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HISTORISCHES & AKTUELLES :
NS-Täterinnen -
Weibliche NS-Täter -
Frauen als NS-Täterinnen
Zuletzt AKTUALISIERT am 29.12.2024 !
Der Themenkomplex der NS-Täter*innen und NS-Belasteten steht im engen Zusammenhang u.a. mit der sogenannten Täterforschung, mit der NS-Vergangenheitsbewältigung einerseits und der Kontinuität von NS-Funktionseliten andererseits seit 1945 sowie mit der sogenannten Nazi-Jagd in ihren jeweiligen unterschiedlichen Ausprägungen und Umsetzungen.
Die NS-Prozesse sind als ein Teil der Nazi-Jagd nach 1945 zu sehen. Einerseits zählen dazu, die in der Nachkriegszeit verkündeten Todesurteile mit Hinrichtungen von NS-Täter*innen, die Analyse der stattgefundenen NS-Prozesse mit der Kritik an Freisprüchen oder zu milden Urteilen, aber auch die Diskussion über viel zu spät eingeleitete oder aber überhaupt nicht stattgefundene NS-Prozesse.
Seiteninhalt:
- NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
- Online-Artikel und Bücher zu Nazi-Täterinnen und weiblichen NS-Verbrechen
- YouTube-Videos zu Nazi-Täterinnen und weiblichen NS-Verbrechen
- Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zu Nazi-Täterinnen und weiblichen NS-Gewaltverbrechen
Siehe auch:
- NS-Widerstand und Nazi-Täter*innen >>>
- NS-Widerstand >>>
- NS-Täterinnen >>>
- NS-Täter >>>
- Hitlers Nazi-Kindersoldaten: Hitlerjugend, Flakhelfer, Volkssturm, Werwölfe, etc. >>>
- Nazi-Jagd: - Anschläge und Attentate auf Nazis - Widerstandshandeln gegen das NS-Regime >>>
- Nazi-Jagd nach 1945: Hinrichtung von NS-Täter*innen >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- AKTUELLES: NS-Widerstand >>>
Zwischen Karrierismus und Widerspenstigkeit: SS-Aufseherinnen im KZ-Alltag Taschenbuch – 1. Mai 2011
Etwa 4000 SS-Aufseherinnen versahen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern zwischen 1933 und 1945 ihren Dienst. Sie wurden angeworben, meldeten sich freiwillig oder wurden dienstverpflichtet. Dabei fallen in den Randbereichen ihres Verhaltensspektrums zwei gegensätzliche Minderheiten auf, die sich deutlich von der angepassten Masse unterscheiden. Fotini Tzani analysiert in der vorliegenden Studie diese beiden Aufseherinnen-Gruppen und kontrastiert ihre Verhaltensweisen zwischen Widerspenstigkeit und Karrierismus. Dafür wertete sie äußerst ergiebige Quellenbestände zum KZ Flossenbürg aus und vergleicht diese mit Befunden zum KZ Ravensbrück und anderen Konzentrationslagern. Tzanis differenzierte Analysen werden durch eine namentliche Aufseherinnenliste ergänzt und sind ein wichtiger Beitrag zur aktuellen NS-Forschung.
1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
Amtsgericht Mosbach | NS- und Rechtsextremismus-Verfahren bei der Mosbacher Justiz: |
Nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg mit Beschluss vom 15.12.2022 - 6 S 1420/22 - unterliegt der Nationalsozialismus nicht der grundrechtlich geschützten Weltanschauungsfreiheit gemäß Art. 4 Abs. 1 GG.
Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismus-Strafverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.
Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren, amtsseitigen Verfügungen und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.
Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>
Das Amtsgericht Mosbach verweigert zudem bisher Stellungnahmen zu den historisch nachgewiesenen Kontinuitäten von NS-Funktionseliten in der BRD. Das AG MOS verweigert zudem bisher Stellungnahmen zur Kontinuität von NS-Richtern, NS-Staatsanwälten und NS-Juristen nach 1945 und in der BRD, die aber zuvor im Nationalsozialismus privat und beruflich sozialisiert wurden, u.a. auch in Mosbach, in Baden und Württemberg. Das AG MOS verweigert zudem bisher Stellungnahmen zu den NS-Justizverbrechen, sowohl zu den eigenen institutionellen NS-Verbrechen des Amtsgericht Mosbach als auch zu den NS-Massenmordverbrechen in der Mosbacher Region.
Das Amtsgericht Mosbach verweigert zudem bisher Stellungnahmen zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg (1966 bis 1978) Hans Filbinger, der historisch nachgewiesen vor 1945 als Nazi-Blutrichter und NS-Militär-Marinerichter Nazi-Justizmorde als Todesurteile mitbewirkt, veranlasst bzw. ausgesprochen hatte und dazu dann nach 1945 öffentlich zum Ausdruck brachte, dass "DAS", was damals Recht gewesen sei, heute nicht Unrecht sein könne.
Das Amtsgericht Mosbach verweigert bisher Stellungnahmen zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg (2005 bis 2010) und Juristen Günther Oettinger, der seinen Amtsvorgänger Hans Filbinger, während seiner eigenen Filbinger-Trauerrede im April 2007 öffentlich zum angeblichen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zu verklären und zu stilisieren versucht hatte. Und dies sowohl in der eigenen juristischen NS-Aufarbeitung nach 1945 als auch in den Thematisierungen dieser NS-Sachverhalte innerhalb der eigenen NS-Öffentlichkeitsarbeit des AG MOS.
Ohne Haar und ohne Namen: Im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück
Frauen bewachten Frauen. Frauen erniedrigten und töteten Frauen. Darunter waren Prostituierte, Kommunistinnen, Zeugen Jehovas, Jüdinnen. Das alles fand in Hitlers einzigem Frauen-Konzentrationslagers statt: in Ravensbrück, nicht weit von Berlin. In ihrer groß angelegten und schillernd erzählten Reportage beschreibt die englische Journalistin Sarah Helm den Kampf der Häftlinge ums Überleben, aber auch die Gewalttaten ihrer Peinigerinnen. Berühmte Frauen waren in Ravensbrück inhaftiert: Die Schriftstellerin Margarete Buber-Neumann, Kafkas Freundin Milena Jesenska oder die Widerstandskämpferin Olga Benario, nach der zu DDR-Zeiten Straßen benannt wurden. Sarah Helm gelang es, einige der heute noch lebenden Frauen dazu bringen, über das Unerhörte zu reden. So ist das Buch zugleich ein erschütterndes Zeugnis, was Frauen anderen Frauen an Leid zufügen konnten.
1.1 Gerichtlich verfügte Beauftragung der forensischen Sachverständigen aus Kitzingen durch das Amtsgericht Mosbach bezüglich der gerichtlichen und außergerichtlichen Anti-Nazi-Aktivitäten des Antragstellers
Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten.
Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute. Siehe dazu auch Kapitel 4 auf dieser Seite.
Das Amtsgericht Mosbach BEAUFTRAGT EXPLIZIT in seiner Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 am Beispiel des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach die forensische Sachverständige aus Kitzingen, eine GUTACHTERLICHE STELLUNGNAHME ZU NAZI-TÄTERINNEN UND WEIBLICHEN NS-GEWALTVERBRECHEN ALS TEIL DER NS-VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG, an das deutsche BRD-Amtsgericht Mosbach im Jahr 2022 zu erstellen.
Siehe auch:
- NS-Widerstand und Nazi-Täter*innen >>>
- NS-Widerstand >>>
- NS-Täterinnen >>>
- NS-Täter >>>
- Hitlers Nazi-Kindersoldaten: Hitlerjugend, Flakhelfer, Volkssturm, Werwölfe, etc. >>>
- Nazi-Jagd: - Anschläge und Attentate auf Nazis - Widerstandshandeln gegen das NS-Regime >>>
- Nazi-Jagd nach 1945: Hinrichtung von NS-Täter*innen >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- AKTUELLES: NS-Widerstand >>>
KZ-Aufseherinnen im Visier der Fahnder in »Ost- und Westdeutschland
In aufwendiger Recherche hat der Autor die Biografie dreier ehemaliger KZ-Aufseherinnen und einer ehemaligen politischen Gefangenen als Beispiel dafür zusammengestellt, wie unterschiedlich solche Fälle nach dem Ende des NS-Regimes in Ost und West behandelt wurden. Anhand zahlreicher historischer Belege zeichnet er die Lebensbilder dieser Frauen und ihre grausamen Taten nach. Die unterschiedliche Vorgehensweise in der Strafverfolgung dieser Täterinnen in beiden deutschen Staaten und die aufgezeigten Versäumnisse stimmen nachdenklich. Manche von ihnen entgingen jeder Strafe und konnten reuelos bis zum Ende ihrer Tage ein unbeschwertes Leben führen.
Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.
UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.
SIEHE DAZU AUCH:
- Rechtsanwaltlicher und gerichtlicher Umgang mit Sachverständigen-Gutachten in Fallbegleitungen - Verfahrensführungen - Verfahrensbearbeitungen- Verfahrensbegleitungen durch RECHTSANWALT Simon Sommer >>>
- Verfahrensinhaltliche und prozessuale Benachteiligungen des Mandanten von Rechtsanwalt Simon Sommer beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 211/21, 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22, etc. sowie unter amtsseitigen KV-BS-Sonderbänden zu Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Rassismus >>>
2. Online-Artikel und Bücher zu Nazi-Täterinnen und weiblichen NS-Verbrechen
DIE SIEBEN BRUTALSTEN NAZI-VERBRECHERINNEN
„Die Lady mit dem Lampenschirm“, „Der blonde Teufel“, „Die Stute aus Majdanek“ u.a.
Dutzende Nazi-Verbrecherinnen sind bekannt, deren Gräueltaten niemanden kalt lassen. In diesem Artikel geht es um Nazi-Frauen, die für brutalste Taten verantwortlich sind, obwohl einige von ihnen noch lange lebten und auf freiem Fuß starben.
Daniil Sidorow
https://de.nuremberg.media/istoriya/20210114/89401/Nazi-Verbrecherinnen.html
KURZBIOGRAFIE
GERTRUD SCHOLTZ-KLINK
von Laura Boga
Getrud Scholtz-Klink, ca. 1934/1940. Bundesarchiv Bild 146II-104. / CC BY-SA 3.0
NAME
Gertrud Scholtz-Klink geb. Treusch
ROLLEN & ÄMTER
Leiterin des Deutschen Frauenordens (DFO), Leitung der Nationalsozialistischen Frauenschaft (NSF), Leiterin des Deutschen Frauenwerks (DFW), Leiterin des Reichsfrauenbundes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Leiterin des Frauenamts der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Reichsfrauenführerin
GEBURTSTAG
09.02.1902
GEBURTSORT
Adelsheim
TODESTAG
24.03.1999
TODESORT
Tübingen-Bebenhausen
Am 9. Februar 1902 wurde Gertrud Scholtz-Klink als Tochter eines Vermessungsbeamten im badischen Adelsheim geboren. Sie besuchte zunächst die Volksschule in Eberbach und anschließend das Realgymnasium in Mosbach. Ihren eigenen Aussagen zufolge stammte sie aus einem christlich und antisemitisch geprägten Elternhaus. 1921 heiratete die 18-jährige den Lehrer Eugen Klink; aus dieser Ehe stammten vier Kinder. Eugen Klink engagierte sich bereits ab 1925 für die NSDAP und wurde Kreisleiter in Offenburg. Die genaue Amtszeit ist unklar. Bei einer Kundgebung der NSDAP in Gutach im Schwarzwald im Jahr 1930 verstarb er an einer Herzattacke. Am 20. August 1932 heiratete Gertrud den Landarzt Günther Scholtz, den Ortsgruppenleiter der NSDAP in Ellmendingen; 1937 erfolgte die Scheidung. Am 6. Dezember 1940 heiratete sie den SS-Obergruppenführer August Heißmeyer (1897–1979). Im Juni 1944 brachte sie ihr fünftes Kind auf die Welt.
Im August 1929 trat Gertrud Scholtz-Klink der NSDAP bei. Ab 1930 leitete sie den Deutschen Frauenorden (DFO) in Baden. Nachdem der DFO 1931 aufgelöst und die Nationalsozialistische Frauenschaft (NSF) gegründet wurde, übernahm Scholtz-Klink die Leitung des NSF im Gau Baden. Gleichzeitig wurde ihr wegen ihres Erfolgs in Baden der Aufbau der NSF im Gau Hessen-Nassau übertragen. Am 22. Februar 1934 wurde sie zur Reichsführerin des NSF und zur Leiterin des Deutschen Frauenwerks (DFW) ernannt. Zeitgleich wurde sie Stellvertreterin von Erich Hilgenfeldt im Amt für Frauenfragen der Parteileitung. Durch gute Kontakte zum badischen Gauleiter Robert Wagner wurde sie bereits 1933 zur Referentin für Frauenfragen im badischen Innenministerium ernannt. In dieser Funktion arbeitete sie an Plänen für den weiblichen Arbeitsdienst in Baden, Württemberg und der Pfalz mit. Ab Juni 1934 leitete sie den Reichsfrauenbund des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), ab Juli 1934 übernahm sie die Verantwortung für das Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Seit Ende 1934 trug sie den Titel „Reichsfrauenführerin“. Damit war Gertrud Scholtz-Klink zumindest auf dem Papier die ranghöchste Frau im NS-Staat. In dieser Funktion strebte sie die politische Partizipation der Frauen im Bereich Familie, Haushalt, Erziehung, Wohltätigkeit und Sozialfürsorge an. Frauen sollten nicht für ihre eigenen Belange kämpfen, sondern für die "Volksgemeinschaft", indem sie "Fragen, die unser Volk an uns stellt und die wir immer nur als Teil dieses Volkes mit unsern Männern lösen werden, jeder auf seinem Gebiet und seiner Art entsprechend, aber in unbedingter gegenseitiger Achtung und Zusammenarbeit"1 Damit propagierte sie eine Rollenverteilung, die die Frauen aus dem öffentlichen Leben und zurück ins Private drängt.
Bis 1945 machte sich die "Reichsfrauenführerin" international einen Namen. Sie unternimmt Reisen in andere Länder, unter anderem nach Italien, England und Frankreich. Ab 1942 übernimmt sie auch die Leitung der deutschen Frauen in den besetzten Gebieten. 1944 erhält sie das "Goldene Mutterkreuz". Damit war sie eine der wenigen Frauen im NS-Staat, die eine Führungsposition innehatte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Scholtz-Klink der nationalsozialistischen Weltvorstellung treu. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem sowjetischen Internierungslager lebten sie und ihr Mann unter den Decknamen Heinrich und Maria Stuckenbrock in Bebenhausen bei Tübingen. Im Februar 1948 flog ihre Tarnung auf. Von einem französischen Militärgericht wurde Scholtz-Klink wegen Betrugs zu 18 Monaten Haft verurteilt. 1949 verurteilt die Tübinger Spruchkammer sie als ehemalige Reichsfrauenführerin zu 18 Monaten Haft, die jedoch als bereits verbüßt galten. 1950 entschied die Politische Säuberungskommission der Bundesrepublik, dass Scholtz-Klink lebenslänglich kein politisches Amt bekleiden und bestimmte Berufe (zum Beispiel Lehrerin oder Journalistin) zehn Jahre lang nicht ausüben durfte. Ferner erhielt sie eine Geldstrafe sowie den Verlust des Wahlrechts und die Mitgliedschaft einer Partei und Gewerkschaft. Dennoch zeigte sie keine Reue: Ihr Buch Die Frau im Dritten Reich aus dem Jahr 1978 widmete sie den treuen Nationalsozialistinnen, die ihre Männer im Krieg verloren hatten und den "Opfern" der Nürnberger Prozesse. Sie starb am 24. März 1999 in Bebenhausen.
https://www.ns-akteure-in-tuebingen.de/
KZ-Aufseherinnen vor Gericht: Greta Bösel – «another of those brutal types of women»? (Zivilisationen und Geschichte / Civilizations and History / Civilisations et Histoire, Band 1) Gebundene Ausgabe – 16. Juli 2009
Die KZ-Aufseherin Greta Bösel wurde am 3. Februar 1947 im ersten Ravensbrück-Prozess von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt. Anhand der Prozessakten wird ihr Fall in dieser Untersuchung dargestellt und analysiert. In dem Versuch, ihr ein besonders brutales Vorgehen und eigenständiges Handeln nachzuweisen, ordnete die Anklage Greta Bösel in die Reihe der «brutal types of women» ein, für die das stereotype Bild der «KZ-Bestien» konstruiert wurde. Greta Bösel bekannte sich nicht schuldig und entwarf das Bild der machtlosen und unwissenden Frau. Ihre Aussagen können durch die Gegenüberstellung mit denen der Zeuginnen und den Forschungsergebnissen als Schuldabwehrstrategien entlarvt werden. Diese Arbeit stellt einen methodisch und inhaltlich innovativen Beitrag zur noch unzulänglich untersuchten NS-Täterschaft von Frauen dar.
Siehe auch:
AUFARBEITUNG VON NAZI-VERBRECHEN
Vor 40 Jahren: Urteile im Majdanek-Prozess
Es war einer der größten deutschen NS-Prozesse. Am Ende fällte das Landgericht Düsseldorf umstrittene Urteile gegen frühere SS-Wachen und Aufseherinnen des Konzentrationslagers Majdanek.
30.06.2021
474 Tage lang wurde vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt, rund 350 Zeugen aus dem In- und Ausland angehört: Das Gerichtsverfahren um die NS-Verbrechen im Konzentrationslager Majdanek war eines der aufwendigsten und aufsehenerregendsten Deutschlands.
Eine Verhandlung, die emotional aufwühlte. "Das war der schwerste Prozess meiner Karriere. Am schlimmsten waren die Grausamkeiten, die wir uns anhören mussten. Von Opfern und von Tätern. Das war eine enorme Belastung", so erinnert sich der Pflichtverteidiger Lothar Lindenau später in einem Zeitungsbericht.
Nur eine lebenslängliche Freiheitsstrafe
Das Gerichtsverfahren begann am 26. November 1975. Ein breites öffentliches Interesse und Demonstrationen begleiteten die Verhandlungen. Nach fast sechs Jahren endete der Prozess am 30. Juni 1981 mit einer zehneinhalbstündigen Urteilsverkündung.
Nur acht der 15 Angeklagten wurden verurteilt: Eine ehemalige KZ-Aufseherin bekam lebenslänglich wegen gemeinschaftlichen Mordes. Eine weitere frühere Aufseherin sowie sechs SS-Wachen wurden wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum Mord mit Gefängnis zwischen drei bis zwölf Jahren bestraft.
Majdanek-Prozeß in Düsseldorf
Dicht gedrängt stehen Pressefotografen vor der Anklagebank, wo sich Ex-Lagerführer Hermann Hackmann (2.v.l.) mit seinem Anwalt unterhält: Hackmann wird mit 10 Jahren Haft bestraft
Die Urteile standen zum Teil unter heftiger Kritik. Gemessen an den schweren Tatvorwürfen erschien das Strafmaß vielen Beobachtern aus dem In- und Ausland als empörend gering. Schließlich hatte die Staatsanwaltschaft den Angeklagten unter anderem die Beteiligung an organisierten Massentötungen zur Last gelegt.
Wie etwa an der sogenannten 'Kinderaktion' von Mai bis September 1943, wo Kinder vor den Augen der Mütter verladen und in die Gaskammer geschickt wurden. Oder wegen der sogenannten 'Aktion Erntefest' Anfang November 1943, bei der an einem Tag rund 18.000 Jüdinnen und Juden bei Massenerschießungen ermordet wurden.
Nach jüngsten Schätzungen kamen rund 80.000 Menschen aus verschiedenen Teilen Europas in Majdanek ums Leben. Internierte Juden, Roma und Sinti, Homosexuelle, Behinderte, Oppositionelle, sowjetische Kriegsgefangene – sie wurden fast alle vergast, erschossen, totgeschlagen, verbrannt. Oder sie gingen an Erschöpfung und Krankheiten zu Grunde. Im Juli 1944 befreiten sowjetische Truppen das NS-Konzentrationslager nahe Lublin. Hitler-Deutschland hatte die polnische Stadt wie den Rest des Landes während des Zweiten Weltkriegs besetzt.
Den Opfern eine Stimme geben
215 KZ-Überlebende schilderten in dem Düsseldorfer Mammutprozess eindrücklich die erlebten Grausamkeiten. Sie erzählten ihre Geschichte, gaben den Toten eine Stimme. "Unsere Aufgabe im Lager war es, geschlagen, getreten und gedemütigt zu werden, wir durften arbeiten und hungern. Was war Montag, Sonntag, Juli oder August? Wir haben doch gelebt wie die Tiere in den Lagern", erzählte eine Zeugin vor Gericht, festgehalten in einer Dokumentation der Erinnerungsstätte "Memorium Nürnberger Prozesse".
Zweiter Weltkrieg | KZ Lublin-Majdanek in Polen, 1944
Anfang November 1943 waren bei der 'Aktion Erntefest' 43.000 Juden aus drei Konzentrationslagern von der SS erschossen worden - die Gräben, in denen die Opfer für die Massenerschießungen getrieben wurden, hatten sie vorher selbst ausheben müssen
"In der Gesellschaft hat der medial sehr präsente Prozess das Bewusstsein von den deutschen Verbrechen, vor allem im besetzten Osteuropa, nochmal vertieft. Er führte vor Augen, dass es jenseits von Auschwitz, was ja das bekannteste Vernichtungslager war, noch andere Lager gegeben hat, in denen Menschen aus vielerlei Ländern ermordet und gequält wurden", sagt Markus Roth vom Fritz-Bauer- Institut zur Geschichte und Wirkung des Holocausts im DW-Gespräch.
Wie in anderen Verfahren wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen war es schwierig, die Täter mit den Mitteln des damaligen deutschen Strafrechts zu überführen. Für das Gerichtsverfahren hatten deshalb die Aussagen der Überlebenden zentrale Bedeutung. "Weil es nach damaliger Rechtsprechung immer darum ging, dass mit einzelnen Beschuldigten immer konkrete Taten verbunden werden müssen, um eine Verurteilung überhaupt ermöglichen zu können", sagt Markus Roth.
Urteil Majdanek-Prozess 1979 Proteste
Proteste vor dem Landgericht Düsseldorf gegen die Freisprüche im Majdanek-Prozess
Wie der Historiker weiter erklärt, waren die Aussagen auch insofern wichtig, "weil die schriftliche Überlieferung lückenhaft war, weil die SS vieles vernichtet hat. Und einzelne Taten natürlich nicht dokumentiert waren, auch gar nicht dokumentiert werden sollten", so Roth.
Hinzu kam die schleppende systematische Aufklärung der NS-Verbrechen deutscher Behörden. Dabei fanden die beiden ersten Verfahren zu den NS-Verbrechen in Majdanek bereits 1944 und 1948 statt - allerdings im polnischen Lublin. Erst rund 30 Jahre später wurden die Taten vor einem deutschen Gericht juristisch aufgearbeitet. Der große zeitliche Abstand zu den Taten erschwerte die Beweiserhebung.
Majdanek, Vernichtungslager in Polen
Im Konzentrationslager Majdanek mussten die Häftlinge eng zusammengepfercht auf Holzpritschen liegen
Man müsse bedenken, dass das gesellschaftliche Interesse nach dem Krieg nicht sonderlich ausgeprägt gewesen sei, "die Verbrechen der Nationalsozialisten - also in gewissem Grade die eigenen Verbrechen - aufzuklären", erklärt Roth. Denn die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland sei in weiten Teilen die gleiche gewesen, "die noch vor 1945 das NS-Regime getragen hat. Das gilt auch für die Justiz und die Polizei als genau diejenigen Organe, die solche Verbrechenskomplexe hätten ermitteln müssen", so der Mitarbeiter vom Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt am Main.
Polen | Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek
Die Häftlingsbarracken im ehemaligen KZ Lublin-Majdanek
Nach einer kurzen Übergangsphase in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als die Alliierten die Aufklärung angetrieben hätten, seien die Ermittlungen in den Fünfzigerjahren fast ganz zum Erliegen gekommen. "Erst gegen Ende der 50er Jahre, Anfang der 60er Jahre, unter anderem mit dem Auschwitz-Prozess in Frankfurt 1963 bis 65, kam eine breite, systematische Ermittlung der Verbrechen wieder in Gang", sagt Roth.
Frauen als NS-Verbrecherinnen
Ebenso rückte der Majdanek-Prozess die Tatsache ins Blickfeld, dass Frauen als Täterinnen im Holocaust aktiv waren. Eine der Hauptangeklagten war die Österreicherin Hermine Braunsteiner-Ryan. Eine besonders brutale und gefürchtete Aufseherin. Sie wurde 'Schindermähre' oder 'Stute von Majdanek' genannt, weil sie mit ihren eisenbeschlagenen Stiefeln Häftlinge trat und mit der Peitsche auf sie einschlug. Braunsteiner-Ryan zeigte vor Gericht wie die anderen Beschuldigten kaum eine Regung, keine Reue. Sie bezeichnete sich als "kleines Rad im Getriebe".
SS-Aufseherin Hermine Ryan
Die ehemalige KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner-Ryan berät sich mit ihren Anwälten
Das Gericht verurteilte Braunsteiner-Ryan zu zweimal lebenslänglicher Haft: wegen Selektion mit Mord an 80 Menschen, Beihilfe zum Mord an 102 Menschen ('Kinderaktion') und Selektion mit gemeinschaftlichem Mord an 1000 Menschen. Nachdem sie 1996 wegen ihres schlechten Gesundheitszustands begnadigt wurde, verstarb sie 1999 als Achtzigjährige in Bochum.
Automatische Verantwortung für KZ-Verbrechen
Trotz seiner Mängel setzte der Majdanek-Prozess und ähnliche Verfahren vieles in Bewegung. Die deutsche Gesellschaft schaute selbstkritischer auf ihre Vergangenheit und schärfte ihre juristischen Waffen.
"Die großen Auschwitz-Prozesse und der Majdanek-Prozess waren natürlich Verfahren, die sehr stark in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden. Es war allerdings so, dass konkrete Taten angeklagt waren. 30 Jahre später, mit dem Urteil über den ehemaligen Wachmann des KZ Sobibor, John Demjanjuk, das 2011 ergangen ist, haben wir angefangen, einen neuen Weg zu beschreiten - jenseits der konkret nachzuweisenden Tat hin zur Mitwirkung als Gehilfe einer systematischen mörderischen Massentötung", sagt der Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, Thomas Will, im DW-Gespräch.
Flash-Galerie Deutsche Gesichter 2011 Jahresrückblick John Demjanjuk
Der frühere KZ-Wachmann John Demjanjuk wird nach der Urteilsverkündung am 12.05.2011 aus dem Landgericht in München gebracht
Das Personal von Vernichtungs- und Konzentrationslagern kann damit automatisch zur Verantwortung für die Verbrechen in dieser Zeit gezogen werden. "Alleine schon durch das Zur-Verfügung-Stehen und das Aufrechterhalten der tödlichen Umstände in den Lagern durch Bewachung der Häftlinge ist dieses Massenmorden möglich gewesen", erklärt Oberstaatsanwalt Will.
In Folge dessen wurden weitere Nazis angeklagt. Dazu gehörten Oskar Gröning im Jahr 2015 und im Juli 2020, Bruno D. Dessen Gerichtsprozess wurde in Hamburg vor der Jugendstrafkammer verhandelt, weil er seine Zeit als Wachmann im Konzentrationslager Stutthof als 17-Jähriger angetreten hatte.
Neben allen Defiziten bei der Verfolgung von NS-Verbrechen zeige der Stand heute das gesellschaftliche Bemühen, "diese ungeheuren Taten strafrechtlich zu bewältigen, auch bis zu hin zur Beihilfe durch allgemeine Dienstausübung", resümiert Will. Diese Rechtsprechung der letzten Jahre sei unbedingt noch erforderlich gewesen. "Das hat die Justiz jetzt bewältigt, wenn natürlich auch spät."
https://www.dw.com/de/
"Weibliche Angelegenheiten": Handlungsräume von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und Neubrandenburg (Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts)
Im KZ Ravensbrück, dem größten NS-Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet, sollte die Oberaufseherin gemäß Dienstvorschrift dem Schutzhaftlagerführer "in allen weiblichen Angelegenheiten beratend zur Seite" stehen. Und laut Lagerordnung war allen KZ-Aufseherinnen "jede Misshandlung von Schutzhäftlingen " explizit verboten. Dennoch gehörte Gewalt bekanntermaßen zur alltäglichen Praxis. Johannes Schwartz untersucht die Gewaltpraktiken von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und dem Außenlager Neubrandenburg. Im Fokus stehen die Fragen, welche Handlungsräume für die Anwendung von Gewalt die Aufseherinnen jenseits von eindeutigen Anordnungen hatten und wie und wann sie diese nutzten. Faktisch wurde die Entscheidung, Gewalt anzuwenden oder darauf zu verzichten, an sie delegiert. Ebenso wie ihre männlichen Kollegen nutzten viele KZ-Aufseherinnen die Möglichkeit, ohne Einmischung ihrer Vorgesetzten verschiedene Formen von Gewalt auszuüben – von psychisch und "sanft" bis exzessiv und unberechenbar, von instrumentell bis exemplarisch. Anhand vielfältiger Quellen analysiert der Historiker, wie sich die Gewaltpraktiken der KZ-Aufseherinnen in die Zielsetzungen der KZ-Verwaltung und der Kriegsindustrie einfügten und so dazu beitrugen, die Herrschaft der Lagerleitung zu stabilisieren und die Arbeitsproduktivität der Häftlinge zu steigern. Individuelle Handlungsräume und ihre Grenzen wurden aber nicht zuletzt von den Machtverschiebungen, Konkurrenzkämpfen und sozialen Beziehungen innerhalb des KZ-Lagerpersonals bestimmt. Unangetastet blieb das Machtgefälle zwischen Gefangenen und Aufseherinnen: Durch die Variabilität und Unberechenbarkeit ihrer Handlungen festigten die KZ-Aufseherinnen ihr Herrschaftsverhältnis gegenüber den weiblichen KZ-Gefangenen immer wieder von Neuem.
Siehe auch:
NATIONALSOZIALISMUS
Im Gefolge der SS: KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück
Auch Frauen arbeiteten als Wachpersonal in Konzentrationslagern. Die Ausstellung in der Gedenkstätte Ravensbrück ist mehr als ein verstörender Rückblick auf die Nazi-Zeit.
Datum 08.08.2020
Autorin/Autor Marcel Fürstenau
Gewissensbisse? Reue? Maria Mandl waren solche Empfindungen völlig fremd. "Man konnte an dem Lager absolut nichts Schlechtes finden", sagte die Oberaufseherin des Frauen-KZs Ravensbrück noch kurz vor ihrem Tod. Die 36-Jährige starb 1948 durch den Strang, nachdem sie in Krakau als Kriegsverbrecherin zum Tode verurteilt worden war. Ihre grausame Karriere darf in der neuen Dauerausstellung der KZ-Gedenkstätte über weibliches Wachpersonal nicht fehlen. Denn so wünschten sich die deutschen selbsternannten "Herrenmenschen" ihre Aufpasserinnen in Konzentrationslagern: linientreu und erbarmungslos.
Eine wie Mandl war in der perversen Logik des NS-Regimes zu Höherem berufen. Deshalb wurde sie nach drei Jahren in Ravensbrück 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz versetzt. Dort schuf sie das Mädchenorchester, das bei Häftlingstransporten und Hinrichtungen spielen musste. Die Österreicherin war fraglos eine der Grausamsten unter den mehr als 3300 KZ-Aufseherinnen, die in Ravensbrück auf ihren brutalen Job vorbereitet wurden. Das 80 Kilometer nördlich von Berlin gelegene Konzentrationslager war die zentrale Ausbildungs- und Rekrutierungsstätte für weibliches Wachpersonal.
KZ-Gedenkstätte Ravensbrück
Mit Schäferhunden hielten KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und anderen Konzentrationslagern die Häftlinge in Schach
1940, der Zweite Weltkrieg hatte schon begonnen, wurden sie Hitlers mörderischer Elite-Einheit SS (Schutzstaffel) unterstellt. Die 2004 erstmals konzipierte, jetzt neu gestaltete und aktualisierte Ausstellung "Im Gefolge der SS" zu betiteln, ist also auf den Punkt gebracht. Auch der Ort ist mit Bedacht gewählt: ein ehemaliges Wohnhaus von KZ-Aufseherinnen, gleich neben dem einstigen Lager. Nur Mauer und Stacheldraht trennten hier von 1939 bis 1945 die Täterinnen von ihren insgesamt rund 140.000 Opfern. Die meisten waren Frauen, Kinder und Jugendliche.
"Du bist eine Dame, aber ich kann Dich schlagen"
Welchen Qualen, welcher Willkür die Häftlinge ausgesetzt waren, kann man in der Ausstellung auch hören. Manche Zeitzeugen-Interviews sind schon über 20 Jahre alt. Die Polin Urszula Wińska schildert in einem Video, wie sie beobachtete, als die besonders brutale Maria Mandl auf der Lagerstraße eine ältere Frau schlug. Als ihr eine andere zu Hilfe kam, landete die im Bunker. Monatelang ist sie dann tagtäglich ins Gesicht geschlagen worden. Mit dem höhnischen Kommentar: "Du bist eine Dame, aber ich kann Dich schlagen."
KZ-Gedenkstätte Ravensbrück
Heile Welt im Schatten des Nazi-Terrors: Die KZ-Aufseherin Johanna Langefeld (M.) lebte mit ihrem Sohn Herbert (l.) in der Ravensbrücker SS-Siedlung. Das Mädchen (r.) war die Tochter einer befreundeten Aufseherin.
Es gab aber auch KZ-Aufseherinnen, die Anflüge von Menschlichkeit zeigten. So berichtet die ebenfalls aus Polen stammende Henryka Stanecka über ein Bad im See, das ihr gestattet wurde, nachdem ihr Häftlingstrupp seine schmutzige Zwangsarbeit auf einem Zuckerrüben-Feld verrichtet hatte. "Wir bekamen von ihr sogar ein Handtuch", erinnert sich die ehemalige Ravensbrück-Inhaftierte.
Der KZ-Job war "attraktiver als hirnlose Fließbandarbeit"
Je länger der Krieg dauerte, desto schwieriger fiel es den Nazis, freiwilliges Wachpersonal zu finden. Nachwuchs wurde auch per Zeitungsannonce rekrutiert. Das Wort "Konzentrationslager" fehlte in solchen Stellenanzeigen. Im "Hannoverschen Kurier" hieß es 1944 stattdessen: "Für den Einsatz bei einer militärischen Dienststelle werden gesunde weibliche Arbeitskräfte im Alter von 20-40 J. gesucht." Die Entlohnung erfolge nach der Tarifordnung im öffentlichen Dienst. Außerdem würden gewährt: "Freie Unterkunft, Verpflegung und Bekleidung (Uniform)."
Deutschland KZ-Gedenkstätte Ravensbrück | Ausstellung Im Gefolge der SS
Die KZ-Aufseherinnen musste keine besondere Ausbildung haben, Hauptsache sie waren überzeugte Nazis
Solche Aussichten waren für viele Frauen aber auch ein Grund, sich freiwillig zu melden. Waltraut G. gehörte zu ihnen. In einem Interview räumte sie 2003 offen ein, sich aus finanziellen Gründen für die Arbeit als KZ-Aufseherin entschieden zu haben. Sie sei die Älteste von fünf Geschwistern gewesen. "Also habe ich gar nicht lange überlegt, sondern habe gedacht: Gut, wenn ich da mehr verdienen kann, dann gehe ich dahin." Auch Anna G. hatte keine Skrupel. Sie fand die Arbeit im KZ schlicht "attraktiver als hirnlose Fließbandarbeit" in einer Fabrik.
Nur wenigen wurde der Prozess gemacht
Nur sehr wenige haben sich offenbar widersetzt. Die in der Rüstungsindustrie dienstverpflichtete Christel Wenzel war eine von ihnen, auf die Ausstellungskuratorin Simone Erpel bei ihren Recherchen gestoßen ist. Demnach verlangte man von der Verweigerin, den KZ-Häftlingen "klarzumachen, dass sie eine falsche Einstellung zum Staat und zum Leben hätten, und sie zu bekehren zur aktiven Hilfe für Führer und Volk". Das konnte Christel Wenzel nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Negative Folgen hatte ihre Weigerung nicht.
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Historikerin Simone Erpel über reale und fiktive KZ-Aufseherinnen
Wenig zu befürchten hatten auch die allermeisten KZ-Aufseherinnen. Lediglich 77 Prozesse habe es gegeben, sagt Kuratorin und Historikerin Simone Erpel. Todesurteile wie das gegen Maria Mandl oder lange Freiheitsstrafen waren die Ausnahme. Und späte Ermittlungen blieben meistens folgenlos für die inzwischen hochbetagten noch lebenden KZ-Aufseherinnen. Zuletzt wurden im Februar 2020 acht Verfahren im Bundesland Brandenburg, zu dem Ravensbrück gehört, eingestellt. Sieben wegen Verhandlungs- und Vernehmungsunfähigkeit der Beschuldigten, eins mangels hinreichenden Tatverdachts.
Ob die Nazi-Uniform echt ist, weiß niemand
"Nicht schuldig" - auf dieses Urteil plädierten KZ-Aufseherinnen in den wenigen gegen sie geführten Prozessen. Damit war aus Sicht der Täterinnen alles gesagt, obwohl sie nichts gesagt hatten, was ihren Opfern in irgendeiner Weise hätte helfen können. 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück ist dieses Kapitel deutscher Rechtsprechung "Geschichte". So drückt es ein Staatsanwalt in einem Interview aus, das man ebenfalls in der Ausstellung hören kann.
KZ-Gedenkstätte Ravensbrück
SS-Helferinnen und KZ-Zivilangestellte, die nach 1945 in US-amerikanischen Internierungslagern waren
Und dann gibt es da noch den Raum, in dem es um "Fakten und Fiktion" geht. Die Figur der KZ-Aufseherin im Film und in der Literatur ist hier ebenso Thema wie der Handel mit Nazi-Devotionalien. So kommt es, dass Bernhard Schlinks in über 50 Sprachen übersetzter und verfilmter Roman "Der Vorleser" neben einer feldgrauen SS-Uniform zu sehen ist. "Es kann sich um eine Fälschung handeln", heißt es im Begleittext über den ungeklärten Ursprung des Kleidungsstücks. Echt ist aber auf jeden Fall die Mütze einer KZ-Aufseherin, die ein ehemaliger französischer Häftling der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück geschenkt hat.
In der Vitrine steht eine Puppe in SS-Uniform
Eine weibliche Puppe in einer Vitrine mit Waffe und SS_Uniform
Puppe in SS-Uniform
In der hintersten Ecke der Ausstellung steht schließlich noch eine Glasvitrine. In ihr drin eine Puppe. Ihr Name: Silken Floss. So heißt die Hauptfigur in Frank Millers US-Film "The Spirit" (2008). Scarlett Johansson spielt die Heldin in einer Geschichte, die auf eine Comic-Serie von Will Eisner aus den 1940er und 50er Jahren zurückgeht. Das Original ist eine Kriminalgeschichte mit mystischen und komödiantischen Elementen. Die Puppe in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück ist blond und trägt eine SS-Uniform. Im Internet kann man so etwas heutzutage kaufen. Man kann es auch für geschmacklos halten.
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Der Uckermark-Prozess: Aufseherinnen des KZ Ravensbrück vor Gericht Taschenbuch – 18. Februar 2022
Bevor es in ein Selektions- und Vernichtungslager umgewandelt wurde, unterstand das »Jugendschutzlager Uckermark« während des NS der »Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität«. Rund 1.200 Mädchen und junge Frauen waren hier als »Zöglinge« inhaftiert, unzähligen Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt. 1948 mussten sich im sogenannten »Uckermark-Prozess« drei SS-Aufseherinnen und zwei Mitglieder der »Weiblichen Kriminalpolizei« vor einem britischen Militärgericht verantworten. Ingmann zeichnet den Prozessverlauf gegen die Angeklagten detailliert nach. Durch Verhörprotokolle, Zeugenaussagen und Gespräche mit Überlebenden entsteht ein bedrückendes Bild vom Lageralltag der gefangenen Mädchen und Frauen.
Siehe auch:
Wer waren die Aufseherinnen in Hitlers Lagern?
Sie waren meistens jung, dem NS-Regime treu und brutal – die Aufseherinnen in Konzentrationslagern wurden in Ravensbrück auf ihre Arbeit vorbereitet. Die Ausstellung „Im Gefolge der SS“ dokumentiert ihre Geschichten.
KZ-Aufseherinnen bei einem Ausflug
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DIE REDAKTION EMPFIEHLT
LEKTION Wer waren die Aufseherinnen in Hitlers Lagern? >>>
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AUDIO UND VIDEO ZUM THEMA
Wer waren die Aufseherinnen in Hitlers Lagern >>>
Datum 28.08.2020
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„Im Gefolge der SS“: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück: Begleitband zur Ausstellung (Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten) Taschenbuch – 22. Januar 2018
Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück diente zwischen 1942 und 1944 als zentrales Ausbildungslager für weibliches KZ-Personal. Über 3500 SS-Aufseherinnen hielten in ihren zumeist niederen Rängen das Lagersystem am Laufen. Sie nahmen Verbrechen billigend in Kauf oder waren selbst daran beteiligt. Wer waren diese Frauen und wie wurde ihre Beteiligung an den KZ-Verbrechen nach 1945 juristisch geahndet? Wie gingen überlebende Häftlinge mit den Erinnerungen an ihre Peinigerinnen um? Auf welche Weise wurde weibliche Täterschaft im öffentlichen Gedächtnis, aber auch im Familiengedächtnis und in der Nachbarschaft des ehemaligen Frauen-KZ tradiert? Die in dem Begleitband zur Ausstellung versammelten Beiträge gehen diesen Fragen nach.
Siehe auch:
Konzentrationslager der Nazis
Sie prügelten die Häftlinge und hetzten die Hunde auf sie
Irma Grese war bereits mit 20 Jahren Oberaufseherin im Frauenlager von Auschwitz. In der englischsprachigen Presse wurde sie als the beautiful beast bezeichnet.
Samstag, 21.02.2015, 08:00
Viele Aufseherinnen waren anfangs über das Elend im Lager schockiert.
In kürzester Zeit integrierten sie sich in einen „Alltag der Gewalt“.
Brutaler als ihre männlichen Kollegen waren die KZ-Aufseherinnen jedoch nicht.
Anders als Martha S. blieben die meisten Anwärterinnen da und traten ihren Dienst als Aufseherin an. Obwohl das Elend, das sie im Lager sahen, die jungen Frauen oft schwer erschütterte. Viele wagten anscheinend nicht sich aufzulehnen, weil die Atmosphäre vor Ort zu einschüchternd wirkte. Zudem waren sie durch ihre autoritäre Erziehung an Gehorsam gewohnt. „Vor allem hat hier das System der Diktatur und der Überwachung gegriffen“, konstatiert die Historikerin Simone Erpel. „Es ist verheerend, dass so wenige sich geweigert haben, eine derartige Tätigkeit anzunehmen.“
Innerhalb weniger Wochen brutalisiert
Aussagen von ehemaligen Häftlingen belegen, dass neue Aufseherinnen sie anfangs einigermaßen respektvoll behandelten und sogar siezten. Innerhalb weniger Wochen änderte sich das jedoch rapide. Unter der Brutalität des Lagersystems verwandelten sich die Frauen in gewaltbereite Täterinnen, die ihre Macht auskosteten, die Häftlinge ohrfeigten und verprügelten oder ihre Hunde auf sie hetzten, sie stundenlang Appell stehen ließen oder zur Strafe mit kaltem Wasser übergossen. „In kürzester Zeit integrierten sich ganz normale deutsche Frauen, von denen viele nicht einmal überzeugte Nationalsozialistinnen waren, in einen Alltag der Gewalt“, sagt Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin.
"Ikonen des Elends und der Gewalt"
Aufs Ganze gesehen waren Hilde M. und ihre Kolleginnen eher kleine Rädchen im Getriebe der nationalsozialistischen Terror- und Vernichtungsmaschinerie. Trotzdem blieben gerade sie den überlebenden Häftlingen besonders lebhaft in Erinnerung. Denn täglich waren die Aufseherinnen mit ihnen zusammen, begleiteten die Arbeitskolonnen bei ihren Einsätzen außerhalb des Lagers, hatten die Aufsicht in der Kantine und in den Depots und führten die Zählappelle durch. „Manche wurden im Nachhinein gewissermaßen zu Ikonen des Elends und der Gewalt“, erläutert Insa Eschebach, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. „Zum Beispiel stand Dorothea Binz, die 1947 hingerichtete ehemalige Oberaufseherin des KZ Ravensbrück, später für ganz vieles, was in dem Lager passiert war – selbst für Dinge, die eigentlich andere Personen zu verantworten hatten.“
Nicht grausamer als ihre männlichen Kollegen
Dass zahlreiche Aufseherinnen schrecklich gewütet haben, steht außer Frage. Brutaler und grausamer als ihre männlichen Kollegen waren sie jedoch nicht, auch wenn das hin und wieder behauptet wurde. Allerdings erregten die jungen blonden Frauen, die nach dem Krieg vor Gericht standen und denen schlimme Gewalttaten vorgeworfen wurden, besonderes Aufsehen. Irma Grese beispielsweise, die bereits im Alter von 20 Jahren Oberaufseherin im Frauenlager von Auschwitz war, geisterte als „the beautiful beast“ durch die englischsprachige Presse.
https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/wie-ganz-normale-frauen-zu-brutalen-kz-aufseherinnen-wurden-sie-pruegelten-die-haeftlinge-und-hetzten-die-hunde-auf-sie_id_4490671.html
Konzentrationslager der Nazis
Die Mehrzahl der Frauen wurde nie belangt
Dorothea Blinz genoss es, Häftlinge brutalst zu bestrafen
Little BrownDorothea Binz, die ehemalige Oberaufseherin des KZ Ravenbrück, wurde 1947 hingerichtet.
Samstag, 21.02.2015, 08:00
Viele Aufseherinnen sahen sich selbst als Opfer.
Mitgefühl und Reue zeigten sie auch später nicht.
Die Mehrzahl der Frauen wurde nicht belangt.
Dorothea Binz, Irma Grese oder Maria Mandl, die Oberaufseherin in Auschwitz und Ravensbrück gewesen war, galten in der Nachkriegs-Öffentlichkeit als krankhafte, sadistische Monster. Skandalöser und faszinierender noch als ihre männlichen Kollegen, weil ihre Taten dem zeitgenössischen Bild der „unschuldigen Frau“ so extrem widersprachen. „Sämtliche Untaten auf diese angeblich abnormen ‚Bestien‘ zu schieben, war natürlich eine wunderbare Entschuldigung für die deutsche Gesellschaft“, sagt Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. Alle anderen, lautete die verbreitete Rechtfertigung, hätten ja nur ihre Arbeit gemacht.
Kein Mitgefühl und keine Reue
So sahen es offenbar auch viele Aufseherinnen selbst. Später zu ihrer Tätigkeit in den Konzentrationslagern befragt, bezeichneten sie sich als Opfer der Umstände, außerdem hätten sie nichts gesehen und nichts gehört, bei sämtlichen Gewalttaten seien sie nicht dabei gewesen – und wenn doch, dann hätten die Häftlinge selbst schuld gehabt, weil sie sich provozierend verhalten hätten. „Ich habe mit mehreren ehemaligen Aufseherinnen gesprochen“, berichtet die Historikerin Simone Erpel. „Mitgefühl mit den Opfern, Schuldbewusstsein oder Reue hat keine von ihnen gezeigt.“
Die frühere Aufseherin erinnerte sich an gutes Essen und nette Kontakte
Wie grotesk verzerrt manch eine das Grauen der Lager wahrgenommen hat, schildert die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Insa Eschebach. In den 90er-Jahren habe sie eine frühere Aufseherin aus dem Ruhrgebiet interviewt. „Die Frau wirkte ein wenig naiv und schwärmte von dem guten Essen, das sie während ihrer Dienstzeit im KZ bekommen habe. Sie sei hier sicher vor Bomben gewesen und habe nette Kontakte zu anderen Gleichaltrigen gehabt“, erzählt Eschebach. „Und dann sagte sie tatsächlich: Es war die schönste Zeit meines Lebens.“
Drakonische Strafen gegen einige Angeklagte
Nach dem Krieg kam ein Teil der Aufseherinnen vor Gericht. Einige von ihnen erhielten sogar drakonische Strafen. Im ersten Bergen-Belsen-Prozess beispielsweise, der 1945 in Lüneburg stattfand, verurteilte ein britisches Militärgericht die Oberaufseherinnen Irma Grese und Elisabeth Volkenrath sowie die Aufseherin Johanna Bormann zum Tode. Andere erhielten lange Haftstrafen. Hilde M., gegen die aktuell wieder ermittelt wird, kam mit einem Jahr Gefängnis davon.
Das Demjanjuk-Urteil könnte zu neuen Prozessen führen
Die Mehrzahl der Frauen wurde allerdings nie belangt. Entweder weil es schwierig war, ihnen konkrete Taten zuzuschreiben. Oder weil sie heirateten und durch die Namensänderung nicht mehr auffindbar waren. Ein Versäumnis, das sich nach dem Prozess gegen John Demjanjuk zumindest noch ein klein wenig korrigieren ließe. 2011 verurteilte ein deutsches Gericht den gebürtigen Ukrainer, der einst als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor Dienst tat, weil er „Teil der Vernichtungsmaschinerie“ der Nazis gewesen sei. Ihm eine individuelle Tatbeteiligung nachzuweisen, war nicht mehr notwendig.
Die Zeit drängt
Das Demjanjuk-Urteil könnte auch Hilde M. auf die Anklagebank bringen. Schließlich war sie laut eigener Aussage bei einem mörderischen Todesmarsch dabei. Nicht auszuschließen ist, dass weitere ehemalige KZ-Aufseherinnen vor Gericht landen. Viele sind es allerdings nicht mehr, die noch am Leben sind. Auf 15 bis 20 schätzt Simone Erpel ihre Zahl. Es bleibt nur wenig Zeit, um zumindest noch ein wenig Unrecht aufzuarbeiten und den Opfern Genugtuung zu verschaffen.
https://www.focus.de/
Die Aufseherin
Eigentlich will die junge Pflegerin Lotte nur eine leichtere Arbeit haben, als sie 1942 in der Heil- und Pflegeanstalt Domjüch kündigt. Sie findet sich jedoch als Aufseherin im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück wieder. Dort muss sie sich in einen von Grausamkeit und Unmenschlichkeit geprägten Tagesablauf integrieren. Unter den Häftlingen entdeckt sie eine ehemalige Klassenkameradin und versucht, deren hartes Leben zu erleichtern. Doch der Zwiespalt, in den sie sich dadurch begibt, droht sie zu zerreißen. Statt ihrem Kündigungswunsch stattzugegeben, wird sie jedoch nach Lublin ins KZ Majdanek versetzt, wo sie eines der schrecklichsten Massaker in der Zeit der nationalsozialistischen Lager erleben muss. Doch noch im größten Grauen kann die Liebe erblühen. SS-Unterscharführer Ernst Müller wird nach einer Kriegsverletzung nach Majdanek als Aufseher versetzt. Lotte und Ernst heiraten, doch bald schon ist die Frischvermählte wieder allein, weil Ernst zurück an die Front muss. Ein Wiedersehen ist ungewiss. Wegen des Vormarschs der Roten Armee flieht Lotte im April 1944 zusammen mit zehntausenden Häftlingen nach Auschwitz. Wieder holt sie ihre Vergangenheit ein. Wird es ihr gelingen, der jüdischen Cellolehrerin einen Platz im Mädchenorchester zu verschaffen? Lotte begreift allmählich, dass ihre Bemühungen um eine menschliche Behandlung der Häftlinge nicht ausreichen, um sie von der Schuld reinzuwaschen, die auch sie mit ihrem Handeln auf sich geladen hat. Sie befürchtet: Die Abrechnung wird nach dem Ende des Krieges folgen. (Nach einer wahren Geschichte.) Das Buch wurde für den Selfpublishing-Buchpreis 2021 nominiert (Longlist).
Massenmord durch „Hitlers Furien“
So brutal töteten Hausfrauen und Mütter im Dritten Reich wehrlose Kinder
Konzentrationslager Auschwitz
dpaAuch außerhalb von Konzentrationslagern verübten „Hitlers Furien“ brutale Massenmorde
Donnerstag, 15.08.2019, 21:30
Frauen, die mit Süßigkeiten Kinder anlocken – und ihnen in den Mund schießen, sobald sie ihn öffnen; die kranke Kinder vom Balkon werfen und Juden jagen wie Tiere. Ein Buch über die Rolle der Sekretärinnen und Ehefrauen von Nazis gibt verstörende Einblicke in die Brutalität von Hausfrauen und Müttern im Dritten Reich.
Erna Petri folgte ihrem Mann, einem SS-Offizier, in die besetzten Gebiete in Polen. Die 23-Jährige war auf dem Heimweg vom Einkaufen, als ihr sechs kleine, fast nackte und verängstigte Jungen am Straßenrand auffielen. Sofort war ihr klar, dass es sich um jüdische Kinder handeln musste, die aus einem der Vernichtungszüge entkommen waren.
Petri hatte selbst zwei Kinder, und so siegte zunächst ihr mütterliches Mitgefühl: Sie nahm die ausgehungerten Kinder mit nach Hause, beruhigte sie und gab ihnen zu Essen. Doch dann nahm sie die sechs Jungen und ging mit ihnen in den Wald. Der jüngste war sechs, der älteste zwölf Jahre alt. Sie ließ sie sich in einer Reihe aufstellen und schoss einem nach dem anderen mit einer Pistole ins Genick.
Kaltblütiges Töten
So steht es der britischen Zeitung „Daily Mail“ zufolge in einem Buch über die Rolle von Frauen im Massenmord der Nazis, das am 3. Oktober erscheint. Die Historikerin Wendy Lower hat anhand von zahlreichen Fällen untersucht, wie sich Frauen im Dritten Reich verhalten haben – und Geschichten zusammengetragen, die fassungslos machen. „Hitler‘s Furies“ heißt ihr Buch.
Dass zahlreiche Frauen in den Konzentrationslagern als Aufseherinnen oder in den Euthanasie-Anstalten der Nazis gearbeitet haben und dabei an furchtbaren Verbrechen beteiligt waren, ist bekannt. Lower zeigt in ihrem Buch jedoch Situationen, in denen Hausfrauen und Mütter in ihrem Privatleben schonungslos der schrecklichen Logik der Nazi-Ideologie folgten – und sogar hilflose Kinder kaltblütig töteten.
„Tod durch Gas tut nicht so weh“
Pauline Kneissler arbeitete in der Euthanasie-Anstalt Schloss Grafeneck. Jeden Tag soll sie in psychiatrischen Anstalten 70 Patienten ausgewählt haben, die dann im Schloss vergast wurden. „Daily Mail“ zufolge kommentierte Kneissler ihre Taten damit, dass diese Art des Todes nicht so schlimm sei, weil „Tod durch Gas nicht wehtut“.
Autorin Lower betont, dass Frauen während des Dritten Reiches von Beginn an „grausame Entscheidungen über Tod oder Leben getroffen und damit die moralische Sensibilität ausgehöhlt hätten“, wie die „Daily Mail“ zitiert. Besonders schrecklich ging es demzufolge in den von den Nazis besetzen Gebieten in Polen, der Ukraine und anderen Teilen Russlands zu.
Mindestens eine halbe Million junger Frauen hätten diesen Kolonialisierungsprozess begleitet und seien zu Komplizen des Genozids geworden. So tippten die Sekretärinnen die Tötungsbefehle ab. Sie wurden Zeugen, wie die von den Juden konfiszierten Besitztümer nach Deutschland zurückgeschickt wurden – was Lower laut „Daily Mail“ als „den größten organisierten Raub in der Geschichte“ bezeichnet. Und Frauen gehörten dabei Lower zufolge zu den wichtigsten Akteuren und größten Nutznießern.
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Frauen in der SS: SS-Gefolge in den Konzentrationslagern
Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen; Gelsenkirchen, Sprache: Deutsch, Abstract: Erst Anfang der 1990er Jahre beschäftigten sich erstmals Frauen wie Gudrun Schwarz mit der Aufarbeitung der Frauenrolle in der SS, dem sogenannten SS-Gefolge. Bis dahin fanden Frauen in der Betrachtung der Täterrolle in den Kon-zentrationslagern kaum Beachtung. In dieser Arbeit möchte ich mich den Frauen in den Konzentrationslagern von dieser Perspektive, der Nicht-Opferseite nähern und darstellen, wer diese Frauen waren, welche Aufgaben und Stellungen sie innerhalb der Lager hatten und was sie dazu bewegt hat, Teil dieses von Männern dominierten Systems zu werden. Im Speziellen widme ich mich den Aufseherinnen in den Konzentrationslagern, da sie den Großteil des SS-Gefolges ausmachten, durch ihre Tätigkeit im direkten Kontakt zu den Häftlingen standen und die Rolle der Frau als Täterin am besten verdeutlichen.
Massenmord durch „Hitlers Furien“
„Ich werde dir helfen“ – dann tötete sie das weinende Mädchen
Montag, 29.07.2019, 14:45
Ein weiteres Beispiel ist Liselotte Meier, die so eng mit ihrem Chef, einem SS-Offizier, zusammengearbeitet haben soll, dass sie mit ihm auch an sogenannten „Erschießungs-Partys“ teilnahm, bei denen Juden wie bei einem Sport gejagt und getötet worden seien.
Die SS-Offiziersfrau Lisel Willhaus soll laut dem Bericht der „Daily Mail“ über das Buch oft auf ihrem Balkon gesessen haben und von dort aus scheinbar wahllos auf jüdische Gefangene geschossen haben. Ebenfalls in Polen soll Vera Wohlauf neben ihrem Mann auf dem Marktplatz eines Dorfes gestanden und eine Peitsche geschwungen haben, als Tausende zu Tode geprügelt wurden.
In der Ukraine soll die 22 Jahre alte Sekretärin Johanna Altvater während der Auflösung eines jüdischen Ghettos in einem Krankenhaus durch die Kinderstation gegangen sein und die Kinder betrachtet haben. Plötzlich stoppte sie „Daily Mail“ zufolge, hob ein Kind hoch und warf es vom Balkon im dritten Stock. Das gleiche tat sie mit anderen Kindern – einige starben, andere wurden schwer verletzt.
Perfide Morde mit Süßigkeiten
Kinder zu töten gehörte dem Buch zufolge zu ihren Spezialitäten. So berichtete ein Beobachter, dass Altvater Kinder mit Süßigkeiten anlockte. Wenn die Kinder den Mund öffneten, habe sie ihnen mit einer kleinen Pistole, die sie stets dabei hatte, in den Mund geschossen. Bei einer anderen Gelegenheit soll sie ein Kleinkind bei den Füßen gepackt und mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert haben und den leblosen Körper dann vor die Füße des Vaters geworfen haben. „Solch einen Sadismus von einer Frau hatte ich nie gesehen“, sagte dieser später laut „Daily Mail“.
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Gewalt im Dienstalltag. Die SS-Aufseherinnen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Mayjdanek 1942-1944: Die SS-Aufseherinnen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek 1942-1944 Gebundene Ausgabe – 15. September 2009
Zwischen Herbst 1942 und Frühjahr 1944 waren im Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek 28 SS-Aufseherinnen beschäftigt. Ihre erste »Konzentrationslager-Erfahrung« machten diese Frauen im zentralen Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, wo sie für ihren Einsatz ausgebildet wurden. Zu ihren Aufgaben gehörten die täglichen Zählappelle, die Einteilung der Häftlinge in Arbeitskommandos und die Überwachung der Frauen im Block sowie bei der Arbeit. In Majdanek führten sie auch die Selektionen der weiblichen Häftlinge durch. Elissa Mailänder Koslov untersucht anhand von NS-Dokumenten, Zeugensaussagen, Interviews und Erinnerungsliteratur, was diese Frauen dazu bewogen hat, in einem Konzentrationslager zu arbeiten, wie sie sich im »Universum der Gewalt« Majdaneks zurechtgefunden und wie sie es mitgestaltet haben. Die meisten dieser jungen, zum überwiegenden Teil um 1920 geborenen Frauen waren ledig und entstammten einem sozial weniger privilegierten Milieu. Insofern versprach der Aufseherinnendienst in erster Linie einen gut bezahlten, sicheren Arbeitsplatz, sozialen Aufstieg und obendrein den Beamtenstatus. Aber auch Abenteuerlust, Anerkennung und nicht zuletzt materielle Bereicherung sowie Ehrgeiz spielten bei ihren Bewerbungen eine Rolle. Wie kam es jedoch dazu, dass die anfangs sehr verunsicherten und vom Lageralltag schockierten Frauen innerhalb nur weniger Wochen zu »SS-Aufseherinnen« wurden und insbesondere in Majdanek ein ausgesprochen brutales und grausames Verhalten an den Tag legten? Der alltagsgeschichtliche Zugang der Autorin zeigt, dass die Entwicklung dieses Gewaltverhaltens keineswegs ein linearer Prozess war, sondern durch komplexe normative, institutionelle, soziale und situative Dynamiken vor Ort entstand. So bedeutete etwa das Tragen einer Uniform und Dienstwaffe Machterfahrung und Selbstermächtigung und verlieh der Aufseherinnenarbeit eine gewisse »Legitimität«. Die tägliche Gewaltausübung diente nicht allein dazu, die Gefangenen zu beherrschen, zu brechen und zu zerstören, sondern richtete sich nicht zuletzt auch an die umstehenden Kolleginnen und Kollegen, um zu zeigen, wozu man »fähig« war. Insofern ging es also auch um Macht und Selbstdarstellung innerhalb der SS-Kollegenschaft. Der Dienstalltag, die Allgegenwärtigkeit von Gewalt, Tod und Vernichtung, das täglich zu erfüllende Arbeitspensum, die kleinen und größeren »Probleme« und deren Lösung, die Gratifikationen und das Gefühl des SS-Personals, etwas (er)schaffen zu können, all das wirkte sinnstiftend, motivierend und zugleich radikalisierend. Die alltagsgeschichtliche Perspektive zeigt, dass die von SS-Aufseherinnen in Majdanek ausgeübte physische Gewalt nicht allein von »von oben« befohlen wurde. Auf allen Dienstebenen verfügten sie über gewisse Handlungsspielräume und Möglichkeiten, die Anordnungen zu interpretieren: Und davon machten sie auch reichlich Gebrauch.
HAMBURG
NS-VERFAHREN
Ehemalige KZ-Aufseherin Hilde Michnia geht straffrei aus
Veröffentlicht am 01.03.2016 |
Von Per Hinrichs
Die 94-Jährige soll an Todesmärschen aus Konzentrationslagern im besetzten Polen beteiligt gewesen sein. Nun stellt die Staatsanwaltschaft Hamburg das Verfahren gegen die ehemalige SS-Aufseherin ein.
Die ehemalige KZ-Aufseherin Hilde Michnia aus Hamburg wird nicht angeklagt werden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft der „Welt“. Das Ermittlungsverfahren, das die Behörde im Januar 2015 einleitete, wurde mangels hinreichenden Tatverdachts nach Paragraph 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung am 24. Februar eingestellt. Der Vorwurf: Die heute 94 Jahre alte Frau soll 1945 an einem Todesmarsch von KZ-Häftlingen beteiligt gewesen sein, die vom Konzentrations- und Arbeitslager Grünberg, dem heutigen Zielona Gora, über das 60 Kilometer entfernte Guben weitere 400 Kilometer bis nach Bergen-Belsen laufen mussten. Von 2000 entkräfteten Frauen kamen bei dem Marsch etwa 1400 ums Leben. In den letzten Kriegswochen war Michnia noch im KZ Bergen-Belsen eingesetzt gewesen. In einem Video-Interview von 2004 erzählte sie selbst, an einem Marsch teilgenommen zu haben.
Die Staatsanwaltschaft, die wegen Mordverdachts ermittelte, konnte diese Angaben aber nicht verifizieren; Zeugen waren verstorben oder nicht mehr zu finden. „Die Anwesenheit der Beschuldigten auf dem ersten Teilabschnitt des Marsches ist von ihr zugegeben worden“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach. Doch ob sie auch auf dem zweiten, tödlichen Weg nach Bergen-Belsen dabei war, ist unklar geblieben. Da alle Taten außer Mord verjährt sind, konnten die Ermittler der Rentnerin keine Straftaten nachweisen.
Zudem war ihre Tätigkeit in Bergen-Belsen nicht Gegenstand der Ermittlungen. Da Michnia für ihre Vergehen dort von den Briten schon im September 1945 zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, trat ein so genannter „Strafklageverbrauch“ ein: Niemand darf wegen des selben Vergehens zwei Mal verurteilt werden.
„Ach, ich habe nichts gemacht, ich war nur in der Küche“
In einem Gespräch, das Michnia an ihrer Wohnungstür mit der „Welt“ führte, zeigte sie Ende Januar 2015 keine Reue und keine Einsicht. Mindestens 52.000 Menschen starben in Bergen-Belsen, darunter das 15-jährige Mädchen Anne Frank. Für Tausende weitere war es die Durchgangstation in ein Vernichtungslager. Den Opfern fällt es bis heute schwer, über das Erlebte zu sprechen, wie ging es ihr als Täterin?
„Ach, ich habe nichts gemacht, ich war nur in der Küche.“
Und die Gefangenen, was hat sie denn geglaubt, warum die dort sind? „Da hat man sich keine Gedanken gemacht.“
Aber es waren doch fast alles Juden? Achselzucken. „Ja, das stimmt.“
Und die schrecklichen Bilder, die Leichenberge, der unsagbare Gestank, die Tausenden ausgemergelten, kranken, gequälten Menschen – was ist damit?
„Habe ich doch gar nicht gesehen! Die waren an einer ganz anderen Stelle im Lager.“
Warum, glauben sie, waren die Menschen denn im Lager?
„Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht.“
Belastende Zeugenaussagen im ersten Prozess gegen Michnia
Das Verfahren kam ziemlich spät zustande. Es ist den Bemühungen eines Lüneburger Lehrers zu verdanken, dass überhaupt ermittelt worden ist. Hans-Jürgen Brennecke stellte Ende 2014 eine Strafanzeige gegen Michnia und brachte die Ermittlungen so erst in Gang. Er recherchierte, dass die junge Hilde Lisiewicz, so ihr Geburtsname, 1939 in einer Gärtnerei in Schlesien arbeitete, bis sie im Oktober 1940 in den „Reichsarbeitsdienst“ eintrat. Im März 1941 trat sie eine Stelle in einem Restaurant an, bis sie im Februar 1943 schließlich zu einer Munitionsfabrik im damals niederschlesischen Grünberg eingesetzt wurde. Die Fabrik wurde als Nebenlager des benachbarten Konzentrationslagers Groß-Rosen geführt. Dort bewachte sie jüdische Frauen, die Sklavenarbeit verrichten mussten. Am 25. November 1944 trat sie offiziell in die SS ein.
Bereits einen Monat später, am 29. Januar 1945, wurde das Lager wegen der heranrückenden Roten Armee aufgegeben. Zusammen mit einer unbekannten Zahl weiblicher Häftlinge marschierte Michnia von Grünberg nach Guben. Dort traf sie ihren Angaben zufolge am 3. Februar ein und wurde von dort nach Bergen-Belsen beordert. Nachdem sie sich angeblich einen Monat lang abgesetzt und ihre Mutter besucht haben will, erreichte sie das Lager am 3. März 1945. Bis zur Befreiung am 15. April arbeitete sie als Aufseherin in der Küche, beim „Holz-Kommando“ und „Gemüse-Kommando“. Zusammen mit den anderen Wachmannschaften internierten sie die Briten anschließend bis zum Prozessbeginn am 17. September 1945.
Das Militärgericht in Lüneburg verurteilte sie am 17. November 1945 zu einem Jahr Haft. Die Zeugenaussage der ehemaligen Gefangenen Dora Almaleh, nach der sie zwei Häftlinge zu Tode geprügelt und getreten haben soll, wurde wohl wenig berücksichtigt. Auch die Zeugin Alexandra Siwidowa gab an, sie habe Hilde Lisiewicz mehrfach gesehen, wie sie Gefangene mit einem Stock geprügelt habe, weil diese Lebensmittel gestohlen hätten. Lisiewicz wiederum verteidigte sich vor Gericht, Gefangene nur „ins Gesicht geschlagen“ zu haben. Ansonsten habe sie „nur ihre Pflicht getan“.
Der Schrecken der Todesmärsche
Während Michnias Tätigkeit in Bergen-Belsen durch Zeugenaussagen und ihre eigenen Angaben gut aufgearbeitet ist, gab es bei der Rekonstruktion der Todesmärsche und ihrer möglichen Beteiligung stets Unklarheiten. Der israelische Historiker Daniel Blatman hat in in seinem Buch „Die Todesmärsche“ eine Kartografie des „letzten Kapitels des nationalsozialistischen Massenmords“, so der Titel, vorgelegt.
Einer dieser Märsche führte vom Lager Grünberg nach Bergen-Belsen. Verpflegung erhielten die Frauen keine, auf der Rast in Scheunen oder auf Bauernhöfen mussten sich die Gefangenen selbst Nahrung beschaffen. Doch viele waren „nicht mehr in der Lage, gefrorenes Gemüse oder selbst geschlachtete und roh verzehrte Hühner zu verdauen und starben qualvoll“, schreibt der Historiker. Wenn weibliche Häftlinge unterwegs vor Erschöpfung zusammenbrachen, machten sich die Aufseher oft nicht einmal mehr die Mühe, sie zu erschießen. Blatman zufolge starben ein Drittel bis die Hälfte der 700 bis 800 Frauen, die aus Grünberg losziehen mussten.
Die überlebende Jüdin Catheryne Morgan erinnerte sich 2002 an den Todesmarsch, der sie nach Westen trieb. „Es war ein Wunder, dass wir nicht im Stehen erfroren sind. Wir drängten uns aneinander und versuchten dabei zu marschieren. So trieben sie uns durch unzählige Dörfer. Nachts machten wir immer Halt, wo das Vieh untergebracht war. (...) Jede Nacht versuchte sich ein Mädchen im Stroh zu verstecken. Die, denen klar war, dass sie nicht mehr weiter konnten, versteckten sich. Leider wurden jeden Morgen beim Wecken zuerst die Hunde zu uns hineingeschickt, noch bevor die Wachen kamen. Das Gebell der Hunde... (...) Sie suchten im Stroh nach Versteckten.“
Wo war Hilde Michnia? Führte auch sie bei einem der zahlreichen Märsche – insgesamt wurden 97.000 Häftlinge aus Groß-Rosen und seinen Nebenlagern in den Westen getrieben – die Aufsicht? Das hat die Staatsanwaltschaft am Ende nicht heraus gefunden. Oberstaatsanwalt Lars Mahnke, der die Abteilung für NS-Verbrechen leitet, hat Blatmans Buch zwar akribisch ausgewertet, aber keinen Hinweis auf ihre Beteiligung finden können.
DANN HABEN WIR – GLAUBE ICH – VIER TAGE LEICHEN GETRAGEN. UND IN DIE MASSENGRÄBER GEWORFEN. ICH GLAUBE, DAS WAR DAS SCHLIMMSTE.
HILDE MICHNIA,
Ehemalige KZ-Aufseherin
Michnia leugnete stets, dabei gewesen zu sein. Ihr taktisches Verhältnis zur Wahrheit offenbarte sich in dem Video, das in der Gedenkstätte Bergen-Belsen im Jahre 2004 aufgenommen wurde. Da gab sie nämlich zu, was sie gesehen und getan hatte: „Eines schönes Tages hieß es ,Leichen tragen'. Und da hat man erst gesehen, wie viele Leichen da waren. (...) Da waren, wie gesagt, Berge von Leichen. (...) Dann haben wir – glaube ich – vier Tage Leichen getragen. Und in die Massengräber geworfen. Ich glaube, das war das Schlimmste“.
Die frühere KZ-Aufseherin selbst gibt aber in einem Brief vom 13. Juli 2008 an ihre ehemalige Nachbarin an, nur bei dem einwöchigen Marsch nach Guben dabei gewesen zu sein. „Wir waren eine Woche unterwegs, die Häftlinge und die Aufseher. Es war eine schreckliche Zeit. Wir hatten nichts zu essen und keinen Platz zum Schlafen. Ich kann mich kaum erinnern, weil es so fürchterlich war“, erzählte sie ihrer Freundin und Nachbarin, einer Irin, die lange neben ihr wohnte und vor einigen Jahren wieder nach Dublin zurückkehrte.
Warum das Verfahren eingestellt wurde
Diese Nachbarin war es auch, die den Holocaust-Überlebenden Tomi Reichental aus Dublin auf Michnia hinwies. Reichental überlebte das KZ Bergen-Belsen als neunjähriger Junge, der zwischen den Leichenbergen Fußball spielte und versuchte, vor den zufälligen Erschießungen der SS-Wachleute verschont zu bleiben. Der gebürtige Slowake drehte einen Dokumentarfilm über sein Leben („Close to Evil“) und zeigt darin auch sein intensives Bemühen, sich mit Michnia zu treffen, ihr die Hand zu schütteln und vielleicht sogar eine Geste der Versöhnung zu finden.
Doch diese Hoffnung erledigte sich bald. Michnia lehnt jeden Kontakt ab. „Was mich traurig macht, ist nicht, dass sie damals so gehandelt hat“, sagt Reichental. „Sondern, dass sie immer noch in der Gedankenwelt der 40er-Jahre steckt.“
Wie gelangte Hilde Michnia nach Bergen-Belsen? Das hat die Staatsanwaltschaft am Ende nicht heraus gefunden. Oberstaatsanwalt Lars Mahnke, der die Abteilung für NS-Verbrechen leitet, hat Blatmans Buch zwar akribisch ausgewertet, aber keinen Hinweis auf ihre Beteiligung finden können.
Michnia beschrieb sich in eine früheren Interview als gläubige Katholikin und besucht noch regelmäßig den Gottesdienst ihrer Gemeinde. Sie hat zwei erwachsene Töchter. Gegenüber der Staatsanwaltschaft hat sie keine Angaben gemacht. So musste die Akte 7305 Js 1/15, eines der letzten NS-Ermittlungsverfahren in Deutschland, geschlossen werden.
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KZ Ravensbrück
Prügeln, quälen, mit dem Hund kuscheln
In Ravensbrück errichteten die Nazis das größte Frauen-Konzentrationslager. Aufseherinnen quälten und ermordeten Gefangene wie die junge Jüdin Olga Benario. Als sie versuchte, einer Mitgefangenen zu helfen, wurde sie brutal bestraft.
Von Jasmin Lörchner
22.01.2016, 10.29 Uhr
Im zwei mal zwei Meter großen Holzverschlag war es heiß, stickig und finster. Olga Benario kauerte auf einer Strohmatratze und bekam nichts außer einer Scheibe Brot und einem Becher Ersatzkaffee pro Tag. Musste sie auf die Toilette, tastete sie sich an der Wand entlang zu einem Eimer.
Olga Benario: Opfer der Nazi-Mörder Foto: Das Bundesarchiv
Olga konnte vor ihrer Zelle Dorothea Binz hören, die junge Aufseherin über den Strafblock und die Isolationszellen. Zum Dienst erschien sie stets mit perfekt frisiertem Blondhaar und akkurater Kleidung, begleitet von ihrem Hund. Mehr als ihn liebte Binz nur eines: prügeln und quälen. Die Gefangenen nannten sie "die schöne Bestie".
Die Wege von Benario und Binz kreuzten sich im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, das die Nazis im Mai 1939 im Norden von Brandenburg eröffneten (später kamen im Ravensbrücker Komplex Lager mit Männern sowie mit Mädchen und jungen Frauen hinzu). Bis zur Befreiung 1945 waren dort mehr als 130.000 Widerständlerinnen, Kommunistinnen, Jüdinnen, Zeuginnen Jehovas, Prostituierte, Sinti und Roma inhaftiert. Die Frauen mussten Zwangsarbeit leisten, wurden geprügelt, gefoltert und Experimenten ausgesetzt. Wer nicht an Hunger und Entkräftung starb, wurde erschossen, vergiftet oder vergast.
Weil die meisten Ravensbrück-Dokumente vernichtet wurden, konnte die genaue Zahl der Ermordeten nie geklärt werden. 40.000 bis 50.000 waren es nach Schätzung der britischen Journalistin Sarah Helm. Sie befragte Überlebende, studierte britische und sowjetische Prozessakten sowie die wenigen verbliebenen NS-Unterlagen. Ihr Buch "Ohne Haar und ohne Namen" erscheint jetzt auf Deutsch.
Eine Hochschwangere als Geschenk an Hitler
Sarah Helm gibt den Ravensbrücker Gefangenen eine Stimme. Ihr Buch ist eine umfassende Biografie des Lagers, das nie die gleiche Aufmerksamkeit wie Auschwitz oder Dachau fand. Und es zeigt, was Menschen einander antun können.
Olga Benario, 1908 in München geboren, war eines der Opfer. Als 14-Jährige schloss sich das hochgewachsene jüdische Mädchen mit den dunklen Haaren und den wachen Augen einer kommunistischen Zelle an. Sie ließ sich in Moskau von der Komintern ausbilden und reiste 1935 nach Brasilien, um den Putsch des Rebellenführers Luis Carlos Prestes zu unterstützen. Die beiden verliebten sich. Der Putsch scheiterte, die Gruppe wurde verhaftet. 1936 lieferte Brasiliens diktatorisches Regime die hochschwangere Olga nach Deutschland aus, als Geschenk an Hitler.
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Nachdem sie im Gefängnis ihre Tochter Anita zur Welt gebracht hatte, wurde das Baby ihrer Schwiegermutter übergeben und Olga im Sommer 1939 nach Ravensbrück überstellt. Ein eilig beschafftes Visum blieb in der Post stecken. Mit Kriegsausbruch im September 1939 war Olgas Hoffnung auf Freilassung verloren.
"Zum Schluss möchte ich dir sagen, dass ich ständig von dir und der Kleinen träume - nur das Aufwachen morgens ist bitter", schrieb sie an Luis Prestes, der in Brasilien in Haft saß. Bald darauf wurde sie zur Vorsteherin des "Judenblocks" ernannt, musste dem SS-Personal zuarbeiten und jeden Morgen die Häftlinge rechtzeitig zum Antritt um 4.30 Uhr auf den Appellplatz treiben.
Händchenhalten beim Auspeitschen
Buchautorin Sarah Helm schildert grausame Szenen: Die Frauen stellten sich in Fünferreihen auf, die Hände dicht am Körper. Olga zählte den Block durch und meldete die Zahl an die Aufseherin. Dorothea Binz und ihre Kolleginnen marschierten auf und ab. Stand eine der Frauen nicht stramm, schlug Binz ihr ins Gesicht, bis Blut aus Mund und Nase floss. Oder malträtierte sie mit den Stiefelabsätzen. Oder hetzte ihren Hund auf sie.
Dorothea Binz: die "schöne Bestie"
In den Kriegsjahren arbeiteten insgesamt 3500 Aufseherinnen im KZ Ravensbrück. Dorothea Binz galt als eine der brutalsten. Die Förstertochter bewarb sich mit 19 auf die Stelle mit nobler Unterkunft und guter Bezahlung; viele Aufseherinnen waren im gleichen Alter. Tagsüber beaufsichtigten sie Häftlinge bei der Zwangsarbeit. Nach Feierabend gingen sie in Fürstenberg ins Kino, machten Bootsfahrten und flirteten mit SS-Offizieren.
Binz bandelte schon bald mit SS-Obersturmführer Edmund Bräuning an. Oft sahen die Gefangenen das Paar Händchen halten - vor allem, wenn eine der Frauen auf den Prügelbock geschnallt und ausgepeitscht wurde.
Prügelstrafen oder Isolationshaft erhielt, wer gegen eine der unzähligen Lagerregeln verstieß. So war es den Frauen verboten, sich gegenseitig zu helfen. Als Olga dennoch eine völlig entkräftete Frau zum Krankenrevier trug, wurde sie vom diensthabenden Arzt verprügelt und kam wochenlang in Isolationshaft. In einem ihrer letzten Briefe an Luis Prestes schrieb sie: "Ganz besonders habe ich hier gelernt, den wahren Wert alles Menschlichen zu erkennen."
Folteralltag und Friseurbesuch
1941 begannen die Transporte der "Sonderbehandlung 14f13" - ein Nazi-Kürzel für Tod durch Vergasung. Olga wurde im März 1942 selektiert und kurz darauf in der "Heilanstalt" Bernburg ermordet. In ihrer Kleidung versteckte sie eine Warnung für Mithäftlinge: "Die letzte Stadt ist Dessau. Wir sollen uns ausziehen. Misshandelt worden sind wir nicht. Adieu."
Ab 1942 wurden Frauen als Prostituierte nach Mauthausen, Dachau, Buchenwald und Flossenbürg geschickt, um die Arbeitsmoral der Zwangsarbeiter zu heben. Im direkt auf dem Gelände erbauten Siemens-Werk mussten Häftlinge Elektroteile für Kampfflugzeuge fertigen.
Fotostrecke
Zwangsoperationen im Frauen-KZ Ravensbrück: Wie die Versuchstiere gequält
15 Bilder
Foto: Das Bundesarchiv
Zudem führte Nazi-Chirurg Karl Gebhardt grauenhafte medizinische Experimente durch. Auf der Suche nach einem Antibiotikum schnitt er gesunden Frauen die Beine auf und infizierte sie mit Bakterien. "Króliki", polnisch für "Kaninchen", nannten sich die Frauen selbst. Als Versuchskaninchen der Nazis wurden sie an Leib und Seele gefoltert, einige starben einen qualvollen Tod.
Unterdessen ließen sich Binz und Kolleginnen von Häftlingen die Haare machen. Ihre Besuche im Friseursalon des Lagers zählten zu den seltenen Gelegenheiten, bei denen Binz keine Gefangenen anschrie und schlug, erinnerten sich die Überlebenden.
Im Oktober 1944 gab Heinrich Himmler - Reichsführer der SS und Holocaust-Hauptorganisator - für Ravensbrück eine monatliche Todesrate von 2000 Gefangenen aus. Man sagte den Frauen, sie kämen in ein Erholungslager. Dann führte man sie durch den Wald zur neu errichteten Gaskammer.
Tod durch den Strang
Als die Rote Armee in den letzten Kriegsmonaten rasch näherrückte, tötete die SS immer hastiger. Mitten im Wahnsinn der NS-Massenmordmaschinerie konnte das Schwedische Rote Kreuz dennoch mit Himmler die Freilassung von Gefangenen aushandeln - die einzige im Zweiten Weltkrieg. 7500 Frauen wurden im April 1945 aus dem KZ Ravensbrück gerettet.
Kurz bevor die Sowjets kamen, versuchte die Lagerleitung um Kommandant Fritz Suhren alle Spuren der Menschenvernichtung zu tilgen. Die Gaskammer und der Prügelbock wurden abgebaut, SS-Unterlagen und Häftlingsakten verbrannt. Ravensbrück wurde am 30. April befreit, gut eine Woche vor Kriegsende.
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Sarah Helm
Ohne Haar und ohne Namen: Im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück
Verlag: Theiss, Konrad
Seitenzahl: 820
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Die Briten griffen Dorothea Binz auf der Flucht auf und machten ihr 1946 in Hamburg den Prozess. Die Aufseherin und ihre 15 Mitangeklagten plädierten auf nicht schuldig. Die 27-Jährige wurde zum Tod durch den Strang verurteilt und öffnete sich danach in ihrer Zelle die Pulsadern , wurde aber gefunden. Vor ihrer Hinrichtung am Morgen des 2. Mai 1947 wandte sie sich an einen anwesenden Offizier: "Ich hoffe, Sie glauben nicht, dass wir alle böse Menschen waren."
In der Gedenkstätte Ravensbrück erinnert eine Statue an das Schicksal der Gefangenen. "Die Tragende" - das ist Olga Benario. Sie blickt über den Schwedtsee, auf dessen Grund die Asche vieler Häftlinge sank. In den Armen hält sie jene unbekannte entkräftete Frau, die Olga 1941 hatte retten wollen.
https://www.spiegel.de/
Frauen im Kriegsdienst: Südtirolerinnen bei Wehrmacht und SS Taschenbuch – 26. April 2022
Krieg ist Männersache? Nein, auch Frauen sind Kriegs-Akteurinnen. Im Zweiten Weltkrieg gehörten sie ebenso wie Männer zu SS und Wehrmacht. Ob als Flakhelferinnen, Aufseherinnen, SS-Helferinnen oder Funkerinnen: Frauen hielten die NS-Maschinerie am Laufen – und viele reihten sich aus Überzeugung ein. homas Hanifle porträtiert Südtirolerinnen, die auf unterschiedlichen Wegen in den Dienst von SS und Wehrmacht kamen, und geht den Beweggründen für den Dienstantritt genauso nach wie der Frage nach ihrer Mitverantwortung. • Frauen als Täterinnen im Zweiten Weltkrieg • Erstmalige Auseinandersetzung mit dem Thema in Südtirol • Journalistisch aufgearbeitete Frauenbiografien
Siehe auch:
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ehemalige SS-Aufseherin
HAMBURG
Aktualisiert: 03.02.2015, 13:18 | Lesedauer: 9 Minuten
Per Hinrichs
Die 92-jährige Hilde Michnia war bei einem Todesmarsch dabei, bei dem 1400 Frauen ums Leben kamen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die in Hamburg lebende Frau für ihre Taten verantworten muss.
Hamburg. Zu Besuch in der Vergangenheit: Es geht raus an den Stadtrand, nach Schenefeld, in die Saga-Siedlung mit den 70er-Jahre-Hochhäusern, alte Autos an der Straße, ein bärtiger Rentner klaubt Papier aus der winterlich kahlen Hecke. Sie wohnt in einem dieser schmucklosen, dreistöckigen, quadratischen Bauten.
Einmal Klingeln, zehn Sekunden warten, die Haustür geht auf, fünf, sechs Stufen hinauf ins Hochparterre, da steht sie schon, blickt aus freundlichen blauen Augen, 92 Jahre alt, offenbar voll orientiert. „Guten Tag, können wir über das Konzentrationslager Bergen-Belsen sprechen?“ Und Hilde Michnia sagt: „Ach nein, schon wieder?“
Die Vergangenheit hat jetzt ein Aktenzeichen
Ja, schon wieder. Oder endlich einmal wieder. Denn viel hat die alte Frau bislang nicht preisgegeben von dem, was sie in Bergen-Belsen gesehen und getan hat. Nun, am Ende ihres Lebens, holt sie ihr Anfang wieder ein. Die Staatsanwaltschaft Hamburg führt seit dieser Woche ein Ermittlungsverfahren gegen Hilde Michnia, geb. Lisiewicz. Die Vergangenheit, die sie so lange versteckte, hat jetzt ein Aktenzeichen: 7305 Js 1/15. Die „73“ steht für die Abteilung bei der Staatsanwaltschaft, die sich um nationalsozialistische Gewaltverbrechen kümmert. Die frühere SS-Aufseherin soll 1945 an einem Todesmarsch von KZ-Häftlingen beteiligt gewesen sein, die vom KZ Groß-Rosen nach Gubin laufen mussten. Von 2000 Frauen kamen etwa 1400 dabei ums Leben.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Hilde Michnia für ihre Taten verantworten muss. Bereits 1945 führen die Briten, die Norddeutschland besetzt halten, das erste Verfahren gegen 45 KZ-Wächter und SS-Angehörige. Elf SS-Leute werden zum Tode verurteilt und hingerichtet.
„Hör’ auf zu heulen, oder ich bringe dich auch um“
In Lüneburg klagen sie auch die damals 23-jährige Hilde Lisiewicz an. Die Zeugin Dora Almaleh gibt an, wie die frühere SS-Frau zwei Männer mit einem Stock verprügelte und mit ihren Schaftstiefeln auf sie eintrat, weil sie zwei Steckrüben in der Küche an sich genommen hatten. Die Mitgefangene Almaleh hatte ihnen das erlaubt. Nachdem sie mit den beiden ohnehin entkräfteten Männern fertig war, schüttelte Lisiewicz die Gefangene, die daraufhin anfing, zu weinen. „Hör’ auf zu heulen, oder ich bringe dich auch um“, habe die SS-Frau zu ihr gesagt, gibt Dora Almaleh in ihrer Vernehmung an.
Die Briten verurteilen die Wärterin zu einem Jahr Haft, im November 1946 wird sie entlassen. Am Sonnabend wurde sie 93 Jahre alt, sie hat drei Kinder, sie ist seit 44 Jahren Witwe.
Mindestens 52.000 Menschen starben in Bergen-Belsen; für Tausende Weitere war es die Durchgangstation in ein Vernichtungslager. Was sagt sie heute dazu? Welche Bilder hat sie im Kopf? Den Opfern fällt es bis heute schwer, über das Erlebte zu sprechen, wie geht es ihr als Täterin? Hilde Michnia macht die Tür nicht ganz auf. Keine Fremden in die Wohnung lassen! Da hält sie sich dran. Sie lächelt.
„Ach, ich habe nichts gemacht, ich war nur in der Küche.“
Und die Gefangenen, was hat sie denn geglaubt, warum die dort sind? „Da hat man sich keine Gedanken gemacht.“
Aber es waren doch fast alles Juden? Achselzucken. „Ja, das stimmt.“
Und die schrecklichen Bilder, die Leichenberge, der unsagbare Gestank, die Tausenden ausgemergelten, kranken, gequälten Menschen – was ist damit?
„Habe ich doch gar nicht gesehen! Die waren an einer ganz anderen Stelle im Lager.“
Warum, glauben Sie, waren die Menschen denn im Lager?
„Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht.“
Genauso hat Hilde Liesewicz schon 1945 argumentiert
Habe ich nicht gewusst. Wir waren dumm. Man konnte nichts machen. Eine halbe Stunde lang dreht sich das Gespräch um Fragen von Schuld und Sühne, von schlechtem Gewissen, von Zweifeln. Aber es kommen nur Phrasen zurück, Floskeln, beredtes Schweigen, wie es seit 1945 millionenfach über den millionenfachen Mord ausgeschüttet wurde.
Genauso hat Hilde Liesewicz schon 1945 argumentiert. Die Schilderung der Zeugin, die sie mit dem Tode bedroht hat, bestritt sie in ihrer Vernehmung 1945. Sie habe nie einen Stock gehabt. Auch keine Stiefel. Und zum SS-Dienst sei sie „zwangsverpflichtet“ worden.
Es gibt aber etwas, was sie heute umtreibt. „Ich bin eine gläubige Katholikin, seit einem halben Jahr kann ich leider nicht mehr ohne fremde Hilfe in die Kirche gehen, das belastet mich sehr“, sagt Hilde Michnia. Im Hauseingang steht ihr Rollator, „mein Porsche“ sagt sie. Und lächelt.
Über die Christin Hilde Michnia ist auch berichtet worden, zum Beispiel im „Elbe Wochenblatt“. Da ließ sich die rüstige Jubilarin zum 90. Geburtstag feiern, erzählte, wie sie sich in ihrer Kirchengemeinde engagiert und gab die gute Omi von nebenan. Über Hilde Lisiewicz fand sich in dem Bericht kein Wort. Nie zuvor ist über die Taten einer der letzten noch lebenden KZ-Wächterinnen eine Zeile geschrieben worden.
Es lag wohl an einem Bruch in ihrer Verschwiegenheit, dass die Frau so lange unbehelligt leben konnte. Doch eines Tages erzählte Hilde Michnia ihrer Nachbarin in Hamburg von ihrem Vorleben als KZ-Aufseherin – offenbar wollte sie ihr Geheimnis teilen. Die Nachbarin, eine Irin, zog kurz darauf zurück nach Dublin.
Dokumentarfilm des Shoa-Überlebenden Tomi Reichental
Diese Frau hörte vor einigen Jahren eine Radiosendung, in der der Shoa-Überlebende Tomi Reichental, ein aus der Slowakei nach Bergen-Belsen deportierter Jude, über seine Zeit im KZ sprach. Im Alter von neun Jahren musste Reichental dort leben und überleben.
Er kann sich noch gut an jedes einzelne Detail erinnern. „Wenn das Krematorium nicht mit der Menge der Leichen fertig wurde, die an Hunger und Krankheiten starben, wurden die toten Körper einfach auf einen großen Haufen im Freien geworfen. Wir kümmerten uns nicht weiter darum, sondern passten auf, nicht einer von den Körpern auf dem Haufen zu werden“, erzählte Reichental in einem Interview mit dem „Holocaust Education Trust“ in Irland. „Wir mussten nur aufpassen, dass wir nicht ins Feuer gerieten, wenn die Nazis ihr zufälliges Schießtraining auf menschliche Ziele praktizierten.“
Michnias frühere Nachbarin aus Hamburg kontaktierte Reichental und gab an, eine ehemalige Aufseherin aus Bergen-Belsen zu kennen. Und Reichental wollte diese Frau kennenlernen – nicht, um sie zu verhören, sondern um zu verstehen, warum sie so handelte, wie sie gehandelt hatte. Zusammen mit dem Produzenten Gerry Gregg drehte er den Dokumentarfilm „Close to Evil“, in dem er die Versuche dokumentiert, mit Michnia ins Gespräch zu kommen. Er scheitert.
"Die werden auch nichts finden"
Der Film wird 2013 zum ersten Mal gezeigt – und er enthält den Hinweis darauf, dass Hilde Lisiewicz auch an einem Todesmarsch beteiligt war. Wegen dieser Tat wurde sie weder angeklagt noch verurteilt, sodass die Staatsanwaltschaft wegen eines neuen Vergehens ermittelt.
Reichentals Engagement und sein Wille zur Versöhnung zeichnete Bundespräsident Gauck 2013 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik aus, dem höchsten Orden der Republik. Bislang fand sich kein Sender und kein Verleih, der den Film zeigen möchte.
Der Lüneburger Hans-Jürgen Brennecke, der sich in der Aufarbeitung der NS-Zeit Lüneburgs engagiert, hat „Close to Evil“ auch am vergangenen Sonntag in einem Kino gezeigt, zum ersten Mal in Deutschland. Er war es auch, der Ende 2014 eine Strafanzeige erstattete.
Unterstützt wird er in seinen Recherchen von Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in Israel. „Es ist auch jetzt nicht zu spät, diese Leute anzuklagen und vor Gericht zu stellen“, sagt Zuroff der „Welt am Sonntag“. „Wir schulden es den Überlebenden und den Toten des Holocaust, dass diese Taten aufgearbeitet und gesühnt werden.“
Frau Michnia, wissen Sie, dass die Behörden gegen Sie ermitteln?
„Nein. Aber die werden auch nichts finden.“
Sie sind doch schon mal verurteilt worden, 1945.
„Ja, das war ein Schauprozess. Mehrere Angeklagte wurden hingerichtet. Das tut mir sehr leid.“
Ein Foto lässt sie gerne machen, sie lächelt dabei ihr Großmutter-Lächeln. Dann geht die Tür wieder zu, das Gespräch ist beendet. Über dem Türrahmen steht in Kreide „C+M+B“, Gott schütze dieses Haus.
Aktualisiert: Di., 03.02.2015, 13.18 Uhr
https://www.abendblatt.de/
Die Rolle der Arbeitsämter bei der Rekrutierung von SS-Aufseherinnen Taschenbuch – 5. September 2006
In den zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen über die NS-Konzentrationslager sind in den vergangenen Jahrzehnten vor allem die Existenzbedingungen der Hunderttausenden von Häftlingen beiderlei Geschlechts thematisiert worden. Erst seit dem letzten Jahrzehnt wurden die Verbrechen der „willigen Vollstrecker“ und deren sozio-ideologischen Grundlagen stärker in das Blickfeld genommen. Im Fokus lag hierbei jedoch beinahe ausschließlich das männliche Bewacher-Personal. Frauen als „weibliches Gefolge“ der SS, eingesetzt als Aufseherinnen in Frauen-Konzentrationslagern, sind erst seit jüngster Zeit Forschungsgegenstand. Dieser Paradigmenwechsel der letzten Jahre äußert sich auch darin, dass die Dämonisierung und Stereotypisierung Einzelner zu „Bestien“ und „Befehlsempfängern“ einer Darstellung der „ganz normalen Männer und Frauen“ als handelnder Subjekte wichen. Als Resultat dieser Untersuchungen entwickelte sich zunehmend die Frage, wie es möglich wurde, Aufseherin in einem Frauen-Konzentrationslager zu werden, welche gesellschaftlichen und individuellen Voraussetzungen letztlich die Entscheidung bestimmten. Unklar blieb bislang, welche Rolle das ursprünglich als sozialpolitisches Instrument entwickelte Arbeitsamt in der Zeit des Nationalsozialismus bei der Arbeitskräfterekrutierung von Aufseherinnen für die SS übernahm.
Siehe auch:
- Nationalsozialistische Geschlechterordnung und Geschlechterrollen >>>
- HISTORISCHES: Arbeit und Arbeitsämter im Nationalsozialismus >>>
- AKTUELLES: Arbeit und Arbeitsämter im Nationalsozialismus >>>
Versöhnungsversuch mit einer ehemaligen KZ-Wächterin
"Eine Mörderin, keine alte Bekannte"
1945 überlebte Tomas Reichental als Kind das KZ Bergen-Belsen. Nach fast 70 Jahren machte er sich wieder auf den Weg nach Deutschland - um sich mit einer ehemaligen SS-Aufseherin zu versöhnen.
Von Kevin Witzenberger
02.08.2015, 10.22 Uhr
Der alte Mann konnte die Tränen nicht zurückhalten. Fast 60 Jahre lang hatte Tomas Reichental geschwiegen. 2004 erzählte er in der Schulklasse seines Enkels zum ersten Mal über seine Kindheit. Seine Stimme zitterte, als er beschrieb, wie der leblose Körper seiner Großmutter fortgeschleppt und achtlos auf einen Haufen Leichen geschmissen wurde. Wie er selbst als neunjähriger Junge tagtäglich im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Überleben kämpfen musste.
Am Ende weinten Schüler und Lehrer mit ihm. Seit diesem Tag berichtete der Holocaustüberlebende in seiner neuen Heimat Irland Tausenden Kindern und Jugendlichen von seinem Schicksal. "Ich bin es den Opfern schuldig", meint Reichental und wendet sein Gesicht zu den alten Familienfotos an der Wand. Viele seiner Verwandten starben als Opfer der Judenverfolgung.
2012 hörte eine Irin Reichentals Geschichte im Radio. 25 Jahre lang hatte die Frau in Hamburg gelebt. Als Freundin und Nachbarin einer gewissen Hilde Michnia - die vor 70 Jahren ebenfalls in Bergen-Belsen gewesen war.
Ein Jahr später lehnte Tomas Reichental deshalb an einem Geländer am Hamburger Jungfernstieg. Ein Fernsehteam aus Irland hatte den kleinen Mann nach Deutschland begleitet. Reichental sprach in die Kamera: "Ich kam nach Hamburg, um Hilde Michnia zu treffen. Als ich ein kleiner Junge in Belsen war, war sie eine meiner Aufseherinnen. Ich kam, um ihr die Möglichkeit zu bieten, Reue zu zeigen - sich zu entschuldigen." Der Film "Close to Evil" sollte die beispiellose Versöhnung zwischen einem Opfer des Holocaust und einer Täterin dokumentieren.
Die Reise war Reichental unendlich schwergefallen. In Irland führt er ein sorgenfreies Leben: Er besitzt ein Haus in Dublins südlichem Vorstadtidyll, hat drei Söhne und Enkel. Warum trat er diese Reise nach Hamburg überhaupt an?
Geboren wurde Tomas Reichental 1935 in dem kleinen Dorf Meraice in der Slowakei. Im Oktober 1944 erlebte der Neunjährige zum ersten Mal die Brutalität der Nationalsozialisten. Mit seiner Großmutter, seiner Mutter und seinem Bruder Miki wurde er in einem kleinen Laden in Bratislava von Deutschen eingesperrt und geschlagen.
Einige Tage später fand er sich in einem Viehwaggon wieder, in dem seine Familie und Tausende anderer Juden nach Bergen-Belsen deportiert wurden. Als der Zug in Bergen-Belsen haltmachte, beobachtete Reichental den rauchenden Schornstein des Krematoriums durch kleine Spalten zwischen den Holzdielen des Waggons.
Der kleine abgemagerte Tomas hatte Glück und überlebte. Am 15. April 1945 befreite die britische Armee Bergen-Belsen. Mit ihm zusammen überlebten seine Mutter und sein Bruder. Doch 35 Familienmitglieder fielen dem Holocaust zum Opfer. Die Bilder an den Wänden seines Arbeitszimmers in Dublin erinnern an sie.
Nach der Befreiung schwieg Tomas Reichental fast sein ganzes Leben über seine Erlebnisse im Konzentrationslager. "Nicht, weil ich nicht darüber reden wollte", erklärt der heute 79-Jährige. Er atmet tief ein und sagt mit zitternder Stimme: "Sondern weil ich es nicht konnte." Da erscheint der Wunsch dieses Mannes umso befremdlicher, sich mit einer ehemaligen SS-Aufseherin zu treffen.
Verabredung mit der Vergangenheit
Der erste Kontaktversuch scheiterte. Vermittelt hatte ihn Hilde Michnias irische Freundin. "Die Nachbarin kontaktierte mich, und wir trafen uns", berichtet Reichental. "Während unseres Treffens rief sie Hilde an - erzählte ihr, sie sei bei mir, einem ehemaligen Häftling. Ich hörte, wie Hilde fragte, ob es mir gut gehe, sie wollte mit mir reden. Ich konnte nicht antworten."
Später fasste Tomas Reichental den Entschluss, sich mit der ehemaligen KZ-Wächterin zu treffen und diese Begegnung von einem Kamerateam aufnehmen zu lassen. "In den Schulen rede ich immer von Versöhnung. Mit einem Treffen hätte ich zeigen können, was das wirklich bedeutet", sagt er. "Ich das Opfer, sie der Täter. Das wäre das erste Treffen dieser Art gewesen."
Sein älterer Bruder Miki Reichental hielt ihn für verrückt: "Warum ich sie treffen wolle, fragte er mich. Sie sei eine Mörderin und keine alte Bekannte." Aber Reichental dachte damals anders: "In meiner Naivität glaubte ich, dass sie zwar 1945 diese Person war, aber heute eine andere, und ich dazu in der Lage bin, mich mit ihr zu versöhnen. Ich wollte zeigen, dass auch sie ein Opfer ist - ein Opfer ihres Hintergrunds und der Zeit, in der wir lebten", erklärt der alte Mann und schaut über seinen Brillenrand in den grünen Garten.
Aus der Schublade seines Schreibtischs kramt Tomas Reichental die Briefe hervor, die er an Hilde Michnia geschrieben hat. Hinter ihm hängt eine eingerahmte Zeitung vom 8. Mai 1945, dem Tag der deutschen Kapitulation. "Es ist mein großer Wunsch, einmal jemanden zu treffen, der damals 'auf der anderen Seite' stand", schrieb er nach Hamburg. "Dabei geht es mir ausdrücklich NICHT um Anklage oder Abrechnung, sondern um Versöhnung. Sowohl Sie als auch ich sind in unsere jeweilige Lebenssituation hineingeboren und entsprechend erzogen worden. Es ist viel Leid geschehen, aber man muss nach so vielen Jahren neu aufeinander zugehen." Hilde Michnia sagte zu, Reichental kam nach Deutschland.
"Nichts gesehen"
Kurzfristig ließ sie das Treffen jedoch über ihre Tochter aus gesundheitlichen Gründen absagen. Der Film "Close to Evil" dokumentierte damit lediglich eine gescheiterte Versöhnung. Nachdem der Streifen im Januar 2015 in Lüneburg das erste Mal einem deutschen Publikum vorgeführt wurde, erstattete Hans-Jürgen Brennecke Strafanzeige gegen Hilde Michnia, geb. Lisiewicz.
Tochter vieler Mütter
In den letzten Kriegsmonaten soll die heute hochbetagte Frau als Aufseherin an einem Todesmarsch aus dem KZ Groß-Rosen beteiligt gewesen sein. Von den rund zweitausend gefangenen Frauen starben dabei bis zu 1400. Im September 1945 war Michnia bereits im Lüneburger Bergen-Belsen Prozess zu einem Jahr Haft verurteilt worden - bis heute behauptet sie, von den monströsen Verbrechen im Konzentrationslager nichts gewusst zu haben. "Ach, ich habe nichts gemacht, ich war nur in der Küche", beteuerte sie Anfang dieses Jahres gegenüber der "Welt".
Tomas Reichental bereut es mittlerweile nicht mehr, dass er Hilde Michnia damals nicht getroffen hat. "Ich hätte wohl ihre Hand geschüttelt oder sie sogar umarmt, obwohl sie vielleicht nicht einmal irgendeine Form von Reue gezeigt hätte. Mir tut es leid, dass sie heute immer noch der Meinung von 1945 ist, immer noch beteuert, nichts gesehen zu haben."
Reichental hingegen berichtet in Irland Woche für Woche von den Untaten in Bergen-Belsen, die ihm und seinen Mitgefangenen angetan wurden. Im Arbeitszimmer führt Reichental Buch über seine Vorträge. "73.071 Schüler haben bisher meinen Vortrag gehört", erzählt er stolz.
https://www.spiegel.de/
Frauen im KZ: Möglichkeiten und Grenzen der historischen Forschung am Beispiel des KZ Flossenbürg und seiner Außenlager Taschenbuch – 1. Mai 2010
Das konkrete Schicksal von mehr als 16.000 weiblichen KZ-Häftlingen und ihrer über 500 SS-Aufseherinnen wird in der vorliegenden Studie von Pascal Cziborra zum Forschungsgegenstand erklärt. Mittels intensiver globaler Recherchen sammelte der Autor zahlreiche Daten und Zeugnisse und analysiert mit Hilfe seiner vielseitigen Bild- und Textquellen die Geschichte der Außenlager in Chemnitz, Dresden, Freiberg, Graslitz, Gundelsdorf, Hainichen, Helmbrechts, Hertine, Holleischen, Leitmeritz, Mehltheuer, Mittweida, Neu Rohlau, Nürnberg, Oederan, Plauen, Rochlitz, Venusberg, Wilischthal, Wolkenburg, Zschopau und Zwodau. Dort hatten die Frauen Zwangsarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie zu verrichten. Mindestens 8200 Häftlinge hatten neben Flossenbürg auch das KZ Auschwitz Birkenau und etwa 6600 Frauen das Konzentrationslager Ravensbrück durchlaufen.
Siehe auch:
Die KZ-Aufseherin, die sich in eine Gefangene verliebte
Anneliese Kohlmann, KZ-Aufseherin
Kohlmann (1921 – 1977) wurde im KZ wegen ihrer knabenhaften Erscheinung «Bubi» genannt. bild: gemeinfrei
Die bizarre Liebesgeschichte der KZ-Aufseherin, die sich in eine Gefangene verliebte
06.01.2019, 10:11
«Aber eines Tages, am Tag als die Deutschen verschwanden, tauchte in unseren Baracken eine neue Häftlingsfrau auf. Bubi. Sie sass auf dem Boden, wie wir anderen auch, nahe bei L.* und lächelte ohne Erklärungen. Sie trug Häftlingskleidung und hätte sie nicht ein gesundes, gut genährtes Gesicht gehabt, hätte man sie für eine von uns halten können mit ihrem kurz geschorenen Haar.»
So beschrieb Edith Kraus, Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, eine bizarre Begebenheit aus der Endphase der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Bubi – das war Anneliese Kohlmann. Sie war, in Häftlingskluft verkleidet, in das Lager zurückgekehrt, in dem sie zuletzt als Aufseherin gewesen war. Sie war zurückgekehrt in ein Inferno des Massensterbens.
Anneliese Kohlmann, KZ-Aufseherin
Kohlmann am 23. April 1945. Bevor sie KZ-Aufseherin wurde, hatte sie als Strassenbahnschaffnerin gearbeitet.bild: george roger
Bergen-Belsen war zwar kein Vernichtungslager wie Sobibor oder Treblinka. Doch auch dieses Konzentrationslager war eine menschengemachte Hölle. Im April 1945, kurz vor Kriegsende, platzte Bergen-Belsen aus allen Nähten – zehntausende von Häftlingen aus anderen Lagern waren hierhin überführt worden. Es gab weder genug Unterkünfte noch sanitäre Einrichtungen, weder genug Wasser noch Essen. Dafür gab es Seuchen und Terror.
Als britische Truppen das Lager am 15. April befreiten, lagen überall Sterbende und Leichen herum. Und das Sterben ging auch nach der Befreiung weiter: Von den rund 60'000 noch lebenden Häftlingen starben in den nächsten Tagen 14'000. Insgesamt kamen in Bergen-Belsen mehr als 50'000 Menschen um.
Die Briten filmten die Zustände, die sie nach der Befreiung im Lager antrafen. Die Aufnahmen sind furchtbar – wer sehr empfindlich auf Schreckensbilder reagiert, sollte sie sich besser nicht anschauen:
Warum nur kehrte die Aufseherin Anneliese Kohlmann in dieses Inferno aus Seuche, Hunger und Tod zurück? Bubi, wie Kohlmann wegen ihres knabenhaften Äusseren von den Häftlingsfrauen genannt wurde, hatte sich verliebt. In L. W.* aus Prag.
«Ja, wir hätten uns fragen können, warum sie gewählt hatte, mit uns zu leiden, Läuse, Infektionen und unerträgliche Lebensbedingungen auf sich zu nehmen, wenn sie es nicht musste. Aber dann dachte ich, sie liebt L. wahrscheinlich so sehr, dass sie nicht von ihr getrennt sein will, nicht mal um diesen Preis.»
edith kraus
Kohlmann, die seit 1940 NSDAP-Mitglied war und seit Anfang November 1944 Dienst als SS-Aufseherin tat, hatte die jüdische Tschechin im KZ-Aussenlager Tiefstack des Hamburger KZs Neuengamme kennengelernt. Dort war sie seit Februar 1945 Aufseherin.
«Sie wurde schon bald sehr nett mit einem unserer Mädchen und es wurde offensichtlich, dass das, was unter uns als Gerücht herumging, stimmte. Sie war lesbisch. [...] In Hamburg war ich im gleichen Zimmer wie L., das hübscheste Mädchen von allen. [...] Dank ihrer Schönheit wurde sie auch besser behandelt, während der gesamten Zeit in den Lagern. [...] Bubi, die Lesbe, schaffte es immer, als Wache für die Gruppe eingeteilt zu werden, in der L. an dem Tag arbeitete. Während des Marsches zur Arbeit und zurück ging sie neben L., schlug sich mit ihrem Stock auf die schwarzen Reitstiefel und hatte kurze Unterhaltungen mit ihr. Mit der Zeit wurde sie kühner, blieb länger und enger bei L., bis sie sogar anfing, sie in ihrem Zimmer zu besuchen.»
edith kraus
Als das Aussenlager am 7. April aufgelöst und die Häftlinge nach Bergen-Belsen gebracht wurden, gehörte Kohlmann zur Begleitmannschaft. Sie wollte offenbar in Bergen-Belsen bleiben, um in der Nähe von L. W. zu sein, doch Lagerkommandant Josef Kramer erlaubte ihr dies nicht.
So ging Kohlmann zuerst wieder nach Hamburg, kehrte aber bereits am 8. April von dort ohne Genehmigung ins Lager Bergen-Belsen zurück, wie sie später vor dem britischen Militärgericht zu Protokoll gab:
«Ich kam inoffiziell und ohne Erlaubnis nach Bergen-Belsen, weil ich einer der Häftlingsfrauen, L. W., helfen wollte, die in Hamburg in meinem Arbeitskommando gewesen war. [...] Ich wollte diesem Mädchen helfen, weil ich mit ihr befreundet war und sie und die anderen tschechischen Mädchen versprochen hatten, mich nach Prag mitzunehmen, wenn sie wieder frei wären. [...] Als ich nach Belsen kam, lebte ich [...] einige Tage als Häftlingsfrau mit L. W., bis ich entdeckt wurde.»
Bei ihrer unerlaubten Rückkehr nach Bergen-Belsen wurde Kohlmann von L. W.s Verlobtem begleitet, dem aus dem KZ Auschwitz entflohenen Häftling Willi Brachmann. Sie hatte sein Vertrauen, da sie schon zuvor Lebensmittel und Briefe von ihm ins Lager Tiefstack geschmuggelt und L. W. übergeben hatte.
Doch Kohlmann, die sich übrigens trotz ihrer Neigung zu Frauen 1943 mit einem Mann verlobt hatte, machte sich Illusionen: Ihre Liebe zu L. W. beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Und die Häftlingsfrauen in Bergen-Belsen waren keineswegs gewillt, sie als Unschuldige zu verteidigen. Eine der Insassinnen erinnerte sich später wie folgt:
«[...] Da, mit einem Mal geht die Tür auf, in der Baracke in Belsen, und da kommt Bubi rein [...] in Zivilkleidern [...] und sagt: ‹Ich bin keine Nazi, ich will gerettet werden.› Und da haben wir der L. gesagt: ‹Wir erschlagen dich [...], wenn du ihr hilfst!› [...] Ein paar Tage später sind die Flugzeuge gekommen [...]. Und da haben wir die sofort angezeigt und die war die Erste, die eingesperrt wurde.»
anita lobel
Am 17. April wurde Kohlmann in Bergen-Belsen festgenommen. Die Häftlingskleidung musste sie abgeben; man steckte sie in eine Männeruniform. In den Tagen danach musste sie – zusammen mit verhafteten Aufseherinnen und SS-Wachpersonal – tausende von Leichen auf dem KZ-Gelände einsammeln und in Massengräbern bestatten. George Rodger vom amerikanischen Magazin «Life» fotografierte sie bei dieser grausigen Arbeit.
Danach kam Kohlmann in Untersuchungshaft, bis sie sich ab Mitte Mai als Angeklagte vor einem britischen Militärgericht wegen Misshandlung von Häftlingen zu verantworten hatte. In diesem sogenannten Zweiten Bergen-Belsen-Prozess plädierte sie auf «nicht schuldig». Sie gab zu, dass sie Gefangene geschlagen hatte, dies jedoch nur, «wenn es keine Alternative mehr gegeben» habe. Sie rechtfertigte sich ferner so:
«Ich glaube, dass die Mädchen in meinem Arbeitskommando in Hamburg mich alle mochten, obwohl ich zugebe, dass ich sie gelegentlich geschlagen habe, wenn sie etwas falsch machten, aber sie zogen es vor von mir geschlagen zu werden als von dem Kommandanten, und daher liebten sie mich trotz der Schläge [...] nicht weniger. [...]»
Anneliese Kohlmann, KZ-Aufseherin
Kohlmann in britischem Gewahrsam in Bergen-Belsen. bild: gemeinfrei
Doch einige ehemalige Häftlingsfrauen belasteten Kohlmann schwer:
«Sie zeigte eine gewisse Vorliebe für jüngere Mädchen, misshandelte ältere Frauen aber brutal. Wenn sie mit einem Arbeitskommando mitging, trug sie einen Stock und erlaubte niemandem sich auszuruhen. Manchmal schlug sie Häftlinge heftig und ich habe selber gesehen, wie sie eine ältere Tschechin schlug, bis diese das Bewusstsein verlor. Wenn sie ein bestimmtes junges Mädchen mochte, begünstigte sie sie in jeder Hinsicht, und gab ihr, was auch immer sie den anderen Häftlingsfrauen abgenommen hatte.»
margit rosenthal
Einem [...] Mädchen war Brot aus ihrer Tasche gestohlen worden und [sie] erzählte es Kohlmann. In Kohlmanns Anwesenheit durchsuchte das Mädchen die Taschen der anderen Häftlingsfrauen und durchsuchte dabei meine zweimal. Dies machte mich böse und ich beschimpfte das Mädchen. Kohlmann dachte anscheinend, dass ich sie beschimpfen würde und schlug mich ungefähr 30 Mal mit einem Stück Holz ins Gesicht, auf Kopf, Hände, Arme und Körper. Mein Kopf und meine Arme waren blau und geschwollen und ich blutete aus dem Mund und an den Fingern.
marianne braun
Während andere KZ-Aufseherinnen wie Irma Grese – die «Hyäne von Auschwitz» – oder Elisabeth Volkenrath zum Tod verurteilt wurden, liess das Gericht bei Kohlmann Milde walten: Sie erhielt zwei Jahre Freiheitsstrafe unter Abzug der Untersuchungshaft, die sie im Hamburger Gefängnis Fuhlsbüttel vollständig absitzen musste.
Nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, lebte sie bis 1965 in Hamburg und zog dann nach West-Berlin um. Dort starb sie am 19. September 1977 im Alter von 56 Jahren. Ausser den Daten zu Umzug und Tod ist über ihr Leben nach der Haftentlassung nichts bekannt.
https://www.watson.ch/
Die Frauen von Majdanek - Vom zerstörten Leben der Opfer und der Mörderinnen Taschenbuch – 1. Januar 1982
Siehe auch:
Hilde Lohbauer
Hilde Lohbauer (* 8. November 1918 in Plauen; † nach 1950) war ein deutscher Funktionshäftling im KZ Auschwitz-Birkenau und dem KZ Bergen-Belsen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hilde_Lohbauer
»Weibliche Angelegenheiten«: Handlungsräume von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und Neubrandenburg (Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts)
Die KZ-Aufseherinnen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern standen an einer
entscheidenden Schnittstelle in der Befehlskette zwischen den männlichen SS-Führern und weiblichen Funktionshäftlingen. Sie waren damit wesentlich verantwortlich für die alltägliche Gewalt. Im KZ Ravensbrück, dem größten NS-Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet, sollte die Oberaufseherin gemäß Dienstvorschrift dem Schutzhaftlagerführer »in allen weiblichen Angelegenheiten beratend zur Seite« stehen. »Jede Misshandlung von Schutzhäftlingen« war allen KZ-Aufseherinnen laut Lagerordnung explizit verboten. Dennoch gehörte Gewalt zur alltäglichen Praxis. Johannes Schwartz untersucht die Gewaltpraktiken von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und dem Außenlager Neubrandenburg. Im Fokus stehen die Fragen, welche Handlungsräume die Aufseherinnen jenseits der eindeutigen Anordnungen hatten und wie und wann sie diese nutzten. Faktisch wurde die Entscheidung, Gewalt anzuwenden oder darauf zu verzichten, an sie delegiert. Tatsächlich nutzten viele KZ-Aufseherinnen diese Möglichkeit ungehindert Gewalt auszuüben, ebenso wie ihre männlichen Kollegen.
„Im Gefolge der SS“: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück: Begleitband zur Ausstellung
Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück diente zwischen 1942 und 1944 als zentrales Ausbildungslager für weibliches KZ-Personal. Über 3500 SS-Aufseherinnen hielten in ihren zumeist niederen Rängen das Lagersystem am Laufen. Sie nahmen Verbrechen billigend in Kauf oder waren selbst daran beteiligt. Wer waren diese Frauen und wie wurde ihre Beteiligung an den KZ-Verbrechen nach 1945 juristisch geahndet? Wie gingen überlebende Häftlinge mit den Erinnerungen an ihre Peinigerinnen um? Auf welche Weise wurde weibliche Täterschaft im öffentlichen Gedächtnis, aber auch im Familiengedächtnis und in der Nachbarschaft des ehemaligen Frauen-KZ tradiert? Die in dem Begleitband zur Ausstellung versammelten Beiträge gehen diesen Fragen nach.
KZ Ravensbrück
Prügeln, quälen, mit dem Hund kuscheln
22.01.2016
In Ravensbrück errichteten die Nazis das größte Frauen-Konzentrationslager. Aufseherinnen quälten und ermordeten Gefangene wie die junge Jüdin Olga Benario. Als sie versuchte, einer Mitgefangenen zu helfen, wurde sie brutal bestraft.
Von Jasmin Lörchner
Im zwei mal zwei Meter großen Holzverschlag war es heiß, stickig und finster. Olga Benario kauerte auf einer Strohmatratze und bekam nichts außer einer Scheibe Brot und einem Becher Ersatzkaffee pro Tag. Musste sie auf die Toilette, tastete sie sich an der Wand entlang zu einem Eimer.
Olga konnte vor ihrer Zelle Dorothea Binz hören, die junge Aufseherin über den Strafblock und die Isolationszellen. Zum Dienst erschien sie stets mit perfekt frisiertem Blondhaar und akkurater Kleidung, begleitet von ihrem Hund. Mehr als ihn liebte Binz nur eines: prügeln und quälen. Die Gefangenen nannten sie "die schöne Bestie".
Die Wege von Benario und Binz kreuzten sich im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, das die Nazis im Mai 1939 im Norden von Brandenburg eröffneten (später kamen im Ravensbrücker Komplex Lager mit Männern sowie mit Mädchen und jungen Frauen hinzu). Bis zur Befreiung 1945 waren dort mehr als 130.000 Widerständlerinnen, Kommunistinnen, Jüdinnen, Zeuginnen Jehovas, Prostituierte, Sinti und Roma inhaftiert. Die Frauen mussten Zwangsarbeit leisten, wurden geprügelt, gefoltert und Experimenten ausgesetzt. Wer nicht an Hunger und Entkräftung starb, wurde erschossen, vergiftet oder vergast.
Weil die meisten Ravensbrück-Dokumente vernichtet wurden, konnte die genaue Zahl der Ermordeten nie geklärt werden. 40.000 bis 50.000 waren es nach Schätzung der britischen Journalistin Sarah Helm. Sie befragte Überlebende, studierte britische und sowjetische Prozessakten sowie die wenigen verbliebenen NS-Unterlagen. Ihr Buch "Ohne Haar und ohne Namen" erscheint jetzt auf Deutsch.
Eine Hochschwangere als Geschenk an Hitler
Sarah Helm gibt den Ravensbrücker Gefangenen eine Stimme. Ihr Buch ist eine umfassende Biografie des Lagers, das nie die gleiche Aufmerksamkeit wie Auschwitz oder Dachau fand. Und es zeigt, was Menschen einander antun können.
Olga Benario, 1908 in München geboren, war eines der Opfer. Als 14-Jährige schloss sich das hochgewachsene jüdische Mädchen mit den dunklen Haaren und den wachen Augen einer kommunistischen Zelle an. Sie ließ sich in Moskau von der Komintern ausbilden und reiste 1935 nach Brasilien, um den Putsch des Rebellenführers Luis Carlos Prestes zu unterstützen. Die beiden verliebten sich. Der Putsch scheiterte, die Gruppe wurde verhaftet. 1936 lieferte Brasiliens diktatorisches Regime die hochschwangere Olga nach Deutschland aus, als Geschenk an Hitler.
Nachdem sie im Gefängnis ihre Tochter Anita zur Welt gebracht hatte, wurde das Baby ihrer Schwiegermutter übergeben und Olga im Sommer 1939 nach Ravensbrück überstellt. Ein eilig beschafftes Visum blieb in der Post stecken. Mit Kriegsausbruch im September 1939 war Olgas Hoffnung auf Freilassung verloren.
"Zum Schluss möchte ich dir sagen, dass ich ständig von dir und der Kleinen träume - nur das Aufwachen morgens ist bitter", schrieb sie an Luis Prestes, der in Brasilien in Haft saß. Bald darauf wurde sie zur Vorsteherin des "Judenblocks" ernannt, musste dem SS-Personal zuarbeiten und jeden Morgen die Häftlinge rechtzeitig zum Antritt um 4.30 Uhr auf den Appellplatz treiben.
Händchenhalten beim Auspeitschen
Buchautorin Sarah Helm schildert grausame Szenen: Die Frauen stellten sich in Fünferreihen auf, die Hände dicht am Körper. Olga zählte den Block durch und meldete die Zahl an die Aufseherin. Dorothea Binz und ihre Kolleginnen marschierten auf und ab. Stand eine der Frauen nicht stramm, schlug Binz ihr ins Gesicht, bis Blut aus Mund und Nase floss. Oder malträtierte sie mit den Stiefelabsätzen. Oder hetzte ihren Hund auf sie.
In den Kriegsjahren arbeiteten insgesamt 3500 Aufseherinnen im KZ Ravensbrück. Dorothea Binz galt als eine der brutalsten. Die Förstertochter bewarb sich mit 19 auf die Stelle mit nobler Unterkunft und guter Bezahlung; viele Aufseherinnen waren im gleichen Alter. Tagsüber beaufsichtigten sie Häftlinge bei der Zwangsarbeit. Nach Feierabend gingen sie in Fürstenberg ins Kino, machten Bootsfahrten und flirteten mit SS-Offizieren.
Binz bandelte schon bald mit SS-Obersturmführer Edmund Bräuning an. Oft sahen die Gefangenen das Paar Händchen halten - vor allem, wenn eine der Frauen auf den Prügelbock geschnallt und ausgepeitscht wurde.
Prügelstrafen oder Isolationshaft erhielt, wer gegen eine der unzähligen Lagerregeln verstieß. So war es den Frauen verboten, sich gegenseitig zu helfen. Als Olga dennoch eine völlig entkräftete Frau zum Krankenrevier trug, wurde sie vom diensthabenden Arzt verprügelt und kam wochenlang in Isolationshaft. In einem ihrer letzten Briefe an Luis Prestes schrieb sie: "Ganz besonders habe ich hier gelernt, den wahren Wert alles Menschlichen zu erkennen."
Folteralltag und Friseurbesuch
1941 begannen die Transporte der "Sonderbehandlung 14f13" - ein Nazi-Kürzel für Tod durch Vergasung. Olga wurde im März 1942 selektiert und kurz darauf in der "Heilanstalt" Bernburg ermordet. In ihrer Kleidung versteckte sie eine Warnung für Mithäftlinge: "Die letzte Stadt ist Dessau. Wir sollen uns ausziehen. Misshandelt worden sind wir nicht. Adieu."
Ab 1942 wurden Frauen als Prostituierte nach Mauthausen, Dachau, Buchenwald und Flossenbürg geschickt, um die Arbeitsmoral der Zwangsarbeiter zu heben. Im direkt auf dem Gelände erbauten Siemens-Werk mussten Häftlinge Elektroteile für Kampfflugzeuge fertigen.
Zudem führte Nazi-Chirurg Karl Gebhardt grauenhafte medizinische Experimente durch. Auf der Suche nach einem Antibiotikum schnitt er gesunden Frauen die Beine auf und infizierte sie mit Bakterien. "Króliki", polnisch für "Kaninchen", nannten sich die Frauen selbst. Als Versuchskaninchen der Nazis wurden sie an Leib und Seele gefoltert, einige starben einen qualvollen Tod.
Unterdessen ließen sich Binz und Kolleginnen von Häftlingen die Haare machen. Ihre Besuche im Friseursalon des Lagers zählten zu den seltenen Gelegenheiten, bei denen Binz keine Gefangenen anschrie und schlug, erinnerten sich die Überlebenden.
Im Oktober 1944 gab Heinrich Himmler - Reichsführer der SS und Holocaust-Hauptorganisator - für Ravensbrück eine monatliche Todesrate von 2000 Gefangenen aus. Man sagte den Frauen, sie kämen in ein Erholungslager. Dann führte man sie durch den Wald zur neu errichteten Gaskammer.
Tod durch den Strang
Als die Rote Armee in den letzten Kriegsmonaten rasch näherrückte, tötete die SS immer hastiger. Mitten im Wahnsinn der NS-Massenmordmaschinerie konnte das Schwedische Rote Kreuz dennoch mit Himmler die Freilassung von Gefangenen aushandeln - die einzige im Zweiten Weltkrieg. 7500 Frauen wurden im April 1945 aus dem KZ Ravensbrück gerettet.
Kurz bevor die Sowjets kamen, versuchte die Lagerleitung um Kommandant Fritz Suhren alle Spuren der Menschenvernichtung zu tilgen. Die Gaskammer und der Prügelbock wurden abgebaut, SS-Unterlagen und Häftlingsakten verbrannt. Ravensbrück wurde am 30. April befreit, gut eine Woche vor Kriegsende.
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Die Briten griffen Dorothea Binz auf der Flucht auf und machten ihr 1946 in Hamburg den Prozess. Die Aufseherin und ihre 15 Mitangeklagten plädierten auf nicht schuldig. Die 27-Jährige wurde zum Tod durch den Strang verurteilt und öffnete sich danach in ihrer Zelle die Pulsadern , wurde aber gefunden. Vor ihrer Hinrichtung am Morgen des 2. Mai 1947 wandte sie sich an einen anwesenden Offizier: "Ich hoffe, Sie glauben nicht, dass wir alle böse Menschen waren."
In der Gedenkstätte Ravensbrück erinnert eine Statue an das Schicksal der Gefangenen. "Die Tragende" - das ist Olga Benario. Sie blickt über den Schwedtsee, auf dessen Grund die Asche vieler Häftlinge sank. In den Armen hält sie jene unbekannte entkräftete Frau, die Olga 1941 hatte retten wollen.
https://www.spiegel.de/
Schuld und Liebe (Kriegszeiten 1)
“Es die falsche Zeit, sich zu verlieben”, sagte der Vater. “Und es ist der falsche Mann.” Aber Margret hört nicht auf ihn, denn Hannes ist ihre Sandkastenliebe, der Sohn des besten Freundes ihres Vaters. Früh tritt Hannes der Hitlerjugend bei, ihre Freundin Rike geht zum Bund Deutscher Mädel. Margret ist immer dabei, denn sie liebt Hannes und alles, was er ist. Dann beginnt der Krieg. Hat der Vater doch recht gehabt? In dieser Biografie erzählt Margret ihre Geschichte. Als Hitler an die Macht kommt, ist sie neun, im schrecklichen Winterjahr 1942 wird sie achtzehn Jahre alt.
Nazi-Täterinnen in der deutschen Literatur
Die Herausforderung des Bösen
von Simonetta Sanna (Autor:in)
©2017Monographie332 Seiten
Deutsche Literatur & Kulturwissenschaften
Reihe: Signaturen der Gewalt / Signatures of Violence, Band 1
Zusammenfassung
Die Studie verbindet mit der Thematisierung des NS-Vernichtungsapparates und Frauen, die darin als Protagonistinnen wirkten, ein doppeltes Skandalon. Die Autorin untersucht die Werke von Stephan Hermlin, Hans Lebert, Bernhard Schlink, Lukas Hartmann und Helga Schneider. Diese ziehen schuldige Frauen nachträglich zur Rechenschaft, lassen ihnen gegenüber jedoch einen nicht-ausgrenzenden Sinn der Gerechtigkeit gelten. Aus der Erzählperspektive regt gerade die Unmöglichkeit der Vergebung das Interesse an, die Verschränkungen von Gut und Böse, Opfer und Täter wahrzunehmen. Das erfordert umfassende kognitive Fähigkeiten auch beim Leser. Das Buch fasst abschließend den Beitrag des Romans zur Aufarbeitung der Vergangenheit zusammen. Die Autorin geht hierbei der Frage nach, inwieweit die Erfahrung des Negativen zur Selbsterkenntnis des Menschen und damit auch zur Hinwendung zum anderen Menschen beiträgt.
https://www.peterlang.com/document/1110236
»Ich war von jeher mit Leib und Seele gerne Pflegerin«. Über die Beteiligung von Krankenschwestern an den »Euthanasie«-Aktionen in Meseritz-Obrawalde Taschenbuch – 18. Januar 2022
Diese studentische Projektarbeit beschäftigt sich mit den Mordaktionen an psychisch Kranken und behinderten Menschen in der psychiatrischen Anstalt Meseritz-Obrawalde (Pommern) in der Zeit des Nationalsozialismus. Anhand der Aussagen der angeklagten Krankenschwestern während des Mordprozesses in den sechziger Jahren werden die Hintergründe ihres Handelns und die spezifische Beteiligung von Pflegenden an den Mordaktionen untersucht.
Frauen im NS-Regime – Von Täterinnen, Mitläuferinnen und Widerständlerinnen
DAMALS 01/2022
16. Dezember 2021
Bei der Beurteilung der Rolle der Frauen im NS-Regime wirkte die nationalsozialistische Propaganda bis weit in die Nachkriegszeit hinein. Entsprechend der begrenzten Handlungsspielräume, welche die NS-Ideologie den Frauen zuwies, sah man sie auch bei der Aufarbeitung der Schreckensherrschaft in einer Nebenrolle. Dem widerspricht die neuere Forschung. Auch Frauen nahmen wichtige Funktionen in NS-Organisationen ein, sie waren als KZ-Aufseherinnen am Holocaust beteiligt – oder sie entschieden sich aktiv für den Widerstand gegen Hitler.
https://www.wissenschaft.de/
Frauen als Nazi-Verbrecherinnen : Die vergessenen Rädchen
17. Mai 2010, 21:31 Uhr
Frauen spielten im NS-System eine bisher unterschätzte Rolle. Zwei neue Bücher zeigen: Viele wussten, billigten und unterstützten Verbrechen gegen die Menschlichkeit - freiwillig.
L. Heid
Wenn zwei Bücher nahezu titel-, themen- und zeitgleich erscheinen, kann man vielleicht schon von einem historiographischen Trend sprechen. Marita Krauss als Herausgeberin eines Sammelbandes und Kathrin Kompisch mit ihrer monographischen Untersuchung beschäftigen sich mit Frauen im Nationalsozialismus, Frauen als Täterinnen wohlgemerkt.
Allzu lange wurde ihre Verstrickung ins NS-Unrechtssystem ignoriert oder, schlimmer noch, marginalisiert. Mehr als 60 Jahre nach Schließung des Frauen-KZ Ravensbrück wirft die Geschichtsschreibung ihren fokussierten Blick auf die Täterinnen, die dem Nationalsozialismus in vielfältiger Weise gedient haben.
1942/43 gab es in Ravensbrück auch ein Ausbildungslager der Aufseherinnen. 3500 Frauen wurden hier geschult, um im Gefolge der SS Dienst zu tun, Opfer zu bewachen, zu quälen und zu töten.
Etwa zehn Prozent des Personals in den Konzentrationslagern bestand aus Frauen - bezahlt nach der Tarifordnung für Angestellte im öffentlichen Dienst.
Vornehmlich Historikerinnen haben im Kontext der Frauenbewegung auch die politische Rolle und Dimension der Frauen in der NS-Diktatur entdeckt. Das überkommene Bild von der "friedfertigen" Frau, das Margarete Mitscherlich noch 1985 zeichnete und wofür sie viel Beifall erhielt, lässt sich nicht länger aufrechterhalten.
Kompisch beschreibt die Täterinnen, wie sie tatsächlich waren - Frauen, die aus Überzeugung am Mordprozess teilhatten, aber keineswegs "von Natur aus" böse Psychopathinnen und damit entschuldbar waren.
Unterlassen als "bewusste Handlung"
Der oft wiederholten Behauptung, weibliche Tatbeteiligung habe mehr im Unterlassen als im aktiven Handeln bestanden, setzt Kompisch entgegen, dass angesichts des Wissens um die fatale Konsequenz dieses Verhaltens Unterlassen sehr wohl als "bewusste Handlung" anzusehen sei.
Frauen wussten, billigten und unterstützten Verbrechen gegen die Menschlichkeit - freiwillig: Im Schatten der Einsatztruppen tippten sie Berichte über Massenexekutionen, lenkten mordende Männer mit Hilfe von Alkohol und Späßen von ihrem "Geschäft" ab, bei der Gestapo protokollierten sie Folterverhöre, als Ärztinnen beteiligten sie sich an Menschenversuchen und wirkten aktiv an der Euthanasie mit.
Frauen gelten dann als NS-Täterinnen, wenn sie ohne Unrechtsempfinden agierten und dadurch mit den menschenverachtenden Zielen des Nationalsozialismus konform gingen. Und das waren neben den prügelnden und mordenden KZ-Aufseherinnen in letzter Konsequenz auch die Fürsorgerinnen oder (braunen) Rot-Kreuz-Schwestern.
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https://www.sueddeutsche.de/
„Walküre“ und „Revolver-Anna“ quälten die Frauen im KZ
Im KZ Ravensbrück wurden rund 3500 Frauen für die „Bewachungstätigkeit“ in den NS-Konzentrationslagern geschult. Als „SS-Gefolge“ trugen sie den Terror mit. Nur wenige verweigerten sich, wie eine neue Ausstellung zeigt.
Veröffentlicht am 07.09.2020 |
Von Florian Stark
In den vergangenen Jahren haben die letzten Prozesse gegen KZ-Aufseher das Grauen der NS-Lager wiederholt in die Öffentlichkeit getragen. Die Angeklagten waren ausnahmslos Männer, was dem bekannten Muster der juristischen Aufarbeitung folgte. Frauen dagegen wurde kein Prozess gemacht, sieht man einmal von Bernhard Schlinks Weltbestseller „Der Vorleser“ ab, in dessen Verfilmung Kate Winslet als Wärterin in Auschwitz auf der Anklagebank sitzt.
Das ist einigermaßen erstaunlich. Denn von den rund 40.000 Personen, die in den Konzentrationslagern der Nazis Aufseherfunktionen übernahmen, waren rund 3500 Frauen. Nur 77 von ihnen mussten sich nach Kriegsende vor einem Richter verantworten. Inzwischen werden Verfahren gegen die wenigen noch lebenden Frauen wegen Verhandlungsunfähigkeit eingestellt.
Die meisten Aufseherinnen wurden im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück im Norden Brandenburgs ausgebildet. Ihren Anteil am NS-Terrorsystem ist Thema der Dauerausstellung „SS-Aufseherinnen“ in der dortigen Gedenkstätte, die mit Fotos, Dokumenten und Filmen neu konzipiert und jetzt in einem der ehemaligen Wohnhäuser wiedereröffnet wurde, das einst direkt neben dem Lager entstand.
Um was für einen Job es ging, war den Zeitungsanzeigen nicht zu entnehmen, mit denen die SS „gesunde weibliche Arbeitskräfte im Alter von 20-40 J.“ rekrutierte. Die Arbeit sei „körperlich nur bedingt anstrengend“ und wurde als „leichte Bewachungstätigkeit“ beschrieben. Dafür wurden eine Entlohnung als „Reichsangestellte“ sowie kostenlose Dienstbekleidung in Aussicht gestellt, was spätestens unter den Bedingungen der Kriegswirtschaft durchaus lukrativer sein konnte als ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie oder Landwirtschaft, zumal „für diese Arbeit keine beruflichen Kenntnisse“ verlangt wurden.
Die wenigen Kenntnisse, über die Aufseherinnen im KZ-Betrieb verfügen mussten, wurden ihnen in wenigen Wochen im KZ Ravensbrück vermittelt. Diese Einrichtung war 1939 100 Kilometer nördlich von Berlin entstanden und wurde zum größten Frauenlager des Dritten Reiches ausgebaut. 1941 wurde ein Männerlager angegliedert, rund ein Jahr später ein Jugendlager für junge Frauen und Mädchen. Während des Zweiten Weltkriegs waren 120.000 Frauen und Kinder sowie 20.000 Männer aus mehr als 30 Nationen laut Gedenkstätte als Gefangene in Ravensbrück eingepfercht.
Die Geschichtswissenschaft brauchte lange, um zu verstehen, dass sich hinter der „Dienstverpflichtung“, mit der weibliche Aufseherinnen ihr Tun später verteidigten, in der Regel Freiwilligkeit verbarg. Viele lockte die Aussicht auf verhältnismäßig gute Bezahlung und komfortable Unterbringung, selbst für eventuelle Kinder wurde gesorgt. Die meisten hatten die Volksschule absolviert und konnten das polizeiliche Führungszeugnis vorlegen, das von der SS erwartet wurde. Nur Mitglieder im „Helferinnenkorps“ des schwarzen Ordens konnten sie in der Regel nicht werden. Deren Zivilangestellte wurden lediglich als „SS-Gefolge“ geführt.
Die Analyse zahlreicher Biografien, die Gedenkstättenleiterin Simone Erpel vorgelegt hat, zeigt auch, wie schnell sich die Frauen an die Lagerrealität gewöhnten, diese mittrugen und zum Teil durch selbst ausgeübte Gewalt noch verschärften. Kaum eine bat um Entlassung, obwohl dies keine persönlichen Konsequenzen gehabt hätte.
In einem Video berichtet eine polnische KZ-Insassin von einer typischen Episode: Eine ältere Frau wurde auf der Lagerstraße schickaniert. Eine Frau, die ihr beisprang, wurde für Monate in einer besonderen Strafabteilung, dem „Bunker“, eingesperrt und täglich geschlagen. „Du bist eine Dame, aber ich kann Dich schlagen“, habe die Wärterin ihr Opfer verhöhnt.
Die Schlägerin war Maria Mandl, die in Ravensbrück ihre Karriere begann. Sie hatte bereits ab 1938 als Aufseherin im KZ Lichtenburg Erfahrungen im Lagerbetrieb gemacht. In Ravensbrück stieg sie zur Oberaufseherin auf. Ende 1942 übernahm sie die Leitung des Frauenlagers in Auschwitz, wo sie das bekannte „Mädchenorchester“ gründete und sich durch Brutalität und Teilnahme an Selektionen den Schimpfnamen „die Bestie“ verdiente. In ihrem Prozess in Krakau, der 1947 mit dem Todesurteil endete, erklärte sie: „Man konnte an dem Lager (Ravensbrück) absolut nichts Schlechtes finden.“
Allein schon die Zahlen sprechen dagegen. Rund 28.000 Häftlinge überlebten die Unterernährung, Seuchen und Misshandlungen nicht. Da sogar der SS klar war, dass es wenig sinnvoll war, Frauen durch schwerste körperliche Arbeit umzubringen, gab es in Ravensbrück große Nähereien, in denen die berüchtigte blau-weiß gestreifte Häftlingskleidung aus grobem Drillich hergestellt wurde, aber auch Uniformen für die Waffen-SS. Hinzu kamen Fertigungsanlagen etwa von Siemens, in denen Präzisionsteile und Feldsprecher hergestellt wurden.
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DRITTES REICH
Die Bordell-Hölle der NS-Konzentrationslager
Die sicherlich düsterste Facette der Zwangsarbeit von weiblichen KZ-Häftlingen war die Prostitution. Ab 1942 wurden in zehn Männer-KZs Lagerbordelle eingerichtet, in die Frauen aus Ravensbrück versetzt wurden. Gedacht war das als Belohnungssystem für gefügige Funktionshäftlinge, mit deren Hilfe die SS die Männer-KZs kontrollierte. Mehrere Hundert Frauen wurden zu dieser Form sexueller Gefügigkeit gezwungen.
Beinamen wie „Walküre“, „Revolver-Anna“ oder „Blutige Brygyda“, die die Opfer ihren Aufseherinnen gaben, sprechen für die Brutalität, mit der jene ihre Macht ausübten. Diese verteilten Ohrfeigen, schlugen Häftlinge mit der Faust, Riemen oder Peitschen oder drohten mit der Schusswaffe. „Nur ganz wenige Frauen verweigerten den Einsatz als KZ-Aufseherin“, sagt Simone Erpel.
„Im Gefolge der SS“, Gedenkstätte Ravensbrück, Dienstag bis Sonntag 11 bis 14 Uhr
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mit dpa
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„Die blonde Bestie von Belsen“
16. Dezember 2021
Die KZ-Aufseherin Irma Grese ist eine der prominentesten Täterinnen derNS-Zeit. Im September 1945 musste sie sich wegen ihrer Taten vor einembritischen Militärgericht verantworten.
Als „Belsen-Blondine“ titulierte der „Daily Mirror“ am 31. August 1945 die KZ-Aufseherin Irma Grese. „Eine attraktive Blondine, die wie ein Hollywood-Filmstar aussieht, ist eine der 48 Angeklagten.“ In diesem Stil informierte die Zeitung über den bevorstehenden britischen Militärprozess in Lüneburg, dem ersten Verfahren im Nachkriegsdeutschland überhaupt, in dem über KZ-Verbrechen – die Vergasungen in Auschwitz-Birkenau und das Massensterben in Bergen-Belsen – verhandelt wurde.
Irma Grese gehörte zum angeklagten Wachpersonal, das sich im September 1945 vor Gericht verantworten musste. Im Verlauf des Prozesses zog Irma Grese die mediale Aufmerksamkeit zunehmend auf sich. Nicht nur weil sie mit 21 Jahren die jüngste Angeklagte war, sondern vor allem weil für die weit über 100 deutschen und internationalen Pressevertreter die äußerliche Attraktivität der Beschuldigten mit den Verbrechen, die ihr zur Last gelegt wurden, nicht vereinbar zu sein schien…
Autorin: Dr. Simone Erpel
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 01/2022
© damals.de - Redaktion Damals
https://www.wissenschaft.de/
Grausamer als die Norm des Grauens: Die SS-Aufseherin Irma Grese
Hausarbeit, 2006
27 Seiten, Note: 1,0
BA AXEL HUBER (AUTOR:IN)
1. Einleitung
„Schnell“ lautete das letzte Wort von Irma Grese. Sie sagte es am 13. Dezember 1945 um 10.03 Uhr in Anwesenheit ihres Henkers Albert Pierrepoint, der ihr in diesem Moment den Strick um den Hals legte. Sekunden später öffnete sich die Klappe und der Körper der 22- Jährigen baumelte leblos am Galgen. 20 Minuten später nahmen der britischer Berufshenker und seine Helfer den Leichnam ab und legten ihn in einen der vorbereiteten Särge. An diesem Tag starben weitere zwölf verurteilte NS-Verbrecher.1
Ort dieses Schauspiels des Todes war das Zuchthaus von Hameln. Der Stadt, die bis in die Gegenwart hinein bekannt ist als Opfer eines Rattenfängers, der die Kinder der Bürger mit seinem lieblichen Musikspiel für immer entführte, als er für seine Dienste nicht bezahlt worden war. Stellte Irma Grese letztlich auch das Opfer eines Rattenfängers in Form das nach Ende des Zweiten Weltkriegs oft dämonisierten Adolf Hitlers dar? Die junge Frau war noch nicht einmal 20, als sie kurz nach ihrer Ausbildung zur SS-Aufseherin nach Auschwitz versetzt wurde. Mit 20 Jahren gaben ihr die Umstände Verfügungsgewalt über bis zu 30000 Frauen im Frauenlager von Auschwitz. Überlebende berichteten in der Gerichtsverhandlung 1945 als Zeugen und bis heute in Büchern von kaum vorstellbaren Grausamkeiten. In einem Kommentar der Lüneburger Post vom 14. September 1945 stellte der Autor die Frage, „wieso eine hübsche Frau mit ebenmäßigen Zügen in die Gesellschaft Kramers [ihr direkter Vorgesetzter in Auschwitz-Birkenau und in Belsen, d.V.] kommt und als Hüterin eines Abgrundes auftreten konnte, dessen Enthüllung die ganze Welt entsetzte“.2 Faszination Gewalt? Zwang? Oder doch Verführung? Wo liegen die Ursachen? Schon 1945 verkehrten die Täter die Realität ins Gegenteil und schufen einen Mythos des Opfertums: „Der bereits von der Verteidigung in Nürnberg behauptete Befehlsnotstand als juristische und zunehmend auch populäre Rechtfertigungsfigur verbreitete die Vorstellung, daß dem Terror nach außen ein Terror nach innen entsprochen habe, ein Zwang zum Mitmachen und eine stete Bedrohung an Leib und Leben im Falle der Verweigerung.“3 Im gleichen Jahr erschien das Buch Der SS-Staat von Eugen Kogon, der eine erste Typisierung der SS-Angehörigen vornahm und welche „die kollektive Wahrnehmung prägte: das der sozial deklassierten und unter Minderwertigkeitskomplexen leidenden Männer, die eigentlich mit der deutschen Gesellschaft nichts zu tun hatten“.4 Diese Vorstellung hat die Forschung heute umfassend revidiert, doch erstaunlicherweise liegen noch immer mehrheitlich Untersuchungen zur Gewalt durch männliche NS-Täter vor. Aufsehen erregten in den vergangenen Jahren die Arbeiten des Sozialpsychologen Harald Welzer5 und des Historikers Christopher Browning6. Beide erklären den von Männern verübten Massenmord. Doch bildet Geschlecht automatisch eine Abgrenzung des Grausamen? Lassen sich mit den Erklärungsmustern von Welzer und Browning die Taten einer Frau ebenfalls erklären? Diese Arbeit geht an das Wirken von Irma Grese heran und untersucht, ob es für ihr abweichendes Handeln eine Sinnzuschreibung geben kann. Denn laut Welzer gilt: „Eine Sortierung nach den klassischen Stratifikationsmerkmalen Schicht, Bildung, Geschlecht, Region ergibt keine relevanten Unterschiede in bezug auf die Tötungsbereitschaft, lediglich in bezug auf den Handlungsrahmen, in dem Potentiale, Dispositionen und Bereitschaften in bestimmte Richtungen aktiv und wirksam werden.“7
https://www.grin.com/
Siehe auch:
- NS-Widerstand und Nazi-Täter*innen >>>
- NS-Widerstand >>>
- NS-Täterinnen >>>
- NS-Täter >>>
- Hitlers Nazi-Kindersoldaten: Hitlerjugend, Flakhelfer, Volkssturm, Werwölfe, etc. >>>
- Nazi-Jagd: - Anschläge und Attentate auf Nazis - Widerstandshandeln gegen das NS-Regime >>>
- Nazi-Jagd nach 1945: Hinrichtung von NS-Täter*innen >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- AKTUELLES: NS-Widerstand >>>
3. YouTube-Videos zu Nazi-Täterinnen und weiblichen NS-Verbrechen
Alltag Holocaust: eine KZ-Aufseherin erinnert sich | Panorama | NDR - 2015
ARD
Ein Interview der Gedenkstätte Bergen-Belsen löst neue Ermittlungen gegen eine KZ-Aufseherin aus. Die 93-Jährige soll 1945 einen Todesmarsch begleitet haben.
https://www.youtube.com/watch?v=bvbiFnaQtgQ
Ilse Koch - Die Hexe von Buchenwald | MDR DOK
MDR DOK
Jahrelang lebt Ilse Koch mit ihrer Familie in der Kommandantenvilla auf dem Ettersberg, während nur wenige Meter nebenan Zehntausende Menschen hungern, gefoltert und zur Zwangsarbeit verpflichtet werden, und dabei einen qualvollen Tod finden.
KZ-Insassen sind ihre Dienstboten. Zeugen sagen nach dem Ende des Krieges im Buchenwald-Prozess aus, dass Ilse Koch selbst Häftlinge anzeigt, die anschließend harte Bestrafungen über sich ergehen lassen müssen. Von sexuellen Obsessionen, die sie an den Häftlingen auslebt, ist die Rede. Von einem sadistischen Naturell. Von persönlicher Bereicherung.
Wer aber war die "Hexe von Buchenwald"? Anhand der Prozess-Protokolle geht der Film dem Leben der Ilse Koch auf dem Ettersberg bei Weimar nach und erkundet, wie sie an einem solchen Ort ein kleinbürgerliches Leben führen konnte, mit dem erklärten Ziel, ihrem Mann "nach der Arbeit" abends "ein gemütliches Heim" zu schaffen? Wie hat sie selbst ihre Rolle als Ehefrau an der Seite eines KZ-Kommandanten gesehen?
Woran können sich die Häftlinge erinnern, die im Prozess auftraten? Und was ist dran an den Vorwürfen? Ein beklemmendes Bild "der Kommandeuse" zeichnen nicht nur die Aussagen von Ilse Koch und von ehemaligen KZ-Häftlingen, darunter Eugen Kogon, der mit seinem Buch "Der SS-Staat" das System der deutschen Konzentrationslager erhellt hat.
Bei den Recherchen zum Film ist das GMD-Team auf völlig neue Quellen zum Leben Ilse Kochs gestoßen; etwa auf die Erinnerungen eines gewissen August Heinrich Bender. In seinen Aufzeichnungen über sein Wirken als Lagerarzt im KZ auf dem Ettersberg ab 1938 schwärmt er von Ilse Koch als "hoch gebildet", gesegnet mit ihrem Aussehen und ihrer Figur: "Sie hätte beim Film Karriere machen können." Im Buchenwald-Prozess hatte Bender noch behauptet, Ilse Koch nicht zu kennen. Er war damals zu 10 Jahren Haft verurteilt worden, kam allerdings nach drei Jahren Haft frei und führte jahrzehntelang ein Leben als Hausarzt in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen. 1993 schrieb er - der ehemalige SS-Sturmbannführer - seine Erinnerungen nieder, nach seinem Tod im Jahr 2005 gelangten sie ans Bundesarchiv in Koblenz.
Die Aufzeichnungen, die im Rahmen des Filmes zum ersten Mal an die Öffentlichkeit kommen, verdichten sich zusammen mit Ilse Kochs Aussagen im Prozess zu einem verstörenden Bild einer der berüchtigtsten Frauen des Dritten Reiches, für die das Urteil schon vor dem Ende des Buchenwald-Prozesses gesprochen schien.
Die Frauen von Ravensbrück
lpbnrw
25 Jahre lang hat die Regisseurin Loretta Walz 200 Überlebende aus fünfzehn west- und osteuropäischen Ländern befragt - und zwar nach ihrem ganzen Leben, nicht nur nach ihrer Zeit in Ravensbrück. So entsteht ein eindringliches und komplettes Bild.
Der Film wurde 2005 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es:
„Im Zentrum des Films [...] steht die lebendige und genaue Erinnerung der Frauen. Gerade die konkreten und individuell geprägten Geschichten, die Details, in denen die ganze Grausamkeit des Lebens und Sterbens im Lager sich ausdrückt, hinterlassen bei den Betrachtern einen nachhaltigen Eindruck. Er liefert nicht nur jenen Zuschauern viele Informationen und nachhaltige Eindrücke, die nicht viel über Ravensbrück wissen, sondern auch jenen, die denken, über den faschistischen Terror in den Konzentrationslagern schon alles gehört und gesehen zu haben."
Weitere Interviews und Erinnerungsberichte der Zeitzeug/innen finden Sie im Videoarchiv „Die Frauen von Ravensbrück" (https://www.videoarchiv-ravensbrueck.de). Das Videoarchiv steht nach vorheriger Anmeldung kostenlos Schulen, Bildungseinrichtungen sowie Forschungs- und Gedenkstätten für Recherchen in den aufgezeichneten Interviews zur Verfügung.
Die HINRICHTUNG der Dorothea Binz - Die Grausamste Aufseherin des KZ Ravensbrück | Dokumentation
Crazy Historian
Die HINRICHTUNG der Dorothea Binz - Die Grausamste Aufseherin des KZ Ravensbrück | Dokumentation
Die HINRICHTUNG der Hyäne von Auschwitz | Irma Grese (Dokumentation / True Crime)
Brisante Stories
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Dies ist Irma Grese. Sie entsprach dem damaligen Schönheitsideal blond, blauäugig und gutaussehend. Ohne Uniform würde man sie wohl für absolut unscheinbar und unschuldig halten, und doch gehört sie zu den schlimmsten Kriegsverbrechern des zweiten Weltkrieges. Sie war als Aufseherin in unteranderem den berüchtigten Konzentrationslagern Ausschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen tätig. Ihre Kaltblütigkeit und Brutalität haben ihr dabei die Namen Hyäne von Ausschwitz, Schöne Bestie von Belsen oder Blonde Bestie von Belsen eingebracht. Nach dem Krieg wurde Irma Grese der Prozess gemacht. Doch die Hyäne von Ausschwitz hat keinerlei Reue gezeigt.
Das SS-Lager und die SS-Aufseherinnen vom Konzentrationslager Ravensbrück - Dokumentation
Wehrtechnik Museum
Das SS-Lager und die SS-Aufseherinnen vom Konzentrationslager Ravensbrück - Dokumentation
Die "Führerhäuser" nannte die SS die 4 Häuser für SS-Offiziere und ihren Familien, die nur 100 Meter vom Häftlingslager KL Ravensbrück, dem größten Frauenlager des 3.Reiches, entfernt war. Das 1.Führerhaus ist das Wohnhaus des Lagerkommandanten und dessen Familie. Im ehemalige SS-Mannschaftslager, den 8 sogenannten SS-Helferinnenhäusern die 1940 gebaut wurden, wohnten die SS Aufseherinnen für das KL Ravensbrück. Man setzte hauptsächlich weibliches Personal als Wärter bzw. Aufseher ein oder bildete sie hier aus. Zwischen 1939 und 1945 wurden 3.500 Aufseherinnen in Deutschland ausgebildet, davon 2600 in Ravensbrück, davon hatten sich etwa 10 % freiwillig beworben.
Dieses Video und alle darin kommenden Zeichen/Symbole dienen nur zur Aufklärung, Wissenschaft, Forschung, Lehre und der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens und der Geschichte.
Warum noch heute? Verfahren gegen eine ehemalige KZ-Sekretärin | Panorama 3 | NDR
Dienstag, 11. Mai 2021, 21:15 bis 21:45 Uhr
Donnerstag, 13. Mai 2021, 01:20 bis 01:50 Uhr
ARD
Die ganze Sendung gibt es in der ARD-Mediathek: https://1.ard.de/Panorama3_1105
Eine 95-Jährige ist angeklagt, NS-Verbrechen unterstützt zu haben. Was bringen solche Verfahren 76 Jahre nach dem Krieg?
https://www.youtube.com/watch?v=yQYlzTgCiK4&t=5s
(Herta Bothe) Aufseherin, Bergen Belsen Interview
Northern Star
Herta Bothe Interview
SS Women - Female Concentration Camp Guards
War Stories with Mark Felton
The stories of some of the most notorious SS female guards in the concentration camp system and their fates.
14.07.2020 - ORF2 Universum History 10.7.2020: Mutterkreuz und Rassenwahn. Frauen im Dritten Reich
Intro Collector
Welche Rolle die Frauen im Dritten Reich hatten und wie sie selbst zur Nazi-Schreckensherrschaft beitrugen
15.04.2022 - Die GRAUSAMEN VERBRECHEN von Johanna Bormann | Die KZ-Aufseherin mit den Hunden in Auschwitz
Brisante Stories
Dies ist eine Dokumentation über die KZ-Aufseherin Johanna Bormann.
https://www.youtube.com/watch?v=6Lbntu9FsRc
07.08.2020 - Ausstellung über KZ-Aufseherinnen in der Gedenkstätte Ravensbrück
Wie entwickelten sich eigentlich durchschnittliche Frauen zu gewaltbereiten KZ-Aufseherinnen? Diese Frage beleuchtet eine neue Dauerausstellung in der brandenburgischen Gedenkstätte Ravensbrück. Dort waren mehr als 130.000 Frauen und 20.000 Männer inhaftiert, Zehntausende wurden umgebracht. Für die Aufseherinnen war Ravensbrück auch ein Schulungslager - sie wurden dort für das Vernichtungslager Auschwitz ausgebildet. Die Ausstellung trägt den Titel "Im Gefolge der SS".
https://www.youtube.com/watch?v=2qREUg-j56I
04.07.2022 - Die HINRICHTUNG der die netteste Aufseherin - Hertha Ehlert (Dokumentation / True Crime)
https://www.youtube.com/watch?v=nhEGHZia9cw
25.06.2022 - Die HINRICHTUNG der Verrückte Jenny - Jenny Barkmann (Dokumentation / True Crime)
https://www.youtube.com/watch?v=WUmfKId4g80
01.02.2017 - Aufseherinnen im Konzentrationslager Ravensbrück | Widerstandskämpferin Käthe Sasso | denk mal wien
Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ)
Interview mit der Widerstandskämpferin und KZ-Überlebenden Käthe Sasso
Interview: ©MKÖ
https://www.denkmalwien.at/zeitzeugin...
https://www.youtube.com/watch?v=-G3GTLZyQGY
21.09.2020 - „Eine seidene Steppdecke“ – Interview mit der ehemaligen Aufseherin Frau T. (2004)
Ravensbrück Memorial Museum
„Eine seidene Steppdecke“ – Interview mit der ehemaligen Aufseherin Frau T. (2004)
Margarete T. besuchte 1995 – fünf Jahre nach der Wiedervereinigung – die KZ Gedenkstätte Ravensbrück zum ersten Mal und gab sich dort als ehemalige Aufseherin zu erkennen. Sie erklärte sich bereit, über ihren damaligen Einsatz als Aufseherin zu sprechen und wurde seitdem mehrfach interviewt. Ihre Erinnerungen sind – nicht untypisch für KZ-Täterinnen und Mitwisserinnen – höchst ambivalent, wie der folgende Interviewausschnitt von 2004 zeigt: einerseits schwärmte sie für die gut ausgestatteten Wohnungen der Aufseherinnen, andererseits erzählte sie von einer „seidenen Steppdecke“ auf ihrem Bett, die deportierten französischen Juden geraubt worden war.
The Exhibition “In the SS-Auxiliary”
THE MAKING OF
#15
“A Silk Quilt” – Interview with the former guard Ms. T. (2004)
Margarete T. visited the Ravensbrück Memorial Site for the first time in 1995 – five years after the reunification – and revealed herself as a former guard. She agreed to talk about her work as a female guard and has been interviewed several times since then. Her recollections are – not untypical for concentration camp perpetrators and confidants – highly ambivalent, as the following interview excerpt from 2004 shows: On the one hand, she enthuses about the well-equipped apartments of the guards, and on the other hand, she tells the story of a “silk quilt” on her bed that had been looted from deported French Jews upon their arrival in Ravensbrück.
https://www.youtube.com/watch?v=-nc9aae0X2Y
17.07.2022 - Die GRAUSAMEN MORDE der Oberaufseherin von Auschwitz | Elisabeth Volkenrath (Dokumentation)
Brisante Stories
Anfang 1942 wurde im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau ein Frauenlager eingerichtet, in welchem weibliche Personen unter menschenunwürdigen Bedingungen interniert wurden. Elisabeth Volkenrath war eine brutal und skrupellos agierende Aufseherin des Lagers, und wurde Ende 1944 sogar zur Oberaufseherin befördert, womit sie die Macht über alle weiblichen Häftlinge und Aufseherinnen besaß. Volkenrath war an den Selektionen der Häftlinge beteiligt. Nach Ausschwitz war Volkenrath Oberaufseherin in Bergen-Belsen. In diesem Video geht es um die grausamen Verbrechen von Elisabeth Volkenrath und der nach dem Krieg stattgefundenen Anklage sowie Bestrafung dieser Verbrecherin.
https://www.youtube.com/watch?v=Pf_tz3SGbb8
28.09.2022 -Hildegard Lachert known as B Brigitte Cruelest Nazi SS Guard untold trial
Hildegard Lachert known as B Brigitte Cruelest Nazi SS Guard untold trial
Hildegard Lächert was a female guard, or Aufseherin, at nazi concentration camps. she served at Ravensbrück concentrationcamp, Majdanek concentration camp and Auschwitz-Birkenau extermination camp. She along with 40 other SS guards Alice Orlowski, Therese Brandl, Luise Danz and camp commandant SS nazi officer maximilian Grabner tried at the Auschwitz trial. she was convicted and sentenced to 15 years imprisonment. She was again put on trial in germany in 1975.
https://www.youtube.com/watch?v=j8-Fan1cyrk
12.11.2022 - Bestial Crimes of Nazi Guard Hermine Braunsteiner known as "Stomping Mare of Majdanek" - Holocaust
World History
Nazi Guard Hermine Braunsteiner - "Stomping Mare of Majdanek" & Her Bestial Crimes - Holocaust.
Hermine Braunsteiner was born on the 16th of July 1919 in Austrian Vienna. When in the spring of 1938 Adolf Hitler annexed the Federal State of Austria into the German Reich, Hermine Braunsteiner was in England working as a housekeeper at an American engineer’s household.
The Anschluss, as it became known, was supported by many Austrians, among them Austrian Nazis, and was the Nazi German regime’s first act of territorial aggression and expansion.
When in May 1938 Braunsteiner returned to Vienna, she became a German citizen.
In August 1939 she applied for the position of a supervisor at Ravensbrück concentration camp. The main reason she applied was the money – the salary was 60 marks per week.
Ravensbrück, opened in May 1939, was the only major women's camp established by the Nazis. In total, some 132,000 women from all over Europe passed through the camp, including Poles, Russians, Jews, Gypsies, and others. Of that number, over 92,000 women perished.
A disagreement with Maria Mandel, Braunsteiner's senior supervisor, led Braunsteiner to request a transfer and in October 1942 she was relocated to Majdanek concentration camp in Nazi occupied Poland.
During the entire period of its existence, the Majdanek camp was under construction.
Between the 29th of April 1942, and the 3rd of November 1943, Jewish prisoners were the overwhelming majority of prisoners registered at Majdanek.
In the winter of 1941-1942, camp authorities began to use Zyklon B gas to murder prisoners too weak to work in a makeshift gas chamber. The SS killed tens of thousands of Jews at Majdanek.
At Majdanek, Braunsteiner showed her superiority towards the prisoners by treating them brutally and inhumanely and she used every opportunity to harass and humiliate the women.
During the spring of 1944 the SS evacuated most of the prisoners to concentration camps further west.When the Soviet army liberated Majdanek, Hermine Braunsteiner was already in Genthin subcamp of Ravensbrück, located outside Berlin. She was the main supervisor of over 14 SS-women and the head of the Genthin sub-camp. Braunsteiner served there until May 1945.
After the war, Braunsteiner worked for 3 months on a farm in Bavaria and in October 1945 she came back to her mother in Vienna where she worked as a housekeeper until January 1946. Hermine Braunsteiner was imprisoned and then released.
She then worked at low-level jobs until the mid 1950s when she met Russel Ryan with whom she emigrated to Canada in 1958. They got married and Braunsteiner took her husband’s name – Ryan.
However, in 1964 she was tracked down by Simon Wiesenthal - a Jewish Austrian Holocaust survivor and Nazi hunter.
When in 1973 when she was arrested and expelled to Germany, Russel Ryan, Hermine’s husband, told the reporter: “There’s no more decent person on this earth than my wife. She wouldn’t hurt a fly.”
Hermine Braunsteiner-Ryan was tried at the Third Majdanek Trial which lasted from November 1975 until June 1981.
During the trial she experienced 2 mental breakdowns and there were even reports that she solved a crossword puzzle during proceedings.
During her testimony she pounded her hands against the table and screamed at one of the witnesses: ‘This woman should be telling the truth. I did not shoot any boy.’ Then during a break, she offended another witness saying: ‘you, liar, you should be telling the truth.’
Braunsteiner said that she had never done anything worse than slap some prisoners at the Ravensbrück concentration camp and when asked whether she had done anything during her time at the camps that she was ashamed of, Hermine Braunsteiner, The Stomping Mare of Majdanek, answered simply, “No.”.
She was convicted on three out of nine counts: the murder of 80 people, abetting in the murder of 102 children, and collaborating in the murder of 1,000 people. On the 30th of June 1981, the court sentenced Hermine Braunsteiner to a life imprisonment.
However, due to complications of diabetes, including a leg amputation, Braunsteiner was released in 1996. After leaving the prison, she lived with her husband Russel in an apartment in Linden district in Bochum. She spent her last years moving in a wheelchair and suffered from diabetes and arthritis. She was 79 years old when she died on the 19th of April 1999.
There were no tears shed for Hermine Braunsteiner.
https://www.youtube.com/watch?v=BdyWbHE-IS8
09.08.2020 - Villa Eicke – Zur Rolle von Ehefrauen in SS-Netzwerken /// The Significance of Wives in SS Networks
Gedenkstätte Sachsenhausen. Sachsenhausen Memorial
DJH JUGENDHERBERGE SACHSENHAUSEN „INTERNATIONALE JUGENDBEGEGNUNGSSTÄTTE“
In diesem Clip besuchen wir die ehemalige Dienstvilla von Theodor Eicke, in welcher der „Inspekteur der Konzentrationslager“ mit seiner Familie lebte. Dort erläutert uns Anja Thuns die Bedeutung von SS-Ehefrauen für die persönlichen Netzwerke ihrer Ehemänner.
„Perspektiven auf die Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen“ ist eine 15-teilige Serie. In kurzen Clips stellen Guides Orte und Objekte in der Gedenkstätte und in der Stadt Oranienburg vor.
#MuseenEntdecken #DigitalMemorial
In this video, we go with Anja Thuns to the villa where the former commandant and later “Concentration Camp Inspector“ Theodor Eicke lived with his wife and children. We learn about the role of family life and SS-wives in the concentration camp system.
“Perspectives on the History of Sachsenhausen Concentration Camp“ is a 15-part series. Our Guides present a variety of places and objects in the Memorial and around the City of Oranienburg.
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen auf anderen Social Media Kanälen//
Memorial and Museum Sachsenhausen on other Social Media Networks
https://www.youtube.com/watch?v=VBOGeb7jEXs
4. Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zu Nazi-Täterinnen und weiblichen NS-Gewaltverbrechen
Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten. Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute. Siehe dazu auch Kapitel 1 auf dieser Seite.
Während die vom Familiengericht-Amtsgericht Mosbach beauftragte forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, zunächst EINERSEITS ein familienpsychologisches Sachverständigengutachten in einem Umfang von über 100 Seiten zum 07.04.2022 unter 6F 202/21 erstellt hat, entschließt sich dieselbe Gutachterin sodann, ANDERERSEITS eine ergänzende Stellungnahme von zwei ganzen DIN A4-Seiten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute, insbesondere zum Kontext der historisch nachgewiesenen Beteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach wie Judenverfolgung und Holocaust, NS-Verfolgung von Sinti und Roma, Nazi-Euthanasie unter 6F 202/21 zum 31.08.2022 an das Amtsgericht Mosbach zu generieren. Die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, ERWÄHNT LEDIGLICH MIT EINEM WORT DEN "NATIONALSOZIALISMUS" auf Seite 2, Absatz 2 und erwähnt lediglich mit einem Satz auf Seite 2, Absatz 2, dass der Antragsteller von NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach sich gegen den Nationalsozialismus wendet. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen hat hier die GERICHTLICH BEAUFTRAGTE EINDEUTIGE GELEGENHEIT gehabt, mit einer entsprechend beim Amtsgericht Mosbach beantragten Fristverlängerung SICH SACHLICH UND FACHLICH auch auf über 100 Seiten bezüglich der Nazi-Thematik bzw. der Nazi-Problematik vor einem deutschen BRD-Gericht EXPLIZIT ZU ÄUSSERN. Diese Gelegenheit für eine sachliche und fachliche gutachterliche Expertise zum Nationalsozialismus und nationalsozialistischen Verbrechen, deren Auswirkungen und Aufarbeitungen nach 1945, u.a. auch in Mosbach, besteht zukünftig weiterhin jederzeit für die forensische Sachverständige aus Kitzingen.
Siehe dazu auch:
Das Amtsgericht Mosbach BEAUFTRAGT EXPLIZIT in seiner Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 am Beispiel des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach die forensische Sachverständige aus Kitzingen, eine GUTACHTERLICHE STELLUNGNAHME ZU NAZI-TÄTERINNEN UND WEIBLICHEN NS-GEWALTVERBRECHEN ALS TEIL DER NS-VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG, an das deutsche BRD-Amtsgericht Mosbach im Jahr 2022 zu erstellen.
EINERSEITS:
Mit den Verfügungen des Familiengerichts-Amtsgericht Mosbach vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 hat die gerichtlich beauftragte forensische Sachverständige aus Kitzingen nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Chance und das gerichtliche explizite Angebot, sich sachlich und fachlich zur NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945 bis heute, auch zur NS-Vergangenheitsbewältigung und Nazi-Kontinuität in Mosbach und in Baden-Württemberg, AUSFÜHRLICH EXPLIZIT gutachterlich zu äußern.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum Sachverhalt von NAZI-TÄTERINNEN UND WEIBLICHEN NS-GEWALTVERBRECHEN ALS TEIL DER NS-VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz und Politik. UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der NS-Vergangenheitsbewältigung am Beispiel des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum Sachverhalt von JURISTISCHEN NS-VERFAHREN GEGEN NAZI-VERBRECHEN VON FRAUEN ALS NS-TÄTERINNEN, d.h. sowohl zu den seit 1945 bis heute geführten NS-Prozessen als auch zu den im 21. Jahrhundert noch laufenden NS-Prozessen und zu den künftigen NS-Prozessen. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz und Politik. UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung sowohl von NS-Verfahren und -Prozessen als auch von Nationalsozialistischen Gewaltverbrechen (NSG) am Beispiel des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
Siehe dazu auch:
- NS-Verfahren und Prozesse >>>
- Sachverständige und Gutachter aus Kitzingen im Verhältnis zum Nationalsozialismus >>>
Siehe auch:
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