterirdischen Fabrik), KZ-Friedhof und Jüdischer Friedhof in Binau, Mahnmal zur Erinnerung an die nach Gurs deportierten badischen Jüdinnen und Juden in Neckarzimmern, Maria-Zeitler-Pfad
in der Johannes-Diakonie Mosbach
Publikationen
Jacques Barrau: Dessins d’un camp/ Zeichnungen aus einem Lager.
Le camp de Neckarelz/Das Konzentrationslageraußenkommando Neckarelz (dt./frz.), Karlsruhe 2, 2006.
Georg Fischer/Christina Herr: KZ-Komplex Neckarlager (CD-ROM, 2012).
Arno Huth: Das doppelte Ende des KL Natzweiler auf beiden Seiten des Rheins, Neckarelz, 2013.
Tobias Markowitsch/Kattrin Zwick: Goldfisch und Zebra. Die Geschichte des Konzentrationslagers Neckarelz – Außenkommando des KZ Natzweiler-Struthof, St. Ingbert 2, 2011.
Die 2011 eröffnete KZ-Gedenkstätte liegt gegenüber der Clemens-Brentano-Grundschule in Mosbach-Neckarelz. Die Schule diente
1944/45 als Konzentrationslager und bildete das Zentrum der sechs „Neckarlager“, allesamt Außenlager von Natzweiler.
Sie gehörten zum Rüstungsprojekt „Goldfisch“ – der Verlagerung eines Flugmotorenwerks von Daimler-Benz in die „bomben-sichere“ Gipsgrube Obrigheim. Die über 5.000 KZ-Häftlinge mussten die unterirdischen Stollen ausbauen und Unterkünfte für Daimler-(Zwangs)Arbeiter:innen errichten.
Diese Geschichte wird in vier auf ungewöhnliche Weise gestalten Themenräumen erzählt. Objekte, Bilder und Karten rücken
die Ereignisse nah, Schubladen-Texte vertiefen die Information.
Mosbacher Straße 39
74821 Mosbach-Neckarelz
KZ-Gedenkstätte Neckarelz
Mosbach-Neckarelz
https://www.lpb-bw.de/

KZ-Gedenkstätte Neckarelz
Wie aus Goldfisch die Maschinenfabrik wurde
Vortrag in der KZ-Gedenkstätte zum 75. Jubiläum einer besonderen Firmengründung.

23.11.2022 UPDATE: 23.11.2022 06:00 Uhr
Neckarelz. (pm) Als die US-Armee Anfang April 1945 im Elzmündungsraum einmarschierte, fand sie in der Gipsgrube Obrigheim eine menschenleere, riesige Fabrik. Nur 13 Monate zuvor war in Berlin der Beschluss gefasst worden, die Daimler-Benz-Motorengesellschaft Genshagen (Brandenburg) unter Tage nach Obrigheim zu verlagern. Das Projekt mit dem Tarnnamen "Goldfisch" hatte über 10.000 Menschen in die Region gespült: reguläre Daimler-Arbeiter, Zwangsarbeiter aller Art, KZ-Häftlinge.
Nun war der Krieg zu Ende, die Menschen verschwunden, nur über 2000 Maschinen standen noch da. Sie wurden in den nächsten beiden Jahren abgebaut und größtenteils in die Sowjetunion gebracht. Doch was nun? Welche Perspektive gab es für die durch "Goldfisch" überdehnte Region? Diese Gelenkstelle steht im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Tobias Markowitsch, der bei einer Matinee-Veranstaltung am Sonntag, 27. November, 11 Uhr, in der KZ-Gedenkstätte Neckarelz stattfindet.
Im Februar 1947 schien der Elzmündungsraum wieder zurück in die Strukturschwäche zu fallen. Doch am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte sich die Lage grundlegend verändert. Heimatvertriebene, Flüchtlinge, Ausgebombte aus den Regionen Stuttgart und Mannheim waren in ehemaligen "Goldfisch"-Baracken einquartiert worden. Dazu lebten immer noch zahlreiche Mitarbeiter von Daimler-Benz rund um Obrigheim. Sie konnten oder wollten nicht nach Genshagen zurück, das nun in der sowjetischen Besatzungszone lag. Die Daimler-Benz AG hatte Interesse, verbliebene Facharbeiter und restliche Maschinen und Material zum eigenen Wiederaufbau zu nutzen.
In dieser Situation gründete der frühere kaufmännische Leiter von "Goldfisch", Dr. Georg Wilhelm Reinhard, die Maschinenfabrik Diedesheim. Die Ausgangslage war unübersichtlich, teilweise widersprachen sich die Interessen der zahlreichen Akteure, von der örtlichen Ebene bis hin zur Interalliierten Kontrollkommission. Tobias Markowitsch zeichnet in seinem Vortrag zum 75. Firmenjubiläum der MFD diese komplexe Geschichte nach. Ein Neustart mit dem Zauber des Anfangs, ein Industrialisierungsschub mit ziviler Produktion, Arbeit und Brot für viele – aber auch manche Kontinuitäten aus der nationalsozialistischen Vergangenheit.
https://www.rnz.de/


Weg des Erinnerns
Geschichtslehrpfad der Miklos-Klein-Stiftung mit neun Stationen

Im Mai 1944, in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges, begannen das Reichsrüstungsministerium sowie Rüstungs- und Bauunternehmen das Salzbergwerk in Kochendorf zu einer gewaltigen, unterirdischen Rüstungsfabrik auszubauen. Geschützt vor alliierten Bombenangriffen, sollten dort Turbinen für Düsenjäger und etliche andere Rüstungsgüter hergestellt werden. Der Arbeitskräftebedarf war enorm. Wie viele Zwangs- und Zivilarbeiter auf der Baustelle, die den Geheimnamen Eisbär erhielt, eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Es waren wohl mehrere Tausend.
Im August 1944 ließ die Kommandantur des KZ Natzweiler ein Außenlager in   Kochendorf errichten, um die Baustelle und den Rüstungsbetrieb im Bergwerk mit zusätzlichen Arbeitskräften zu versorgen. Fast 200 der KZ-Häftlinge verloren dabei ihr Leben.
Spuren des gigantischen Rüstungsvorhabens sind im Bad Friedrichshaller Ortsteil Kochendorf noch heute sichtbar. Die Miklos-Klein-Stiftung zur Erforschung und Dokumentation der Geschichte des KZ Kochendorf sowie die Stadt Bad Friedrichshall haben diese Orte der Zwangarbeit und Rüstungsindustrie zu dem Geschichtslehrpfad „Weg des Erinnerns“ verbunden und laden Interessierte ein, sich auf Spurensuche zu begeben. Über QR-Codes abrufbare Texte informieren an den authentischen Orten über die jeweiligen Geschehnisse.
Die Geschichte des KZ Kochendorf und der Rüstungsindustrie in Bad Friedrichshall war nach dem Zweiten Weltkrieg lange Jahre ein Tabuthema und geriet in Vergessenheit. Die Miklos-Klein-Stiftung hat sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur in Bad Friedrichshall zu dokumentieren. Dazu führten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche Gespräche mit KZ-Überlebenden und anderen Zeitzeugen, forschten in Archiven, werteten entsprechende Literatur aus und bauten ein eigenes Archiv auf. Zwischen Mai und Oktober können sich Interessierte über diese Geschichte in der KZ-Gedenkstätte informieren. Sie ist in den Rundgang des Besucherbergwerks Kochendorf integriert. Der „Weg des Erinnerns“ ist das ganze Jahr über zugänglich und wird künftig um weitere Stationen ergänzt.
Wir bedanken uns bei der Fa. Albert Huthmann GmbH & Co.KG für die Unterstützung dieses Projekts.
Stadt Bad Friedrichshall und Miklos-Klein-Stiftung.
Ein Bild mit der Bildunterschrift Zeichnung des KZ Kochendorf durch den früheren polnischen Häftling Mieczyslaw Wisniewski. @Klaus RiexingerZeichnung des KZ Kochendorf durch den früheren polnischen Häftling Mieczyslaw Wisniewski. @Klaus Riexinger
Station 1 - Bahnhof Kochendorf
Station 2 - KZ-Friedhof
Station 3 - Querstollen
Station 4 - KZ-Platz
Station 5 - Schacht mit Bunker
Station 6 - Schrägstollen
Station 7 - Alte Kelter, Lebensmittellager der OT
Station 8 - Bäckereikommandos
Station 9 - Weg der Häftlinge
https://www.friedrichshall.de/
Chemin du Souvenir
Sentier historique de la Fondation Miklos Klein avec six stations
En mai 1944, dans la dernière phase de la Seconde Guerre mondiale, le ministère de l'Armement du Reich et des entreprises des Armements et de construction ont commencé à agrandir la mine de sel de Kochendorf en une immense usine d'armement souterraine. Protégés des bombardements alliés, des turbines pour chasseurs à réaction et plusieurs autres armements devaient y être fabriqués. Le besoin de main-d'œuvre était énorme. On ne sait pas exactement combien de travailleurs forcés et civils ont été déployés sur le chantier de construction, qui a reçu le nom secret d'ours polaire (Eisbär). Il y en avait probablement plusieurs milliers.
En août 1944, le bureau du commandant du camp de concentration de Natzweiler fit construire un camp annexe à Kochendorf pour approvisionner le chantier de construction et l'usine d'armement de la mine en travailleurs supplémentaires. Près de 200 prisonniers des camps de concentration ont perdu la vie.
Les traces du gigantesque projet d'armement sont encore visibles aujourd'hui dans le quartier de Bad Friedrichshall à Kochendorf. La Fondation Miklos Klein pour la recherche et la documentation de l'histoire du camp de concentration de Kochendorf et la ville de Bad Friedrichshall ont combiné ces lieux de travail forcé et l'industrie de l'armement dans le sentier historique « Chemin du Souvenir » et invitent les parties intéressées à rechercher des indices. Les textes qui peuvent être appelés via des codes QR fournissent des informations sur les événements respectifs dans les lieux authentiques.
L'histoire du camp de concentration de Kochendorf et de l'industrie de l'armement à Bad Friedrichshall a été un sujet tabou pendant de nombreuses années après la Seconde Guerre mondiale et est tombée dans l'oubli. La Fondation Miklos Klein s'est donné pour mission de documenter la mémoire des crimes de la dictature nationale-socialiste à Bad Friedrichshall. À cette fin, les chercheurs ont eu de nombreuses entretiens avec des survivants des camps de concentration et d'autres témoins contemporains, ont mené des recherches dans les archives, ont évalué la littérature correspondante et ont constitué leurs propres archives. Entre mai et octobre, les personnes intéressées peuvent découvrir cette histoire au mémorial du camp de concentration. Il est intégré dans la visite de la mine touristique de Kochendorf. Le « Sentier du Souvenir » est accessible toute l'année et sera complété par d'autres stations à l'avenir.
Nous tenons à remercier l’entreprise Albert Huthmann GmbH & Co.KG pour son soutien à ce projet.
Ville de Bad Friedrichshall et Fondation Miklos Klein.
Ein Bild mit der Bildunterschrift Dessin du camp de concentration de Porzellandorf par l'ancien prisonnier polonais Mieczyslaw Wisniewski. @Klaus RiexingerDessin du camp de concentration de Porzellandorf par l'ancien prisonnier polonais Mieczyslaw Wisniewski. @Klaus Riexinger
Station 1 - Gare de Kochendorf
Station 2 - Le cimetière du camp de concentration Charnier
Station 3 - Tunnel transversal
Station 4 - Place du camp de concentration
Station 5 - Puits avec bunker
Station 6 - Tunnel incliné
https://www.friedrichshall.de/


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THEATER ULM ORGANISIERT RUNDGANG ZU STOLPERSTEINEN
Ulmer Audiowalk über das Schicksal jüdischer Familien

STAND
28.3.2023, 13:03 UHR
ANITA SCHLESAK
Das Theater Ulm ermöglicht "Begegnungen" mit Jüdinnen und Juden, die von den Nazis vertrieben und ermordet wurden. Beim Audiowalk erlebt man eine Art Hörspiel mitten in der Stadt.
Das Theater Ulm hat einen Rundweg zum Hören zu verschiedenen Stolpersteinen in der Stadt erstellt. Wer an dem Audiowalk teilnimmt, erfährt und erlebt über Kopfhörer die Schicksale der jüdischen Familien im Nationalsozialismus. Die einstündige Tour durch die Innenstadt führt entlang einiger Stolpersteine, die den Opfern gewidmet sind. 144 solcher Messingplatten sind insgesamt in Ulm ins Pflaster eingelassen.
Audiowalk des Theaters Ulm zu Stolpersteinen 4 Min >>>
Die Zeitreise beim Audiowalk beginnt an der vielbefahrenen Theaterkreuzung. In den 1930er Jahren war hier noch ein lauschiger Park, damals eine gute, zentrale Wohnlage. In der Neutorstraße 16, vor dem Ibis Budget, liegen Stolpersteine, die an Mitglieder der Familien Moos und Hilb erinnern. Von hier verschleppten die Nazis Jenny Moos 1942 nach Theresienstadt und später nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde. Ihre beiden Söhne konnten nach Israel entkommen. Jahrzehnte später erhalten sie Jennys Diamantring von einem Unbekannten in Tel Aviv. Niemand kennt die Gründe und Umstände, niemand fragt nach.
Der Ulmer Schauspielchef Jasper Brandis führt den Spaziergang zu Ulmer Stolpersteinen über den Karlsplatz.
Schauspielchef Brandis: "Die Recherche war sehr berührend"
Das, was wir heute wissen und erfahren können, ist umso kostbarer. Jasper Brandis, Schauspielchef am Theater Ulm, hat mit seinem Team drei Monate lang intensiv recherchiert, Interviews mit Zeitzeugen geführt und Texte verfasst. Die Beschäftigung mit dem Schicksal der jüdischen Familien und "die ganze Recherche war sehr berührend", sagt Brandis. Er findet den Audiowalk deshalb "total interessant, weil man auf die Dinge einen neuen Blick kriegt und sehr plastisch einsteigt in die Erzählungen."
Die jüdische Familie Barth einige Monate vor der Deportation nach Riga  (Foto: Archiv DZOK Ulm, B 357)
Eine Station des Ulmer Audiowalks erinnert an das Schicksal der jüdischen Familie Barth - das Foto von 1941 zeigt Heinrich und Eda Barth mit ihrer Tochter Suse einige Monate vor der Deportation nach Lettland.
In der Ulmer Neustadt ist das Schicksal der Viehhändler-Familie Barth verortet, die nach Riga deportiert wurde, wo sich ihre Spur verliert. Die Bäckerfamilie Hintz war eine der wenigen, die die ausgegrenzten jüdischen Nachbarn mit Brot versorgte. Vorbei am Wohnhaus der Unternehmerfamilie Frenkl, die mit Zigarren und Zigaretten ihr Geld verdiente, geht’s zum Schuhhaus Werdich, das der frühere jüdische Besitzer Otto Polatschek während der Arisierung verkaufen musste. Die einfühlsamen und detailreich recherchierten Texte – eingesprochen vom Ulmer Ensemble - bringen die Schicksale der jüdischen Familien sehr nahe: anschaulich und direkt vor Ort in ihrer einstigen Heimatstadt.
"Das macht einen betroffen, das kann man nicht vergessen!"
Die Geschichten gehen unter die Haut. "Ich bin ein politischer Mensch", sagt ein Teilnehmer, der wie viele betroffen ist. "Das kann man nicht vergessen", so sein Fazit. Auch Mark Tritsch von der Stolperstein-Initiative Ulm ist sehr berührt, denn der Audiowalk war viel besser, als er ihn erwartet hatte. "Ich habe nicht gewusst, dass es diesen Effekt haben würde, dass man die ganze Zeit daran denken musste: Wie war die Welt damals? Was ist passiert?" Da der atmosphärisch dichte Audiowalk auch mit Geräuschen und Liedern arbeitet, kann man sich der Wirkung kaum entziehen. "Man hat beim ganzen Gang durch die Stadt diese Gedanken im Kopf", erklärt Tritsch.
Ulmer Stolpersteine mit Lebensdaten jüdischer Opfer (Foto: SWR, Anita Schlesak)
Der Audiowalk "Begegnungen" des Theaters Ulm kostet 7 Euro und findet noch vier Mal statt, zwei Mal am Freitag, 31. März sowie am Dienstag nach Ostern, am 11. April. Jeweils um 15 Uhr und um 16:30. Der einstündige Rundgang durch die Stadt ist für zwanzig Personen konzipiert.
Sendung vom
Fr., 24.3.2023 16:00 Uhr, SWR4 BW Regional aus dem Studio Ulm, SWR4 BW aus dem Studio Ulm
https://www.swr.de/


Die ersten Konzentrationslager in Baden-Württemberg
Eine Bestandsaufnahme

09/2021Gedenkstättenrundbrief 203,S. 3-11
Marc Ryszkowski
Einzelartikel
Gesamtausgabe
Das Forschungsprojekt Die Vorstellung von einem nationalsozialistischen Konzentrationslager (KZ) im öffentlichen Bewusstsein ist geprägt vom Bild der großen Arbeits- und Vernichtungslager der 1940er-Jahre. Parallel zur historischen Beschäftigung mit diesen Tatorten sind die baulichen Zeugnisse der "Lagerarchitektur" schon seit längerem ein Objekt denkmalpflegerischer Theorie und Praxis geworden und der angemessene konservatorische Umgang mit den materiellen Zeugnissen steht nach wie vor im Zentrum eines intensiven Diskurses.
Die Gruppe der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager hat mit diesem Bild im Allgemeinen nur wenig gemeinsam. Unter den Aspekten der Organisation, Verantwortlichkeit und dem Zweck der Errichtung unterscheiden sie sich größtenteils von den späteren Lagern. Als historisches Phänomen und unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Häftlingsschicksale wurden auch die frühen Konzentrationslager bundesweit in den letzten Jahrzehnten erforscht und aufgearbeitet. Sie stehen heute teilweise im Zentrum einer intensiven Vermittlungs- und Bildungsarbeit. Ungeachtet dessen fand in diesem Zusammenhang bisher keine objektübergreifende Erfassung und Erforschung der tatsächlichen Bestandssituation statt.
Die frühen Lager der Jahre 1933 bis 1935 konstituieren sich reichsweit in der Mehrzahl durch den Rückgriff auf zum Teil parallel zu einem anderen Zweck genutzte Bestandsgebäude. Die Phase der Lagernutzung zeichnet sich als vergleichsweise dünne Zeitschicht in einem vielschichtigen Denkmalkontext ab. Gerade darin liegt eine der Herausforderungen des auf zwei Jahre angesetzten Projektes des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) zur Erforschung der Bestandssituation der frühen Konzentrationslager in Baden und Württemberg, das Anfang 2020 angelaufen ist.
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich ausgehend von der quellenbasierten Rekonstruktion der räumlichen Organisation innerhalb der Einzelbeispiele und ihrer baulichen Veränderungsgeschichte mit den Fragen, welche Spuren des Konzentrationslagers sich im aktuellen Bestand erhalten haben und welcher Anteil ihnen an der Denkmalbedeutung des Objekts in Zukunft zukommen muss.
Die Situation in Baden und Württemberg
Die ersten Konzentrationslager in den Ländern Baden und Württemberg waren keine "wilden Lager", sondern Einrichtungen in der Verantwortlichkeit des jeweiligen Innenministeriums, das die zu verwendenden Gebäude in der Regel anmieten musste. Im Betrachtungszeitrum zwischen 1933 und 1935 wurden in Baden zwei und in Württemberg drei nationalsozialistische Konzentrationslager durch das jeweilige Innenministerium betrieben. In allen Fällen sind die verwendeten Gebäude als solche bis heute erhalten geblieben. Die Gruppe der zu untersuchenden Objekte umfasst das Fort Oberer Kuhberg als Teil der Bundesfestung Ulm, die kaiserzeitlichen Kasernengebäude des Lagers Heuberg bei Stetten am kalten Markt, Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters Gotteszell in Schwäbisch Gmünd und des ehemaligen Fürstbischöflichen Schlosses Kislau sowie das Hofgut Ankenbuck, die einzige realisierte Arbeiterkolonie im Großherzogtum Baden.
Während ein Teil des Forts Oberer Kuhberg als KZ-Gedenkstätte genutzt wird, handelt es sich bei Kislau und Gotteszell um Justizvollzugsanstalten. Das Lager Heuberg ist Teil des Bundeswehr-Truppenübungsplatzes Heuberg und das Hofgut Ankenbuck befindet sich in Privatbesitz. Es liegt auf der Hand, dass sich die aktuelle Nutzung auch auf die Zugänglichkeit und den Umfang der Untersuchungen auswirkt. Glücklicherweise fanden sich seitens der jeweils Verantwortlichen zahlreiche Unterstützer des Forschungsprojektes, die eine Begutachtung der historischen Gebäude und Räumlichkeiten ermöglichten. In den vergangenen Monaten konnte somit für alle Objekte die räumliche Situation des jeweiligen KZ auf Grundlage der einschlägigen Archivalien rekonstruiert und mit dem aktuellen Baubestand abgeglichen werden. Schon die exakte räumliche Zuordnung stellt ein erstes wichtiges Zwischenergebnis des Forschungsprojektes dar. An einzelnen Befunden zu den frühen württembergischen Lagern Heuberg und Oberer Kuhberg lässt sich exemplarisch darstellen, was der historische Bestandsbegriff in diesem Fall beinhalten kann und welche historischen Schlüsse die materiellen Spuren im Einzelnen zulassen.
Der Heuberg - das erste württembergische Konzentrationslager
Die für das Forschungsprojekt relevanten Gebäude des Lagers Heuberg sind kein Kultur denkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes, als Liegenschaft der Bundeswehr handelt es sich außerdem um einen militärischen Sicherheitsbereich. Die Untersuchung der Gebäude erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Leiter der militärhistorischen Sammlung Stetten am kalten Markt, Oberleutnant a.D. Marcus Klotz, der das Forschungsprojekt von Beginn an unterstützt und den Zugang ermöglichte.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert für das XIV. Badische Armeekorps errichtet, ging der Truppenübungsplatz auf dem Heuberg bei Stetten a. k. M. nach dem Ersten Weltkrieg in württembergische Verwaltung über.
Das KZ Heuberg wurde ab März 1933 als erstes württembergisches KZ in einem Teil der Unterkunftsgebäude des Truppenübungsplatzes betrieben und bereits im November desselben Jahres wieder aufgelöst, da die entsprechenden Gebäude für die Reichswehr benötigt wurden. Zu den bis heute bekanntesten Häftlingen des Heubergs gehören der SPD-Politiker Kurt Schumacher (1895-1952) und der spätere hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968).
Die Gemeinde Stetten am kalten Markt betrachtete das KZ in ihrer unmittelbaren Nähe in erster Linie als Wirtschaftsfaktor, das heißt Absatzmarkt für regionale Erzeugnisse. Zur "Pflege der Beziehungen zum Schutzhaftlager" lud sie daher regelmäßig zu "einem gemütlichen Beisammensein" von Gemeindegrößen und Lagerleitung ein. Der ortsansässige Bauunternehmer Wilhelm Bertazzon konnte bereits im Frühjahr 1933 auf etwa 500 Häftlinge des KZ als Zwangsarbeiter im Straßenbau zurückgreifen, von deren Ausbeutung er persönlich profitierte. Trotz der historischen Nahbeziehung der Gemeinde zum Konzentrationslager blendet diese die Geschichte des ersten und größten Konzentrationslagers Württembergs bis heute weitestgehend aus.
Die historischen Gebäude auf dem Heuberg
Die ab 1912 in nur zwei Jahren vom Stuttgarter Bauunternehmen Baresel errichteten Gebäude konnten durch das KZ ohne bauliche Veränderungen bezogen werden, Grundrisse und Ausstattung entsprachen im Jahr 1933 noch dem Stand der Bauzeit, die Unterbringung der Häftlinge und der Wachmannschaften erfolgte getrennt voneinander in großflächigen Schlaf- und Aufenthaltsräumen. Die Einrichtung des KZ erfolgte in zwei Phasen, was die im Laufe des Frühjahrs 1933 stark ansteigenden Häftlingszahlen widerspiegelt.
Nach 1933 wurden die Unterkunftsgebäude wieder durchgängig militärisch genutzt. Für den baulichen Bestand der dem KZ zuzuordnenden Gebäude bedeutet dies den
nahezu vollständigen Verlust an historischen Grundrissen und Ausstattungsdetails in den Innenräumen, da bis in die jüngste Vergangenheit der geltende Standard der Truppenunterbringung umgesetzt worden ist. Eine seit der Bauzeit beibehaltene Nummerierung der Gebäude ermöglicht die gesicherte Zuordnung einzelner Bauten im aktuellen Bestand. Unterkunfts- und Funktionsbauten des KZ, wie die Strafbauten, die Kommandantur und das Krankenrevier - in dem am 9. September 1933 der Häftling Simon Leibowitsch von Angehörigen der Wachmannschaft ermordet wurde - lassen sich zweifelsfrei benennen. Ihre räumliche Binnenorganisation für das Jahr 1933 ist aber nur noch in Form zeitgenössischer Pläne und der Häftlingsberichte überliefert.
Die "Hundezwinger"
In den späteren Berichten der Häftlinge findet die räumliche Situation vor allem dann Erwähnung, wenn sie mit negativen Erfahrungen verbunden war. Ein Kristallisationspunkt der Erinnerung sind daher die Dachgeschosse der Strafbauten 19 und 23 als Orte von Verhör und Folter und insbesondere die dort eingebauten - "Hundezwinger" genannten - Arrestzellen. Da die Dachgeschosse aus Brandschutzgründen von der Truppenunterbringung ausgenommen sind, konnte im Laufe der letzten Monate die Lage und Konstruktion dieser Zellen rekonstruiert werden.
Arrestzellen wurden in den Dachgeschossen von Gebäude 19 und 23 bereits im Ersten Weltkrieg eingerichtet. Während die Akten von 1918 ihre Nutzbarkeit auf die Sommermonate beschränken, die Aufstellung eines Ofens konnte aus Gründen des Brandschutzes nicht gestattet werden, wurden Kälte und Sommerhitze in der KZ-Phase zu einem bewussten Mittel der Folter.
In Gebäude 19 hat sich auf der, der Dachhaut zugewandten Seite einer Stuhlständerstrebe ein seltenes Zeugnis aus der KZ-Zeit erhalten: Die Bleistiftinschrift eines Häftlings, die neben seinen Initialen auch den Zeitraum seines Arrests (25. 7. 1933 bis 29. 7. 1933) nennt. Die Lage dieser Inschrift beweist, dass 1933 zusätzlich zu den seit 1918 vorhandenen Zellen die Bereiche zwischen ihnen und der anschließenden Dachschräge durch eine einfache Verbretterung ebenfalls zu Zellen ausgebaut wurden, die durch ihre geringe Größe und ihre Lage direkt unter der Dachhaut die verschärften Arrestbedingungen des Jahres 1933 widerspiegeln. Die Inschrift belegt als materielles Zeugnis die überlieferten Aussagen zahlreicher Heuberg-Häftlinge. Sie erlaubt es zudem erstmals, einen "Hundezwinger" im historischen Bestand sicher zu verorten, denn die 1933 eingebauten Zellen wurden in den darauffolgenden Jahrzehnten nahezu restlos entfernt.
Die Spuren der Arrestzellen in Gebäude 19 stellen eine der wenigen Schnittmengen der archivalischen und materiellen Überlieferung dar. Typisch für das KZ Heuberg ist der Rückgriff auf bestehende Einrichtungen, die pragmatisch und ohne aufwendige bauliche Maßnahmen den veränderten Anforderungen angepasst wurden. Das KZ Heuberg war von Beginn an eine Einrichtung auf Zeit.
Das Fort Oberer Kuhberg
Als Teil der Bundesfestung Ulm ab der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und immer weiter fortifikatorisch angepasst, diente das Fort in der Zwischenkriegszeit, während und nach dem zweiten Weltkrieg unterschiedlichsten militärischen und zivilen Zwecken. Zwischen 1933 und 1935 wurde in einem Teil der Räume ein KZ als Nachfolgelager des KZ Heuberg betrieben.
Das Fort bietet schon aufgrund seiner aktuellen Nutzung durch die KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg und den Förderkreis Bundesfestung Ulm e.V. hinsichtlich der Zugänglichkeit gute Voraussetzungen für eine detaillierte Untersuchung. Allerdings handelt es sich auch in diesem Fall um ein Objekt, das im Verlauf der letzten Jahrzehnte viel von seiner historischen Vielschichtigkeit verloren hat. Obwohl es seit 1960 ein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes ist, gingen die Einrichtung der Gedenkstätte im Reduit ab den späten 1970er Jahren und die zuvor einsetzende Renovierung weiter Teile der Anlage als Festungsmuseum mit einem hohen Maß an Substanzverlust einher. Die Bedeutung des Ortes als frühes KZ wurde bereits 1979 als eine zentrale Denkmaleigenschaft formuliert, die materiellen Spuren dieser Zeitschicht aber praktisch nicht als denkmalwert, geschweige denn denkmalkonstituierend betrachtet, was im Reduit, der ehemaligen KZ-Kommandantur, zum Verlust der meisten historischen Wandoberflächen führte. Die bis heute diesen Bereich dominierende Steinsichtigkeit der Innenräume geht auf die Vorgabe des Anfand der 1980er-Jahre mit dem Raumkonzept betrauten Architekten zurück, der auf diese Weise eine Ästhetisierung vornahm, die nichts mit dem Raumeindruck der Jahre 1933 bis 1935 zu tun hat. Das Problem der fehlenden Beziehung zwischen historischem Ort und materiellem Zeugnis wird gerade an diesem Beispiel besonders deutlich.
Dekorierte Hafträume?
Die Kasemattengänge im Norden, Süden und Westen des Forts, die durch das KZ als Hafträume genutzt wurden, blieben vom Rückbau der letzten Jahrzehnte unberührt. Hier haben sich, wie auch im nördlichen Flankenturm - der KZ-Küche - Wanddekorationen in Form schablonierter vegetabiler und geometrischer Bänder und farbig gestalteter Wandzonen und Sockelbereiche erhalten. Als ein Ergebnis der quellenbasierten bauhistorischen Untersuchung unter Miteinbeziehung der überlieferten Bau-, Veränderungs- und Nutzungsgeschichte müssen diese Dekorationen im Zusammenhang mit dem Konzentrationslager entstanden sein.
Für diese Zuordnung sprechen auch das Vorkommen der Wandgestaltung in allen überlieferten Haftbereichen - und ausschließlich dort - als quantitatives Phänomen mit lokalen Variationen und der formale Zusammenhang zur frühesten Elektrifizierung in den nördlichen Dechargekasematten 1934.
In den Häftlingsberichten wird eine Gestaltung der Hafträume nicht explizit erwähnt, ein ehemaliger Häftling nennt allerdings "das Streichen" der Kasemattenwände als eine der frühen Instandsetzungsmaßnahmen zum Jahreswechsel 1933/34. Ähnlich wie schon im Fall des Heubergs finden räumliche Details auch hier nur dann Eingang in die Überlieferung, wenn sie negativ konnotiert gewesen sind. Die Summe der Häftlingsberichte und die historisch belegbare Raumsituation sind nur teilweise kongruent zueinander und vor allem späte Erinnerungen an die eigenen Haftbedingungen beziehen mitunter Baudetails mit ein, die es zum Zeitpunkt des KZ nachweislich noch gar nicht gab. Ein Beispiel hierfür sind die ab etwa 1942 eingegossenen stufenförmigen Betonfundamente in einem Bereich des Forts, der durch das KZ als Haftraum genutzt wurde. In der Beschreibung eines Kuhberg-Häftlings aus den 1970er-Jahren benennt er im Rahmen einer Ortsbegehung diese Betonstufen ausdrücklich als Standort der Stockbetten.
Aufschlussreich für die Zuordnung der Wandgestaltung ist die Beschreibung des Häftlings Johann Schneider, nach der in den Kasemattengängen auf jeweils zwei "Schlafbunker" ein "Aufenthaltsbunker" folgte. Auf den Grundriss der drei Häftlingsbereiche übertragen, muss es sich bei diesen Aufenthaltsräumen um die jeweils mit einer Feuernische ausgestatteten Kasematten handeln. Diese Sonderräume weisen an allen vier Wänden Dekorationen auf, während die Schlafräume lediglich über eine entsprechend dekorierte durchgehende Stirnwand und Ganglaibung verfügen.
Die wahrscheinlichste Erklärung für eine gestalterische Abstufung ist die unterschiedliche Ausstattung der jeweiligen Räume zum Zeitpunkt ihrer Ausgestaltung. Während die undekorierten Wandbereiche in den Schlafräumen von den Stockbetten der Häftlinge verstellt waren, befanden sich in den theoretisch beheizbaren Aufenthaltsräumen lediglich niedrige Bänke und Tische. In der Konsequenz spiegelt die abgestufte Wandgestaltung bis heute die räumliche Organisation und Ausstattung der Hafträume wider. Darüber hinaus markieren die Unterschiede in den Gestaltungsdetails auch die Grenzen der überlieferten Haftbereiche. Da die Häftlinge auch zum Zeitpunkt der Ausgestaltung über diese Bereiche hinweg keinen Kontakt zueinander hatten, wurde die "Gestaltungsvorgabe" in jedem Haftbereich unterschiedlich umgesetzt.
In ihrer historischen Aussagekraft ist die Gestaltung quantitativ und qualitativ ein herausragendes materielles Zeugnis des KZ im Fort Oberer Kuhberg.
Das "Schutzhaftlager Ulm" im Spiegel der (bau)historischen Befunde
Im Gegensatz zu den bezugsfertigen Gebäuden des Lagers Heuberg brachten bereits die Voraussetzungen des Forts im November 1933 die Notwendigkeit mit sich, bauliche Maßnahmen im weitesten Sinne durchzuführen. Diese erschöpften sich allerdings nicht in der jeweils pragmatischsten Lösung.
Die Gestaltung der Hafträume durch die KZ-Häftlinge mag mit Blick auf die überlieferte Lebenswirklichkeit des Lagers paradox erscheinen, sie steht aber im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Bau- und Veränderungsmaßnahmen in dieser Nutzungsphase des Forts, die im aktuellen Bestand nur noch rudimentär vorhanden sind:
1934 wurde ein Weg zwischen dem Fort und dem nahegelegenen Infanteriestützpunkt Gleißelstetten, der Eingangs- und Arreststufe des KZ, von Häftlingen befestigt und mit einer elektrischen Beleuchtung versehen. Etwa zeitgleich erfolgte die früheste Elektrifizierung der Kasematten. Das um 1905 angebrachte Staketentor am Zugang zum Reduit wurde mit Einrichtung der Kommandantur ausgehängt, eingelagert und erst nach Auflösung des KZ wieder angebracht. Ohne das Tor verfügte der Eingang zur Kommandantur hinter dem komplett zurückgeschlagenen Eisentor des 19. Jahrhunderts über ein hölzernes Türelement und hatte damit einen vollkommen anderen Charakter als heute. Im Inneren der Kommandantur waren die gefassten Wände großflächig mit Inschriften, Symbolen und Hoheitszeichen dekoriert, die spätestens nach dem Krieg übertüncht und mit Einrichtung der Gedenkstätte entfernt wurden.
Auch das sogenannte "Schmalzbrünnele", ein Frischwasserbrunnen mit Abwaschplatz vor dem Küchenzugang wurde im Frühjahr 1934 von Häftlingen angelegt, dekorativ gestaltet und neben einschlägigen Symbolen mit einer okkultistischen Inschrift versehen. In den 1970er-Jahren abgebrochen, zeugen davon neben den erhaltenen Ansätzen der Umrandungsmauer und einem älteren, in die Konstruktion integrierten Ablauf nur noch die historischen Fotos.
Den Aufwand der Maßnahmen des Jahres 1934, die natürlich auch der Beschäftigung der Häftlinge dienen sollten, vor dem Hintergrund der Schließung des Lagers nur ein Jahr später als Widerspruch wahrzunehmen wäre ein Anachronismus. Grund für die Auflösung war neben den hohen Kosten der "Schutzhaft" und den rückläufigen Häftlingszahlen vor dem Kontext der machtpolitischen Konsolidierung des NS die reichsweite Umstrukturierung der Konzentrationslager und Zentralisierung ihrer Organisation. Das rasche Ende war für die Verantwortlichen auf dem Oberen Kuhberg 1934 noch nicht abzusehen. In ihrer Umsetzung unterstreichen die Maßnahmen den Anspruch eines Lagers als dauerhafte Einrichtung und Teil nationalsozialistischer Herrschaft. Auch davon zeugen bis heute die letzten Spuren des KZ auf dem Oberen Kuhberg als materielle historische Quelle.
Bauforschung als Spurensuche: Das Lager im historischen Baubestand
Im Zuge der Untersuchung der fünf Objekte wurde schnell deutlich, dass es keinen selektiven Zugriff auf den historischen Bestand aus der KZ-Zeit geben kann. Innerhalb teils sehr komplexer Denkmalstrukturen ergeben sich Rückschlüsse auf ihn nur aus der Kenntnis der vollständigen Bau- und Nutzungsgeschichte des jeweiligen Objektes. Die am Beispiel Ulm beschriebene fehlende Kongruenz zwischen dem aktuellem Bestand und den überlieferten Quellen lässt sich dadurch ein Stück weit auffangen und zum Ausgangspunkt einer quellenkritischen Betrachtung machen.
Die Übernahme und Nutzung bestehender Einrichtungen wie im Fall des Heubergs, aber auch Spuren einer teilweise auch historisch interessanten Nachnutzung nach Auflösung des jeweiligen KZ tragen zur Dynamik des eigentlichen Bestandsbegriffs bei. So finden sich in den Kasematten des Kuhbergs noch die kyrillischen Inschriften der dort von Ulmer Betrieben beschäftigten Zwangsarbeiter der Jahre 1943 bis 1945 und in einem Dachbereich des Heubergs die Inschrift eines standrechtlich verurteilten: "Morgen werde ich erschossen 1943". Angesichts der Fragestellung des Forschungsprojektes liegen diese Zeugnisse natürlich außerhalb des historischen Rahmens, als bedeutende, bisher unbeachtete Denkmalbestandteile müssen sie dennoch dokumentiert und historisch aufgearbeitet werden.
Auch diese Details verweisen auf den vielschichtigen Charakter der Objekte als historische Denkmale. Die Schwerpunktsetzung liegt dabei beim Rezipienten, denn das Fort Oberer Kuhberg ist sowohl Bestandteil der Bundesfestung Ulm, als auch frühes Konzentrationslager, Stätte von Zwangsarbeit etc. Die materiellen Spuren jeder dieser Phasen tragen in ihrer Gesamtheit zur historischen Objektbedeutung bei, die nicht zuletzt auch die Ergebnisse unseres Forschungsprojekt stärken möchte. Dies gilt natürlich nicht nur für das Beispiel Ulm, sondern für alle frühen Lager in Baden und Württemberg.
Als reichsweites Phänomen sind die frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager heute ein wichtiger Bestandteil der bundesweiten Gedenkstättentopografie. Da dem Forschungsprojektes als landesweite Untersuchung angesichts seiner Fragestellung auf der Bundesebene eine beispielgebende Position zukommt, ist im Rahmen einer am 13. und 14. 1. 2022 in Ulm stattfindenden Tagung über die Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse zu den Objekten in Baden-Württemberg hinaus auch der länderübergreifende Austausch vorgesehen. Neben dem bauforscherischen Schwerpunkt geht es auch um die Perspektive der Vermittlung und Gedenkstättenarbeit. Welchen Stellenwert hat das Objekt als materielle Quelle in der Vermittlungsarbeit und wo liegen die Schwierigkeiten der objektbezogenen Vermittlung im Bereich der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager? Anmeldungen sind ab Oktober 2021 unter www.denkmalpflege-bw.de/service/veranstaltungen/ möglich.
Marc Ryszkowski studierte Kunstgeschichte sowie Denkmalpflege/Heritage Science und arbeitet seit Anfang 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Landesamtamt für Denkmalpflege an dem Forschungsprojekt zur Bestandssituation der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager in den ehemaligen Ländern Baden und Württemberg.
https://www.gedenkstaettenforum.de/



2.2 Online-Artikel und Bücher zu Aktuellem über Nazi-Konzentrationslager und NS-Gedenkstätten


Parallelen zwischen damals und heute: Gedenkstättenleiterin über Rechtsruck und Kriegsende

Stand: 29.03.2025, 11:00 Uhr
Von: Kerim Eskalen
Die Interimsleiterin der Gedenkstätte Breitenau: Dr. Maike Bartsch
Ist beunruhigt über die heutigen Entwicklungen: Dr. Maike Bartsch, Leiterin der Gedenkstätte Breitenau © Kerim Eskalen
Maike Bartsch, Leiterin der Gedenkstätte Breitenau, spricht über 80 Jahre Kriegsende. Warum Gedenkarbeit auch heutzutage noch wichtig ist.
Guxhagen – Zum 80. Mal jährt sich dieses Jahr das Kriegsende in Deutschland. Mit dem Ende des Krieges endete auch die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, die für den Tod von mehreren Millionen Menschen verantwortlich waren.
Am kommenden Sonntag, 30. März, findet ab 11 Uhr an der Gedenkstätte in Guxhagen eine Gedenkveranstaltung zum Kriegsende statt. Wir sprachen im Interview mit der Gedenkstättenleiterin Dr. Maike Bartsch darüber, warum Gedenkstätten heutzutage wichtig sind, welche Parallelen zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu erkennen sind und was am Sonntag geplant ist.
Frau Bartsch, 80 Jahre nach Kriegsende in Deutschland. Warum braucht es heutzutage noch Gedenkstätten wie Breitenau?
Ich würde sagen, heute braucht es mehr Erinnerungsorte und Gedenkstätten als in manchen Jahrzehnten vor unserer Zeit. Wir merken heute, dass die Lehren aus der Vergangenheit nicht überall angekommen sind. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck, sondern das spiegeln auch die steigenden Besucherzahlen wider. Wir haben hohe Anfragen zum Beispiel von Schulen. Aber auch an den Unis, an Ausbildungsstätten und für firmeninterne Fortbildungen sind demokratiefördernde Themen in diesen Tagen sehr wichtig und werden angefragt.
Wie wichtig ist es denn heutzutage noch, auf die NS-Zeit aufmerksam zu machen?
Sehr wichtig. Es gibt leider viele Parallelen zwischen der Zeit vor 1933 und heute. Ich denke da zum Beispiel an eine enttabuisierte Sprache, die auch hierzulande in der Politik salonfähig wird. AfD-Politiker im Feld rechts außen bedienen sich offenkundig bewusst in Wort und Bild in der nationalsozialistischen Vergangenheit. In der Ideologie der Nazis spielte es immer eine große Rolle, auszugrenzen, Schuldige zu benennen und Feindbilder aufzubauen. Auch da sollten wir heute wachsam sein, um nicht in gleiche Muster zu verfallen.
Sie haben die Entwicklung angesprochen. Wir haben in Deutschland seit einigen Jahren einen Rechtsruck. Beunruhigt Sie das?
Das beunruhigt mich ungemein, vor allem auch die Tatsache, dass so breite Schichten der Bevölkerung darauf anspringen. Es gibt offenbar eine große Sehnsucht, die Dinge einfach zu sehen und für komplexe Inhalte einfache Erklärungsmuster heranzuziehen. Dieses Bedürfnis bedient die AfD ganz hervorragend. Das sieht man schon bei den produzierten TikTok-Clips, mit denen die AfD viele Menschen erreicht – insbesondere die junge Generation. Dem müssen wir unbedingt die komplexeren Sachverhalte entgegensetzen, auch wenn das mühevoller ist. Einfach ist in diesem Fall nicht besser.
Ist es nicht auch wichtig, Gedenkstätten als Informationsstandort für Jugendliche attraktiv zu halten, wenn Fake News über soziale Medien propagiert werden?
Das ist besonders wichtig. Die Gedenkstätte Breitenau hat den großen Vorteil, dass ihre Inhalte den Jugendlichen im Wortsinn nahegebracht werden können. Besucher entdecken hier Anknüpfungspunkte zu Orten, Namen und Sachverhalten, die sie schon kennen. Das kann beispielsweise durch die Biografie eines Zwangsarbeiters geschehen, der in einer Firma in der Region gearbeitet hat, die man kennt. Anknüpfungspunkte schaffen Aha-Effekte. Wir haben dabei auch im Hinterkopf, dass es immer weniger Zeitzeugen geben wird. Es finden keine Gespräche mehr in den Familien statt, bei denen Oma und Opa noch aus eigener Erfahrung erzählen. Und dafür müssen wir uns Ersatz holen. Social Media spielt bei uns übrigens eine große Rolle. Das Team der Gedenkstätte Breitenau hat seit Beginn des Jahres mit Allistair Sebastián Fritz López Mercado einen neuen Mitarbeiter, der sich speziell um unsere Instagram- und Facebook-Auftritte kümmert.
Zeitzeugen haben die NS-Zeit am eigenen Leib miterlebt. Wenn man Aussagen aus der AfD hört, in denen die NS-Zeit als Vogelschiss der Geschichte bezeichnet wird, Remigration-Pläne für Menschen mit Migrationshintergrund erstellt werden und diese Partei jetzt zweitstärkste Kraft ist: Haben wir dann keine Lehren gezogen?
Die Entwicklung beunruhigt mich sehr. Das sind Menschen, bei denen die Lehren aus der Vergangenheit nicht angekommen sind.
Elon Musk, Tech-Milliardär, kritisierte auf einer AfD-Veranstaltung den Fokus auf die Erinnerungsgeschichte und meinte, man müsse das hinter sich lassen. Wie ordnen Sie so eine Aussage ein?
Es sehr einfach, die Dinge aus der Vergangenheit einfach wegzustreichen. Dann muss man nur noch nach vorne sehen, um vermeintlich gepäcklos durch das Leben zu kommen. Dieses Gepäck lässt sich aber nicht so leicht abwerfen und wir tun gut daran, es mit uns zu tragen, weil es nämlich wertvoll ist für die Zukunft. Die Geschichte ist nicht von gestern. Das müssen wir uns alle hinter die Ohren schreiben. Die Lehren aus der Vergangenheit helfen. Sie sind nicht nur Ballast, sondern strukturgebend für alles, was für uns in der Zukunft wichtig ist.
Haben Sie zu „80 Jahre Kriegsende“ etwas Besonderes geplant?
Wir haben eine große Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer, die in Guxhagen am 30. März 1945 ermordet worden sind, einen Tag vor der Befreiung durch die Amerikaner. Das sind 28 Menschen französischer, sowjetischer und niederländischer Herkunft, die im Arbeitserziehungslager inhaftiert waren. Mithäftlinge mussten im benachbarten Waldstück eine Grube ausheben. In Gruppen, immer zwei aneinander gefesselt, wurden die Gefangenen dorthin geführt, durch Genickschuss getötet und im Waldboden verscharrt. Von den 28 Personen haben wir auch nur 13 Namen. Ihre Spuren sollten verwischt werden. Zudem sind fast 800 Gefangene aus dem Lager deportiert worden – unter anderem in die großen Vernichtungslager.
Wer kommt am Sonntag alles zu Besuch?
Unter anderem kommt der amerikanische Generalkonsul zu Besuch. Das hat den Hintergrund, dass die Region von amerikanischen Truppen befreit wurde. Wir freuen uns sehr, dass er dabei ist und dass er die Wichtigkeit dieser Veranstaltung sieht. Man muss aber auch sagen, dass es ein bisschen schmerzt, in diesem Zusammenhang auf die Aktualität zu schauen. Wir feiern bei so einem Gedenktag die Demokratie, die uns zuteilgeworden ist. Und wenn wir heute zu unseren amerikanischen Freunden blicken, dann sind wir besorgt, ob all diese Werte dort noch hochgehalten werden.
Und wer kommt noch?
Es sprechen noch Oberbürgermeister Sven Schoeller aus Kassel und Guxhagens Bürgermeisterin Susanne Schneider. Ich werde die Gedenkstätte vertreten und Frithjof Tümmler die evangelische Kirchengemeinde. Auch Regierungspräsident Mark Weinmeister ist zu Gast. Wir haben eine Kerzenzeremonie geplant, bei der für jedes Opfer eine Kerze angezündet wird. Wir würden uns freuen, wenn die Bevölkerung von Guxhagen zahlreich erscheint. Die Geschichte der hiesigen Lager ist stark mit der Geschichte der Gemeinde verwoben. Wir freuen uns, wenn die Menschen das erkennen und Interesse zeigen.
Was ist das Besondere an der Gedenkstätte Breitenau?
Die Gedenkstätte Breitenau war eben nicht eines dieser großen Vernichtungslager wie Auschwitz oder Dachau, von denen so oft in den Medien berichtet wird. Wir haben hier aber eine große Kontinuität von über hundert Jahren, in denen Randgruppen der Gesellschaft ausgegrenzt, gefangen gehalten und drangsaliert wurden. Anders als in den großen Lagern gab es hier eine starke Verflechtung in die umliegende Bevölkerung, außerdem zu verschiedenen Behörden wie zum Beispiel der Polizei. Besonders ist hier auch, dass ein sehr großer Aktenbestand des Lagers erhalten ist. Das eröffnet die Möglichkeit, Besuchergruppen eigenständig forschend lernen zu lassen.
Und was setzen Sie um, um die Attraktivität der Gedenkstätte weiterhin hochzuhalten?
Wir sind in den vergangenen Jahren wunderbar modern geworden. Das haben wir Ann Katrin Düben zu verdanken. Schauen Sie zum Beispiel einmal auf den Webauftritt der Gedenkstätte oder den QR-Code-Rundgang, mit dem das Außengelände der Gedenkstätte erschließbar ist. Seit Beginn des Jahres läuft unser von Bundesmitteln gefördertes Projekt „BreiteNOW“, bei dem Guxhagener Jugendliche aufgerufen sind, aktiv zu werden. Junge Menschen werden gemeinsam mit Bildungspartnern digitale Formate wie Web-Apps und Audiowalks entwickeln und so neue Wege des Erinnerns und Verstehens in der Gedenkstätte Breitenau eröffnen. Ein 360-Grad-Rundgang als Vorlage dafür ist schon geschaffen worden. Nicht zuletzt ist uns eine stärkere Vernetzung mit der Stadt Kassel wichtig, die wir unter anderem mit Stadtteilrundgängen zu erreichen hoffen.
Was würden Sie Menschen raten, die sagen: „Geschichte ist passiert, das kümmert mich heute nicht“?
Wachsam sein. Wenn man vielleicht keine gute historische Bildung hat und sich auch gar nicht für Geschichte interessiert, dann reicht es doch oftmals, den gesunden Menschenverstand einzuschalten, einen Schritt weiter zu denken und zu überlegen: Was passiert, wenn man andere ausgrenzt? Was passiert, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt? Was passiert, wenn man Demokratie und demokratische Strukturen vernachlässigt und nicht mehr für so wichtig hält? Negative Beispiele gibt es in der Welt zurzeit genügend. Man sollte sich die Frage stellen, ob man diese Richtung wirklich einschlagen will. (Kerim Eskalen)
Zentrale Gedenkveranstaltung am 30. März
Die Gedenkstätte Breitenau, die Gemeinde Guxhagen, die Stadt Kassel und die evangelische Kirchengemeinde laden für den 30. März, ab 11 Uhr, zum gemeinsamen Gedenken auf das Außengelände der Gedenkstätte Breitenau ein. „Wir erinnern an die Endphaseverbrechen, das Kriegsende und die Befreiung vor 80 Jahren“, heißt es in einer Mitteilung. Als Gäste vor Ort sind unter anderem Brian Heath, Generalkonsul am US-Generalkonsulat in Frankfurt, Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller und Guxhagens Bürgermeisterin Susanne Schneider.
https://www.hna.de/


Münchner Sicherheitskonferenz
Scholz zu Vance-Äußerungen: „Einmischung von außen zugunsten von AfD ist unangemessen“


Bundeskanzler Scholz hat die gestrigen Äußerungen von US-Vizepräsident Vance zugunsten der AfD als unangemessen bezeichnet. Es verbiete sich jegliche Einmischung in die Bundestagswahl zugunsten dieser Partei, sagte Scholz am zweiten Tag der Münchner Sicherheitskonferenz.
16.02.2025

    Olaf Scholz steht bei der Münchner Sicherheitskonferenz am Rednerpult.
    Olaf Scholz mit deutlichen Worten bei der Münchner Sicherheitskonferenz (AFP / THOMAS KIENZLE)
    Deutschland werde es nicht akzeptieren, wenn Außenstehende in „unsere Demokratie, in unsere Wahlen und in die demokratische Meinungsbildung“ eingriffen. Das gehöre sich nicht – erst recht nicht unter Verbündeten. Scholz betonte, ein Bekenntnis zum „Nie wieder“, wie Vance dies am Donnerstag beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau abgelegt habe, sei nicht mit der Unterstützung für die AfD in Einklang zu bringen. – Vance hatte den europäischen Staaten vorgeworfen, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken und Angst vor dem eigenen Volk zu haben. In Anspielung auf die AfD betonte er, es gebe keine Berechtigung für Brandmauern.
    Scholz bekräftigte zudem die weitere langfristige Unterstützung der Ukraine. Mit Blick auf mögliche Friedensgespräche sagte er, es dürfe nicht über die Ukraine ohne die Ukraine gesprochen werden. Einen Diktatfrieden werde man niemals unterstützen.
    Merz verteidigt gesetzliche Regelungen gegen Hassrede
    Nach Bundeskanzler Scholz kritisierte auch Unionskanzlerkandidat Merz die Einmischung der US-Regierung in den deutschen Wahlkampf. Man respektiere die Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA und erwarte, dass die USA dies hier auch täten, sagte Merz ebenfalls auf der Sicherheitskonferenz.
    Merz wies zudem die Kritik von US-Vizepräsident Vance an einem angeblichen Werte-Defizit in Europa zurück. Es sei vollkommen richtig, dass es in Deutschland gesetzliche Regelungen etwa gegen Hassreden oder Fake-News gebe. Merz verwies darauf, dass das US-Präsidialamt kürzlich einen Journalisten von Pressekonferenzen im Weißen Haus ausgeschlossen habe. So etwas passiere in Deutschland nicht.Münchner Sicherheitskonferenz
    Scholz zu Vance-Äußerungen: „Einmischung von außen zugunsten von AfD ist unangemessen“
    Diese Nachricht wurde am 15.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
    https://www.deutschlandfunk.de/


    Leiter von KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Übergriffe sind Alltag

    Stand: 25.01.2025 16:44 Uhr
    Schmierereien, Beschädigungen und Übergriffe sind in deutschen KZ-Gedenkstätten mittlerweile Alltag - das sagte Oliver von Wrochem, Leiter der Hamburger Gedenkstätte Neuengamme, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die KZ-Gedenkstätten in Deutschland würden derzeit prüfen, wie sie sich besser gegen die zunehmende Zahl an Übergriffen schützen können. Das ehemalige KZ in Neuengamme einzuzäunen und dadurch besser zu schützen sei aufgrund der Fläche von 57 Hektar allerdings keine Option.
    Dieses Thema im Programm:
    NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 25.01.2025 | 16:00 Uhr
    https://www.ndr.de/


    Schutz vor Übergriffen
    Leiter von KZ-Gedenkstätte: Übergriffe sind Alltag

    Wie lassen sich KZ-Gedenkstätten besser schützen? Schmierereien und Übergriffe seien mittlerweile Alltag, sagt der Leiter der Einrichtung Neuengamme.
    Von dpa
    25.01.2025, 12:21
    Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme beschäftigt sich mit der Frage, wie diese besser geschützt werden kann. (Symbolfoto) Georg Wendt/dpa
    Osnabrück - KZ-Gedenkstätten beschäftigen sich mit einem Schutz vor Übergriffen. Schmierereien, Beschädigungen und andere Übergriffe seien mittlerweile Alltag in den Gedenkstätten, sagte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Er ist zugleich Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland.
    „Es stellt sich zunehmend die Frage, ob die Gedenkstätten überhaupt noch offene Orte sein können, die nicht hermetisch nach außen abgeriegelt werden“, sagte von Wrochem. In der Konsequenz seien verschiedene Gedenkstätten dazu übergegangen, Gefährdungsanalysen zu erstellen oder gleich Schutzkonzepte zu entwerfen. „Es ist aber schwierig.“
    Die Gedenkstätte Neuengamme liegt im Südosten Hamburgs an der Elbe, sie umfasst eine Fläche von 57 Hektar. Allein deswegen sei es keine Option, die Gedenkstätte komplett einzuzäunen und dadurch besser zu schützen.
    „Wir melden das natürlich an die Polizei und von da geht es seinen Weg. Aber mir ist kein aktuelles Beispiel bekannt, wo Ermittlungen nicht eingestellt worden wären. Das ist unsere nüchterne Realität“, beschrieb von Wrochem die Situation nach Vorfällen. Ohnehin werde die Arbeit der Gedenkstätten in Deutschland immer schwieriger: „Wir beobachten eine Diskursverschiebung. Der mehrheitsgesellschaftlich getragene Konsens, rechtsextreme oder antisemitische Haltungen abzulehnen, ist ins Rutschen geraten.“
    https://www.mz.de/


    Neubau für die KZ-Gedenkstätte

    Stand:23.01.2025, 18:00 Uhr
    Von: Rosemarie Gerhardy
    MoringenKZ-Gedenkstätte und Stadthalle von oben
    Platz für einen Anbau der KZ-Gedenkstätte könnte zwischen der Gedenkstätte am Torhaus und der Stadthalle sein. © Gerhardy, Rosemarie
    Es gibt keine Möglichkeit, die KZ-Gedenkstätte am historischen Ort, der ehemaligen Kommandantur an der Langen Straße 32 in Moringen, zu erweitern. Zu diesem Schluss kommt eine Prüfung durch das Sozialministerium, die 2022 per Erlass beauftragt wurde.
    Das fast 300 Jahre alte Gebäude sei sanierungsbedürftig, heißt es. Insbesondere der Keller sei feucht, und hierdurch seien große Schäden entstanden. Die KZ-Gedenkstätte, die hier einige Räume für ihre Arbeit nutze, dürfe nun sogar einen Kellerraum nicht mehr betreten, berichtet KZ-Gedenkstättenleiter Stefan Wilbricht. An eine notwendige Erweiterung der Gedenkstättenarbeit sei hier aufgrund des Gutachtens ebenfalls nicht mehr zu denken.
    Aus diesem Grund werde nun ein Neubau für die Gedenkstättenarbeit unverzichtbar. Rund fünf Millionen Euro würden dafür voraussichtlich benötigt, auch um eine Ausstellungsarbeit zu ermöglichen. Doch dafür brauche es einen Schulterschluss zwischen verschiedenen Akteuren und ein breites politisches Bündnis, betont Wilbricht. Das sei auch beim Besuch des Niedersächsischen Sozialministers Dr. Andreas Philippi (SPD) in der vergangenen Woche deutlich geworden. Das Verständnis für den höheren Platzbedarf sei im Sozialministerium gegeben und auch die Bedeutung der Gedenkstättenarbeit in Moringen. Immerhin waren laut Wilbricht mit 2600 Besuchern im vergangenen Jahr die Besucherzahlen erneut auf einem Höchststand. Zugleich fehle es in der Arbeit weiterhin an eigenen, geeigneten Räumen. Der Minister habe sich hinter die Arbeit der KZ-Gedenkstätte gestellt und wolle an der Weiterentwicklung mitwirken.
    Moringen Stefan Wilbricht, Leiter KZ-Gedenkstätte Moringen, vor Plänen und Modell eines möglichen Erweiterungsbaus
    Planungsideen für einen Neubau: Stefan Wilbricht, Leiter KZ-Gedenkstätte Moringen, mit ersten Varianten. © Gerhardy, Rosemarie
    Für die nun notwendigen Gespräche und einen Fördermittelantrag beim Bund wolle sich laut Wilbricht Frauke Heiligenstadt (SPD, MdB) zusammen mit Karoline Otte (Grüne, MdB) in Berlin einsetzen. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Moringens Bürgermeisterin Heike Müller-Otte hätten ebenfalls ihre Unterstützung zugesichert, berichtet Wilbrecht. Sowohl der Landkreis als auch die Stadt Moringen haben gerade erst die Förderung der KZ-Gedenkstätte Moringen institutionell abgesichert. Auch der ärztliche Direktor des Maßregelvollzugszentrums, Dr. Dirk Hesse, unterstrich den Stellenwert der KZ-Gedenkstätte für sein Haus und der Bildungsarbeit hier am historischen Ort. Auch wenn es einen Neubau gibt, werde man den historischen Ort weiter nutzen, sagt Wilbricht zu den Plänen. Die Gedenkstättenstelle in Celle unterstütze ebenfalls die Neubaupläne.
    Die Lagergemeinschaft hatte in Erwartung des Prüfungsergebnisses, das nicht ausreichend Platz für die Gedenkstättenarbeit ausweist, bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese zeigt, wie das Platzproblem durch einen Neubau auf dem angrenzenden Grundstück zum Torhaus, dem Sitz der Gedenkstätte, gelöst werden könnte (wir berichteten). Sie stellt vier verschiedene Varianten in ein- und zweigeschossiger Bauweise vor. Diese können nun als Grundlage für weitere Planungen und auch für das Einwerben von Fördergeldern genutzt werden.
    „Wir müssen jetzt alles auf den Weg bringen“, macht Wilbricht die Notwendigkeit deutlich, den Neubau für Bildungsräume und Ausstellung voranzutreiben. Es solle, wenn möglich, schon vor der Kommunalwahl 2026 alles festgezurrt werden. Deshalb sollten nun die Planungen konkretisiert und im Herbst die Förderanträge gestellt werden. Er hoffe dabei auf die Unterstützung von Politik und Stadtgesellschaft. Ziel sei es, die Moringer KZ-Gedenkstätte bis 2030 entsprechend weiterzuentwickeln. Wilbricht und sein Team sind hoch motiviert, die Gedenkstättenarbeit mit all ihren Facetten voranzubringen. Dazu brauche es aber entsprechend Platz, damit Besuchern nicht abgesagt werden müsse.
    https://www.hna.de


    Berlin & Brandenburg
    Gedenkstätten erinnern an NS-Opfer - ohne die AfD

      22.01.2025, Stand: 12:52 UhrLesedauer: 2 Minuten

    In Brandenburg wird der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar in der Gedenkstätte Sachsenhausen begangen, aber auch andere Erinnerungsorte und Städte erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. (Archivbild)
    Quelle: Soeren Stache/dpa

    Holocaust-Gedenktag am 27. Januar: Die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen erinnert mit einer zentralen Veranstaltung an die NS-Opfer. Die AfD ist nicht eingeladen.
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    Am nationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar erinnern Gedenkstätten in Brandenburg an die Opfer des Nationalsozialismus. An dem Tag vor 80 Jahren hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz befreit.
    Die zentrale Gedenkfeier organisiert die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen in Oranienburg. Berichte Überlebender sollen das Gedenken prägen und Mahnung bleiben. Auch Blumen werden niedergelegt.
    Erwartet werden am 27. Januar in Oranienburg unter anderem Landtags-Präsidentin Ulrike Liedtke, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Bildungsminister Steffen Freiberg (alle SPD), der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) sowie Abgeordnete verschiedener Fraktionen aus Brandenburg und Berlin. Das teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten auf Anfrage mit. Am Programm wirken Schülerinnen und Schülern mit, die sich im Unterricht intensiv mit Konzentrationslagern im Nationalsozialismus befassten, ein jüdisches Volkslied vortragen und Blumengebinde gestalteten.
    Vertreter der AfD sind nicht eingeladen. Ein Sprecher der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten sagte der dpa: «Für die Nicht-Einladung der AfD haben wir viel Zuspruch erfahren. Vereinzelt sind aber auch anonyme Mails mit rechten Beschimpfungen bei uns eingegangen.»
    Nicht nur die Stiftung, sondern auch zahlreiche Angehörige Überlebender und Gäste würden eine Anwesenheit von AfD-Politikern als gezielte Provokation auffassen, die ein würdiges Gedenken an Mord und Verfolgung konterkariere.
    In den Jahren zuvor hatte der brandenburgische Landtag mit zu der Gedenkveranstaltung eingeladen. Mit Verweis auf die Pflicht zur Neutralität wurden laut Landtagsverwaltung somit alle Fraktionen gleich behandelt und eingeladen.
    Um AfD-Politiker aber fernzuhalten, übernimmt nun allein die Gedenkstätten-Stiftung die Verantwortung für das Gedenken und entscheidet, wen sie dabeihaben will. Gedenkstätten in Deutschland beklagen seit längerem, dass rechtes Gedankengut auch an Erinnerungsorten gezeigt wird.
    In den Gedenkstätten Ravensbrück, Belower Wald und am Ort der Euthanasie-Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel sind ebenso zum Holocaust-Gedenktag Veranstaltungen geplant. Städte und Landkreise organisieren etwa Kranzniederlegungen und wollen ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus setzen, darunter Frankfurt (Oder) und Cottbus.
    In Zeiten, in denen bundesweit zunehmend eine Atmosphäre der Verunsicherung, der Angst und des Hasses geschürt werde, wachse die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Frieden, Demokratie und Menschenwürde zu verteidigen, teilte die Stadtverwaltung von Frankfurt (Oder) mit.
    Die Nazis hatten im Vernichtungslager Auschwitz mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Juden. Am 27. Januar 1945 wurde es befreit. Der Tag ist seit 1996 nationaler Holocaust-Gedenktag.
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    Kritik an Gedenkfeier für Opfer des NS-Regimes: "Täterort par excellence"

    Von Felix Müschen

    18.01.2025
    Flensburg/Kiel - Der Historiker Gerhard Paul (73) hat das vom Landtag geplante Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in der Marineschule in Mürwik in Schleswig-Holstein kritisiert.
    Die deutsche Flagge weht über der Marineschule Mürwik auf dem Hauptturm.  © Axel Heimken/dpa
    "Die damalige Marinekriegsschule Mürwik ist ein Täterort par excellence", schreib der ehemalige Professor der Universität Flensburg in einem offenen Brief. In die Schule habe sich Anfang Mai 1945 der relevante Teil der NS-Elite zurückgezogen.
    Ebenfalls sei etwa der Zweite Weltkrieg dort von Männern wie Großadmiral Dönitz unsinniger Weise verlängert worden - was Zehntausende von Soldaten, Insassen von Konzentrationslagern und Zivilisten das Leben gekostet habe. Unter anderem aus diesen Gründen eigne sich kaum ein Ort in Schleswig-Holstein weniger für ein Gedenken an die Opfer des NS-Regimes, schrieb Paul.
    Hintergrund des Briefes ist eine von der Landtagsverwaltung geplante Veranstaltung am 27. Januar zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus an der Marineschule.
    In einem weiteren Brief kritisierten auch der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein sowie der Leiter und die Leiterinnen der KZ-Gedenkstätten Kaltenkirchen, Husum-Schwesing und Ladelund die Wahl des Ortes.
    Es sei für sie nicht nachvollziehbar, das Gedenken an einem ausgewiesenen Täterort zu praktizieren. Sie befürchteten zudem, dass dadurch das Gedenken auf einen rein militärischen Kontext reduziert werde.
    Landtag rechtfertigt Planung: Das "Nie wieder!" werde großgeschrieben
    Die Gedenkfeier soll am 27. Januar an der Marineschule stattfinden.  © Frank Molter/dpa
    Der Kieler Landtag teilte dagegen mit, dass es bei der Gedenkveranstaltung nicht darum gehe, das Gedenken an das Kriegsende und die Niederlage des NS-Regimes vorwegzunehmen. Das inhaltliche Konzept solle dagegen an die Gedanken des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker anknüpfen: So sei der Tag der Befreiung nicht ohne die furchtbaren Verbrechen, derer gedacht werde, erklärbar.
    Die Marineschule in Mürwik steht laut des Landtagssprechers als Sitz der letzten NS-Regierung symbolisch für die sogenannten Endzeitverbrechen in den letzten Monaten des Krieges. Die Opfer dieser Verbrechen sollen bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung als Schwerpunkt in den Blick genommen werden.
    In der Marineschule von heute werde von der Bundeswehr das "Nie wieder!" großgeschrieben, betonte der Sprecher. Davon zeuge auch die enge Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Flensburg, die sich auch in die Gestaltung der Gedenkveranstaltung einbringe.
    Titelfoto: Axel Heimken/dpa
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    Umstrittene Veranstaltung in Schleswig-Holstein
    Eklat um Gedenkfeier für Opfer des Naziregimes

    In Schleswig-Holstein soll am 27. Januar ein zentrales Gedenken für die Opfer der Naziherrschaft stattfinden. Doch der Veranstaltungsort, die Marineschule in Flensburg, sorgt für Kritik. Gedenkstättenvertreter protestieren.
    17.01.2025, 15.15 Uhr

     

      Marineschule Flensburg-Mürwik: Streit um Gedenkort
      Bild vergrößern
      Marineschule Flensburg-Mürwik: Streit um Gedenkort Foto: Frank Molter / dpa
      In Schleswig-Holstein kündigt sich vor dem zentralen Gedenken für die Opfer des Naziregimes ein Eklat an. Anlass ist der Ort der Gedenkfeier am 27. Januar, die Marineschule in Flensburg-Mürwik. Auf dem Areal residierte kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs die letzte Reichsregierung von Hitler-Nachfolger Karl Dönitz.
      Die SPD-Fraktion im Kieler Landtag warf der Gastgeberin, Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU), mangelndes Taktgefühl vor. Der SPD-Abgeordnete Kianusch Stender sagte, der Ort könne als »respektlos gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus und ihren Angehörigen empfunden werden«. In Mürwik hätten sich »Massenmörder und Manager des Holocaust verschanzt«.
      Offener Brief von Gedenkstättenvertretern
      Auch ein Bündnis von Vorsitzenden mehrerer Gedenkstätten im Land übte scharfe Kritik. »Es ist für uns nicht nachvollziehbar, das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes – zentrale Aufgabe des 27. Januar – am ausgewiesenen Täterort Mürwik zu praktizieren«, heißt es in einem offenen Brief an den Kieler Landtag.
      Unterzeichnet haben unter anderem der Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing und die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Ladelund. Auch der Landesvorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen nahesteht, findet sich in der Liste.
      Landtag verteidigt sich
      Ein Sprecher des Landtags teilte auf SPIEGEL-Anfrage mit, »nach hiesiger Wahrnehmung« werde die Wahl des Ortes »nicht als respektlos« empfunden. Die Jüdische Gemeinde Flensburg etwa habe sich »aktiv an der Gestaltung des Rahmenprogramms beteiligt«.
      Dem Landtag sei wichtig, dass man sich »kritisch mit der eigenen Landesgeschichte sowie der Rolle der Marine in Schleswig-Holstein während des Zweiten Weltkriegs« auseinandersetze. Mit der Gedenkveranstaltung in der Marineschule wolle man der Geschichte »ganz bewusst« etwas entgegensetzen.
      Historiker kontert Kritik
      Auch der Historiker Michael Epkenhans, bis 2021 leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, konterte die Kritik. Dem SPIEGEL sagte er: Jeder Ort, an dem deutsche Soldaten vor 1945 für einen »in seinen Dimensionen beispiellosen Revisions-, Raub- und Vernichtungskrieg ausgebildet wurden«, sei »ein richtiger Ort zur Erinnerung«. Auch die Marineschule Mürwik.
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    "Ich will den 10.654 Menschen eine Stimme geben"

    Von Oliver Stenzel|  Fotos: Jens Volle | Datum: 15.01.2025
    In Grafeneck auf der Schwäbischen Alb begannen die Nazis vor 85 Jahren mit ihrem "Euthanasie"-Programm, der systematischen Tötung von geistig behinderten und psychisch kranken Menschen. Heute ist dort eine Gedenkstätte, die inklusive Führungen anbietet. Eine intensive Erfahrung auch für eine Studierendengruppe aus Münster, die neue Wege der Erinnerungskultur auslotet.
    Was für eine Idylle: Ein kleines Schloss, von dem eine schmale Allee leicht bergan geht, am Ende zur Linken eine von hohen Bäumen beschattete Wiese, ein kleiner Friedhof. An dessen Böschung, mit einer halbrunden Mauer begrenzt, kann der Blick schweifen über ein recht weites, sanftes Tal auf der Schwäbischen Alb. Ein wunderschöner Ort. Zugleich ist dies auch ein Ort des Grauens – oder war es zumindest. Hier, in Grafeneck bei Gomadingen, fand vor 85 Jahren eine Art Probelauf für den Holocaust statt: Am 18. Januar 1940 begannen die Nationalsozialisten hier mit den Morden an psychisch Kranken und an Menschen mit Behinderung, die sogenannte Aktion T4, besser bekannt als "Euthanasie"-Programm. 10.654 Menschen wurden in Grafeneck im Laufe des Jahres 1940 ermordet.
    Nur wenige von ihnen sind hier begraben. 250 Urnen wurden auf dem Gelände nach dem Krieg gefunden, sie liegen nun in zwei Urnengrabstellen, die zusammen mit einem großen Steinkreuz und der halbrunden Steinmauer die erste Gedenkstätte in Grafeneck bilden, 1962 eingerichtet. "Hier haben sie angefangen mit der Gedenkstätte", erzählt Gerd Holder. 1990 folgte, wenige Meter entfernt, eine weitere, größere Gedenkstätte.
    Nur 250 Urnen wurden gefunden: Gerd Holder vor der ersten Gedenkstätte.
    Es ist ein sonniger und warmer Tag Ende August 2024, an dem Gerd Holder vor den Urnengräbern steht, in den Händen ein Manuskript in einer Klarsichthülle, das er beim Sprechen knetet und auf das er nur selten schaut. Meist redet er frei. "Der Friedhof ist nicht nur Gedenkstätte, sondern auch für uns Friedhof." Für uns? Auf dem Gelände von Grafeneck wohnen und arbeiten heute Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen, auch Gerd Holder wohnt hier. Früher hatte er mal in der Pflege gearbeitet, dann wurde er krank, vor zwei Jahren kam er nach Grafeneck. Er wollte her. Und nun macht er Führungen für Besucher:innen. "Es war ganz klar, dass ich da mitmache", sagt er. "Ich habe gewusst, was hier passiert ist." Auch seine Eltern hätten es gewusst, alle in der Gegend.
    Die Führungen sind "der Höhepunkt der Woche"

    Die inklusiven Führungen sind etwas ganz Neues in Grafeneck, sie gibt es erst seit vergangenem Jahr. Kathrin Bauer, pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte, hat sie initiiert und bei der Aktion Mensch Förderung beantragt, nun sind sie für sie "immer der Höhepunkt der Woche". An jenem Augusttag nehmen an ihr Studierende der Katholischen Hochschule Münster mit ihrem Professor Jochen Bonz und einige Bewohner:innen aus Grafeneck teil. Die jungen Leute aus den Studiengängen Soziale Arbeit und Heilpädagogik/inklusive Pädagogik sind wegen des auf knapp zwei Jahre angelegten Projekts "Grafeneck – Münster // 1940 – heute" hier. Bonz möchte damit Wege kulturpädagogischer Erinnerungsarbeit in Zusammenhang mit den "Euthanasie"-Verbrechen der Nazis erkunden und entwickeln.
    Professor Jochen Bonz will neue Wege der Erinnerungsarbeit erkunden.
    Von der frühen Gedenkstätte geht es weiter zur eigentlichen, 1990 errichteten: Eine offene Kapelle mit einem Altar im Zentrum. An der Rückseite eine Steinmauer, in der ein Riss klafft. "Der Riss in der Mitte ist, weil hier das große Verbrechen passiert ist", sagt Gerd Holder, "und diese Narbe geht nie wieder zu." Ein paar Schritte weiter befindet sich eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Verbrechen: Der "Alphabet-Garten" der US-amerikanischen Künstlerin Diane Samuels. Sie hat Betonwürfel mit Buchstaben in eine Wiese gesetzt, dahinter steht der Gedanke, Buchstaben zu sammeln, um die Namen der Ermordeten zu finden, um Worte zu finden für das Verbrechen. Momentan ist das dadurch erschwert, dass die meisten Würfel überwuchert sind. Gefundene Namen sind außerdem in dem Namensbuch dokumentiert, das am Rande des Gartens in einer Schublade verstaut ist. Mitte der 1990er begann die Gedenkstätte mit dem Suchen und Sammeln, erzählt ihr Leiter Thomas Stöckle. Anfangs wurden es schnell mehr, inzwischen geht es immer langsamer. Die Namen von 9.750 der über 10.000 Opfer wurden bislang ausfindig gemacht. Das obere Deckblatt des Buches fehlt seit Juli 2024, "seit einem Neonazi-Vorfall", sagt Stöckle.
    "Bei der Wahl aufpassen, was die Politiker sagen"
    Die Gruppe zieht weiter Richtung Schloss. Etwa auf halbem Weg der Allee der nächste Stopp: "Hier ist der Ort, wo das große Verbrechen passiert ist", sagt Gerd. Es ist der ehemalige Standort des Vernichtungsgebäudes, wo die Vergasungen stattfanden. Es ist schon längst abgerissen. Gerd erzählt, "im Oktober 1939 kamen die Täter im Schloss zusammen", Ärzte, Pfleger, Beamte, Polizei, Wachpersonal. Drei Monate lang planten sie und bauten die Infrastruktur auf: fahrbare Verbrennungsöfen, die Gaskammer "als getarnte Duschkabine", in die Kohlenmonoxid eingeleitet wurde. Graue Omnibusse brachten die nichtsahnenden Opfer nach Grafeneck. Gerd schildert das Prozedere: Die Anlieferung, die folgende Scheinuntersuchung durch einen Arzt, "und wenn sie Goldzähne gehabt haben, wurde ein Kreuz auf die Haut gemacht". Dann wurden sie in die Gaskammer geführt, nach 20 bis 25 Minuten wurden die Türen wieder aufgemacht, entlüftet, die Toten rausgetragen und verbrannt. "Die Opfer waren keine Nacht hier". Schaudern, in der Gruppe herrscht beklommene Stille.
    "Warum erzähle ich das?", sagt Gerd dann. "Damit ich den 10.654 eine Stimme gebe. Weil so etwas nie wieder passieren darf, so etwas darf nie wiederkehren. Deswegen bei der nächsten Wahl aufpassen, was die Politiker sagen." An diesem Tag ahnt noch niemand, dass schon im Februar Bundestagswahl sein wird und sich die AfD in Umfragen einem Viertel der Stimmen nähert.
    Eine Studentin fragt: "Wie ist es, wenn man hier lebt, jeden Tag hier vorbeigeht?" Gerd sagt: "Für mich persönlich ist es schlimm. Aber wir leben hier. Trotz des Verbrechens machen wir hier etwas wirklich Schönes."
    Die Menschen, die hier in der von der Samariterstiftung betriebenen Wohnanlage leben, sowie einige aus dem naheliegenden Städtchen Münsingen, arbeiten in einer kleinen Landwirtschaft mit: Es gibt Hühnerhaltung und auf einer Wiese weiden pechschwarze Angus-Rinder, deren Fleisch und die Eier werden verkauft.
    Zur kleinen Landwirtschaft von Grafeneck gehören Angus-Rinder, deren Fleisch auch hier verkauft wird.
    Der Hauptverantwortliche wurde nie verurteilt
    Es geht weiter zum Schloss. Am Eingang der nächste Halt. 1928 kaufte die Samariterstiftung das Gebäude, richtete hier ein Behindertenheim ein. Kurz nach Kriegsausbruch wurde es vom Deutschen Reich beschlagnahmt, und "im Oktober 1939 haben die Täter hier Einzug gehalten", erzählt Gerd. Giuliano, der auch hier wohnt und arbeitet, assistiert ihm, zeigt Fotos mehrerer Täter. Einige stellt Gerd genauer vor: Horst Schumann etwa, der erste ärztliche Leiter, der die Umwandlung Grafenecks in eine Vernichtungsanstalt leitete und ab Januar 1940 die Verantwortung für die Durchführung der Morde trug. Im April verließ er Grafeneck, um Direktor einer anderen "Euthanasie"-Anstalt in Pirna zu werden. Ab Herbst 1942 war er dann einer der Lagerärzte in Auschwitz.
    Nach dem Krieg war Schumann nur kurz in amerikanischer Gefangenschaft, arbeitete erst wieder als Arzt in Gladbeck, ehe er 1951 aus Furcht vor Verhaftung nach Afrika floh. Zuletzt war er in Ghana, ehe er von dort 1966 an die Bundesrepublik ausgeliefert wurde. Ab 1970 wurde ihm in Frankfurt am Main der Prozess gemacht, doch "er wurde nie verurteilt", erzählt Gerd Holder. Denn Schumann schaffte es dank seiner medizinischen Kenntnisse, seinen Blutdruck dauerhaft so hoch zu halten, dass er als verhandlungsunfähig galt. Im April 1971 wurde das Verfahren vorläufig eingestellt, im Juli 1972 wurde er aus der Haft entlassen. Einige in der Gruppe schütteln ungläubig den Kopf. Einer von so vielen Fällen der unterbliebenen oder steckengeblieben juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen.
    1948 verurteilt zu vier Jahren, aber schon nach einem Jahr entlassen wurde die Krankenschwester Pauline Kneissler. In Grafeneck und der Nachfolge-Tötungsanstalt Hadamar in Hessen assistierte sie beim Morden. Ab 1942 half sie an der Ostfront mittels Giftinjektionen Soldaten zu töten, die an der Front schwer traumatisiert und zu psychischen Invaliden geworden oder schwerstverletzt ohne Aussicht auf Heilung waren. Kneissler starb erst 1989 in Berlin. "Wie die hat leben können damit, weiß ich auch nicht", sagt Gerd.
    Das diffundierende Mahnmal
    Anfangs waren es Terracotta-Figuren, jetzt liegen beschriftete Steine in Jochen Meyders Kunstwerk "Grafeneck 10654".
    Die letzte Station der Führung ist das Dokumentationszentrum, 2005 eingerichtet. Im Erdgeschoss beleuchtet eine Dauerausstellung die Geschichte Grafenecks und der "Euthanasie"-Verbrechen, eine Etage darüber ist eine Bibliothek eingerichtet.
    Am Eingang des Dokumentationszentrums steht ein sehr hohes und breites Holzregal. Es ist ein Kunstwerk des Münsinger Bildhauers Jochen Meyder, ein – wie er es nennt – "diffundierendes Mahnmal", denn es verändert sich. Für jeden der 10.654 in Grafeneck Getöteten hatte er kleine Terracotta-Figuren gefertigt und 2016 in das Regal gelegt, um zunächst die Dimension des Verbrechens deutlich zu machen. Dann waren Besucher eingeladen, sich Figuren mitzunehmen. "Und irgendwann war das Regal dann leer", erzählt Sonja, die auch in der Wohnanlage lebt und den letzten Teil der Führung übernimmt. Aber dann haben Besucher Steine reingelegt, auf die sie kurze Sprüche oder Gedanken schrieben. "Jeder kann einen Stein reinlegen und seine Gefühle über Grafeneck zeigen", sagt Sonja, "oder Steine von anderen anschauen, das ist ja auch interessant."
    Sonja (Mitte) führt durch die Bibliothek des Dokumentationszentrums.
    Sonja zeigt im Anschluss noch die Bibliothek, erzählt über einige der Bücher. Warum macht sie bei den Führungen mit? Ohne nachzudenken sagt sie: "Weil es für mich ganz wichtig ist, dass bekannter wird, was in Grafeneck passierte, dass es nicht vergessen wird." Vor anderen Leuten über das Thema zu sprechen, habe sie kein Problem. Sonja ist Autistin, erzählt sie, sie habe das Asperger-Syndrom. Der Namensgeber, der österreichische Arzt Hans Asperger, war auch in die "Euthanasie"-Verbrechen verstrickt: Er selektierte von behinderten Kindern "aussichtslose Fälle" aus, die dann in einer Anstalt in Wien umgebracht wurden. "Das ist ganz schlimm für mich, dass jemand, nach dem eine Krankheit benannt ist, so etwas gemacht hat", sagt Sonja.
    Bilder für die ermordete Großmutter
    Nach einer Mittagspause geht für die Studierenden aus Münster das Programm weiter. In einem als Seminarraum genutzten Teil des Schlosses präsentiert die Berliner Künstlerin Hannah Bischof ihr Projekt "Von Papenburg nach Neuruppin – Zyklus für Maria". Maria, das ist Bischofs Großmutter Maria Fenski, die sie nie kennenlernte – sie galt als schizophren, 1942 wurde sie in der "Zwischenanstalt" Neuruppin ermordet. "Zwischenanstalt" war ein Begriff, um zu verschleiern, dass es sich um einen Tötungsort handelte. "Das war lange kein Thema in meiner Familie", erzählt Bischof, sie selbst habe es "viele Jahre weggeschoben". Erst als ihre Schwester angefangen habe, zu forschen, habe sie wieder angefangen, sich damit zu beschäftigen und fing an, selbst zu recherchieren.
    Die Malerin Hannah Bischof verarbeitete in einem Bilder-Zyklus das Schicksal ihrer Großmutter.
    Die Malerei war ein Weg, dies zu verarbeiten, "die Bilder entstanden, wobei mir anfangs gar nicht klar war, ob sie für Maria sind". Bischof zeigt mehrere Bilder ihres Zyklus’ und erzählt parallel die Geschichte ihrer Großmutter, es habe sie "sehr befreit, die Bilder zu malen".
    Kunst sei ein ganz wichtiger Bestandteil dieses Projekts, sagt Jochen Bonz. "Die Idee ist: Wir schaffen verschiedene Räume der Artikulation, um sich mit diesem Verbrechen auseinanderzusetzen. Alles ist eng verzahnt." Bei den bisherigen Exkursionen von Münster nach Grafeneck mit seinen Studierenden seinen immer auch Künstler:innen dabei gewesen. Und neben der historischen Vermittlung sei es immer auch darum gegangen, dass die Studierenden am Ende selbst künstlerisch aktiv werden, um das neu Gelernte in Bildern verarbeiten. Einige davon sowie Fotos der Exkursionen sind ab dem 17. Januar in einer Ausstellung in Münster zu sehen. Und für 2026 ist in Kooperation mit dem Kunstmuseum Reutlingen eine Ausstellung mit Kunst zur NS-"Euthanasie" geplant.
    Erinnerungskultur: Was kommt davon an?
    Im April 2024 hat das Projekt, finanziell gefördert von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ), begonnen, bis Ende 2025 soll es noch gehen. Was bringt einen Professor aus Münster auf die Alb? Zum einen stammt Jochen Bonz aus Stuttgart, wurde 1969 dort geboren, und kannte Grafeneck schon länger. Zum anderen gibt es noch einen historischen Bezug zwischen den Orten: 1941 kritisierte der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen die Morde. Das führte zwar augenscheinlich dazu, dass die Morde eingestellt wurden – tatsächlich wurden sie aber in dezentraler Form weitergeführt und die Nazis hatten 1941 schon einen großen Teil ihres furchtbaren Ziels bei der "Euthanasie" erfüllt. Dennoch war es ein wichtiger Moment des Widerstands gegen die Entmenschlichungsstrategien der Nationalsozialisten.
    Ganz praktisch treibt Bonz ein Thema an, dass nicht nur wegen der zunehmenden zeitlichen Distanz zum NS-Regime drängender wird: "Das Problem bei der Erinnerungskultur ist ja immer: Was kommt davon an?", sagt er. Wie vermittele man solche Themen nicht nur Gymnasist:innen, sondern etwa auch Jugendlichen aus "Problemhaushalten"? Wichtig sei ein "emotionaler Bezug": "Nicht nur zu sagen, dass so etwas nie wieder passieren soll, sondern dass das einen auch emotional erreicht."
    Das gelinge bei den inklusiven Führungen in Grafeneck schon mal sehr wirkungsvoll, findet Bonz. Weil die Studierenden realisieren, dass hier Menschen sprechen, die die Nazis als "lebensunwertes Leben" betrachtet und umgebracht hätten. Und weil das den betroffenen Menschen wie Gerd Holder selbst sehr bewusst ist – und deswegen ein Anliegen, es nicht dem Vergessen anheim zu geben.
    Ziel des Projekts sei auch, ein Gerüst für Workshops mit Schulklassen und Jugendgruppen zu schaffen. Die Workshops sollen im Rahmen des Projekts von den Studierenden durchgeführt werden, der erste in der kommenden Woche, "mit Neuntklässlern aus einer Hauptschule". Die Struktur soll sich dabei an Erfahrungen aus den Exkursionen orientieren: Erst eine allgemeine Hinführung, mit Ausstellungsbesuch oder Führung. Dann die eigene Arbeit mit Dokumenten aus der Zeit. Und schließlich ein kreativer Ausklang: Mittels Malerei einen Raum zu schaffen, das Gelernte und Erarbeitete ein bisschen sacken zu lassen. "Ich habe den Eindruck, das eigene kreative Tun ist ganz wichtig, damit man es nicht einfach wieder verdrängt", sagt Bonz.
    Hier geht's zur Homepage der Gedenkstätte.
    Die Ausstellung "Grafeneck 1940“ zeigt von 18. Januar bis 21. März im Landratsamt Tübingen Druckgrafiken und Installationen von Jochen Meyder, in denen er sich mit dem Massenmord auseinandersetzt. Außerdem sind Arbeiten der Künstlerin Andrea Piontek und von Menschen, die heute in der Einrichtung Grafeneck leben, zu sehen. Zur Eröffnung am 18. Januar um 19.30 Uhr spricht Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, anschließend führt Kreisarchivar Wolfgang Sannwald ein Gespräch mit Jochen Meyder. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung unter kultur@kreis-tuebingen.de wird gebeten.
    Die Ausstellung "Was hat die Ermordung von Menschen mit Behinderungen während des Nationalsozialismus mit uns zu tun?" zeigt vom 17. bis 31. Januar im B-Side Kulturverein in Münster Fotos und Bilder von Studierenden der Katholischen Hochschule, die bei den Exkursionen nach Grafeneck entstanden sind. Vernissage ist am 17. Januar um 19 Uhr.
    https://www.kontextwochenzeitung.de/



    Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin wird erweitert

    Mecklenburg-Vorpommern

    • Stand: 18:52 Uhr Lesedauer: 2 Minuten
    • Die ehemalige KZ-Außenstelle in Wöbbelin gilt als wichtige Erinnerungsstätte für Opfer des Nazi-Regimes.
    • Quelle: Jens Büttner/dpa

    An der ehemaligen KZ-Außenstelle Wöbbelin wird an die Opfer des Nazi-Regimes erinnert. Die Gedenkstätte soll als Ort der Geschichtsvermittlung weiter gestärkt werden.
    Die Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) soll künftig noch stärker für die Bildungsarbeit und Geschichtsvermittlung genutzt werden. Dafür werden dort bestehende Gebäude und Seminarräume saniert, zudem soll ein Anbau als «Klassenzimmer» und Veranstaltungsraum errichtet werden.
    Wie Kulturministerin Bettina Martin (SPD) am Montag bei einem Besuch mitteilte, stehen dazu Mittel in Höhe von 750.000 Euro bereit. Das Geld stamme aus dem früheren Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR. Es stehe den ostdeutschen Ländern und Berlin für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Projekte zur Verfügung.
    «Wöbbelin ist ein herausragendes Beispiel, wie das gemeinsame Engagement von Kommune, Landkreis und Land eine lebendige Erinnerungskultur ermöglicht», erklärte Martin. Die Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin sei ein bedeutender Erinnerungsort, an dem auch künftige Generationen lernen können, in welchen Abgrund Diktaturen und Menschenhass führen.
    Im Februar 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, war in der Nähe von Wöbbelin das letzte Außenlager des KZ Neuengamme bei Hamburg eingerichtet worden. Mehr als 5.000 Menschen wurden dort interniert. Fast 1.000 von ihnen starben infolge extremer Haftbedingungen an Krankheiten, Hunger und Erschöpfung. Seit 1965 erinnert im Besucherzentrum Wöbbelin eine Ausstellung an die Opfer des Konzentrationslagers.
    Das Außengelände der Gedenkstätte war bereits 2022 mit Unterstützung des Landkreises und der Landeszentrale für politische Bildung neu gestaltet worden. «Gute Erinnerungsarbeit braucht gute Rahmenbedingungen. Die Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin wird nach der Sanierung und mit den entstehenden neuen Räumen über eine ausgezeichnete Infrastruktur verfügen», zeigte sich Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale überzeugt.
    dpa-infocom GmbH
    https://www.welt.de/


    Für jüdische Opfer der NS-Zeit: Bebra bekommt neue Gedenkstätte

    Stand: 29.12.2024, 10:57 Uhr
    Von: Clemens Herwig
    Bebra, Rathausmarkt, Umbau Umgestaltung Stand Dezember 2024, Foto zeigt den Standort, an den künftig eine Gedenkstätte an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnern soll
    Derzeit ist der Rathausmarkt noch eine Baustelle, im Süden des Platzes soll unweit des bisherigen Gedenkortes ein Mahnmal entstehen, das an die Opfer der NS-Zeit erinnert. © Hornickel, Kim
    Zum Gedenken an die Bebraer Opfer des Nationalsozialismus wird auf dem neugestalteten Rathausmarkts der Stadt ein Mahnmal entstehen.
    Das hat die Bebraer Stadtverordnetenversammlung bei ihrer jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Elf Stelen und eine bronzene Tafel mit den 82 Namen der ermordeten, vertriebenen und enteigneten Juden sollen an das dunkle Kapitel in der deutschen und städtischen Geschichte erinnern. Kalkuliert wird mit Kosten in Höhe von rund 10.000 Euro, die aus einem Erbschaftskonto für die Stadt entnommen werden sollen.
    Erarbeitet wurde der Vorschlag durch die Arbeitsgruppe „Jüdisches Leben in Bebra“ und das Planungsbüro GTL aus Kassel. „Wir erleben gerade wieder eine Zeit, nicht nur in Deutschland, in der Parteien mit populistischen und unverhohlen rassistischen Parolen erfolgreich auf Stimmfang gehen“, mahnte Christina Kindler (SPD) als Mitglied der Arbeitsgruppe. Das Andenken an die jüdischen Schicksale und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten diene daher keinem Selbstzweck, sondern zeige gerade auch Schülern, die in die Gedenkarbeit der Stadt stets miteinbezogen werden, wohin Rassismus, Diskriminierung und Totalitarismus führten. Auch Ulrich Völke (Gemeinsam für Bebra) sieht in der geplanten Gedenkstätte mehr als einen Ort des Erinnerns: „Sie ist eine klare Botschaft. Bebra steht gegen Hass, gegen jede Form der Ausgrenzung und gegen das Vergessen.“
    Ebenfalls einstimmig beschlossen wurde eine Erhöhung der Abwassergebühren. Künftig sind für Schmutzwasser 3,40 Euro pro Kubikmeter (bisher: 3,30 Euro) zu zahlen, die Gebühr für Niederschlagswasser steigt von 75 auf 80 Cent pro Quadratmeter. Hintergrund ist laut Beschlussvorlage, dass die Gebührenerlöse die laufenden Kosten des Abwasserbetriebs decken müssen. Insbesondere die Wartung und Instandhaltung des Entsorgungsnetzes müsse langfristig garantiert sein. Ein Gutachten des Ingenieurbüros für Energiewirtschaft (IFE) aus Steinbach-Hallenberg in Thüringen hatte entsprechenden Anpassungsbedarf ergeben, mit dem Bebra dennoch im Kreisgebiet weiterhin im mittleren Bereich liege, so Bürgermeister Stefan Knoche (parteilos).
    Bebra stellt weiter die Weichen auf Wachstum im Industriegebiet Nord: Die Flächen zwischen Hilti und Lispenhausen sollen per Bebauungsplan als Gewerbegebietsflächen ausgewiesen werden. Im Flächennutzungsplan sind die insgesamt rund 89.000 Quadratmeter bereits als Gewerbeflächen in Planung vorhanden. Die Entscheidung fiel einstimmig. Bereits im Sommer hatte die Stadt die entsprechenden Grundstücke erworben, ebenfalls nach einstimmigem Beschluss.
    Erneut wurde bewusst vorsichtig kommuniziert, wer denn genau im Industriegebiet wachsen will. Dass es sich um den international tätigen Werkzeughersteller Hilti handelt, gilt in Bebra allerdings schon als mehr als ein offenes Geheimnis. Das Unternehmen hatte nach dem Grundstückskauf im Sommer auch auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt, verschiedene Wachstumsszenarien zu prüfen.
    Neben einem Rekord-Haushaltsentwurf hat Bebras Bürgermeister Stefan Knoche bei der jüngsten Sitzung auch die Wirtschaftspläne der städtischen Eigenbetriebe vorgestellt.
    Der Abwasserbetrieb plant mit einem positiven Ergebnis in Höhe von 299.000 Euro und Investitionen über 2,3 Million Euro – vor allem in das Kanalnetz, das auch in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen nötig mache. In die Kläranlage soll gut eine halbe Million Euro fließen, auch, weil der Sanitärbereich mit Labor und Werkstatt umgebaut wird.
    Das Ergebnis des Bäderbetriebs wird auch im kommenden Jahr ein Defizit von 364.000 Euro aufweisen, bei den Einnahmen des Schwimmbads spielt der Kartenverkauf (41.000 Euro) weiterhin eine untergeordnete Rolle. Investiert werden soll dennoch, vor allem in die Erneuerung des Kinderbeckens (rund eine halbe Million Euro). Der Baubeginn ist für September geplant, die Arbeiten sollen bis Saisonbeginn 2026 abgeschlossen sein. Die wirtschaftliche Lage des Bäderbetriebs lasse sich weiterhin über die Höhe der Gewinnausschüttung der Stadtwerke beurteilen, so Knoche. Diese falle 2025 deutlich geringer aus als im Vorjahr. (Clemens Herwig)
    https://www.hna.de/


    Stiftung will AfD von Gedenken an NS-Opfer fernhalten

    Berlin & Brandenburg


      Veröffentlicht am 15.12.2024 Lesedauer: 3 Minuten
    • Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten will Vertreter der AfD von Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus fernhalten. (Archivbild)
    • Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten will Vertreter der AfD von Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus fernhalten. (Archivbild)
    • Quelle: Monika Skolimowska/dpa

    Am 27. Januar wird deutschlandweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Für Vertreter der AfD ist nach dem Willen der Gedenkstätten in Brandenburg eine Neuerung geplant.
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    Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten will Vertreter der AfD von Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus fernhalten. Funktionäre und Mandatsträgerinnen und Mandatsträger der AfD seien nicht willkommen und würden daher auch nicht eingeladen, teilte die Gedenkstätten-Stiftung mit. Zuvor berichtete der RBB darüber.
    Der Landesverband der AfD in Brandenburg wird vom Verfassungsschutz des Landes als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Mehrere AfD-Landtagsabgeordnete sind laut Sicherheitsbehörde gesichert rechtsextrem.
    Für den zentralen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird es künftig eine organisatorische Änderung geben: Die Gedenkstätten-Stiftung wird nicht mehr wie bislang gemeinsam mit dem Landtag zu den Gedenkveranstaltungen einladen, sondern allein verantwortlich sein.
    Die Gedenkstätten können selbst entscheiden, wen sie zu ihren Veranstaltungen einladen. Der Landtag dagegen muss alle Fraktionen berücksichtigen - auch die der AfD. Eine Sprecherin der Landtagsverwaltung sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Landtag sei zur Neutralität verpflichtet. Es seien daher alle Abgeordneten gleichzubehandeln, also dementsprechend alle gleich einzuladen.
    Zur Begründung ihres Umgangs mit der AfD sagte die Stiftung, die AfD stehe für völkisch-nationalistische Konzepte und strebe eine ethnisch-homogene Gemeinschaft an. «Führende Vertreter der AfD haben mit ihren Äußerungen die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und die Ausrichtung der gegenwärtigen Erinnerungskultur massiv infrage gestellt.» Diese Auffassung stehe dem Auftrag der Stiftung entgegen, ein würdiges Gedenken an die Opfer zu gewährleisten.
    Das Brandenburger Kulturministerium verwies auf die Verantwortung der Gedenkstätten. «Orte wie Sachsenhausen, Ravensbrück oder Jamlitz stehen für die schlimmsten Verbrechen des NS-Terrorregimes», teilte Ministeriumssprecher Stephan Breiding mit. «Hier wurden Menschen systematisch erniedrigt, ermordet und nicht zuletzt ihrer Würde beraubt.» Die Aufgabe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten sei es, daran würdig zu erinnern. «Diese Verantwortung nimmt sie wahr, in enger Abstimmung mit den Opferverbänden und den anderen Gedenkstätten in Deutschland.»
    Rechtes Gedankengut wird auch an Erinnerungsorten gezeigt, beklagen seit längerem Gedenkstätten in Deutschland. Im September hatte es etwa Ärger um eine Kranzniederlegung der AfD bei einer Gedenkveranstaltung in Brandenburg an der Havel gegeben. Die Stiftung hatte damals angegeben, die Einladung an die AfD sei versehentlich herausgegangen.
    Gedenkstätten in Deutschland berichteten bereits 2023, dass sie der Partei die Beteiligung an offiziellen Gedenkveranstaltungen verweigern. Dem Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke war zum Beispiel 2017 schon der Zutritt zu einer Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag verwehrt worden.
    Im kommenden Jahr plant die Gedenkstätte Sachsenhausen am 27. Januar in Oranienburg ein Gedenken an die NS-Opfer. Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) soll wieder eine Ansprache halten, wie die Stiftung ankündigte. Auch in den Gedenkstätten Ravensbrück, Belower Wald und am Ort der Euthanasie-Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel sind Gedenkveranstaltungen vorgesehen.
    Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Juden. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen, die Vereinten Nationen haben das Datum 2005 zum Gedenktag ausgerufen.
    dpa-infocom GmbH
    https://www.welt.de/


    NS-Gedenkstätten verlassen Plattform X

    Stand: 10.12.2024, 15:25 Uhr
    Mehrere deutsche NS-Gedenkstätten haben angekündigt, die Social-Media-Plattform X zu verlassen.
    Sie wollen ihre Accounts am Freitag (13.12.2024) stilllegen. Damit folgen sie einem Aufruf der britischen "Association of Jewish Refugees" mit dem Motto "Not One More Word".
    Darin heißt es, dass Twitter sich unter Elon Musk verändert habe - von einer Plattform, die dabei geholfen habe, Gemeinschaften aufzubauen, hin zu einer Plattform voller Fehlinformationen, Verzerrungen, ohne inhaltliche Moderation und ohne Sicherheitsregeln.
    Am Boykott beteiligen sich unter anderem das Haus der Wannsee-Konferenz, die Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten sowie die Berliner Gedenkstätte Topographie des Terrors.
    Die Kulturnachrichten hören Sie in den Sendungen Mosaik, Kultur am Mittag und Resonanzen auf WDR 3 sowie Scala auf WDR 5.
    https://www1.wdr.de/



    AfD scheitert teilweise mit Antrag gegen Gedenkstätte

    Veröffentlicht am 09.11.2024, Lesedauer: 2 Minuten
    Buchenwald-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner wandte sich vor der Landtagswahl mit einem Brief an Thüringer Wählerinnen und Wähler. (Archivbild)
    Quelle: Martin Schutt/dpa
    Vor der Thüringer Landtagswahl verschickte der Buchenwald-Gedenkstättenleiter einen sorgenvollen Brief. Es ging um die AfD. Die ging juristisch dagegen vor. Nun entschied ein Gericht.
    Im Streit um einen Brief der Gedenkstätte Buchenwald vor der Landtagswahl hat das Verwaltungsgericht Weimar einen Antrag der Thüringer AfD auf Unterlassung teilweise abgewiesen. Allerdings ging ein Aufruf der Gedenkstätte, die AfD nicht zu wählen, zu weit, wie aus dem Beschluss des Verwaltungsgerichts hervorgeht, der dpa vorliegt. Demnach muss die Stiftung einen entsprechenden Satzteil auf ihrer Internetseite löschen. «Mit dem Aufruf, eine bestimmte Partei nicht zu wählen, greift die Antragsgegnerin in die chancengleiche Beteiligung an der politischen Willensbildung des Volkes ein», argumentiert das Gericht. Der betreffende Satzteil verstoße gegen das Neutralitätsgebot. Alle anderen Antragspunkte der AfD wies das Gericht zurück. Mehrere Medien hatten darüber berichtet. Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Thüringer Oberverwaltungsgericht eingelegt werden.
    Hintergrund ist ein Brief und eine auf der Internetseite der Stiftung veröffentlichte Erläuterung. Mit dem Brief wandte sich der Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner vor der Landtagswahl an die Thüringer Wählerinnen und Wähler und äußerte darin Sorgen.
    Wagner schrieb beispielsweise: «Mit der AfD tritt am 1. September eine Partei an, die das Leiden der Opfer des Nationalsozialismus auch in den thüringischen Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora aus der Erinnerung tilgen will.» Dem Gerichtsbeschluss zufolge stellt dies eine «sachgerechte Bewertung, die auf einem Tatsachenkern beruht» dar. Die Thüringer AfD-Fraktion nannte Wagners Satz nach Eingang des Gerichtsbeschlusses hingegen eine Falschbehauptung.
    Nach Ansicht des Gerichts ist es eine sachgerechte Bewertung, dass Wagner schrieb, Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke gelte als gesichert rechtsextrem. Gleiches gelte für die Bewertung «Er versucht, die nationalsozialistische Sprache wieder salonfähig zu machen und lässt sich auch von zwei Gerichtsurteilen nicht abhalten.» Wegen der Verwendung einer Nazi-Parole wurde Höcke jüngst zweimal zu Geldstrafen verurteilt. In beiden Fällen ging er in Revision. Der Landesverfassungsschutz stuft die Thüringer AfD als gesichert rechtsextremistisch ein.
    Als zulässig bewertete das Gericht auch, dass Wagner der AfD positive Bezüge zum Nationalsozialismus vorwarf. Wenn Zitate von Franz Langheinrich und Arthur Moeller van den Bruck zustimmend zitiert werden, dürfe die Gedenkstätte hierauf mit der Wertung reagieren, dass «positive Bezüge zum Nationalsozialismus» gesetzt werden, heißt es im Beschluss. Die AfD hatte ein Lied von Franz Langheinrich ihrem Wahlprogramm vorangestellt. «Welt»-Recherchen zufolge hatte Langheinrich nationalsozialistische Ideologie verbreitet und Texte im NS-Blatt «Völkischer Beobachter» veröffentlicht.
    Gedenkstättenleiter Wagner erklärte nach Zugang des Gerichtsbeschlusses, der Schutz der Stiftung und ihrer Aufgaben lasse gegen geschichtsrevisionistischen Positionen keine Neutralität zu. Die Thüringer AfD-Fraktion teilte mit, den Gerichtsbeschluss prüfen zu wollen.
    dpa-infocom GmbH
    https://www.welt.de/


    Thüringen: Irre Gegenstimmen auf Demokratie-Demo – „Ab nach Buchenwald!“

    von Yasemin Kulen
    13.02.2024 - 22:59 Uhr
    In Greiz (Thüringen) kam es auf einer Demonstration für die Demokratie zu Gegenstimmen. Sie waren eindeutig verfassungsfeindlich.
    © IMAGO/epd
    In Greiz (Thüringen) kam es während einer Demonstration für Demokratie zu einem Eklat!
    Ein Gegendemonstrant äußerte vor laufender Kamera eine entsetzliche Meinung, die nicht nur für Unglauben bei anderen Beteiligten sorgte, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
    Greiz: Demo für die Demokratie bekommt Gegenstimmen
    Die Stadt Greiz in Thüringen wurde am Samstag (3. Februar) zum Schauplatz zweier politischer Versammlungen. Im Zeitraum von 14 bis 17 Uhr versammelten sich rund 580 Personen zum Thema „Für die Demokratie“ am Westernhagenplatz. Hierzu zählte auch ein Marsch durch die Innenstadt und eine Zwischenkundgebung. Die Veranstaltung endete friedlich am frühen Abend. Parallel dazu fand eine Gegendemonstration von bis zu 170 Personen unter dem provokanten Motto „Braune haben bessere Laune! Gegen antideutsche Hetze“ statt. Diese Gruppe traf sich am Puschkinplatz.
    Der Journalist Julius Geiler konfrontierte einen der Gegendemonstranten mit der Frage nach einem dialogorientierten Umgang. Die Antwort des Mannes, der zuvor die anderen Demonstrierenden beschimpfte, fiel deutlich aus: „Ne!“ Er begründet auch gleich wieso – schließlich könne man mit „denen da drüben nicht reden“. Denn die müssten seiner Meinung nach ins Lager.
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    „Ab nach Buchenwald mit den Viechern!“, echauffiert sich der Demonstrant weiter. Sein Feindbild ist auch klar: „Die Grünen!“ Denn die zahlten zusammen mit den Linen den friedlichen Demonstranten seiner Überzeugung nach 69 Euro die Stunde, damit diese auf die Straße gehen und für Demokratie demonstrieren. Das dazugehörige Video teilte Geiler auf X, ehemals Twitter.
    Thüringen: User sind entsetzt
    Die Reaktionen in den sozialen Medien ließen nicht auf sich warten. Empörung und Unverständnis prägten die Kommentare, die sich fragten, warum solche Äußerungen nicht zu einer sofortigen Verhaftung führen würden. „Warum ist so jemand eigentlich nicht in Haft? Unsere Gesetze würden das hergeben“, fragt einer von ihnen. „Das dürfte doch justiziabel sein, oder?“, schreibt ein anderer. Ein Dritter wird deutlicher: „Ich wär bei dem Typen nicht so ruhig geblieben. Schon nach dem Buchenwald-Spruch hätte ich die Kamera ausgemacht und bisschen Nachhilfe in Geschichte gegeben.
    +++ Thüringen: Wird AfD-Höcke mit Trick zum Ministerpräsidenten? „Schlafwandeln ins Desaster“ +++
    Die Polizei hat laut einer offiziellen Mitteilung nach der Gegendemonstration Ermittlungen eingeleitet. Es stehen Verstöße gegen das Versammlungs- und Waffengesetz sowie gegen den Paragrafen 86a StgB im Raum – das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisation.
    Mehr News:
    Thüringen: Mann bricht auf Party zusammen – dann spielen sich heftige Szenen ab
    erfurt
    Erfurt zeigt klare Kante! Über 9.000 Menschen bei Anti-AfD-Demo
    Anti-AfD-Demo in Berlin
    Plötzlich werden AfD-Gegner von anderen als „Nazis“ beschimpft! Wut-Eskalation auf Demo
    Die Erwähnung des Konzentrationslagers Buchenwald lässt die Gemüter besonders hochkochen. Das KZ Buchenwald war während des Nationalsozialismus einer der größten und schrecklichsten Orte des Todes und der Folter. Hetze, die zu Hass und Gewalt aufruft, ist in Deutschland streng untersagt und kann strafrechtlich verfolgt werden. Solche Aussagen sind gegen Werte der Demokratie und des friedlichen Zusammenlebens. Ob der Mann aus dem Video Teil der Ermittlungen ist, ist nicht bekannt.
    https://www.thueringen24.de/


    KRIMINALITÄT
    Bodo Ramelow stellt Strafanzeige: Demonstrant droht mit Buchenwald

    04.02.2024, 11:44 Uhr • Lesezeit: 1 Minute
    Von Tino Zippel
    Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nimmt als Privatperson an der Demonstration in Greiz teil.
    © Funkemedien Thüringen | Tobias Schubert
    Greiz. Die Kundgebung „Braune haben bessere Laune! Gegen antideutsche Hetze“ in Greiz hat ein Nachspiel: Die Kriminalpolizei soll nun ermitteln.
    Bodo Ramelow hat nach der Demonstration in Greiz eine Strafanzeige gegen einen Teilnehmer der Gegendemonstration wegen Beleidigung und Bedrohung gestellt. Die Landeseinsatzzentrale der Polizei beauftragte die Kriminalpolizeiinspektion Gera mit der unverzüglichen Aufnahme der Ermittlungen.
    Der Ministerpräsident bezieht sich in der Anzeige auf einen Videostream des sächsischen AfD-Politikers Sebastian Weber, der als „WeichreiteTV“ Livestreams von Demonstrationen zeigt. In der Übertragung aus Greiz kommt ein Teilnehmer der Demonstration „Braune haben bessere Laune! Gegen antideutsche Hetze“ zu Wort.
    Mann will Demonstranten ins Konzentrationslager schicken
    Dieser Demonstrant bezeichnet in dem Video die Teilnehmer an der Demonstration „Für die Demokratie“ als „Viecher“. „Ab nach Buchenwald mit den Viechern“, sagt der Mann und behauptet, dass die Teilnehmer alle 60 Euro pro Stunde erhalten. „Alle nur geldgierig. Glauben Sie, die alten Leute kommen freiwillig auf die Straße?“
    Während Ramelow die Behauptung, die Demonstranten bekämen Geld, als „unglaublich dummes Gerede“ bezeichnet, empfindet er der Bezeichnung und die Aufforderung, sie in ein Lager zu sperren, als beleidigend und bedrohend. Er hatte selbst an der Demo „Für die Demokratie“ teilgenommen, an der sich nach Polizeiangaben 580 Menschen beteiligten.
    Mehrere Ermittlungsverfahren nach Kundgebung
    Die Veranstaltung „Braune haben bessere Laune! Gegen antideutsche Hetze“ zog im Zeitraum von 14 bis 15 Uhr bis zu 170 Personen im Bereich des Puschkinplatzes an. Dort fand eine Standkundgebung statt. Weitere Ermittlungsverfahren wurden von der Polizei unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, das Waffengesetz und wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen eingeleitet.
    Landesweit haben am Wochenende Tausende Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Demonstrationen fanden auch in Jena und in Eisenach statt.
    https://www.otz.de/


    „Politiker nicht erwünscht“
    KZ-Gedenkstätten sprechen sich gegen Zusammenarbeit mit AfD aus

    15.09.2023, 14:03 Uhr
    Besucher gehen zur Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora durch US-Truppen am 11. April 1945.
    Für Angehörige von NS-Opfern und Überlebende sei es „nicht vorstellbar, gemeinsam mit AfD-Vertretern auf dem Friedhof zu stehen, wo die KZ-Opfer begraben sind“, so Stephanie Billib von der Gedenkstätte Bergen-Belsen.
    Copyright: dpa
    Auch der Zentralrat der Juden äußert sich gegenüber der AfD besorgt — sie versuche durch Geschichtsklitterung die Gesellschaft zu spalten.
    Mehrere KZ-Gedenkstätten in Deutschland lehnen nach Zeitungsinformationen jegliche Zusammenarbeit mit AfD-Politikern ab. Das berichtet die „Welt“ am Donnerstag unter Berufung auf eine Abfrage bei den Gedenkstätten Dachau, Mittelbau-Dora, Buchenwald, Bergen-Belsen und Neuengamme.
    Wir nehmen keine Anmeldungen der AfD an, ob nun der Partei oder der Fraktion im Landtag.
    Stephanie Billib, Gedenkstätte Bergen-Belsen
    „Wir nehmen keine Anmeldungen der AfD an, ob nun der Partei oder der Fraktion im Landtag“, sagt Stephanie Billib von der Gedenkstätte Bergen-Belsen der Zeitung. Für Angehörige von NS-Opfern und Überlebende sei es „nicht vorstellbar, gemeinsam mit AfD-Vertretern auf dem Friedhof zu stehen, wo die KZ-Opfer begraben sind“.
    AfD-Politiker nicht in Gedenkstätte Neuengamme, Buchenwald oder Dachau erwünscht
    Der Leiter der Hamburger Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, betonte, dass AfD-Politiker in der Gedenkstätte nicht erwünscht seien. Auch in der Gedenkstätte Buchenwald ist es laut deren Sprecher Rikola-Gunnar Lüttgenau Vertretern der Partei nicht möglich, an Veranstaltungen teilzunehmen.
    Der Eingang der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Nach Angaben der Gedenkstätte gibt es fast jede Woche Neonazi-Schmierereien, sie mahnte vor rechter Politik.
    Die Sprecherin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Verena Bierl, erklärte gegenüber „Welt“ man behalte sich vor, vom Hausrecht Gebrauch zu machen „und Personen, Parteien oder Organisationen, die durch antidemokratische, rassistische, antisemitische oder andere, dem Stiftungszweck widersprechende Äußerungen in Erscheinung getreten sind oder treten, den Zutritt zur Gedenkstätte zu verwehren oder sie von der Teilnahme an einer Veranstaltung auszuschließen“.
    KZ-Gedenkstätte warnt vor AfD-Kandidat Jörg Prophet
    Vor der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters von Nordhausen in Thüringen am 24. September warnte am Donnerstag auch die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora vor einer Wahl des AfD-Kandidaten Jörg Prophet.
    Die Gedenkstättenleiterin Anett Dremel und der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, betonten, Prophet verbreite eine geschichtsrevisionistische Ideologie. Prophet hatte im ersten Wahlgang gut 42 Prozent der Stimmen und damit das mit Abstand beste Ergebnis erzielt.
    Zentralrat der Juden in Deutschland besorgt über die AfD
    Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich besorgt über die AfD. Wenn es um die Erinnerung an die Schoah gehe, zeigte sich in der Gesellschaft Tendenzen, die nach „Schlussstrichen“ riefen, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der „Welt“.
    Ingo Hahn (AfD) nimmt im bayerischen Landtag an einer Sondersitzung zu den Vorwürfen gegen Vize-Ministerpräsident Aiwanger im Zusammenhang mit einem Flugblatt mit antisemitischem Inhalt teil. 
    „Die AfD ist daran in meinen Augen maßgeblich beteiligt, indem sie diese Stimmung bewusst anheizt, provoziert und durch Geschichtsklitterung versucht, die Gesellschaft zu spalten.“ Laut Schuster darf es „in diesen Fragen keine Gleichgültigkeit geben“. (kna)
    https://www.ksta.de/


    KZ-Gedenkstätten gehen auf maximale Distanz zur AfD

    Veröffentlicht am 14.09.2023 | Lesedauer: 7 Minuten
    Von Claus Christian Malzahn, Kevin Culina
    Mahnmal des jugoslawischen Bildhauers und Holocaust-Überlebenden Nandor Glid in der KZ-Gedenkstätte Dachau
    Quelle: picture-alliance/ dpa
    In Nordhausen könnte am 24. September ein AfD-Politiker zum Oberbürgermeister gewählt werden. Die benachbarte Gedenkstätte Mittelbau-Dora kündigt an, dass es mit ihm keine Zusammenarbeit geben werde. Auch andere Stiftungen und Einrichtungen in Deutschland sind wegen der AfD-Erfolge alarmiert.
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    https://www.welt.de/


    GEDENKSTÄTTEN
    Roth gegen Schließung von Stalag 326: Kritik an CDU und AfD

    Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen). Foto
    © Hendrik Schmidt/dpa/Archivbild
    01.10.2023, 16:29
    Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) will die Schließung der Gedenkstätte Stalag 326 in Ostwestfalen abwenden und hat die Ablehnung der Finanzierung durch den Gütersloher Kreistag kritisiert. Sie werde die Verantwortlichen auf der Landesebene und der kommunalen Ebene zu einem klärenden Gespräch bitten, teilte die Grünen-Politikerin am Sonntag mit.
    Die Gedenkstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock soll ausgebaut und auf professionelle Füße gestellt werden. Den Plänen droht aber das Aus, nachdem im Gütersloher Kreistag eine Betriebskostenbeteiligung von 400.000 Euro abgelehnt worden war.
    Roth sprach von einem gefährlichen Präzedenzfall, "wenn die Gütersloher CDU mit Unterstützung der AfD die Finanzierung einer wichtigen Gedenkstätte stoppt und damit deren Schließung riskiert." Die Kostenbeteiligung war mit 33 Ja- und 36 Nein-Stimmen abgelehnt worden. Laut dem Vorstand des Fördervereins der Gedenkstätte wendeten sich unter anderem CDU und AfD gegen die Beteiligung. Diese Entscheidung "hat uns zutiefst getroffen und schockiert", teilte der Vorstand am Samstag mit. Die Gedenkstätte bleibe bis auf Weiteres geschlossen.
    Der Bundestag hatte für den Ausbau des 60 Millionen Euro teuren Projekts bereits 25 Millionen Euro zugesagt - "im Vertrauen darauf, dass auch die anderen Beteiligten ihren Beitrag dazu leisten", wie Roth am Sonntag kritisierte. Das Land soll den Rest beisteuern. NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) hatte sich für Stalag 326 stark gemacht. Die jährlichen Betriebskosten von rund 4 Millionen sollen von Kreisen und Städten in der Gegend getragen werden.
    "Die Erinnerung für die Zukunft an Krieg und Gewalt, die vom nationalsozialistischen Deutschland ausgegangen ist, muss demokratischer Konsens sein", teilte Roth mit. Die Stätte beleuchte ein immer noch viel zu wenig bekanntes Kapitel der deutschen Geschichte. Dort waren von 1941 bis 1945 über 300.000 Kriegsgefangene überwiegend aus der Sowjetunion als Zwangsarbeiter untergebracht.
    Die Co-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, teilte mit, sie sehe alle demokratischen Parteien in Ostwestfalen-Lippe gemeinsam in großer politischer Verantwortung, für eine Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326 einzutreten. Von den Verantwortungsträgern der CDU in der Region erwarte sie, dafür Sorge zu tragen, dass das Projekt nicht gefährdet werde. Neben Landtagspräsident Kuper (CDU) hatte sich auch Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) stets für die Gedenkstätte stark gemacht.
    Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag in NRW, Elisabeth Müller-Witt, sagte, Stalag 326 sei eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung. "Mich betrübt sehr, dass der CDU im Kreis Gütersloh diese Bedeutung nicht bewusst ist", sagte sie. Wie Landtagspräsident Kuper hoffe auch sie noch auf eine Lösung vor Ort.
    Stellungnahme des Fördervereins
    dpa
    https://www.stern.de/



    Gedenken
    Selenskyj erinnert an Massaker von Babyn Jar 1941

    Der ukrainische Präsident Selenskyj hat an das Massaker an Juden in der Schlucht von Babyn Jar im Zweiten Weltkrieg erinnert.
    29.09.2023
    Mahnmal an den "Holocaust mit Kugeln" in der Gedenkstätte Babyn Jar.
    Das Mahnmal an den „Holocaust mit Kugeln“ in der Gedenkstätte Babyn Jar erinnert in der Ukraine an die Ermordung von 33.000 sowjetischen Juden in dieser Schlucht. (picture alliance /dpa / Britta Pedersen)
    Innerhalb weniger Tage seien damals zehntausende Menschen getötet worden, sagte er in seiner täglichen Videobotschaft. Es sei wichtig, die Erinnerung an diese Opfer wach zu halten und daran, dass das Böse, das durch den Holocaust begangen wurde, besiegt und bestraft wurde. In Babyn Jar nahe Kiew waren am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder von deutschen Einsatzkräften ermordet worden.
    Derweil versammelten sich in Moskau viele Menschen auf dem Roten Platz, um den ersten Jahrestag der Annexion vier ukrainischer Regionen zu feiern. Sie schwenkten russische Flaggen und skandierten „Russland“. Staatschef Putin hatte den 30. September zum sogenannten „Tag der Wiedervereinigung“ erklärt. Seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine werben die russischen Behörden immer wieder mit Großveranstaltungen für den Einsatz.
    Diese Nachricht wurde am 29.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
    https://www.deutschlandfunk.de/


    GEDENKEN AN NS-VERBRECHEN
    : Der Kreistag Gütersloh will kein Geld geben

    VON REINER BURGER-AKTUALISIERT AM 30.09.2023 -08:21
    Gräberfeld: Auf dem Gelände des einstigen Stalag 326 in einer Aufnahme vom 9. Oktober 2020
    Rund drei Millionen Rotarmisten kamen in deutscher Kriegsgefangenschaft ums Leben. Stalag 326 soll deshalb Gedenkstätte von nationaler Bedeutung werden. Scheitert das am Kreis Gütersloh?
    Das Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen gehört zu den größten Verbrechen der Wehrmacht. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion gerieten 5,7 Millionen Rotarmisten in deutsche Gefangenschaft. Rund drei Millionen von ihnen – darunter nicht nur Russen, sondern auch Ukrainer, Georgier, Kasachen und Angehörige anderer Völker – kamen ums Leben. Sowjetische Kriegsgefangene sind nach den europäischen Juden die zweitgrößte Opfergruppe des erbarmungslosen nationalsozialistischen Vernichtungskriegs.
    Trotzdem liegt das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen bis heute in einem „Erinnerungsschatten“, wie Bundespräsident Joachim Gauck 2015 zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in Schloß Holte-Stukenbrock auf dem Gelände des ehemaligen Stammlagers 326 (VI K), kurz Stalag 326, formulierte, das eines der größten „Russenlager“ im Deutschen Reich war. Mehr als 300.000 sowjetische Kriegsgefangene durchliefen das Stalag 326. Es diente als Drehscheibe für die Verteilung von Zwangsarbeitern auf Fabriken und landwirtschaftliche Betriebe in Westfalen und im Rheinland oder auf Bergwerke im Ruhrgebiet.
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    https://www.faz.net/


    Stalag 326 droht das Aus: Unverständnis über Kreis-CDU

    AKTUALISIERT AM 27.09.2023-17:04
    Nach einer Ablehnung der Finanzierung der Gedenkstätte Stalag 326 in Ostwestfalen durch den Kreistag in Gütersloh droht der Anlage jetzt das Aus. Die Befürchtung äußert Nordrhein-Westfalens Landtagspräsident André Kuper. «Wir haben vor der Entscheidung viele Gespräche geführt und führen sie weiterhin. Der durch den Beschluss eingetretene Schaden ist groß, so denkt beispielsweise der Förderverein sogar über eine Schließung der heutigen Gedenkstätte nach», sagte Kuper am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
    Die Gedenkstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock sollte nach einer Idee von Altbundespräsident Joachim Gauck zu einem Ort mit nationaler Bedeutung ausgebaut und die Arbeit auf professionelle Füße gestellt werden. Gauck hatte im Jahr 2015 das Gelände besucht. Dort waren im Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1945 über 300.000 Kriegsgefangene überwiegend aus der Sowjetunion als Zwangsarbeiter untergebracht. Ein Förderverein kümmert sich bislang um die Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung in einer ehemaligen Arrestbaracke.
    Der Bundestag hatte für den Ausbau des 60 Millionen Euro teuren Projekts bereits 25 Millionen Euro zugesagt. Das Land sollte den Rest zuschießen. Die jährlichen Betriebskosten von rund 4 Millionen sollten sich einige Kreise in Ostwestfalen und die Städte Bielefeld und Schloß Holte-Stukenbrock teilen. Anfang der Woche hatte die CDU-Fraktion im Gütersloher Kreistag aber einen Zuschuss von 400.000 Euro verweigert und sich damit gegen den eigenen Landrat gestellt. Bei 33 Ja- und 36 Nein-Stimmen stimmte der Kreistag gegen die Betriebskostenbeteiligung. Sven-Georg Adenauer (CDU) hatte sich stets für die Gedenkstätte stark gemacht. Ebenso Landtagspräsident Kuper (CDU), der nach dem Gauck-Besuch einen Arbeitskreis für den Ausbau der Gedenkstätte initiiert hatte.
    Auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe zeigte sich entsetzt. «Wir bedauern diese Entscheidung sehr. Wir fürchten, dass damit in Westfalen-Lippe nun eine einmalige Möglichkeit für eine nationale Gedenkstätte verloren geht. Das ist sehr schade, denn die Gedenkstätte wäre wichtig für die demokratische und politische Bildung in Deutschland gewesen», sagte Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger der dpa.
    Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag äußerte ebenfalls ihr Unverständnis. «Im Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock wurden Kriegsgefangene in einer erniedrigenden, entmenschlichten und entrechtenden Prozedur nach ihrer Arbeitskraft selektiert und von hier aus zu Arbeitskommandos verschickt. Die Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326 ist wichtig für die Erinnerungskultur und für die historisch-politische Bildung zur Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus gegenüber Kriegsgefangenen», sagte Wibke Brems der dpa.
    Dass das Projekt zur Stärkung der Erinnerungskultur aktuell auf der Kippe stehe, «weil sich die lokale CDU-Fraktion im Kreistag Gütersloh dagegen ausspricht», sei fatal. «Gerade in Zeiten von erschreckend hohen Zustimmungswerten für rechtsextreme Positionen sollten alle Demokratinnen und Demokraten der Erinnerungskultur verpflichtet sein. Ich bin CDU-Kollegen aus Europa, Land und von vor Ort dankbar, die öffentlich deutliche Kritik am Abstimmungsverhalten ihrer Parteikollegen äußern und sich für die Gedenkstätte einsetzen», sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende.
    Quelle: dpa
    https://www.faz.net/


    ZWEITER WELTKRIEG
    Alt-Bundespräsident Joachim Gauck spricht die Gedenkrede in Fünfeichen.

    Foto: Stefan Sauer/dpa
    Aktualisiert: 23.09.2023, 15:38 | Lesedauer: 2 Minuten
    In Fünfeichen bei Neubrandenburg kamen vor und nach 1945 Tausende Gefangene ums Leben. Das letzte Lager, vom Sowjet-Geheimdienst NKWD, wurde vor 75 Jahren geschlossen. Daran wurde nun bei einem Gedenken mit Alt-Bundespräsident Gauck erinnert.
    Neubrandenburg. Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat in Fünfeichen bei Neubrandenburg an den grausamen Umgang der Wehrmacht mit Gefangenen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg und die willkürliche Inhaftierung Deutscher nach 1945 erinnert. Das Schicksal beider Gruppen habe lange „im Erinnerungsschatten“ in beiden Teilen Deutschlands gelegen, sagte Gauck am Samstag vor rund 400 Gästen an der Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen.
    Dort waren von 1939 bis 1945 rund 120.000 Kriegsgefangene der Wehrmacht aus elf Ländern eingesperrt und mussten Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1948 waren dort rund 15.000 Deutsche vom Sowjetgeheimdienst NKWD inhaftiert. Erst 1948 - vor 75 Jahren - wurden die Lager endgültig geschlossen und gerieten in Vergessenheit.
    Im Osten Deutschlands habe in der DDR-Zeit der amtlich verordnete Heldenmythos der Sowjetunion keinen Raum für Empathie mit den Tausenden getöteten Rotarmisten gelassen, erläuterte Gauck. Von etwa 6000 Toten im Wehrmachts-Gefangenenlager waren 90 Prozent Rotarmisten.
    Das zeige, dass die Wehrmacht gefangene Soldaten und Offiziere der West-Alliierten weitestgehend entsprechend der Genfer Konventionen zum Umgang mit Kriegsgefangenen behandelt habe. Die Gefangenen der Sowjetarmee dagegen seien, wie in NS-Propaganda gefordert, als „Untermenschen“ behandelt und in den Tod getrieben worden.
    Im Westen Deutschlands hätten die Verbrechen des NS-Regimes an den Juden bei der Aufarbeitung der NS-Geschichte in dieser Hinsicht vieles überlagert. Gauck lobte deshalb die Bemühungen der Opferorganisation Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen und der Stadt Neubrandenburg, die zusammen mit Historikern und Schulen die Ereignisse dieser Zeit seit Längerem aufarbeiten. Zum Gedenken am Samstag trugen Schüler Berichte ehemaliger Gefangener in Fünfeichen vor. Danach wurden Kränze niedergelegt.
    Die AG Fünfeichen wurde nach 1990 gegründet, da deutsche Häftlinge in der DDR-Zeit über ihre Haft nicht reden durften. Neben Ex-Mitgliedern von NS-Organisationen aus MV waren in Fünfeichen nach 1945 auch viele Jugendliche ohne Gerichtsverfahren eingesperrt. Ein Drittel dieser Gefangenen überlebte die Zeit in Fünfeichen oder ihre Deportation nach Sibirien nicht. Viele dieser Häftlinge sind laut AG Fünfeichen inzwischen rehabilitiert worden. Im Osten Deutschlands gab es zehn solcher NKWD-„Speziallager“.
    https://www.abendblatt.de/



    Pius XII. soll von Vernichtungslagern gewusst haben

    16.09.2023epd
    Unheil und Bewältigung
    Rom (epd). Papst Pius XII. soll vom Plan der Nationalsozialisten zur Vernichtung der Juden gewusst haben. Das berichtet der "Corriere della Sera" (Samstag). In einem Brief, der in den vatikanischen Archiven aufgetaucht ist, ist explizit die Rede von den deutschen Vernichtungslagern. Bislang gab es vor allem Belege dafür, dass der Vatikan von den deutschen Konzentrationslagern Kenntnis hatte, nicht aber von jenen, die der massenhaften Tötung von Menschen dienten.
    Der Archivar Giovanni Coco hat laut dem Zeitungsartikel den Brief entdeckt, den der deutsche Jesuit Lothar König am 14. Dezember 1942 an den Vatikan schickte, und der dort vom Sekretär von Pius XII., Robert Leiber, empfangen wurde. Darin werden explizit die Vernichtungslager Belzec und Auschwitz erwähnt. In dem Brief heißt es, dass im "Hochofen" von Belzec "täglich bis zu 6.000 Menschen sterben, vor allem Polen und Juden".
    Der Vatikan hatte erst im Frühjahr 2020 die Archive über das Pontifikat Pius XII, das von 1939 bis 1958 dauerte, geöffnet und damit für Forscher zugänglich gemacht. Giovanni Coco geht davon aus, dass der nun entdeckte Brief das bisher einzige Zeugnis einer Korrespondenz darstellt, die über eine längere Zeit gepflegt worden sein muss. Es handele sich um einen grundlegenden Beweis dafür, dass es einen Strom von Nachrichten über die Nazi-Verbrechen gab, die bereits zur Zeit ihrer Umsetzung beim Heiligen Stuhl eintrafen.
    Der Umgang von Papst Eugenio Pacelli und des Vatikans mit dem Holocaust ist Thema zahlreicher Forschungen. Dabei geht es auch um den Prozess der Seligsprechung des Papstes, der 1967 begonnen wurde und selbst innerhalb der katholischen Kirche sehr umstritten ist.
    Vom 9. bis 11. Oktober findet in der Gregoriana-Universität in Rom ein internationaler Kongress zur Rolle von Papst Pius XII. in der Zeit des Nationalsozialismus statt. Er soll zum Dialog zwischen Historikern und Theologen beitragen.
    https://www.evangelisch.de/


    Flugblatt-Affäre: KZ-Gedenkstätte Dachau möchte Aiwanger keine Bühne bieten

    Die KZ-Gedenkstätte hat Hubert Aiwanger gebeten, von öffentlichen Besuchen abzusehen. Ein entsprechender Vorschlag kam vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung.
    05.09.2023, 08:49 Uhr
    Die KZ-Gedenkstätte Dachau möchte in der Debatte um Antisemitismusvorwürfe gegen den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht zur Bühne werden.
    „Von öffentlichkeitswirksamen politischen Besuchen im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl möchte die KZ-Gedenkstätte Dachau absehen“, sagte eine Sprecherin der „taz“ vom Dienstag.
    Sie reagierte damit auf den Vorschlag des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, dass Aiwanger das frühere Konzentrationslager in der Nähe von München besuchen sollte. Die aktuelle Debatte zeige aber, so die Sprecherin, „wie wichtig eine lebendige Erinnerungskultur und der Kampf gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach wie vor ist“.
    In Gedenkstätten wird kein Ablasshandel betrieben.
    Jens-Christian Wagner, Leiter der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
    Kritik an Kleins Vorschlag kommt auch von Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
    Statt sich damit auseinandersetzen, warum Aiwanger „mit Schuldumkehr, der Beschimpfung seiner Kritiker und einer Jetzt-erst-recht-Haltung durchkommt und in Bierzelten dafür gefeiert wird, sollen die Gedenkstätten und jüdischen Gemeinden die erinnerungskulturellen Scherben zusammenkehren, die Aiwanger und Söder hinterlassen haben“, sagte Wagner der „taz“. „In Gedenkstätten wird kein Ablasshandel betrieben.“
    Der Antisemitismusbeauftragte Niedersachsens, Gerhard Wegner, warnte in der Aiwanger-Causa auch vor den gesellschaftlichen Folgen. „Ich fürchte, dass dies ein Tor öffnet zum Neuerwachen eines untergründigen antisemitischen Geredes, nicht nur in Bayern“, sagte Wegner der Zeitung.
    Aufklärung Fehlanzeige Aiwanger verweigert Journalisten fast alle Antworten zur Flugblatt-Affäre
    Aiwanger bestreitet Vorwürfe
    Ende August hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, Aiwanger habe als Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfasst. Aiwanger bestreitet das; die Verantwortung für das Pamphlet hat sein Bruder Helmut übernommen.
    Hubert Aiwanger zufolge wurden in seiner Schultasche „ein oder wenige Exemplare“ des Blattes gefunden – warum, ist unklar. Später beschuldigten ehemalige Mitschüler Aiwanger, etwa Hitlergrüße gezeigt und Judenwitze gemacht zu haben.
    Mehr zum Thema:
    Die Macht des Vorwurfs Der Fall Aiwanger zeigt, was in Sachen Antisemitismusbekämpfung schief läuft
    Als wäre nichts gewesen Aiwangers Wahlkampf im Schatten der Flugblatt-Affäre
    Bei Söder-Auftritt beim Gillamoos CSU-Pressesprecher soll Journalisten behindert haben
    Aiwanger erklärte, er sei niemals ein Judenfeind gewesen. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Hitlergruß gezeigt zu haben. Ich habe keine Hitlerreden vor dem Spiegel einstudiert. Weitere Vorwürfe wie menschenfeindliche Witze kann ich aus meiner Erinnerung weder vollständig dementieren noch bestätigen. Sollte dies geschehen sein, so entschuldige ich mich dafür in aller Form.“
    Zugleich monierte Aiwanger, es gebe eine Kampagne gegen ihn und seine Partei. Söder hält bislang an seinem Vize fest. (Tsp/KNA)
    https://www.tagesspiegel.de/


    Dachau und Flossenbürg
    Besuch abgelehnt: Aiwanger in KZ-Gedenkstätten nicht willkommen

    Von
    dpa
    t-online
    Aktualisiert am 05.09.2023
    Pressekonferenz nach Kabinettssitzung mit Wirtschaftsthemen
    Vergrößern des Bildes
    Die KZ-Gedenkstätte Dachau lehnt einen Besuch des Freie-Wähler-Chefs Hubert Aiwanger ab. (Quelle: Matthias Balk/dpa/dpa-bilder)
    Markus Söder legt Hubert Aiwanger im Flugblatt-Skandal den Austausch mit den jüdischen Gemeinden nahe. Zumindest in den KZ-Gedenkstätten ist er jedoch nicht willkommen.
    Die KZ-Gedenkstätte Dachau lehnt einen Besuch von Bayerns Stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ab. "Öffentlichkeitswirksame politische Besuche im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl sind in der KZ-Gedenkstätte Dachau nicht erwünscht", teilte Leiterin Gabriele Hammermann am Dienstag mit. Mehrere Medien berichteten darüber. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte dem Politiker angesichts der Flugblatt-Affäre einen Besuch nahegelegt.
    Ebenfalls nicht willkommen wäre Aiwanger in Flossenbürg in der Oberpfalz. Wie Jörg Skriebeleit, Leiter der dortigen KZ-Gedenkstätte, dem "Bayerischen Rundfunk" auf Anfrage erklärte, würde auch er einen Besuch des 52-Jährigen ablehnen. Dies sei auch innerhalb der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten so abgestimmt.
    "Angriff auf die Überlebenden und ihre Angehörigen"
    Die KZ-Gedenkstätte Dachau widme sich der Aufarbeitung der Historie des Konzentrationslagers und seiner Außenlager, einschließlich der Vor- und Nachgeschichte des Konzentrationslagers sowie der Geschichte der Gedenkstätte, hieß es in der Mitteilung. "Die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren, die wir in der derzeitigen Debatte erleben, ist ein Angriff auf diesen Ort, auf die Überlebenden und ihre Angehörigen." Die Debatte zeige, wie wichtig eine lebendige Erinnerungskultur sowie der Kampf gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach wie vor seien.
    Zu den Aufgaben der Gedenkstätten gehöre es, weiter aufzuklären, ein selbstkritisches Geschichtsbewusstsein zu fördern und das Gedenken an alle Opfergruppen in den Mittelpunkt zu stellen: jüdische Verfolgte ebenso wie Menschen, die wegen ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus, ihrer Einstellungen und Identitäten inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden, so Hammermann weiter.
    Söder rät Aiwanger zu Gespräch mit jüdischen Gemeinden
    Bayerns Vizeregierungschef Aiwanger war wegen Vorwürfen um ein antisemitisches Flugblatt aus den 1980er-Jahren in die Kritik geraten. Er streitet diese entschieden ab. Kurz nach Aufkommen der ersten Berichte über das Pamphlet hatte Aiwangers Bruder Helmut die Verantwortung als Verfasser übernommen.
    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Sonntag entschieden, Aiwanger im Amt zu belassen, ihm jedoch empfohlen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und etwa Gespräche mit jüdischen Gemeinden zu suchen. Zuvor hatte er seinem Vize auferlegt, ihm 25 Fragen zu den Vorwürfen schriftlich zu beantworten.
    https://www.t-online.de/


    Flugblatt-Affäre
    : "Gedenkstätten sind keine Orte für Ablasshandel"

    04.09.2023, 17:24 Uhr Lesezeit: 4 min
    Hubert Aiwanger soll die Gedenkstätte in Dachau besuchen, findet der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung. Vor Ort hält man das für keine so gute Idee. (Foto: Toni Heigl)
    Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein schlägt Hubert Aiwanger einen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau vor. Warum man von diesem Vorschlag vor Ort nicht überzeugt ist.
    Von Jonas Junack und Jessica Schober, Dachau
    "Die antifaschistische Waschmaschine" ist ein geflügeltes Wort in der Erinnerungskultur. Gemeint ist die Idee von KZ-Gedenkstätten als Orten, an denen Menschen sich reinwaschen von ihrer Schuld und ihren menschenfeindlichen Positionen. Mitarbeitende und Forscher sind sich einig: Diese Funktion kann und soll keine Gedenkstätte erfüllen.
    Mehr...
    https://www.sueddeutsche.de/



    KONZENTRATIONSLAGER

    Mediensammlung von WELT.DE

    https://www.welt.de/themen/konzentrationslager/

    Gedenken an NS-Zeit: Geschichtsort Stadthaus wiedereröffnet

    Stand: 04.07.2023 10:29 Uhr

    Etwa ein halbes Jahr wurde das Stadthaus in der Hamburger Innenstadt umgebaut, nun ist es fertig. Jetzt ist der Gedenkort wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Während der NS-Herrschaft war das Gebäude an der Ecke Neuer Wall/Stadthausbrücke die Gestapo-Zentrale - heute wird dort der NS-Verbrechen und -Opfer gedacht. Aber es gibt auch Kritik.
    Die Ausstellung im Stadthaus informiert über den Hamburger Widerstand, die Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus und die politischen Auseinandersetzungen um das Stadthaus nach 1945. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hofft, durch die zentrale Lage möglichst viele Menschen zu erreichen. "Die Chance des Geschichtsortes hier im Stadthaus ist, dass es mitten in der Stadt liegt, an einem Ort, an dem die Leute nicht deshalb gehen, weil sie sich an einen Geschichtsort begeben wollen, sondern weil sie sich einfach durchs städtische Zentrum bewegen", so Brosda. Er hoffe sehr, dass man dadurch Menschen anregen könne, sich mit der Geschichte des Ortes und mit den nationalsozialistischen Verbrechen auseinanderzusetzen. "Ein Stolperstein, in dem man dann weitere Informationen gewinnen kann", erklärte er weiter.
    Umbau von Buchladen und Café
    Der Geschichtsort Stadthaus war im Herbst 2022 in die Trägerschaft der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen übergegangen. Sie entwickelte den Ort - in Abstimmung mit verschiedenen Verfolgtenverbänden - weiter. Durch den Umbau des ehemaligen Cafés und Buchladens sind neben der Ausstellung auch ein Büro, ein Seminarraum und eine Fläche für Veranstaltungen und kleinere, temporäre Ausstellungen entstanden. Insgesamt ist der Raum 240 Quadratmeter groß. "Wir haben um jeden Quadratmeter diskutiert, so kann die Fläche am besten für unterschiedliche Möglichkeiten auch für die Bildungsarbeit genutzt werden", sagt Alyn Beßmann.
    Leiterin plant Sonderausstellungen
    Beßmann ist die neue Leiterin des Geschichtsorts Stadthaus. Mit Sonderausstellungen will sie künftig einzelne Themen vertiefen. So sollen beispielsweise einzelne Widerstandskämpfer mit Fotos, Briefen oder auch Haftbefehlen vorgestellt werden. "Da geht es um ganz persönliche Verfolgungsgeschichten", so Beßmann. Auch der Schaufensterbereich soll umgestaltet werden und künftig als begehbarer Raum über Biografien der Opfer informieren.
    Kritik: Zu wenig Platz für angemessenes Gedenken
    Für die neue Ausstellung stehen 70 Quadratmeter zur Verfügung - und genau das kritisiert Wolfgang Kopitzsch von der Hamburger Initiative Gedenkort Stadthaus. "Das ist viel zu wenig Platz, um diese Themen in all ihren Facetten darzustellen", sagte Kopitzsch dem Evangelischen Pressedienst. Dabei erinnere das Stadthaus wie kein zweiter Ort daran, "wie schnell die Polizei der Weimarer Republik zum Terrorinstrument der Nazis werden konnte", mahnte er. Das Argument, es gebe keinen Platz, lässt Kopitzsch - Hamburgs ehemaliger Polizeipräsident - nicht gelten. "Im Führungsbunker unter dem Petersplatz gibt es große Räume. Sie müssen nur erschlossen werden", findet er und bedauert, dass es in Hamburgs Innenstadt keinen angemessenen Ort der Erinnerung gibt. Andere Städte, wie München etwa, seien da viel weiter.
    Bodenskulptur vor Stadthaus
    Seit etwa einem Jahr erinnert außerdem die großflächige Bodenskulptur "Stigma" vor dem Stadthaus an die Menschen, die dort zwischen 1933 und 1943 verhört, misshandelt oder auch ermordet wurden. Geschaffen hat den "zerstörten Bürgersteig" das Künstlerinnenduo Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper.
    Initiative: Wesentliche Forderungen nicht erfüllt
    Die Initiative Gedenkort Stadthaus hatte fünf Jahre lang mit rund 200 Mahnwachen für eine angemessene Erinnerung an dem Ort demonstriert. Ob sie die Mahnwachen fortgesetzt, ist laut Initiative noch nicht entschieden. Da die Ausstellung nicht aktualisiert und ausgeweitet wurde, seien wesentliche Forderungen nicht erfüllt worden. In der Initiative sind Verbände wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten, der Arbeitskreis ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten, Nachkommen von NS-Verfolgten sowie Personen des öffentlichen Lebens engagiert.
    Das Stadthaus Hamburg im Jahre 1892. © Staatsarchiv Hamburg Foto: G. Koppmann & Co./Staatsarchiv Hamburg12 Bilder
    Hamburgs Polizei in der Nazizeit
    Stadthaus war die "Zentrale des Terrors"
    Bis zu seiner Ausbombung 1943 war der Gebäudekomplex Neuer Wall/Stadthausbrücke die "Zentrale des Terrors" in Hamburg. Hier waren das Polizeipräsidium und die norddeutschen Leitstellen von Kriminalpolizei und Gestapo untergebracht. Seit Anfang 2020 erinnert eine Dauerausstellung neben einer Fachbuchhandlung und einem Literaturcafé an die historische Bedeutung des Ortes. 1981 war eine Gedenktafel an dem Gebäude angebracht worden.
    Blick auf die großflächige Bodenskulptur "Stigma" vor der ehemaligen Gestapo-Zentrale an der Stadthausbrücke. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt
    "Stigma" erinnert vor Hamburger Stadthöfen an NS-Opfer
    Das Hamburger Stadthaus war früher die Zentrale der Gestapo. Mit der großflächigen Bodenskultur "Stigma" wird an die Opfern erinnert. (21.06.2022)
    Blick auf das Stadthaus, das ehemalige Hamburger Polizeipräsidium. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt
    Hamburger Stadthaus soll zum "zentralen Stolperstein" werden
    Die Bürgerschaft will den Gedenkort zur Erinnerung an die NS-Verbrechen in der Hamburger Innenstadt erhalten. (03.02.2022)
    49 im Juni 2018 frisch verlegte "Stolpersteine" mit Rosen darauf im Hamburger Stadtteil Langenhorn. © dpa/picture alliance Foto: Ulrich Perrey
    Wie Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus erinnern
    Mit Stolpersteinen in Gehwegen erinnert der Künstler Gunter Demnig an die NS-Opfer. Mehr als 6.000 sind es alleine in Hamburg. (19.07.2021)
    Sowjetische Zwangsarbeiterinnen am Diestelkai im Hamburger Hafen im Jahr 1943. © Denkmalschutzamt Hamburg Foto: Willi Beutler
    Hamburger Polizisten als Täter beim Nazi-Terror
    Das Hamburger Stadthaus war als Sitz der Gestapo eine der mächtigsten Terrorzentralen der Nazis. Forschungen zeigen: Auch andere Teile der Polizei waren an den Verbrechen beteiligt.
    Dieses Thema im Programm:
    NDR 90,3 | Kulturjournal | 03.07.2023 | 19:00 Uhr
    https://www.ndr.de/


    "Stigma" erinnert vor Hamburger Stadthöfen an NS-Opfer

    Stand: 21.06.2022 16:47 Uhr
    Das Stadthaus in der Hamburger Innenstadt ist die ehemalige Gestapo-Zentrale. Mit der großflächigen roten Bodenskultur "Stigma" wird an die vielen Opfer erinnert.
    Auf rund 200 Quadratmetern wurde der Fußweg aufgebrochen und entlang der Bruchkanten mit weichem, hellrotem Gummigranulat aufgefüllt: Das Künstlerinnenduo Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper (missing icons) will mit dem "zerstörten Bürgersteig" an jene Menschen erinnern, die dort zwischen 1933 und 1943 verhört, misshandelt oder ermordet wurden.
    Das Stadthaus Hamburg im Jahre 1892. © Staatsarchiv Hamburg Foto: G. Koppmann & Co./Staatsarchiv Hamburg12 Bilder
    Hamburgs Polizei in der Nazizeit
    Brosda: "Ein Denkzeichen, an dem man nicht vorbeikommt"
    "Direkt vor den Stadthöfen erinnert das Kunstwerk Stigma künftig weithin sichtbar und spürbar an die Verbrechen, die an diesem Ort begangen wurden. Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper haben ein Denkzeichen geschaffen, an dem man buchstäblich nicht vorbei kommt", sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Dienstag.
    Mit der Bodenskulptur sei eine ebene, markant federnde und farbige Oberfläche als deutlich sichtbare und spürbare Spur im Bürgersteig entstanden. Die Künstlerinnen sprechen von einer "Bruchspur", Betrachtende könnten aber auch an eine große Blutspur oder -lache denken. Knobloch und Vorkoeper hatten 2019 mit dem Projekt einen Wettbewerb der Kulturbehörde gewonnen. Auf Vorschlag des Beirats zur Begleitung und Entwicklung des historischen Ortes hatte die Stadt 280.000 Euro für ein "Denkzeichen" bereitgestellt.
    Stadthaus war die "Zentrale des Terrors"
    Während der NS-Herrschaft war der Gebäudekomplex am Neuen Wall/Stadthausbrücke bis zu seiner Ausbombung 1943 die "Zentrale des Terrors" in Hamburg - hier waren das Polizeipräsidium sowie die norddeutschen Leitstellen von Kriminalpolizei und Gestapo untergebracht. Seit Anfang 2020 erinnert eine Dauerausstellung neben einer Fachbuchhandlung und einem Literaturcafé an die historische Bedeutung des Ortes. Wegen der Insolvenz der Buchhandlung ist sie zurzeit allerdings nicht zugänglich. Nach Angaben der Kulturbehörde soll die KZ-Gedenkstätte Neuengamme demnächst die Ausstellung übernehmen. Bereits 1981 war eine Gedenktafel an dem Gebäude angebracht worden.
    Blick auf das Stadthaus, das ehemalige Hamburger Polizeipräsidium. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt
    Hamburger Stadthaus soll zum "zentralen Stolperstein" werden
    Die Bürgerschaft will den Gedenkort zur Erinnerung an die NS-Verbrechen in der Hamburger Innenstadt erhalten. (03.02.2022) >>>
    49 im Juni 2018 frisch verlegte "Stolpersteine" mit Rosen darauf im Hamburger Stadtteil Langenhorn. © dpa/picture alliance Foto: Ulrich Perrey
    Wie Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus erinnern
    Mit Stolpersteinen in Gehwegen erinnert der Künstler Gunter Demnig an die NS-Opfer. Mehr als 6.000 sind es alleine in Hamburg. (19.07.2021) >>>

    Sowjetische Zwangsarbeiterinnen am Diestelkai im Hamburger Hafen im Jahr 1943. © Denkmalschutzamt Hamburg Foto: Willi Beutler
    Hamburger Polizisten als Täter beim Nazi-Terror
    Das Hamburger Stadthaus war als Sitz der Gestapo eine der mächtigsten Terrorzentralen der Nazis. Forschungen zeigen: Auch andere Teile der Polizei waren an den Verbrechen beteiligt. >>>
    Dieses Thema im Programm:
    Hamburg Journal | 21.06.2022 | 19:30 Uhr
    https://www.ndr.de/


    Mahnmale für NS-Opfer
    100.000 Stolpersteine

    Stand: 26.05.2023 13:04 Uhr
    Man findet sie in vielen deutschen und europäischen Städten: Stolpersteine - Messingtafeln am Boden mit den Namen von NS-Opfern. Heute verlegt der Künstler Gunter Demnig den 100.000. Stolperstein. In Nürnberg.
    Von Peter Jungblut, BR
    Gerade hat der Künstler Gunter Demnig drei Stolpersteine in der Stadtgartenstraße 28 in Oberkirch im Schwarzwald verlegt. Dort lebte das jüdische Ehepaar Siegfried und Clara Boss mit seiner Tochter Erna Magener.Der Mann nahm sich aus Angst vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1938 das Leben, seine Frau wurde im August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie wenige Monate später starb. Auch die Tochter, die im Sprachgebrauch der Nazis mit einem nichtjüdischen "Arier" verheiratet war, wurde kurz vor Kriegsende nach Theresienstadt deportiert, überlebte die dortigen Qualen jedoch und blieb trotz der Erfahrungen unter Hitlers Regime in Deutschland.
    Künstler Gunter Demnig verlegt "Stolpersteine".
    Gunter Demnig in seiner Werkstatt
    Stolpersteine in vielen StädtenAn diese Schicksale erinnern jetzt 96 Mal 96 Millimeter große Messingtäfelchen mit den Namen und Lebensdaten der NS-Opfer, eingelassen in den Boden vor dem Gebäude, das ihr Zuhause war.Inzwischen verlegte Demnig, ein gebürtiger Berliner, diese Stolpersteine in mehr als 1265 deutschen Städten und Gemeinden und in 31 Ländern Europas. Am heutigen 26. Mai wird der Künstler auf diese Weise in Nürnberg der 100.000. Person gedenken, die von den Nationalsozialisten verfolgt, schikaniert, gefoltert, ermordet wurde.
    Player: videoKünstler Gunter Demnig verlegt 100.000. Stolperstein
    Gedenken an Deportation von Roma und SintiBegonnen hat alles mit einer Erinnerungsaktion an die Deportation von Kölner Roma und Sinti im Mai 1940, erzählt Demnig im Gespräch mit dem BR. Er habe eine Schriftspur zu dem Thema verlegt: "Diese Deportation war so etwas wie eine Generalprobe, denn tausend Menschen wegzubringen ist ja eine logistische Leistung." In der Kölner Altstadt sei bei der Arbeit an der Schriftspur eine ältere Dame auf ihn zugekommen - "ganz offensichtlich eine Zeitzeugin". Sie habe zu ihm gesagt: "Ja, guter Mann, was Sie machen, ist ja ganz beeindruckend, aber hier bei uns haben doch niemals Zigeuner gelebt."Da sei ihm klar geworden, "dass sie das wirklich nicht gewusst hat. Das war eigentlich der Auslöser, die Namen dorthin zurückzubringen, wo dieses Grauen angefangen hat", berichtet der heute 75-Jährige. Anfänglich sei es eher "Konzeptkunst" gewesen, also eine Idee, die er gar nicht ernsthaft in die Realität umsetzen wollte.
    Stolpersteine für Benno und Martha Rosenbaum
    Im Dezember 2019 verlegte Demnig in Memmingen den 75.000. Stolperstein. Er erinnert an das Schicksal der jüdischen Familie Rosenbaum.
    Es gibt auch KritikViele Menschen zeigen sich beeindruckt und erschüttert über die oft unvermittelt ins Blickfeld geratenden Stolpersteine. Es gibt allerdings auch Kritik, am heftigsten von Charlotte Knobloch, die 2004 als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Holocaust-Überlebende ihr Veto einlegte. Deshalb gibt es in der bayerischen Landeshauptstadt, dem Geburtsort des Nationalsozialismus, im öffentlichen Raum keine Stolpersteine.Knobloch hatte persönlich mit ansehen müssen, wie SA-Männer Juden bedrängten und mit Füßen traten, daran fühlte sie sich durch die Messingtafeln am Boden traumatisch erinnert."Mit Füßen getreten"?Demnig lässt diese emotionale Ablehnung, wonach die Opfer abermals "mit Füßen getreten" würden, allerdings nicht gelten: "Ich halte das für ein vorgeschobenes Argument, denn dann dürfte man den Petersdom auch nicht mehr betreten, da läuft man ja wirklich über die Grabplatten. Und je mehr Menschen über die Grabstätten in diesen katholischen Kirchen laufen, desto mehr dürfen sich die dort Bestatteten geehrt fühlen. Die meisten tun mir übrigens den Gefallen und treten auch gar nicht auf die Steine. Sie machen einen Bogen, bleiben stehen und lesen."Recherche als Form des GedenkensViele nachgeborene Juden, darunter Josef Schuster, seit November 2014 Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, würdigten die Stolpersteine als "Zeichen für ein gemeinsames Erinnern und Gedenken". 2021 sagte Schuster bei der Verlegung von 40 Messingtafeln in Würzburg: "Zum Kunstprojekt Stolpersteine gehört die Recherche, die der Verlegung jeden einzelnen Steines vorausgeht. Das macht der Künstler Gunter Demnig den Menschen zum Glück nicht bequem und erledigt das für sie."Wer einen Stolperstein verlegen möchte, werde Pate und müsse nun selbst nachforschen: Wer wohnte in diesem Haus? Wohin wurden diese Menschen verschleppt? Wie und wo wurden sie ermordet? Gibt es noch Angehörige? Durch diese Recherche finde eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit statt, wie sie intensiver kaum vorstellbar sei, sagte Schuster. "Es ist eine Form des Gedenkens, die unmittelbar und sehr persönlich ist."Inzwischen hat Demnig eine Stiftung gegründet, die für den Fortbestand seines Wirkens sorgen soll. Elf Mitarbeiter sind dort gegenwärtig mit Recherche-Arbeiten beschäftigt.
    Kai Wegner, Oleksii Makeiev und Tobias Lindner legen in Erinnerung an das Ende des 2.Weltkriegs Blumen in der Neuen Wache nieder. 08.05.2023 78 Jahre nach Kriegsende Gedenkfeiern zur Befreiung vom Nationalsozialismus
    In vielen Orten Deutschlands wird heute an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. mehr >>>
    Gedenken an Johann Wild in NürnbergIn Nürnberg wird der 100.000. Stolperstein dem bekennenden Sozialisten Johann Wild gewidmet sein, der wegen eines sogenannten Rundfunkverbrechens - er hatte ausländische Radioprogramme gehört - von einem Sondergericht zum Tode verurteilt worden war. Er starb am 17. Mai 1941 in der Haftanstalt München-Stadelheim durch das Fallbeil, wie auf der Website von Gunter Demnig nachzulesen ist.Nürnberg, die Stadt, in der den NS-Hauptkriegsverbrechern der Prozess gemacht wurde, stehe heute für die "Achtung und Wahrung der Menschenrechte", heißt es dort weiter. Eigentlich seien zwölf Millionen Stolpersteine nötig, um allen Opfern des NS-Regimes ein angemessenes Gedenken zu widmen.Hauseigentümer gegen WandtafelnDemnig erinnert sich daran, dass in Villingen-Schwenningen einst Immobilieneigentümer gegen die Verlegung von Stolpersteinen waren, weil sie Angst gehabt hätten, dass die Gebäude unverkäuflich oder zumindest im Preis sinken würden: "Es hat sechs Jahre gedauert, bis sich der Wind gedreht hatte. Inzwischen war ich drei Mal dort."Bedenken der Hauseigentümer seien es auch gewesen, die ihn davon abgebracht hätten, Wandtafeln zu installieren: Ein mit ihm befreundeter Jude aus Leipzig habe ihn gewarnt, dass "80 bis 90 Prozent der Immobilieneigentümer" dagegen wären: "Dadurch wurde die Idee geboren, auf den öffentlichen Straßenraum auszuweichen", so der Künstler, der seine Arbeiten als "Kunstdenkmäler" verstanden wissen will. Er sei überzeugt: "Wenn Schüler mit so einem Familienschicksal plötzlich um die Ecke konfrontiert werden, ist das eine andere Art von Geschichtsunterricht."
    Stolperstein
    Dieses Thema im Programm:
    Über dieses Thema berichtete Bayern 2 am 26. Mai 2023 um 08:30 Uhr.
    https://www.tagesschau.de/


    Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau

    30.04.2023, 15:41 Uhr
    Am 29. April 1945 wurde das KZ Dachau von Soldaten der US Armee befreit. Heute, 78 Jahre später, waren Überlebende und US-Veteranen zu der Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung gekommen.
    Von
    BR24 Redaktion
    14 Überlebende des Konzentrationslagers in Dachau waren am heutigen Sonntag bei der Gedenkfeier zum 78. Jahrestag der Befreiung des Lagers gekommen. Laut KZ-Gedenkstätte, wollten auch zwei ehemalige Soldaten der US-Armee, die das Lager am 29. April 1945 befreit haben, kommen.
    Piazolo: Reste des Lagers erhalten
    Die bayerische Staatsregierung wurde bei der Erinnerungsveranstaltung von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vertreten. Piazolo betonte die Bedeutung der baulichen Reste des Lagers, da es immer weniger Zeitzeugen gebe. Daher sei es wichtig, die "Überreste des ehemaligen Lagers als Beleg für die Nazi-Gräueltaten zu bewahren und den Lebenden einen Ort zu erhalten, an den sie physisch kommen können", sagte er. "Wo sich das Geschehen ereignete, sind Erkennen, Begreifen, Lernen ganz besonders möglich."
    Sohn eines Befreiten ist heute Präsident des Comité International de Dachau
    Zweiter Hauptredner war Dominique Boueilh, der Präsident des Comité International de Dachau. Das internationale Lagerkomitee vertritt die in Dachau eingesperrten Häftlinge, die aus zahlreichen Ländern stammen. Dominique Boueilhs Vater wurde einst von Frankreich nach Dachau verschleppt, wo er 1945 von den Alliierten befreit wurde.
    Dachau war eines der ersten KZ der Nazis
    Das KZ vor den Toren Münchens zählte zu den ersten Konzentrationslagern der Nazis und ist eines der bekanntesten. Der Name Dachau ist bis heute weltweit ein Begriff für den Terror während der Hitler-Diktatur. Mehr als 200.000 Menschen waren dort und in den Außenlagern ab 1933 inhaftiert, mindestens 41.500 Menschen starben dort an Hunger, Krankheiten, Folter oder wurden ermordet.
    Erst vor kurzem wurde bekannt, dass offenbar Millionen zur Sanierung der KZ-Gedenkstätte Dachau fehlen, wegen angeblich fehlerhafter Förderanträge der Gedenkstättenstiftung. Die dringend nötige Sicherung und Umgestaltung der baufälligen Baracken auf dem Appellplatz ist damit in weite Ferne gerückt.
    Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, es seien mehr als 20.000 Menschen ab 1933 inhaftiert gewesen. Es waren aber über 200.000 Menschen. Wir haben dies korrigiert.
    Mit Informationen von dpa
    Video: Gedenken an die ersten Häftlinge in Dachau im März 2023
    KZ Dachau
    Bildrechte: BR
    Vor 90 Jahren wurde die ersten Häftlinge in das neu gegründete Konzentrationslager Dachau gebracht.
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    ERINNERUNGSKULTUR
    Der Marsch der Lebenden: Gedenken in Auschwitz

    Am Holocaust-Gedenktag versammeln sich Jüdinnen und Juden aus aller Welt in Auschwitz. KZ-Überlebende, ihre Nachfahren, aber auch nichtjüdische Jugendliche setzen beim Marsch der Lebenden ein Zeichen gegen das Vergessen.
    Datum 18.04.2023
    Autorin/Autor Andrea Kasiske
    Der "Marsch der Lebenden" ermöglicht noch eine Begegnung der unterschiedlichen Generationen
    "Arbeit macht frei" - der Schriftzug am Stammlager I des Konzentrationslagers Auschwitz könnte nicht zynischer sein. Hier wurden den deportierten Häftlingen alle privaten Sachen abgenommen, ihnen wurden die Haare geschoren, sie erhielten die Lagerkleidung, wurden mit Nummern registriert und bekamen diese eintätowiert, kurzum: Sie wurden entmenschlicht.
    Anfangs waren es vor allem polnische Widerstandskämpfer, Intellektuelle, sowjetische Kriegsgefangene und andere den Nationalsozialisten missliebige Menschen, die in dem deutschen KZ auf besetztem polnischem Gebiet an Hunger, Krankheiten und den elenden Bedingungen der Zwangsarbeit zugrunde gingen oder erschossen wurden. Ab 1942 begann im erweiterten Lagerteil Auschwitz-Birkenau der systematische Massenmord. Über 1,1 Millionen Menschen wurden in Auschwitz getötet, die meisten von ihnen waren jüdisch.
    Holocaust-Gedenktag: Gemeinsam gegen das Vergessen
    Seit 1988 treffen sich in Auschwitz am "Yom HaShoa", dem nationalen israelischen Holocaust-Gedenktag, überlebende KZ-Häftlinge, ihre Kinder und Enkel und meist junge Jüdinnen und Juden aus aller Welt zum "March of the Living", zum Marsch der Lebenden. Der Name erinnert an den Todesmarsch bei der Auflösung des größten Konzentrationslagers 1945. Angesichts der Frontverschiebung im Osten und der herannahenden Alliierten sollten die Gefangenen das Lager verlassen. Bei eisiger Kälte wurden sie zu Fuß Richtung Westen getrieben, angepeitscht von SS-Männern, die erschöpfte Gefangene erschossen, sobald sie nicht weitergehen konnten.
    Stacheldrahtzaun vor Gebäuden des Konzentrationslagers Auschwitz. Auf einem Schild steht: Vorsicht. Hochspannung Lebensgefahr.
    Ein Entkommen war nahezu unmöglich: Elektrisch geladene Stacheldrahtzäune umgaben das Gelände des KZ Auschwitz
    Gemeinsam gehen die Teilnehmenden am "Marsch der Lebenden", der 2023 am 18. April stattfindet, drei Kilometer vom Stammlager I zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der "Marsch der Lebenden" ist ein Zeichen gegen das Vergessen, gerade angesichts von wieder erstarkendem Antisemitismus, und er ist ein Ausdruck lebendigen Erinnerns an die jüdischen Opfer.
    Schulen in Auschwitz - plötzlich war es still
    Mit dabei ist in diesem Jahr eine Gruppe Jugendlicher von einer Gesamtschule in Brandenburg. Sie besuchten das Stammlager Auschwitz I. Auf der Hinfahrt im Doppeldeckerbus ging es bei einigen Jungs noch um Fußballer und die Sorge, ob man nach dem Marsch der Lebenden noch "Champions League" schauen könne. Doch die Stimmung änderte sich nach der Ankunft schlagartig. Von der ersten Baracke bis zum Krematorium, die ganze ca. einstündige Führung lang, gab es kein Quatschen, kein Rumalbern, keine Kommentare; statt dessen ernste, konzentrierte Gesichter.
    Auch dem 17-järigen Emil Jaden ging die Führung ziemlich unter die Haut, wie er sagt. Vieles wusste er schon, doch die Räume mit den Haaren, den Schuhen der Ermordeten - all das wirklich zu sehen, von den Schicksalen einzelner Menschen zu erfahren, das sei etwas völlig anderes.
    In der Gesamtschule wird derzeit diskutiert, ob eine Fahrt nach Auschwitz obligatorisch sein sollte für die 11. Klassen. Pauline Knuth, 16 Jahre, ist sich nicht sicher. Schon bei der vorbereitenden Lesung hätten einige geweint. Man sollte vielleicht selbst entscheiden, ob man sich eine Fahrt nach Auschwitz zutraue oder ob das " zu viel" sei, sagt sie. Andererseits gäbe es auch eine Verantwortung, sich mit der deutschen Geschichte zu befassen. "Nicht Schuld, aber Verantwortung - auch in Hinblick auf heute, um daraus zu lernen und sensibel zu werden gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus oder Ausgrenzung."
    Zusammenzustehen in einer gemeinsamen Welt - das ist auch die Botschaft der Bürgermeisterin von Kfar Yona in Israel, die ebenfalls mit einer Gruppe von Jugendlichen angereist ist. Das ist auch deshalb besonders, weil die regulären Auschwitzfahrten der israelischen Schulen wegen Differenzen zwischen Polen und Israel seit zwei Jahren ausgesetzt sind. Der 17-jährige Shani Shmidor ist beeindruckt: "Wir sind Juden, wir sind stolz hier zu sein, wir leben! Das ist nicht ein Ort des Todes, sondern des Lebens."
    Persönliche Begegnung mit Zeitzeugen möglich
    Die Zahl der Zeitzeugen, die von den Gräueltaten berichten können, wird immer kleiner. Doch noch gibt es Überlebende - wie Eva Umlauf. Die slowakisch-deutsche Kinderärztin und Psychotherapeutin kam 1944 als Zweijährige mit ihrer Mutter ins KZ Auschwitz. Beide überlebten, ebenso ihre Schwester Nora, die dort geboren wurde. Erst 2014 fing Eva Umlauf an, öffentlich über das Erlebte zu sprechen.
    Eva Umlauf steht an einem Rednerpult, hinter ihr eine Wand mit Fotos, die Porträts zeigen.
    Eva Umlauf sprach auch beim Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2023 als Überlebende in Auschwitz-Birkenau
    Für Philipp Doczi, von der Organisation MoRaH (March of Remembrance and Hope - Austria), der Eva Umlauf dieses Jahr für das Zeitzeugengespräch beim "Marsch der Lebenden" gewinnen konnte, ist das "persönliche Erleben" und die damit verbundene Möglichkeit, Fragen zu stellen, besonders wichtig. Er kommt mit einer Delegation von 1000 österreichischen Jugendlichen nach Auschwitz. Gemeinsam mit 230 deutschen Schülern und Schülerinnen aus Brandenburg nehmen sie an dem Marsch teil und treffen dann die Zeitzeugin, die eine der jüngsten Überlebenden des KZ Auschwitz ist.
    Auch Dieter Starke, der die Brandenburger Jugendlichen begleitet, weiß von früheren Reisen, dass diese persönlichen Begegnungen keinen der Teilnehmer "kalt" lassen. Der Gesprächsbedarf anschließend sei riesig. Zudem werden die deutschen Jugendlichen mit israelischen Altersgenossen zusammentreffen und sich austauschen. Es gehe auch um die Fragen, wie sie Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung heutzutage erlebten und wie sie damit umgingen, sagt er.
    Der "Marsch der Lebenden" als Zeichen lebendiger jüdischer Kultur
    Dass der "Marsch der Lebenden" offen für Nichtjüdinnen und -juden  ist, war nicht immer so. 2005 wurde erstmals eine deutsche christliche Delegation zugelassen. 2022 waren sogar Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate mit dabei. Eine Geste der Solidarität, die immerhin nicht ganz selbstverständlich ist. Dieses Jahr werden an die 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt erwartet - so viele wie vor der Corona-Pandemie.
    Ein älterer Herr in Häftlingskleidung mit Tora-Rolle hält die Hand einer jungen Frau, die ebenfalls Häftlingskleidung trägt - mit Davidstern und Nummer. Sie trägt eine Fahne.
    Seite an Seite - 2018 kam der Holocaust-Überlebende Edward Mosberg mit einer Nachfahrin zum "Marsch der Lebenden"
    "Da kommt es schon zu einer Art Clash of Culture", meint Philipp Doczi: Wenn zum Beispiel Juden aus Südamerika in Auschwitz tanzen und singen, habe das anfangs merkwürdig auf ihn gewirkt. Es zeige aber, dass es auch darum gehe, die Überlebenden und die lebendige jüdische Kultur zu feiern. Der "Marsch der Lebenden" setzt nicht nur ein eindrucksvolles Zeichen gegen das Vergessen, sondern auch für jüdisches Leben insgesamt, jetzt und in der Zukunft.
    Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom 17.04.2023.
    https://www.dw.com/de/

    Das Konzentrationslager Mauthausen 1938 - 1945. 2. Auflage: Katalog zur Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

    Der Katalog Das Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945 bildet die im Mai 2013 in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen neu eröffnete Überblicksausstellung ab, die eine kompakte Darstellung der Gesamtgeschichte des Konzentrationslagers Mauthausen bietet. Das Konzentrationslager Mauthausen wurde im August 1938 zur Verfolgung von Gegnern des NS-Regimes aus der "Ostmark" gegründet. Nach Kriegsbeginn wurden Menschen aus ganz Europa nach Mauthausen deportiert. Mit einem Zweiglager in Gusen und einem Netz von über 40 Außenlagern war es bis zur Befreiung am 5. Mai 1945 wesentlicher Teil des Gesamtsystems nationalsozialistischer Konzentrationslager. Die Darstellung der Häftlinge, der Täter sowie des regionalen und wirtschaftlichen Umfeldes steht im Zentrum der Dokumentation. Über 100 Originalobjekte, unzählige Fotografien und Dokumente sowie Interviews mit Zeitzeugen und grafische Visualisierungen erzählen die Geschichte von Häftlingszwangsarbeit in den SS-eigenen Steinbrüchen oder in der Rüstungsindustrie, ideologisch motivierten Vernichtungsaktionen sowie Expansion und Zusammenbruch des Lagerkomplexes Mauthausen. Die verschiedenen Aspekte der Lagergeschichte werden immer wieder in Bezug zur Gesamtgeschichte des NS-Terrors sowie zur Nachkriegsgeschichte gestellt. Breiter Raum wird dabei der Erfahrung ehemaliger KZ-Häftlinge gewidmet.


    Tausende nehmen am Holocaust-Gedenkmarsch in Auschwitz teil

    18.04.2023
    WARSCHAU, Polen (AP) – Tausende Menschen versammelten sich am Dienstag am ehemaligen Standort von Auschwitz zum Marsch der Lebenden, einem jährlichen Holocaust-Gedenkmarsch, der dieses Jahr am Vorabend des 80. Jahrestages des Ausbruchs des Aufstands im Warschauer Ghetto stattfindet.
    Zu den Teilnehmern der feierlichen Veranstaltung gehörten Holocaust-Überlebende, die die Qualen von Auschwitz oder einem der anderen Todeslager durchlebten, in denen Nazi-Deutschland versuchte, die jüdische Bevölkerung Europas auszurotten, und beinahe dabei gewesen wären.
    Einige Teilnehmer, darunter Menschen aus Israel und den Vereinigten Staaten, wurden zum ersten Mal mit etwas konfrontiert, das schon lange Teil ihrer Psyche war: den Wachtürmen, Überresten von Gaskammern und den riesigen Bergen von Schuhen, Koffern und anderen Gegenständen die Opfer auf ihrer letzten Reise mitgebracht.
    Deutsche Truppen errichteten Auschwitz, nachdem sie Polen überfallen und besetzt hatten, und töteten dort mehr als 1,1 Millionen Menschen, die meisten von ihnen Juden, aber auch Polen, Roma, sowjetische Kriegsgefangene und andere. Insgesamt starben etwa 6 Millionen europäische Juden während des Holocaust.
    WERBUNG
    Ältere Überlebende, einige in Israels blau-weiße Flagge gehüllt, versammelten sich vor dem Marsch unter dem Tor mit den zynischen Worten „Arbeit Macht Frei“.
    Der Marsch der Lebenden, der jedes Jahr am israelischen Holocaust-Gedenktag stattfindet, beginnt an diesem Tor und führt nach Birkenau, dem großen Lager 3 Kilometer entfernt, wo Juden aus ganz Europa mit dem Zug transportiert und in Gaskammern ermordet wurden .
    Einige der Teilnehmer reisen am nächsten Tag nach Warschau zu Gedenkfeiern anlässlich des Aufstands im Warschauer Ghetto 1943, an denen die Präsidenten Polens, Deutschlands und Israels teilnehmen werden.
    Die Revolte war der größte Einzelakt des jüdischen Widerstands während des Holocaust und bleibt ein starkes nationales Symbol für Israel.
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    Gedenken an die Befreiung der KZ Bergen-Belsen und Buchenwald

    Meldungsarchiv - 16.04.2023 21:30 Uhr
    Lohheide: Heute ist Tag des Gedenkens an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Bergen-Belsen im April 1945. Zum 78. Jahrestag hat Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg die Bedeutung des Gedenkens betont: Es sei eine Mahnung für die Gegenwart und Zukunft, damit man immer im Blick behalte, wozu Antisemitismus, Rassismus und andere Ideologien der Ungleichwertigkeit führen könnten, wenn man nicht rechtzeitig und entschieden dagegenhalte. In Bergen-Belsen wurden mehr als 72.000 Häftlinge getötet, in Buchenwald insgesamt etwa 56.000.
    Sendung: BR24 Nachrichten, 16.04.2023 21:30 Uhr
    https://www.br.de/

    Buchenwald: Gedenken an KZ-Befreiung vor 78 Jahren

    16.04.2023 ∙ MDR THÜRINGEN JOURNAL ∙ MDR THÜRINGEN
    Vor 78 Jahren wurde das Konzentrationslager Buchenwald von amerikanischen Soldaten befreit. 56.000 Menschen starben auf dem Ettersberg. An die Opfer wurde am Sonntag bei einer Gedenkveranstaltung erinnert.
    Bild: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
    https://www.ardmediathek.de/


    Opfer-Gedenken: Todesmarsch aus dem KZ-Außenlager Helmbrechts

    Von 1.200 Frauen und Mädchen hat vor 78 Jahren kaum eine den Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary in Tschechien überlebt. Diesen Opfern des Nationalsozialismus wird am Abend gedacht.
    13.04.2023, 13:20 Uhr
    Annerose Zuber
    BR24 Redaktion
    Auf dem Friedhof von Helmbrechts im Landkreis Hof wird heute Abend um 17 Uhr an das Martyrium von rund 1.200 Frauen und Mädchen in dem KZ-Außenlager erinnert. Vor genau 78 Jahren – am 13. April 1945 – begann in der oberfränkischen Kleinstadt, wo ein Außenlager des KZ Flossenbürg untergebracht war, der rund 200 Kilometer lange Todesmarsch Richtung Südböhmen.
    Zum Artikel: Die Todesmärsche von Flossenbürg
    Verhungert oder erschossen: Viele Frauen und Mädchen sterben
    Der Großteil der Frauen überlebte dies nicht, war unterwegs verhungert, entkräftet zusammengebrochen oder von den SS-Aufsehern und -Aufseherinnen erschossen oder erschlagen worden, teilt der "Verein gegen das Vergessen - zum Gedenken für die Opfer der NS-Diktatur in der Region Hof" mit. Er veranstaltet die Gedenkfeier zusammen mit der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" und der "Hofer Initiative gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit".
    An der Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Helmbrechtser Friedhof ist auch Bürgermeister Stefan Pöhlmann (SPD) beteiligt. Außerdem wird in einem Vortrag der Umgang mit der Erinnerung an die zahlreichen Todesmärsche aus deutschen Konzentrationslagern im Frühjahr 1945 beleuchtet. Es spricht Ulrich Fritz, der Leiter der Geschäftsstelle des "Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe".
    Todesmarsch-Gedenkstätte auch in Schwarzenbach
    Neben dem Gedenkstein auf dem Helmbrechtser Friedhof erinnert in Schwarzenbach an der Saale (Lkr. Hof) die Gedenkstätte "Langer Gang" an das Schicksal der Frauen. Schwarzenbach war die erste Station des Todesmarschs. In der kalten Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 mussten die KZ-Häftlinge im Freien schlafen, sechs von ihnen starben damals noch in der Nacht. Die Gedenkstätte "Langer Gang" befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs und ist an jedem ersten Sonntag im Monat geöffnet.
    Todesmarsch vom KZ Helmbrachts nach Volary in Tschechien
    Der Todesmarsch der Frauen aus dem KZ Helmbrechts verlief über Schwarzenbach nach Volary (Wallern) in Tschechien. In der südböhmischen Stadt wurden die Frauen am 4. Mai 1945 von der US-Armee befreit – allerdings starben rund 100 von ihnen kurz danach, sie wurden auf dem Friedhof in Volary bestattet.
    Das KZ Helmbrechts war 1944 als Frauen-Außenlager für das KZ Flossenbürg errichtet worden. Die inhaftierten Frauen mussten in Helmbrechts für die Nürnberger Rüstungsfabrik Neumayer arbeiten. Der Lagerkommandant Alois Dürr, der aus Baden-Württemberg stammte, wurde 1962 verhaftet, nachdem eine frühere KZ-Gefangene ihn zufällig auf einem Zeitungsfoto als Feuerwehr-Kommandant wiedererkannt hatte. Das Landgericht Hof verurteilte 1969 den Lagerkommandant wegen gemeinschaftlich begangenen fünffachen Mordes zu lebenslanger Haft, zehn Jahre später wurde er begnadigt.
    Helmbrechts Bürgermeister Stefan Pöhlmann (SPD) steht vor dem Gedenkstein am Friedhof.
    Bildrechte: Verein gegen das Vergessen - Zum Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus in der Region Hof e. V.
    Auf dem Friedhof in Helmbrechts steht ein Gedenkstein, der an die Opfer des Todesmarsches von 1945 erinnert.
    https://www.br.de/



    Gedenken an NS-Opfer: Erster KZ-Transport nach Dachau vor 90 Jahren

    22.03.2023 ∙ tagesschau24 ∙ tagesschau24
    https://www.ardmediathek.de/


    90. Jahrestag der Errichtung des KZ Dachau: Streit um Gelder

    22.03.2023, 05:26 Uhr
    Mit einer Sonderausstellung wird heute in der KZ-Gedenkstätte Dachau an die Errichtung des KZ vor 90 Jahren erinnert. Ministerpräsident Söder wird die Schau eröffnen. Derweil gibt es heftigen Streit über Ausbau und Finanzierung der Gedenkstätte.
    Von
    Thies Marsen
    Am 22. März 1933 – also genau heute vor 90 Jahren – wurde das Konzentrationslager in Dachau errichtet, keine zwei Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Heute ist auf dem einstigen KZ-Gelände eine Gedenkstätte eingerichtet, die alljährlich von rund einer Million Menschen aus aller Welt besucht wird, darunter auch viele bayerische Schulklassen.
    Ein Erinnerungs- und Lernort mit enormer Bedeutung
    Dass die KZ-Gedenkstätte wichtig ist als Erinnerungs- und Lernort, gerade in einer Zeit, da extrem rechte Ideologie und Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch sind, wird von niemandem ernsthaft angezweifelt und auch von bayerischen Spitzenpolitikern bei Gedenkfeiern in Dachau immer wieder hervorgehoben. Der Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, der 90-Jährige KZ-Überlebende Ernst Grube betont: "Die Gedenkstätte hat eine ungeheure Bedeutung für das Vermitteln von Wissen, für die historische Erinnerung und auch um menschliche, humanitäre Fragen zu behandeln und zu beantworten."
    Trotz versprochener 110 Millionen Euro geht nichts voran
    Obwohl die bayerische Staatsregierung vor drei Jahren für die Gedenkstättenarbeit in Bayern rund 110 Millionen Euro zugesichert hat, kommen wichtige Sanierungs-, Modernisierungs- und Ausbauprojekte jedoch kaum voran. Nun ist ein heftiger Streit über die Finanzierung ausgebrochen, nachdem das Staatsministerium für Kultur und Medien in Berlin pünktlich zum 90. Jahrestag der KZ-Errichtung einen Förderantrag der Stiftung Bayerische Gedenkstätten abgelehnt hat.
    Dabei geht es vor allem um die Umgestaltung der nachgebauten Häftlingsbaracken auf dem einstigen Appellplatz. Die Gedenkstätte möchte dort einen Lernort errichten, der didaktisch und auch technisch auf dem neuesten Stand ist. So soll – unterstützt durch eine Multimedia-App – der Alltag der Häftlinge im Lager plastisch dargestellt werden. Außerdem ist geplant, den langen Kampf der Überlebenden für die Errichtung der 1965 eingeweihten Gedenkstätte darzustellen.
    KZ-Gedenkstätte Dachau
    Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2023
    90. Jahrestag der Errichtung des KZ Dachau: Streit um Gelder
    Antrag abgelehnt! Wegen "Stümperei"?
    Doch laut Bundesregierung hat die Gedenkstättenstiftung einen fehlerhaften Antrag eingereicht, in dem unter anderem auch Gelder für Baumaßnahmen beantragt wurden – obwohl das Förderprogramm des Bundes für Gedenkstättenkonzeption solche ausdrücklich nicht fördere. Zudem hätten die Summen, die Bayern gefordert hat, die im Fördertopf vorhandenen Mittel um ein Vielfaches überstiegen, heißt es aus dem zuständigen Staatsministerium für Kultur und Medien in Berlin, dem die bayerische Grünen-Politikerin Claudia Roth vorsteht. Der Antrag habe also gar nicht genehmigt werden können. Darauf habe man die Stiftung auch mehrfach in mündlicher und schriftlicher Form hingewiesen, so Roth in einem persönlichen Brief an Bayerns Kultusminister Piazolo, der dem BR vorliegt.
    Die Fraktionschefin der Grünen im bayerischen Landtag Katharina Schulze und die grüne Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel werfen der Staatsregierung in einem offenen Brief nun "Stümperei" vor und fordern Aufklärung darüber, wieso und von wem der fehlerhafte Antrag eingereicht wurde und warum trotz Warnungen daran festgehalten wurde. Die international bedeutsame KZ-Gedenkstätte sei sehenden Auges in eine Sackgasse katapultiert worden, so die Grünen-Politikerinnen.
    Widerspruch von Kultusminister Piazolo
    Kultusministerium und Gedenkstättenstiftung haben dieser Darstellung in einer gemeinsamen Erklärung gegenüber dem BR vehement widersprochen. Man habe im Gegensatz zur Bundesregierung stets offen und transparent kommuniziert. Die Darstellung des Berliner Ministeriums, wonach das Bundesprogramm Gedenkstättenkonzeption grundsätzlich keine Baumaßnahmen bezuschusse, sei angesichts der veröffentlichten Förderrichtlinien "nicht nachvollziehbar". "Ich sage in aller Deutlichkeit, dass Bayern konzeptionell und finanziell in Vorleistung gegangen ist" so Kultusminister Michael Piazolo. Zu hoffen sei, dass sich auch die Bundesregierung ihrer Verantwortung bewusst werde. "Dem Freistaat Bayern ist der Erhalt und die Weiterentwicklung seiner zentralen Gedenkstätten ein besonderes Herzensanliegen."
    Marode Gebäude, brachliegende Projekte
    Unbestritten ist allerdings, dass in Dachau seit Jahren diverse Vorhaben auf Eis liegen, obwohl dringender Handlungsbedarf besteht: So sind eine der Baracken auf dem einstigen Appellplatz sowie das einstige Krematorium so marode, dass sie bei Schneelast einzustürzen könnten. Der KZ-Friedhof am nahegelegenen Leitenberg droht abzurutschen. Gleichzeitig verfällt der sogenannte Kräutergarten – eine Plantagenanlage, in der Häftlinge unter schlimmsten Bedingungen für die SS schuften mussten.
    Seit Jahren ist geplant, den Kräutergarten, der aktuell im Besitz der Stadt Dachau ist, in die Gedenkstätte zu integrieren. Doch dieses Projekt kommt ebenso wenig voran, wie die geplante Umgestaltung der Gedenkstätte. Schon vor Jahren hat die Gedenkstätten-Leitung dafür ein umfassendes Konzept vorgelegt: So sollen unter anderem ehemalige SS-Gebäude des sogenannten ersten Lagers in die Gedenkstätte integriert werden, die aktuell noch von der Bayerischen Bereitschaftspolizei genutzt werden. Außerdem soll die Dauerausstellung im einstigen Wirtschaftsgebäude des KZ erweitert, umgestaltet und modernisiert werden.
    Empörung bei der Lagergemeinschaft Dachau
    Bei der Lagergemeinschaft Dachau, der Interessenvertretung der einstigen Häftlinge und ihrer Nachkommen, ist man fassungslos darüber, dass all diese Projekte seit Jahren nicht vorankommen und nun auch noch der Förderantrag für die Umgestaltung der Baracken gescheitert ist. "Wir finden das Konzept, das die Gedenkstätte entwickelt hat, sehr gut und sind sprachlos darüber, dass es jetzt heißt: Solche Mittel stehen ja überhaupt nicht zur Verfügung", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Lagergemeinschaft Jürgen Müller-Hohagen dem BR.
    In der Gedenkstätte will man die Hoffnung nicht aufgeben, dass den vielen Sonntagsreden der Politik über die Wichtigkeit der Erinnerungsarbeit doch noch irgendwann Taten folgen. Man sei zwar enttäuscht, hoffe nun aber auf Zuschüsse aus anderen Fördertöpfen, so Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann: "Ich möchte aber eines betonen: Grundsätzlich stehen zahlreiche Gedenkstätten von nationaler Bedeutung vor großen Neugestaltungsvorhaben. Das erfordert von Ländern wie vom Bund entsprechende große finanzielle Anstrengungen."
    Was sagt Söder?
    Nun bleibt abzuwarten, ob Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei seinem heutigen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau zu dem Streit Stellung nehmen wird. Söder wird dort eine Sonderausstellung zu den frühen Konzentrationslagern der Nationalsozialisten eröffnen, die gemeinsam von 17 deutschen Gedenkstätten entwickelt worden ist und aktuell in ganz Deutschland zu sehen ist.
    Insgesamt errichteten die Nazis in den ersten Monaten ihrer Herrschaft rund 80 Lager, um ihre politischen Gegner auszuschalten – vor allem Kommunisten, Sozialisten und Gewerkschafter. Zusammen mit dem KZ Oranienburg bei Berlin war Dachau das erste derartige Konzentrationslager überhaupt, als einziges bestand es während der gesamten Zeit der NS-Diktatur und es wurde bald zum Musterlager des Terror-Systems, mit dem die Nazis ihre Herrschaft sicherten. Insgesamt wurden hier mindestens 200.000 Menschen inhaftiert, über 40.000 ermordet.
    https://www.br.de/


    KZ Dachau: Der Anfang des Grauens

    Vor 90 Jahren errichteten die Nationalsozialisten in Dachau bei München eines der ersten Konzentrationslager - der Beginn eines Terrorsystems. Die Gedenkstätte dient heute als Mahnung und wird ausgebaut.
    Datum 21.03.2023
    Autorin/Autor Christoph Strack
    Am Eingangstor des KZ Dachau prangte die zynische Botschaft "Arbeit macht frei"
    Es war der Auftakt zur systematischen Menschen-Vernichtung durch die Nazis. In Dachau nordwestlich von München errichteten die Nationalsozialisten eines der frühen Konzentrationslager, keine 20 Kilometer entfernt vom Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt. Am 22. März 1933, gerade mal rund zwei Monate nach der Machtübernahme am 30. Januar, erreichten die ersten 150 Häftlinge das Lager. Das KZ Dachau wurde zur Vorlage für andere große Lager, die Jahre später gebaut wurden.
    "Dachau - die Bedeutung dieses Namens ist aus der deutschen Geschichte nicht auszulöschen", sagte der Holocaust-Überlebende Eugen Kogon (1903-1987), angesehener Politikwissenschaftler und Publizist, später. "Er steht für alle Konzentrationslager, die Nationalsozialisten in ihrem Herrschaftsbereich errichtet haben."
    Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, geht mit Offizieren durch das KZ Dachau.
    1936 besuchte der Reichsführer SS, Heinrich Himmler (Bildmitte mit Mütze), einer der Planer des Grauens, das KZ Dachau
    Tatsächlich war Dachau so etwas wie das Modell für weitere Lager. Die Eröffnung eines Lagers in Dachau hatte kurz zuvor in München ein damals wenig bekannter "kommissarischer Polizeipräsident" mit Namen Heinrich Himmler, seit 1923 NSDAP-Mitglied, mitgeteilt. Drei Jahre später reiste er, mittlerweile im Parteiamt "Reichsführer SS" und staatlich der "Chef der Deutschen Polizei", selbst nach Dachau, um das Lager zu inspizieren. In Dachau, sagt der Historiker Wolfgang Benz einmal, sei "die Lagerordnung für alle späteren KZ erfunden worden".
    Verhöhnung und Entmenschlichung
    Und schon in Dachau begegneten die Inhaftierten – wie auch in späteren Konzentrationslagern – am Tor dem Spruch "Arbeit macht frei”. Es war der konkrete Ausdruck für die Verhöhnung der Inhaftierten, die Unterdrückung, die Entmenschlichung. Und wie später auch bei anderen der Groß-Lager: Zu Dachau gehörten 140 Außenlager. An vielen Stellen der Gegend, sei es beim Straßenbau oder der Schuttbeseitigung, konnten Menschen irgendwann mal Häftlingen begegnen.
    Charlotte Knobloch hält auf einem Podium in der Gedenkstätte Dachau eine Rede.
    Charlotte Knobloch spricht am 1. Juni 2022 in der Gedenkstätte
    Im vorigen Juni bezeichnete Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und selbst Überlebende des Holocaust, vor Rabbinern aus zahlreichen europäischen Ländern das Lager als einen "Ur-Ort des Terrors der Nationalsozialisten". Und es sei für heutige Menschen ein Ort, der wie kein anderer in Deutschland an das Nie-wieder gemahne. "Nie wieder Ausgrenzung, nie wieder Entrechtung, nie wieder Mord. Nie wieder Entmenschlichung. Und für das jüdische Volk auch: Nie wieder Opfer sein." Der Schmerz des Ortes wird vielleicht am deutlichsten, wenn ein Rabbiner hier die Totenklage singt.
    Mehr als 41.000 Todesopfer
    In das KZ brachten die Nationalsozialisten Menschen, die ihnen lästig waren, die ihnen nicht genehm waren. Gegner des NS-Regimes, Kommunisten, engagierte Christen, Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle.  In den zwölf Jahren bis zur Befreiung des Lagers durch die US-Armee am 29. April 1945 waren hier insgesamt über 200.000 Menschen aus ganz Europa eingesperrt, deutlicher gesagt: auf engstem Raum zusammengepfercht. Bis Kriegsende kamen mehr als 32.000 Menschen zu Tode; neuere Forschungen gehen auch von über 41.000 Todesopfern aus. Rund ein Viertel aller Häftlinge waren Menschen jüdischen Glaubens. Mindestens 11.250 von ihnen überlebten die Haft nicht.
    Älterer Mann steht neben hölzernen Betten in KZ
    Einer der Priester im "Pfarrerblock" war Hermann Scheipers (1913-2016), der auch im hohen Alter die Gedenkstätte noch besuchte.
    Eine Besonderheit in Dachau war der sogenannte Priesterblock. Die Nationalsozialisten fassten hier im Jahr 1940 Geistliche verschiedener Konfessionen und aus 20 Ländern aus anderen Lagern im Deutschen Reich zusammen, ganz überwiegend waren es katholische Priester, von denen ein großer Teil aus Polen kam. Insgesamt litten hier an die 3000 Geistliche. Als Anfang 1945 Flecktyphus im Lager ausbrach, meldeten sich Priester freiwillig zur Betreuung der Kranken – und ließen dabei ihr Leben. Noch Wochen nach der Befreiung durch die US-Soldaten blieb das Lager abgeriegelt und stand wegen der Seuche unter strenger Quarantäne. Mehr als 10.000 Menschen, geschwächt von den Entbehrungen und Schikanen der Lagerjahre, erlagen der Krankheit, darunter mehrere hundert katholische Priester.
    Abgemagerte Häftlinge stehen hinter einem Zaun aus Stacheldraht und heben jubelnd ihre Arme.
    Häftlinge bei der Befreiung von Dachau 1945 durch US-Soldaten
    Zu den inhaftierten Geistlichen gehörte Martin Niemöller (1892-1984), der evangelische Theologe, der sich prominent gegen die Nazis stellte, und der holländische Karmelit Titus Brandsma (1881-1942), der nach medizinischen Experimenten in der Krankenstation des Lagers starb und in der katholischen Kirche seit 2022 als Heiliger verehrt wird. Mehrere Häftlinge, die überlebten, wurden später Bischöfe.
    Einer der letzten Überlebenden war der Münsteraner Priester Hermann Scheipers (1913-2016), 1937 zum Priester geweiht, der als "Staatsfeind" ins KZ kam und mehr als vier Jahre von 1941 bis 1945 in dem Lager war. Noch hochbetagt, mit über 90 Jahren, ging Scheipers in Schulklassen und zu Veranstaltungen, um aus dieser Zeit zu berichten. "Ich musste es späteren Generationen berichten, wie es in Dachau war", sagte er einmal.
    Erweiterung der Gedenkstätte
    Die 1965 errichtete, weitläufige Gedenkstätte wird jährlich von rund einer Million Menschen aus aller Welt besucht. Dabei sind nur wenige Gebäude aus der Lager-Zeit erhalten. Beim Besuch der europäischen Rabbiner im vorigen Sommer kündigte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann einen Ausbau der Gedenkstätte an. Dazu würden Bauten, die derzeit noch anders genutzt würden und doch zum KZ Dachau gehört hätten, freigemacht, "weil auch die Nachfrage und die Zahl der Besucher deutlich gewachsen ist". Spätestens 2025 solle diese Erweiterung abgeschlossen sein. Derzeit ist allerdings die Finanzierung dieser Arbeiten nicht gesichert.
    Für die 90-jährige Charlotte Knobloch bleibt es der Ort, an dem "die Barbarei im Namen Deutschlands" ihren Anfang hatte. Sie pocht auf die lebendige Erinnerung nicht nur, um den Opfern ihre Würde zurückzugeben. Dachau sei auch stete Mahnung, dass "Extremismus von links und von rechts die Religion, das Zusammenleben, die Freiheit gefährdet. Er bedroht alles, was wir aufgebaut haben." Jenen, die der Barbarei im heutigen Deutschland wieder das Wort redeten und die sie "mit Gewalt befördern, müssen wir rechtzeitig stoppen".
    Dass eine solche Gedenkstätte nicht vor neuer Gewalt gefeit ist, zeigte sich 2014. Damals entwendeten Unbekannte in einer Novembernacht das schmiedeeiserne Tor der Gedenkstätte mit der Inschrift "Arbeit macht frei”. Zwei Jahre später tauchte es in Norwegen auf und wurde 2017 zurückgebracht. Die Umstände des Diebstahls wurden letztlich nie aufgeklärt.
    Hinweis: In einer ersten Fassung des Textes wurde das KZ Dachau als überhaupt erstes Konzentrationslager der Nationalsozialisten genannt. Allerdings kamen ins KZ Nohra in Thüringen bereits Anfang März erste Häftlinge; Nohra blieb bis Mitte April 1933 in Betrieb. Ins KZ Oranienburg nördlich von Berlin kamen die ersten Häftlinge am 21. März 1933. Dieses Camp blieb bis Juli 1934 in Betrieb.
    https://www.dw.com/


    SCHOA
    Der erste Schritt zu den Gräueln des Holocaust

    Vor 90 Jahren wurde in Dachau das erste Konzentrationslager der Nazis eingerichtet
    von Johannes Senk
    22.03.2023 11:46 Uhr
    Es gibt Orte, die sind im kollektiven Gedächtnis untrennbar mit historischen Ereignissen verbunden: So wie das oberbayerische Dachau, wenn auch aus einem denkbar schrecklichen Grund. Vor 90 Jahren, am 22. März 1933, wurde dort, auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik, das erste NS-Konzentrationslager eingerichtet.
    Der damals noch wenig bekannte NSDAP-Funktionär Heinrich Himmler hatte zuvor von einer notwendigen Maßnahme gesprochen. In Dachau sollten »die gesamten kommunistischen - und soweit notwendig: Reichsbanner- und marxistischen - Funktionäre, die die Sicherheit des Staates gefährden, zusammengezogen« werden. Das Lager sollte zunächst etwa 5000 Menschen aufnehmen.
    Was in Dachau mit 150 Häftlingen begann, gab den Auftakt zum wohl schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Millionen Menschen - vor allem Juden, Sinti und andere ethnische Minderheiten sowie politische Gegner des NS-Staates - wurden in den Lagern inhaftiert und systematisch ermordet. Alleine in Dachauwaren in den zwölf Jahren, die das KZ bestand, über 200.000 Menschen weggesperrt; mindestens 41.500 wurden ermordet oder starben an Infektionskrankheiten.
    Bei den Inhaftierten handelte es sich vor allem um politische Häftlinge, Sozialdemokraten, Kommunisten, aber auch regimekritische Journalisten und Künstler. Zudem gab es auf dem Lagerkomplex einen eigenen Priesterblock, in dem etwa 2720 Geistliche aus allen Konfessionen und mehreren Nationen untergebracht waren, der überwiegende Teil davon katholische Polen.
    Nach Kriegsende setzte die mühsame Aufarbeitungs- und Erinnerungsarbeit an den Völkermord ein. Anders als in Auschwitz, wo der polnische Staat schon 1947 auf eine Gedenkstätte hinarbeiten konnte, wurde Dachau zunächst weiter genutzt: von der US-Militärregierung als Internierungslager für NS-Täter, dann ab 1948 von der Bayerischen Staatsregierung als Flüchtlingslager für Heimatvertriebene.
    Dass sich Auschwitz und Dachau nach dem Krieg derart unterschiedlich entwickeln konnten, liegt auch an den verschiedenen Ausgangssituationen: Während im polnischen Oswiecim die Opfer des NS-Staates selbst über die Erinnerungskultur bestimmten, waren es in Dachau eben die Täter, die sich der Aufarbeitung ihrer Verbrechen stellen mussten. Und die Deutschen wollten nach 1945 zunächst nichts mehr von der Nazi-Zeit wissen.
    So ging auch die Einrichtung eines Erinnerungsortes in Dachau auf die Initiative von KZ-Überlebenden zurück, die sich 1955 offiziell zum Comite International de Dachau (CID) - die Vereinigung hatte zuvor schon im Geheimen existiert - zusammenfanden. Das Vorhaben stieß seinerzeit auf erheblichen Widerstand, insbesondere von Funktionären der CSU.
    Erst ein damals fast undenkbares Bündnis, dem unter anderen der CSU-Politiker Alois Hundhammer, der Kommunist Otto Kohlhofer sowie der Münchner Weihbischof Johannes Neuhäuser angehörten, konnte für eine Einigung sorgen. Zehn Jahre nach CID-Gründung, im Mai 1965, wurde die Gedenkstätte mit der ersten Ausstellung geöffnet.
    Aufgrund seines Vorbildcharakters für die anderen Lager sowie der Bestandsdauer von zwölf Jahren gehört Dachauwohl neben Auschwitz zu den namentlich bekanntesten Lagern der Nazi-Zeit. Davon konnte die Gedenkstätte zwar in gewisser Weise profitieren. Gleichzeitig bedauerte manch einer, dass sich mit deren Einrichtung der Blick auf die bayerische Mittelstadt Dachau verengte.
    Zum 90. Jahrestag am 22. März wird in Dachau eine Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft »Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager« eröffnet. Diese startete bereits am 28. Februar in der Dauerausstellung »Topographie des Terrors« in Berlin.
    »Heute kennen viele Menschen die Namen der großen Konzentrations- oder Vernichtungslager wie Buchenwald oder Auschwitz, aber nur wenige haben schon einmal von den sogenannten frühen Konzentrationslagern wie Ahrensbök oder Breitenau gehört«, heißt es im Ankündigungstext. Das Projekt soll die Geschichte weniger bekannter Lager beleuchten. Denn Gewalt, Terror und Tod reichten weit über Dachau und Auschwitz hinaus.
    https://www.juedische-allgemeine.de/


    Netanjahu und Scholz besuchen Holocaust-Gedenkstätte
    Stand: 16.03.2023 | Lesedauer: 2 Minuten

    Netanjahu und Scholz besuchen Holocaust-Gedenkstätte
    Stand: 16.03.2023 | Lesedauer: 2 Minuten
    Zum Auftakt seines Besuchs in Deutschland hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstag gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Berliner Gedenkort Gleis 17 am S-Bahnhof Grunewald besucht. Netanjahus Aufenthalt in Berlin wird von mehreren Demonstrationen begleitet.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu der Opfer des Holocaust gedacht. Die beiden Regierungschefs besuchten am Donnerstag das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald in Berlin, von wo aus 1941 und 1942 etwa 10.000 Juden mit Zügen der Reichsbahn in Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis gebracht wurden.
    Anschließend sind ein gemeinsames Mittagessen und eine Pressekonferenz im Kanzleramt geplant. Später wird Netanjahu noch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue treffen. Mehr als 3000 Polizisten werden Netanjahus Besuch in Berlin absichern, der von mehreren Demonstrationen begleitet wird.
    Protestiert wird unter anderem gegen eine Justizreform, die Netanjahus rechts-religiöse Regierung im Schnellverfahren durchsetzen will. Mit Spannung wird erwartet, wie Scholz bei dem Besuch mit den umstrittenen Plänen umgehen wird. Sie soll dem israelischen Parlament ermöglichen, Entscheidungen des höchsten Gerichts aufzuheben. Kritiker sehen dadurch die Gewaltenteilung in Gefahr.
    DIG-Präsident fordert von Scholz klare Worte zu Israels geplanter Justizreform
    Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, forderte klare Worte von Bundeskanzler Scholz (SPD). „Man muss Herrn Netanjahu deutlich machen, dass er den Interessen des Landes schadet, und dass das nicht einfach vorbei gehen wird“, sagte Beck am Donnerstag im rbb24 Inforadio. Er hoffe, dass Scholz auch die geplante Justizreform in Israel ansprechen werde.
    Israel sei „trotz 75 Jahren Stresstest“ eine Demokratie und ein Rechtsstaat geblieben. „Es wäre wirklich sehr bedauerlich, wenn man Israel in Zukunft in einer Reihe mit Ländern wie Ungarn oder Polen nennen müsste“, sagte Beck.
    Dem Fernsehsender Phoenix sagte der Grünen-Politiker zudem am Donnerstag, durch den Fokus auf die israelische Innenpolitik könne die äußere Bedrohungslage des Landes aus dem Blick geraten. „Ein Problem dieser Justizreform-Diskussion ist, dass wir über die zentrale Sicherheitsfrage für Israel kaum noch reden“. Als zentralen Aspekt nannte Beck die Bedrohung Israels durch den Iran.
    https://www.welt.de/

    BAHNHOF GRUNEWALD
    Netanjahu und Scholz besuchen Holocaust-Gedenkstätte

    16.03.2023, 12:42
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu der Opfer des Holocaust gedacht. Die beiden Regierungschefs besuchten am Donnerstag das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald in Berlin, von wo aus 1941 und 1942 etwa 10.000 Juden mit Zügen der Reichsbahn in Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis gebracht wurden.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu der Opfer des Holocaust gedacht. Die beiden Regierungschefs besuchten am Donnerstag das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald in Berlin, von wo aus 1941 und 1942 etwa 10.000 Juden mit Zügen der Reichsbahn in Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis gebracht wurden.
    Anschließend sind ein gemeinsames Mittagessen und eine Pressekonferenz im Kanzleramt geplant. Später wird Netanjahu noch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue treffen. Mehr als 3000 Polizisten werden Netanjahus Besuch in Berlin absichern, der von mehreren Demonstrationen begleitet wird.
    Protestiert wird unter anderem gegen eine Justizreform, die Netanjahus rechts-religiöse Regierung im Schnellverfahren durchsetzen will. Mit Spannung wird erwartet, wie Scholz bei dem Besuch mit den umstrittenen Plänen umgehen wird. Sie soll dem israelischen Parlament ermöglichen, Entscheidungen des höchsten Gerichts aufzuheben. Kritiker sehen dadurch die Gewaltenteilung in Gefahr.
    dpa
    https://www.stern.de/


    AUSSTELLUNG "AUFTAKT DES TERRORS. FRÜHE KONZENTRATIONSLAGER IM NATIONALSOZIALISMUS"

    22.02.2023
    Vor 90 Jahren: Die ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich – Eröffnung der neuen Sonderausstellung in der Gedenkstätte Esterwegen
    Der Reichstag steht in Flammen! Fast einen Monat nach der Kanzlerschaft Adolf Hitlers brannte in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 das Reichstagsgebäude in Berlin. Obwohl die Nationalsozialisten selbst im Verdacht standen, das Feuer gelegt zu haben, machten sie die politische Opposition – vor allem die Kommunisten – dafür verantwortlich. Noch am 28. Februar erließ Reichspräsident Paul von Hindenburg die Verordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“, die wesentliche demokratische Grundrechte wie die Presse- und Meinungsfreiheit außer Kraft setzte. In den folgenden Wochen kam es zu Verhaftungen von Zehntausenden Gegnerinnen und Gegnern der NSDAP. Im ganzen Deutschen Reich errichteten staatliche Behörden sowie Stellen der NSDAP daraufhin rund 100 frühe Konzentrationslager und weitere Haftstätten. Sie wurden bewacht von SA, SS oder Polizei. Es kam zu zahllosen Misshandlungen bis hin zu Morden. Die frühen Konzentrationslager waren das erste Massenverbrechen des Nationalsozialismus.
    Auch im Emsland veranlasste das preußische Innenministerium ab März 1933 den Bau von Konzentrationslagern und die Zwangsarbeit der Häftlinge zur Moorkultivierung. Zwölf Häftlinge starben allein bis Jahresende durch die Gewalt ihrer Bewacher. In Erinnerung an den Reichstagsbrand vor 90 Jahren eröffnet die Gedenkstätte Esterwegen am Dienstag, dem 28. Februar, die Sonderausstellung „Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“. Sie beleuchtet Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager als zentrales Terrorinstrument zur Zerstörung der Demokratie und zum Aufbau der NS-Diktatur. Gezeigt werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Täterschaft, Haftalltag und unterschiedlichen Verfolgtengruppen. Ein eigenes Modul widmet sich dem Erinnern und Gedenken nach 1945.
    Die Ausstellung ist ein Projekt der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“. Diese Erinnerungsorte machen einzigartige historische Orte sichtbar und zeigen auf, wie rasant und rücksichtslos der Übergang von einer Demokratie zu einer Diktatur verlaufen kann. In Zeiten nationalistischer und rechtspopulistischer Tendenzen in Europa stehen Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager in besonderer Verantwortung. Die Ausstellung wird bundesweit zeitgleich in sechs Gedenkstätten eröffnet. Elf weitere Einrichtungen folgen mit den Eröffnungen in den kommenden Monaten. Die zentrale Eröffnungsveranstaltung mit Schirmherrin Kulturstaatsministerin Claudia Roth findet am 28. Februar 2023 in Ulm statt. Sie wird online auf YouTube übertragen (https://www.youtube.com/channel/UCgsPY7s_l3XwvizzVHKTOAw).
    Als Kuratorinnen und Kuratoren sind vor Ort: Dr. Ingaburgh Klatt (Gedenkstätte Ahrensbök), Agnes Ohm (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen), Dr. Sebastian Weitkamp (Gedenkstätte Esterwegen) und Dr. Nicola Wenge (DZOK Ulm). Über das ganze Jahr hindurch werden eine Social-Media-Kampagne (#heutevor90Jahren) und weitere Veranstaltungen die Ausstellungen an den jeweiligen Orten begleiten.
    Die Ausstellung
    An elf Themenstationen beleuchtet die Ausstellung „Auftakt des Terrors“ die Rolle und Funktion, die den frühen Konzentrationslagern in der Zeit des Nationalsozialismus zukam. Anhand zahlreicher Biografien von Verfolgten zeigt sie auf, wie diese Lager zur Errichtung und Absicherung der nationalsozialistischen Herrschaft beitrugen. Den Ausgangspunkt bilden die 15 Lager, an die in den an der Ausstellung beteiligten Gedenkstätten erinnert wird. Sie stehen exemplarisch für die mehr als 90 frühen Konzentrationslager im Deutschen Reich.
    Die Ausstellung wird vom Februar 2023 an bundesweit in mehreren Ausfertigungen gleichzeitig gezeigt. Als Schirmherrin firmiert Kulturstaatsministerin Claudia Roth MdB. Nähere Informationen zur Ausstellung sowie zu deren umfangreichem pädagogischen Begleitprogramm finden sich auf den Webseiten der beteiligten Einrichtungen sowie unter www.auftakt-des-terrors.de.
    Die AG-Mitglieder
    Baden-Württemberg
    Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm
    Lernort Kislau, Karlsruhe
    Bayern
    KZ-Gedenkstätte Dachau
    Berlin
    Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
    Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche
    Stiftung Topographie des Terrors
    Brandenburg
    Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Oranienburg
    Hamburg
    Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen
    Hessen
    Gedenkstätte Breitenau, Guxhagen
    Niedersachsen
    Gedenkstätte Esterwegen
    KZ-Gedenkstätte Moringen
    Rheinland-Pfalz
    Gedenkstätte KZ Osthofen
    Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße
    Sachsen
    Gedenkstätte KZ Sachsenburg, Kommunikations- und Dokumentationszentrum, Frankenberg
    Geschichtswerkstatt Sachsenburg, Frankenberg
    Sachsen-Anhalt
    Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin
    Schleswig-Holstein
    Gedenkstätte Ahrensbök
    Die Erarbeitung der Ausstellung wurde von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert, das pädagogische Begleitprogramm von der Bundeszentrale für politische Bildung.
    Eröffnung der Sonderausstellung
    Datum: Dienstag, 28. Februar 2023
    Zeit: 18 Uhr
    Ort: Gedenkstätte Esterwegen
    Grußwort: Herr Landrat Marc-André Burgdorf
    Vortrag: Prof. Dr. Bernd Faulenbach „Wie aktuell ist das Geschehen von 1933 heute?“
    Begleiteter Rundgang durch die Ausstellung.
    Abschluss im Café der Gedenkstätte Esterwegen.
    Die Ausstellung ist bis zum 10. September 2023 zu sehen.
    Der Eintritt ist frei.
    https://www.gedenkstaette-esterwegen.de/


    Tiktok oder nicht?
    Wie sich KZ‑Gedenkstätten in digitaler Holocaustbildung üben

    KZ‑Häftlinge im Block 56 im Kleinen Lager des KZ Buchenwald am 16. April 1945. Stehend: Simon Toncman, untere Pritsche: Miklos Grüner (Erster von links), Max Hamburger (Vierter von links), zweite Reihe: Hermann Leefsma (Vierter von links), Elie Wiesel (Siebter von links), dritte Reihe: Paul Argiewicz (Dritter von links), Naftalie Furst (Fünfter von links), vierte Reihe: Mel Mermelstein (Vierter von links).
    Holocaustgedenkstätten sind sensible Orte. Sie erinnern an die Millionen Menschen, die von den Nazis in der Zeit des Zweiten Weltkriegs getötet wurden. Neben der Erinnerungs­arbeit geht es aber auch um Bildung. Viele Einrichtungen erreichen Jugendliche nicht mehr, weil die Übersetzung in die digitale Welt fehlt. Hier hilft ausgerechnet die chinesische Plattform Tiktok.
    Thoralf Cleven
    27.01.2023, 05:30 Uhr
    Berlin. Glauben Sie, dass der Holocaust geschehen ist? Auf diese Frage antworteten in der jüngeren niederländischen Erwachsenen­generation nur 83 Prozent mit Ja, bei allen Erwachsenen waren es der frisch vorgestellten Studie der Claims Conference zufolge 90 Prozent. 9 Prozent der Jüngeren gaben an, dies nicht zu glauben, 8 Prozent waren „nicht sicher“.
    6 Prozent der jüngeren Erwachsenen gaben sogar an, den Holocaust für einen Mythos zu halten. 17 Prozent waren der Auffassung, dass die Zahl der ermordeten Jüdinnen und Juden „stark übertrieben“ sei. 7 Prozent der befragten jüngeren Nieder­länderinnen und Niederländer glauben zudem, dass das berühmte Tagebuch von Anne Frank eine Fälschung sei.
    Frühere Befragungen in der Generation Z der heute 16‑ bis 25‑Jährigen in Deutschland ergaben ähnliche Ergebnisse. Die Körber-Stiftung fand zum Beispiel vor ein paar Jahren heraus, dass vier von zehn Schülerinnen und Schülern nicht wissen, was der Holocaust ist. Dabei ist das Interesse riesengroß, wie eine gerade erst einmal ein Jahr alte Studie des Arolsen-Archivs herausfand. Zentrale Botschaft: Die jungen Leute interessieren sich deutlich mehr für die NS‑Zeit als die Generation ihrer Eltern (75 Prozent gegenüber 66 Prozent) und verbinden die Auseinander­setzung mit akuten gesellschaftlichen Problemen wie Rassismus und Diskriminierung.
    Aussterbende Zeitzeugen
    Die Monstrosität der NS‑Verbrechen, so die Autoren des beauftragten Rheingold-Instituts, löst dabei eine Mischung aus Angst und Faszination aus – die Konfrontation hat psychologisch den Charakter einer Mutprobe, bei der die Generation Z ohne verordnete Moral auch den Motiven der Täter und Täterinnen nachspüren wolle.
    Dieser Ausschnitt aus einem unmittelbar nach Kriegsende entstandenen sowjetischen Dokumentarfilm zeigt die elternlose Anna Strishkova 1945 in einem Kiewer Krankenhaus nach ihrer Befreiung und vor ihrer Adoption. Ihre in den linken Arm tätowierte Auschwitznummer ist undeutlich zu sehen und wird vom Sprecher falsch wiedergegeben.
    Als Kind ins KZ Auschwitz verschleppt: So fand Anna aus Kiew 2022 ihre Familie wieder
    Anna Strishkowa hat Jahrzehnte vergeblich versucht, ihre Herkunft herauszufinden. Fehler in einer sowjetischen Dokumentation und Erinnerungslücken führten die Kiewerin auf die falsche Fährte. Nun halfen ihr ein deutscher Filmemacher, das Stuttgarter Landeskriminalamt und ein ukrainischer Holocaustforscher. Mit Erfolg: Die alte Dame stammt nicht aus der Ukraine, und mithilfe von DNA‑Tests fanden sie sogar Familienangehörige.
    Bitte hier lesen
    Doch wie geht Holocaustbildung heute? Auf der einen Seite sind die Jugendlichen, die praktisch alles mit dem Smartphone erledigen und in sozialen Netzwerken unterwegs sind, auf der anderen Seite Gedenkstätten und Museen mit Schaukästen, körnigen Videos und niedrigen Budgets. Zwar gibt es im Moment noch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die berichten können von den Gräueltaten der Nazis und dem millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden in ganz Europa im Zweiten Weltkrieg. Doch auch sie werden immer weniger.
    Holocaustüberlebender Gidon Lev kämpft auf Tiktok gegen Antisemitismus
    Als Holocaustüberlebender berichtet Gidon Lev auf Tiktok über das Leid, das seine Kindheit geprägt hat.
    © Quelle: RND
    Einige von ihnen haben sich ein Herz gefasst und sind dorthin gegangen, wo die jungen Leute sind – zur Social-Media-Plattform Tiktok des chinesischen Betreibers Bytedance etwa. Die 99‑jährige Holocaustüberlebende Lily Ebert und ihr Urenkel Dov Forman aus Großbritannien sind mit ihren Erklärvideos regelrechte Tiktok-Stars mit zwei MiIlionen Followern und fast 35 Millionen Likes. Auch Gidon Lev (88) aus Tel Aviv ist mit 414.000 Followern und fast acht Millionen Likes sehr beliebt.
    Erinnerung an die Schoah
    Holocaust-Gedenktag
    Den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) oder der Schoah gibt es seit dem Jahr 2005. Die Vereinten Nationen haben ihn damals zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt. In Israel gibt es bereits seit 1951 einen Holocaustgedenktag. Er heißt dort Jom haScho’a und wird jährlich am 27. Nisan des jüdischen Kalenders – das ist zwischen Mitte März und Mitte April. Am Holocaustgedenktag wird der schätzungsweise 5,6 bis 6,3 Millionen europäischer Juden und Jüdinnen gedacht, die dem nationalsozialistischen Völkermord während des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fielen – das waren rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen Juden und Jüdinnen.
    Furcht vor Hasskommentaren
    Eine der aktivsten und digital kreativsten Gedenkstätten in Deutschland, die KZ‑Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg, zählt hingegen 27.200 Follower und 465.000 Likes. Woran liegt das?
    Gidon Lev und seine Lebenspartnerin Julie Gray haben zehn Tage vor dem Internationalen Holocaustgedenktag am 27. Januar täglich Tiktoks veröffentlicht, in denen sie Gedenkstätten in Europa vorstellen. „Einige Gedenkstätten lehnen es ab, soziale Medien zu nutzen“, erzählt Gray. „Da spielen Sicherheits­gründe eine Rolle. Leider ist die Anzahl antisemitischer Hass­kommentare oft sehr hoch. Also gehen einige Gedenkstätten lieber nicht auf soziale Plattformen wie Tiktok.“
    Die Plattform hat das Problem schon länger erkannt und bietet interessierten Gedenkstätten und Erinnerungs­einrichtungen bereits im zweiten Jahr in einer „Shoah Education and Commemoration“-Initiative Seminare zur digitalen Gedenk- und Bildungsarbeit und dem Erreichen neuer Zielgruppen an. Wissenschaftlich begleitet wird dies von einer quantitativen und qualitativen Studie der Hebräischen Universität Jerusalem. 15 Gedenkstätten haben bislang teilgenommen.
    In Bildung investieren
    Tiktok-General­manager Tobias Henning, zuständig für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Osteuropa, sagt, es genüge nicht, gegen Holocaustleugnerinnen und ‑leugner in den Netzwerken vorzugehen. „Wir müssen in Bildung gegen den Antisemitismus investieren.“ Henning räumt ein, dass es auch auf Tiktok trotz weltweit Tausender Moderatoren Hass gebe. „Es passieren Fehler, es ist ein kontinuierlicher Prozess. Doch wir wollen helfen, die Erinnerungs­arbeit in die digitale Welt zu übertragen.“ Umgang mit Hass­kommentaren inklusive.
    „... solange ich bin“
    Wie sich Holocaust-Überlebende unsterblich machen
    Der größte Vorbehalt, dem sich Plattformen wie Tiktok gegen­über­sehen, ist ihr überwiegender Unterhaltungs­charakter. Tänzchen, Späßchen, Blödeleien. Der Ruf ist nicht so schnell wegzudiskutieren. Auf der anderen Seite halten sich momentan auf der Plattform über eine Milliarde Menschen weltweit auf – viele, wenn nicht gar die meisten sind zwischen 16 und 25 Jahre alt. Wer sie erreichen will – womit auch immer – ist hier so lange richtig, bis das nächste große Ding kommt.
    Die Museen und Gedenkstätten haben jahrzehntelange Erfahrungen bei der Holocaustvermittlung. Ihnen fällt es jedoch immer schwerer, die junge Generation zu erreichen. Marlene Wöckinger von der österreichischen KZ‑Gedenkstätte Mauthausen berichtet, dass es sehr abweichende Positionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Engagement auf Tiktok gegeben hätte. „Es ist bis heute eine Herausforderung, Biografien in einem einminütigen Video unterzubringen“, so Wöckinger. „Man ist jedoch auch überrascht, was alles möglich ist.“
    Ähnliche Erfahrungen machte Tlalit Kitzoni von der Gedenkstätte des Yad-Mordechai-Museums im Süden Israels. Sie musste ihre Direktorin überzeugen, als erste israelische Einrichtung Holocaustbildung auf Tiktok anzubieten. „Ja“, sagt sie, „es ist eine riesige Herausforderung, Geschichte zu vereinfachen. Wir sollten unsere Arbeit auf Tiktok als eine Art Teaser, einen Appetit­macher, verstehen. Bildung soll auch Freude bereiten.“
    Jugendliche Berater
    Die Programmdirektorin des Londoner Holocaust Educational Trusts, Clementine Smith, rät dazu, die Arbeit auf Tiktok mit einem klaren Fokus zu verrichten. „Bei Tiktok geht es nicht um formelle Bildung und der Holocaust in seiner Komplexität lässt sich auch nicht in einer einzigen Unterrichts­stunde darstellen.“ Die Plattform müsse als Teil einer großen Bildungs­landschaft, zu der Schulen oder Gedenk­stätten gehören, begriffen werden.
    „Hier gibt es andere Dialoge und andere Formen der Zusammen­arbeit“, so Smith. „Unsere Verantwortung bleibt es, die Fakten zu beachten und zu verbreiten.“ Nicht alles ließe sich vereinfachen, räumt sie ein. Ihrer Einrichtung geht es darum, Tiktok als Einfallstor zu nutzen, Interesse zu erzeugen und Dialoge zu ermöglichen. „Wir werden besser, weil wir inzwischen viele gute jugendliche Berater haben“, erzählt Smith.
    Laut Tobias Ebbrecht-Hartmann, der die Studie der Hebräischen Universität konzipiert hat, sind im Rahmen der Tiktok-Initiative inzwischen 335 Videos entstanden, für die bislang 11,5 Millionen Ansichten gezählt wurden. Erste Ergebnisse: „Zur Holocaustbildung werden nicht immer traurige Streicherklänge im Hintergrund benötigt, besonders beliebt sind Challenges, um mehr über die Schoah zu erfahren, und über­durch­schnittlich viele über 35‑Jährige schauen sich die Videos der Gedenkstätten an.“
    Israelischer Botschafter erst skeptisch
    Marlene Wöckinger von der KZ‑Gedenkstätte Mauthausen, sagt, dass sich das Konzept ihrer Einrichtung – miteinander zu reden – wunderbar auf Tiktok verlängern lässt. „Mit vielen jungen Leuten, die einmal hier waren, bleiben wir über Tiktok länger in Verbindung.“ Wöckinger ist aber auch Pragmatikerin. „Wir haben jährlich 200.000 Besucher. Wenn ich gut bin, erreiche ich diese Zahl mit einem einzigen Video.“
    Der israelische Botschafter in Deutschland gibt zu, dass er bei Tiktok bislang eher skeptisch an Tänze in Videos gedacht habe. „Die Fackel der Erinnerung muss in die Zukunft getragen werden“, fordert Ron Prosor. „Und vielleicht kann man dazu auch manchmal tanzen.“
    https://www.rnd.de/


    HOLOCAUST-GEDENKTAG
    Neuengamme oder Mauthausen: Warum KZ-Gedenkstätten mit TikTok kooperieren

    Aufklärung in 30 Sekunden: Holocaust-Überlebende und ehemalige Konzentrationslager setzen verstärkt auf TikTok. Ihr Motto: "Gebt nicht nach, gebt nicht auf, vergesst nicht!"
    Datum 26.01.2023
    Autorin/Autor Johanna Rüdiger

    Mit Hilfe von TikTok mehr über den Holocaust erfahren
    Eine 15-Jährige mit hohlgeschminkten Wangen blickt zu einem Song des US-amerikanischen R&B-Sängers Bruno Mars bedeutungsvoll in die Kamera. Im Videotext erklärt sie synchron, dass sie gleich ins Konzentrationslager deportiert wird. Dann, als nächstes, ein junger Mann in gestreifter Uniform, der seine vermeintliche Ankunft im Himmel in Szene setzt - und erzählt, er sei im KZ Auschwitz in einer Gaskammer ermordet worden. Dieser Reenactment-Trend von Opfergeschichten war im August 2020 der TikTok-Skandal des Sommers. Dabei mimten die Darstellerinnen und Darsteller Holocaust-Opfer, unterlegten ihre Videos mit Musik und taten so, als seien sie im KZ umgekommen. "Verletzend und beleidigend" nannte die Auschwitz-Gedenkstätte die Hashtag-Challenge, in der Gen-Z-Nutzer (zwischen 14 und 24 Jahren) Holocaust-Opfer darstellten.
    TikTok kann auch anders
    Eine der jungen TikTokerinnen verteidigte sich daraufhin in einem Interview, das Gegenteil sei der Fall: sie habe mit ihrem Video doch aufklären und ein Bewusstsein für den Holocaust schaffen wollen. Doch die breite Öffentlichkeit schien sich damals weitgehend einig: Kurzvideos und Holocaust-Aufklärung auf einer Plattform, die mit Tanzvideos bekannt geworden ist? Das passt nicht zusammen.

    Zwei Jahr später, ebenfalls im August. Es ist einer dieser seltenen heißen Sommertage in Hamburg, wie sie in Norddeutschland nicht oft vorkommen. Sommerferien und dazu noch perfektes Strandwetter - doch David Gutzeit und seine Schwester Jonna haben sich nicht ins Auto gesetzt, um ans Meer zu kommen. Stattdessen sind die Schülerin und der 21-jährige Student von der Ostsee-Küste nach Hamburg-Neuengamme gefahren und stehen jetzt in der grellen Sonne vor sorgsam aufgehäuften Steinen - sie symbolisieren die Gefängnis-Baracken, in denen tausende KZ-Insassen zusammengepfercht wurden.
    Die Gedenkstätte Neuengamme erinnert an mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa, die während der Zeit des Nationalsozialismus im Hauptlager und mehr als 85 Außenlagern inhaftiert waren. Die Hälfte dieser Menschen hat das KZ nicht überlebt. "Tatsächlich kommen durchaus Jugendliche hierher, weil sie uns auf TikTok gesehen haben", sagt Iris Groschek. Die Historikerin ist bei der Gedenkstätte für den TikTok-Kanal zuständig.
    Novum: Gedenkstätte auf TikTok
    Neuengamme war die erste KZ-Gedenkstätte, die mit einem eigenen TikTok-Account an den Start gegangen ist, im November 2021.
    Ein mutiger Schritt - aber ein wichtiger, wenn man als Gedenkstätte im Internet junge Menschen erreichen will, die schon längst nicht mehr auf Facebook und Co. unterwegs sind, sagt Groschek. "Mir reicht das nicht, nur in Schulbüchern darüber zu lesen, ich möchte sehen und spüren, wo diese Nazi-Gräueltaten passiert sind", sagt David Gutzeit. Sichtlich bewegt sieht er sich um. Es sind nicht die einzigen jungen Besucher heute: Da ist zum Beispiel Nicolas, 17 Jahre alt, aus Madrid, der seine Eltern überredet hat, bei ihrem Deutschland-Sightseeing-Trip in Neuengamme Halt zu machen. Und auch die US-Amerikanerinnen Starlett aus Kansas und Hannah aus Hawaii informieren sich an diesem Tag über die Geschichte des Konzentrationslagers. Diese Momentaufnahme ist kein Zufall: Studien zeigen, dass die Generation Z, also junge Leute, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind, zwar wenig über Konzentrationslager weiß, sich aber deutlich mehr für die NS-Zeit interessiert als die Generation ihrer Eltern.
    "Wir wollen bei der jungen Zielgruppe eine Sichtbarkeit für das Thema schaffen und auf TikTok GenZ-Nutzer erreichen, an die wir sonst mit unserer Aufklärungsarbeit auf anderen Plattformen kaum noch herankommen", erläutert Groschek. Der Account hat inzwischen 27.000 Follower, immer wieder gehen Videos viral und erreichen ein Millionenpublikum.
    Freiwillige der Aktion Sühnezeichen unterstützen als Creator
    Als Creator fungieren junge Freiwillige aus aller Welt, die als Teil ihres Einsatzes für die Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (AFS) in der Gedenkstätte arbeiten. "Wir achten sehr darauf, dass unsere Videos die Nutzer nicht emotional überwältigen. Wir wollen, dass die Community etwas lernt, zum Beispiel einen historischen Fakt erklärt bekommt", sagt Groschek.
    "Reenactment von Opfergeschichten, also das Nachspielen von Szenen, wie es auf TikTok üblich ist, machen wir nicht."
    Diese Pionierarbeit hat auch andere inspiriert. Inzwischen ist Neuengamme nicht mehr allein auf TikTok, weitere KZ-Gedenkstätten wie etwa Bergen-Belsen in Deutschland und Mauthausen in Österreich folgten.
    Und die Zahlen sprechen für sich: Rund 200.000 Menschen würden im Jahr Mauthausen besuchen, rechnet Marlene Wöckinger, TikTok-Creatorin der Gedenkstätte, vor: "So viele erreiche ich auf TikTok mit einem Video, wenn es viral geht". Die Gedenkstätte praktiziere auch offline eine dialogorientierte Bildung, daher sei der Schritt, auf die Social-Media-Plattform zu gehen, gar nicht so schwierig gewesen. "Wir predigen nicht, sondern gehen in den Austausch - das lässt sich gut auf TikTok übertragen. Uns geht es darum, eine Community aufzubauen."
    Holocaust-Überlebende sind sogar schon etwas länger auf der Plattform: Zum Beispiel die Holocaust-Überlebende Lily Ebert, die zusammen mit ihrem Urenkel 1,9 Millionen Follower erreicht - die 99-Jährige macht sogar Tanztrends mit, transportiert dabei aber immer Informationen zu ihrer Überlebensgeschichte.
    Holocaust-Zeitzeugen auf TikTok
    Oder Gidon Lev, der das KZ-Theresienstadt überlebt hat. Zum Internationalen Holocaust Gedenktag am 27. Januar 2023 hat der 88-jährige ein Video in Kooperation mit Neuengamme produziert - es ist Teil einer Video-Serie mit einer Reihe von Holocaust-Gedenkstätten, die er auf seinem TikTok-Kanal veröffentlicht. Warum er TikTok für seine Aufklärungsarbeit nutzt? "Zu meiner großen Bestürzung haben in den letzten Jahren Hass, Gewalt, Antisemitismus und mehr wieder zugenommen", sagt Lev. Als Überlebender habe er es sich zur Aufgabe gemacht, dagegen anzukämpfen und "die junge Generation auf dieses hässliche, zerstörerische Phänomen aufmerksam zu machen, auf jede erdenkliche Art und Weise. Wir müssen die Wahrheit sagen, vor den Gefahren warnen und uns wehren. Gebt nicht nach, gebt nicht auf, vergesst nicht!"
    TikTok startet eigene Aufklärungskampagne
    Auch die Plattform selbst hat erkannt, wie gefragt das Thema ist: TikTok verlinkt bei jedem Video zum Thema Holocaust nun automatisch zu der Aufklärungsseite aboutholocaust.org des World Jewish Congress und der Unesco. Und hat eine eigene "Shoah Education and Commemoration Initiative" gestartet, die inzwischen mit dem Shimon-Peres-Preis ausgezeichnet wurde. Mit dieser Initiative fördert TikTok 15 Gedenkstätten - wie eben Neuengamme oder Mauthausen - in dem die Plattform Workshops und Austausch in Zusammenarbeit mit der Hebrew University of Jerusalem anbietet.
    "Wir müssen verhindern, dass der Holocaust lediglich zu einem weiteren Kapitel in einem Schulbuch degradiert wird", sagt Yaki Lopez, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit der israelischen Botschaft in Berlin. "Deshalb ist es wichtig, das Gedenken an den Holocaust und die Vermittlung des Wissens den Lebenswirklichkeiten der jüngeren Generation anzupassen". Die Shoah-Initiative von TikTok leiste dabei einen wichtigen Beitrag.
    Holocaust-Aufklärung auf TikTok - natürlich, warum soll das nicht gehen? So reagieren auch die Nutzer des DW-TikTok-Accounts Berlin Fresh auf eine Concentration-Camp-Explainer-Serie, die die DW in Kooperation mit der Gedenkstätte Neuengamme drehte.
    Verhaltensregeln für KZ-Besuch
    Dass das Interesse für das Thema tatsächlich sehr groß ist, zeigt ein Blick in die DW-Berlin-Fresh-Nutzerdaten: Mehr als neun Millionen Video-Views generierte allein ein einziges der 30-Sekunden-Explainer-Videos der DW-Reihe - hauptsächlich bei jungen Menschen unter 24. Darin erklärt der TikToker Daniel Cartwright von der Gedenkstätte, wie man sich beim Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers verhalten sollte. "Three things you should never do at a former Concentration Camp" - aus seiner persönlichen Perspektive heraus, also als jemand, der dort täglich vor Ort ist.
    Mit 23 Jahren jeden Tag per Video das Grauen erklären, was macht das mit einem? "Manchmal setzen mir die Schrecken dieses Ortes doch zu", erzählt der Brite in der DW-Reihe. "Aber dann höre ich, dass junge Menschen wegen unserer TikToks hierher in die Gedenkstätte kommen und sich weiter informieren wollen - dann wird mir klar, wie wichtig unsere Arbeit ist."
    Mehr Videos rund um Holocaust-Aufklärung finden Sie auf unserem TikTok-Kanal DW Berlin Fresh.
    https://www.dw.com/

    Exkursion 3. ISS a und b, Gedenkstätte Struthof KZ

    1. Dezember 2022
    Am 29. November 2022, fuhr die 3. Sekundarstufe in das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Natzweiler-Struthof im Elsass. Die Schülerinnen und Schüler wurden im RZG-Unterricht auf den Besuch vorbereitet.
    Alle nahmen an einer Führung durch das Konzentrationslager teil. Dabei erfuhren die Lernenden Interessantes und Denkwürdiges. Im Museum fanden sie zusätzliche Informationen zu anderen Konzentrationslagern in Europa.
    In den folgenden Zitaten kann wird die Wirkung dieser beeindruckenden Gedenkstätte deutlich erkennbar.
    «Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Aufseher so mit Menschen umgegangen sind und vor allem, dass wir dort gestanden sind, wo Leute erschossen wurden!»
    «Schlimm fand ich es im Krematorium, insbesondere weil dort zum Beispiel in einer Nacht 106 Leute (Widerstandskämpfer) erhängt worden sind. Es war gut, dass wir dahingegangen sind, da man vielleicht jetzt eher darüber nachdenkt, wie gut wir es eigentlich haben.»
    «Viele starben wegen den schweren Arbeiten. Für mich war es sehr schlimm, an einem Ort zu stehen und zu wissen, dass hier Menschen ihre Freiheit verloren haben, gefoltert wurden, hungerten oder gestorben sind.»
    «Das alles hat mich sehr geschockt. Wie kann man so grausam zu Menschen sein? Warum nur hat man den Führer unterstützt?»
    «Es war schrecklich zu sehen, dass Unschuldige ihre Freiheit oder ihr Leben hier gebüsst haben. Sie wurden hier wegen ihrer Meinung, ihrem Glauben oder ihrer Sexualität eingesperrt. Es gibt immer noch Menschen, die aus gleichen Gründen schlecht über andere denken. Das macht mir Angst.»
    «So etwas darf nie wieder passieren.»
    https://www.schule-wauwil.ch/

    Gedenkstätte Sachsenhausen

    Oranienburg kurz vor Lösung für Reisebusse – CDU und AfD sind dagegen
    Im jahrelangen Streit um die Zuwegung zur Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg gibt es einen neuen Kompromiss, mit dem Anwohner entlastet werden sollen. CDU und AfD stimmen gemeinsam dagegen.
    30. November 2022, 05:00 Uhr•Oranienburg
    Im jahrelangen Streit um die Zuwegung zur Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg gibt es einen neuen Kompromiss, mit dem Anwohner entlastet werden sollen. CDU und AfD stimmen gemeinsam dagegen.
    © Foto: Jens Kalaene/dpa
    Der jahrelange Streit um die Zuwegung zur Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg könnte sich einem Ende nähern. Es gibt eine neue Lösung für die Lärm und Abgase verursachenden Reisebusse im Schäferweg. Anwohnende sollen verstärkt entlastet, Straßen dafür sogar neu asphaltiert werden. Af...
    https://www.moz.de/

    Wie Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus erinnern

    Stand: 30.11.2022 15:20 Uhr
    Mit Stoplersteinen in Gehwegen erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig an die Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als 90.000 Gedenksteine hat seine Initiative bereits in Europa verlegt, alleine in Hamburg sind es über 6.000.
    Es sind bescheidene Hingucker: die quadratischen, knapp zehn mal zehn Zentimeter großen Steine mit aufgeschlagenem Messingschild - eingelassen in den Gehweg.
    "Hier wohnte
    ESTHER GLANZ
    geb. Buchen
    JG. 1898
    DEPORTIERT 1942
    ERMORDET IN
    MAJDANEK"
    Diese Daten sind in eine Messingplatte eingraviert, die in der Adelheidstraße in Kiel liegt - direkt daneben ein Stolperstein für ihren Mann Markus und ihren Sohn Joachim. Alle drei wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Die Adelheidstraße war ihr letzter frei gewählter Wohnort. Diesen Ort wählt Demnig für alle Stolpersteine. Um die Schrift lesen zu können, muss man innehalten und sich bücken.
    "Mit dem Kopf und dem Herzen stolpern"
    Erdacht hat die Stolpersteine der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er wollte den Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihren Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", so Demnig.
    Trotz des Namens Stolpersteine geht es dem 1947 geborenen Demnig nicht um ein tatsächliches Stolpern. In einem Dokumentarfilm des TV-Senders Arte sagte der Künstler: "Man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen."
    Stolpersteine auch in vielen Nachbarländern
    Gunter Demnig, Künstler, betrachtet die von ihm verlegten Stolpersteine in der Talstraße. © picture alliance/dpa Foto: Axel Heimken
    Regelmäßig verlegt Gunter Demnig auch in Hamburg neue Stolpersteine - mehr als 6.000 sind es in der Hansestadt bereits.
    Seit den 1990er-Jahren verlegt Gunter Demnig die kleinen Betonsteine mit Messingplatte, manchmal auch gegen Widerstand, anfangs ohne Genehmigung. Anlass für den ersten Stein war der 50. Jahrestag des Befehls von Heinrich Himmler zur Deportation der "Zigeuner". Den legte er 1992 vor das Kölner Rathaus.
    Später entwickelte sich daraus das Projekt Stolpersteine, das aller Opfer gleichermaßen gedenkt: Juden, politisch Verfolgten, Roma und Sinti, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und der Euthanasie-Opfer. Inzwischen finden sich die Steine in über 1.800 Kommunen - insgesamt mehr als 90.000 Gedenksteine sind es in Deutschland und 25 weiteren europäischen Ländern, unter anderem in Österreich, Belgien, Frankreich, Polen, den Niederlanden und der Ukraine. Die Stolpersteine gelten inzwischen als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
    6.000 Gedenksteine allein in Hamburg
    Ein junger Mann kniet auf der Straße und poliert einen Stolperstein, eine junge Frau steht daneben und schaut zu. © Laura Sonnefeld Foto: Laura Sonnefeld
    Unterstützer der Stolpersteine in Hamburg polieren die Gedenksteine unter anderem traditionell am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht 1938.
    Auch in Norddeutschland sind bereits Tausende Stolpersteine verlegt worden: In Hamburg wurde der erste Gedenkstein im Jahr 2002 in einen Gehweg eingelassen, Ende Juni 2021 folgte der 6.000 Stein. Nur in Berlin gibt es mit gut 8.500 Stück noch mehr Stolpersteine. Weitere Verlegungen in Hamburg sind bereits geplant. Mehr über die in der Hansestadt verlegten Gedenksteine, die Biografien der Opfer und die Übernahme einer Stein-Patenschaft können Interessierte auf der Internetseite der Hamburger Stolperstein-Initiative erfahren.
    Aber auch in vielen weiteren norddeutschen Städten sind Stolpersteine zu entdecken. Neben den großen Namen wie Hannover, Schwerin und Kiel sind auch kleinere Städte darunter wie Stadthagen, Rehburg, Kellinghusen, Rendsburg oder Pasewalk.
    Viele Privatleute unterstützen das Projekt
    Häufig sind es kleinere Initiativen, die sich um die Stolpersteine bemühen. In Göttingen zum Beispiel waren es die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Bonifatius-Schule, die dafür sorgten, dass im Mai 2012 die ersten Stolpersteine eingelassen wurden. Zuvor hatte die Haus- und Eigentümergemeinschaft in der Bühlstraße einmütig beschlossen, so an Hedwig Steinberg zu erinnern. Die frühere Besitzerin des Hauses war 1942 deportiert worden. Ihre Spur verliert sich in Minsk.
    Stolpersteine ernten Widerspruch aus jüdischen Gemeinden
    Obwohl ständig neue Stolpersteine hinzukommen, ist das Projekt nicht unumstritten. Die wohl stärkste Wirkung entfaltete der Widerspruch von Charlotte Knobloch, ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Verlegung der Pflastersteine sei eine Missachtung der Opfer, sagte Knobloch: "Damit wird das Andenken von Menschen, die Verfolgung und Entwürdigung erleben mussten, bevor sie auf schreckliche Weise ermordet wurden, nochmals entwürdigt und sprichwörtlich mit Füßen getreten." Auch die Jüdische Gemeinde in Göttingen hatte das Projekt im Jahr 2015 kritisiert.
    Gunter Demnig klopft die Stolpersteine fest. © NDR Foto: Rafael Czajkowski
    Streit über die Stolpersteine in Hamburg
    Daniel Killy von der Jüdischen Gemeinde Hamburg kritisiert das "Millionen-Geschäft" mit den Stolpersteinen. Außerdem werde mehr auf den Namen herumgetrampelt, als dass an sie erinnert werde.
    Kritiker spricht von "Millionen-Geschäft"
    Der Sprecher der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Daniel Killy, beklagte im Jahr 2014, dass die Stolpersteine ein Millionen-Geschäft seien. Gunter Demnig habe sich damit einen "politisch korrekt ummantelten Businessplan" geschaffen: "Millionen-Umsätze mit den Opfern des millionenfachen Mordens", sagte Killy. Verteidigt wurde Demnig daraufhin von der Aktivistin Lea Rosh und dem Hamburger Peter Hesse, der sich seit Jahren für die Stolpersteine einsetzt. "Demnig lebt bescheiden in einem kleinen Kölner Atelier, fährt mit einem alten Transporter durch Europa und verrichtet schwere körperliche Arbeit", so Hess. Die Kritik von Killy könne er nicht verstehen. "Ich frage ihn: Wovon soll der Künstler denn leben?"
    Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Hamburg distanzierte sich von dem verbalen Angriff Killys. Die Gemeinde unterstütze die Aktion mit den Stolpersteinen "seit Jahr und Tag".
    Stolperstein-Künstler Demnig zwischen Ehrung und Kritik
    Einige Städte wie München machten sich die Kritik von einzelnen jüdischen Gemeinden zu eigen und weigerten sich, Stolpersteine zu genehmigen. Ganz anders die Reaktion beispielsweise der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, die den Künstler mit einer Medaille ehrte. Gunter Demnig habe sich mit seiner Aktion um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht, hieß es zur Begründung.
    Manchmal sind es auch Hausbesitzer, die keine Stolpersteine vor ihrer Tür wollen, weil sie eine Wertminderung fürchten oder sich sorgen, dass zwischen ihnen und den Morden ein Zusammenhang hergestellt wird. Manche lehnen das Projekt grundsätzlich ab. Andere befürchten Übergriffe von Neonazis, so wie im November 2012 in Greifswald geschehen. Unbekannte hatten damals alle elf im Stadtgebiet verlegten Stolpersteine aus dem Straßenpflaster gebrochen.
    120 Euro pro Stolperstein
    Das Geld für die Gedenksteine kommt durch Spenden beziehungsweise eine pauschale Aufwandsentschädigung zusammen. Bei der Recherche von Name, Geburtsjahr, Deportationsjahr und Ort sowie Angaben zum Schicksal helfen meist Geschichtsvereine, Archive, die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel. Wer für einen solchen Stein die Patenschaft übernehmen will - pro Stein werden 120 Euro für die Herstellung und Verlegung berechnet, außerhalb von Deutschland kommen noch 10 Prozent dazu -, bekommt die nötigen Informationen auf der zentralen Stolpersteine-Website.
    Gemeinsame Putz-Aktionen im Frühjahr und an Gedenktagen
    Wer das Projekt ohne Geld unterstützen möchte, kann sich beispielsweise daran beteiligen, die Stolpersteine zu reinigen und zu pflegen. Regelmäßig finden beispielsweise im Frühjahr gemeinsame Putz-Aktionen statt und auch an Gedenktagen. Das ist zum einen der 9. November, der Jahrestag der Reichspogromnacht. Die Nationalsozialisten hatten am 9. November 1938 zur Zerstörung jüdischer Geschäfte und Synagogen aufgerufen. In der folgenden Nacht brannten auch im Norden etliche Synagogen nieder, jüdische Läden wurden demoliert, Juden verschleppt und ermordet. Auch am internationalen Holocaust-Gedenktag, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, in vielen Städten gemeinsame Putz-Aktionen statt.
    Eine App zum Gedenken an die NS-Opfer
    Seit November 2022 führt auch eine App zu etlichen Stolpersteinen in Deutschland - eigeninitiativ und ohne Fördergelder entwickelt von der Marketing-Agentur d-SIRE, um einen Beitrag zur Erinnerungskultur - gerade für die jüngere Zielgruppe - zu leisten, wie es in einer Mitteilung heißt. Zum Start von "Stolpersteine Deutschland" enthält die App bereits die Daten zu mehr als 20.000 Gedenksteinen in Hamburg, Hannover, Bremen und Köln und den persönlichen Schicksalen dahinter. Weitere Stoplersteine in weiteren Städten sollen sukzessive folgen.
    Brennende Synagoge in der Bergstraße in Hannover am 10. November 1938. © HAZ-Hauschild-Archiv, Historisches Museum Hannover. Foto: Wilhelm Hauschild
    Angeordneter Terror in der Reichspogromnacht
    Auf Geheiß der Nationalsozialisten brennen 9. November 1938 auch in Norddeutschland zig Synagogen und jüdische Geschäfte.
    Die frühere Synagoge in Stadthagen © NDR Foto: Marc-Oliver Rehrmann >>>
    Wo die Synagogen-Brandstifter später kamen
    Im November 1938 haben Nazis auch die Synagoge von Stadthagen in Brand gesteckt - allerdings erst zwei Tage nach der Pogromnacht. Historiker rätseln, warum.
    Gedenkstein an die Opfer des Holocaust auf dem Jüdischen Friedhof in Rostock. © picture-alliance/ dpa/dpaweb Foto: Bernd Wüstneck >>>
    Holocaust - Das beispiellose Verbrechen
    Mehr als sechs Millionen Juden wurden während der NS-Zeit ermordet. Daran erinnert jedes Jahr am 27. Januar ein Gedenktag. >>>
    Dieses Thema im Programm:
    Hamburg Journal | 28.06.2021 | 19:30 Uhr
    https://www.ndr.de/


    Ehemaliges Konzentrationslager
    Anwohner drängen auf neues Verkehrskonzept rund um Gedenkstätte Sachsenhausen

    Mi 02.11.2022 | 07:27 Uhr | Von Karsten Zummack
    Bis zu 700.000 Besucher pro Jahr zählt die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg. Der Busverkehr dorthin führt quer durch ein Wohngebiet. Anwohnerinitiativen kämpfen seit Jahren um eine Verkehrsberuhigung.
    Von Karsten Zummack
    Ein großer Reisebus poltert über das Kopfsteinpflaster der Straße der Nationen. Der Weg Richtung Gedenkstätte führt quer durch ein Wohngebiet. So geht das den ganzen Tag über, beklagt Christian Wollank. Der 42-Jährige wohnt im benachbarten - ebenfalls vom Busverkehr betroffenen - Schäferweg und hat bereits vor fünf Jahren eine Anwohnerinitiative (AWI) gegründet.
    Anwohnerinitiative will Verkehrsberuhigung
    "Die Straßen sind nicht ausgebaut für den Busverkehr", sagt Wollank und deutet mit der Hand auf den Wegesrand. Hier gibt es keinen Bürgersteig. Deshalb sei es durchaus gefährlich, sich auf den Straßen zu bewegen. Darüber hinaus beklagt er die Lärmbelästigung rund um die Gedenkstätte. "Die anderen Nachbarn in der Straße der Nationen klagen über Erschütterungen und auch Risse in den Häusern. Da klappert das Geschirr in den Vitrinen, auch in der zweiten Reihe", so Wollank.
    Zustände, die nach Meinung seiner Initiative so nicht bleiben können. Deshalb kämpfen Christian Wollank und seine Mitstreiter seit Jahren schon um eine Verkehrsberuhigung vor den eigenen Haustüren. Beim ehemaligen Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, blitzten die Anwohner mit ihrem Ansinnen klar ab. Dessen Nachfolger Axel Drecoll, seit vier Jahren im Amt, hingegen zeigt sich kompromissbereit.
    Kompromissvorschlag der Gedenkstätten-Stiftung
    Dabei stellt Drecoll unmissverständlich klar, dass es hier nicht um eine normale Diskussion um ein Verkehrskonzept handelt. An einer KZ-Gedenkstätte ist auch so etwas ein sensibles Thema. "Hier ist es schon unter sehr besonderen Vorzeichen, weil es ein historischer Tatort von internationaler Bedeutung ist, der für zigtausendfache Massenverbrechen steht", erklärt der Stiftungsdirektor.
    So scheint weder für ihn noch für die Opferverbände verhandelbar, dass die zahlreichen Besucher der Gedenkstätte weiterhin über den einstigen Weg der Häftlinge auf das KZ-Gelände gelangen sollen. Trotzdem hat Drecoll jetzt einen Kompromiss angeboten. Der sieht vor, dass etwas abseits auf einer derzeitigen Brache ein neuer Parkplatz für Reisebusse entstehen könnte. Der Halte- und Wendepunkt würde etwa 200 Meter verlegt werden. Damit hätten die Anwohner der Straße der Nationen und des Schäferwegs deutlich mehr Ruhe. Die Kosten werden mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt.
    Rote Kreuze an Gartenzäunen
    Doch unumstritten ist auch diese Variante in der Umgebung der Gedenkstätte nicht. Kaum lag der Kompromiss auf den Tisch, gründete sich rund um die Hans-von-Dohnanyi-Straße eine neue, zweite Anwohnerinitiative (IAG). An vielen Gartenzäunen hier hängen rote Kreuze als Protest gegen eine Verlagerung des Reisebusverkehrs vor die eigenen Häuser.
    Guido Illgen, einer der IAG-Sprecher, zeigt eine Landkarte, auf der der Kompromissvorschlag aufgezeichnet ist. Gleich in unmittelbarer Nachbarschaft soll demnach eine Grünfläche verschwinden. Hier soll ein Wendehammer für Reisebusse inklusive Aussteige-Haltestelle gebaut werden. "Das wollen wir auf dieser schönen Grünfläche nicht haben. Es wäre eine zusätzliche Belastung und ein Einschnitt in die Lebensqualität", kritisiert Illgen.
    Wenn zwei sich streiten…
    In Sachsenhausen kursieren nun bei den beiden Anwohnerinitiativen zwei neue Alternativvorschläge. Der eine – von der AWI favorisiert – sieht vor, dass die Gedenkstättenbesucher noch etwas weiter entfernt an der größeren Bernauer Straße aussteigen. Die IAG hingegen möchte in der Straße der Nationen das Kopfsteinpflaster durch Asphalt ersetzen. Diese Lösung müsste allerdings die Stadt Oranienburg bezahlen. Ansonsten dürften die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten sowie das Land Brandenburg das letzte Wort haben.
    Unstrittig scheint lediglich der Bau eines neuen Parkplatzes. Über welchen Weg die Reisebusse ihre Gäste zur KZ-Gedenkstätte künftig bringen, ist aber weiter in der Schwebe. "Man wird aller Voraussicht nach keine Lösung finden, die alle gleichermaßen zufriedenstellen kann", betont Stiftungsdirektor Axel Drecoll. Notfalls werde die "Diskussion wieder auf null gestellt", will heißen: Alles bliebe so wie es ist.
    Sendung: Brandenburg Aktuell, 01.11.2022, 19:30 Uhr
    Beitrag von Karsten Zummack
    https://www.rbb24.de/


    Landsberg: KZ-Lager VII soll große Gedenkstätte werden

    04.11.2022, 07:22 Uhr
    Die einzig erhaltenen Original-Unterkünfte von KZ-Häftlingen des Lagerkomplexes Dachau bei Landsberg am Lech sollen zu einer professionell geführten und großen Gedenkstätte ausgebaut werden. Nun könnten die nächsten Schritte erfolgen.
    Von
    Florian Regensburger
    Die letzten vollständig erhaltenen KZ-Häftlingsunterkünfte in Deutschland bei Landsberg sollen zu einer professionell geführten und großen Gedenkstätte ausgebaut werden.
    Konzept für Umbau liegt vor
    Ein entsprechendes wissenschaftliches Konzept für das Außenlager VII des Konzentrationslagers Dachau liegt laut dem Präsidenten der Europäischen Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V. (EHS), Manfred Deiler, inzwischen vor. Nun könnten demnach die nächsten Schritte erfolgen, etwa müsse die Stadt mit einem entsprechenden Bebauungsplan in dem städtischen Außenbereich zunächst Planungsrecht für künftige Bauten schaffen.
    Pläne und mögliche Geldgeber
    Der zweite Landsberger Bürgermeister Moritz Hartmann (Grüne) verweist auf BR-Anfrage auf einen 2021 ergangenen Grundsatzbeschluss des Stadtrates für zukünftige Planungen einer Gedenkstädte auf dem Gelände. Doch bevor man einen Bebauungsplan beschließe, müsse man diskutieren, in welcher Dimension eine Gedenkstätte überhaupt realisiert werden könnte. Dabei müssten mögliche Geldgeber mit einbezogen werden: Dies seien die EHS als Grundstückseigentümer, das bayerische Kultusministerium mit der ihm nachgeordneten Stiftung Bayerische Gedenkstätten und wegen der überregionalen Bedeutung des Gedenkortes auch der Bund.
    2,5 Millionen Euro für "angemessene Entwicklung des Geländes"
    Das bayerische Kultusministerium erklärt auf BR-Anfrage, man sei bereit, 2,5 Millionen Euro in "die angemessene Entwicklung des Geländes unter dem Dach der Stiftung Bayerische Gedenkstätten" zu investieren. Dieses Angebot liege der EHS bereits vor, auch beim Bund solle eine Beteiligung beantragt werden.
    Original-Unterkünfte des Lagerkomplexes Dachau
    Die bunkerähnlich anmutenden, mit Gras überwachsenen Tonröhrenbauten in einem Waldstück südwestlich von Landsberg sind die einzigen erhaltenen Original-Unterkünfte von KZ-Häftlingen des Lagerkomplexes Dachau mit seinen über 100 Außenlagern und in ganz Deutschland. Am 27. April 1945 wurde das KZ Landsberg von den Alliierten befreit. Es war das größte Dachauer Außenlager. Im Internet kann man die die KZ-Gedenkstätte Dachau bei einem virtueller Rundgang erleben.
    Zum Artikel: KZ Dachau: Der letzte Häftling trug die Nummer 161.896
    Bereits 2016 waren Konservierungsarbeiten an den drei Gebäuden abgeschlossen worden. In den vergangenen vier Jahrzehnten hatte der Verein EHS die Pflege und Führungen ehrenamtlich übernommen.
    Ausstellung im November
    Ab Samstag thematisiert eine Ausstellung im Landsberger Klostereck bis 27. November den Umgang mit den Relikten in den vergangenen Jahrzehnten sowie die Zukunftsperspektiven für das Lager VII als große Gedenkstätte.
    https://www.br.de/nachrichten/


    Verteidigungsministerin warnt vor Krisen-Rhetorik von Rechts

    28.10.2022, 16:46 Uhr
    Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht hat bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg davor gewarnt, in der Krise "vermeintlich einfache Antworten auf komplexe Fragen" zu suchen - insbesondere am rechten Rand.
    Von
    Marcel Kehrer
    Bei ihrem Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg rief Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Freitag (28.10.) dazu auf, die Demokratie nicht infrage zu stellen.
    Viele Menschen suchten in schwierigen Zeiten wie diesen nach einfachen Antworten zu komplexen Fragen, so Lambrecht. Man erlebe zunehmend, wie "oftmals am rechten Rand versucht wird, mit vermeintlich einfachen Antworten solche Menschen zu fangen".
    Lesen Sie auch: 75 Jahre KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
    "Abgründe des Menschlichen"
    Die im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nazis verübten Greuel zeigen laut Lambrecht deutlich, was passiert, wenn Meinungsfreiheit, Opposition und demokratische Werte nicht mehr gelebt werden können: "Abgründe des Menschlichen, des Moralischen tun sich auf, wenn man die Geschichte wahrnimmt, wenn man die Schicksale beschrieben bekommt, die Bedingungen, unter denen die Menschen hier gelitten haben, gestorben sind, ermordet wurden."
    Deshalb sei es wichtig, daran zu erinnern, erklärte Lambrecht. Man müsse aber auch "die Verantwortung annehmen, dass so etwas nie wieder geschieht". Prävention sei wichtig, betonte die Verteidigungsministerin und lobte die KZ-Gedenkstätte für ihre Arbeit in der politischen Bildung, gerade für junge Leute.
    Kranz an Gedenkstein niedergelegt
    Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit führte Lambrecht über das Gelände. An einem Gedenkstein, den die örtliche SPD vor vielen Jahren aufgestellt hatte, legte die Ministerin einen Kranz nieder - auch um an Sozialdemokraten wie Kurt Schumacher zu erinnern, die in Flossenbürg inhaftiert waren.
    Dauerausstellungen zeigen KZ-Greuel
    Zwei Dauerausstellungen informieren über die Geschichte des Konzentrationslagers Flossenbürg und seine Nachwirkungen. Die Befreiung der KZ-Gefangenen durch die US-Armee jährte sich in diesem Jahr zum 77. Mal.
    Zum Gedenkakt im April waren erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder fast 600 Menschen nach Flossenbürg gekommen, um den Opfern des Konzentrationslagers zu gedenken. Unter ihnen waren sechs Überlebende und zahlreiche Angehörige ehemaliger Häftlinge aus aller Welt.
    Lambrecht bei SPD-Jahresempfang
    Nach dem Besuch der KZ-Gedenkstätte fuhr Verteidigungsministerin Lambrecht weiter in die Stadthalle von Neustadt an der Waldnaab, um beim Jahresempfang des SPD-Kreisverbands eine Rede zu halten. Lambrecht kam auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch und der SPD-Kreisvorsitzenden Nicole Bäumler in den Landkreis.
    https://www.br.de/nachrichten/


    Holocaustüberlebender Leon Weintraub erzählt von der Entmenschlichung in den Konzentrationslagern

    STAND, SWR 1

    27.09.2022
    »Es ist eine Verpflichtung, das, was geschehen ist, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Denn das Schlimmste, was man den Ermordeten als Nachklang geben könnte, wäre Vergessen.«
    Leon Weintraub wurde ab 1940 von den Nazis gezwungen, mit seiner Familie im Getto Lodsch zu leben und Zwangsarbeit zu leisten. Leon Weintraub überlebte mehrere Konzentrationslager.
    »Es gibt kaum ein Ereignis in der Weltgeschichte, das so gründlich in Wort und Bild von den Tätern, den Überlebenden, von den Freien dokumentiert wird. Und trotzdem gibt es nicht nur ungebildete, banale Leute, sondern auch hochgebildete, die sagen, "das war nicht, das war nur eine Sauna und keine Gaskammer".«
    Odysee durch die Konzentrationslager der Nazis
    Als 18-jähriger kam Leon Weintraub mit seiner Familie ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Nur durch das Anschliessen an einen Gefangenentransport gelang es ihm Auschwitz zu entkommen. Er landete im Konzentrationslager Groß-Rosen, wurde dann ins KZ Flossenburg gebracht und im März 1945 ins Konzentrationslager Natzweiler-Struthof/Offenburg. In den letzten Kriegsmonaten gelang ihm auf einem Transport die Flucht. Er war 19 Jahre alt und wog nur noch 35 Kilogramm. Ein Großteil seiner Familie überlebte den Holocaust nicht. Das letzte Mal, dass er seine Mutter sah war an der Selektionsrampe in Auschwitz.
    »Verzeihen oder vergeben kommt für mich nicht in Frage. Als Humanist sehe ich jedoch ein: Es kann nicht in alle Ewigkeit nur Widersprüche, Groll gegeneinander, gegenseitige Beschuldigungen geben.«
    Das Leben nach dem Horror
    »Ich will aus meinem Leben was anderes machen als nur einen leidenden, früheren Häftling.«
    Leon Weintraub studierte nach dem Krieg Medizin. Er wurde Fach- und Oberarzt für Geburtshilfe und Frauenheilkunde in einer Warschauer Klinik. Aufgrund des steigenden Antisemitismus musste er nach Schweden emigrieren. In "Die Versöhnung mit dem Bösen" erzählt Leon Weintraub von Schicksal, Leid und Versöhnung. Als Zeitzeuge setzt er sich mit Vorträgen in Schulen und Gedenkstätten für die Erinnerung an den Holocaust ein.
    »Nach mir werden meine Enkel und andere junge Menschen das unvergessliche Zeugnis weitergeben, denn Vergessen wäre das Schlimmste.«
    Leon Weintraub
    Die Versöhnung mit dem Bösen
    Geschichte eines Weiterlebens
    Autor Leon Weintraub, Magda Jaros
    Erscheinungsdatum: 31. August 2022
    ISBN: 978-3835352322
    Sendung vom Di., 27.9.2022 10:00 Uhr, Leute, SWR1 Baden-Württemberg
    https://www.swr.de/

    KZ Dachau: Heilkräutergarten am Ort des Grauens

    19.08.2022, 13:20 Uhr
    Ein Heilkräutergarten ist üblicherweise ein friedlicher Ort mit bunten, duftenden Blüten. Einen solchen Garten gab es auch im Konzentrationslager Dachau. Er galt dort als eines der grausamsten Arbeitskommandos, wie eine aktuelle Studie dokumentiert.
    VonAnna Giordano
     Vögel zwitschern, Bienen summen, das Gras steht teilweise kniehoch. Das Gelände des ehemaligen Kräutergartens liegt einige hundert Meter nordöstlich der jetzigen KZ-Gedenkstätte Dachau und ist zum größten Teil nicht öffentlich zugänglich.
    Gabriele Hammermann, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, öffnet ein großes, eisernes Tor. Auf der Wiese dahinter stehen mehrere verfallene Gewächshäuser, auf dem Boden, zwischen Gras und Wildblumen, sind steinerne Umrisse von Beeten zu erkennen: "Die Anlage wurde 1937 gegründet, mit dem Ziel, hier in Dachau den größten Heilkräutergarten Europas einzurichten. Das Ziel war auf der einen Seite Forschung, aber in erster Linie eben auch Deutschland autark zu machen von den Heilkräuter-Einfuhren."
    Gladiolen für Tabletten, gedacht für die Wehrmacht
    Vor allem Kräuter, die in einer bestimmten Mischung als Pfeffer-Ersatz dienen sollten, wurden hier angebaut. Außerdem Gladiolen, aus denen man Vitamin C gewinnen wollte: Das wurde dann in Tablettenform der Deutschen Wehrmacht zur Verfügung gestellt. Und sogar Heilkräuter für medizinische Forschung wuchsen hier. Leidtragende all dieser Projekte waren die KZ-Häftlinge. "Für den größten Teil der Häftlinge, die hier arbeiten mussten, in dem Kommando Plantage, wie es hieß, waren die Bedingungen katastrophal," erklärt Gabriele Hammermann.
    Welche Szenen sich damals abgespielt haben, hat die Historikerin Anne Sudrow unlängst in einer Studie zusammengetragen. "In der Produktion ging es damit los, dass bislang ungenutzter Moorboden, also schwerster, feuchtester, mit Wasser durchsetzter Boden fruchtbar, urbar, gemacht werden musste für die landwirtschaftliche Produktion, für den Heilkräuter-Anbau, das heißt, es war schwere Arbeit des Umgrabens, des Jätens usw., die da erstmal anfiel."
    Gartenbau unter SS-Hoheit
    Koordiniert wurde der Gartenbau im KZ Dachau von der Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung (DVA), einem großen SS-Unternehmen, das auch die medizinische Forschung mit den Heilkräutern durchführte. Die Gebäude der DVA ragen heute noch rings um den verfallenen Kräutergarten auf. Die dortigen Verwaltungsangestellten überließen die KZ-Häftlinge laut Sudrow ihrem Schicksal.
    "Unter der Bewachung der SS-Wachmannschaften hatten die Häftlinge unter schwersten Folterbedingungen zu arbeiten. Die wurden also ständig zur Arbeit angetrieben, sie wurden geschlagen, sie wurden schikaniert bei der Arbeit in jeder möglichen Form." Anne Sudrow, Historikerin
    Sogar Blumen und Kräuter wurden vor Ort verkauft
    Zudem trugen die Häftlinge nur dünne Anzüge, waren Wind und Wetter ausgesetzt. In den Kriegsjahren ab 1940 waren die meisten von ihnen unterernährt, die Todesrate war hoch. Kein Grund für die SS, den Heilkräutergarten der DVA zu verstecken. Er war ein Vorzeige-Projekt, bei dem nichts verborgen blieb, sagt die Historikerin. "Zum Beispiel ist belegt, dass Studenten und Studentinnen von Münchner Universitäten Exkursionen gemacht haben in die Heilkräuterkultur, das war auch so geplant und gewünscht".
    Es gab sogar einen Verkaufsladen vor Ort, in dem Kräuter, Obst und Blumen erhältlich waren, mit zahlreichen Kontakten zur Zivilbevölkerung. Viele Menschen also wussten um die grausame Seite des romantisch anmutenden Kräutergartens. Die Aufarbeitung der Geschichte steht zum Teil noch aus. Geplant ist aber, dass auch das Gelände des ehemaligen Kräutergartens, das jetzt noch der Stadt Dachau gehört, irgendwann ein Teil der KZ-Gedenkstätte wird.
    https://www.br.de/

    KZ Dachau: Gedenkstätte erschließt Heilkräutergarten am früheren Ort des Grauens | Abendschau | BR24

    BR24
    Ein Heilkräutergarten ist normalerweise ein friedlicher Ort mit bunten, duftenden Blüten. Einen solchen Garten gab es auch im Konzentrationslager Dachau. Für Besucher der heutigen Gedenkstätte muss er erst noch nicht zugänglich gemacht werden. Doch schon jetzt dokumentiert eine aktuelle Studie, dass der Garten für Häftlinge eines der grausamsten Arbeitskommandos bedeutete.



    Genickschussanlage des KZ Flossenbürg entdeckt

    24.06.2022, 16:32 Uhr
    Archäologen haben in der KZ Gedenkstätte Flossenbürg eine sogenannte Genickschussanlage entdeckt. Sie diente der SS dazu, ab 1941 sowjetische Kriegsgefangene zu töten. Wie mit dem Fund verfahren werden soll, ist noch unklar.
    Von
    Thomas Muggenthaler
    In der KZ Gedenkstätte Flossenbürg haben Archäologen eine sogenannte Genickschussanlage entdeckt, die direkt an das Krematorium angebaut war. Das erklärte Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit am Rande der Tagung "Die NS-Zeit in Archäologie und Bodendenkmalpflege", die am Freitag zu Ende geht.
    Erschießungsanlage am Krematorium
    Walter Irlinger und Silvia Codreanu-Windauer, die für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hier tätig waren, bestätigten den Fund. Entdeckt wurde die Genickschussanlage beim Bau eines barrierefreien Weges in das sogenannte "Tal des Todes", der direkt am Krematorium vorbeiführt. Die Erschießungsanlage ist direkt an das Krematorium angebaut, das an einem Hang steht.
    "Unbrauchbare Elemente"
    Die Genickschussanlage diente der SS dazu, ab 1941 sowjetische Kriegsgefangene umzubringen, die vorher in Kriegsgefangenenlagern in der Oberpfalz und Niederbayern wie Regensburg oder Weiden von der Gestapo Regensburg als "unbrauchbare Elemente" gekennzeichnet worden waren. Die Aktion leitete der stellvertretende Gestapochef Luitpold Kuhn. Die Gestapo Regensburg war für Niederbayern und Oberpfalz zuständig.
    Weitere Gestaltung des Bereichs noch unklar
    Derzeit sieht man die Außenmauern des Anbaus, der sicher auch überdacht war. Wie dieser Bereich gestaltet werden wird, ist völlig offen, erklärt Jörg Skriebeleit. Das ist ein hochsensibles Thema, betont der Gedenkstättenleiter. Es gilt, der Würde der Opfer und des Ortes gerecht zu werden. Man darf auch keinen Voyeurismus bedienen, so Skriebeleit.
    https://www.br.de/nachrichten/


    ERINNERUNGSKULTUR
    Sowjetische Kriegsdenkmäler in Deutschland nun unerwünscht?

    Deutschland ist verpflichtet, sowjetische Ehrenmäler zu ehren und zu pflegen. Doch seit dem Beginn des Ukraine-Krieges stehen diese Denkmäler vermehrt in der Debatte.
    Datum 07.05.2022
    Autorin/Autor Vera Friedrich
    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden von der Roten Armee in Berlin vier Ehrenmale angelegt. Sie sollten an die getöteten Rotarmisten der Sowjetunion erinnern, insbesondere an die, die bei der Schlacht um Berlin gefallen waren. Dies sind nicht nur Denkmäler zum Gedächtnis an den Sieg über Nazi-Deutschland, sondern auch Gedenkstätten mit Soldatenfriedhöfen.
    Das Ehrenmal Berlin-Tiergarten wurde am 11. November 1945 mit einer Parade der alliierten Truppen eingeweiht. Den Zugang zum Ehrenmal flankieren zwei T-34-Panzer und zwei Kanonen, die in der Schlacht um Berlin im Einsatz waren.
    Ende März 2022 wurden diese Panzerdenkmale in ukrainische Flaggen gehüllt. Kurz darauf forderte die Berliner CDU-Abgeordnete Stefanie Bung angesichts des Ukraine-Kriegs, die Geschütze und Panzer zu entfernen: "Heute steht der Panzer in Tiergarten nicht mehr nur für die Befreiung Deutschlands vom Nazi-Faschismus, sondern für die aggressive, territoriale Grenzen- und Menschenleben missachtende Kriegsführung."
    Deutschland | Berlin-Tiergarten | Sowjetisches Ehrenmal
    Panzerdenkmal in Berlin-Tiergarten, gehüllt in eine ukrainische Flagge
    Der Berliner Senat wies die Forderung zurück. "Hier geht es um das Gedenken der Toten des Zweiten Weltkriegs, in dem auf Seiten der Roten Armee Soldaten vieler Nationalitäten der Sowjetunion, darunter etliche russische und ukrainische, im Kampf gegen das Nazi-Regime starben", teilte Berlins Umweltsenatorin und Bürgermeisterin Bettina Jarasch (Grüne) mit.
    Berlin ist gesetzlich verpflichtet, die sowjetischen Ehrenmale zu pflegen: im Rahmen des 1990 abgeschlossenen Staatsvertrages zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs wurde auch der Erhalt und die Pflege der Ehrenmale vereinbart.
    Farbattacken auf das Ehrenmal im Treptower Park
    Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park ist das größte Denkmal seiner Art in Deutschland und die wichtigste Gedenkstätte für sowjetische Soldaten in Berlin. Auf den umliegenden fünf Grabfeldern sind 7000 Soldaten aus allen damaligen Sowjetrepubliken bestattet.
    Anfang April beschmierten Unbekannte das Ehrenmal mit anti-russischen Parolen. Die Täter sprühten auf den Sockel mit roter Farbe unter anderem Parolen wie "Ukrainian Blood on Russian Hands" oder "Death to all Russians", und einige Tage später das "Z"-Symbol und Parolen wie "Mörder" oder "Orks". Das Denkmal wird jetzt verstärkt überwacht und die Polizei sucht nach den Tätern.
    Deutschland | Ukraine-Krieg - Sowjetisches Ehrenmal besprüht
    Beschmiertes Ehrenmal im Treptower Park
    Dr. Justus H. Ulbricht, deutscher Historiker und Geschäftsführer des Vereins "Denk Mal Fort!" ist fest davon überzeugt, dass ein Abreißen wie auch Beschmieren der Denkmäler nichts bringt: "Das, was man in Treptow sieht, ist ein heldisches Denkmal. Diese Zuneigung zu den Helden hat in Deutschland sehr stark abgenommen. Denkmäler dieser Art stehen hier ohnehin in der Debatte." Der Historiker findet aber, dass jedes Denkmal Teil der Stadtgeschichte sei. "Mein Votum wäre: immer stehen lassen, zum Sprechen bringen, kommentieren."
    Muss der Rotarmist von Dresden weg?
    Das Sowjetische Ehrenmal in Dresden wurde unmittelbar nach Kriegsende errichtet und im November 1945 eingeweiht. 1994 wurde der Rotarmist verlegt und steht jetzt in der Nähe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr.
    Ende März 2022 schrieb der Dresdner FDP-Politiker Stefan Scharf in seinem Twitter-Account: "Nein, das Sowjetische Ehrenmal in Dresden kann nicht bleiben. Nicht wegen 1945, sondern wegen 1953, 1968 und 2022."
    Die Erklärung ist einfach. Die 1. Gardepanzerarmee der Sowjetunion, die bis 1993 in Dresden stationiert war, war 1953 an der Niederschlagung des Volksaufstands in der DDR beteiligt und 1968 an der Niederschlagung des Prager Frühlings. Heute ist die russische 1. Gardepanzerarmee in der Ukraine unterwegs. Dadurch bekomme der Rotarmist, so Scharf, einen mehr als faden Beigeschmack.
    Deutschland | Sowjetisches Ehrenmal in Dresden
    Sowjetisches Ehrenmal in Dresden
    Dr. Kristiane Janeke, Wissenschaftliche Leiterin des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden, hält nicht viel von der Idee, das Denkmal zu entfernen, selbst wenn es in einem Museum einen Platz finden sollte: "Man würde damit einen Teil der Stadtgeschichte und einen Teil der Erinnerung an diesen Krieg aus dem öffentlichen Raum entfernen, und das halte ich für falsch. Die Geschichte kann man nicht umschreiben. Diese Denkmäler erinnern an das, was passiert ist. Wenn man sie kontextualisiert, zum Beispiel durch eine genauere Beschreibung, wäre das eine passende Lösung."
    Was wird aus dem Deutsch-Russischen Museum?
    Vor dem Gebäude des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst hingen bis zum 24. Februar die ukrainische, russische, belarussische und deutsche Fahne. Jetzt hängt dort nur noch die ukrainische.
    "Viele Menschen glauben, dass wir jetzt die Leistung der Roten Armee und die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg vergessen machen wollen, indem wir jetzt nur die ukrainische Fahne aufziehen. Das stimmt alles nicht. Das ist ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Vorher haben wir die Fahnen aufgezogen, weil es die Nationalitäten sind, die hier zusammenarbeiten", betonte Museumsdirektor Jörg Morré im DW-Gespräch.
    Ukraine-Konflikt - Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst
    Museum Berlin-Karlshorst mit ukrainischer Fahne vor dem Gebäude
    In dem Gebäude, das heute ein Museum ist, war am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands unterzeichnet worden. Gegründet wurde das Museum 1994 gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation in der Rechtsform eines Vereins, dem 1997/98 die nationalen Weltkriegs-Museen der Ukraine und von Belarus als Mitglieder beitraten. Nach einer Umgestaltung war das Museum in Karlshorst im Mai 1995 als Deutsch-Russisches Museum wiedereröffnet worden.
    Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine beschloss die Museumsleitung, in Zukunft den im Vereinsregister eingetragenen Namen "Museum Berlin-Karlshorst" zu verwenden, weil es an alle sowjetischen Opfer des deutschen Vernichtungskrieges, unabhängig von deren Nationalität, erinnern soll. "Die Russische Föderation versucht den sowjetischen Sieg zu nationalisieren, zu monopolisieren, und in manchen Fällen wird jeder kooperative Ansatz instrumentalisiert. Im Augenblick hilft uns nur eine Distanz. Hier helfen nur sehr eindeutige Zeichen", sagte Museumsdirektor Jörg Morré.
    https://www.dw.com/de/


    NEUENGAMME
    Gedenken für KZ-Häftlinge - mit Stimmen von Ukrainern

    Veröffentlicht am 03.05.2022 | Lesedauer: 4 Minuten
    Von Bernhard Sprengel
    03.05.2022, Hamburg: Ein Teilnehmer trägt nach der Gedenkfeier anlässlich des 77. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge in der KZ Gedenkstätte Neuengamme am Mahnmal eine rote Fahne mit der Aufschrift ·KZ Neuengamme·. An der Gedenkfeier haben Überlebende sowie Mitgliedsverbände der Amicale Internationale KZ Neuengamme und weitere Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kroatien, den Niederlanden, Polen und Spanien und der Ukraine teilgenommen. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Ein Teilnehmer trägt nach der Gedenkfeier am Mahnmal eine rote Fahne mit der Aufschrift "KZ Neuengamme"
    Quelle: dpa
    Jahrzehntelang wurde in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Zehntausender sowjetischer Gefangener gedacht. Doch angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine rücken andere Perspektiven in den Fokus. Dabei kam es auch zu Protesten.
    Unter dem Eindruck des Angriffs auf die Ukraine haben am Dienstag mehrere Hundert Menschen der Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme gedacht. 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab es in der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme eine Gedenkfeier. Erstmals fand sie ohne Beteiligung offizieller Vertreter aus Russland und Belarus statt. Deren Anwesenheit halte die Hamburger Gedenkstätten-Stiftung für unzumutbar, sagte Vorstand Prof. Detlef Garbe. Er betonte jedoch: „Zugleich werden wir aber auch heute selbstverständlich die KZ-Opfer aus diesen Ländern ehren und Kränze für sie niederlegen.“
    03.05.2022, Hamburg: Dorothee Stapelfeldt (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, spricht während der Gedenkfeier in der KZ Gedenkstätte Neuengamme anlässlich des 77. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge. An der Gedenkfeier haben Überlebende sowie Mitgliedsverbände der Amicale Internationale KZ Neuengamme und weitere Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kroatien, den Niederlanden, Polen und Spanien und der Ukraine teilgenommen. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Auch Dorothee Stapelfeldt (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, sprach während der Gedenkfeier
    Quelle: dpa
    Der ukrainische Vizekonsul in Hamburg, Fedir Oleksiewitsch Sevrikov, legte einen Kranz am Mahnmal nieder. „Wir gedenken nicht nur der ukrainischen, sondern aller Opfer“, sagte der Sprecher des Generalkonsulats, Alexander Blümel. Im Zweiten Weltkrieg seien acht Millionen Ukrainer umgekommen, unter ihnen 1,6 Millionen Juden. In Neuengamme hätten die Ukrainer die größte Häftlingsgruppe gebildet. „Es ist sehr schade, dass die Ukraine noch keinen eigenen Gedenkstein hat“, sagte Blümel. Es gebe aber Gespräche dazu mit der Gedenkstätten-Stiftung und der Stadt Hamburg.
    03.05.2022, Hamburg: Helga Melmed (l) aus den USA, Überlebende des KZ Neuengamme, und der KZ-Überlebende Natan Grossmann (2.v.r.) verfolgen die Kranzniederlegung am Mahnmal anlässlich des 77. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge in der KZ Gedenkstätte Neuengamme. An der Gedenkfeier haben Überlebende sowie Mitgliedsverbände der Amicale Internationale KZ Neuengamme und weitere Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kroatien, den Niederlanden, Polen und Spanien und der Ukraine teilgenommen. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Helga Melmed (l) aus den USA, Überlebende des KZ Neuengamme, und der KZ-Überlebende Natan Grossmann (2.v.r.) verfolgen die Kranzniederlegung
    Quelle: dpa
    Unter den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung waren auch mehrere Überlebende des Lagers. Die heute in Israel lebende Helga Melmed wurde 1928 in Berlin geboren. Sie berichtete, dass sie ab dem Alter von zwölf Jahren in verschiedene Konzentrationslager gebracht wurde. Eines davon sei das Neuengammer Außenlager Poppenbüttel gewesen. Melmed wandte sich gegen Hass und rief dazu auf, die Unterschiede in der Welt zu respektieren. „Vielleicht können wir es mit Liebe anstatt mit Hass probieren“, sagte die KZ-Überlebende.
    Es wurden auch die Botschaften mehrerer Ukrainerinnen und einer Exil-Russin verlesen. Die Moskauer Historikerin, von der nur der Vorname Evelina genannt wurde, erklärte: „Heute, am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Neuengamme, ist es unmöglich, zum Angriff Russlands auf die Ukraine zu schweigen.“ Sie rief ihre ebenfalls ins Exil gegangenen Landsleute auf, den Menschen aus der Ukraine zu helfen.
    Krampfadern entfernen: In Hamburg setzen Experten auf moderne Methoden
    Nach dem Verlesen eines Beitrags einer nach Hamburg geflüchteten Ukrainerin beschwerte sich eine Zuhörerin lautstark: „Entschuldigung, Sie können doch den Holocaust nicht mit dem Krieg in der Ukraine vergleichen!“ Gemeinsam mit ihrem Begleiter und einigen weiteren Teilnehmern verließ die Frau die Veranstaltung dann unter Protest.
    03.05.2022, Hamburg: Eine Delegation des ukrainischen Generalkonsulats trägt einen Blumenkranz anlässlich des 77. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge in der KZ Gedenkstätte Neuengamme zum Mahnmal. An der Gedenkfeier haben Überlebende sowie Mitgliedsverbände der Amicale Internationale KZ Neuengamme und weitere Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kroatien, den Niederlanden, Polen und Spanien und der Ukraine teilgenommen. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Eine Delegation des ukrainischen Generalkonsulats überbrachte einen Blumenkranz
    Quelle: dpa
    Die 68-jährige Ukrainerin hatte berichtet, dass ihr Onkel mit nur 20 Jahren in Neuengamme umgebracht wurde, ein zweiter Onkel sei mit 18 Jahren in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) gestorben. Beide seien als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden. „Dies ist das Schicksal meiner Familie, die die Nazis im Zweiten Weltkrieg zerstören wollten. Und heute macht sich der russische Nazi Putin daran, das Gleiche wieder zu tun“, schrieb die aus der Nähe der ukrainischen Stadt Saporischja stammende Frau.
    Eine 1988 geborene Belarussin, die 2018/19 als Freiwillige in der Gedenkstätte arbeitete, erklärte: „Ich habe so viel über den Holocaust gelernt, aber erst jetzt verstanden, dass das Schlimmste dabei war und ist, dass die Anderen nur zuschauen.“
    Der Präsident der französischen Sektion der von befreiten Häftlingen gegründeten Amicale Internationale, Jean-Michel Clère, plädierte für die Bewahrung der Demokratie „in unseren europäischen Nationen vom Atlantik bis zum Ural“. Mit Blick auf die russische Invasion in der Ukraine mahnte Clère: „Die europäischen Nationen, die als erste den Drohungen ihres russischen Nachbarn ausgesetzt sind, dürfen sich weder erpressen lassen noch Angst vor einer Konfrontation haben.“
    Im KZ Neuengamme und seinen 85 Außenlagern waren nach Angaben der Gedenkstätte mehr als 100 000 Menschen inhaftiert worden. Mindestens 42 900 kamen ums Leben. Der 3. Mai 1945 bedeutete für die Überlebenden die Befreiung aus der Gewalt der SS. Am selben Tag starben jedoch fast 7000 Häftlinge bei einem britischen Luftangriff auf Schiffe in der Lübecker Bucht. Die SS hatte die Gefangenen an Bord der „Cap Arcona“ und der „Thielbek“ gebracht. Was mit ihnen geschehen sollte, ist nicht geklärt. Ebenfalls am 3. Mai 1945 besetzten britische Truppen nach Verhandlungen kampflos Hamburg.
    https://www.welt.de/


    UKRAINE-KRIEG
    KZ-Gedenkstätte ändert nach ukrainischem Protest ihr Programm

    Veröffentlicht am 23.04.2022 | Lesedauer: 3 Minuten
    22.04.2022, Hamburg: Blumen liegen auf auf einem Gedenkstein mit den kyrillischen Schriftzeichen CCCP in der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die übersetzt für ·Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken· stehen. Das Mahnmal wurde 1965 eingeweiht und steht unter Denkmalschutz. Auf 22 Steinen sind die Herkunftsnationen der Häftlinge verzeichnet, so wie sie vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf der politischen Landkarte existierten. Wegen des Ukraine-Krieges hat die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme keine offiziellen Vertreter aus Russland und Belarus zum 77. Jahrestag des Kriegsendes eingeladen. Die ukrainische Generalkonsulin Tybinka erinnerte daran, dass 77 Jahre nach der Auflösung des Konzentrationslagers keine Gedenktafel an die ukrainischen Häftlinge als größte Opfergruppe erinnere. ·Trotz zahlreicher Appelle von ukrainischer Seite werden die Ukrainer bisher gezwungen, Blumen zur Gedenktafel mit der Aufschrift ·CCCP· niederzulegen. Foto: Ulrich Perrey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Das Mahnmal in Hamburg-Neueungamme wurde 1965 eingeweiht und steht unter Denkmalschutz. Auf 22 Steinen sind die Herkunftsnationen der Häftlinge verzeichnet, so wie sie vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf der politischen Landkarte existierten
    Quelle: dpa
    Wegen des Ukraine-Krieges hat die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme keine offiziellen Vertreter aus Russland und Belarus zum 77. Jahrestag des Kriegsendes eingeladen. Die ukrainische Generalkonsulin begrüßt das – übt aber dennoch heftige Kritik an der Gedenkfeier.
    Nach scharfem Protest des ukrainischen Generalkonsulats in Hamburg hat die KZ-Gedenkstätte Neuengamme das Programm einer Veranstaltung zum 77. Jahrestag des Kriegsendes geändert. Generalkonsulin Iryna Tybinka hatte der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen vorgeworfen, weder Taktgefühl noch Einfühlungsvermögen im Zusammenhang mit dem von Russland geführten Krieg zu haben. Sie kritisierte insbesondere, dass das Programm für den 3. Mai auch einen Beitrag mit „Stimmen aus der ukrainischen/russischen Zivilgesellschaft“ vorgesehen hatte.
    Die Generalkonsulin hinterfragte den Begriff Zivilgesellschaft mit Blick auf Russland: „Handelt es sich hier um die Gesellschaft, welche in der letzten unabhängigen Befragung zu 81 Prozent Freude, Stolz und Zufriedenheit über Putins Politik gegenüber der Ukraine empfand? Und deren Vertreter ukrainische Kinder und Frauen mit besonderem Vergnügen vergewaltigen, foltern und töten?“ Die Gedenkstätten-Stiftung präzisierte nun, dass Stimmen aus der Ukraine, aber auch den Krieg ablehnende Voten aus Russland und Belarus verlesen werden sollen.
    22.04.2022, Hamburg: Blumen liegen auf auf einem Gedenkstein mit den kyrillischen Schriftzeichen CCCP in der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die übersetzt für «Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken» stehen. Das Mahnmal wurde 1965 eingeweiht und steht unter Denkmalschutz. Auf 22 Steinen sind die Herkunftsnationen der Häftlinge verzeichnet, so wie sie vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf der politischen Landkarte existierten. Wegen des Ukraine-Krieges hat die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme keine offiziellen Vertreter aus Russland und Belarus zum 77. Jahrestag des Kriegsendes eingeladen. Foto: Ulrich Perrey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Blumen liegen auf auf dem Gedenkstein mit den kyrillischen Schriftzeichen CCCP, die übersetzt für "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" stehen
    Quelle: dpa
    Die Generalkonsulin begrüßte in ihrem Brief, dass die Veranstalter keine offiziellen Vertreter Russlands und Belarus' eingeladen haben. Am 12. April hatte die Stiftung erklärt: „Wir können es unseren aus vielen Staaten anreisenden Gästen nicht zumuten, dass sie und wir in diesem Jahr gemeinsam mit offiziellen Repräsentant:innen der Russischen Föderation und aus Belarus zu einem Gedenken zusammenkommen, während zeitgleich Russland mit Unterstützung von Belarus einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.“
    Nach Angaben des Generalkonsulats sicherte die Gedenkstätten-Stiftung zu, dass die russischen und belarussischen Nationalfarben nicht auf Kränzen oder woanders zu finden sein werden. Es sei ferner erklärt worden, dass es sich bei dem Austausch zwischen Vertretern der ukrainischen und russischen Zivilgesellschaft nicht um einen Versöhnungsversuch handele.
    Tybinka erinnerte daran, dass 77 Jahre nach der Auflösung des Konzentrationslagers keine Gedenktafel an die ukrainischen Häftlinge als größte Opfergruppe erinnere. „Trotz zahlreicher Appelle von ukrainischer Seite werden die Ukrainer bisher gezwungen, Blumen zur Gedenktafel mit der Aufschrift „UdSSR“ (CCCP) niederzulegen, das heißt für ein weiteres Regime, das das ukrainische Volk gefoltert und getötet hat“, schrieb die Generalkonsulin. Tybinka hatte diese Kritik bereits bei einem Besuch der Gedenkstätte im Dezember geäußert.
    Die Sprecherin der Stiftung, Iris Groschek, bestätigte, dass auf einer Gedenktafel in Neuengamme das Kürzel „CCCP“ (UdSSR) zu sehen sei. Das Mahnmal sei 1965 eingeweiht worden und stehe unter Denkmalschutz. Auf 22 Steinen seien die Herkunftsnationen der Häftlinge verzeichnet, so wie sie vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf der politischen Landkarte existierten. Die Stiftung stehe mit der Kulturbehörde im Gespräch, wie ein Gedenkort für die große Zahl ukrainischer Opfer geschaffen werden könne, sagte Groschek. „Wir hoffen natürlich, dass hierfür eine schnelle und angemessene Lösung gefunden wird“, erklärte dazu das Generalkonsulat.
    Tybinka will weiterhin nicht am 3. Mai nach Neuengamme fahren. Ein Sprecher des Generalkonsulats teilte aber mit: „Da uns das Gedenken an die ukrainischen Getöteten und aller Opfer anderer Nationen äußerst wichtig ist, prüfen wir inwieweit dennoch ein Vertreter des Generalkonsulats der Ukraine einen Kranz niederlegen wird. Dieser wird dann auch den jetzigen Opfern des totalitären russischen Regimes gewidmet sein.“
    jlau
    https://www.welt.de/


    Sturmschäden
    Reparatur von Lagermauer in KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen kann ein Jahr dauern

    Mo 21.02.22 | 14:03 Uhr
    Die Beseitigung der Sturmschäden in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen (Oberhavel) wird voraussichtlich ein Jahr dauern. Vor allem die Wiederherstellung der eingestürzten Lagermauer sei ein sehr aufwendiger Prozess, sagte die stellvertretende Leiterin der Einrichtung,
    Astrid Ley, am Montag dem rbb.
    Die originalen Steine der Mauer müssten zunächst gesichert und dann geordnet werden. "Bis diese Mauer wieder errichtet ist, da geht mit Sicherheit ein Jahr ins Land", so Ley. Die Kosten für die Reparatur könnten im sechsstelligen Bereich liegen. In der Nacht zu Donnerstag war ein über 200 Meter langer Teil der historischen Lagermauer umgeweht worden, am Samstag stürzten dann weitere Teile ein.Die Beseitigung der Sturmschäden in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen (Oberhavel) wird voraussichtlich ein Jahr dauern. Vor allem die Wiederherstellung der eingestürzten Lagermauer sei ein sehr aufwendiger Prozess, sagte die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, Astrid Ley, am Montag dem rbb.
    Die originalen Steine der Mauer müssten zunächst gesichert und dann geordnet werden. "Bis diese Mauer wieder errichtet ist, da geht mit Sicherheit ein Jahr ins Land", so Ley. Die Kosten für die Reparatur könnten im sechsstelligen Bereich liegen. In der Nacht zu Donnerstag war ein über 200 Meter langer Teil der historischen Lagermauer umgeweht worden, am Samstag stürzten dann weitere Teile ein.
    Mauer bereits mehrfach durch Stürme beschädigt
    Die Lagermauer ist rund 2,80 Meter hoch und umschloss das dreieckige Häftlingslager des KZ Sachsenhausen, wie die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten am vergangenen Freitag mitteilte.
    Die 1937 in Nazi-Deutschland errichtete, weitgehend original erhaltene Lagermauer war Teil der Sicherungsanlagen, die das Häftlingslager umgaben. Sie bestanden den Angaben zufolge aus einem Todesstreifen, den die Häftlinge nicht betreten durften, einem elektrisch geladenen Zaun, dem Postengang und der Lagermauer. Bereits in der Vergangenheit sei die Mauer mehrfach durch Orkanstürme beschädigt worden, hieß es.
    Sendung: Antenne Brandenburg, 21.02.2022, 10 Uhr
    https://www.rbb24.de/


    Mit Rechtsextremen gekungelt?:
    Streit eskaliert: Straße am früheren KZ Sachsenhausen nach Frau benannt, die das NS-Lagersystem verharmlost haben soll

    21.02.22, 08:25 Uhr | Von BK, dpa
    Das Thema ist hochsensibel, der Streit darüber schwelt seit Jahren. Eine Straße am ehemaligen KZ Sachsenhausen wurde nach Gisela Gneist (1930–2007) benannt. Gneist war umstritten. Sie soll die Zahl der Opfer der NS-Konzentrationslager angezweifelt und das sowjetische Lagersystem mit den NS-Vernichtungslagern gleichgesetzt haben.
    Der Zentralrat der Juden hat sich erneut in den Dauerstreit über die Benennung einer Straße am früheren Konzentrationslager Sachsenhausen eingeschaltet. Ein Kompromiss zur umstrittenen Gisela-Gneist-Straße, über den am Montag entschieden werden könnte, reiße neue Gräben auf, kritisierte Zentralratspräsident Josef Schuster.
    „Sowohl die Opferverbände und die Gedenkstätte Sachsenhausen als auch ich als Präsident des Zentralrats der Juden hatten deutlich gemacht, dass wir die Benennung einer Straße nach Gisela Gneist im Aderluch in Oranienburg für ausgesprochen problematisch halten“, erklärte Schuster.
    Die Straße am KZ war im Jahr 2020 nach Gisela Gneist benannt worden
    Die Beschlussvorlage der Stadtverordnetenversammlung sehe vor, nun eine andere Straße nach Gisela Gneist zu benennen. Das wische die Bedenken gegen ihre Person nicht beiseite. „Anstatt befriedend zu wirken, halten die Kommunalpolitiker verbissen an ihrer Idee fest und schaffen auf diese Weise Gräben, die nicht notwendig wären. Dafür fehlt mir jedes Verständnis.“
    Über den Straßennamen in einem Oranienburger Neubaugebiet wird seit Jahren gestritten. Die Stadtverordnetenversammlung hatte die Straße im Jahr 2020 nach Gisela Gneist benannt, die von 1946 bis 1950 im sowjetischen Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen inhaftiert war. Dagegen hatte nicht nur der Zentralrat Bedenken erhoben. Der Leiter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, hatte der 2007 gestorbenen Gneist Kontakte zu Rechtsextremisten vorgeworfen.
    Das Neubaugebiet „Aderluch“ befindet sich auf dem früheren Gelände eines Außenlagers des KZ Sachsenhausen, auf dem Hunderte Häftlinge des KZ zwischen 1942 und 1945 Zwangsarbeit leisten mussten. Ein Gutachter hatte festgestellt, Gneist habe „keine Berührungsängste gegenüber rechtsextremistischen Positionen“ gezeigt.
    Gneist war viele Jahre Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen und hat in ihrem 2002 erschienen Buch „Allenfalls kommt man für ein halbes Jahr in ein Umschulungslager“ eindrucksvoll das tägliche Leben im Lager beschrieben. Sie wurde auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend beigesetzt.
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    Hamburger Stadthaus soll zum "zentralen Stolperstein" werden

    Stand: 03.02.2022 10:59 Uhr
    Auch nach der Insolvenz der Buchhandlung Lesesaal im Hamburger Stadthaus soll der dortige Gedenkort zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus erhalten bleiben - und sogar ausgeweitet werden. Dafür hat sich die Bürgerschaft ausgesprochen.
    Vor einer Woche war bekannt geworden, dass die Buchhandlung schließen muss. Ein Café und Lesesaal sollten im Stadthaus an die dunkle Vergangenheit des Gebäudes in der Nazi-Zeit erinnern. Doch nun ist die Betreiberin insolvent. Der Ort des Gedenkens aber soll bleiben. Die Hamburgische Bürgerschaft hat sich am Mittwoch mit großer Mehrheit für die dauerhafte Einrichtung eines würdigen Gedenk- und Lernorts dort ausgesprochen.
    Stadthaus war Zentrale der Gestapo
    Das Haus an der Stadthausbrücke, in dem während der NS-Zeit das Polizeipräsidium und Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) untergebracht war, solle ein zentraler "großer Stolperstein" im Zentrum der Stadt bleiben, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Mittwoch. Man wolle die vollständige Fläche des Buchladens zum Gedenkort machen. Bislang stand dafür nur ein kleinerer Raum in der Buchhandlung zur Verfügung. Die "Bedeutung des Stadthauses für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen in dieser Stadt" könne kaum überbewertet werden, so Brosda.
    Linke fordert zentralen Lern- und Gedenkort
    Die Linksfraktion hatte das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, nachdem die Betreiberin des Cafés mit Lesesaal schließen musste. Das Konzept dieses Gedenkformats sei damit endgültig gescheitert, sagte der Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch. Er forderte die Einrichtung eines zentralen Lern- und Gedenkorts für die Opfer des Nationalsozialismus, "aber auch für die Mitglieder des Widerstands" an selber Stelle.
    Kritik an Verkauf der Immobilie
    Die SPD-Abgeordnete Christel Oldenburg erinnerte daran, dass der Gebäudekomplex Stadthöfe 2009 von einem privaten Investor übernommen wurde, der sich zur Einrichtung eines Lernortes verpflichtet habe. "Nicht nur eine städtische Immobilie wurde hier privatisiert, sondern das Gedenken gleich mit", kritisierte sie. Nun sei der Einfluss der Stadt wegen der vertraglichen Situation gering. Dennoch bestehe die Chance, die Situation am Ort zu verbessern.
    "Immer wichtiger, Gedenkorte zu erhalten"
    "Die Zeitzeugen verlassen uns", mahnte Peter Zamory, erinnerungspolitischer Sprecher der Grünen. Daher sei es wichtig, Gedenkorte zu erhalten. Er sprach sich dafür aus, künftig im Stadthaus an die Verbrechen der Täter zu erinnern. Für die Opfer und den Widerstand solle es im Gefängnis in Fuhlsbüttel ein würdiges Gedenken geben. Beides müsse trotz knapper Kassen realisiert werden. Für Anke Frieling von der CDU ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, was vor "aller unser Augen passiert". Gerade in der Innenstadt sei ein solcher Stein des Anstoßes sinnvoll, da Spuren jüdischen Lebens in Hamburg ansonsten schlecht zu finden seien.
    AfD sorgt für einen Eklat
    Für einen Eklat sorgte die AfD. Ihr Abgeordneter Alexander Wolf warnte davor, Gedenken "allzu einseitig zu verstehen und anderes außer Acht zu lassen". Vielmehr müsse auch über das Gedenken an Trümmerfrauen und Sturmflutopfer diskutiert werden. Hackbusch nannte diese Relativierung des Faschismus unerträglich und hoch gefährlich - und erhielt dafür viel Applaus.
    Dieses Thema im Programm:
    NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 02.02.2022 | 17:00 Uhr
    https://www.ndr.de/


    HOLOCAUST-GEDENKEN
    80 Jahre Wannsee-Konferenz: Erinnern hört nie auf

    1942 planten die Nazis bei der Wannsee-Konferenz den Holocaust. 80 Jahre später zieht die Leiterin der Gedenkstätte Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
    Datum 20.01.2022
    Autorin/Autor Elizabeth Grenier
    Am 20. Januar 1942 trafen sich fünfzehn hochrangige nationalsozialistische Führungskräfte in einer Villa im Berliner Vorort Wannsee. Während ihrer 90-minütigen Zusammenkunft, die als Wannseekonferenz bekannt wurde, besprachen sie die Umsetzung der "Endlösung der Judenfrage", der offizielle Codename für die systematische Ermordung der Juden während des Zweiten Weltkriegs. Heute dient die Villa als Gedenkstätte. Die Dauerausstellung in dem Bildungszentrum behandelt nicht nur die Beschlüsse der berüchtigten Wannsee-Konferenz, sondern geht weit über die Ereignisse des 20. Januar 1942 hinaus.
    Erinnerungsarbeit neu angehen
    "Es geht um weit mehr als diese fünfzehn Herren, auch wenn es sehr attraktiv ist, sich auf sie zu fokussieren, weil man sich dadurch ein bisschen aus der Verantwortung ziehen kann", sagt die Politikwissenschaftlerin Deborah Hartmann, die die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz seit Dezember 2020 leitet.
    Deborah Hartmann in den Räumen des Hauses der Wannsee-Konferenz
    Deborah Hartmann an ihrer Wirkungsstätte im Haus der Wannsee-Konferenz
    Die Geschichte der Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden wird dort ebenso behandelt wie die Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen. Die 38-jährige Hartmann sieht es auch als ihre Verantwortung an, den zögerlichen Umgang Deutschlands mit dem Holocaust in der Nachkriegszeit aufzuarbeiten.
    So hatte der Historiker und Auschwitz-Überlebende Joseph Wulf bereits 1965 vorgeschlagen, die Wannsee-Villa in eine Holocaust-Gedenk- und Forschungsstätte umzuwandeln. Doch die Politik entschied sich damals dagegen; das Haus wurde als Schullandheim genutzt. Nachdem Wulf Morddrohungen erhalten hatte und er davon überzeugt war, dass die Bundesregierung wohl niemals konsequent Nazi-Kriegsverbrecher verfolgen und verurteilen würde, beging er 1974 Selbstmord.
    Joseph Wulf am Schreibtisch in seiner Wohnung in Berlin
    Joseph Wulf sprach sich für eine offene Auseinandersetzung mit dem Holocaust aus
    In den 1980er-Jahren flammte die Debatte um die Villa erneut auf, doch erst am 20. Januar 1992, dem 50. Jahrestag der Wannsee-Konferenz, wurden die Holocaust-Gedenkstätte und das Museum eröffnet.
    Gefährliche Kontinuitäten über die Nazi-Zeit hinaus
    Joseph Wulf habe mit seiner Forschungsarbeit aufzeigen wollen, welche Kontinuitäten es in der Nachkriegszeit in Machtstrukturen und Führungspositionen in der westdeutschen Politik gab, erklärt Hartmann. "Dieser Kampf, den einige unternommen haben, hier etwas einzurichten, das die Gesellschaft tatsächlich aufklärt oder sie mit dem konfrontiert, was wirklich passiert ist, und die jahrzehntelange Ignoranz und das Verschweigen als Antwort, ist das, was mich vielleicht sogar am meisten bewegt."
    "Kontinuität" ist ein Begriff, den Hartmann oft verwendet, wenn sie über ihre eigene Arbeit spricht: Denn sie sieht die Erinnerungsarbeit an den Holocaust nicht nur in der Vergangenheit verankert, sondern als einen fortlaufenden Prozess, bei dem es darum geht, die Zusammenhänge zwischen der Geschichte und dem Heute aufzuzeigen.
    Deutschland | Gedenkveranstaltung Opfer Reichspogromnacht | Dortmund
    LICHT IN DER NACHT: ERINNERUNG AN ZERSTÖRTE SYNAGOGEN
    Friedenswunsch 2021: Shalom Aleichem
    Der Dortmunder Oberbürgermeister Karl Wilhelm Schmieding sprach bei der Einweihung der alten Synagoge im Jahr 1900 von einer "Zierde für die Stadt, für Jahrhunderte erbaut". Sie war damals eine der größten in Deutschland. Doch er sollte nicht Recht behalten. 1938 zwangen die Nationalsozialisten die jüdische Gemeinde zum Verkauf und begannen noch vor der Pogromnacht mit dem Abriss.
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    Vergangenheitsbewältigung geht nur durch Ehrlichkeit
    Als Hartmann 2018 auf eine dieser Kontinuitäten hinwies, löste sie einen kleinen diplomatischen Zwischenfall aus. Bevor sie Direktorin des Hauses der Wannseekonferenz wurde, war sie Leiterin des German Desk der International School for Holocaust Studies von Yad Vashem in Jerusalem. Die in Wien geborene Wissenschaftlerin begleitete offizielle Delegationen deutschsprachiger Länder bei ihrem Besuch der bedeutenden israelischen Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und diese auch wissenschaftlich dokumentiert.
    Während einer Führung unter Teilnahme von Sebastian Kurz kritisierte sie den damaligen österreichischen Bundeskanzler dafür, dass er sich einerseits für das Gedenken an die Shoah und die Bekämpfung des Antisemitismus einsetze, während er andererseits mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) koaliere, der Politiker angehörten, die "offen antisemitisch" seien. Ihre Äußerungen lösten eine derartige Unruhe aus, dass Yad Vashem sich genötigt sah, eine Entschuldigung beim österreichischen Botschafter in Israel einzureichen.
    Doch Hartmann steht noch immer dazu: Aufrichtigkeit gehöre für sie zu ihrer Arbeit dazu, auch wenn sie dabei ihren Job riskiert habe, sagt sie. "Ich würde es heute, glaube ich, nicht anders machen, weil wir uns selbst gegenüber ehrlich sein müssen."
    Täterort wird Gedenkstätte für die Opfer
    Deborah Hartmanns Urgroßeltern wurden während des Holocausts aus Wien deportiert und ermordet, doch ihre eigene jüdische Identität sollte ihrer Meinung nach nicht im Vordergrund stehen, wenn es um ihre Rolle als Leiterin der Gedenkstätte geht. "Warum werde ich jetzt darauf angesprochen, dass ich Jüdin bin?", fragt sie im DW-Interview. "Ich verstehe natürlich, dass das von Interesse ist, aber was bedeutet es eigentlich, danach gefragt zu werden? Liegt es daran, dass es immer noch so außergewöhnlich ist? Oder daran, dass es immer noch keine Normalität zwischen Deutschen und Juden geben kann?"
    Luftaufnahmen vom Großen Wannsee in Berlin
    Der Wannsee in Berlin: In idyllischer Umgebung wurde die "Endlösung der Judenfrage" beschlossen
    Hartmann gesteht ein, dass die eigene Biografie im Hintergrund immer mitschwinge, aber es gelinge ihr, sich für ihre Arbeit von ihrer Herkunft zu distanzieren. "Aber natürlich ist es mir darüber hinaus wichtig, dass die jüdische Perspektive und die jüdische Erfahrung aus Vergangenheit und Gegenwart sichtbar gemacht werden."
    Auch wenn in der Villa der Wannseekonferenz die Täter untergebracht waren, ließen sich ihre Taten nur verstehen, wenn man die Betroffenen-Perspektive im Auge behielte. "Es gibt keine Täter ohne Opfer und natürlich auch keine Opfer ohne Täter", sagt sie.
    Zusammenhang von Impfverschwörungstheorien und Antisemitismus
    Neben der Dauerausstellung bietet das Haus der Wannsee-Konferenz auch Workshops für bestimmte Berufsgruppen wie Polizisten oder Krankenhauspersonal an, die sich mit der Frage auseinandersetzen: "Was hat meine Berufsgruppe damals gemacht, wie hat sie sich verhalten?", erklärt Hartmann. Untersucht werde auch, welche Praktiken aus der NS-Zeit noch heute, zum Beispiel in der Verwaltung beim Anfertigen von Protokollen, verwendet werden.
    Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma | Alfons & Else Lampert (Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
    LANGE VERDRÄNGT: VÖLKERMORD AN SINTI UND ROMA
    Im Einsatz für Volk und Vaterland
    Viele deutsche Sinti hatten nicht nur im Ersten Weltkrieg für das Kaiserreich gedient, sie kämpften auch ab 1939 in der Wehrmacht. 1941 ordnete das Oberkommando "aus rassenpolitischen Gründen" die "Entlassung von Zigeunern und Zigeunermischlingen aus dem aktiven Wehrdienst" an. Alfons Lampert wurde danach gemeinsam mit seiner Frau Else nach Auschwitz deportiert, wo beide starben.
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    Die aktuellen Ereignisse rund um die "Querdenker"-Bewegung zeigten auch, dass Ideen von damals durchaus heute noch Menschen beeinflussen könnten: So hinterließen letztes Jahr einige Anhänger Flugblätter im Museum und schrieben einen Kommentar in das Gästebuch der Gedenkstätte, in dem sie die aktuellen Einschränkungen während der Corona-Pandemie mit den antijüdischen Gesetzen der Nazis verglichen. "Die Querdenker-Bewegung basiert auf Verschwörungstheorien, da gibt es eine sehr enge Verbindung zu Antisemitismus und antisemitischem Denken", sagt Hartmann.
    Mit allen Parteien reden
    Eine Gedenkstätte habe die Aufgabe, solche Parallelen deutlich zu machen und "auch etwas dagegen zu tun". Doch wie soll das möglich sein? Wie kann das Haus der Wannsee-Konferenz Verschwörungstheoretikern und Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) mit rassistischen und rechtsextremen Positionen etwas entgegensetzen?
    Das sei nicht leicht, räumt Hartmann ein, doch "wir müssen versuchen, die Menschen zu erreichen, die bereit sind, mit uns zu reden", sagt sie. "Das funktioniert vielleicht nicht über historische Bildung, aber auch hier können wir die Kontinuitäten in den Überzeugungen aufzeigen, indem wir deutlich machen: Verschwörungstheorien sind ein ganz wichtiger Teil des Antisemitismus." Auch wenn solche Bemühungen, wie sie realistisch hinzufügt, "nur einen Versuch" darstellten, so sei dieser Versuch dennoch lohnenswert.
    Dieser Artikel wurde von Sabine Oelze aus dem Englischen adaptiert.
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    HOLOCAUST-GEDENKEN
    Vor 80 Jahren: Beginn der Deportation von Juden

    Erinnern an die Todestransporte der Nazis. Vor 80 Jahren wurden die ersten Juden vom Gleis 17 in Berlin in den Tod getrieben. Ein Holocaust-Überlebender und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnen.
    Datum 18.10.2021
    Autorin/Autor Volker Witting
    Frank-Walter Steinmeier legt an diesem sonnigen Herbsttag am Gleis 17 in Berlin eine weiße Rose nieder. Für Hoffnung und gegen das Vergessen an die Millionen Opfer der Nazi-Schreckensherrschaft. Genau vor 80 Jahren deportierten die Nazis von diesem Bahnhof in Berlin-Grunewald aus die ersten Juden in die Ungewissheit, die Entrechtung, ins Leid, den Tod.
    Schon seit einem Jahrzehnt wird an jedem 18. Oktober am Gleis 17 der Opfer gedacht: "Damit sie damit aber nicht endgültig vergessen sind, damit ihr Schicksal vielmehr erinnert wird, das Leiden und Sterben der Opfer genauso wie die Untaten der Henker und ihrer Helfer, dafür haben wir Zeiten und Orte, so wie diesen Tag heute und diesen Ort hier", sagt der Bundespräsident.
    In der ersten Reihe sitzen Franz und Petra Michalski; ganz in schwarz. Seit Jahren lassen sie diesen Gedenktag nicht mehr aus. Sie sind Ehrengäste, Zeitzeugen, Opfer der Schoah. "An diesem Tag denken wir an Freunde und Verwandte. Menschen die wir kannten, die noch fliehen konnten oder abtransportiert wurden. Und auch an die, die sich vorher das Leben genommen haben", sagt Petra Michalski. Da spricht sie auch für ihren Mann, den 87-jährigen Franz Michalski, der wegen eines Schlaganfalls nicht mehr so gut reden kann. Er entkam in letzter Minute als Junge nur knapp den Nazischergen und damit dem sicheren Tod.
    Im Viehtransporter ins KZ
    Die systematische Deportation von Juden aus Deutschland in den Osten begann im Herbst 1941. Also noch Monate vor der Wannseekonferenz, bei der der systematische Mord an Juden akribisch und kaltblütig durchgeplant wurde.
    In den amtlichen Dokumenten der Nazis zu den Deportation ist euphemistisch von "ausgesiedelt", "evakuiert" oder "abbefördert" die Rede. In Wahrheit wurden die Menschen von der Deutschen Reichsbahn in den Tod befördert, in die Ghettos, Arbeits- und Konzentrationslager der Nazis. Zunächst wurden sie in ausrangierten Wagen der Reichsbahn transportiert; später in völlig überfüllten Viehtransportern.
    Der erste Transport von Berlin aus verließ am 18.Oktober 1941 den Bahnhof-Grunewald; vom Gleis 17. 1089 Kinder, Frauen und Männer wurden von dort aus nach Litzmannstadt (polnisch: Lodz) verschleppt. Am Ende des Naziterrors waren es mehr als 50.000 Juden, die von drei Bahnhöfen aus in Berlin "verladen" und zu Opfern der Nazi-Schreckensherrschaft wurden.
    "Das darf nie wieder passieren"
    Er ist schon so etwas wie eine Zeitzeugen-Institution. Franz Michalski hat die Schoah überlebt, die Flucht vor den Nazis. So lange er es noch kann, will er von seinen Erlebnissen berichten. In Schulen, bei Konferenzen, in Interviews. Die Deutsche Welle trifft das Ehepaar in ihrer Wohnung in Berlin-Friedenau. Ehefrau Petra übernimmt das Sprechen.
    Franz Michalski ist Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters. Seine Mutter Lilli konvertiert noch vor der Ehe zum katholischen Glauben. Dennoch; als Sohn Franz 1934 in Breslau zur Welt kommt, ist er - nach der zynischen Rassenlehre der Nazis - ein Kind aus einer "Mischehe".
    Die Familie ist wohlhabend. Schon bald werden sie jedoch immer häufiger Opfer von Diskriminierungen: bei der Arbeit, in Geschäften, im Kindergarten. Und dann, genau am Tag des zehnten Geburtstages von Franz Michalski, steht die Geheime Staatspolizei (Gestapo) der Nazis vor der Tür, will die Familie festnehmen und deportieren. In letzter Minuten gelingt ihnen die Flucht. Es ist der Beginn einer langen Odyssee durch Tschechien, Österreich, Sachsen bis nach Berlin, die die Familie mit Glück und vielen Helfern überlebt.
    Die stillen Helfer und Helden
    Während des Interviews springt Franz Michalski plötzlich auf. Er zieht ein Büchlein aus dem Regal, das er selbst geschrieben hat. Über seine Geschichte, sein Überleben: "Als die Gestapo an der Haustür klingelte." Schnell schlägt er Seite 89 auf. Viel wichtiger, als über sein Buch zu sprechen, ist ihm die Liste auf dieser Seite. Darüber steht: "Meine Stillen Helden". Sechs Namen, die er nie vergessen wird. Sechs Menschen, die ihm und seiner Familie auf der Flucht das Leben gerettet haben.
    Darunter Erna Scharf, das Kindermädchen der Michalskis. Sie nimmt zeitweise Franz und seinen Bruder zuhause auf. Gerda Mez, Arbeitskollegin von Michalskis Vater, organsiert klandestin immer wieder Reisen für die Familie. Ein Polizist gibt ihnen den Hinweis, dass die Gestapo bald die Wohnung stürmen wird. Ihm haben die Michalskis zu verdanken, dass sie gerade noch rechtzeitig flüchten können.
    2012 wurden Erna Scharf und Gerda Mez posthum als "Gerechte unter den Völkern" von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ausgezeichnet. Dafür hat auch Franz Michalski gesorgt. "Man muss nicht studiert haben. Man muss Herzenswärme haben. Man muss Menschenliebe haben. Und man muss schlau sein, dann kann man anderen helfen. Das haben unsere Helfer gemacht. Auch deshalb gehört für uns der Gang zum Gleis 17 einfach dazu, um an die stillen Helfer zu erinnern", sagt Petra Michalski, die genau weiß, wie wichtig die Helfer ihrem Mann sind.
    Warnung und Mahnung
    "Wir wollen gegen den Antisemitismus aufstehen", sagen die Michalskis. Und berichten dann von einem ihrer Enkel, der vor vier Jahren Opfer eines antisemitischen Angriffs wurde. Der damals 14-Jährige wurde stranguliert und geschlagen; eine Scheinhinrichtung inszeniert. Alles nur wegen seines jüdischen Glaubens. Der Fall machte international Schlagzeilen.
    Auch wegen solcher Fälle warnt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Gleis 17 eindringlich: "Nie wieder darf Antisemitismus einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Nie wieder dürfen antisemitisches Denken und Handeln ohne Widerspruch und öffentliche Reaktionen bleiben."
    "Es passiert immer wieder!"
    Die rüstigen und lebensfrohen Michalskis haben solche oder ähnliche Worte schon häufig bei Ansprachen dieser Art gehört. Und sie haben genau verfolgt, dass sich in den letzten Monaten und Jahren die Zahl der antisemitischen Angriffe gehäuft haben. Mit einem Hauch von Resignation merken sie an: "Das (Diskriminierung und Naziterror) soll nie wieder passieren, woran wir aber nicht glauben. Denn seitdem es die Menschheit gibt, passiert es immer wieder!"
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    TAG DER BEFREIUNG
    Holocaust: In Theresienstadt verfallen Erinnerungsorte

    Unter den Nazis wurde Theresienstadt zum jüdischen Ghetto. Wie lässt sich die Erinnerung im heutigen Terezín wachhalten?
    Datum 08.05.2021
    Autorin/Autor Nadine Wojcik
    Ein bedeutender Erinnerungsort droht endgültig einzustürzen: "Dresdner Kaserne" in Terezín
    Für seine junge Familie hat Jiri Hofman das Haus des Totengräbers gekauft, am Rande des Friedhofs. "Ein gutes Haus in Alleinlage", sagt Hofman. Die Toten würden ihn nicht stören. Die seien in Terezín, wie Theresienstadt heute heißt, ja so oder so allgegenwärtig. Jiri Hofman leitet die örtliche Touristeninformation. "Täglich werden wir gefragt: Wo sind die Gaskammern? Wo die Holzbaracken, wo der Stacheldrahtzaun?" Die Touristen würden nach Symbolen eines Vernichtungslagers suchen, das Theresienstadt aber nie war. "Und dann sind sie gar enttäuscht und irgendwie unzufrieden", erzählt Hofman im DW-Interview.
    Es gibt wohl kaum einen komplexeren Erinnerungsort als dieses kleine tschechische Städtchen - und das macht das Gedenken so schwierig. Wo war denn nun das jüdische Ghetto, in dem Juden aus vorwiegend Mittel- und Osteuropa gesammelt wurden, bevor die Nazis sie in Vernichtungslager wie Auschwitz deportierten? Die Antwort lautet: überall. Daher gibt es auch kein Eingangstor mit abgegrenztem Areal, das man nach einem meist erschütternden Besuch wieder verlassen kann. Die Erinnerung lässt sich hier nicht ein- und abschließen. Sie ist buchstäblich in jeden Stein, in jede Mauer, unter jedes Dach gekrochen: Das ganze Städtchen war ein Ghetto. Und in dem ganzen Städtchen geht das Leben seit 1945 weiter.
    Ansicht eines Platzes mit einem großen rosafarbenen, historischen Gebäude.
    Terezín heute: Ein kleines Städtchen, zum Teil aufwendig restauriert
    In dem einstigen Ghetto befinden sich jetzt Wohnungen, Schulen, ein Kindergarten, Gaststätten und Geschäfte. Mehrere Institutionen erinnern an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs, wie beispielsweise die Gedenkstätte Theresienstadt oder das Ghettomuseum. Rund die Hälfte der historischen Gebäude wurde seit der Wende liebevoll saniert, doch andere zerfallen zusehends.
    "Vorzeigeghetto" dient als perfide Kulisse
    "Die Bauwerke sind der physische Beweis für den Holocaust. Deswegen ist es wichtig sie zu erhalten", sagt Simon Krbec gegenüber der DW. Der Leiter des Zentrums für Genozidstudien in Terezín ist bemüht, sachlich und ruhig zu argumentieren. Doch seit 2020 Teile des Dachstuhls der "Dresdner Kaserne" eingestürzt sind, ist er zunehmend frustriert. Das riesige Militärgebäude ist für ihn ein Sinnbild für die Rolle Theresienstadts während der Judenvernichtung.
    Weltberühmt wurde die Kaserne durch ein perfides Fußballspiel, das 1944 im Innenhof stattfand: Angetreten waren zwei jüdische Mannschaften des Ghettos, das Spiel wurde für einen SS-Propagandafilm gedreht. "So gut haben es die Juden bei uns", sollte der vermeintliche Dokumentarfilm der Außenwelt beweisen. Was der Film nicht zeigte: Die mitwirkenden Juden wurden anschließend ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
    Historische Aufnahme eines Fußballspiels im Innenhof einer Kaserne.
    Perfide Inszenierung: Fußballspiel im Ghetto. Die Teilnehmer wurden anschließend nach Auschwitz deportiert
    Als "Vorzeigeghetto" hatte die SS das SammellagerTheresienstadt inszeniert. Prominenten und alten Juden war es gar als Kurort verkauft worden, die für einen Aufenthalt zahlten. Doch statt Erholung erwarteten sie unerträglich überfüllte Unterkünfte, Unterernährung, Seuchen und Krankheit.
    Bis zu seiner Befreiung im Mai 1945 gingen mehr als 155.000 Juden durch Theresienstadt, mindestens 33.000 von ihnen kamen im Ghetto um und etwa 88.000 wurden in die Vernichtungslager geschickt.
    Spurensuche unter Dächern
    "Theresienstadt war eine von langer Hand geplante Tarnung, um der Welt zu suggerieren: Wir lassen die Juden hier in Ruhe leben", sagt Roland Wildberg. Der Journalist und Buchautor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem früheren Ghetto, reiste unzählige Male dorthin, kartographierte die Erinnerungsorte.
    Auslöser für seine Faszination war die "Dresdner Kaserne" und die Arbeit seiner Frau: Uta Fischer hatte 2004 als Stadtplanerin an einer Umwandlung der Kaserne in sozialen Wohnungsbau gearbeitet. An den Plänen hatte auch die Stadt Gefallen gefunden, doch das Projekt versandete. "Es ist nach wie vor schwer zu verstehen, warum man das Gelände so verfallen lässt", sagt Wildberg gegenüber der DW.
    Holzbalken einer eingestürzten Kaserne sind in den Innenhof gekracht.
    Dachstuhl eingestürzt: Maroder Zustand der "Dresdner Kaserne" im Februar 2021
    Uta Fischer und Roland Wildberg kennen das Städtchen wie wenige andere: Seit Jahren durchsuchen sie Dachböden und Keller in Terezín, finden eingeritzte Häftlingsnummern oder Zeichnungen und veröffentlichen die Funde in der Onlinedokumentation "Ghettospuren" . Das Projekt, mit deutschen und europäischen Mitteln gefördert, initiierte Uta Fischer 2014. Regelmäßig melden sich darauf Hinterbliebene, die anhand der dort genannten Häftlingsnummern und Namen einen Verwandten identifizieren können.
    "Wir haben Dinge gesehen, die so wahrscheinlich noch nie jemand vor uns wahrgenommen hat." Rund 20 Prozent des Städtchens hätte das Paar derart akribisch untersuchen können. "Es ist herzzerreißend. Wir haben weniger als die Hälfte der Dachböden im Originalzustand besichtigen können, von denen auch immer mehr 'aufgeräumt' werden."
    Vergilbte, alte Dokumente und Zeitungsausschnitte.
    Überraschungsfund bei Sanierungsarbeiten: Überbleibsel von Ghetto-Häftlingen in Terezín
    Reiches, historisches Erbe einer Garnisonsstadt
    Dabei geht es hier nicht nur um die Erinnerung ans Ghetto. Theresienstadt ist auch eine Perle der Festungsarchitektur: Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert als Garnisonsstadt der k.u.k.-Monarchie mit massiven Festungsmauern aus dem Boden gestampft. Kaiser Joseph II. war höchstpersönlich bei der Grundsteinlegung dabei, der die Festung nach seiner Mutter Maria Theresia benannte. Doch ein Angriff aus Preußen blieb aus: Militärisch musste sich Theresienstadt, damals eine der modernsten und teuersten Festungen, nie bewähren. Der intakte Festungswall führte letztlich im Zuge der "Endlösung" dazu, dass die Nationalsozialisten hier ein Sammellager errichteten - die Stadt war leicht abzusperren und zu überwachen. Ursprünglich für etwa 7000 Menschen geplant, wurden hier nun bis zu 58.000 Juden eingepfercht, das entsprach umgerechnet etwa 1,6 Quadratmeter Lebensraum pro Insasse.
    Heute wohnen innerhalb des Festungswalls 2000 Menschen. Hatte stets das Militär, das seit dem 18. Jahrhundert unter jeder Herrschaft in den Kasernen stationiert war (ausgenommen der Ghetto-Jahre), die Stadt am Leben gehalten, steht die Stadtverwaltung nun vor einem gigantischen Erbe ohne entsprechende Mittel: In den 1990er-Jahren wurde der letzte Militärstandort geschlossen.
    Theresienstadt Luftaufnahme
    Einzigartige Festungsarchitektur des 18. Jahrhunderts: Unter den Nazis wurde die komplette Festung zum Ghetto
    Ein etwa dreimal so großes Budget wie die Stadtverwaltung erhält jährlich die Gedenkstätte Terezín, gefördert vom Kulturministerium. Sie ist vorwiegend in der "Kleinen Festung" angesiedelt, 300.000 Besucher kommen jährlich dorthin. Das einstige Gefängnis liegt außerhalb der eigentlichen Garnisonsstadt und des ehemaligen Ghettos.
    "Dresdner Kaserne": Keiner fühlt sich zuständig
    Ob nicht auch die Gedenkstätte Sorge um die verfallenden Kasernen in Theresienstadt hat? Ein Interview dazu lehnten die Verantwortlichen ab. Ihre Gebäude seien in einem guten Zustand, für weitere seien sie nicht zuständig. "Faktisch ist das natürlich richtig", sagt Jiri Hofman. "Doch wenn es um das Thema jüdische Geschichte geht, sehe ich das anders." Er würde gerne nach gemeinsamen Lösungen suchen, auch wie man die riesige "Dresdner Kaserne" mit Leben füllen und den heutigen Bewohnern der Stadt eine Perspektive geben könnte.
    Wiesenfläche mit Grabsteinen, ein großer Judenstern ist an dessen Ende zu sehen.
    Gedenkstätte Terezín in der "Kleinen Festung"
    Selbst das tschechische Kulturministerium scheint keinen dringenden Handlungsbedarf zu sehen. In einer schriftlichen Antwort gegenüber der DW listet es zwar einige bereits geförderte Sanierungen auf, verweist hinsichtlich der "Dresdner Kaserne" allerdings auf Regierungsebene. Es sei eine Kommission gegründet worden. Darüber kann Jiri Hofman nur müde lächeln. Ja, diese Kommission gebe es - auf dem Papier. Simon Krbec wird noch deutlicher: Er sei regelrecht schockiert über den jahrelangen Stillstand sowohl vonseiten des Kulturministeriums als auch seitens der Regierung. "Der Verfall der Dresdner Kaserne bedeutet einen unersetzlichen Verlust von kulturellem Erbe."
    Simon Krbec plant nun eine Crowdfunding-Kampagne. Wo Regierung und Kulturministerium versagen, könnte möglicherweise die Zivilgesellschaft einspringen. Er möchte den Erinnerungsort um jeden Preis retten. Gemeinsam mit dem tschechischen Fußballbund hat er in Terezín ein landesweites Jugendturnier organisiert - in Gedenken an das Fußballspiel von 1944 und die Schicksale im jüdischen Ghetto.
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    NS-DIKTATUR

    Steinmeier erinnert an die Nazi-Gräuel im Lager Buchenwald

    Bei einem Gedenkakt zur Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier davor gewarnt, die "Barbarei" in der deutschen Geschichte vergessen zu wollen.
    Datum 11.04.2021
    Im Deutschen Nationaltheater Weimar sagte der Bundespräsident: "Wer sich nicht mehr daran erinnert, was geschehen ist, der hat auch vergessen, was geschehen kann." Frank-Walter Steinmeier bezeichnete das Nebeneinander einer Barbarei im KZ Buchenwald und einer Hochkultur im benachbarten Weimar als beunruhigend. "Das bleibt es bis heute", erklärte er während des Festakts.
    Buchenwald stehe für Rassenwahn, Folter, Mord und Vernichtung - und mit seiner Vielzahl von Opfergruppen "für die gesamte Barbarei der Nazis, für einen aggressiven Nationalismus nach Außen, für Diktatur und Unterdrückung im Innern, und für ein völkisches Denken".
    Steinmeier erinnerte am 76. Jahrestag der Befreiung daran, dass dort Kommunisten und Demokraten eingekerkert und ermordet worden seien, ebenso Homosexuelle, sogenannte Asoziale, Juden, Sinti, Roma und sowjetische Kriegsgefangene. "Insgesamt wurden mindestens 56.000 Menschen in einem der größten Konzentrationslager auf dem Gebiet des nationalsozialistischen Deutschen Reiches getötet", so der Bundespräsident. Am 11. April 1945 befreite die US-Armee die ausgemergelten Überlebenden in dem Lager.
    Steinmeier: Erinnerung wachhalten
    Steinmeier betonte: "Ja, es war eine Diktatur, eine nationalsozialistische Herrschaft, die für grausamste Verbrechen und Völkermord verantwortlich war. Aber es waren Menschen, Deutsche, die anderen Menschen das antaten." Das Staatsoberhaupt rief dazu auf, Personen entgegenzutreten, "die die Würde der Opfer heute bewusst missachten". Es gelte, die Erinnerung wachzuhalten. Steinmeier wörtlich: "Nicht, weil wir heute Verantwortung dafür tragen, was damals geschehen ist, sondern weil wir alle, die wir uns als Menschen begreifen, Verantwortung dafür tragen, dass Vergleichbares nie wieder geschieht."
    Gedenken an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 76 Jahren
    Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow spricht ebenfalls in Weimar
    Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow unterstrich, gemeinsame Aufgabe der Demokraten sei, die NS-Verbrechen nicht dem Vergessen preiszugeben. "Wir werden die Erinnerung nicht in ein Museum überstellen können. Sie bleibt Tagesaufgabe."
    Livestream mit Übersetzungen
    Der Mitteldeutsche Rundfunk übertrug die Gedenkveranstaltung. Ein Livestream wurde zudem in mehrere Sprachen übersetzt. Bei dem Gedenkakt kamen auch Überlebende des Konzentrationslagers unter anderem aus den USA, Italien und Frankreich zu Wort. Sie konnten wegen der Corona-Pandemie nicht wie in Vorjahren eingeladen werden. Im vergangenen Jahr mussten die Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Befreiung der Lager Buchenwald und Mittelbau-Dora wegen Corona ausfallen.
    Deutschland Gedenken 75. Jahrestag der Buchenwald-Befreiung
    Abstand wahren: Besucher legen im April 2020 Blumen am Zaun des KZ Buchenwald nieder
    Im KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar waren zwischen 1937 und 1945 etwa 280.000 Menschen inhaftiert. Die meisten der etwa 56.000 Häftlinge, die während der Haft an den schrecklichen Bedingungen starben oder von Mitgliedern der Nazi-Organisation SS getötet wurden, waren Juden. Im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen wurden rund 60.000 Häftlinge dazu gezwungen, in unterirdischen Stollen Raketen zu bauen. Mindestens 20.000 kamen dort zu Tode.
    kle/rb (kna, epd, dpa)
    https://www.dw.com/de/


    Parteiausschluss nach Video aus KZ-Gedenkstätte
    AfD-Mitglied soll Coronaimpfstoff mit Zyklon B verglichen haben

    Ein bayerisches AfD-Mitglied soll auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Österreich ein Video gedreht haben, in dem er Nazigiftgas mit den Coronaimpfstoffen verglich. Nun wird er aus der Partei ausgeschlossen.
    09.03.2021, 18.06 Uhr
    Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Österreich (Archivbild) Foto: Herwig Prammer/ REUTERS
    Wegen eines mutmaßlichen Holocaust-Vergleichs vom Wochenende soll ein AfD-Politiker aus Bayern nun aus der Partei ausgeschlossen werden. Dies teilte der Landesverband am Dienstag mit.
    Der Mann soll auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Österreich ein Video gedreht haben, in dem er die Corona-Impfstoffe mit dem von den Nazis zur Ermordung der Juden eingesetzten Giftgas Zyklon B verglich. Zudem sagte er Polizeiangaben zufolge in dem Video, er hoffe nicht, »dass irgendjemand vorhat, hier wieder Konzentrationsläger (sic) einzurichten, auch nicht für Leute, die die Impfung verweigern oder die sich nicht testen lassen wollen«.
    »Bewusste verhetzende Meinungsmanipulation«
    Das Video postete er später in den sozialen Medien. Die Leitung der Gedenkstätte meldete es daraufhin nach eigenen Angaben den österreichischen Behörden. »Meinungsfreiheit hört dort auf, wo die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und historisch unhaltbare Vergleiche zum NS-Terrorregime gezogen werden«, schrieb die Leitung in einer Pressemitteilung . »Diesen Missbrauch des Orts lehnen wir entschieden ab.«
    Im KZ Mauthausen und seinen 49 Außenlagern waren zwischen 1938 und 1945 etwa 200.000 Gefangene schlimmsten Qualen und Erniedrigungen ausgesetzt. Rund 100.000 Menschen starben.
    Die Gedenkstätte teilte zudem mit, sie verurteile die Instrumentalisierung von Millionen von NS-Opfern zur Durchsetzung einer politischen Agenda. »Solche Vergleiche im Kontext der Covid-19-Maßnahmen sprechen entweder von erschreckender historischer Unkenntnis oder von bewusster verhetzender Meinungsmanipulation«, heißt es.
    Parteiausschluss für Beschuldigten
    Am Tag darauf reagierte nun auch die Partei: Der Vorstand der AfD Bayern habe »umgehend« beschlossen, das besagte Mitglied auszuschließen und die Sache dem Landesschiedsgericht Bayern zu übergeben, erklärte der stellvertretende bayerische Landesvorsitzende Gerd Mannes am Dienstag in Taufkirchen.
    »Wir distanzieren uns von jeglichen Vergleichen und missbräuchlicher Verwendung von Begriffen oder Begebenheiten aus der Zeit des Nationalsozialismus«, erklärte Mannes. Solche »Verbalentgleisungen« stünden im Widerspruch zum Parteiprogramm der AfD und von deren »freiheitlich-demokratischer Grundausrichtung«.
    zob/dpa/AFP
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    KZ-Gedenkstätte Dachau: Leitung wird neu ausgeschrieben

    05.03.2021, 15:08 Uhr
    Bildbeitrag
    Im Streit um eine Personalie in der KZ-Gedenkstätte Dachau hat die Stiftung Bayerische Gedenkstätten eingelenkt. Laut Stiftungsdirektor Karl Freller (CSU) soll die Leitungsposition neu ausgeschrieben werden. Zuvor hatte es heftige Proteste gegeben.
    Von
    Thies Marsen
    Über dieses Thema berichtete Regionalnachrichten aus Oberbayern am 05.03.2021 um 15:30 Uhr.
    In der Auseinandersetzung um eine umstrittene Personalentscheidung in der KZ-Gedenkstätte Dachau hat die Stiftung Bayerische Gedenkstätten jetzt eingelenkt. Wie Stiftungsdirektor Karl Freller (CSU) am Freitagmittag mitteilte, soll die Leitungsposition der Bildungsabteilung in der Gedenkstätte neu ausgeschrieben werden.
    Heftige Proteste
    Zuvor hatte es heftige Proteste gegeben, weil Freller im Alleingang seine bisherige Büroleiterin zur neuen pädagogischen Leiterin in der KZ-Gedenkstätte Dachau ernannt hatte – ohne Beteiligung und gegen den Willen von Gedenkstättenleitung und Personalrat. "Wir werden jetzt mit den Verantwortlichen in der Gedenkstätte im Sinne einer kollegialen und sachorientierten Zusammenarbeit in den Dialog treten und beabsichtigen, die Ausschreibung neu aufzusetzen", erklärt Freller.
    Piazolo begrüßt Neuausschreibung
    Kultusminister Michael Piazolo, der dem Stiftungsrat vorsitzt, begrüßte die Entscheidung: "Damit wird die Chance eröffnet, die wichtige pädagogische Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte positiv weiterzuentwickeln."
    Internationale Kritik
    Gegen die Personalentscheidung Frellers hatten nicht nur der Personalrat der Gedenkstätte und zwei Drittel der Belegschaft protestiert. Auch Nachfahren von einstigen Dachau-Häftlingen, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes sowie Historiker hatten das Vorgehen des Stiftungsdirektors kritisiert. Die von Freller eingesetzte neue Chefin der Bildungsabteilung verfüge über keine ausreichende Qualifikation, hieß es. Sie ist weder Historikerin noch Pädagogin, wie es für die Leitung der Bildungsabteilung eigentlich Voraussetzung wäre. Freller argumentierte vor allem mit dem familiären Hintergrund seiner Büroleiterin. Mehrere Vorfahren seien in deutschen Konzentrationslagern ermordet worden, einer davon im Dachauer Außenlagerkomplex Kaufering. Zudem habe die promovierte Politikwissenschaftlerin jahrelange Expertise in der Erinnerungsarbeit.
    Personalentscheidung im Alleingang
    Fraglich war auch, ob Freller eine so wichtige Personalie überhaupt im Alleingang entscheiden durfte. Der Personalrat hatte bereits angekündigt, dagegen juristisch vorgehen zu wollen. Eine gerichtliche Auseinandersetzung hat Freller mit der Rücknahme seiner Entscheidung jetzt vermieden.
    Vertrauen beschädigt?
    Damit entspreche er auch dem Wunsch des ehemaligen Dachau-Häftlings Abba Naor, so Freller. Dieser habe gefordert, dass das Ansehen der Gedenkstätte nicht weiter durch "scharfe Töne" gefährdet werden solle. Allerdings dürfte das Vertrauensverhältnis zwischen Stiftung und Gedenkstättenbelegschaft stark beschädigt sein.
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    Vorfälle in Gedenkstätten
    Rodeln zwischen Massengräbern, Picknick im KZ-Steinbruch

    Ignorante Besucher, Flugblätter von Corona-Leugnern, Aktionen von Rechtsextremen: Historiker zeigen sich besorgt über Zwischenfälle in früheren Konzentrationslagern. Schwindet die Sensibilität für den Holocaust?
    Von Peter Maxwill
    Ehemaliges KZ Buchenwald: »Es hat sich etwas verändert« Foto: JENS SCHLUETER / AFP
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    Holocaust-Überlebender besucht Braunschweig und Vechelde

    Von Gastbeitrag -23.09.2020
    Von Lars Skowronski, Arbeitskreis Andere Geschichte e.V.
    Auf folgenden Höhepunkt im diesjährigen Veranstaltungsprogramm des Arbeitskreises Andere Geschichte e.V. Braunschweig bzw. der von diesem getragenen Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße weisen wir hin:
    Am 29. und 30. September 2022 wird sich der Holocaust-Überlebende Natan Grossmann in Braunschweig und Vechelde aufhalten. Im Rahmen des mehrtägigen Besuchs wird er einige der Stätten seiner Verfolgung aufsuchen, bei Zeitzeugengesprächen Schüler*innen an zwei Braunschweiger Schulen seine eindrückliche Lebensgeschichte erzählen und an einer Vorführung des Films „Das Zelig“ mit anschließendem Publikums-gespräch im Universum Filmtheater teilnehmen.
    Natan Grossmann, 1927 in Zgierz bei Łódź als Sohn jüdischer Eltern geboren, wurde aus dem später in der Stadt eingerichteten „Ghetto Litzmannstadt“ 1944 zunächst in das KZ Auschwitz und anschließend nach Braunschweig deportiert. Im Lager Vechelde musste er für die LKW-Firma Büssing Zwangsarbeit leisten. Am 2. Mai 1945 wurde er im KZ Wöbbelin befreit und lebt seit Anfang der 1960er Jahre in München. Er ist einer der letzten lebenden Zeitzeugen, die über die Geschehnisse in den  regionalen KZ-Außenlagern in und um Braunschweig berichten können. Für einen Eindruck finden sich im Internet auch diverse Interviews mit ihm, z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=X_FuxThg_d4
    Nach dem derzeitigen Stand der Planungen ist folgender Ablauf des Besuchs geplant:
    29. September 2022
    11 Uhr: Zeitzeugengespräch mit Schülerinnen und Schülern des Lessing-Gymnasiums Braunschweig
    15 Uhr: Besuch der Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße, Einweihung einer Gedenktafel an der Außenwand des Gedenkstättengeländes und Zeitzeugeninterview
    18.45 Uhr: Veranstaltung im Universum-Filmtheater (Vorführung des Films „Das Zelig“ mit anschließendem Publikumsgespräch)
    30. September 2022
    vormittags: Besuch in Vechelde
    14.30 Uhr: Zeitzeugengespräch mit Schülerinnen und Schülern der Gaußschule/Gymnasium am Löwenwall Braunschweig
    Da Herr Grossmann angekündigt hat, dass diese Reise nach Braunschweig altersbedingt seine letzte sein wird, möchten wir Sie dazu einladen, ausführlich über seinen Besuch bzw. über einzelne Teile des Programms zu berichten. Herr Grossmann hat ausdrücklich erklärt, für Pressekontakte wie Interviews o.ä. bereitzustehen, um mit seiner Lebensgeschichte ein möglichst großes Publikum zu erreichen.
    Des Weiteren würden wir uns freuen, wenn Sie die in den Veranstaltungsankündigungen Ihres Mediums gesondert auf die Vorführung des Films „Das Zelig“ mit anschließendem Publikumsgespräch, bei dem Herr Grossmann zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung stehen wird, hinweisen würden.
    Karten für diese Veranstaltung am 29. September 2022 um 18.45 Uhr im Universum Filmtheater, Neue Straße 8, 38100 Braunschweig sind direkt dort erhältlich. Nähere Informationen zum Film finden Sie hier:
    www.daszelig-film.de
    Für Rückfragen stehen Ihnen die Geschäftsführerin des Arbeitskreises Andere Geschichte e.V., PD Dr. Nadine Freund, und ich als Verantwortlicher für die Organisation des Besuchs und die Betreuung von Herrn Grossmann gern zur Verfügung.
    https://braunschweig-spiegel.de/


    KZ-Gedenkstätten: Wie Mitarbeiter mit AfD-Besuchern und Selfies umgehen
    "Diese Leute wollen einfach nichts lernen"

    Von Phil Göbel
    11.02.2019, 11.15 Uhr
    Dieser Beitrag wurde am 11.02.2019 auf bento.de veröffentlicht.
    Seit über einem Jahr sitzt die Alternative für Deutschland (AfD) im deutschen Bundestag. Und ebenso lange diskutieren viele Institutionen und Einrichtungen darüber, wie man mit einer Partei umgehen soll, die immer wieder durch Aussagen auffällt, die die Nazizeit und den Holocaust relativieren.
    Direkt betroffen sind die Mitarbeiterinnen in KZ-Gedenkstätten in ganz Deutschland.
    Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald entschied vor Kurzem, die AfD-Fraktion des Thüringer Landtags von einer Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz auszuladen.
    Für diese Entscheidung gab es nicht nur Zuspruch. Viele kritisierten, die Gedenkstätte würde eben diejenigen aussperren, die es am nötigsten hätten, etwas über die NS-Vergangenheit zu lernen. Wie gehen junge Menschen mit dieser Debatte um?
    Wir haben mit drei jungen Guides aus KZ-Gedenkstätten über ihre Arbeit gesprochen.
    Sie erzählen, warum sie den Job überhaupt machen, was sie wirklich nervt und wie sie mit Holocaust-Leugnern umgehen.
    Lisa, 30, ist pädogogische Mitarbeiterin in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald.
    Die meisten Menschen wissen ja, dass dieser Ort, Buchenwald, mit Schrecken und Leid verbunden ist. Viele Besucherinnen und Besucher haben eine Art Faszination für das, was hier passiert ist. Sie kommen her, weil sie das Ganze besser begreifen wollen.
    Ich lese es immer wieder, dass dieses Interesse angeblich nicht mehr da sein soll, dass Schülerinnen und Schüler den Begriff Auschwitz nicht mehr kennen. Meine Erfahrung ist aber eine ganz andere. Ich mache hier sowohl die normalen Führungen, als auch Projekte, die einen oder mehrere Tage dauern. Dabei arbeite ich viel mit Schülergruppen zusammen. Ich habe den Eindruck: Junge Menschen sind stark an der Gechichte dieses Orts interessiert.
    Es gibt eine große Bereitschaft mit den Menschen, die hier leiden mussten, empathisch zu sein,. Das zeigt sich manchmal auch in ganz banalen Fragen. Zum Beispiel, ob die Inhaftierten im Lager Wintermäntel hatten oder wie viel sie zu essen bekamen. Besonders spannend wird es aber, wenn wir auf eine höhere Ebene kommen. Wenn wir uns damit beschäftigen, wie so etwas wie die Nazizeit überhaupt passieren konnte.
    Mit seiner Dresdener Rede hat der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke die Arbeit, die wir hier machen, direkt angegriffen. Er hat davon gesprochen, dass man eine "Wende in der Erinnerungskultur um 180 Grad" brauche.
    Die AfD als Partei hat sich davon nie distanziert. Wir müssen deswegen davon ausgehen, dass die Abgeordneten, die gekommen wären, hinter Höckes Aussagen stehen. Deshalb finde ich es richtig, dass die Partei von der Gedenkveranstaltung ausgeladen war.
    Zu solchen Veranstaltungen kommen immer noch Überlebende des Lagers, also Menschen, die hier leiden mussten, und deren Angehörige. Da können Menschen nicht willkommen sein, die die Bedeutung dieses Ortes infrage stellen.
    Das heißt aber nicht, dass sie Hausverbot haben. Parteimitglieder dürfen als Privatpersonen hierherkommen, sich über die Geschichte informieren und auch mit uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch kommen.
    Mit einer Kranzniederlegung wird der Opfer des Nationalsozialismus am 26.01.2018 in Weimar (Thüringen) auf dem früheren Appellplatz in der Gedenkstätte Buchenwald gedacht. Seit 1996 wird auf Vorschlag des damaligen Bundespräsidenten der 27. Januar als Gedenktag begangen. An diesem Tag im Jahr 1945 hatten sowjetische Soldaten das NS-Vernichtungslager Auschwitz befreit. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit Foto: Martin Schutt/dpa
    Matthias, 20, arbeitet seit 2017 in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Er berichtet, wie schwierig es ist, mit Holocaust-Leugnern zu diskutieren:
    Ich stelle mir oft Fragen: Wie konnte es soweit kommen? Wie bringt man Menschen dazu, solche Taten auszuüben? Gibt es Parallelen zwischen damals und heute? Das sind die Fragen, die auch viele unserer Besucher beschäftigen. Ich habe da schon viel gelernt und möchte dieses Wissen weitergeben. Denn ich glaube, etwas über diese Orte zu lernen ist ein Weg, Rassismus und Antisemitismus entgegen zu treten.
    Einmal wurde ich von einem Mann vor den Krematorien angesprochen, der eigentlich nicht zu meiner Gruppe gehörte. Er sagte mir, es könne gar nicht sein, dass hier Leute umgebracht worden seien, weil die Gaskammer zu nah an den Krematorien gebaut ist. Es sei technisch gar nicht möglich gewesen.
    Da steht man als Rundgangsleiter vor seiner Gruppe und fragt sich, wie man sich jetzt verhalten soll. Die meisten Referenten kennen sich mit der Technik einer Gaskammer nicht so gut aus, weil es auch nicht unsere Aufgabe ist, den Teilnehmern zu erklären, wie sie funktionieren. Ich habe ihm dann erklärt, dass es zwar keine Massenvergasung gab – aber dass Zeitzeugenberichte über Versuche mit Giftgas existieren.
    Dieser Mann hat infrage gestellt, dass es sowohl hier, als auch in den Vernichtungslagern im Osten Vergasungen gab. Obwohl das ja einfach den Tatsachen entspricht.
    Er wollte das nicht einsehen und wurde mir gegenüber auch noch unfreundlich. Ich habe das Gespräch dann einfach abgebrochen und meinen Rundgang fortgesetzt. Ab einem gewissen Punkt macht es einfach keinen Sinn, mit solchen Leuten weiter zu diskutieren.
    Man muss natürlich versuchen, Menschen mit einer solchen Meinung von Fakten zu überzeugen. Wenn es jemandem aber nicht mehr darum geht, zu gedenken oder zu lernen – sondern er seine rassistischen Überzeugungen verbreiten will, finde ich es in Ordnung diese Leute von der Gedenkstätte auszuschließen.
    ARCHIV - Das stählerne Eingangstor mit der Inschrift «Arbeit macht frei» im ehemaligen Konzentrationslager in Dachau bei München (Bayern), aufgenommen am 18.04.2008. Das KZ Dachau gehörte zu den ersten von den nationalsozialistischen Machthabern in Deutschland eingerichteten Konzentrationslagern. Dort wurden bereits am 22. März 1933, wenige Wochen nach der Machtergreifung Hitlers, die ersten Häftlinge eingesperrt. Es wurde zum «Modell» für die vielen später errichteten Konzentrationslager. Foto: Peter Kneffel/dpa (zu dpa-Interview: «Historiker Benz: «Gedenken braucht seine Zeit» vom 27.04.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit Foto: Peter Kneffel/dpa
    Nils, 23, arbeitet in der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen. Er erzählt, wie ein junges Mädchen ihn schockierte und warum es ihn nervt, wenn Besucher Fotos in der KZ-Gedenkstätte schießen, er aber trotzdem Verständnis für sie hat.
    Ein Mädchen in einer sehr jungen Schulklasse hat mich mal schockiert. Sie war den ganzen Tag über sehr interessiert und hat super mitgearbeitet. Gegen Ende der Führung sagte sie, dass sie von ihrem Vater fragen soll, wie das mit den Gummi-Dichtungen bei den Gaskammern in Auschwitz gewesen sein soll, weil man keine gefunden habe. Es war also eine relativierende, Holocaust-leugnende Richtung. Die Frage kam aber wirklich nicht von ihr, sondern wurde ihr aufgetragen.
    Was immer wieder passiert, ist, dass Leute hier Fotos machen. Ich denke, für viele und besonders für junge Menschen ist es einfach eine Art des Ausdrucks. Bei Instagram findet man sehr viele Bilder aus Bergen-Belsen. Ich glaube, dass nicht alles in böser Absicht entstanden ist. Aber wenn Besucher von den Fotografierenden gestört werden, nervt es natürlich.
    Es ist etwas völlig Absurdes, dass sich in Konzentrationslagern Schlangen bilden, damit jeder ein Selfie machen kann
    Jeder sollte aus einem Besuch seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich bin der Überzeugung, dass man aus Geschichte lernen kann – wenn man will. Ob man Leute aus der Gedenkstätte ausschließt, hängt immer davon ab, wie diese Person auftritt: Hat sie Symbole dabei? Einschlägige Kleidung? Äußert sie verharmlosende Behauptungen? Stört sie die Führung? Wenn ja, sollte sie ausgeschlossen werden. Es ist also immer eine Einzelfallentscheidung.
    Dass Führungen mit AfD-Mitgliedern abgebrochen werden müssen, ist aber kein Einzelfall: Diese Leute wollen einfach nichts lernen. Und das ist die Grundvoraussetzung.
    Die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, aufgenommen am 20.04.2017 in Bergen-Belsen (Niedersachsen). Am kommenden Sonntag (23.04.2017) wird zum 72. Jahrestag der Lagerbefreiung im Beisein von mehreren KZ-Überlebenden gedacht. (zu dpa «Schau erinnert an politische Häftlinge in Bergen-Belsen» vom 20.04.2017) Foto: Holger Hollemann/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit Foto: Holger Hollemann/dpa
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    Stadt Wien stellt erstmals Foto der einzigen Hochzeit von Auschwitz aus

    Die Stadt Wien stellt erstmals ein Foto der einzigen im Konzentrationslager Auschwitz begangenen Hochzeit aus.
    Hochzeitsfoto des Ehepaars Friemel
    Hochzeitsfoto des Ehepaars Friemel - Wienbibliothek im Rathaus/AFP
    Das Hochzeitsbild des österreichischen Widerstandskämpfers Rudolf Friemel und seiner spanischen Braut Margarita Ferrer Rey vom 18. März 1944 und weitere Dokumente sind nach Angaben der Stadt bis zum 30. September in der Wienbibliothek zu sehen.
    Friemel sei damit beauftragt gewesen, für die Fahrzeuge der SS zu sorgen, erklärt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung. So habe er unter besseren Bedingungen gelebt als andere KZ-Insassen. Unerklärt bleibe aber, warum er das Privileg erhielt, zu heiraten.
    Die Braut, die mit dem gemeinsamen dreijährigen Sohn in Österreich lebte, der Vater und der Bruder Friemels durften für die Zeremonie anreisen. Rudolf Friemel durfte sich die Haare wachsen lassen und einen Anzug tragen. Für die Hochzeitsnacht wurde dem Paar ein Zimmer im Lagerbordell zur Verfügung gestellt.
    Doch nur wenige Monate nach der Eheschliessung endete die Geschichte tragisch: Weil er bei einem Fluchtversuch geholfen hatte, wurde Friemel im Dezember gehängt. Seiner Frau und dem Sohn hinterliess er herzzerreissende Briefe und Gedichte.
    Die Dokumente rund um die Hochzeit, die einen grossen historischen Wert haben, wurden der Stadt Wien von Friemels Enkel Rodolphe überlassen. Er sagte der Nachrichtenagentur AFP, für ihn sei «das Interessanteste», dass es «mitten im Grauen Liebe» gegeben habe.
    https://www.nau.ch/politik/international/


    Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit

    Volker Kaukoreit | 06.01.2003
    Um es gleich zu sagen: An dem hier besprochenen Buch irritiert nicht nur der Titel, der die Vorstellung einer Vermählungsfeier mit dem düsteren, aufgeladenen, allerdings diskursiv auch zerschundenen Wort „Auschwitz“ kombiniert: „Die Hochzeit von Auschwitz“.
    Im nüchternen Gegensatz dazu steht der Untertitel, der auf eine Gattungszuschreibung des Textes verzichtet und offensichtlich die historische Verbürgtheit des Erzählten hervorheben soll: „Eine Begebenheit“. Fast zwangsläufig fällt einem bei dieser Titelkonstellation Goethes vielzitierte Novellen-Definition als einer „sich ereigneten unerhörten Begebenheit“ ein. Doch mit einer Novelle hat der Text rein gar nichts zu tun. Er bedient sich einer moderneren Erwählweise, von der noch die Rede sein wird.
    Bleiben wir zunächst beim Faktischen der „Begebenheit“: Im Mittelpunkt des Geschehens steht der 1907 in einem Wiener Arbeiterbezirk geborene Rudi Friemel. Kind seiner Zeit und seines Milieus ist er ein „Automechaniker, Motorradnarr. Ein überzeugter Sozialist“, der sich aktiv am österreichischen Bürgerkrieg des Februars 1934 beteiligt. 1938 läßt er seine von ihm nicht mehr geliebte Ehefrau und den Sohn Norbert zurück und lernt als Internationaler Brigadier gegen Franco in Spanien Margarita kennen, die die Liebe seines Lebens hätte werden können. Doch das Vorrücken und der Sieg der Falangisten entzweit das Liebespaar, wobei es beide im Nichtwissen über das Schicksal des anderen nach Frankreich verschlägt. Dort finden sie sich tatsächlich wieder und zeugen den Sohn Edi. Aber die politischen Zeitläufte sind weiterhin gnadenlos und trennen das Paar erneut im Juli 1941 bei dem Versuch, in Rudi Friemels Heimat – das mittlerweile annektierte Österreich – zu gelangen. Die deutsche „Geheime Feldpolizei“ im besiegten Frankreich zwingt Margarita, „mit Edi nach Deutschland weiterzufahren“, während Rudi festgenommen wird, in Wien inhaftiert und Ende 1941 als ‚politischer Schutzhäftling‘ nach Auschwitz deportiert wird.
    Dort kommt es im März 1944 zu der eigentlichen und geradezu unglaublichen „Begebenheit“: Die barbarischen Machthaber gestatten, dass Margarita, die 1943 aus Süddeutschland nach Wien gegangen war, für kurze Zeit in das Konzentrationslager einreisen und in einem absurden Zeremoniell ihren Rudi heiraten darf. Zurück in Wien wird sie später erfahren, dass ihr Mann Ende 1944 als ‚Widerständler‘ gegen die Lagerleitung auf dem Appellplatz gehenkt wurde.
    Dass es sich hierbei im Kern um historische Tatsachen handelt, legt eine kurze Nachschrift des Autors nahe, in der als befragte Zeitzeugen unter anderem Édouard und Norbert Friemel angeführt werden. Und wer die dokumentarische Arbeitsweise dieses Autors, seine bevorzugten Themen – etwa aus den erfolgreichen, Ende der 80er Jahre erschienenen Texten „Auroras Anlaß“ und „Abschied von Sidonie“ – kennt, wird ohne Zögern zustimmen, dass sich der 1954 in Oberösterreich geborene, heute in Wien lebende Schriftsteller Erich Hackl auch mit der „Hochzeit von Auschwitz“ treu geblieben ist. Nur diesmal hat er seinen Erzählrahmen deutlich erweitert und greift weit über die bis hierhin referierten Eckdaten hinaus, nämlich zum einen – in bezug auf Rudis Vater – zurück bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts, zum anderen in die Gegenwart des gerade begonnenen 21. Jahrhunderts, gefiltert beispielsweise aus der Sicht des etwa 60jährigen, in Frankreich als Hochschullehrer tätigen Edi Friemel. Auch wird dieser Erzählrahmen weder zeitlich noch perspektivisch linear, sondern in einem Hin und Her diverser Stimmen präsentiert, wobei vor allem Margaritas energische Schwester, Marina, eine auffällig dominierende Rolle einnimmt. Zu Wort kommen, neben einzelnen Personen aus Rudis unmittelbarem Familien- und Freundeskreis weitere Leidens- und Schicksalgefährten, so ein Spanienkämpfer oder in der Schreibstube des KZs arbeitende Häftlinge. Über den „Rädelsführer“ Friemel spricht auch ein politischer Widersacher – der den Austrofaschisten ergebene Exekutivbeamte Mistelbacher, später einer der unzähligen Nazi-Mitläufer. Und hier und da blitzt ein ‚Ich-Erzähler‘ auf, der etwa in einem süddeutschen Stadtarchiv dem Schicksal Margaritas und ihres Sohnes in den Jahren 1941 bis 43 nachspürt.
    Nur mühsam dringt der Leser in dieses Stimmengewirr. Das freilich ist von Autor Hackl so beabsichtigt, denn natürlich weiß er um die Lückenhaftigkeit des Archivs, um die Reusen der Erinnerung vermeintlich authentischer Zeitzeugen und schließlich um einen Allgemeinplatz der literaischen Moderne, nämlich – verkürzt gesagt – die Infragestellung eines jedweden Objektivitätsanspruchs. Der Autor gibt es seinem Leser also nicht billig. Mitunter schlägt er dabei aber deutlich über die Stränge, wenn er beispielsweise den im Hier und Jetzt lebenden Edi Friemel über sich und seine Familie überflüssigerweise sagen läßt [Zitat]: „Wir besitzen ein Haus in Créteil (...) wahrscheinlich besitzen wir auch ein Auto und einen Hund“. Andererseits geradezu ‚unwahrscheinlich‘ wirkt – topographisch gesehen – eine Bahn-Reiseroute, die „von Frankreich aus über Trier, Regensburg, Nürnberg, Würzburg nach Wien“ geführt haben soll. Dass sich ein solcher Zick-Zack-Kurs möglicherweise aus den speziellen Zeitumständen ergab, wäre zu erläutern gewesen, zur Verdeutlichung unsicherer Erinnerung aber hält die betreffende Textstelle den ohnehin strapazierten Leser unnötig auf. Oder handelt es sich hier um eine jener Ungenauigkeiten, die der literarische Chronist Hackl auch schon früher in Kauf nahm, so z.B. in dem thematisch vielfach verwandten „Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick“? In diesem 1999 erschienenen Text wurde die Anzahl der 1927 durch die Polizei erschossenen Demonstranten am sogenannten „Blutigen Freitag“, einem für die 1. Österreichische Republik zentralen, seit Jahrzehnten von Historikern penibel diskutierten Ereignis, ohne ersichtlichen Grund von nicht mehr als 90 auf über 100 Opfer erhöht, man könnte auch sagen, der Griffigkeit halber ‚geglättet‘.
    Nun mögen solche Einwände als randständig und pedantisch erscheinen, doch unberechtigt sind sie in Bezug auf eine sich der faktischen Exaktheit verpflichtende Dokumentarliteratur gewiß nicht. Störend – oder sagen wir wertfreier: gewagt – erscheint im Kontext des dokumentarliterarischen Genres zudem die Tatsache, dass Hackl in der „Hochzeit von Auschwitz“ auch Toten, etwa dem hingerichteten Rudi Friemel, aus dem Jenseits eine Stimme verleiht. Dazu hat der Autor in einem neueren Interview ausgeführt, dass es in der „Literatur immer auch um Verständigung zwischen Lebenden und Toten“ gehe, und er als Literat eine „Trennung zwischen den Lebenden und Toten“ nicht akzeptiere. Das ist in der Tat diskussionswürdig. Diskussionswürdig aber auch, ob Hackl dies ohne Kitsch gelingt, und ob es ihm insgesamt gelingt, den vielseitigen Ausrichtungen und Ansprüchen seines neuesten Textes in toto gerecht zu werden? Die eindeutige Kritiker-Antwort lautet : JEIN, d.h. einerseits: Dieses Buch bietet ein engagiertes Plädoyer gegen das Vergessen, das sich keinem Individuum, keinem Familien- und keinem anderen Kollektivgedächtnis pauschal verordnen läßt. Und dabei bewahrt Hackl auch ausreichende Distanz zur sogenannten – häßliches Wort – „Auschwitz-Keule“. Rein formal zeugt sein Buch von handwerklichem Know-how und künstlerischem Gestaltungswillen, z.B. in der gelungenen Auswahl lakonischer Kapitelüberschriften, die einem jedem Kapitel ein eigenes Spannungsgefüge verleihen: „Das Gewitter“, „Der Beweis“, „Die Stille“, „Neunzig Prozent“, „Die Narbe“, „Das Hemd“ und zum Ausklang „Danach und davor“.
    Andererseits: Zwar nicht oft, aber oft genug wird Hackls vielgelobte Sprachpräzision von rührseligem und pathetischem Ton unterlaufen – gut zu verdeutlichen am Schlußsatz des Buches: „Wer in Auschwitz war, hat den Rest seines Lebens eine Hornhaut auf der Seele“. Angesichts des ohnehin bedrückenden Stoffes ist solch metaphorische Gefühlsduselei überflüssig, wie der Text auch gut und gerne auf so manches Klischee hätte verzichten können – und sei dies nur auf das Attribut „fleißig“ bei der Kennzeichnung einer „kleinen Schwabenstadt“.
    Und zuletzt: So bewegend das Erzählte rund um Margarita und Rudi Friemel auch ist, so wenig erfährt man aus diesem Buch wirklich Neues. Ein weiteres Mal legt Hackl – und das zeichnet ihn fraglos aus – sein Hauptaugenmerk auf das vermeintliche Nebenpersonal der Historie, auf menschliche Einzelschicksale, auf die Hilflosen und die Rebellen, diese wie jene Opfer barbarischer Politik. Doch der Stoff des angebotenen Geschichtsunterrichts ist allseits bekannt, er wird abgespult ohne Widerhaken. Von den Praktiken in KZ-Bordells oder den Schreibstuben, in denen Häftlinge das Treiben der Vernichtungsmaschinerie buchhalterisch mitverwalten mussten, berichtet ja nicht nur Eugen Kogons zuerst 1946 erschienenes Standardwerk „Der SS-Staat“. Umgekehrt bleibt so manches in der bloßen Behauptung oder Andeutung stecken, wenn es beispielsweise heißt, dass die österreichischen NS-„Ausschreitungen, (...) alles, was er in Deutschland gesehen hatte, an Brutalität übertrafen“.
    Wie erklärt sich dieser Verzicht auf eine weitere und gar nicht so landläufige Aufklärung, wie man sie etwa Doron Rabinovicis akribischer Studie „Instanzen der Ohnmacht. Wien 1938-1945“ entnehmen kann? Dem gegenüber werden die menschenverachtenden Komponenten kommunistischer Machtpolitik, etwa die Zwänge eines zentral verordneten Kadergehorsams, zuweilen mit dem schwachen – sinngemäß zusammengefassten – Kommentar „Das war halt damals so“ bagatellisiert. Nein, diesem Text fehlt der doppelte Boden, sowohl was die Provokation literarischer Geschichtsdarstellung, die Problematik ‚poetisierter Faction‘, als auch die Standortbestimmung gegenwärtiger Befindlichkeit betrifft.
    Denn sollte es einen heutigen Leser nicht interessieren, wie die nur marginal eingebrachte dreißigjährige Tochter Edis, die als Sozialarbeiterin im turbulenten Paris lebt, zur Geschichte ihrer Vorfahren steht? Keine Antwort gibt darauf ihr Vater. Auch der weitere Text nicht, der sich letztendlich wieder einmal mit dem Programm einer ‚linken‘ political correctness begnügt, in dem selbstverständlich auch feministische Standpunkte nicht fehlen. Fazit: Ein Buch, das der Rezensent mit seinem klaren „Jein“ dem Leser zur kritischen Lektüre empfiehlt.
    https://www.deutschlandfunk.de/

    Die Hochzeit von Auschwitz: Eine Begebenheit

    Die Geschichte von zweien, die sich lieben, durch die politischen Ereignisse immer wieder getrennt werden und dann diese Liebe endlich legalisieren dürfen – unter den denkbar widrigsten Umständen: Für einen Tag und eine Nacht darf die Spanierin Marga Ferrer das KZ Auschwitz betreten, um mit dem Häftling Rudi Friemel den Bund fürs Leben einzugehen. Ein Buch in Stimmen erzählt, über Hoffnung und Verzweiflung, über die Niederlagen eines halben Jahrhunderts.



    Siehe auch:


    HOLOCAUST-GEDENKTAG
    Holocaust-Gedenktag: Orte, die erinnern und mahnen

    Buchenwald, Dachau oder Sachsenhausen, Holocaust-Mahnmal oder Denkmal für die Sinti und Roma und Homosexuellen - am 27. Januar wird der Holocaust-Gedenktag wieder viele Gäste in deutsche NS-Gedenkstätten ziehen.
    Datum 26.01.2020
    Autorin/Autor Frederike Müller
    Das Holocaust-Mahnmal in Berlins Mitte steht unübersehbar für das Leid der sechs Millionen jüdischen Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In unmittelbarer Nähe, zwischen Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor, befindet sich das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, im Tiergarten das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
    Alljährlich wird am 27. Januar an die Millionen Opfer der NS-Schreckensherrschaft zwischen 1933 und 1945 erinnert. Mit Gedenkkonzerten, Zeitzeugengesprächen und Führungen in den Gedenkstätten. Es ist der Tag, an dem das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten, Auschwitz im damals von Deutschland besetzten Polen, von sowjetischen Truppen befreit wurde.
    Rose am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin
    Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin
    2005 hat die UN-Vollversammlung diesen Tag zum weltweiten Holocaust-Gedenktag erklärt. In Deutschland wird das Datum bereits seit 1996 feierlich begangen.
    Interesse an Mahnorten ungebrochen
    Heute gibt es in Deutschland rund 300 Gedenkstätten, Gedenksteine oder -tafeln an authentischen Orten des Holocausts. Die ehemaligen Konzentrationslager haben 2018 mehr als 2,5 Millionen Gäste besucht. Fast alle Einrichtungen verzeichneten gleichbleibende oder steigende Besucherzahlen.
    Skulptur über der Außenmauer der KZ-Gedenkstätte Dachau
    GEDENKSTÄTTEN DES NS-TERRORS
    KZ Dachau
    Eines der ersten Zwangslager während des Nationalsozialismus wurde in Dachau bei München errichtet. Bereits wenige Wochen nach Hitlers Machtergreifung wurden dort vor allem politische Gegner inhaftiert, von der SS drangsaliert und umgebracht. Dachau diente als Vorbild für die nachfolgenden Konzentrationslager im Herrschaftsgebiet der Nazis.
    Die größten ehemaligen Konzentrationslager in Deutschland sind auch für viele Touristen aus aller Welt ein wichtiges Ziel. Dazu zählt insbesondere Dachau bei München, das 2018 mit 900.000 Besuchern einen Besucherrekord vermeldete. Auch die Gedenkstätte Sachsenhausen nördlich von Berlin verzeichnete einen Zuwachs auf über 700.000 Besucher. Das ehemalige KZ Buchenwald bei Weimar hatte mit 500.000 Besuchern einen so starken Anstieg zu bewältigen, dass die Einrichtung laut einem Sprecher inzwischen an die Grenze ihrer Kapazitäten kommt.
    AfD-Politiker unerwünscht
    Im Vorfeld des Holocaust-Gedenktags 2019 hatte die Gedenkstätte Buchenwald erklärt, dass zur offiziellen Kranzniederlegung Politiker der Thüringer AfD unerwünscht seien. Die Gedenkstätte hatte den Schritt damit begründet, dass sich die Fraktion immer noch nicht von ihrem Rechtsaußen-Politiker Björn Höcke distanziere, der unter anderem das Holocaust-Mahnmal in Berlin als "Denkmal der Schande" bezeichnet hatte.
    Video abspielen2:22 min
    Holocaust-Mahnmal in Berlin mit Besucherrekord
    Schalten Sie auch den TV-Kanal der DW ein: Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz senden wir am 27.1.2020  einen ganzen Tag lang Filme und Dokumentationen zum Thema. Auch die offizielle Gedenkstunde in Auschwitz wird dort live übertragen.  
    https://www.dw.com/de/


    Gedenken

    Herzog und Steinmeier besuchen ehemaliges KZ Bergen-Belsen

    06.09.2022
    Israels Staatspräsident Herzog und Bundespräsident Steinmeier haben an der Gedenkstätte des früheren Konzentrationslagers Bergen-Belsen die Bedeutung der Freundschaft zwischen beiden Ländern betont. Herzog erklärte, Deutschland und Israel müssten gemeinsam die Heimstätte sein für das jüdische Volk.
    Steinmeier nannte die Freundschaft der beiden Länder ein großes Geschenk.
    Beim Rundgang über das Gelände legten beide Politiker an der Gedenkwand für die mehr als 72.000 Toten des Lagers sowie am jüdischen Mahnmal Kränze nieder. Britische Soldaten hatten das Konzentrationslager im April 1945 befreit. Unter den Befreiern war auch Herzogs Vater Chaim.
    Zuvor hatte Herzog an Deutschland appelliert, die Erinnerung an die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus wachzuhalten. Er sagte in seiner Rede vor dem Bundestag, Deutschlands Erfolg beruhe auch auf seiner Verpflichtung der Vergangenheit gegenüber. Zugleich rief er zu einem kompromisslosen Vorgehen gegen Antisemitismus und Rassismus auf. Es sei eine tägliche Verpflichtung, sich hassverbreitenden Stimmen entgegenzustellen – sei es im Internet, auf der Straße oder in politischen Machtzentren.
    Diese Nachricht wurde am 06.09.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
    https://www.deutschlandfunk.de/

    Siehe auch 

    Bergen-Belsen: Kriegsgefangenenlager 1940-1945 - Konzentrationslager 1943-1945 - Displaced Persons Camp 1945-1950. Katalog der Dauerausstellung

    Nach der grundlegenden Neukonzeption der Gedenkstätte Bergen-Belsen liegt jetzt der ausführliche und reich bebilderte Ausstellungskatalog vor. Bergen-Belsen - abgelegen in der Lüneburger Heide, wurde zur Todesstätte für mehr als 70 000 Menschen und zu einem Symbol für die nationalsozialistischen Verbrechen. Drei Lager befanden sich an diesem Ort: 1940 errichtete die Wehrmacht hier am Rande eines Truppenübungsplatzes ein Kriegsgefangenenlager. Ab April 1943 diente es der SS als Konzentrationslager, und war Ziel zahlreicher Todesmärsche in den letzten Kriegsmonaten. Nach der Befreiung am 15. April 1945 und dem Kriegsende wurde in der nahegelegenen vormaligen Wehrmachtskaserne ein Displaced Persons Camp eingerichtet, in dem bis Sommer 1950 ehemalige Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge untergebracht waren. Erstmals werden diese drei Lager in der 2007 eröffneten neuen Dauerausstellung der Gedenkstätte Bergen-Belsen umfassend dokumentiert und dargestellt. Tagebücher, Berichte und Videointerviews vermitteln das Geschehen in Bergen-Belsen aus Sicht der Zeitzeugen anschaulich und vielfältig. Sie werden in diesem Ausstellungskatalog durch zahlreiche, weltweit recherchierte Fotografien, Dokumente und Exponate ergänzt. Eine repräsentative Auswahl dieser Quellen eröffnet zusammen mit allen erläuternden Texten der Ausstellung einen detailreichen Einblick in die Geschichte Bergen-Belsens.

    Gedenken an Opfer des ehemaligen KZ Bergen-Belsen – Kulturstaatsministerin Roth: "Schmerzvolles Erinnern, das uns verpflichtet."

    Pressemitteilung 270
    Sonntag, 4. September 2022
    Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA)
    Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat heute bei einer Gedenkveranstaltung im niedersächsischen Lohheide der Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen gedacht. An der Gedenkfeier nahmen fast 60 Überlebende und Angehörige aus 13 Ländern teil. Am Obelisken sowie am jüdischen Mahnmal legte die Staatsministerin je einen Kranz nieder.
    Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Wie schwer die Last ist, an der die Überlebenden der Hölle von Bergen-Belsen tragen, können wir, die das Grauen dieses Lagers nicht erlebt haben, kaum ermessen. Umso dankbarer sind wir, dass sie uns mit ihrem jährlichen persönlichen Erscheinen und mit ihren schmervollen Zeitzeugenberichten immer wieder die Hand reichen in der Hoffnung, dass wir und künftige Generationen Sorge dafür tragen, dass sich dieses Grauen niemals wiederholt. Deshalb sichern wir ihnen für die Gegenwart und für die Zukunft zu: Dieses Erinnern ist Auftrag und Verpflichtung für uns. Wir werden jeder Art von Antisemitismus und Relativierungsversuchen des einzigartigen Menschheitsverbrechens Holocaust mit Entschiedenheit entgegentreten, wie auch Antiziganismus, Rassismus und jeder Form von Menschenfeindlichkeit.“
    Bergen-Belsen war ab Juni 1940 Kriegsgefangenenlager vor allem für sowjetische Soldaten. Ab April 1943 diente es zusätzlich als Konzentrationslager. Von insgesamt 120.000 Häftlingen aus fast allen Ländern Europas starben in Bergen-Belsen mehr als 52.000 Menschen, mehr als 35.000 allein in den letzten drei Monaten vor der Befreiung am 15. April 1945 durch britische Soldaten. Sie fanden tausende zu Skeletten abgemagerte Menschen und unbestattete Leichen vor.
    Heute ist Bergen-Belsen ein internationaler Gedenkort und eine Bildungs- und Forschungsstätte mit Dauerausstellung, Archiv, Bibliothek und einem breit gefächerten Lern- und Vermittlungsangebot. Mahnmale aus der Nachkriegszeit erinnern an die Opfer, unter ihnen Anne Frank, Jean Améry oder Anita Lasker-Wallfisch.
    Die Gedenkstätte Bergen-Belsen wird seit 2009 institutionell aus dem Etat der Kulturstaatsministerin gefördert, 2022 mit rund 1,4 Millionen Euro. Weitere Mittel stellt das Land Niedersachsen bereit. Träger ist die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.
    https://www.bundesregierung.de/

    Weitere Informationen finden Sie unter: www.bergen-belsen.de

    Wir Kinder von Bergen-Belsen

    Hetty Verolme, 1944 zusammen mit ihren Eltern deportiert, lässt in ihrem Buch eine der bemerkenswertesten, weitgehend unerzählten Geschichten des Holocaust wieder aufleben: den ungewöhnlichen Kampf einer Gruppe von Kindern gegen ihre Vernichtung im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ende des Jahres 1943 werden Hetty Werkendam, ihre beiden Brüder Max und Jackie sowie ihre Eltern bei einer nächtlichen Razzia in Amsterdam aufgegriffen und später ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Zuerst bleibt ihre Familie noch zusammen, doch dann werden ihr Vater und ihre Mutter, zusammen mit anderen Eltern unter den Augen der Kinder auf einen Transport mit unbekanntem Ziel geschickt. Zurück im Lager Bergen-Belsen bleiben etwa vierzig Kinder, zwischen 10 Monate und 16 Jahre alt. Von den anderen als "Ersatzmutter" akzeptiert, organisiert Hetty zusammen mit anderen Kindern und einer polnischen Aufseherin den Überlebenskampf der Gruppe. Ihren Überlebenskampf in Bergen-Belsen notierte die Autorin des erste Mal wenige Tage nach der Befreiung des Lagers auf Wunsch der britischen Armee. Nach und nach entstand dann auf der Grundlage dieser Niederschrift das vorliegende Buch, das im Jahr 2000 zuerst in Australien erschien und ein Jahr später in den Niederlanden. Zurzeit entsteht auf der Grundlage des Buches, das mittlerweile auch in England erschienen ist, ein Drehbuch als Vorlage für eine Verfilmung.


    Siehe auch:


    Israels Staatspräsident Herzog besucht Bergen-Belsen

    Stand: 05.09.2022 21:39 Uhr
    Israels Staatspräsident Isaac Herzog trifft am Dienstag gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Überlebende des Holocausts in Bergen-Belsen.
    von Mandy Sarti
    Isaac Herzog will zudem den Gedenkstein seines Vaters und das Grab von Anne Frank besuchen, dabei wird er von seiner Frau Michal begleitet. Der NDR überträgt die Statements des israelischen Staatspräsidenten und des Bundespräsidenten gegen 13.50 Uhr live.
    Befreiung des KZ Bergen-Belsen
    Die Gedenkstätte im Landkreis Celle gilt weltweit als Mahnmal gegen die Verbrechen der Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus. Mehr als 52.000 Menschen starben in dem Konzentrationslager. Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Lager. Sie fanden Tausende unbestattete Leichen und Zehntausende todkranke Menschen. Zu den Todesopfern gehörte auch das das jüdische Mädchen Anne Frank, dessen Tagebuch weltweit bekannt ist.
    Herzog wollte ursprünglich an der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats von München teilnehmen. Der Streit zwischen den Hinterbliebenen und dem Bund war allerdings zwischenzeitlich eskaliert. Als die Hinterbliebenen ihre Teilnahme absagten, entschied sich auch Herzog dagegen. An seinem Besuch in der Gedenkstätte Bergen-Belsen hat er allerdings festgehalten. Womöglich aus persönlichen Gründen: Er will den von seinem Vaters Chaim Herzog gespendeten Gedenkstein besuchen. Chaim Herzog war von 1983 bis 1993 ebenfalls Staatspräsident von Israel. Als britischer Offizier kam er unmittelbar nach der Befreiung des Konzentrationslagers nach Bergen-Belsen.
    Herzog nimmt auch an Gedenkfeier in München teil
    Nach NDR Informationen nimmt Isaac Herzog am kommenden Montag nun offenbar doch an der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats teil. Die Hinterbliebenen haben ihre Teilnahme inzwischen ebenfalls zugesichert. Nach jahrzehntelangem Streit hatten sie sich am Mittwoch mit dem Bund auf eine Entschädigung geeinigt. Am Dienstagmorgen hält Herzog eine Rede im Deutschen Bundestag.
    https://www.ndr.de/

    Zwischen Menschenhandel und 'Endlösung': Das Konzentrationslager Bergen-Belsen

    Neben Auschwitz wird das Konzentrationslager Bergen-Belsen als Synonym der nationalsozialistischen Lager begriffen. Doch die Entwicklungsgeschichte des 'Aufenthaltslagers Bergen-Belsen' zeigt welche Sonderrolle Bergen-Belsen innerhalb des Konzentrationslager-Systems eingenommen hat. Von einem anfänglichen Sammellager für Austauschzwecke wird Bergen-Belsen zu einer der letzten Stationen innerhalb der nationalsozialistischen 'Endlösung'. Die Geschichte des Lagers und das Schicksal seiner Insassen werden im Buch im Kontext der verschiedenen Austausch- und Freikaufverhandlungen rekonstruiert. Das erklärte Ziel der Nationalsozialisten blieb die Ermordung der Juden. Doch mit der 'Idee' Bergen-Belsen öffnete sich eine kleine Tür aus dem todbringenden Lagersystem. Realität sind etwa 52.000 Tote, deren letzte Leidenszeit nicht beschrieben werden kann, aber durch nüchterne Protokolle und Berichte Überlebender erinnert werden soll.

    Holocaust-Überlebende Irene Butter: "Der Kreis schließt sich"

    Stand: 03.09.2022 11:20 Uhr
    Nach ihrer Flucht aus Bergen-Belsen als "Austauschjüdin" hat sich die Holocaust-Überlebende Irene Butter in den USA ein neues Leben aufgebaut. Nun bereist die 91-Jährige das Land der einstigen Täter. Was treibt sie an?
    Irene Hasenberg Butter hat das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebt. Seit ihrer Flucht lebt sie in Amerika, hält dort Vorträge in Schulen und Gedenkstätten, hat mit "Wir hatten Glück, noch am Leben zu sein. Entkommen aus Bergen-Belsen" ein Buch über ihre Jahre unter dem NS-Regime geschrieben und mit vier Hamburger Schülerinnen einen NDR Podcast über ihre Kindheit und ihre Rettung produziert: "Irene, wie hast du den Holocaust überlebt?". Anfang September kommt die 91- Jährige auf Deutschlandreise und macht unter anderem Station in Bergen-Belsen und im Geburtshaus ihres Vaters. Ein Gespräch über gemischte Gefühle und Stachelbeeren in Elmshorn.
    Irene Butter, warum nehmen Sie diese lange Reise auf sich?
    Irene Butter: In erster Linie komme ich natürlich zu der Gedenkfeier in Bergen-Belsen. Vor zwei Jahren hatte die dortige Gedenkstätte eine Veranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers geplant, zu der ich eingeladen war, und ich wollte unbedingt nach Deutschland kommen.
    Aber dann kam Corona und die Veranstaltung hat nicht stattgefunden. Jetzt holt die Gedenkstätte Bergen-Belsen das nach. Und bei dieser Gelegenheit kann ich auch die vier Schülerinnen persönlich treffen, mit denen ich den Podcast gemacht habe. Wir haben uns 22 Stunden lang über Zoom gesehen, in denen ich den Mädchen mein ganzes Leben erzählt habe. Wir sind uns also sehr nahe gekommen, aber wir haben uns nie leibhaftig getroffen. Und dann möchte ich natürlich auch noch mal zum jüdischen Friedhof in Laupheim, um das Grab meines Vaters zu besuchen.
    Wie oft waren Sie schon in Bergen-Belsen?
    Butter: Ich war schon zwei Mal mit meiner Familie dort. Und jedes Mal war es eine wirklich wichtige Erfahrung für mich - wegen des Schreckens, den ich dort erlebt habe, des schlimmsten Schreckens in meinem Leben. In der Lage zu sein, dort als Überlebende zu stehen, während Tausende und Millionen von Juden starben ... Es ist ein Ort, ein Raum, der in meinem Leben eine wichtige Rolle spielt. Verbunden mit Traurigkeit und mit der Freude des Überlebens.
    Das heißt, Sie gehen mit gemischten Gefühlen dorthin?
    Butter: Ja, so kann man das sagen. Auf der einen Seite ist da die Trauer über all die Menschen, die dort gestorben sind. Aber da ist auch ein Gefühl des Triumphs: dass trotz der Absicht der Nazis, uns alle zu töten, einige von uns 78 Jahre später immer noch hier sind und unsere Kinder und Enkel mitbringen können, um diesen Ort und das, was dort passiert ist, zu erleben.
    In Elmshorn wollen Sie außerdem das Geburtshaus Ihres Vaters besuchen. Waren Sie schon einmal dort?
    Butter: Ich war als Kind in Elmshorn und ich erinnere mich, dass ich als sehr kleines Kind meine Großeltern väterlicherseits vielleicht ein paar Mal besucht habe. Aber ich war noch sehr klein. Ich erinnere mich an ihren Garten, dass sie Stachelbeersträucher hatten, und ich habe die Stachelbeeren gepflückt. Das waren so wunderbare, friedliche Tage, die ich nie vergessen werde.
    Ihre Großeltern mütterlicherseits, Julius und Pauline Mayer, mit denen sie in Berlin aufgewachsen sind, wurden 1942 in Theresienstadt ermordet. Was passierte mit Ihren Großeltern Henny und Julius Hasenberg?
    Die Eltern meines Vaters starben kurz nach Hitlers Machtübernahme. Mein Vater wuchs aber in einer großen Familie auf. Er hatte sieben Geschwister und ich kannte sie alle irgendwann einmal. Ich habe nie verstanden, warum mein Vater der einzige von ihnen war, der den Holocaust nicht überlebt hat. Alle anderen haben es geschafft, und das ist irgendwie erstaunlich.
    Wie haben die Geschwister Ihres Vaters überlebt?
    Butter: Eine Schwester war im Konzentrationslager Theresienstadt - aber sie hat das irgendwie überlebt. Die anderen haben Deutschland rechtzeitig verlassen, sie waren dann überall. Sie lebten in Chile, in Kalifornien, Belgien, England. Ein anderer Bruder ist auch in Deutschland geblieben - und hat es irgendwie geschafft, nicht ins KZ zu kommen.
    Wie ist dem Bruder das gelungen?
    Butter: Ich glaube, er hat eine deutsche Christin geheiratet. Ich habe ihn nach dem Zweiten Weltkrieg nie wieder gesehen, aber ich weiß, dass er ihn überlebt hat.
    Sie selbst waren zwischenzeitlich in den Niederlanden.
    Butter: Mein Vater hatte die Wahl zwischen einer Stelle in Amsterdam bei American Express und Curaçao. Er hat sich für die Niederlande entschieden, weil er näher bei der Familie sein wollte, bei meinen Großeltern, die nicht mit uns aus Deutschland kommen konnten. Und dann hat er uns nachgeholt. So landeten wir in Amsterdam. Jeder träumte in der Zeit seinen eigenen Traum: dass der Krieg bald vorbei ist und wir zurück nach Deutschland gehen.
    Aber am Ende hatten Sie in all dem Unglück ja auch viel Glück?
    Butter: Auf jeden Fall. Ich bin sehr dankbar, dass ich überlebt habe, dass ich in die Vereinigten Staaten gekommen bin. Ich habe so viele Chancen bekommen. Wir waren sehr arm, wir hatten nichts, als wir nach Amerika kamen, und doch war ich in der Lage, eine Ausbildung zu machen. Ich wurde in der amerikanischen Gesellschaft akzeptiert und hatte ein sehr reiches Leben, auch was das Familienleben betrifft. Ich habe jetzt drei Enkel und drei Urenkel und eine wunderbare Familie, hatte aber auch eine befriedigende Karriere, einen wunderbaren Ehemann. Ich bin also auf jeden Fall dankbar für mein Überleben.
    Haben Sie sich auf Ihre Deutschlandreise irgendwie vorbereitet?
    Butter: Na ja, ich habe versucht, wieder ein bisschen Deutsch zu üben, weil ich ja nicht nur im Hamburger Zeise-Theater vor Schülerinnen und Schülern sprechen werde, sondern meine Geschichte auch in der Talkshow DAS! am 3. September im NDR Fernsehen erzählen werde. Außerdem möchte ich mit meinen Freundinnen und Freunden in Laupheim Deutsch sprechen. Ich fahre übrigens im Zug dorthin, und zwar ungefähr auf derselben Strecke, auf der ich auch 1945 in die Schweiz gefahren bin - in die Freiheit.
    Wie ist es für Sie jetzt, Deutsch zu sprechen? Sie haben mal erzählt, dass Sie die Sprache nach dem Krieg jahrzehntelang nicht mehr ertragen konnten.
    Butter: Mir ist klar geworden, wie wichtig die Sprache als Identifikationssymbol für ein Land oder eine Kultur oder ein Volk ist. Und durch meine Besuche in der Vergangenheit habe ich mich immer wohler damit gefühlt und genieße es heute sogar, einige Dinge auf Deutsch zu lesen. Es hat mein Leben bereichert. Irgendwie schließt sich hier ein Kreis.
    Das Gespräch führte Caroline Schmidt.
    Über die Deutschlandreise von Irene Butter berichtet der NDR zwischen dem 3. und 7. September ausführlich in Hörfunk, Fernsehen, in den Sozialen Medien und unter NDR.de/Geschichte.
    https://www.ndr.de/

    Siehe auch:


    Das ist der Mann, der die Stolpersteine macht

    Michael Friedrichs-Friedländer stellt in seiner Werkstatt in Berlin-Französisch Buchholz die Stolpersteine her.
    Die Stolpersteine für die Opfer der NS-Zeit stammen aus einer kleinen Berliner Werkstatt. Michael Friedrichs-Friedlaender schlägt Namen und Schicksale per Hand in das Messingblech – Buchstaben für Buchstaben. Es ist auch ein Kampf gegen das Bagatellisieren der Geschichte.
    27.01.2019, 11:59 Uhr
    Berlin. Der dicke Brief aus Köln im DIN-A4-Format kommt wie immer am Monatsende. Michael Friedrichs-Friedlaender trägt ihn in seine Werkstatt und legt ihn auf seinen Pausentisch. Dann greift er sich seinen Tabak, ein Blättchen Papier, dreht sich eine Zigarette und zündet sie an. Vorsichtig öffnet er den Briefumschlag.
    Darin stecken sie, viele, viele Seiten Papier. Darauf stehen Familiennamen wie Friedmann, Brune, Luicke, Stoffel, Brauckmann, Cohn, Wassermann oder Menne. Hunderte Namen. Und Orte: Theresienstadt, Heilanstalt Weilmünster, Majdanek, Heilanstalt Hadamar, Auschwitz, Minsk, Mauthausen, Belcek, Sachsenhausen. Und Schicksale: Deportiert, gefoltert, Zwangsarbeit, Flucht in den Tod, überlebt, ermordet.
    Friedrichs-Friedlaender nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, dann drückt er sie im Aschenbecher aus. Die Seiten lässt er vorsichtig wieder in den Umschlag gleiten und legt ihn unter einen anderen auf der Werkbank. Der ist – bis auf ein paar Blätter – nahezu leer. Friedrichs-Friedlaender hat sein Pensum für diesen Monat fast erfüllt.
    Die Spur der Stolpersteine
    Ein Stolperstein im Projekt von Gunter Demnig kostet den Auftraggeber 120 Euro (aktueller Preis 2019). Davon werden das Material, alle neun Mitarbeiter und der Versand bezahlt.Michael Friedrichs-Friedlaender hat für die Fertigung der Stolpersteine völlig auf seine eigenen kreativen Ideen verzichtet. "Das ist meine Lebensaufgabe", sagt er.
    11 Bilder
    © Quelle: Jacqueline Schulz
    Erster Stolperstein wurde 1992 verlegt
    Am Nordost-Rand Berlins, in Französisch Buchholz, fertigt der Metallkünstler die Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Die in Gehwegen vor den letzten frei gewählten Wohnadressen der NS-Opfer eingelassenen Betonwürfel mit der Kantenlänge von knapp zehn Zentimetern und der markanten Messingkappe sind das – inzwischen urheberrechtlich geschützte – Projekt des Kölner Installationskünstlers Gunter Demnig.
    Der heute 71-Jährige hatte am 16. Dezember 1992 seinen ersten Stolperstein vor dem Rathaus seiner Heimatstadt verlegt. Es war der 50. Jahrestag des Himmler-Befehls zur Deportation der Sinti und Roma in Vernichtungslager.
    Zunächst verfolgte Demnig nur theoretisch den Plan mit den Stolpersteinen, schließlich gab es europaweit 15 bis 20 Millionen Opfer der Nazis. Doch die Idee, einen kleinen Stein in den Boden einzulassen, über den die Menschen sich beugen, vor dem sie sich verbeugen oder verneigen müssen, wenn sie lesen wollen, fanden viele Unterstützer überzeugend.
    Heute liegen die Steine in mehr als 1200 deutschen Städten und Gemeinden sowie in 24 europäischen Ländern. Sie machen keinen Unterschied zwischen den Opfern. Sie erinnern an Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, Kommunisten, Widerstandskämpfer, Euthanasie-Opfer oder Zeugen Jehovas.
    Weltweit größtes Mahnmal für NS-Opfer
    Demnig selbst hat mehr als 70 000 Steine verlegt. Dafür ist der Mann mit dem markanten Hut auf dem Kopf stets unterwegs. "Ich werde die Steine noch im Rollator mit dem Hammer verlegen", sagt er. Aber alle Bitten und Aufträge allein zu erfüllen, das schafft Demnig schon lange nicht mehr. Friedrichs-Friedlaender stellt die Steine her, Demnig verlegt sie. Seine Idee ist zum weltweit größten, täglich wachsenden Mahnmal für die Opfer des Holocaust geworden.
    Der Kölner Künstler Gunter Demnig im August letzten Jahres in Chemnitz.
    © Quelle: Andreas Seidel/ZB/dpa
    Nicht alle finden das gut. Immer wieder werden Steine herausgerissen, besudelt oder gestohlen – aus Übermut oder auch aus politischen Gründen. Darauf weist Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, unermüdlich hin. Die Opfer, beklagt Knobloch, würden ein zweites Mal entwürdigt, wenn man sie sprichwörtlich mit Füßen treten könne.
    Intensive Auseinandersetzung mit NS-Zeit
    Josef Schuster sieht die Steine positiv. Der Präsident des Zentralrats der Juden beobachtet gern Passanten vor dem "Kaufhof" seiner Heimatstadt Würzburg, wenn sie abrupt vor Stolpersteinen halten, die an die früheren jüdischen Kaufhausbesitzer Ruschkewitz erinnern. Schuster findet, dass Demnig es den Menschen nicht einfach mache. "Wer einen Stolperstein verlegen lassen möchte, wird Pate dieses Steins und muss selbst nachforschen: Wer wohnte in meinem Haus? Wohin wurden die Menschen verschleppt? Wie wurden sie ermordet? Gibt es noch Angehörige?"
    Durch diese Recherchen, ist Schuster überzeugt, fände eine Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit statt, wie sie intensiver kaum vorstellbar sei. „Auch für Schulklassen ist das eine hervorragende Möglichkeit, um sich sehr anschaulich mit der Geschichte zu befassen. Jeder einzelne Stein offenbart ein Schicksal.“
    Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland: „Jeder Stein ein Schicksal.“
    © Quelle: Peter Kneffel/dpa
    Zwischenzeitlich gab es auch Stimmen, die Demnig ein „Millionen-Geschäft“ mit den Millionen NS-Opfern unterstellten. Ein Stein kostet den Auftraggeber 120 Euro. Davon werden Material, Werkzeug, Versand, Organisation und insgesamt acht Mitarbeiter des Projekts bezahlt. „Reibach macht hier niemand“, brummt Friedrichs-Friedlaender und klopft ein Blech gerade. Knapp die Hälfte des Geldes lande bei ihm und seinen beiden Mitarbeitern.
    „Es müssen mehr widersprechen“
    In dem 68-Jährigen hat Demnig vor knapp 14 Jahren einen Bruder im Geiste gefunden. Der Berliner gab seine künstlerischen Ambitionen völlig auf, um von Sonntag bis Freitag die Steine zu fertigen. Seine Werke verstauben unter den Werkbänken. "Manchmal tut's noch weh", bekennt Friedrichs-Friedlaender. "Aber ich habe mich nun einmal entschieden – die Stolpersteine sind meine Lebensaufgabe."
    Michael Friedrichs-Friedlaender: „Wenn ein Herr Gauland die NS-Zeit als Fliegenschiss bezeichnet, müssen mehr widersprechen.“
    © Quelle: Jacqueline Schulz
    Für ihn ist es auch ein Kampf gegen Hass, Lüge und Hetze, die sich erneut in der Welt breit zumachen drohen, sagt er. „Wenn ein Herr Gauland die NS-Zeit als Fliegenschiss bezeichnet, müssen mehr widersprechen.“ Er tritt an die Werkbank, setzt sich Hörschutz und Brille auf. Hinter dem eingespannten Messingblech steht ein Pult mit den in zwei Fächern verteilten Buchstaben-Eisen und einem wie im Notenständer befestigten Zettel aus dem dicken Briefumschlag von Demnig. Darauf steht der Text, den Friedrichs-Friedlaender nun auf den Stolperstein übertragen wird.
    Er beginnt mit HIER WOHNTE, dann folgt der Name, der Jahrgang, das Jahr der Deportation oder der Flucht, der letzte Aufenthaltsort, das Ende. Wenige Zeilen nur, die kein ganzes Leben beschreiben können, dafür jedoch die Willkür, die diesen Menschen angetan wurde.
    Durch die Mitte des Textes verläuft ein vertikaler Strich, der sich auch auf dem Messingblech im Schraubstock wiederfindet. Friedrichs-Friedlaender greift mit der linken Hand einen Metallstempel, setzt den Buchstaben H an und schlägt ihn als ersten des Namens mit dem Hammer in seiner Rechten ein. Peng. Dann greift er den nächsten Stift, ein C. Ein Schlag, peng! Dann ein I. Und so geht es weiter. Er „schreibt“ von der Mitte des Blechs nach links außen, anschließend nach rechts. Am Ende steht der Name mittig auf dem Blech, HEINRICH BRUNE – so wie der ganze Textblock, der einen Teil seiner Geschichte erzählt:
    JG. 1903
    IM WIDERSTAND / KPD
    „SCHUTZHAFT“ 1933
    BERGKAMEN-SCHÖNHAUSEN
    1933 BÖRGERMOOR
    MISSHANDELT
    ENTLASSEN / ARBEITSUNFÄHIG
    „Schutzhaft“, knurrt Friedrichs-Friedlaender. „Unbeschreiblich, was sie den Leuten angetan haben. Grauenhaft.“
    Das geschlagene Messingblech für den Widerstandskämpfer Heinrich Brune.
    Das geschlagene Messingblech für den Widerstandskämpfer Heinrich Brune.
    © Quelle: Jacqueline Schulz
    Seit 50 Jahren liest der geborene Münchener alles über den Nationalsozialismus und wie er entstehen konnte, die Lager, die Opfer, die Prozesse. „Mit 17 haben wir Fragen gestellt und keine Antworten bekommen. Von Lehrern nicht, von Eltern nicht. Das ging auch den Kindern der Überlebenden so. Wir sind die Generation der unbeantworteten Fragen.“
    Jeden Monat 500 Stolpersteine
    Das Metallblech kantet der Künstler nun links und rechts des Textblocks ab, schneidet daraus Schwalbenschwänze, die später als Anker im Beton dienen, dann rundet er die Ecken. Sind 28 Bleche zusammen, kommen sie in die beiden jeweils 14 Würfel fassenden Formen und werden mit Beton ausgegossen. Nach einer Nacht ist er ausgehärtet, die Steine werden Korrektur gelesen und poliert. Im Monat entstehen so aus zehn Quadratmetern Messingblech und einer Tonne Beton an die 500 Stolpersteine.
    Wenn der Mann in Jeans und schwarzem T-Shirt mit Metallstift und Hammer auch gegen das eigene Grauen anarbeitet, stößt er bis an seine Grenzen. Zum Beispiel als er Steine vor einem ehemaligen Hamburger Waisenhaus herstellte. 34 für Kinder, drei für Erzieher. Alle auf einmal weg. „Hinterher war ich fertig“, erzählt er und bekommt feuchte Augen. „Anstrengend sind nicht die Hammerschläge, sondern die Schicksale. Da laufen im Kopf Filme ab – und die sind nicht schön.“
    Macht diese Arbeit schwermütig? „Nein, mich nicht“, sagt er und legt den Hammer beiseite. „Nach Feierabend gehe ich noch zwei Stunden spazieren oder ich erledige den Einkauf.“ Er bringe nichts aus der Werkstatt mit ins Haus zu Frau und 14-jähriger Tochter. „Man darf sich nicht bedauern. Wir sind nicht dafür verantwortlich, was die Nazis angerichtet haben. Aber wir tragen dafür Verantwortung, was wir aus der Geschichte machen. Ich nehme sie wahr, indem ich an die Menschen erinnere, denen Unrecht angetan wurde.“
    Friedrichs-Friedlaender, der sich bewusst im Hintergrund des Demnig-Projekts hält, bekommt manchmal Werkstattbesuch von Schulklassen oder Nachkommen der Menschen, deren Namen er in das Metall schlägt. „Eine Frau Friedlaender kam extra aus Israel hier zu mir, um zu erfahren, ob wir verwandt sind. Waren wir nicht, gut verstanden haben wir uns jedoch.“
    In solchen Momenten tankt ein Mann wie Friedrichs-Friedlaender auf. Viel Zeit nimmt er sich dafür jedoch nicht, er greift wieder zum Hammer. „Ich muss fertig werden, egal wie lange ich brauche“, sagt er. Wenn die Angehörigen von überall her anreisten, müssen die Steine an Ort und Stelle sein.
    https://www.rnd.de/


    Hölle von Bergen-Belsen: Überlebende gedenken Holocaust-Opfern

    „Das Grauen bleibt“, sagte Claudia Roth (Grüne) vor ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Die Kulturstaatsministerin dankte den Überlebenden für ihre Ausdauer und ihren Mut. Dies sei eine Verpflichtung für nachfolgende Generationen.
    Holocaust-Überlebende und ihre Angehörige aus 16 Ländern haben sich in Bergen-Belsen zu einer Gedenkveranstaltung getroffen. Sie legten Blumen nieder in Erinnerung an die mehr als 52.000 Menschen, die in dem Lager in der Lüneburger Heide starben.
    Roth: „Endstation der deutschen Vernichtungsmaschinerie“
    „Wie schwer die Last ist, an der die Überlebenden der Hölle von Bergen-Belsen tragen, können wir, die das Grauen dieses Lagers nicht erlebt haben, kaum ermessen“, sagte Claudia Roth am Sonntag. „Bergen-Belsen war die Endstation der deutschen Vernichtungsmaschinerie.“
    Menschen hätten diese Verbrechen begangen, keine Bestien. Als die Briten das Lager am 15. April 1945 befreiten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. „Überall lagen Leichen“, sagte Esther-Alice Weiszfeiler kurz vor Beginn der Veranstaltung. Die heute 89-Jährige erlebte die Befreiung als Elfjährige.
    Bergen-Belsen: Misshandlungen und Tod
    Wie die Menschen im Lager vom KZ-Personal misshandelt wurden, könne sie nicht vergessen, sagte Weiszfeiler, die in Mähren geboren wurde und heute in Israel lebt. Sie hätten in den Baracken auf den nacktem Boden liegen müssen – ihre kranke Mutter sei am Tag der Befreiung nicht mehr bei Bewusstsein gewesen.
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    Die Briten hätten dann sofort ein Spital eingerichtet. Esther-Alice Weiszfeilers Mutter starb kurz nach der Befreiung. Bis heute sei es für sie ein Trost, dass ihre Mutter in einem richtigen Bett mit einem weißen Laken gestorben sei, erzählte die zierliche 89-Jährige, die von ihrem Sohn begleitet wurde.
    Anne Frank starb im KZ Bergen-Belsen
    Knapp 60 ehemalige Insassen kamen zusammen, sie trauerten um von den Nazis ermordete Verwandte. Bergen-Belsen ist nicht nur Gedenkstätte, sondern auch ein großer Friedhof.
    Tausende sind hier in Massengräbern bestattet, darunter die 15-jährige Anne Frank, die nach ihrem Tod mit ihren Tagebüchern weltbekannt wurde. Für die Überlebenden war es nach Angaben der Gedenkstätte ein besonderes Anliegen, sich nach der langen Corona-Pause wieder persönlich zu treffen.
    Bergen-Belsen war „Gefrierpunkt der Menschheitsgeschichte“
    Claudia Roth dankte den Überlebenden für ihre Ausdauer und ihren Mut, immer wieder Zeugnis von den nationalsozialistischen Verbrechen abzulegen. „Ihre Zeitzeugenschaft ist unser Antrieb“, sagte die Ministerin. „Dieses Erinnern ist Auftrag und Verpflichtung für uns.“
    Es gehe darum, gemeinsam gegen Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus in jeder Art aufzustehen. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow, sagte: „Belsen war der Schlusspunkt der Shoa, der absolute Gefrierpunkt der Menschheitsgeschichte.“
    Sechs Millionen Juden ermordet
    Sechs Millionen Juden, Hunderttausende Sinti und Roma sowie Millionen anderer Menschen seien im Nationalsozialismus ermordet worden. Dainow kritisierte, dass der Antisemitismus heute in Deutschland oft verharmlost oder heruntergespielt werde.
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    „Wir bilden uns den Antisemitismus nicht ein. Er ist echt. Wir sehen ihn Tag für Tag», sagte er.  Am Dienstag (6. September) wird Israels Staatspräsident Izchak Herzog gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gedenkstätte in der Nähe von Celle besuchen. Herzogs Vater war als Offizier der britischen Armee an der Lagerbefreiung beteiligt. (dpa/mp)
    https://www.mopo.de/

    HOLOCAUST
    Auschwitz: Texte von unvorstellbarem Leid

    Ein griechisch-jüdischer Häftling vergrub seine geheimen Aufzeichnungen in der Erde auf dem KZ-Gelände. Jetzt wurde der kaum leserliche Text rekonstruiert.
    Datum 11.10.2017
    Autorin/Autor Dagmar Breitenbach (ch)
    "Wir alle hier erleiden Dinge, die sich der menschliche Verstand nicht vorstellen kann", schreibt Marcel Nadjari Ende 1944. Er steckt seine geheimen Aufzeichnungen in eine Thermosflasche, wickelt sie in eine Ledertasche und vergräbt das Ganze in der Erde in der Nähe des Krematoriums III. Nadjari war mit anderen Gefangenen im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau dem sogenannten Sonderkommando zugeteilt, das Hilfsarbeiten verrichten musste. "Unterhalb des Gartens gibt es zwei große, endlose Kellerräume", schreibt Nadjari weiter. "Der eine dient uns zum Auskleiden und der andere als Todeskammer, wo die Leute nackt hineingehen, und nachdem er mit etwa 3000 Personen gefüllt ist, wird er verschlossen und sie vergasen sie."
    Der griechische Häftling beschreibt, wie die Gefangenen, "eine wahre Sardinendose von Menschen", zusammengepfercht wurden, und wie die Deutschen sie mit Peitschen enger aneinander trieben, bevor sie die Türen verriegelten und das Gas einließen. "Nach einer halben Stunde öffneten wir die Türen, und unsere Arbeit begann", schreibt Nadjari. Sie mussten die Leichen zu einem Aufzug tragen, der sie zu den Verbrennungsöfen brachte, wo "ein Mensch nur etwa 650 Gramm Asche ergab".
    Als Nadjaris Notizen gefunden wurden, waren sie in sehr schlechtem Zustand. Nach der Restaurierung sind sie nun fast vollständig leserlich. Ihre Seltenheit und historische Bedeutung macht sie zu etwas ganz Besonderem, sagt der aus Russland stammende Historiker Pavel Polian.
    Nadjaris Aufzeichnungen, die in diesem Monat erstmalig auf deutsch im aktuellen Vierteljahresheft des Instituts für Zeitgeschichte erscheinen, sind eines von insgesamt neun verschiedenen Dokumenten, die bei Ausgrabungen in Auschwitz gefunden wurden, sagt Polian der Deutschen Welle. Fünf verschiedene Mitglieder des Sonderkommandos hätten die Texte geschrieben, Polian nennt sie "die zentralsten Dokumente des Holocaust".
    KZ-Auschwitz Aufzeichnungen eines Häftlings
    Heute ist von den Aufzeichnungen fast alles wieder lesbar
    Wiederherstellung der Texte
    Polian hat zehn Jahre lang zu den Texten geforscht und seine Ergebnisse unter dem Titel "Schriftrollen aus der Asche" veröffentlicht. Solche vergrabenen Aufzeichnungen habe man nur in Auschwitz gefunden, "die meisten im Februar oder März 1945 nach der Befreiung" des KZs. Nadjaris Aufzeichnungen seien der letzte Fund gewesen, sagt Polian. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass in der Erde noch andere Schriften von Mitgliedern des Sonderkommandos vergraben seien.
    Von den fast 2000 Auschwitz-Häftlingen, die als Hilfskräfte des Sonderkommandos die vielen tausend Leichen beseitigen mussten, überlebten etwa 100 das Vernichtungslager. Von den fünf Häftlingen wiederum, die solche Botschaften schrieben und vergruben, überlebte nur Nadjari.
    1980 entdeckte ein Student bei Ausgrabungsarbeiten in einem Wald nahe den Ruinen des Krematoriums III von Auschwitz-Birkenau die in der Thermosflasche versteckten Notizen. Im Gegensatz zu den Aufzeichnungen der anderen Häftlinge, die meist auf jiddisch geschrieben waren, waren wegen Feuchtigkeit nur zehn bis fünfzehn Prozent des auf griechisch verfassten Textes von Najdari noch lesbar, so Polian. Das Dokument wurde zur Auschwitz-Gedenkstätte gebracht.
    2013 gelang es einem jungen russischen IT-Spezialisten nach monatelanger Arbeit, einen Großteil der Handschrift durch Multispektralanalyse wieder leserlich zu machen. "Wir können jetzt 85 bis 90 Prozent wieder lesen", sagt Polian, der das Projekt angestoßen hat. Eine englische Übersetzung ist in Arbeit und soll im November erscheinen.
    Griechenland Die Jüdische Gemeinde Thessaloniki
    Bahnfahrkarte Thessaloniki-Auschwitz
    Das Unvorstellbare überleben
    Der griechische Kaufmann Marcel Nadjari wurde 1917 in Thessaloniki geboren. Im April 1944 wurde er nach Auschwitz gebracht und dort dem Sonderkommando zugeteilt.
    "Wenn ihr lest, welche Arbeit ich erledigt habe, werdet ihr sagen: Wie konnte ich oder irgendjemand anderes diese Arbeit machen und ihre Glaubensbrüder verbrennen?", fragt er. "Auch ich habe mir das anfangs gesagt, viele Male habe ich daran gedacht."
    Nach dem Krieg kehrte Najdari zunächst nach Griechenland zurück. 1951 wanderte er zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn in die USA aus, wo er als Schneider arbeitete. Er starb 1971, 54-jährig, in New York.
    Nadjari hat in Griechenland zwar Erinnerungen geschrieben; der Auschwitz-Überlebende scheint aber merkwürdigerweise niemandem von seinen im KZ vergrabenen Aufzeichnungen erzählt zu haben.
    Aus Verzweiflung war er mehr als einmal nahe daran, mit den Todgeweihten in die Gaskammer zu gehen. Doch der Gedanke an Rache hielt ihn jedesmal zurück. Er sei der einzige der fünf Sonderkommando-Autoren gewesen, der offen über Rache geschrieben habe, sagt Polian. "Ich bin nicht traurig, dass ich sterben werde", schreibt Nadjari, "wohl aber, dass ich mich nicht werde rächen können, wie ich es will".
    https://www.dw.com/


    Münch fordert mehr Busse zur Gedenkstätte Sachsenhausen

    Dienstag, 21.02.2017, 17:23
    Seit Jahren streitet sich die Gedenkstätten-Stiftung mit der Verkehrsgesellschaft Oberhavel, weil Tausende Besucher wegen überfüllter Busse zu Fuß laufen müssen. Jetzt schaltet sich Ministerin Münch ein - sie fürchtet um das Ansehen im Ausland.
    Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) hat sich in den Streit um die Busverbindungen zur Gedenkstätte Sachsenhausen eingeschaltet und den Einsatz von mehr Fahrzeugen gefordert. „Die Gedenkstätte Sachsenhausen ist nicht nur eine der wichtigsten und größten KZ-Gedenkstätten in Deutschland - sie lockt mit ihrer herausragenden Aufklärungs- und Gedenkarbeit jedes Jahr rund 700 000 Besucher an, darunter viele aus dem Ausland“, betonte die Ministerin. „Ihnen ist es nicht zu vermitteln, warum eine bessere Anbindung dieses international bekannten Gedenkortes nicht möglich sein soll.“ Die Verantwortlichen im Landkreis müssten sich nun an einer konstruktiven Lösung beteiligen, forderte die Ministerin am Dienstag.
    Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, fordert vom Landkreis schon seit Jahren zusätzliche Busse auf der Linie 804 vom Bahnhof zur Gedenkstätte. Die Busse fahren an Werktagen nur jede Stunde und an den Wochenenden nur alle zwei Stunden. Daher müssten Tausende Besucher wegen fehlender oder überfüllter Busse den knapp drei Kilometer langen Marsch zur Gedenkstätte zu Fuß bewältigen, klagt Morsch.
    Der Geschäftsführer der Oberhavel Verkehrsgesellschaft, Klaus-Peter Fischer, hatte dagegen am Montag dem Kreistag erneut erklärt, dass auf der Linie keine zusätzlichen Busse notwendig seien. Dies habe eine Fahrgastzählung im Januar ergeben.
    Morsch warf der Verkehrsgesellschaft daraufhin „Irreführung der Öffentlichkeit“ vor. Die vielen Besucher, die den Weg zur Gedenkstätte wegen fehlender und überfüllter Busse zu Fuß zurücklegten, würden bei der Zählung gar nicht erfasst, argumentierte er. „Jeder Oranienburger, der täglich die langen Kolonnen von Besuchern aus aller Welt vor seiner Haustür vorbei defilieren sieht, kann nur mit Kopfschütteln auf die Ignoranz gegenüber der vor aller Augen sichtbaren Realitäten reagieren.“ Auf der Strecke blieben auch viele Oranienburger, die unter den überfüllten Bussen litten.
    https://www.focus.de/


    ERINNERUNGSKULTUR
    Gedenkstätten des NS-Terrors

    Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit. Seit 1996 ist der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkstätten in Deutschland erinnern an die Opfer von Krieg und Verfolgung.
    Datum 17.01.2017
    Autorin/Autor Ille Simon
    https://www.dw.com/



    3. YouTube-Videos zu Aktuellem über Nazi-Konzentrationslager und NS-Gedenkstätten


    Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen – Bestrafen auf den letzten Drücker?

    Bucerius Law School – Lecture digital
    "Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen – Bestrafen auf den letzten Drücker?" Um diese Frage ging es auf der erste Präsenzveranstaltung der DIJV in diesem Jahr am 30. Juni 2021, die  in Kooperation mit dem Verband Jüdischer Studierender Nord e.V. und dem Studium Generale der Bucerius Law School Hamburg stattgefunden hat.
    Ein besonderer Dank gilt dabei dem Verband Jüdischer Studierender Nord e.V. und der Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung, die die Veranstaltung gemeinsam organisiert und nicht nur der Hochschulgemeinde einen Einblick in die Diskussion ermöglicht haben:
    Der Verband Jüdischer Studierender Nord e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, mit regionalen und überregionalen Veranstaltungen dafür zu sorgen, dass Studierende Anschluss ans jüdische Leben und Denken finden und sich mit anderen Gleichgesinnten austauschen können. Weitere Informationen zur Arbeit des VJS Nord: https://vjsnord.de
    Die Deutsch-Israelische Juristenvereinigung möchte den Dialog zwischen deutschen und israelischen Juristen fördern, die Beziehungen beider Länder stärken, das Verständnis für beide Rechtssysteme entwickeln und sich verstärkt für eine Auseinandersetzung mit der Justiz des Nationalsozialismus einsetzen. Weitere Informationen zur Arbeit der DIJV: https://www.dijv.de

    75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz wurde im Juli 2020 der 93 Jahre alte Bruno D. wegen Beihilfe zum Mord in 5230 Fällen vom Landgericht Hamburg zu einer zweijährigen Jugendstrafe zur Bewährung verurteilt. D., zur Tatzeit 17 Jahre alt, war von August 1944 bis April 1945 als SS-Wachmann im Konzentrationslager Stutthof eingesetzt. Auch wenn man das Urteil als Sieg der Justiz über das Unrechtssystem des Nationalsozialismus auffassen kann, stellt sich doch die Frage, wieso ein derartiges Urteil erst 70 Jahre nach dem Ende der Shoah ausgesprochen wird.
    Der Prozess vor dem Landgericht Hamburg war Anlass zur Nachfrage und zur Diskussion. Ist es eine jetzt erstmals mögliche „Operation last Chance“ oder ein Beweis für verpasste Möglichkeiten? Nicht nur die ehemaligen Opfer und ihre Angehörigen, auch die deutsche Justiz hat Fragen.
    Als Referenten begrüßte unsere Moderatorin Julia Römer, Richterin am Amtsgericht Pinneberg und DIJV-Mitglied, Dr. Klaus-Detlev Godau-Schüttke, Richter am Landgericht Itzehoe i.R., Autor des Werkes Der Bundesgerichtshof – Justiz in Deutschland und Lars Mahnke, Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Hamburg, Ankläger im Stutthof-Verfahren.
    Die lebhafte Diskussion über nationalsozialistische Gewaltverbrechen vor Deutschen Gerichten rundete den interessanten Abend ab


    Jagd auf Nazi-Verbrecher: Ein 95-Jähriger vor dem Jugendrichter | DER SPIEGEL

    DER SPIEGEL
    1,5 Mio. Abonnenten
    Johann R. war Wachmann im KZ Stutthof. 73 Jahre nach Kriegsende steht er nun vor Gericht. Wer hat ihn gefunden? Warum wird er erst jetzt angeklagt? Ein Besuch bei Deutschlands Nazi-Fahndern.


    Amerika schiebt KZ-Aufseher nach Deutschland ab
    faz
    Ein 95-Jähriger früherer Nazi-Kollaborateur ist von Amerika nach Deutschland abgeschoben worden. Ob der Mann verurteilt wird, wird sich laut Staatsanwaltschaft noch zeigen.  © REUTERS
    Link zum Video: https://www.faz.net/-gpf-9dkd6
    Link zur Homepage: https://www.faz.net


    KZ-Überlebender erzählt von seinem Leid

    SWR Landesschau Baden-Württemberg
    Israel Arbeiter ist ein polnischer Jude, der in der Nazi-Zeit nach mehreren KZ-Aufenthalten nach Hailfingen bei Rottenburg kam. Dort musste er im Steinbruch schuften. Der heute 91-Jährige erzählt von damals.


    Eva überlebt das Konzentrationslager (8) | Der Krieg und ich | SWR Plus

    SWR Plus
    Es ist das Jahr 1944: Eva wird nach Auschwitz gebracht. Sie weiß nicht, was im Konzentrationslager mit den Menschen passiert. Schnell merkt sie, dass die Lebensbedingungen im Lager schrecklich sind. Doch die Musik und ihre Freundin Renata geben ihr die Kraft, weiter zu machen.
    Wie fühlt sich Krieg an? Und wie war es, im Zweiten Weltkrieg aufzuwachsen? Die achtteilige Serie "Der Krieg und ich" erzählt von Kindern und ihrem Leben im Krieg.
    FSK 6
    Weitere Infos auf www.derkriegundich.de


    Im Grauen Zuversicht finden: Wie Eva den Holocaust überlebte I 37 Grad

    37 Grad
    Eva Erben hat Theresienstadt und Auschwitz, Selektionen von Mengele und durch einen unglaublichen Zufall den Todesmarsch aus Auschwitz überlebt. Trotz allem hat sie ein glückliches Leben.

    Als Kind jüdischer Eltern wächst Eva in Prag auf. Sie hat eine schöne und behütete Kindheit. Die Deutschen marschieren in Tschechien ein - auch dort werden Juden systematisch ausgelöscht. Auch Evas Familie ist betroffen und wird ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert als Eva elf Jahre alt ist. Dort lernt sie auch Peter, ihren späteren Mann, kennen. Obwohl Eva schon fast alles verloren hat, verschlechtert sich ihre Situation 1944 ein weiteres Mal: Sie kommt mit ihrer Mutter nach Auschwitz, muss dort brutalste Haftbedingungen, Kälte und Hunger aushalten. Als die alliierten Kräfte 1944 Deutschland in den Rückzug zwingen, beginnt die SS die Konzentrationslager aufzulösen - und die Insassen auf die sogenannten Todesmärsche zu schicken - unmenschliche Märsche und Transporte, bei denen etliche Menschen ihr Leben verloren. Auch Evas Mutter stirbt an Erschöpfung - und hinterlässt Eva allein, die weiß: Sie muss einfach weiterziehen, um dem sicheren Tod zu entgehen. Ihre Mutter war es auch, die Eva schon als Kind durch ihre ausschmückenden Erzählungen eine Phantasiewelt eröffnete, in die sich Eva immer wieder zurückzog, um das Erlebte zu verarbeiten. Als sie eines Nachts während des Todesmarsches Unterschlupf in einer Scheune fand, schmiegt sie sich an eine Kuh, um nicht zu erfrieren - und bleibt am nächsten Morgen ungewollt zurück. Doch die Bauernfamilie, die sie daraufhin findet, nimmt sie auf und rettet ihr das Leben. Nach Kriegsende kehrt sie nach Prag zurück. Zufällig trifft sie Peter wieder, die beiden verlieben sich. Peter bringt Eva mit dem Schiff nach Israel, und die beiden beginnen ihr gemeinsames Leben.


    Die Frauen von Ravensbrück

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    25 Jahre lang hat die Regisseurin Loretta Walz 200 Überlebende aus fünfzehn west- und osteuropäischen Ländern befragt - und zwar nach ihrem ganzen Leben, nicht nur nach ihrer Zeit in Ravensbrück. So entsteht ein eindringliches und komplettes Bild.
    Der Film wurde 2005 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es:
    „Im Zentrum des Films [...] steht die lebendige und genaue Erinnerung der Frauen. Gerade die konkreten und individuell geprägten Geschichten, die Details, in denen die ganze Grausamkeit des Lebens und Sterbens im Lager sich ausdrückt, hinterlassen bei den Betrachtern einen nachhaltigen Eindruck. Er liefert nicht nur jenen Zuschauern viele Informationen und nachhaltige Eindrücke, die nicht viel über Ravensbrück wissen, sondern auch jenen, die denken, über den faschistischen Terror in den Konzentrationslagern schon alles gehört und gesehen zu haben."
    Weitere Interviews und Erinnerungsberichte der Zeitzeug/innen finden Sie im Videoarchiv „Die Frauen von Ravensbrück" (https://www.videoarchiv-ravensbrueck.de). Das Videoarchiv steht nach vorheriger Anmeldung kostenlos Schulen, Bildungseinrichtungen sowie Forschungs- und Gedenkstätten für Recherchen in den aufgezeichneten Interviews zur Verfügung.


    27.04.2022 - Nummer 161.896 - Der letzte Häftling von Dachau | Die Story | Kontrovers | BR24

    BR24
    Am 27. April 1945 kommt der letzte registrierte Häftling ins Konzentrationslager Dachau. Zwei Tage vor der Befreiung durch die Amerikaner. Er ist ein Pole und bekommt die Nummer 161.896. Woher kam er? Warum musste er ins KZ? Was ist aus ihm geworden? Wir fangen an zu suchen. Die Recherche führt uns durch halb Europa, über Frankreich bis nach Polen, in die düsteren Jahre des Zweiten Weltkriegs, in eine Spionagegeschichte und zur Familie des Häftlings mit der Nummer 161.896.
    Der Name Mieczyslaw Charecki. Geboren am 8.12.1915 in Leningrad. Vor dem Namen steht "Sch" für Schutzhaft. Charecki war also politischer Häftling, kein Jude. Und dann ist noch ein "P" verzeichnet. Er war Pole, obwohl er in Leningrad zur Welt gekommen war.
    Die Puzzlestücke von Chareckis‘ Biografie zeugen von Krieg, Krankheit und Tod. Aber es ist auch eine Geschichte vom Überleben. Zufällige Festnahme Bis zu seiner Befreiung aus dem KZ Dachau hat Charecki eine grausame Odyssee durch insgesamt drei Konzentrationslager hinter sich. Am 2. Januar 1944 wird er im KZ Majdanek inhaftiert. In der heutigen Gedenkstätte ist ein Fragebogen archiviert, den Charecki 1974 ausgefüllt hat – wahrscheinlich um Rentenansprüche geltend zu machen. Darin beantwortet er unter anderem die Frage, warum er ins KZ musste. Am 15. September 1943 sei er in einem Zug in Minsk verhaftet worden.
    Er sei auf dem Weg zur Arbeit gewesen, dann habe es eine Explosion in dem Zug gegeben, erklärt er in dem Fragebogen. Mit ihm wurden 26 weitere Männer festgenommen. Anna Wójcik ist Archivarin in der Gedenkstätte, sie erklärt: "Charecki schreibt, dass er auf dem Feld III war. Dieses Feld wurde von den Häftlingen als Todesfeld bezeichnet, weil die Lebensbedingungen dort so schwierig waren." Todesfeld - das heißt: Terror der SS. Gewalttätige Kapos. Krankheit und Hunger. Von Januar bis März 1944 ist Charecki hier, bis er ins KZ Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass deportiert wird. Sechs Wochen im Krankenrevier Ab 1941 inhaftiert die SS in Natzweiler und den Außenlagern 50.000 Menschen. Mieczyslaw Charecki liegt sechs Wochen nach seiner Ankunft im Krankenrevier. René Chevrolet von der KZ-Gedenkstätte schildert die unhygienischen, menschenunwürdigen Zustände von damals: "Die Zahl der Kranken war im Sommer 1944 so hoch, dass eine Baracke für sie nicht mehr ausreicht. Sie lagen in Dreifachstockbetten übereinander. Viele waren an der Ruhr erkrankt. Wenn also ein Häftling der ganz oben lag, Durchfall hatte, dann fielen die Exkremente auf die Körper und Gesichter der darunter Liegenden."
    Von Mieczyslaw Charecki ist ein detailliertes Dokument erhalten: Sein Krankenblatt. Darauf ist seine Fieberkurve verzeichnet und der Vermerk, dass er an einem Magengeschwür litt sowie schweren Husten hatte. Es gibt sogar eine Skizze seiner Lunge. Der Lagerarzt war davon ausgegangen, dass Chareckis‘ Lungenprobleme vom Arbeiten in einem Tunnel herrührten. Vieles spricht dafür, dass es sich um den Tunnel von Sainte-Marie-aux-Mines handelt. Hier sollen die Häftlinge einen bestehenden Eisenbahntunnel zu einer Werkshalle umbauen, um entsprechend vor Luftangriffen geschützt zu sein. Schwerstarbeit für die Häftlinge. Zwölf Stunden pro Tag. Schienen rausreißen, Steine schleppen, den Boden betonieren. "Vernichtung durch Arbeit". Den ganzen Sommer 1944 schuftet Charecki hier. Den Tunnel gibt es noch, inzwischen führt eine Schnellstraße hindurch. Der letzte Häftling von Dachau
    Autor: Christian Stücken, Thomas Muggenthaler
    Kontrovers-Sendung vom 27.04.2022


    15.06.2021 - Film zur Bewerbung der Konferenz „Polnische Häftlinge in KL Sachsenhausen“ [Deutsche Untertitel]

    IPNtvPL
    Wer war der General Bolesław Roja? Wie hat er zum Aufbau eines unabhängigen Polens beigetragen? Warum wurde sein Tod in einem deutschen Konzentrationslager zu einem Symbol für die ganze Generation? Am 16. Juni 2021 um 16:00 Uhr SEHEN SIE die Wissenschaftskonferenz AN und FINDEN SIE HERAUS!
    Institut für Nationales Gedenken, Stadt Kielce und Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen laden zur Online-Konferenz am 16. Juni 2021 um 16:00 Uhr auf IPN TV ein.
    Seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 unternahmen die Deutschen Vernichtungsaktionen gegen Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen, vor allem gegen die polnische Intelligenz. Diese tragischen Ereignisse sind im historischen Bewusstsein sowohl der polnischen als auch der ausländischen Gesellschaft kaum präsent.
    Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen wurde im Jahr 2020 auf dem Gelände des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers in der Nähe von Berlin ein Denkmal von Generalmajor Bolesław Jerzy Roja, einem der vier Unterzeichner des Befehls zur Gründung der unabhängigen polnischen Armee, errichtet. Das Gedenken hat Anlass dazu gegeben, um das Thema des Schicksals der polnischen Intelligenz, der polnischen Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen, wieder aufzugreifen.
    Die Konferenz bietet die Möglichkeit, die Person des Generals Bolesław Roja, die Umstände seiner Verhaftung, Inhaftierung und seines Todes im Konzentrationslager Sachsenhausen darzustellen. Darüber hinaus wird die Frage der Inhaftierung polnischer Häftlinge im Lager und die Verhaftungen der Intelligenz im besetzten Polen diskutiert. Auch die Fragen der rechtlichen Qualifizierung der deutschen Verbrechen an der polnischen Intelligenz während des Zweiten Weltkriegs werden besprochen.


    2018 - Auschwitz-Überlebende diskutiert mit Sohn eines Nazis | BR24

    BR24
    Auf einer Bühne gemeinsam ein Opfer des Nazi Regimes und ein Sohn eines Täters: Die KZ-Überlebende  Anita-Lasker-Wallfisch  trifft Niklas Frank, den Sohn eines hochrangigen Nazis. Gestern Abend haben die beiden an einem Gymnasium in Traunstein mit einander diskutiert.Sie haben über ihre Kindheiten gesprochen, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und die sie doch ihr ganzes Leben verbinden. Es ist eine wirklich außergewöhnliche Begegnung 73 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches:


    11.03.2016 - 6. Tag Auschwitz-Prozess - SS-Mann: "Wir wussten von den Gaskammern"

    Lippische Landes-Zeitung
    Alles zum Prozess gegen den Lagenser Reinhold Hanning finden Sie auf www.lz.de/ssprozess


    19.07.2017 - Vergessene Außenlager: Wenn Gras über Geschichte wächst | Kontrovers | BR

    Bayerischer Rundfunk
    Knapp 200 KZ-Außenlager gab es in Bayern. Diese Lager waren wichtige Bausteine im NS-System von Vernichtung und Zwangsarbeit. Häftlinge wurden dort in der Rüstungsproduktion eingesetzt. An vielen Orten fehlt bis heute eine Erinnerungskultur, die Lager drohen in Vergessenheit zu geraten. Kontrovers mit Beispielen aus Franken und Schwaben.
    Autoren: Christian Stücken, Thomas Muggenthaler
    https://www.youtube.com/watch?v=Wt9-D9eq4Bw





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