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HISTORISCHES:
NS-Täter
im KZ-Komplex
Neckarelz-Mosbach
Zuletzt AKTUALISIERT am 28.01.2024 !
BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER bekennt sich am 19.04.2023 zur deutschen Verantwortung für die NS–Verbrechen zum 80. Jahrestag des Gedenkens an den Warschauer Aufstand: „Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viel zu wenige andere Täter sich verantworten mussten nach dem Krieg."
Seiteninhalt:
- NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
- Täterprofile und Täterkooperation im nationalsozialistischem arbeitsteiligen KZ- und Zwangsarbeitersystem am Beispiel des KZ-Komplexes Neckarelz-Mosbach
- Online-Artikel zu NS-Täter*innen im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach'
3.1 Online-Artikel zum NS-Täter Franz Johann Hofmann (Lagerkommandant, SS-Hauptsturmbannführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.2 Online-Artikel zum NS-Täter Franz Hößler (Lagerkommandant, SS-Obersturmführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.2.1 YouTube-Videos zum NS-Täter Franz Hößler
3. 3 Online-Artikel zum NS-Täter Friedrich (Fritz) Hartjenstein (Lagerkommandant, Obersturmbannführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.3.1 YouTube-Videos zum NS-Täter Friedrich (Fritz) Hartjenstein
3.4 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Eugen Kiemle (Haus-Architekt bei Daimler Benz) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.5 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Fritz Nallinger (Wehrwirtschaftsführer, Vorstandsmitglied Daimler Benz) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.6 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Heinrich Lübke (Bauleiter Gruppe Schlempp, späterer Bundespräsident) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.7 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Walter Schlempp (Ingenieurbüro) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.8 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Karl-Otto Saur (Amtsleiter des neuen NS-Rüstungsministeriums, vorgesehen als Hitlers neuer Rüstungsminister) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
3.9 Online-Artikel zum NS-Täter Heinrich Wicker (Lagerkommandant, SS-Untersturmführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach - ***
Unser Nationalsozialismus: Reden in der deutschen Gegenwart Gebundene Ausgabe – 25. Januar 2023
Unnachahmlich treffsicher nimmt der Historiker Götz Aly den keineswegs immer »vorbildlichen« Umgang der Deutschen mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit in den Blick: Oft ist von »den Tätern« die Rede, wenn es um die NS-Verbrechen geht, von »der SS« oder »den Nationalsozialisten«. Doch es waren Hunderttausende Deutsche, die aktiv Menschheitsverbrechen ungeheuren Ausmaßes begingen, und viele Millionen, die diese billigten, zumindest aber geschehen ließen. Götz Aly setzte sich in seinen Reden der vergangenen Jahre, von denen die wichtigsten in diesem Band versammelt sind, immer wieder mit den vielfältigen Praktiken auseinander, die Schuld auf möglichst kleine Gruppen und Unpersonen abzuschieben. Doch auch wenn sich mancher dagegen sperrt, so zeigt Götz Aly, es bleibt »Unser Nationalsozialismus«. Seine Maxime lautet: Die Vergangenheit nicht »bewältigen«, sondern vergegenwärtigen. So lässt sich daraus lernen. »Götz Aly (hat) uns vor Augen geführt, dass kein deutscher Staatsbürger sich heute davon freisprechen kann, vom Holocaust möglicherweise profitiert zu haben. Es bleibt die Schuld, die von allen beglichen werden muss.« Patrick Bahners zur Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises 2018 an Götz Aly
1. NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
Nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg mit Beschluss vom 15.12.2022 - 6 S 1420/22 - unterliegt der Nationalsozialismus nicht der grundrechtlich geschützten Weltanschauungsfreiheit gemäß Art. 4 Abs. 1 GG.
Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismusverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.
Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.
Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>
Goldfisch und Zebra. Die Geschichte des Konzentrationslagers Neckarelz - Außenkommando des KZ Natzweiler-Struthof: Die Geschichte des ... - Außenkommando des KZ Natzweiler-Struthof
Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen – Namen, die aufschrecken lassen und die Gräuel der NS-Diktatur ins Gedächtnis rufen. Doch wer schreckt bei den Namen Neckarelz, Neckargerach, Asbach oder Neckarbischofsheim auf? Die vorliegende Studie zeichnet die Geschichte des KZ Neckarelz nach: Als Lager des zweitgrößten Verlagerungsprojektes im Deutschen Reich – der Verlagerung des Daimler-Benz Flugzeugmotorenwerks Genshagen nach Obrigheim am Neckar –, als Prestigeobjekt der SS im letzten Kriegsjahr und als Außenlager und späteren Sitz der Kommandantur des KZ Natzweiler-Struthof. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen und die medizinische Versorgung der Häftlinge bilden einen Schwerpunkt der Betrachtung. Sie zeichnet den Weg von Menschen nach, die von Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen oder Groß-Rosen ins beschauliche Neckartal verschleppt wurden, und erzählt aus einer Zeit, in der harmlose Begriffe wie 'Goldfisch' und 'Zebra' Ausbeutung, Unmenschlichkeit und maßlose Selbstüberschätzung verdeckten.
Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.
UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.
SIEHE DAZU AUCH:
- Rechtsanwaltlicher und gerichtlicher Umgang mit Sachverständigen-Gutachten in Fallbegleitungen - Verfahrensführungen - Verfahrensbearbeitungen- Verfahrensbegleitungen durch RECHTSANWALT Simon Sommer >>>
- Verfahrensinhaltliche und prozessuale Benachteiligungen des Mandanten von Rechtsanwalt Simon Sommer beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 211/21, 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22, etc. sowie unter amtsseitigen KV-BS-Sonderbänden zu Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Rassismus >>>
2. Täterprofile und Täterkooperation im nationalsozialistischem arbeitsteiligen KZ- und Zwangsarbeitersystem am Beispiel des KZ-Komplexes Necakrelz-Mosbach
Das deskriptive Layout für das Zusammenspiel der Nazi-Systemsäulen (NS-Staat und NS-Wirtschaft) mit ihren jeweiligen verschiedenen Systemebenen wird hier auf Basis des "Common-Design"-Konzepts entwickelt und wie folgt dargestellt:
Konzept des Common Design:
"Basis der Anklage ist das Konzept des Common Design: Wer an einem System von Tötungen und Misshandlungen billigend mitmacht, muss sich vor Gericht genau so verantworten wie das Führungspersonal. Common Design beinhaltet eine sehr umfassende Vorstellung von Komplizenschaft. Es geht um die Frage, sind nur diejenigen Schuld, die Blut an den Händen haben? Oder nicht auch all die, die es gewusst haben, an der Vorbereitung beteiligt waren, das Funktionieren eines Lagers erste ermöglicht haben. Diese Überlegung bezieht viel mehr Akteure in die Komplizenschaft ein, als eine einfache Unterscheidung zwischen Haupttäter, Mittäter, Nebentäter. [...] Alle, die als Rädchen im Getriebe der NS-Lagern für die dort begangengen Verbrechen mit vertantworltich sind." Quelle: Die Rastatter Prozesse Doku (2021).
https://youtu.be/0-rDHUGoSg4
Innerhalb einer Nazi-Systemsäule kommunizieren und kooperieren die verschiedenen Ebenen durch die Top-Down-Level sowie auch von unten nach oben durch die Down-Top-Level, um die gemeinsamen Zielsetzungen zu verwirklichen, d.h. für die Verwirklichung Nazi-deutscher Rüstungsinteressen die Konzentrationslager und Zwangsarbeit zu planen, zu organisieren und durchzuführen.
Zwischen den beiden Nazi-Systemsäulen kommunizieren und kooperieren die jeweiligen verschiedenen Ebenen miteinander, um die gemeinsamen Zielsetzungen zu verwirklichen, d.h. für die Verwirklichung Nazi-deutscher Rüstungsinteressen die Konzentrationslager und Zwangsarbeit zu planen, zu organisieren und durchzuführen.
2.1 HAUPT-TÄTER => NS-STAAT
Vorherrschend in dieser Nazi-Systemsäule des NS-Staates auf ihren verschiedenen Systemebenen ist das Interesse an Kriegs- und Rüstungszielen verbunden mit der ideologischen Ausrichtung einer Vernichtung (durch Arbeit) von politischen Gegnern, rassisch minderwertig Internierten, Kriegsgefangenen, etc. durch die Ausbeutung ihrer Arbeitskräfte als Sklavenarbeiter.
- 2.1.1 Rüstungsministerium:
2.1.1.1 FÜHRUNGSEBENE: Minister
2.1.1.2 Amtsleiter Karl-Otto Saur. siehe Kapitel 2.8 - 2.1.2 KZ-Betrieb:
FÜHRUNGSEBENE: SS-Lagerkommandanten (Franz Johann Hofmann, siehe Kapitel 2.1 ||| Franz Hößler, siehe Kapitel 2.2 ||| Friedrich (Fritz) Hartjenstein, siehe Kapitel 2.3 ||| Heinrich Wicker, siehe Kapitel 2.9) - UNTER AUSFÜHRUNGSEBENE: SS-Wachpersonal
2.2 MIT- und NEBEN-TÄTER => NS-WIRTSCHAFT
Vorherrschend in dieser Nazi-Systemsäule der NS-Wirtschaft auf ihren verschiedenen Systemebenen sind die privatwirtschaftlichen Interessen von Krieg einerseits und der Ausbeutung der billigen Sklavenarbeiter im NS-Zwangsarbeitersystem andererseits zu profitieren.
- 2.2.1 Privatunternehmen: Ingenieur- und Architekten-Büro
2.2.1.1 FÜHRUNGSEBENE: Walter Schlempp, siehe Kapitel 2.7 |||
Heinrich Lübke, siehe Kapitel 2.6 - 2.2.2 Privatunternehmen: Rüstungsbetrieb = DAIMLER BENZ
2.2.2.1 FÜHRUNGSEBENE: Vorstandsmitglied (Fritz Nallinger siehe Kapitel 2.5)
2.2.2.2 Hausarchitekt (Eugen Kiemle, siehe Kapitel 2.4)
Die Konzentrationslager-SS: Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien
Obwohl bereits ganze Bibliotheken mit Studien zu nationalsozialistischen Konzentrationslagern gefüllt werden können, blieb eine detaillierte Studie über das Führungspersonal der Konzentrationslager bislang aus. Die vorliegende Arbeit schließt diese Forschungslücke. Wer waren die Männer, die vor Ort die Verantwortung trugen, und was wurde aus ihnen nach 1945? Nach einer Einführung über die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager untersucht die Autorin die sozialstrukturelle Zusammensetzung der Führungsgruppe, wobei sich ein präzises Profil herausbildet. Zur Veranschaulichung werden 9 Werdegänge exemplarisch detailliert präsentiert. Es gelingt Karin Orth dabei, das auf vielfältige Weise verwobene soziale Netz des SS-Führungskorps herauszuarbeiten: Freundschaften und ein eigener sprachlicher Code schufen einen gemeinsamen gesellschaftlichen Kontext, vor allem aber wurde das Geflecht durch die gemeinsam verübten Verbrechen und die Formen der kollektiven Gewalt zusammengehalten. In diesem Zusammenhang verfolgt die Autorin auch die Frage nach der an bestimmte Ereignisse gebundenen Eskalation des Terrors. Schließlich beschreibt Karin Orth, was nach Ende der NS-Herrschaft aus dem Führungspersonal der KZ wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung ordnet sie in den Kontext der Bedeutung anderer Tätergruppen im Nationalsozialismus, ihrer Rolle, Funktion und Bedeutung, ein.
3. Online-Artikel zu NS-Täter*innen im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
THE COMMANDING OFFICERS
On March 15, 1944, SS-Obersturmführer Franz Hoessler was appointed as the first commandant of the Neckarelz camp. Before that he was the "first Schutzhaftlagerführer" in the women´s camp in Auschwitz. His duties were to organise the camp, and especially the work allocation of the prisoners. In the middle of May, Hoessler was ordered back to Auschwitz, and was replaced by SS-Hauptsturmbannführer Franz Hofmann. Both the living and working conditions of the prisoners became much worse with the arrival of the new Lagerführer. The steadily increasing number of prisoners, as well as the development of the camp into a camp complex also contributed to the worsening conditions.
Almost all of the executions that took place in the Neckar camps, occured while Hofmann served as commandant.
In mid October 1944, Franz Hofmann was transferred again. The new commanding officer was the Luftwaffe (German Air Force) captian Wilhelm Streit. He would remain in this position until the camp was disbanded. While he was in charge, the number of direct assaults against the prisoners was reduced. However, the challenging conditions in winter, and the increasing levels of exhaustion still claimed more and more victims.
http://www.kz-denk-neckarelz.de/en/history/a-school-becomes-a-concentration-camp
Justiz und NS-Verbrechen
Verfahren Lfd.Nr.640
Tatkomplex: NS-Gewaltverbrechen in Haftstätten
Angeklagte:
Pla., Reinhard Friedrich August Karl Freispruch
Gerichtsentscheidungen:
LG Mosbach 661202
BGH 670606
Tatland: Deutschland
Tatort: HS KL Neckarelz
Tatzeit: 4410
Opfer: Häftlinge
Nationalität: unbekannt
Dienststelle: Haftstättenpersonal KL Neckarelz
Verfahrensgegenstand: Versuchte Tötung eines Häftlings in einem Aussenkommando des KL Neckarelz
Veröffentlicht in Justiz und NS-Verbrechen Band XXV
https://junsv.nl/junsv-01/junsv/brd/ger03a-01.html
KZ Neckarelz - Verwaltungsstruktur
Lagerkommandantur
Lagerkommandanten waren vom 15. März bis zum 15. Mai 1944 Franz Hößler (ehemaliger Auschwitzer Schutzhaftlagerführer; danach Leitung des Häftlingslagers Dora und stellvertretender Kommandant im KZ Bergen-Belsen), danach Franz Hofmann bis zum 15. Oktober 1944 (auch aus Auschwitz). Und dann bis März 1945 der Luftwaffenhauptmann Wilhelm Streit, der im September der SS beigetreten war.
Kommandantur und SS-Wachen des hierher verlegten KZ Natzweiler
Lagerkommandant Obersturmbannführer Hartjenstein (seit 12. Mai 1944) wurde am 23. Januar 1945 nach einer Beschwerde wegen »Unfähigkeit« zu einer Kampfeinheit an die Front versetzt; Nachfolger war SS-Hauptsturmführer Heinrich Schwarz, der nach der "Evakuierung" vom KZ Auschwitz I von dort nach Guttenbach kam und ab 18. Februar als letzter Kommandant des KZ Natzweiler fungierte, ohne den entsprechenden geografischen Ort je gesehen zu haben. Er führte vor allem die Organisation der Todesmärsche aus den Außenlagern im März 1945. Schwarz wurde von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und bei den Rastatter Prozessen 1947 als Kriegsverbrecher hingerichtet. SS-Hauptscharführer Wolfgang Seuß (1907-?), der in Natzweiler-Struthof Schutzhaftlagerführer gewesen war, fungierte nunmehr als Rapportführer. Seuß wurde im Februar durch Franz Johann Hofmann ersetzt, den früheren Kommandanten des Außenlager-Komplexes »Wüste« bei Tübingen, der strafweise aus dem KZ Bisingen nach Guttenbach versetzt wurde. Der Kommandanturstab bestand aus 15 bis 20 Mann.
Bei Heranrücken der Front zog diese Gesamtkommandantur Natzweiler von Guttenbach aus Anfang März 1945 weiter nach Stuttgart und schließlich nach Dürmentingen (bei Ulm).[7]
http://stadtwiki-heilbronn.de/KZ_Neckarelz#Verwaltungsstruktur
Täter vor Ort
Lagerkommandanten waren vom 15. März bis zum 15. Mai 1944 Franz Hößler (ehemaliger Auschwitzer Schutzhaftlagerführer; danach Leitung des Häftlingslagers Dora und stellvertretender Kommandant im KZ Bergen-Belsen), danach Franz Hofmann bis zum 15. Oktober 1944 (auch aus Auschwitz). Und dann bis März 1945 der Luftwaffenhauptmann Wilhelm Streit, der im September der SS beigetreten war.
Die Gedenkstätte verfolgte bei ihrer Forschungsarbeit auch das Schicksal verschiedener anderer Täter oder Tatbeteiligter.
Die SS-Führungsgruppe: Sie bestand zumindest aus dem jeweiligen Lagerkommandanten; Michel, Verantwortlicher für Arbeitseinsätze; Gestapo-Schmidt, für Überwachung und Bestrafungen zuständig.
Mitglieder der SS-Wachmannschaften: Streit, Gerlach, Lutz.
Die Architekten: Kiemle, Architekt der damaligen Fa. Daimler-Benz; Haag, Bauleiter bei Daimler-Benz; Glaser, zuständig beim Führungsstab der SS
Mitarbeiter von Baufirmen
Funktionshäftlinge, »SS-loyal«: Über sie ist durch Gerichtsverfahren einiges in Erfahrung gebracht worden.
Funktionshäftlinge, die sich »Opfer-loyal« verhielten. Sie trugen aber dennoch etwas zum Funktionieren des Lagersystems bei.
Andere Kontaktpersonen wie der Obrigheimer Ortspolizist, Lebensmittellieferanten, Meister bei der Produktion in den Stollen: Sie hatten Ortskenntnisse und konnten das Lagersystem fördern und damit daran auch verdienen oder sich nicht beteiligen.
Die ansässige Bevölkerung, die über das Geschehen sehr gut informiert war, wurde noch nicht in Bezug auf ihr Wissen und ihre Handlungsmöglichkeiten hin untersucht. Auffällig ist, dass in den zwölf Monaten nur ein Häftling fliehen konnte: Vinzenz Rose (1908–1996).
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Neckarelz
Kommandantur und SS-Wachen des hierher verlegten KZ Natzweiler
Das Rathaus im Dorf Guttenbach und das Schloss im benachbarten Binau wurden Sitz der SS-Kommandantur der gesamten Außenlager des (früheren) KZ Natzweiler in der Region. Die dazugehörige Fahrbereitschaft der SS mit Werkstatt und 12 Mann befand sich im nahe gelegenen Dorf Neunkirchen. In Guttenbach wurde versucht, die Verwaltung des im November aufgelösten KZ Natzweiler aufrecht zu halten bzw. wieder aufzubauen.
Lagerkommandant Obersturmbannführer Hartjenstein (seit 12. Mai 1944) wurde am 23. Januar 1945 nach einer Beschwerde wegen »Unfähigkeit« zu einer Kampfeinheit an die Front versetzt; Nachfolger war SS-Hauptsturmführer H. Schwarz, der nach der „Evakuierung“ vom KZ Auschwitz I von dort nach Guttenbach kam und ab 18. Februar als letzter Kommandant des KZ Natzweiler fungierte, ohne den entsprechenden geografischen Ort je gesehen zu haben. Er führte vor allem die Organisation der Todesmärsche aus den Außenlagern im März 1945. Schwarz wurde von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und bei den Rastatter Prozessen 1947 als Kriegsverbrecher hingerichtet. SS-Hauptscharführer Wolfgang Seuß (1907–?), der in Natzweiler-Struthof Schutzhaftlagerführer gewesen war, fungierte nunmehr als Rapportführer. Seuß wurde im Februar durch F. J. Hofmann ersetzt, den früheren Kommandanten des Außenlager-Komplexes »Wüste« bei Tübingen, der strafweise aus dem KZ Bisingen nach Guttenbach versetzt wurde. Der Kommandanturstab bestand aus 15 bis 20 Mann.
Bei Heranrücken der Front zog diese Gesamtkommandantur Natzweiler von Guttenbach aus Anfang März 1945 weiter nach Stuttgart und schließlich nach Dürmentingen (bei Ulm).[7]
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Neckarelz#
3. 1 Online-Artikel zum NS-Täter Franz Johann Hofmann (SS-Hauptsturmführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Franz Johann Hofmann
Franz Johann Hofmann (* 5. April 1906 in Hof (Saale); † 14. August 1973 in der Justizvollzugsanstalt Straubing) war ein deutscher SS-Führer und 1. Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz.
Nach der Beförderung zum SS-Hauptsturmführer am 20. April 1944 erfolgte mit Wirkung vom 15. Mai 1944 die Versetzung in das KZ Natzweiler, wo er als Nachfolger Hösslers im Außenlager KZ Neckarelz als Schutzhaftlagerführer tätig war.
Nach dem Kriegsende tauchte Hofmann mit einer falschen Identität unter und arbeitete in der Landwirtschaft und als Heizer in Kirchberg an der Jagst.[1] 1948 oder 1949 wurde er von der Spruchkammer in Rothenburg ob der Tauber entnazifiziert und dabei zu einer Geldbuße von 20.- DM verurteilt. Er hatte angegeben, dass er erst 1937 Mitglied der NSDAP geworden sei. Seine Zugehörigkeit zur SS und seine Tätigkeit in den Konzentrationslagern hatte er verschwiegen.[2]
Nach 1945
Nach dem Kriegsende tauchte Hofmann mit einer falschen Identität unter und arbeitete in der Landwirtschaft und als Heizer in Kirchberg an der Jagst.[1] 1948 oder 1949 wurde er von der Spruchkammer in Rothenburg ob der Tauber entnazifiziert und dabei zu einer Geldbuße von 20.- DM verurteilt. Er hatte angegeben, dass er erst 1937 Mitglied der NSDAP geworden sei. Seine Zugehörigkeit zur SS und seine Tätigkeit in den Konzentrationslagern hatte er verschwiegen.[2]
Seine Verhaftung wegen der in Dachau begangenen Straftaten erfolgte am 16. April 1959. Hofmann sagte am 24. Oktober 1961 aus:
„Wenn ich einen Posten übertragen bekomme, ganz gleich, wo es auch sein mag, dann versuche ich, denselben hundertprozentig auszufüllen.“[3]
Er wurde am 19. Dezember 1961 wegen Mordes in zwei Fällen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt.[4]
Im ersten Auschwitzprozess wurde er am 10. August 1965 vom Landgericht Frankfurt nochmals zu lebenslanger Haft im Zuchthaus verurteilt.
„Im KZ-Dienst hat sich der Angeklagte Hofmann von 1933 bis 1945 bewährt. Er stieg von Stufe zu Stufe, bis er stellvertretender Schutzhaftlagerführer im KL Dachau wurde. Seit 1936 wurde er laufend jeweils nach relativ kurzer Zeit befördert. Das zeigt, dass er sich im Sinne Eickes durch Härte und Brutalität gegen die sog. Staatsfeinde ausgezeichnet und diese ganz im Sinne des in der SS herrschenden Geistes behandelt haben muss. Es spricht eindeutig dafür, dass er sich ganz der NS-Weltanschauung verschrieben und mit ihren Grundsätzen übereingestimmt haben muss. Dass auch die höhere KL-Führung ihn als einen pflichteifrigen und zuverlässigen SS-Führer, der besonders geeignet für die Durchführung des NS-Vernichtungsprogrammes im Rahmen der sog. Endlösung der Judenfrage erschien, angesehen hat, zeigt sich dahin, dass man ihn am 1.12.1942 zum KL Auschwitz, das als die grösste Vernichtungsstätte für die europäischen Juden ausersehen war, versetzt hat.“
– Urteilstext im Auschwitzprozess[5]
Weiterhin gab es ein Ermittlungsverfahren zu Tatvorwürfen im KZ Natzweiler. Hofmann verstarb im August 1973 in Strafhaft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Johann_Hofmann
Hofmann Franz (Johann)
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SS-Hauptsturmführer
* 05.04.1906 in Hof an der Saale
† 14.08.1973 Straubing (Strafanstalt)
Reichsdeutscher
fünf Geschwister
verheiratet, sechs Kinder
1912-1919
Volksschule
nach seinen Angaben ein Durchschnittsschüler und wurde immer versetzt
1915
wurde durch den Tod der Mutter im Jahr 1915 wie seine fünf Geschwister Halbwaise
sein Vater verheiratete sich 1925 wieder
1920 bis 1923
Lehre zum Tapezierer
(machte 1923 seine Gesellenprüfung)
Als er nach einigen Monaten arbeitslos wurde, ging er nach Emden zu einem Bruder seines Vaters, der dort ein Kolonialwarengeschäft besaß. Bis zum Sommer 1925 arbeitete er in dem Geschäft seines Onkels und verzog dann mit ihm nach Bad Zwischenahn/Oldenburg. wo sie zusammen eine Pension und ein kleines Versandgeschäft betrieben. Als dieses Geschäft zurückging, arbeitete der Angeschuldigte als Kellner und Hoteldiener in verschiedenen Hotels. Im Jahre 1931 wurde er arbeitslos und ging nach Hof/Saale zurück.
ab 20.07.1932
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 1 369 617)
ab 20.07.1932
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 40 651)
1932
In der zweiten Hälfte des Jahres 1932 änderte sich zunächst wenig an Hofmanns Lage. Er war einfacher SS-Mann ohne besondere Funktion. Das herausragende Ereignis stellte die Fahrt im Herbst 1932 mit anderen SS-Angehörigen nach Bayreuth dar, um eine Rede von Hitler zu hören. Laut den Ermittlungen nach 1945 hat sich Hofmann 1932/33 an den zu dieser Zeit üblichen Straßenschlachten oder Saalschlägereien beteiligt. In einem Personalbericht gab er selbst an, drei Monate Gefängnis und 80 RM Geldstrafe wegen Körperverletzung „im Kampf für die Bewegung" erhalten zu haben.
01.07.1933-30.09.1933
Angehöriger der Schutzpolizei in Hof (Streifendienst)
Er trug SS-Uniform, war während seines Dienstes aber immer in Begleitung eines ausgebildeten Polizeibeamten. In dieser Zeit sammelte Hofmann nicht nur praktische Erfahrungen im Polizeidienst, sondern erhielt auch ideologische Schulung.
Nach der Auflösung des Hilfspolizeidienstes Ende September 1933 war Hofmann wieder arbeitslos
01.12.1933
Am 1. Dezember 1933 wurde er zur Wachkompanie des KL Dachau versetzt und somit in den aktiven SS-Dienst als SS-Sturmmann übernommen.
Er tat dort bis September 1934 Dienst als Angehöriger der Wachtruppe, bis Ende August 1937 als Telefonist in der Telefonzentrale bei der Kommandantur und ab 01.09.1937 im Schutzhaftlager.
“Während er bislang als Unterdrückter, nämlich als Tapezierer, Hausdiener und Gelegenheitsarbeiter, auf der Schattenseite der Macht gestanden hatte, gab ihm seine Stellung im KZ-Lager nunmehr die Gelegenheit, schrankenlose Macht auszuüben und sich an den bisherigen Gegnern – Kommunisten, Juden, Angehörigen demokratischer Parteien und später den Menschen fremder Völker … – zu rächen. Hierbei tötete Hofmann … ohne Erbarmen und ohne Einhalt.”
Zum ersten Mal konnte er jetzt als hauptamtlicher SS-Angehöriger materiellen Nutzen aus seiner SS-Zugehörigkeit ziehen - wenn auch in bescheidenem Maße: Unterkunft, Verpflegung und Bekleidung waren frei und alle zehn Tage erhielt er 20 RM „Aufwandsentschädigung."
In dieser Zeit arbeitete er im Vier-Tagesrhythmus: zwei Tage lang stand Ausbildung auf der Tagesordnung, zwei Tage praktischer Wachdienst im KZ. Es fällt auf, dass der Unterricht im Tagesablauf Hofmanns einen großen Raum einnahm. Dazu gehörten eine militärische Unterweisung, vor allem der Umgang mit der Waffe, sowie eine umfassende ideologische Schulung. Der politische Unterricht durch einen Schulungsleiter der SS „befasste sich mit den Zielen der nationalsozialistischen Bewegung, mit den Aufgaben der SS und ihren Zielen". Hofmann lernte in Dachau im Rahmen seiner Ausbildung rasch, die Gegner des NS-Regimes, die zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit der Häftlinge stellten, als minderwertige „Staatsfeinde" und Gewalt gegen diese als legitim zu betrachten. Ein Überlebender schilderte Hofmann als „skrupellosen, brutalen Schläger, Mörder und Häftlingsschinder“. Hofmann hatte eine Spezialität, die darin bestand, dass er Häftlinge von hinten oder von vorne zwischen die Hoden trat. An diesen Verletzungen sind zahlreiche Häftlinge schwer erkrankt, zum Teil sogar gestorben.
ab 15.02.1935
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
1937
Beförderung zum SS-Oberscharführer
15.11.1938
Am späten Abend des 15. November 1938 betritt SS-Obersturmführer Franz Hofmann den Block 16 des Konzentrationslagers Dachau und mordet. Die Häftlinge drängen sich gerade aus dem Waschraum in der Baracke. Es dauert, bis alle fertig sind. Der 64-jährige Kaufmann Hermann Fuld kommt als letzter aus dem Waschraum. Das reicht dem SS-Mann als Vorwand. Hofmann brüllt, er zieht seine Dienstpistole. Und schießt Hermann Fuld in den Kopf.
1939
Beförderung zum SS-Hauptscharführer
(Rapportführer im KL Dachau)
1939
im Dezember 1939 geheiratet. Aus seiner Ehe sind drei Jungen und ein Mädchen hervorgegangen.
30.01.1941
Beförderung zum SS-Untersturmführer
(2. Schutzhaftlagerführer im KL Dachau)
20.04.1942
Beförderung zum SS-Obersturmführer
(1. Schutzhaftlagerführer im KL Dachau)
ab 01.12.1942 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
(Rampendienst u. 3. Schutzhaftlagerführer)
Anfänglich hatte er im Lager Auschwitz I keine besondere Funktion, sondern fuhr mit einem Motorrad die einzelnen Arbeitskommandos ab, um deren Stärke zu kontrollieren. Meistens hat er jedoch „tatenlos herumgesessen" . Das stellte ihn offenbar nicht zufrieden. Nicht viel später erweiterte sich sein Aufgabenbereich, und Hofmann hat dann „mit Aumeier zusammen den Dienstbetrieb eines Schutzhaftlagerführers erledigt". Kurz nach seiner Ankunft in Auschwitz war Hofmann bei Exekutionen im Arrestblock zugegen. Wie in Dachau sollte er auch hier seine Härte als SS-Mann von neuem beweisen. „Zur Klarlegung der damaligen Situation muss ich noch anführen, dass ich in Auschwitz neu war und gerade aus diesem Grund von Aumeier zur Exekution mitgenommen wurde. Dies sagte mir Aumeier ausdrücklich. Ich musste mich also als Mann und SS-Führer nach den damaligen Ehrbegriffen bewähren und beweisen, dass ich auch vor Exekutionen keine Angst habe." Allerdings war Hofmann nicht nur passiver „Zuschauer, dessen Nervenstärke geprüft werden sollte". Nach der Aussage eines Überlebenden, die Hofmann im Kern bestätigte, beschleunigte er die Erschießungen. Als sich ein Häftling gegen die Exekution wehren wollte, schrie Hofmann einen SS-Mann an, er solle sich mit dem „Umlegen" nicht so viel Zeit lassen.
Ende Februar 1943 bis November 1943
Schutzhaftlagerführer im KL Auschwitz-Birkenau (Zigeunerlager)
November 1943 bis Juni 1944
1. Schutzhaftlagerführer im KL Auschwitz (Stammlager)
Auschwitz, 20. November 1943
Standortbefehl Nr. 52/43
Aufenthalt der Familie und Schwägerin vom 16.11.1943 bis auf weiteres
20.04.1944
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer
14.08.1944
n einer Beurteilung des Lagerkommandanten von Narzweiler vom 14.08.1944, die sich bei den SS-Personalakten beim Document Center in Berlin befindet, heißt es:
»Der SS-Hstuf. Hofmann ist mit der Führung eines Außenlagers beauftragt. In dieser seiner Eigenschaft hat er sich durch Pflichteifer, Gewissenhaftigkeit und Umsicht ausgezeichnet. Charakterlich und haltungsmäßig ist H. einwandfrei. Seine dienstlichen Kenntnisse liegen über dem Durchschnitt. H. ist geistig sehr rege und verftigt über ausgezeichnete körperliche Leistungsfähigkeit. Sein Auftreten und Benehmen Vorgesetzten gegenüber hat zu Klagen keinerlei Anlaß gegeben. Seine Haltung ist soldatisch. Über sein diensdiches und außerdienstliches Verhalten ist nichts Nachteiliges bekannt. Gegen seine Untergebenen weiß sich H. durchzusetzen. Seine weltanschauliche Ausrichtung ist überzeugend, mit guter Vortragsart. H. ist überzeugter und fanatischer Nationalsozialist. H. hat noch nicht im Fronteinsatz gestanden.
Seine jetzige Dienststellung Mt er sehr gut aus. H. eignet sich für derartige Verwendungen besonders gut. Für eine nächsthöhere Dienststelle ist H. geeignet. Strafen sind nicht verhängt worden.«
01.09.1944
Kommandanturstab des KL Natzweiler vom 1. September 1944
Eine „Aufstellung über Angehörige des Kommandanturstabes K.L. Natzweiler, Kommandierte und Zugeteilte nach dem Stande vom 1.9.1944“ verzeichnete 16 Führer, 63 Unterführer, 22 Männer, 5 Kommandierte und 6Zugeteilte. Als Führer wurden aufgelistet: „1. SS-Stubaf. Hartjenstein Fritz 2. SS-Hstuf. aus dem Bruch Fritz3. SS-Hstuf. Hofmann Franz 4. SS-Hstuf. Lautenschlager Wilh. 5. SS-Hstuf. Schaaf Stefan 6. SS-Hstuf.Streit Wilhelm 7. SS-Hstuf. Schnellenbach Friedr. 8. SS-Hstuf. Waldmann Bernhard 9. SS-Hstuf. SchaackJohann 10. SS-Ostuf. Ganninger Heinrich 11. SS-Ostuf. Otto Johannes 12. SS-Ostuf. Dillmann Herbert 13.SS-Ostuf. Dr. Rohde Werner 14. SS-Ustuf. Wicker Heinrich 15. SS-Ustuf. Wurth Eugen 16. SS-Ustuf. Brendler Arnold“.
am 22.10.1944 nach Bisingen und Dautmergen versetzt
Er verbreitete hier Angst und Schrecken. Er war einer der Hauptverantwortlichen für das sterben in Bisingen. In Schömberg, wo er seinen Wohnsitz hatte, hielt er sich ein polnisches Hausmädchen als “Sklavin”.
Er war der ranghöchste SS-Mann der Region und direkt dem Natzweiler Kommadaten unterstellt. Eine wichtige Aufgabe betraf seine Verbindungsfunktion zur Natzweiler Kommandantur, mit der er in außergewöhnlichen Fällen (wie geflohenen Häftlingen, vermeintlichen Plünderungen) direkt Kontakt aufnahm. Aufgrund seiner langjährigen KZ-Erfahrung brachte Hofmann die verwaltungstechnischen wie ideo
logischen Voraussetzungen mit, die für die Führung eines KZ und das Verhalten gegenüber den Häftlingen als notwendig galten. Als Angehöriger der „KZ Funktionselite" und Vorgesetzter der vor Ort eingesetzten Lagerführer kontrollierte er deren
Handeln.
Franz Johann Hofmann leitete von Oktober 1944 bis Anfang Februar 1945 das KL Bisingen vom Lager Dautmergen aus,
Hoffmann war ein furchtbar brutaler Mensch mit scharfem Hetzhund. Er ließ die Leute grundlos erschießen und betrachtete die ihm untergebenen Häftlinge als Gesindel; einmal ‘sagte er: “Je mehr von dem Pack verreckt, desto besser! Wir haben überall volle Lager!”
Nach einer Meldung über die katastrophalen Zustände im Lager Bisingen besichtigte der Chef des WVHA Pohl das Lager. Pohl habe bei seiner Besichtigung Hofmann heftig angegriffen und gedroht, ihn wegen der katastrophalen Zustände selbst in ein Konzentrationslager zu stecken. Auf Betreiben Pohls wurde Hofmann zum Kommandanturstab nach Guttenberg/Neckar versetzt.
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern
SA-Sportabzeichen in Bronze
Ehrenwinkel der Alten Kämpfer
Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 (Ostmark-Medaille)
Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 (Sudetenland-Medaille)
SS-Dienstauszeichnung nach 8-jähriger Dienstleistung die 3. Stufe
nach 1945
Den Zusammenbruch erlebte Hofmann in Guttenbach/Neckar, wohin die Kommandantur des Konzentrationslagers Natzweiler inzwischen verlegt worden war. Hofmanne besorgte sich Zivilkleider und setzte sich ab. Er tauchte zuerst mit falschen Namen in Kirchheim an der Jagst unter. Seine Frau ließ ihn wider besseres Wissen für tot erklären. So konnte Hofmann unter falschem Namen in der Landwirtschaft und als Heizer im Kreis Rothenburg arbeiten. Bei seinen Mitbürgern galt er als unbescholten.
Nach dem Kriege kehrte er nicht mehr zu seiner Familie zurück. Er lebt jetzt in Scheidung. Im Jahre 1954 hatte er in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber eine andere Frau kennengelernt, die er heiraten möchte; mit dieser Frau hat er zwei uneheliche Kinder. Bereits im Dezember 1946 wurde — von einer anderen Frau — ein weiteres uneheliches Kind geboren, dessen Amtsvormund das Jugendamt Kehlheim ist.
1949
in Rothenburg von der Spruchkammer des Kreises entnazifiziert. Dabei verschwieg Franz Johann Hofmann seine SS-Zugehörigkeit. Für seine NSDAP-Mitgliedschaft, über die er aussagte, dass er diese erst seit 1937 hatte, wurde ihm eine Strafe von 20 DM auferlegt.
16.04.1959
am 16. April 1959 wegen der in Dachau begangenen Straftaten verhaftet.
19.12.1961
am 19. Dezember 1961 in München wegen Mordes in zwei Fällen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. (Schwurgericht München II vom 19.12.1961 - 2 Ks 8/61)
1963-1967
Im Hechinger Prozess wurden dem Hauptangeklagten Hofmann nur zwei
Anklagepunkte betreffend Bisingen zur Last gelegt: Zum einen hätte er im Winter
1944/45 auf Grund eines Befehls des Reichssicherheitshauptamts je einen unbekannten deutschen und russischen Häftling erhängt. Zum anderen habe er im Dezember 1944 Lagerführer Pauli den Befehl gegeben, zwei unbekannte Häftlinge zu erschießen, die nach einem Luftangriff geplündert hätten. Der zweite Anklagepunkt wurde bereits vor der Hauptverhandlung fallen gelassen, weil Hofmann nach Auffassung des Gerichts keine Beteiligung nachgewiesen werden konnte. Vom ersten Anklagepunkt sprach das Gericht Hofmann mit einer komplizierten juristischen Begründung frei. Das Gericht ging zunächst davon aus, dass es sich in diesem Fall um „Sonderbehandlungsfälle" handelte, das heißt um Hinrichtungen, die nicht aufgrund eines gerichtlichen Urteils, sondern aufgrund der Anordnung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) erfolgt waren. Diese Anordnungen des RSHA galten als Unrechtsbefehle. Hofmann hätte also deswegen verurteilt werden können. Trotz dieser Vermutung wollte das Schwurgericht Hechingen nicht ausschließen, dass nicht doch ein gerichtliches Urteil vorgelegen hätte, und entlastete damit Hofmann. Auffallend ist die Begründung des Gerichts: „Wenn auch einige Zeugen davon gesprochen haben, die Leute seien geflohen gewesen und alsbald wieder eingefangen worden, so ist, selbst wenn man diesen Bekundungen folgen wollte, doch nicht auszuschließen, daß sie während der Flucht schwere Straftaten begangen hatten, die zu einem Verfahren vor und einem Urteilsspruch durch ein Gericht geführt hätten." Damit kriminalisierte ein bundesdeutsches Gericht die Opfer im Nachhinein und übernahm NS-Diktion. Während des NS-Regimes waren geflüchtete Häftlinge, die man wieder gefasst hatte, mit der Pseudolegitimierung, sie hätten Verbrechen begangen, hingerichtet worden.
Im Hechinger Prozess wurde Hofmann am 19. August 1965 lediglich wegen seiner Beteiligung an der Hinrichtung eines Häftlings im KZ Neckarelz wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren verurteilt. Unter Einbeziehung der vom Schwurgericht München 1961 verhängten Strafe von zwölf Jahren wurde eine Gesamtstrafe von 13 Jahren Zuchthaus bemessen. Kurz nach der Urteilsverkündung erhielt einer der Richter einen Nervenzusammenbruch, was die Verteidiger zum Anlass nahmen, in Revision zu gehen. Der Bundesgerichtshof hob mit Beschluss vom 18. Juli 1967 das Hechinger Urteil auf und verwies den Fall an das Schwurgericht Ulm. Gegen Hofmann stellte das Landgericht Ulm noch vor Eröffnung der Hauptverhandlung 1968 das Verfahren vorläufig ein.
Quelle: Glauning, Christine. Entgrenzung und KZ-System. Das Unternehmen „Wüste“ und das Konzentrationslager in Bisingen.
19.08.1965
am 19. August 1965 im ersten Auschwitzprozess vom Landgericht Frankfurt nochmals zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt
Tatvorwurf: Überwachung von Rampenselektionen, Anordnung von Lagerselektionen, Mitwirkung bei »Bunkerentleerungen« im Block 11 des Stammlagers und bei Erschießungen an der »Schwarzen Wand«, eigenmächtige Einzeltötungen; Untersuchungshaft ab 16. April 1959, Strafhaft ab 28. Mai 1962 (Verfahren vor dem LG Hechingen); Urteil: lebenslanges Zuchthaus, in Strafhaft verstorben.
Im Urteil heißt es über Block 7 im Männerlager in Birkenau:
»Als der Lagerabschnitt BIb noch mit Männern belegt war, diente der Block 7 als Krankenblock. Die Häftlinge wurden in diesem Block aber überhaupt nicht ärztlich versorgt. Man sperrte die Muselmänner und die arbeitsunfähigen Häftlinge in den Block 7 ein, damit sie hier sterben sollten (das galt jedoch nicht für deutsche Häftlinge, die einen besonderen Krankenblock hatten). Verpflegung bekamen die im Block 7 eingesperrten Häftlinge überhaupt nicht mehr. Einmal starben an einem Tag 1184 Menschen. Hofmann rührte das jedoch nicht. Im Lager Birkenau wußte man genau, daß der Block 7 ein Todesblock war. Kranke Häftlinge meldeten sich daher nicht mehr krank. Sie versteckten sich in ihren Blocks, um dem Tod im Block 7 zu entgehen. Um das Lager von diesen Kranken zu säubern, ordnete Hofmann wiederholt Lagerräumungen an.« Im Urteil heißt es weiter: »Häufig fuhr er auch hinter den Lkws, die die Opfer zu den Gaskammern brachten, her und beaufsichtigte das Hineinführen der Häftlinge in die Gaskammern und das Einwerfen des Zyklon B.«
Anmerkung:
Auch wenn die wenigsten Mitglieder der Konzentrationslager-SS einem akademischen Milieu entstammten, so stand Hofmann sicher am unteren Ende des durchschnittlichen Bildungsniveaus. Einen Lebenslauf, dessen Vorlage bei höheren SS-Dienststellen über eine Beförderung entscheiden sollte, musste er noch einmal schreiben, weil sein Deutsch nicht ausreichend war.
Höflinger Peter Hofmann Ernst
http://www.tenhumbergreinhard.de/
Franz Johann Hofmann: SS-Mörder von Dachau und Auschwitz in Rothenburg entnazifiziert – 20 DM Geldbuße. Zehn Jahre später zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt
Publiziert am 20. Januar 2014
KZ-Mörder Franz Johann Hofmann
Von Wolf Stegemann
Was ihn dazu getrieben haben mag, sich als ehemaliger SS-Hauptsturmführer und 1. Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz nach Kriegsende in Rothenburg niederzulassen, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass er nach dem Krieg unter falschem Namen untertauchte, in Rothenburg wieder auftauchte und sich von der Spruchkammer des Kreises entnazifizieren ließ. Dabei verschwieg Franz Johann Hofmann seine SS-Zugehörigkeit. Für seine NSDAP-Mitgliedschaft, über die er aussagte, dass er diese erst seit 1937 hatte, wurde ihm eine Strafe von 20 DM auferlegt. Doch so glimpflich sollte er nicht davonkommen. Er wurde später verhaftet, zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilt und starb schließlich im Zuchthaus Straubing.
Karriere bis zum 1. Schutzhaftlagerführer in KZ Auschwitz
Der in Hof an der Saale 1906 geborene Hofmann war gelernter Tapezierer, arbeitete als Hausdiener und Gelegenheitsarbeiter und half während seiner längeren Arbeitslosigkeit im Wirtshaus seines Vaters aus. Schon 1932 trat Hofmann in die NSDAP ein, erhielt das rote Parteibuch mit der Nr. 1.369.617, wurde gleichzeitig mit der Nr. 40.651 Mitglied der SS. Von da an betätigte er sich in Hof als Hilfspolizist. Im KZ Dachau erhielt er 1933 die ideologische Schulung und gehörte der KZ-Wachmannschaft an. Hofmann dient sich mit seinen Verbrechen nach oben. 1937 wurde er zum SS-Oberscharführer ernannt, zwei Jahre später zum SS-Hauptscharführer und bekleidete, zum SS-Untersturmführer befördert, die Position des 2. Schutzhaftlagerführers und stieg im April 1942 zum SS-Obersturmführer und damit zum 1. Schutzhaftlagerführers im Konzentrationslager Dachau auf.
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Die Leiche des im KZ Dachau ermordeten Abraham Borenstein liegt im Vordergrund. Zwei der SS-Männer im Bild, die an der Tötung beteiligt waren, sind Egon Zill und Franz Johann Hofmann (Foto: 15. Mai 1941).
Nach Auschwitz
Ende 1942 kam er ins Stammlager Auschwitz. An der berüchtigten „Rampe“ beteiligte er sich als Aufsicht an den Selektionen, der Einteilung der ankommenden Juden in die, die weiterleben durften, und die, die sofort in die Gaskammern geschickt wurden. „Wo ich hingestellt werde, mache ich meinen Dienst“, sagte er später vor Gericht. Von März bis November 1943 übernahm er als Lagerführer die Aufsicht im „Zigeunerlager Auschwitz“. Mittlerweile zum 1. Schutzhaftlagerführer im Stammlager vom KZ Auschwitz und am 20. April 1944 zum SS-Hauptsturmführer ernannt, wurde Hofmann im Mai 1944 in das KZ Natzweiler versetzt. Dort übernahm er die Lagerführung im Außenlager KZ Neckarelz. Im Oktober 1944 ins Lager Schömberg versetzt, „hielt er sich dort ein polnischen Dienstmädchen als Sklavin“.
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Quellen: Ernst Klee „Das Personenlexikon zum Dritten Reich“, Frankfurt am Main 2003. – Otto Oertel „Als Gefangener der SS“, hgg und bearbeitet von Stefan Appelius, mit einem Vorwort von Bernd Engelmann, Oldenburg 1990. – Danuta Czech „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945“, Hamburg 1989. – Wikipedia, Online-Enzyklopädie (2013). – Foto Dachau aus den Gerichtsakten des Auschwitz-Prozesses Frankfurt (über Pressestelle LG Frankfurt).
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http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/
Die Täter
M 1 Lagerleitung
Wichtige Posten innerhalb der Lagerverwaltung waren mit Männern besetzt, die bereits zuvor innerhalb des KZ-Systems tätig waren. In Außenlagerkomplexen wie den „Wüste"-Lagern und den Neckarlagern gab es eine zusätzliche spezielle Leitungsposition. Als Vermittler zwischen den einzelnen Lagerführern und der Kommandantur wurde eine Art übergeordneter Lagerführer eingesetzt. […]
Ab Mitte Oktober 1944 teilten sich zwei langjährige SS-Angehörige diese Aufgabe: SS-Untersturmführer Eugen Wurth übernahm die schon länger bestehenden „Wüste"-Lager, SS-Hauptsturmführer Franz Hofmann die im August 1944 neu errichteten KZ Bisingen und Dautmergen. Hofmann (geb. 1906), dessen SS-Karriere 1933 in Dachau begonnen hatte und über Auschwitz führte, wurde 1944 zu den „Neckarlagern" versetzt, bis er schließlich zwischen dem 17. und 20. Oktober 1944 mit der übergeordneten Leitung von Bisingen und Dautmergen beauftragt wurde.
https://www.schule-bw.de/
Siehe dazu auch:
- KZ Bergen-Belsen-Verfahren und Prozesse >>>
- KZ Auschwitz-Verfahren und Prozesse >>>
- Rastatter Prozesse zu NS-Verbrechen >>>
- NS-Prozesse in Mosbach und Baden >>>
- Hinrichtung von verurteilten NS-Täter*innen >>>
3.2 Online-Artikel zum NS-Täter Franz Hößler (Obersturmführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Franz Hößler
Franz Hößler, auch Franz Hössler, (* 4. Februar 1906 in Oberdorf bei Martinszell im Allgäu; † 13. Dezember 1945 in Hameln) war ein deutscher SS-Führer sowie Schutzhaftlagerführer im KZ Auschwitz, dem KZ Mittelbau und dem KZ Bergen-Belsen. Hößler wurde im Bergen-Belsen-Prozess als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Vom 15. März bis 15. Mai 1944 war Hößler Kommandant des KZ Neckarelz, eines Außenlagers des KZ Natzweiler-Struthof. Im Juni 1944 kehrte er in das Stammlager des KZ Auschwitz zurück, wo er bis zur Evakuierung des Lagers im Januar 1945 Schutzhaftlagerführer unter dem Lagerkommandanten Richard Baer war.[6]
https://de.wikipedia.org/
Franz Hößler
Von ruewa_kugelberg_admin | 5. Dezember 20210 Kommentare
Franz Hößler
(1906 – 1945), Koch, Anfang 1930er Jahre arbeitslos. 1932 SS + NSDAP, zuletzt SS-Obersturmführer, SS-Führer in den Konzentrationslagern Dachau, Auschwitz, Mittelbau-Dora, Neckarelz und Bergen-Belsen, 1942 Sonderkommando Hößler zur Beseitigung verscharrter Leichen, im britischen Belsen Trial in Lüneburg 1945 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Wenn es in diesem Buch noch eine Steigerung zur besonders unerfreulichen Figur geben sollte, dann trifft dies auf Franz Hößler zu. In mehreren Konzentrationslagern, insb. in Auschwitz und in Stutthof wurde er zum Inbegriff des ruchlosen, ja bestialischen Täters. Niemand weiß, was ihn eigentlich angetrieben hat, auch kennt niemand die Zahl seiner Opfer. Sein übles Handwerk erlernte er „von der Pike auf“ unter Theodor Eicke im KZ Dachau. Als Schutzhaftlagerführer war Hößler dann die entscheidende Figur beim Sterben von Tausenden, dabei manchmal innerlich getrieben, manchmal auch völlig gleichgültig. Nach 1945 zum Tode verurteilt, versuchte auch er noch, sich während seines Prozesses zum Opfer zu stilisieren! Sein Biograf Wolf-Ulrich Strittmatter hält das für geradezu grotesk.
Beschrieben in:
– THT 12, S. 115-128
https://kugelbergverlag.de/my_keywords/franz-hoessler
Franz Hössler
Franz Hößler, also Franz Hössler (About this sound listen (help·info); 4 February 1906 – 13 December 1945) was a Nazi German SS-Obersturmführer and Protective Custody Leader at the Auschwitz-Birkenau, Dora-Mittelbau and Bergen-Belsen concentration camps during World War II. Captured by the Allies at the end of the war, Hößler was charged with crimes against humanity in the First Bergen-Belsen Trial, found guilty, and sentenced to death. He was executed by hanging at Hameln Prison in 1945.
Contents
1 Early life
2 Auschwitz
3 Dora-Mittelbau
4 Bergen-Belsen
5 Trial and death
6 References
7 Literature
Early life
Hößler was born in 1906 in the town of Oberdorf, today Marktoberdorf, in the Schwabenland of the German Empire. The son of a foreman, he quit school early to become a photographer. Later employed as a warehouse worker, he was unemployed during the Great Depression of the 1930s.[1] He then joined the Nazi Party in early November 1932 (member no. 1,374,713) and the SS (member no. 41,940).[2] Hößler was married and had three children.[3]
During his time in the SS, Hößler rose to the rank of SS-Obersturmführer and became a reserve officer in the Waffen-SS.[4][5] After the establishment of the Dachau concentration camp in July 1933, he became the first member of the guard staff and worked later as a cook. He served at Dachau until after the outbreak of World War II.[6][7]
Auschwitz
In June 1940, Hößler was transferred to the newly opened Auschwitz I concentration camp as it received the first mass transports. He managed the camp kitchens and was occasionally used as a subcamp supervisor (German language: Kommandoführer).[6] He then became a Work Service Leader (German language: Arbeitsdienstführer) at the camp in early 1941.[2] On 28 July 1941, Hößler accompanied a shipment of 575 selected Auschwitz I inmates to the euthanasia center at Sonnenstein Castle, where they were murdered as part of the Action 14f13 program.[8] In June 1942, Hößler, together with Otto Moll and Hans Aumeier, participated in killing 168 survivors of a failed uprising in the punishment section of Auschwitz I.[7] For a few months during 1942 he was also responsible for the construction of a holiday resort for the SS in Żywiec, the so-called "Solahütte".[6]
After Auschwitz-Birkenau was formally expanded into an extermination camp in 1942, Hößler took on various commands there. From September to November 1942, a brigade composed of prisoners called "Sonderkommando Hößler" exhumed 107,000 corpses from mass graves around Auschwitz I in order to burn them in the new Auschwitz II crematoria. The prisoners of the Sonderkommando were then almost invariably murdered after the action. To conduct this disposal, Hößler, along with Rudolf Höß and Walter Dejaco, had previously visited the Chelmno extermination camp on 16 September 1942 to observe tests conducted by Paul Blobel.[9]
At the same time Hößler worked as before in the old crematorium at the main camp Auschwitz I, including gassings in the bunkers. Johann Kremer, SS camp physician from 30 August to 17 November 1942, recorded a transport of 1,703 Dutch Jews to the main camp managed by Hoßler. The incident was described in his diary:
In connection with the gassings I described in my diary dated 12.10.1942, I declare that on that day about 1,600 Dutch were gassed. This is an approximate figure, which I stated as a result of what I had heard from others. The action was led [by] SS officer Hößler. I remember that he tried to drive the whole group into a single bunker. This he achieved up to a last man who could not be crammed further into the bunker. Hoßler shot this man with a revolver. This is the reason why I wrote in the diary: "Gruesome scene before the last bunker! (Hößler!)".[10]
“”
Dr. Johann Kremer, SS KZ-Arzt, in testimony at the Auschwitz trial, 18 July 1947
By the middle of 1943, Hößler became involved in recruiting so-called "Aryan" prison women, with the prospect of better food and care, for a newly opened camp brothel at the Auschwitz I main camp.[11] He was then promoted to the senior role of Protective Custody Camp Leader (German language: Schutzhaftlagerführer) at the Auschwitz-Birkenau women's camp in August 1943, which he directed together with Oberaufseherin Maria Mandel. In this role he participated in selections and gassings. Filip Müller, one of the very few Sonderkommando members who survived Auschwitz, paraphrased Hößler's speech given to trick a group of Greek Jews in the undressing room at the portals of the gas chambers:
On behalf of the camp administration I bid you welcome. This is not a holiday resort but a labor camp. Just as our soldiers risk their lives at the front to gain victory for the Third Reich, you will have to work here for the welfare of a new Europe. How you tackle this task is entirely up to you. The chance is there for every one of you. We shall look after your health, and we shall also offer you well-paid work. After the war we shall assess everyone according to his merits and treat him accordingly.
Now, would you please all get undressed. Hang your clothes on the hooks we have provided and please remember your number [of the hook]. When you've had your bath there will be a bowl of soup and coffee or tea for all. Oh yes, before I forget, after your bath, please have ready your certificates, diplomas, school reports and any other documents so that we can employ everybody according to his or her training and ability.
Would diabetics who are not allowed sugar report to staff on duty after their baths.[12]
“”
SS-Obersturmführer Franz Hössler
For a short time between 15 March to 15 May 1944, Hößler was also camp commander (German language: KZ-Kommandant) of the Neckarelz concentration camp in Mosbach, Germany, a subcamp of the larger Natzweiler-Struthof camp complex in occupied France. Following the Allied invasion of France in June 1944, he returned to the Auschwitz main camp where he was Protective Custody Camp Leader until its final evacuation in January 1945.[6]
Dora-Mittelbau
In January 1945, as the Red Army overran German positions on the Eastern Front, the SS personnel at Auschwitz evacuated to the Mittelbau-Dora concentration camp. Auschwitz commander Richard Baer took over the Dora portion of the complex and Hößler was again made a Protective Custody Camp Leader.[13] On April 5, 1945, as American 3rd Armored Division closed in on Mittelbau-Dora, Hößler led a forced evacuation of prisoners to the railhead for transfer to the still-functioning Bergen-Belsen concentration camp. The prisoners were then led on a death march for the last stage of their journey.[14]
Bergen-Belsen
Franz Hössler at Bergen-Belsen
Josef Kramer, photographed in leg irons at Bergen-Belsen before being removed to the POW cage at Celle, 17 April 1945.
On 8 April 1945, Hößler arrived with his transport at Bergen-Belsen and became deputy camp commander under Josef Kramer.[15] There he directly shot prisoners until the liberation of the camp, crimes for which he would be eventually arrested and tried. On 15 April 1945, Hößler was found hiding among the prisoners in camouflaged clothing and was detained with the remaining SS staff by a unit of the British Army. The SS detainees were then forced to bury thousands of corpses lying around on the camp grounds in mass graves.[16]
Trial and death
Hößler and 44 other camp staff were tried in the Belsen Trial by a British military court at Lüneburg. The trial lasted several weeks from September to November 1945. During the trial Anita Lasker testified that he took part in selections for the gas chamber.[17] On 17 November 1945 Hößler was sentenced to death by hanging. The sentence was carried out by British hangman Albert Pierrepoint on 13 December 1945 at Hameln prison.[6]
References
Jens-Christian Wagner (ed.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945, Göttingen 2007, p. 136
Aleksander Lasik: "Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz" in: Aleksander Lasik, Franciszek Piper, Piotr Setkiewicz, Irena Strzelecka (eds): Auschwitz 1940-1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations und Vernichtungslagers Auschwitz., Volume I, State Museum Auschwitz-Birkenau, Oświęcim 1999, p. 230.
Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main 1980, p. 516
Franz Hößler at www.dws-xip.pl
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, p. 263.
State Museum of Auschwitz-Birkenau (ed.): Auschwitz in den Augen der SS. Oświęcim 1998, p.232
Short biography of Hößler at ARC Mainpage
Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Hamburg 2002, p. 138
Testimony of Rudolf Höß in: State Museum Auschwitz-Birkenau (eds.): Auschwitz in den Augen der SS, Oświęcim 1998, p. 79f
State Museum Auschwitz-Birkenau (ed.): Auschwitz in den Augen der SS, Oświęcim 1998, p. 159.
Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main, 1980, p. 455
Peter Hellman, Lili Meier, Beate Klarsfeld (eds) The Auschwitz Album, Random House, New York, 1981, ISBN 394-51932-9 p. 166
Jens-Christian Wagner, Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora (Göttingen, 2001) p. 670
"United States of America v. Kurt Andrae et al. (and Related Cases)" (pdf). United States Army Investigation and Trial Records of War Criminals. National Archives and Records Service. 27 April 1945 – June 11, 1958. Retrieved 2012-02-18.
Jens-Christian Wagner: "Inferno und Befreiung - Auschwitz im Harz, in: Die Zeit, Nr.4, 2005
Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS, München 2004, p. 266f.
Law reports of trials of war criminals, selected and prepared by the United Nations War Crimes Commission. – Volume II, The Belsen Trial. London: United Nations War Crimes Commission. 1947. p. 21f.
Literature
Wacław Długoborski, Franciszek Piper (eds.): Auschwitz 1940-1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz., Verlag Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Oswiecim 1999, 5 Bände: I. Aufbau und Struktur des Lagers. II. Die Häftlinge - Existentzbedingungen, Arbeit und Tod. III. Vernichtung. IV. Widerstand. V. Epilog., ISBN 83-85047-76-X.
Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (ed.): Auschwitz in den Augen der SS. Oswiecim 1998, ISBN 83-85047-35-2.
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8.
Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, Berlin Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-54833014-2
Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. dtv, München 2004, ISBN 3-423-34085-1.
Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Pendo Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-85-842-450-1
Jens-Christian Wagner (ed): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945 Companion volume to the permanent exhibition at the Dora concentration camp memorial, Wallstein, Göttingen, 2007 ISBN 978-3-8353-0118-4.
Bernhard M. Hoppe: Mittelbau Dora at hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
https://military-history.fandom.com/
3.2.1 YouTube-Videos zum NS-Täter Franz Hößler
19.07.2022 - The DISGUSTING Crimes Of Franz Hössler - The Deputy Of Bergen-Belsen
TheUntoldPast
During the Second World War, there were a number of disgusting SS guards and members of concentration camp staff who inflicted suffering onto thousands of prisoners. Franz Hössler was a guard who rose to prominence and as World War 2 came to an end he was serving as the deputy commandant of Bergen-Belsen. When British soldiers liberated Belsen, they came across a huge scene of depravity, and then they brought forward the Belsen Trials which aimed to bring those guards who worked there to justice. Franz Hössler had a dark history inside of the camps, and had worked inside of them for over a decade. He was responsible for the deaths and executions of thousands of prisoners.
Franz Hössler worked at Auschwitz, and whilst here he sent many prisoners to their deaths inside of the gas chambers. He was responsible for more killings of prisoners, and took part in selections ultimately sending people to their deaths. He was a hitman, regularly shooting prisoners in the final days of the war after he had been transferred across to Bergen-Belsen. He tried to hide out during the liberation process, but then was discovered and was placed on trial. At his trial, Hössler was accused of crimes against humanity and was sentenced to death. He was executed by Albert Pierrepoint at Hamelin Prison.
https://www.youtube.com/watch?v=dZG0P9pUjfE
15.05.2022 - Execution of Franz Hossler cruelest SS Nazi camp Dy commander
Execution of Franz Hossler cruelest SS nazi camp dy commander
Franz Hößler Franz Hössler was a Nazi German SS-Obersturmführer. he worked at several nazi concentration camps, including the Auschwitz-Birkenau, Dora-Mittelbau and Bergen-Belsen concentration camps during World War II. He was Captured by british army, put on belsen trial and convicted of crimes against humanity. He sentenced to death. He was executed by hanging at Hameln Prison in 1945.
https://www.youtube.com/watch?v=aWVZcmf46rk
05.05.2021 - The JUSTIFIED Execution Of Franz Hössler - The Hitman Of Auschwitz
TheUntoldPast
As the true crimes of the Third Reich were unveiled to the world when the liberation of the concentration camps took place at the end of the Second World War, the hunt for the perpetrators of the Holocaust was one. When Bergen-Belsen was liberated, the British were greeted by thousands of dead bodies which lined the camp, but within the remaining prisoners were a small number of SS guards who were trying to remain hidden to escape justice.
One of these men was Franz Hössler, who was an experienced Nazi guard of concentration camps, and he tried to conceal himself with the prisoners wearing their uniform. However he was quickly found. Franz Hössler had a long list of horrific crimes he had committed with many of these taking place at Auschwitz. He worked there for a number of years as a guard, and would routinely take part in the selections in which prisoners would be sent to their deaths and the gas chambers. This was a feared part of life within the camp, with those not fit enough to work being murdered. Hössler would decide who would live and die.
He also committed many other crimes such as executing innocent prisoners and shooting them in cold-blood regularly. He would also accompany prisoners to their deaths, and force them into the gas chambers. During one event he even liquidated one bunk full of over 1500 Dutch prisoners. He was a truly despicable man, who thrived within the cruelty of the horrific camps and the suffering of others.
https://www.youtube.com/watch?v=6k0vsR_CrlA
Siehe dazu auch:
- KZ Bergen-Belsen-Verfahren und Prozesse >>>
- KZ Dachau-Verfahren und Prozesse >>>
- Rastatter Prozesse zu NS-Verbrechen >>>
- NS-Prozesse in Mosbach und Baden >>>
3. 3 Online-Artikel zum NS-Täter Friedrich (Fritz) Hartjenstein im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Friedrich Hartjenstein
Friedrich Hartjenstein, genannt Fritz Hartjenstein (* 3. Juli 1905 in Peine; † 20. Oktober 1954 in Paris), war im Zweiten Weltkrieg ein deutscher SS-Obersturmbannführer und Lagerkommandant der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Natzweiler, wofür er mehrfach zum Tode verurteilt wurde.
Nach der Verlegung des Stammlagers im November 1944 ins Neckartal nach Guttenbach/Binau war er für die ab September 1944 zusätzlich errichteten rechtsrheinischen Außenlager rund um das KZ Neckarelz zuständig. Unter Hartjensteins Führung fanden in Natzweiler zahlreiche Hinrichtungen statt.[4]
Der verurteilte Hartjenstein wurde zunächst zu weiteren Verfahren in französische Haft überstellt. Von französischen Militärgerichten in Rastatt (1947) und Metz (2. Juli 1954) wurde Hartjenstein dann zum Tode verurteilt.[5][4] In einem Pariser Gefängnis starb er noch vor der Urteilsvollstreckung an einem Herzschlag.[6]
Robert Steegmann: Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seine Außenkommandos an Rhein und Neckar 1941–1945, Berlin 2010, ISBN 978-3-940938-58-9.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hartjenstein
Das Buch über den Auschwitz-Kommandanten Fritz Hartjenstein
Neckarelz
In der KZ-Gedenkstätte Neckarelz spricht Jürgen Gückel über den "Massenmörder, der am Küchentisch weinte".
02.12.2021 UPDATE: 03.12.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Von Peter Lahr
Neckarelz. Man denkt unwillkürlich an die Stevenson-Novelle von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, wenn der Journalist Jürgen Gückel die Biografie des Auschwitz-Kommandanten Fritz Hartjenstein (1905-1954) vorstellt. Am Sonntagvormittag las der Autor in der KZ-Gedenkstätte Neckarelz – und beantwortete auf digitalem Weg die Fragen der zugeschalteten Zuhörer.
Als....
https://www.rnz.de/region/
Friedrich “Fritz” Hartjenstein
(1905 - 1954)
Friedrich "Fritz" Hartjenstein was an SS-Obersturmbannfuehrer (Lieutenant Colonel).
Born in Peine, he began concentration camp service at Sachsenhausen in 1938. The following year, he was transferred to Niedernhagen. In 1941, he was assigned to the 3rd SS Division "Totenkopf," where he served for a year.
In 1942, he was appointed the commandant of Birkenau, the death camp in Auschwitz. He was responsible there for hundreds of thousands of gassings. In 1944, he was transferred to Natzweiler concentration camp and appointed the commandant. He was subsequently transferred to Flossenbuerg, serving as commandant.
Hartjenstein's postwar fate consisted of many trials. First, he was arrested by the British and sentenced to life imprisonment on June 1, 1946, at Wuppertal for executing four resistance members. Then he was again tried by the British for hanging a POW who was a member of the Royal Air Force and sentenced to death by firing squad on June 5 of that year. He was then extradited to France, where he was tried for his crimes at Natzweiler and sentenced to death. He died of a heart attack while awaiting execution on October 20, 1954.
https://www.jewishvirtuallibrary.org/
2.3.1 YouTube-Videos zum NS-Täter Friedrich (Fritz) Hartjenstein
09.02.2022 - Heimkehr eines Auschwitz-Kommandanten. Wie Fritz Hartjenstein drei Todesurteile überlebte
Topographie des Terrors
Dienstag, 8. Februar 2022 19:00 Uhr
Heimkehr eines Auschwitz-Kommandanten. Wie Fritz Hartjenstein drei Todesurteile überlebte
Grußwort: Kai Pätzke, Programmplanung Zeitgeschichte, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Buchpräsentation: Jürgen Gückel, Journalist und Autor, Stederdorf bei Peine
Moderation: Dr. Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, Berlin
HINWEIS: Im Abspann wird bei Jürgen Gückel das "Naturhistorische Museum Wien" genannt. Dies ist ein Versehen, Jürgen Gückel ist freier Autor und Journalist und nicht beim Naturhistorischen Museum Wien beschäftigt.
https://www.youtube.com/watch?v=y8cb3fjIIBQ
02.02.2022 - Heimkehr eines Auschwitz-Kommandanten – Wie Fritz Hartjenstein drei Todesurteile überlebte
Landesarchiv Baden-Württemberg
Buchvorstellung und Lesung mit Jürgen Gückel
Fritz Hartjenstein gehört zu den weniger bekannten NS-Tätern aus der ersten Reihe. Er war in den Jahren 1943/44 einige Monate Lagerkommandant in Auschwitz-Birkenau und später im KZ Natzweiler im Elsass in gleicher Funktion tätig. In Natzweiler war Hartjenstein auch für die zahlreichen Außenlager im deutschen Südwesten zuständig. Hartjenstein wurde nach dem Krieg von den Alliierten dreimal zum Tode verurteilt, aber kurz vor seinem krankheitsbedingten Tod im Jahr 1954 vom französischen Staatspräsidenten begnadigt.
Der Journalist Jürgen Gückel hat Hartjensteins Biographie erforscht und darüber ein Buch veröffentlicht, in dem er auch ausführlich auf seine Recherchen in den verschiedenen Archiven – unter anderem in Ludwigsburg – eingeht. Im Rahmen einer vom Förderverein Zentrale Stelle und dem Staatsarchiv Ludwigsburg veranstalteten Lesung hat er die Publikation vorgestellt.
Jürgen Gückel (geb. 1952) ist Journalist und Autor. Fast vier Jahrzehnte war er Redakteur und Korrespondent für Zeitungen der Madsack-Gruppe und arbeitete zuletzt als Gerichtsreporter. Für seine journalistische Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet.
Aufzeichnung der Lesung vom 25. Januar 2022
https://www.youtube.com/watch?v=BTjW9OSdGgc
26.01.2022 - Lesung mit Jürgen Gückel 24 01 22
»Onkel Fritz ist zurück aus Frankreich – im Zinksarg!«
Mit dieser Szene aus dem Oktober 1954 beginnt die Biografie des deutschen SS-Offiziers und Auschwitz-Kommandanten Friedrich »Fritz« Hartjenstein. Dreimal wurde er für seine Taten zum Tode verurteilt. Nach neun Jahren Haft in Frankreich wurde er 1954 begnadigt. Wenige Stunden nach der Entlassung aus der Haft starb er in Paris.
Friedrich Hartjenstein, gebürtig aus Peine, war von November 1943 bis Mai 1944 Kommandant des KZ Auschwitz-Birkenau und von Mai 1944 bis Januar 1945 des KZ Natzweiler-Struthof und dessen sich über ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus erstreckendem Außenlagersystem.
Wie kommt es, dass Peiner Gymnasiast*innen oder Rentner*innen aus der Gedenkstätte Auschwitz heimkehren, tief betroffen über das, was „die Nazis“ angerichtet haben, aber kein Wort davon gehört haben, dass es ein Sohn ihrer Stadt war, der das alles befehligte?
Auch in Hartjensteins Familie wurde verdrängt und fast vergessen. Der Journalist Jürgen Gückel rekonstruierte nun Hartjensteins Lebensweg. Und er legt die Verblendungen in familiären und politischen Erzählungen in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft frei, in der die Naziverbrechen so intensiv beschwiegen wurden, dass Selbstgerechtigkeit Platz greifen konnte.
Jürgen Gückel ist Journalist und Autor. Er war fast vier Jahrzehnte als Redakteur und Korrespondent für Zeitungen der Madsack-Gruppe tätig und arbeitete zuletzt 23 Jahre lang als Polizei- und Gerichtsreporter des Göttinger Tageblattes. Für seine Arbeiten ist er vielfach ausgezeichnet worden. Er deckte u.a. den Transplantations-Skandal am Universitäts- Klinikum Göttingen auf und wurde dafür zusammen mit Kolleg*innen der Süddeutschen Zeitung und der Taz mit dem Wächterpreis des Verbandes der Deutschen Zeitungsverleger geehrt.
https://www.youtube.com/watch?v=VYIKwSGic6o
2.4 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Eugen Kiemle (Haus-Architekt bei Daimler Benz) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Eugen Kiemle
Eugen Kiemle (* 29. Juli 1905 in Ludwigsburg; † 16. Mai 1950) war ein deutscher Architekt und gehörte zu den Vertretern der Stuttgarter Schule.[1]
Auch der Umbau der Stollen der Gipsgrube Friede in Obrigheim für die unterirdische Produktion von Militärflugzeug-Motoren durch Daimler-Benz wurde von ihm während der Zeit des Nationalsozialismus 1944 mit Zwangsarbeitern als Haus-Architekten der Firma durchgeführt.[3]
https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Kiemle
»Die Herren nahmen nur die Kräftigsten«
SPIEGEL-Redakteur Jörg R. Mettke über Daimler-Benz und die Zwangsarbeit im Dritten Reich Ein düsteres Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte, die Beschäftigung von Zwangsarbeitern in der NS-Zeit, wird durch neue Dokumente und Studien erhellt. Nicht gegen ihren Willen, wie sie immer wieder behaupten, sondern aus eigenem Antrieb ließen Industrie-Konzerne Arbeitssklaven unter mörderischen Bedingungen für sich schuften. Einer der größten Nutznießer war die Daimler-Benz AG mit zuletzt fast 25000 Fremdarbeitern. *
Von Jörg R. Mettke
06.04.1986, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 15/1986
Ein ganzes Jahr lang feiert der Reichste des Landes das Jubiläum seines in Krieg und Frieden erfolgreichen Hauses. Und die Ärmsten, die ihm einst unter Zwang dienstbar sein mußten, warten darauf, was am Ende der kostspieligen Selbstdarstellung für sie abfallen mag.
Denn anders als bei des Evangelisten Lukas Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus soll die offene Rechnung zwischen der Daimler-Benz AG und ihren ehemaligen Zwangsarbeitern nicht vollständig im Jenseits beglichen werden. Als Deutschlands mächtigster Konzern im Januar die Auflassung zum Jahrhundertspektakel gab, gelobte er gleichzeitig, beim unvermeidlichen Rückblick auch die braunen Kapitel der Firmengeschichte nicht auszulassen.
Ein Daimler-Benz-Sprecher gab öffentlich die Zusage ab, eine späte Zwangsarbeiter-»Entschädigung« werde von der Geschäftsleitung erwogen und »nicht nur unter juristischen Aspekten geprüft«, wenn zusätzliche, bei der industrienahen »Gesellschaft für Unternehmensgeschichte« (GUG) in Auftrag gegebene Forschungsarbeiten zu diesem Gegenstand vorliegen (SPIEGEL 5/1986).
Jerzy Czuj, 59, erfuhr von dem Versprechen aus der Zeitung. Und als er dann auch noch irgendwo las, Daimler-Benz habe sich während der NS-Zeit vornehmlich »aus humanen Gründen« um Arbeitskräfte aus den Konzentrationslagern bemüht, um sie vor dem Vernichtungstod zu retten, hat er »laut gelacht«.
Denn nur wenig mehr als drei Monate Zwangsarbeit im Mannheimer Lastwagenwerk von Daimler-Benz und die Quälereien im dazugehörigen SS-Lager hatten ausgereicht, aus dem damals siebzehnjährigen, aus Warschau gebürtigen Czuj einen »Muselmann« zu machen. So bezeichnete der Häftlingsjargon die bereits vom Tode Gezeichneten, denen Schläge, Hunger, Krankheit und Arbeitshetze den Lebenswillen gründlich, oft endgültig gebrochen hatten.
Doch Czuj überlebte, weil die SS den nicht mehr Leistungsfähigen zu Weihnachten 1944 ins KZ Buchenwald abtransportierte. Dort sei »das Essen besser«, die »Arbeit weniger schwer« gewesen: »Buchenwald hat mich gerettet«, sagt Czuj heute, »noch länger Mannheim und Mercedes hätten mich umgebracht.«
Die Leidensgeschichte des KZ-Häftlings Czuj läßt gleich zahlreichen ähnlichen Berichten erkennen, wie fragwürdig jene seit vierzig Jahren von deutschen Unternehmen aufgesagte Schutzbehauptung ist: Die Arbeiter wider Willen seien ihnen damals ohne eigenes Zutun durch SS und Rüstungsbürokratie aufgenötigt worden, und sie seien, da sie denn einmal da waren, in der Regel gut behandelt und vor Schlimmerem bewahrt worden. Wenn tatsächlich mancher Rüstungshelot gesund und am Leben blieb, so durften sich die Betriebe, in denen Zwangsarbeiter schuften mußten, in Wahrheit nur selten ein Verdienst an deren Überleben zurechnen.
Andererseits sind Czujs Erfahrungen sorgsam einzuordnen in ihre Zeit, in das widersprüchliche, oft chaotische Bild der von den Fronten her zerfallenden NS-Ordnung. Ohne die Massen der in die Kriegswirtschaft gepreßten Ausländer hätte das Dritte Reich bereits 1942 die weiße Fahne aufstecken müssen. Im letzten Kriegswinter aber ließen sich oftmals weder die rassisch-ideologischen noch die sicherheitspolizeilichen Abgrenzungskategorien aufrechterhalten, nach denen die Ausländer bis dahin säuberlich sortiert, sozial deklassiert, ausgebeutet und an der breiten Basis dieser Unterdrückungspyramide zielstrebig durch viel Arbeit, viel Prügel und wenig Brot dezimiert wurden.
Dem deutschen Herrenvolk am nächsten durften sich, auch aufgrund der Behandlungsvorschriften für Bürger und Behörden, zunächst die sogenannten Westarbeiter fühlen: Zivilarbeiter und Dienstverpflichtete aus Frankreich, Belgien, Holland und Dänemark, auch französische, belgische und britische Kriegsgefangene.
Ihnen gleichgestellt waren Arbeitskräfte der mit Deutschland verbündeten Staaten. Darunter rangierten Kroaten und Serben sowie - wieder eins abwärts - Tschechen und Slowaken. Eine Stufe tiefer fanden Polen ihren NS-gewollten Platz, es folgten die im besetzten Rußland zunächst geworbenen, später mit Gewalt ausgehobenen »Ostarbeiter«.
Als noch minderwertiger, noch rechtloser galten sowjetische Kriegsgefangene, nach dem Sturz Mussolinis auch italienische Militärinternierte und schließlich die KZ-Häftlinge des SS-Reichsführers Heinrich Himmler: »Wir waren«, erinnert sich Czuj, »buchstäblich der letzte Dreck.«
Das differenzierte System abgestufter Rechtlosigkeit spiegelt zugleich jenes West-Ost-Gefälle deutscher Menschenverachtung wider, das, weit älter als der Nationalsozialismus, diesen bis heute politisch überlebt hat: Polen und Ostarbeiter waren, wie sonst nur die unter die Nazis gefallene Judenheit, bei Strafandrohung zur Kennzeichnung der Arbeitsmonturen mit »P«- oder »Ost«-Aufnähern gezwungen.
Mehr als die Hälfte des »Lohns« russischer Zwangsarbeiter wurde mittels einer sogenannten Ostarbeiterabgabe abgeschöpft. Nach Abzügen für die vollgestopfte Barackenunterkunft und eine Verpflegung, die gegen Kriegsende oft nicht einmal mehr zum Überleben reichte, blieb dem fremden Arbeiter aus Osteuropa gerade noch ein Viertel dessen, was bei gleicher Leistung deutschen »Gefolgschaftsmitgliedern« zustand.
Ehemalige Rotarmisten, die zunächst zu Hunderttausenden in Wehrmachtslagern hinter der Front verdarben, bevor die Nazi-Regierung auch ihren Arbeitseinsatz befahl, waren noch übler dran: Ihnen durfte grundsätzlich nur die Hälfte des für Kriegsgefangene festgesetzten Entgelts ausgezahlt werden. Betrug beispielsweise der tabellarische Monatslohn für einen gleichwertigen deutschen Arbeiter 100 Mark, so brauchte das Unternehmen für kriegsgefangene Leiharbeiter lediglich 76 Mark an das zuständige Wehrmachtsstammlager zu entrichten. Davon erhielten etwa Belgier und Franzosen noch 24 Mark, während den Russen gerade 12 Mark blieben.
Im August 1944 schafften auf fast jedem dritten Arbeitsplatz in Deutschland ausländische Männer und Frauen. Kinder sogar, wenn sie slawische Mütter und das zweifelhafte Glück hatten, dem von NSDAP-Reichsleiter Martin Bormann angekündigten Genozid einstweilen entgangen zu sein. Denn »Slawen«, so hatte Bormann 1942 angeordnet, »sollen für uns arbeiten. Soweit wir sie nicht brauchen, können sie sterben«.
Zu diesem Leben auf Widerruf verurteilt waren neun Monate vor Kriegsende weitaus die meisten der 7,7 Millionen »Fremdarbeiter« und Kriegsgefangenen, dazu einige hunderttausend KZ-Häftlinge. Mehr als jeder dritte von ihnen stammte aus der Sowjet-Union, mehr als jeder fünfte aus Polen, jeder sechste aus Frankreich: in die restlichen zwei Millionen teilten sich weitere neunzehn Nationalitäten.
»Die deutschen Städte und Dörfer waren«, wie die peniblen Nachforschungen des Essener Historikers Ulrich Herbert ergaben, »mit Ausländerlagern regelrecht überzogen.« Nach grober Schätzung lag ihre Gesamtzahl bei mindestens 20000 - sichtbar für jedermann, profitabel für jede Branche und den Fabrikhallen oft unmittelbar benachbart.
Und keine vier Prozent von denen, die dort hausten, waren »freiwillig gekommen«, wie sich Fritz Sauckel, NS-»Generalbevollmächtigter« für ihre Verschleppung, noch 1944 brüstete. Zwei Jahre später wurde er von den Alliierten in Nürnberg gehängt.
KZ-Häftlinge allerdings, die billigsten Arbeitskräfte, fielen nicht in Sauckels Zuständigkeitsbereich. Sie wurden den Unternehmen in größerem Umfang erst im vorletzten Kriegsjahr direkt von der SS-Führung angeboten, als deren Ausrottungs- und Endlösungswut gegenüber Juden, Zigeunern und Kommunisten hinter wachsendem Arbeitskräftebedarf der Rüstungsindustrie zurückstehen mußte.
Denn nur für kriegswichtige Vorrang-Aufgaben mochte die SS ihre Opfer - die »Zebras«, wie sie wegen ihres gestreiften Häftlingsdrillichs bald auch »beim Daimler« hießen - ausleihen: den Hilfsarbeiter für vier, Facharbeiter für sechs Mark pro Arbeitstag.
Etwa 650000 SS-Häftlinge wurden in rund 1000 »KZ-Außenlagern« zwischen Anfang 1944 und Kriegsende »dem Arbeitseinsatz zugeführt«, wie die Schreibtischtäter säuberlich protokollierten. Zwar mehrten sich nun hochoffizielle Appelle, mit Zwangsarbeitern aller Kategorien haushälterisch umzugehen. Doch für die Zielgruppen des Holocaust änderte dies nur insofern etwas, als nun ihre Ausmerzung durch Arbeit stattfand - und die deutsche Privatwirtschaft sich diesem Programm nicht widersetzte.
Nach Schätzung des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß sind von den an die Industrie vermieteten Häftlingen »in Betrieben mit besonders schweren Arbeitsbedingungen ... jeden Monat ein Fünftel gestorben oder wurden wegen Arbeitsunfähigkeit zur Vernichtung ... an die Lager zurückgeschickt«. Den Höß-Angaben zufolge mußten die Unternehmen »keine Berichte über Todesursachen usw. abgeben«; für prompten »Nachschub« genügten allein die gesunkenen Bestandszahlen.
Die Liste der Firmen, die sich auf diese Art von KZ-Hauptlagern mit Häftlingsarbeitern versorgen ließen, versammelt allerfeinste Adressen.
Als SS-Hauptsturmführer Karl Sommer vom Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) der SS, das die Zuteilung organisierte, im Oktober 1945 vor US-Ermittlern seine Aussage machte, vermochte er allein über 200 Vorgänge zu rekonstruieren. Danach bedienten sich beispielsweise
>> in Buchenwald die Dessauer Waggonfabrik, BMW, Rheinmetall, Borsig, die Fordwerke und die Wintershall AG;
>> in Neuengamme die Deutsche Werft, Blohm + Voss, die Stülkenwerft, die Continental-Gummiwerke und Hanomag;
>> in Flossenbürg die Auto-Union und Siemens, in Sachsenhausen die AEG, Heinkel und die Demag.
Von den Arado-Flugzeugwerken in Rathenow über Junkers, Krupp, Messerschmitt, WMF bis zum Zeppelin-Luftschiffbau in Friedrichshafen, vom Chemie-Monopolisten IG Farben bis herunter zum Münchner Trachtenschneider Loden-Frey konnten sie alle SS-Sklaven gebrauchen. Sowohl Sommer als auch sein Chef Gerhard Maurer.
SS-Standartenführer und Leiter der zuständigen WVHA-Abteilung D II, konnten schlüssig nachweisen, daß ohne schriftliches Gesuch und die Versicherung, für Unterkunft, Verpflegung und Bewachung aufzukommen, keinem Unternehmen Häftlinge zugewiesen wurden.
Auch die Daimler-Benz AG steht auf der vor vierzig Jahren angefertigten Sommer-Liste, und längst, wie sich inzwischen nachweisen läßt, nicht mit all ihren einschlägigen NS-Verstrickungen -
beispielsweise nicht mit jenem Transport von 1060 Polen, fast sämtlich Überlebende des Warschauer Aufstandes, den Daimler-Benz-Leute Mitte September 1944 auf dem Appellplatz des KZ Dachau zusammenstellten.
Angetreten waren rund 3000 Männer, die erst wenige Tage zuvor in 60 Viehwagen aus dem Zwischenlager Pruszkow westlich Warschaus herbeigeschafft worden waren. Die SS-Wachen befahlen »Strammstehen«, damit die Ware Arbeitskraft besser besichtigt werden konnte. »Die Herren von Daimler-Benz nahmen nur die Kräftigsten«, erinnert sich Jerzy Czuj, der ebenfalls ausgewählt wurde, denn zu diesem Zeitpunkt war er körperlich noch halbwegs beieinander.
Nach mehrtägiger Fahrt im Güterzug traf der Transport am 17. September 1944 in Mannheim ein. Mit Schlägen trieben SS-Begleitmannschaften die Häftlinge in den Stadtteil Sandhofen, wo sie in der damaligen Friedrichschule - heute: Gustav-Wiederkehr-Schule - in sechzehn Klassenzimmern zusammengepfercht wurden, mit einem Raumanteil von weniger als einem Quadratmeter pro Gefangenen.
Frühmorgens am nächsten Tag begann, nach fünf Kilometern Fußmarsch in Holzpantinen, die Zwangsarbeit bei Daimler-Benz - zwölf Stunden am Tag, sechseinhalb Tage in der Woche. Das Mittagessen lieferte die Lagerküche: für jeden einen dreiviertel Liter Suppe, die aus heißem Wasser, gekochten Rübenblättern und manchmal einem Stück Kartoffel bestand. Abends gegen 20 Uhr gab es im Lager nochmals einen halben Liter dünne Sago-Suppe und je ein 800 Gramm Brot für drei Mann.
Der Jugendliche Jerzy Czuj war ans Fließband zur Fertigung von Lkw-Motoren befohlen worden. Die SS-Posten blieben draußen auf dem Werksgelände. Drinnen übernahmen Mercedes-Meister das Kommando, und das war, erinnert sich Czuj, »kaum angenehmer«. Nur einer habe gelegentlich Mitleid gezeigt, den Häftlingen mal ein Brot, mal sogar eine Zeitung zugesteckt, »aber das war die absolute Ausnahme«.
Die übrigen nahmen, als blumenbekränzt der zehntausendste Motor für den Endsieg vom Band lief, stolz in SA-Uniform ihre hundert Mark Prämie in Empfang, die ihnen Mercedes-Liebhaber Adolf Hitler zuerkannt hatte. Sie fühlten sich ganz als Soldaten der Heimatfront, und da war ihnen im Zweifel ein Häftlingsleben kaum mehr wert als den Kollegen von der SS.
Als Czuj einmal bei der Ölpumpen-Montage eine Schraube herunterfiel, war sofort ein Nazi-Meister zur Stelle, der ihn schlug, trat und der »Sabotage«
bezichtigte: »Dann sagte der Mann ''Nächstes Mal - so'' und machte die Gebärde des Aufhängens«, berichtet Czuj und wird noch heute blaß dabei.
Daß solche Drohungen durchaus ernst gemeint waren, belegt der Fall eines anderen Insassen des Lagers Mannheim-Sandhofen. Nur wenige Tage nach Czujs Verlegung ins KZ Buchenwald wurde der 30jährige Pole Mirian Krainski, Kurbelwellen-Schleifer bei Daimler-Benz, wegen angeblicher Sabotage an einem Baum im Schulhof aufgeknüpft.
Dem jüngsten Häftling, gerade 14 Jahre alt, befahlen die SS-Posten, die Kiste wegzuziehen, auf die sich das Opfer stellen mußte. Durch den Zaun schauten gleichaltrige deutsche Kinder zu - vielleicht dieselben, von denen Czuj und seine Kameraden die ersten Male beim Marsch zur Arbeit mit Steinen beworfen wurden.
Wie sich Daimler-Benz die publizistische Bewältigung dieser Vergangenheit denkt, ist inzwischen der aufwendig gestalteten offiziösen Unternehmenschronik zu entnehmen, die pünktlich zu Beginn des Jubeljahres herauskam.
Auf den 339 Seiten des zweiten Bandes erübrigte der Wirtschaftsjournalist Gerold Lingnau ("FAZ") gerade 41 Zeilen für die ehemaligen Zwangsarbeiter des Konzerns - unter der theatralischen Kapitelüberschrift: »Das Ende im Bombenhagel: Stern und Lorbeer liegen im Staub«.
Im Verlauf des Krieges, so heißt es in dürrem Wortlaut mitten im technischwirtschaftlichen Glanz der Chronik, mußte »in ständig wachsendem Umfang ... auf ''Fremdarbeiter'', Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge zurückgegriffen werden«. Schon 1942 sei in einzelnen Werken »jeder zweite Beschäftigte ein Ausländer« gewesen. Und selbstverständlich war die Unternehmensleitung davon »nicht angetan«, weil - ja, »weil die Qualitätssicherung der Produkte immer schwieriger wurde«.
Unterlagen über das »schwere Schicksal« der Zwangsarbeiter fänden sich »nur spärlich«. Sie deuteten auf »unterschiedliche Behandlung« hin, vereinzelt auch auf »Übergriffe durch Daimler-Benz-Angehörige«, jedoch »zumeist durch externe Wachmannschaften«. Die Unterbringung im SS-Lager Mannheim-Sandhofen sei »kaum menschenwürdig« gewesen, doch hätten Werksangehörige die Not der Betroffenen zu mildern versucht.
Nicht einmal Gesamtzahlen für den Ausländereinsatz während der NS-Zeit vermag die dürftige Skizze anzugeben. Sie wird indessen zur Farce, wenn das Vorstandsvorwort den Autor ausgerechnet dafür lobt, »die Zeitspanne von 1933
bis 1945 mit aller Offenheit behandelt« zu haben.
Der rechtfertigende Grundtenor läßt vermuten, daß die speziellen Untersuchungsergebnisse der Kölner Gesellschaft für Unternehmensgeschichte weder ertragreicher noch erträglicher ausfallen werden.
Denn die seit 1983 gesammelten Erkenntnisse der GUG hat Lingnau für seine Darstellung bereits verwenden dürfen. Und offenbar übernahm er damit zugleich die Weißwäscher-Maxime des Bonner Wirtschaftshistorikers Hans Pohl, GUG-Vorstandsmitglied und Leiter des Daimler-Benz-Projektes.
Im Januar bereits plädierte Pohl vorab in einem Konzernblatt auf Freispruch vor der Geschichte: Der einstige NS-Musterbetrieb Daimler-Benz habe sich lediglich mit dem Regime »arrangiert«, es aber nicht »über das Unumgängliche hinaus« gefördert.
Was immer nun noch herausgeforscht werden mag über die Zwangsarbeiter unterm Untertürkheimer Stern - nach dieser Feststellung gehört es allemal in die entschuldbare Kategorie des »Unumgänglichen«.
Unumgänglich, wie es offenbar war, sich 1943 im besetzten Polen um eine Produktionserlaubnis im mit Juden belegten Zwangsarbeiterlager Szebnie westlich Przemysls zu bemühen. Und so unumgänglich wie das eigene Firmen-KZ beispielsweise des Flugzeugmotorenwerkes Reichshof bei Krakau - eines Betriebes, den Daimler-Benz nach heutiger Darstellung »eher unfreiwillig« (Lingnau) von Henschel übernahm und dessen Belegschaft Ende 1943 zu fast 90 Prozent aus Zwangsarbeitern bestand: 3681 meist jüdischen Männern und Frauen.
»Die Hauptnutznießer der jüdischen Arbeit im sogenannten Generalgouvernement«, schreibt der amerikanische Historiker Raul Hilberg, waren »große Firmen der Schwerindustrie«. Daimler-Benz befand sich unumgänglich immer unter ihnen, denn die polnischen Juden waren allesamt »Arbeitsgefangene der SS« und daher »für sehr niedrige Tagessätze zu haben« (Hilberg) - nach Erinnerung des Auschwitz-Kommandanten Höß anfangs sogar für nur eine Mark.
Unumgänglich waren wohl auch die Selektionen durch Mitarbeiter der Personalabteilungen, sogenannter Arbeitseinsatzleiter, mindestens in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Ravensbrück, Dachau und wahrscheinlich Natzweiler. Unumgänglich auch, daß sie sich dabei gelegentlich - wie ein Zeuge berichtet - zusammen mit den SS-Führern über besonders heruntergekommene Häftlinge lustig machten und wie auf den Sklavenmärkten des Altertums auch schon mal die Muskeln der Männer befühlten.
Und ganz und gar unumgänglich war es offenbar für die Daimler-Oberen, die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Arbeitskräfte über den Leistungsgesichtspunkt hinaus vollständig zu ignorieren. Fänden sich Hinweise auf humanitäre Maßnahmen, auf soziales Engagement oder auch nur auf angemeinstes Unrechtsbewußtsein in den Akten - Chronist Lingnau würde sie kaum unerwähnt gelassen haben.
Dabei waren es gegen Kriegsende fast 25000 Ausländer, die zwischen Königsberg in Ostpreußen und Gaggenau in Baden, von Neupaka in Böhmen bis Berlin-Marienfelde direkt im Zeichen von Dreizack und Hakenkreuz arbeiten mußten. Doch diese 41,6 Prozent der Gesamtbelegschaft interessierten allenfalls als weitgehend ungeschützter Rohstoff Arbeitskraft.
»Von Daimler-Benz hat sich nie jemand um uns gekümmert«, erklärt Zeitzeuge Czuj für Mannheim: »Sie sahen, wie wir hungerten, wie wir gestraft und geschlagen wurden, sie sahen unsere Lumpen im Winter - aber sie sahen nur zu.«
Wurde die Firma freilich selbst etwa durch Bombenangriffe in Mitleidenschaft gezogen, so stellte sie ihre Entschädigungsanträge beinahe postwendend. Gerade vom Mannheimer Werk auf dem Luzenberg sind zahlreiche solcher Anträge erhalten. Nach einem Fliegerschaden am 10. August 1943 beispielsweise ist haarklein jede vom Feind vernichtete Weinflasche ("20 Propelsteiner, Stückpreis 2,25 RM"), jede leere Sprudelflasche aufgeführt, so daß sich endlich eine Forderung von 6767,05 Mark zusammenbringen ließ.
Erhalten blieb auch eine Abrechnung mit dem KZ Natzweiler, dem die Mannheimer Häftlinge zugeordnet waren. Im Oktober 1944 zahlte Daimler-Benz für die 1060 polnischen Zwangsarbeiter 106181,20 Mark an die SS-Kasse. Das entsprach einem Stundenlohn von 31 Pfennigen. Häftling Czuj, Nummer 29848, Ölpumpen-Montage in Halle 3, kostete die Firma in diesem Monat also gerade 100,17 Mark - und nicht einmal dieser Hungerlohn hat ihn je erreicht.
Als der Krieg verloren war und der Nationalsozialismus zwangsweise aus der Mode kam, wurden die Zwangsarbeiter so schnell vergessen, wie man sie einst vereinnahmt hatte - besonders bei Daimler-Benz: Im Geschäftsbericht für das Jahr 1945 kommen sie schon nicht mehr vor. Es sind ganz andere Verluste, die jetzt zählen und zu beklagen sind - die achtzehn Niederlassungen von Allenstein bis Zwickau, acht Tochtergesellschaften,
Bankguthaben im Osten, Auslandsforderungen.
Besonders schmerzte die Einbuße eines der modernsten Daimler-Benz-Werke: der Flugzeugmotorenfabrik Genshagen südlich von Berlin, erst 1935 auf einer Fläche von vier Millionen Quadratmetern im Landkreis Teltow errichtet und mit neuesten Präzisionsmaschinen ausgestattet. Ab Oktober 1938 wurden hier monatlich rund 150 Flugzeugmotoren vom Typ D.B. 600 und von den später entwickelten Modellen, beispielsweise dem D.B. 605, sogar bis zu 400 Stück gebaut.
Als alliierte Bombenangriffe die deutsche Rüstungsproduktion nachhaltig zu stören begannen, wurde die Fertigung von Munition und Kriegsgerät wo irgend möglich verbunkert und in großem Stil unter die Erde geschafft - in für diesen Zweck stillgelegte Bergwerke, in Höhlen, Steinbrüche. Straßen- und Eisenbahntunnel. Federführend für alle Verlagerungsobjekte der Luftrüstung war ab 1. März 1944 der sogenannte »Jägerstab«, später »Rüstungsstab«.
Daimler-Benz mit seiner Genshagener Motorenproduktion für das Jagdflugzeug Me 109 und den Nachtjäger Me 110 stand ganz vorn auf der Prioritätenliste für Verlagerungen unter die Erde. Bereits im 31. März 1944 erhält die Geschäftsleitung den Bescheid, ihre Fertigung auf Antrag des Jägerstabes nach Obrigheim am Neckar in die Gipsgrube »Friede« zu verlegen. Für den bisherigen Eigentümer, die Heidelberger Portland-Zementwerke werden die Stollen mit einer Gesamtausdehnung von 35000 Quadratmetern sofort gesperrt.
Von nun an ist alles, was in der Grube »Friede« und um sie herum für den Krieg geschieht, streng geheim. Der Kode-Name für die Katakomben-Produktion in Obrigheim lautet zunächst »A 8«, später »Goldfisch«.
Die Stuttgarter Firmenzentrale beauftragt ihren Haus-Architekten Eugen Kiemle mit dem Innenausbau der Stollen und der Errichtung zahlreicher Barackenlager rund um Obrigheim. Wo Bauholz fehlt, ist der Jägerstab behilflich, besonders dessen »Baustab Schlempp": Dort ordnet Ingenieur Heinrich Lübke, nachmals Bonner Bundespräsident, für Daimler-Benz ebenso unermüdlich wie ergebnislos die Beschlagnahme von Baracken an.
Im Daimler-Benz-Vorstand zeichnet für alle Verlagerungsvorgänge Karl Christian Müller verantwortlich, einer von einem halben Dutzend »Wehrwirtschaftsführern« in der Firmenleitung und zugleich Geschäftsführer der Daimler-Benz Motoren GmbH, zu der das Werk Genshagen gehört.
Von dort, so ist der erhalten gebliebenen Handakte Müllers zu entnehmen, sollen bereits mit dem ersten Schub 4800 »Gefolgschaftsmitglieder« nach »A 8« gebracht werden; 2873 (60 Prozent) von ihnen sind Zwangsarbeiter.
Zuerst und als größte Gruppe sind dem Kiemle-»Baustab U« zum abgestuft primitiven Barackenbau 1181 sogenannte freie Ausländer aufgegeben - Arbeitskräfte, die noch über Arbeitsverträge verfügen, auch wenn diese Verträge meist unter Druck abgeschlossen sind. Ihnen folgen 1039 Ostarbeiter, etwas weniger als die Hälfte von ihnen Frauen. Zwei weitere Gruppen bestehen aus 333 italienischen Militärinternierten - sogenannten Imis - und 320 SS-Häftlingen.
Für die erforderlichen Bauarbeiten läßt die SS weitere Gefangene zu Tausenden aus den Konzentrationslagern Natzweiler, Dachau und Groß-Rosen heranschaffen. Sie werden an Baufirmen ausgeliehen - an Olbricht aus Freiburg beispielsweise und Wayss & Freytag aus Stuttgart, die ihrerseits wieder dem Daimler-Benz-Bauleiter Kiemle unterstellt sind.
Als parallele Kontrollinstanz vor Ort hat der Jägerstab in der nahegelegenen Kreisstadt Mosbach seinen »SS-Führungsstab A 8« unter Leitung des Hochbauingenieurs und Untersturmführers Hermann Glaser installiert, der für die Termin-Einhaltung und den Nachschub an Bau-Häftlingen zuständig ist. Für mörderisches Arbeitstempo freilich sorgen unablässig die Daimler-Leute.
So moniert Direktor Müller am 18. April, daß erst 2000 Quadratmeter Stollenfußboden betoniert sind und die »Tagesleistung z.Z. nur 350 qm« erreicht, »weil Häftlinge für Nachtschicht noch fehlen«. Und nur drei Tage später verlangt Architekt Kiemle dringend nach »weiteren etwa 1000 Sträflingen« für »Straßen-, Tunnel- und Bahnbauarbeiten«.
Später verlangen Müller und sein Werkleiter Krumbiegel immer mal wieder Häftlingsarbeiter - zusätzlich zu den Zwangsarbeitern, die sie laufend aus Genshagen herüberbringen lassen und die zur Jahresmitte bereits zwei Drittel der Höhlen-Belegschaft ausmachen. Gut ein Drittel von ihnen gehört zur Gruppe der freien Ausländer, jeder dritte ist Ostarbeiter, jeder fünfte ein Imi und jeder zehnte ein KZ-Gefangener.
Um für sie alle Platz zu schaffen, wendet sich Jakob Werlin, brauner Daimler-Vorstandsherr mit dem Operettentitel »Generalinspekteur des Führers für das Kraftfahrwesen«, an seinen Inspekteurskollegen August Heyßmeyer, SS-Obergruppenführer und zuständig für die Nationalpolitische Erziehungsanstalt sowie die Deutschen Heimschulen: Es gilt einen Führer-Befehl durchzusetzen, wonach sämtliche Gebäude der Heil- und Pflegeanstalt Mosbach sofort für das Genshagener Daimler-Gefolge frei zu machen sind.
Schon kurze Zeit später werden die 262 behinderten Anstaltsbewohner abgeholt. Mehr als die Hälfte davon fällt dem faschistischen Euthanasie-Mordprogramm zum Opfer.
In den Gemeinden rund um Obrigheim sind zu diesem Zeitpunkt längst alle Gasthäuser und Privatquartiere mit deutschen »A 8«-Mitarbeitern belegt. Von der ortsansässigen Jugend werden ganze Jahrgänge nach der Schulentlassung zum Untertage-Betrieb eingezogen, für den Daimler-Benz inzwischen die Tarnfirma »Goldfisch GmbH« gegründet hat.
Emil Fay, Jahrgang 1929, berichtet davon, wie er sofort nach Aushändigung
des Notreife-Zeugnisses mit seiner Klasse zum Photographen geführt ("Oberkörper frei, Nummerntafel auf den Bauch"), zum »totalen Kriegseinsatz mit 72-Stunden-Woche« und zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet wurde: »Was immer Sie sehen, Sie dürfen nichts sagen.«
Mit Ausländern, vor allem mit den »Zebras«, so Fay, »durfte nicht gesprochen werden: Wenn der Werkschutz das gesehen hat, wurde man vorgeführt und kriegte vielleicht selbst den gestreiften Anzug an«.
Das war die Daimler-Polizei, die in der Grube disziplinierte und zur Arbeit antrieb. Die SS Wachen blieben auch hier grundsätzlich vor dem Stolleneingang, nachdem sie die Häftlinge zur Tages- oder Nachtschicht vom KZ-Außenlager Neckarelz über die Neckar-Eisenbahnbrücke ins Werk getrieben hatten.
Dort, erinnert sich Fay, der bis heute in der Gipsgrube »Friede« arbeitet, »hing meistens ein hingerichteter Häftling am Baum, zur Abschreckung«.
In rascher Folge entstehen auch in anderen Orten, in Neckargerach zum Beispiel und in Ansbach, weitere Außenlager des KZ Natzweiler. Auch die hier Inhaftierten schuften unmittelbar für Daimler-Benz - bei Bauarbeiten, Erdbewegungen und Elektroinstallationen.
Als »Schutzhaftlagerführer« stellt die SS ihre brutalsten Profis ab, wie an der Totenkopf-Karriere des Obersturmführers Franz Hössler ablesbar ist: Lagerführer im Frauenlager Auschwitz, Lagerführer in Neckarelz von Januar bis Mai 1944, danach Vernichtungsspezialist in Birkenau. Dora-Mittelbau und Bergen-Belsen, wo er 1945 verurteilt und aufgehängt wird.
Andererseits haben moderate SS-Techniker wie der Untersturmführer Hermann Glaser durchaus Verständnis für die von Woche zu Woche verzweifeltere Lage der Häftlingsarbeiter Glasers monatliche Bauberichte, kommentarlos in Müllers Handakte abgeheftet, sprechen eine deutliche Sprache - beispielsweise im November 1944:
In letzter Zeit tritt ein starker Häftlingsausfall durch Krankheit ein, der Ausfall ist in 1. Linie durch das nasse, kalte Herbstwetter bedingt, da den Häftlingen jegliche Winter kleidung fehlt. Vor allen Dingen ist die Schuhlage der Häftlinge katastrophal. Es sind Fälle vorhanden, da der Häftling die Füße mit alten Lumpen und Papiersäcken umwickeln und mit Draht befestigen muß. Bei diesen Umständen liegt klar und deut lich fest, daß der Häftling nasse Füße erhält und somit der Herd für eine Krank heit gegeben ist. Ebenso sieht es mit der gesamten Häftlingsbekleidung aus, da ein großer Teil der Häftlinge nicht im Besitz eines Mantels oder nur einer ganzen Häft lingskleidung ist. Dazu kommt noch, daß ein großer Teil nur noch zerfetzte und zerlumpte Hemden trägt. Außerdem fehlt das erforderliche Verbandszeug ... Soll in kurzer Zeit während der kommenden Win termonate ein katastrophaler Häftlingsausfall vermieden werden, so ist es erforderlich, daß umgehend Abhilfe geschaffen wird.
Glaser bringt eine Abschrift dieses Berichts ausdrücklich »Herrn Dir. Müller zur Kenntnis«. Doch der tut nichts damit, sein einziger Kommentar lautet »Ablage«. Müller hat andere Winter-Probleme, die er per Dienstanweisung lösen läßt: Sein »mit Düsenwasserkühlung« ausgerüsteter Pkw sei »gegen Kälte sehr empfindlich«. Deshalb möchte ihn der Direktionsfahrer in einem Raum »unter Dach und Fach« bringen, der »bisher nur als Vesperraum für slowenische Arbeiter benutzt wurde.
Daß Daimler-Benz von der SS auch für jene Häftlinge in Anspruch genommen wird, deren Zwangsarbeit dem Unternehmen mittelbar nutzt, geht aus dem Bautagebuch jener Zeit eindeutig hervor: Danach zahlt die Firma dem KZ-Außenkommando Neckarelz ab Mitte April für markenfreie Lebensmittel als Zusatzverpflegung monatlich 2000 Reichsmark - für durchschnittlich 2000 bis 3000 Häftlinge. Das gehört zum vertraglich vereinbarten, und mehr mag Müller nicht zugestehen.
Im Gegenteil. Als Glaser einmal die zu helle Abortbeleuchtung rügt und mutmaßt, die dafür vorgesehenen 40-Watt-Birnen würden von Werksangehörigen geklaut, sieht Müller die Täter ganz woanders: Er habe den Verdacht, teilt er dem SS-Mann mit, »daß die KZ-Leute einen schwunghaften Handel mit nicht nur den Glühbirnen, sondern auch den Werkzeugen und Gegenständen, die immer und immer wieder in der Grube verschwinden, treiben. Deshalb sei »eine gelegentliche Visitation der KZ-Häftlinge und deren Aufenthaltsräume« anzuraten.
Ob dem Mercedes-Mann bewußt war, daß diese Empfehlung für einen ertappten Häftling leicht das Todesurteil bedeuten konnte, ist heute weder feststellbar, noch wäre das Ergebnis von Belang. Das Beispiel steht für viele andere Passagen in den »Goldfisch«-Akten, die von Menschenverachtung diktiert sind - und wohl auch von Menschenverächtern, die dazu des Zwangs durch SS oder Gestapo kaum bedurften.
Besonders deutlich wird dies an einer Kontroverse zwischen den beiden Daimler-Vorstandsherren Müller und Fritz Nallinger um die Belüftung der Gipsgrube. Beide streiten im Vorstand um Wärmeumsatz und Schutz vor dem schwefelhaltigen Grubenklima, doch es geht ihnen nur um die Maschinen. Für die Menschen dagegen »war die Luft in Teilen des Werkes so schlecht, recherchierten US-Nachrichtenoffiziere bei ihrer ersten Inspektion der Anlagen, »daß täglich ein bis fünf Sklavenarbeiter starben«.
Manchmal waren es auch mehr. Am 3. September brachen die Stollen 12 M und 13 M wegen vermutlich unzureichender Belüftung zusammen. Drei Deutsche, drei französische Zwangsarbeiter, vier italienische Militärinternierte und ein SS-Häftling fanden dabei den Tod. Ihre Namen, ihre letzten Zivilanschriften stehen in den Akten. Nach Ansicht des Bergmannes Emil Fay liegen ihre Leichen samt den Kegelradhobelmaschinen, an denen sie arbeiteten, noch immer unter dem Gestein.
Andere Massengräber aus jener Zeit sind in der Obrigheimer Umgebung für den zu finden, der sie sehen will. In Binau zum Beispiel, auf der anderen Neckarseite, befindet sich ein alter israelitischer Friedhof. Wenigstens 174 jüdische Opfer der KZ-Arbeitskommandos Neckarelz und Neckargerach liegen hier verscharrt.
Immer wieder seien sie gekommen, »von drüben aus dem Stollen, die armen, armen Menschen«, erzählt eine alte Bäuerin. Auf einem großen Karren hätten die Leichen aufgeschichtet gelegen, und den Häftlingen, die das Gefährt schoben und zogen, »denen lief das Blut hinten aus den Holzschuhen nur so »raus«. Doch von Daimler-Benz ("Das ist doch Mercedes?") hat sie in diesem Zusammenhang nie gehört.
Immerhin: Ein dürrer Satz über »Goldfisch« und seine Besitzer steht in der Obrigheimer Heimatchronik, der freilich alles verschweigt - alles über die Opfer, jene Tausende von Fremden, die ein gutes Jahr lang an den Rand dieser Badener Idylle getrieben worden waren und denen es alles andere war als ein angenehmer Ort.
Die Täter wollten einst sogar einen Film herstellen lassen von dieser »sehr interessanten U-Verlagerung«, noch im November 1944. Der Chef des Jägerstabes, der frühere Thyssen-Ingenieur Karl-Otto Saur, hat die Idee, und Daimler-Vorstand Werlin tut sich sogleich bei der Reichskanzlei wichtig: »Der Film soll dem Führer vorgeführt werden.
Saur, einst Leiter des Technischen Amtes im Rüstungsministerium, der bereits das »Adolf-Hitler-Panzer-Programm« organisiert hatte, ist auch der Ansprechpartner, wenn Zwangsarbeiter nicht spuren wollen. Und selbst Daimler-Vorstandsmitglieder empfinden es da nicht als unter ihrer Würde, den Denunzianten zu spielen.
So beklagt sich beispielsweise Wolfgang von Hentig, Direktor des Werkes Berlin-Marienfelde und »Wehrwirtschaftsführer« wie Müller, noch im März 1944 über 50 französische Kriegsgefangene, die »politisch sehr gefährlich« seien und deshalb »nicht in einen Rüstungsbetrieb, sondern in eine Strafkompanie« gehörten.
Der Bitte an Saur um »rascheste Abhilfe« ist der Bericht des Daimler-Vorarbeiters Kurt Haneby beigefügt: Der hat herausgefunden, die gefährlichen Fremden seien gar »keine Franzosen« sondern Bolschewisten« und schlägt vor, ihnen »eine Behandlung zuteil werden zu lassen, »daß ihnen so ein Benehmen uns gegenüber vergehen würde«.
Im Februar 1945 endlich sind die Zustände »in den Baracken und Saallägern in der Umgebung von Goldfisch« dermaßen unerträglich geworden, daß Müller eine »offene Revolte« befürchtet. Als er über seinen Werksdirektor Krumbiegel schärferes Durchgreifen anordnet, entgegnet ihnen der für die Lager verantwortliche Daimler-Mann, sie sollten gefälligst ihren »Dreck alleene machen«.
Das tun sie dann auch. Müller regt für Genshagen und »Goldfisch« an, »die Ausländer... ,nach ihrer Leistungsfähigkeit und insbesondere nach ihrem Arbeitswillen (zu) klassifizieren und durch Übergabe von Erkennungsmarken in bestimmten »Farben kenntlich (zu) machen«.
Weise das Fehlen der Marke einen als faul aus, solle er noch weniger zu essen erhalten und bei erstbester Gelegenheit an die »Partei oder andere Dienststellen ... ,zu Schanz- und ähnlichen Arbeiten« abgegeben werden.
Und Krumbiegel rät, zugleich »die gesamten SS-Häftlinge abzustoßen«. Sie seien »die faulsten aller Arbeitsscheuen und »auch noch ,in einem katastrophalen Gesundheitszustand«. Es könne »nur ein geringer Teil als brauchbar angesprochen« werden, weswegen es nicht lohne, »ein ganzes Lager von bald 1000 Mann Nichtstuern aufrechtzuerhalten«.
Der Vorschlag, »800 Faulenzer loszuwerden«, gefällt Müller »sehr gut«. Die Räumung des Mosbacher Häftlingslagers für Nachschub aus Genshagen erscheint ihm »so wertvoll, daß er der SS »die Kosten für den Abtransport in Höhe bis zu RM 10000« anbieten läßt. Der Daimler-Direktor schreibt dies am 9. März 1945.
Vierzehn Tage später beginnt die Evakuierung der Häftlinge aus Neckarelz, Neckargerach, Ansbach und Mosbach, nachdem Schutzhaftlagerführer Streit den Befehl verweigerte, alle Gefangenen samt dem Stollen in die Luft zu sprengen - das hätte schließlich auch die Maschinen vernichtet.
So werden die Häftlinge wesentlich früher auf ihren Todesmarsch nach Dachau geschickt als die Insassen anderer badischer Außenkommandos des KZ Natzweiler: mehrere hundert überleben das Abgestoßenwerden nicht.
Das Ende in der »Goldfisch«-Grube ist dann ein deutsches Zusammenbruch-Stück von der Stange. Nach der Erinnerung von Emil Fay »haben sich die hohen Herren schon eine Woche vorher abgesetzt, bevor in der Osterwoche der Ami kam«. Kurz zuvor schaute allerdings die Wehrmacht noch einmal vorbei und sprengte Lkw-Stollen und Eisenbahnbrücke.
Direktor Müller wird Leiter des Stammwerkes in Untertürkheim und kehrt, wenn es bei ihm auch lange dauert, entnazifiziert in den Firmenvorstand zurück. Daimler-Benz-Chef Wilhelm Haspel nennt ihn im Oktober 1945 »einen Betriebsdirektor, der 1942 Pg wurde, obwohl er nach seiner Handlungsweise alles andere als ein Pg war«.
Schließlich war Haspel von Müller-Maßnahmen stets unterrichtet, und außerdem - so steht"s in der Untertürkheimer Werkschronik - war die bei Verlagerungsaktionen »erforderliche Anpassung an unvorhergesehene Lagen ... eine wertvolle Schule«, die »für die künftige Entwicklung der Daimler-Benz AG möglicherweise nutzbar gemacht werden konnte«.
Das »Goldfisch« -Inventar wird, da eigentlich nach Genshagen und somit in die sowjetische Besatzungszone gehörig, den Russen als Reparationsobjekt zugesprochen.
Die Demontage hat der Daimler-Kaufmann Georg W. Reinhard zu leiten. »Jeder hat damals geklaut, was er kriegen konnte«, sagt Fay, der auch diesem letzten Kommando angehörte, »aber die Großen haben es im großen Stil gemacht, gleich nachts im Lkw die Maschinen rausgefahren.«
Bald darauf wird die »Goldfisch GmbH« liquidiert. Dr. Reinhard eröffnet 1947 auf der anderen Neckarseite die Diedesheimer Maschinenfabrik »War doch gut« lobt Fay, »daß der Russe längst nicht alles gekriegt hat - da konnte der Doktor mit den Maschinen doch neue Arbeitsplätze schaffen.« Und auch Ortschronist Walter Kropf bestätigt: »Die Maschinenfabrik Diedesheim ist die Nachfolgerin von Goldfisch.«
Reinhard, 73, mag sich zu diesem und anderem, zum Zwangsarbeitereinsatz beispielsweise, nicht äußern: Da müsse er »erst mal mit Daimler-Benz sprechen« , das sei doch »eine sehr sensible Sache«.
Frau Reinhard sekundiert ihrem Gatten vehement: »Sag bloß nichts, dann wird alles wieder aufgerührt, und du bekommst nur Schwierigkeiten.« Nur
das Wort »Sklavenarbeiter empört sie: »Arbeitssklave war damals mein Mann, immer in der Fabrik, immer im Stollen, 76 Stunden in der Woche.«
Und die Häftlinge? »Mein Gott, denen ging es nicht viel anders als uns. Die haben beim Bombenalarm neben uns im Stollen gehockt und Margarinebrote mit Marmelade gegessen - wie wir!«
Die öffentliche Debatte über Zwangsarbeiter im Dritten Reich und über deren noch immer ausstehende Entschuldigung wird solche Ehrenerklärungen zur Kenntnis nehmen müssen. Ob sie ihnen Glauben schenken darf, ist eine andere Frage. Denn zu oft ist aus dem Dunstkreis der Industrie mit falschen Behauptungen operiert worden.
So schrieb die Rechtsabteilung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie schon vor zwanzig Jahren an Unternehmen, die an »der Klärung des Umfangs noch bestehender zivilrechtlicher Ansprüche ehemaliger Häftlinge interessiert« waren: Die »Abgeltung« solcher Zwangsarbeiter-Forderungen sei »bereits im Rahmen des Bundesentschädigungsgesetzes vorgesehen«.
Das war und ist barer Unsinn: Wenn überhaupt, haben Zwangsarbeiter nach diesem Gesetz wie andere NS-Verfolgte auch lediglich die lächerliche Summe von fünf Mark pro Hafttag erhalten.
Ansprüche gegen Privatunternehmen blieben und bleiben davon völlig unberührt - bislang aber auch stets irrelevant, weil bundesdeutsche Gerichte die für den Krieg produzierenden Konzerne als Quasi-Reichsinstitutionen eingestuft und damit die Regulierung solcher Forderungen auf die ferne Zeit nach einem Friedensvertrag verwiesen haben.
Daimler-Benz kann einstweilen das Verdienst für sich beanspruchen, als erster eine generelle, nicht auf jüdische Opfer beschränkte Entschädigung in Aussicht gestellt zu haben. Das Unternehmen hat dafür - weit über heute noch rekonstruierbare Einzelfälle hinaus - auch quantitativ allen Grund.
Seine Ausländer-Beschäftigung lag 1944 um acht Prozent über dem Durchschnitt der beiden Branchen Land- und Luftfahrzeugbau. Von den dort registrierten 344000 »Fremdarbeitern« kamen mehr als sieben Prozent auf Daimler-Benz.
Regional fällt die Beteiligung der schwäbischen Wagen- und Waffenbauer an der Ausbeutung erzwungener Arbeit noch stärker ins Gewicht. Im Arbeitsamtsbereich Stuttgart beispielsweise betrug 1944 der Daimler-Anteil an ausländischen Beschäftigten 15 Prozent, im Bezirk Mannheim immerhin noch 6,5 Prozent und im Einzugsbereich des Arbeitsamtes Mosbach sogar 62 Prozent - jeweils ohne statistische Berücksichtigung von Kriegsgefangenen und SS-Häftlingen.
Wenn aus der Entschädigung eines Tages auch eine Art moralischer Wiedergutmachung erwachsen soll, wäre die Daimler-Benz AG gut beraten, dem Vorschlag der Verfolgtenorganisationen zu folgen und sich auf den Chefetagen der westdeutschen Wirtschaft für eine selbstverwaltete Stiftung stark zu machen. Das Benz-Beispiel, den Entschädigungsbatzen dort eines Tages einzubringen, würde wohl Schule machen - auch bei BMW, Opel und VW, die als nächste in die Zwangsarbeit-Diskussion und unter Zugzwang geraten. Aus einem solchen Fonds könnten einerseits weitere, wirklich unabhängige Forschungsarbeiten finanziert, andererseits auch solche Opfer entschädigt werden, denen nicht das nachträgliche Glück widerfährt, einst bei heute noch kapitalkräftigen Firmen zwangsgearbeitet zu haben
Außerdem, urteilt ein jüdischer Wiedergutmachungsexperte, würde eine solche Stiftung die Unternehmen auch der Peinlichkeit entheben, die Überlebenden in aller Welt »vielleicht per Zeitungsanzeige« selbst suchen zu müssen.
https://www.spiegel.de/politik/
2.5 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Fritz Nallinger (Wehrwirtschaftsführer, Vorstandsmitglied Daimler Benz) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
1935 wurde Nallinger Technischer Direktor. Während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland gehörte er zum Kreis der Wehrwirtschaftsführer und zeichnete verantwortlich für Flugmotoren.[3] Nachdem er 1940 als Konstrukteur Leiter der Forschungs- und Versuchsabteilung geworden war, wurde er 1941 Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG sowie Mitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung.[4]
Angelika Ebbinghaus: Das Daimler Benz Buch – Ein Rüstungskonzern im Dritten Reich. Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, 1. Auflage, Hamburg 1987, ISBN 3-89190-950-0, S. 296.
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 428.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Nallinger
Besonders deutlich wird dies an einer Kontroverse zwischen den beiden Daimler-Vorstandsherren Müller und Fritz Nallinger um die Belüftung der Gipsgrube. Beide streiten im Vorstand um Wärmeumsatz und Schutz vor dem schwefelhaltigen Grubenklima, doch es geht ihnen nur um die Maschinen. Für die Menschen dagegen »war die Luft in Teilen des Werkes so schlecht, recherchierten US-Nachrichtenoffiziere bei ihrer ersten Inspektion der Anlagen, »daß täglich ein bis fünf Sklavenarbeiter starben«.
https://www.spiegel.de/politik/
Zwangsarbeit bei Daimler-Benz
Hopmann, Barbara; Spoerer, Mark; Weitz, Birgit; Brüninghaus, Beate
erschienen bei Franz Steiner Verlag, 2017
Abstract
Daimler-Benz war das erste Unternehmen, das das Thema Zwangsarbeit wissenschaftlich aufarbeiten ließ. Die Studie erschien 1994 nach fast zehnjähriger Forschungsarbeit. Eine wichtige Grundlage für die Untersuchung, die mit diesem Band in zweiter Auflage erscheint, bildete die Befragung von 270 Zeitzeugen – jeweils in ihrer Muttersprache. Was heute als wissenschaftlicher Standard gilt, hatte in den 1990er Jahren noch Pioniercharakter. Das Ergebnis zeigt, dass der Zwangsarbeitereinsatz bei Daimler-Benz – wie bei anderen privatwirtschaftlichen Unternehmen auch – vor allem unter dem Aspekt der Vorsorge für die Nachkriegszeit zu verstehen ist.
Die Untersuchung zur Zwangsarbeit bei Daimler-Benz gewann durch Fragen nach einer Entschädigung an politischer Brisanz und wurde in der Öffentlichkeit und der Wissenschaft überwiegend positiv rezipiert. Daimler-Benz leistete mit diesem Band einen Beitrag dazu, dass auch andere Unternehmen ihre Vergangenheit kritisch untersuchen ließen – zumal das Interesse der Öffentlichkeit am Verhalten von Unternehmen zur Zeit des Nationalsozialismus nach wie vor ungebrochen ist.
https://biblioscout.net/
Die Daimler-Benz AG in den Jahren 1933 bis 1945
Eine Dokumentation
Pohl, Hans; Habeth-Allhorn, Stephanie; Brüninghaus, Beate
erschienen bei Franz Steiner Verlag, 2017
Abstract
Mit der wissenschaftlichen Untersuchung der eigenen Geschichte während des Nationalsozialismus im Vorfeld des 100-jährigen Automobiljubiläums gehörte Daimler-Benz 1983 zu einem der ersten Unternehmen, die diesen damals mutigen Schritt in die Öffentlichkeit wagten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung – ergänzt durch erstmals veröffentlichte Dokumente aus dem Daimler-Benz-Archiv – sind immer noch von Bedeutung und erscheinen mit diesem Band in dritter Auflage. Der Vorstoß in wissenschaftliches Neuland hat inzwischen zahlreiche weitere unternehmensgeschichtliche Forschungen zur Zeit des Nationalsozialismus hervorgebracht.
Daimler-Benz konnte 1933 als drittgrößtes deutsches Automobilunternehmen wegen Hitlers Verkehrs- und Aufrüstungspolitik die Produktion steigern und wurde zu einem wichtigen Rüstungslieferanten des nationalsozialistischen Regimes. Mit Kriegsausbruch endete die zivile Produktion, die Herstellung von Lastkraftwagen, Panzern und Motoren für Flugzeuge und die Marine standen im Vordergrund. Parallel zum Produktionsausbau wuchs die Zahl der Beschäftigten – seit Kriegsanfang zählten dazu zunehmend Zwangsarbeiter.
https://biblioscout.net/
Daimler-Benz zur Zeit des Nationalsozialismus
Nach der Machtergreifung der NSDAP engagierte sich die Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschen Reich verstärkt im Bereich Rüstung, um von der Aufrüstung der Wehrmacht zu profitieren. Daimler-Benz entwickelte und produzierte Militärfahrzeuge, Panzer, Schiffs- und Flugmotoren.
Bis 1944 wuchs die Belegschaft auf 74.198 Personen, davon waren zirka 6,6 % Kriegsgefangene und 37 % angeworbene oder zwangsverschleppte Ausländer. 1941 arbeiteten 150 KZ-Häftlinge für Daimler-Benz. 1944 waren es 5648 KZ-Häftlinge.[3] In den Betrieben waren verstärkt auch Frauen tätig, da die Männer an der Front standen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Daimler-Benz#
Automobilwerke Ludwigsfelde - 1936 bis 1945
Die Daimler-Benz Motoren GmbH, ein Tochterunternehmen der Daimler-Benz AG, errichtete 1936 in einem Waldgebiet der Genshagener Heide am Rande von Ludwigsfelde ein Werk zur Produktion von Flugmotoren, das Flugmotorenwerk Genshagen. In dem „Nationalsozialistischen Musterbetrieb“ wurden vor und während des Zweiten Weltkrieges Motoren der Typen DB 600, DB 601, DB 603, DB 605 für diverse Flugzeuge der Luftwaffe hergestellt.
Im Werk Genshagen arbeiteten Ende 1943 über 14.700 Menschen, davon 38 % freiwillige und 55 % Zwangsarbeiter, 5 % Kriegsgefangene und 2 % KZ-Häftlinge. Ende 1944 waren es 16.600 Arbeiter. Davon waren 68 % Ausländer, Kriegsgefangene oder KZ-Häftlinge.[2] 1940 wurden 3.176 Flugzeugmotoren von 7.700 Mitarbeitern produziert. Die 16.600 Arbeiter Ende 1944 produzierten 10.535 Flugzeugmotoren. Das war eine Produktivitätssteigerung um über 50 %, die auf extrem harte Arbeitsbedingungen und die langen Arbeitszeiten zurückzuführen war.[3] Ab 1940 wurde eine Endmontagehalle geplant, die ab 1942 in Betrieb war und Deutschlandhalle genannt wurde. Das KZ-Außenlager Daimler-Benz Genshagen war vom 1. September 1944 bis 20. April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen; 1.100 ab Oktober 1944 aus dem KZ Ravensbrück nach Genshagen verlegte weibliche KZ-Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit im Flugmotorenwerk eingesetzt.[4]
https://de.wikipedia.org/
KZ-Gedenkstätte Neckarelz
Wie aus Goldfisch die Maschinenfabrik wurde
Vortrag in der KZ-Gedenkstätte zum 75. Jubiläum einer besonderen Firmengründung.
23.11.2022 UPDATE: 23.11.2022 06:00 Uhr
Neckarelz. (pm) Als die US-Armee Anfang April 1945 im Elzmündungsraum einmarschierte, fand sie in der Gipsgrube Obrigheim eine menschenleere, riesige Fabrik. Nur 13 Monate zuvor war in Berlin der Beschluss gefasst worden, die Daimler-Benz-Motorengesellschaft Genshagen (Brandenburg) unter Tage nach Obrigheim zu verlagern. Das Projekt mit dem Tarnnamen "Goldfisch" hatte über 10.000 Menschen in die Region gespült: reguläre Daimler-Arbeiter, Zwangsarbeiter aller Art, KZ-Häftlinge.
https://www.rnz.de/
In Neckarelz befand sich von 1944 bis 1945 das KZ Neckarelz, ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Häftlinge sollten Fabrikationsräume in die Gipsstollen hauen. Gefangen waren sie zunächst in der Schule. In der unterirdischen Bomberflugzeugmotorenfabrik in Obrigheim arbeiteten schließlich fast 10.000 Menschen, viele von ihnen Gefangene verschiedener Art. Unter ihnen bildeten die 5.000 KZ-Häftlinge die Hauptgruppe. 900 konnten im April 1945 noch befreit werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neckarelz#Neuzeit
Decknamen nationalsozialistischer Geheimobjekte
Brasse – Untertage-Verlagerung der Produktion von Flugzeugmotoren der Daimler-Benz Motoren GmbH durch Häftlinge des KZ Neckarelz (siehe auch „Goldfisch“)
Goldfisch – Auslagerungsprojekt des Flugmotorenwerks Daimler-Benz Motoren GmbH in Genshagen, einem Tochterunternehmen der Daimler-Benz AG, ins KZ Neckarelz (Mosbach-Neckarelz), von März 1944 bis März 1945 ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Dies betrieb u. a. mehrere Stollen bei Asbach am Neckar, in denen Daimler-Benz-Flugmotoren in Zwangsarbeit gefertigt wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Decknamen_nationalsozialistischer_Geheimobjekte
Goldfisch und Zebra. Die Geschichte des Konzentrationslagers Neckarelz - Außenkommando des KZ Natzweiler-Strutho
Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen – Namen, die aufschrecken lassen und die Gräuel der NS-Diktatur ins Gedächtnis rufen. Doch wer schreckt bei den Namen Neckarelz, Neckargerach, Asbach oder Neckarbischofsheim auf? Die vorliegende Studie zeichnet die Geschichte des KZ Neckarelz nach: Als Lager des zweitgrößten Verlagerungsprojektes im Deutschen Reich – der Verlagerung des Daimler-Benz Flugzeugmotorenwerks Genshagen nach Obrigheim am Neckar –, als Prestigeobjekt der SS im letzten Kriegsjahr und als Außenlager und späteren Sitz der Kommandantur des KZ Natzweiler-Struthof. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen und die medizinische Versorgung der Häftlinge bilden einen Schwerpunkt der Betrachtung. Sie zeichnet den Weg von Menschen nach, die von Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen oder Groß-Rosen ins beschauliche Neckartal verschleppt wurden, und erzählt aus einer Zeit, in der harmlose Begriffe wie 'Goldfisch' und 'Zebra' Ausbeutung, Unmenschlichkeit und maßlose Selbstüberschätzung verdeckten.
2.6 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Heinrich Lübke (Bauleiter Gruppe Schlempp, späterer Bundespräsident) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
»Die Herren nahmen nur die Kräftigsten«
SPIEGEL-Redakteur Jörg R. Mettke über Daimler-Benz und die Zwangsarbeit im Dritten Reich Ein düsteres Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte, die Beschäftigung von Zwangsarbeitern in der NS-Zeit, wird durch neue Dokumente und Studien erhellt. Nicht gegen ihren Willen, wie sie immer wieder behaupten, sondern aus eigenem Antrieb ließen Industrie-Konzerne Arbeitssklaven unter mörderischen Bedingungen für sich schuften. Einer der größten Nutznießer war die Daimler-Benz AG mit zuletzt fast 25000 Fremdarbeitern. *
Von Jörg R. Mettke
06.04.1986, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 15/1986
Heinrich Lübke
Als alliierte Bombenangriffe die deutsche Rüstungsproduktion nachhaltig zu stören begannen, wurde die Fertigung von Munition und Kriegsgerät wo irgend möglich verbunkert und in großem Stil unter die Erde geschafft - in für diesen Zweck stillgelegte Bergwerke, in Höhlen, Steinbrüche. Straßen- und Eisenbahntunnel. Federführend für alle Verlagerungsobjekte der Luftrüstung war ab 1. März 1944 der sogenannte »Jägerstab«, später »Rüstungsstab«.
Daimler-Benz mit seiner Genshagener Motorenproduktion für das Jagdflugzeug Me 109 und den Nachtjäger Me 110 stand ganz vorn auf der Prioritätenliste für Verlagerungen unter die Erde. Bereits im 31. März 1944 erhält die Geschäftsleitung den Bescheid, ihre Fertigung auf Antrag des Jägerstabes nach Obrigheim am Neckar in die Gipsgrube »Friede« zu verlegen. Für den bisherigen Eigentümer, die Heidelberger Portland-Zementwerke werden die Stollen mit einer Gesamtausdehnung von 35000 Quadratmetern sofort gesperrt.
Von nun an ist alles, was in der Grube »Friede« und um sie herum für den Krieg geschieht, streng geheim. Der Kode-Name für die Katakomben-Produktion in Obrigheim lautet zunächst »A 8«, später »Goldfisch«.
Die Stuttgarter Firmenzentrale beauftragt ihren Haus-Architekten Eugen Kiemle mit dem Innenausbau der Stollen und der Errichtung zahlreicher Barackenlager rund um Obrigheim. Wo Bauholz fehlt, ist der Jägerstab behilflich, besonders dessen »Baustab Schlempp": Dort ordnet Ingenieur Heinrich Lübke, nachmals Bonner Bundespräsident, für Daimler-Benz ebenso unermüdlich wie ergebnislos die Beschlagnahme von Baracken an.
https://www.spiegel.de/politik/
Heinrich Lübke
Karl Heinrich Lübke (* 14. Oktober 1894 in Enkhausen/Sauerland; † 6. April 1972 in Bonn) war von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Von 1939 bis 1945 arbeitete er als Vermessungsingenieur und Bauleiter beim Architektur- und Ingenieurbüro Walter Schlempp, das der Verfügung des „Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt“ Albert Speer unterstand.[3] Ab 1944 war er Schlempps Stellvertreter.
Lübke war in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde Bauleiter in der „Gruppe Schlempp“. Von 1943 bis 1945 hatte er die Verantwortung für den Einsatz von KZ-Häftlingen.[4] Es existierten zwei KZ-Außenstellen auf dem Gelände in Peenemünde. Die KZ-Häftlinge mussten unter seiner Regie Zwangsarbeit leisten. Lübke hat dafür Häftlinge eigens angefordert. In einer Notiz aus dem Jahr 1942 heißt es: „Herr Lübke, der am 21.7. nochmals mit HAP/L (Leitung der Heeresanstalt Peenemünde) verhandelte, hofft, 500 Holländer Anfang August zu erhalten.“[5] Als die DDR-Regierung 1966 Vorwürfe im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Baugruppe Walter Schlempp erhob, sagte Lübke, in Peenemünde seien KZ-Häftlinge bis zur Bombardierung durch die Briten im Jahre 1944 mit Sicherheit nicht eingesetzt gewesen. Doch ein KZ-Lager gab es dort nachweislich schon seit Juni 1943.[6]
Peenemünde, Frühling 1941, Emil Leeb, Fritz Todt, Lübke, Walter Dornberger
Lübkes Unterschrift findet sich unter Bauzeichnungen eines Lagers, das vom MfS als KZ-Lager ausgegeben wurde.[7] Das MfS benutzte hierzu ein Konvolut von Planskizzen aus Lübkes Feder, wobei gefälschte Aktendeckel, welche die Planskizzen als zu Konzentrationslagern zugehörig kennzeichneten, einen Zusammenhang zwischen Lübkes Tätigkeit und der Errichtung von Konzentrationslagern herstellen sollten. Lübkes Planskizzen standen im Zusammenhang mit der Errichtung einer Rüstungsfabrik in Neu-Staßfurt, wo ein Werk zur Herstellung von BMW-Triebwerken im Schacht Marie aufgebaut wurde. Als Mitglied im Jägerstab war Lübke für die Firma Schlempp ab Mai 1944 verstärkt für die Dezentralisation und die U-Verlagerung von Flugzeugwerken verantwortlich. In stillgelegten Bergwerkschächten bei Bernburg und Neu-Staßfurt wurden etwa 2000 Häftlinge aus Außenlagern des KZ Buchenwald bei Transport- und Betonierungsarbeiten eingesetzt. Ein Teil der Häftlinge war monatelang in einem Schacht in 420 Meter Tiefe untergebracht, etliche Menschen überlebten dies nicht.[4] Dafür errichtete die Schlempp-Gruppe unter Lübkes Leitung Baracken, in denen später KZ-Häftlinge untergebracht waren.[5]
Im Februar 1945 begann Lübke mit dem Architekten Rudolf Wolters, ehemaliger Chef des Arbeitsstabes Wiederaufbauplanung zerstörter Städte im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, im Auftrag von Speer mit dem Aufbau eines „Nachkriegsbüros zur Planung vorfabrizierten Wohnbaus“ (Wolters war am 10. Januar 1945 zum 15. Januar 1945 zum Ingenieurbüro Schlempp „übergetreten“).
1966 berichteten die DDR-Medien und nachfolgend insbesondere die Zeitschrift konkret über Lübke als „KZ-Baumeister“. Hierbei handelte es sich ursprünglich um eine vom Ministerium für Staatssicherheit initiierte Kampagne.[7] Gleichwohl stellten Historiker später fest, dass der behauptete Tatbestand, Lübke habe 1944 Bauzeichnungen für KZ-Baracken erstellt, im Kern stimmte.[4]
Ende seiner Präsidialzeit
Mit der Begründung, das Amt aus dem bevorstehenden Bundestagswahlkampf heraushalten zu wollen, kündigte Lübke am 14. Oktober 1968 seinen Amtsverzicht zum 30. Juni 1969 an, sodass die Wahl eines Nachfolgers zweieinhalb Monate früher als turnusmäßig erforderlich bereits im März 1969 stattfinden konnte.[17] Ausschlaggebend dafür waren neben der „KZ-Baumeister“-Kampagne seine zunehmenden gesundheitlichen Defizite.[18][19]
Matthias N. Lorenz: Rücktritt Heinrich Lübkes. In: Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. Bielefeld : Transcript, 2007 ISBN 978-3-89942-773-8, S. 187–189
https://de.wikipedia.org/
2.7 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Walter Schlempp (Ingenieurbüro) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Walter Schlempp
Walter Schlempp (* 3. Juni 1905 in Freiburg im Breisgau; † 30. Oktober 1979 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Architekt.
Ingenieurbüro im Dritten Reich
Walter Schlempp gründete 1934 ein eigenes nach ihm benanntes Ingenieurbüro, in welchem auch der spätere Bundespräsident Heinrich Lübke, der 1944 Schlempps Stellvertreter wurde, tätig war. Schlempp beteiligte sich am nationalsozialistischen Projekt zur Erbauung der „Welthauptstadt Germania“, das ab 1935 von Albert Speer geleitet wurde und die „Neugestaltung der Reichshauptstadt“ zum Ziel hatte. In den Jahren 1938 bis 1942 plante Schlempp im Rahmen dieses Projektes die Errichtung des Gebäudes für den Deutschen Gemeindetag, das heutige Ernst-Reuter-Haus in Berlin.[2]
In Peenemünde hatte die Baugruppe Schlempp des Ingenieurbüros Schlempp zusammen mit der Organisation Todt als wichtigsten Auftrag den Ausbau der Heeresversuchsanstalt und der Luftwaffenerprobungsstelle[4], wobei mit der Bauleitung Schlempps Stellvertreter Heinrich Lübke beauftragt war.
Das Büro beteiligte sich am Jägerstab-Projekt des Reichsluftfahrtministeriums. Ziel war ab 1944, die Rüstungsmassenproduktion im Rahmen des Krieges zu fördern: Unter anderem wurde ein Zwangsarbeiterlager in Wolmirsleben und mehrere Konzentrationslager bzw. -außenlager – u. a. in Neu Staßfurt, in Hadmersleben sowie in Leau und Plömnitz bei Bernburg sowie 1944 das KZ Langenstein-Zwieberge – geplant und gebaut.
Das Ingenieurbüro Walter Schlempp war für den Aus- und Umbau des Schachtes Marie der U-Verlagerung Bulldogge verantwortlich. Es organisierte den Um- und Ausbau des Schachtes Marie, die Unterbringung des Luftfahrtgerätewerks Hakenfelde und den dazu erforderlichen Umbau von Schachtröhre und Fördereinrichtung.
Das Ingenieurbüro Schlempp war in den letzten beiden Kriegsjahren eine Dienststelle des Sonderbeauftragten des Reichsluftfahrtministeriums für Fliegerschädenbeseitigung der Luftfahrtindustrie. Es hatte seinen Sitz zeitweilig in Hadmersleben und Bernburg und war u. a. für den Ausbau des Werkes Bartensleben zuständig.
https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Schlempp
»Die Herren nahmen nur die Kräftigsten«
SPIEGEL-Redakteur Jörg R. Mettke über Daimler-Benz und die Zwangsarbeit im Dritten Reich Ein düsteres Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte, die Beschäftigung von Zwangsarbeitern in der NS-Zeit, wird durch neue Dokumente und Studien erhellt. Nicht gegen ihren Willen, wie sie immer wieder behaupten, sondern aus eigenem Antrieb ließen Industrie-Konzerne Arbeitssklaven unter mörderischen Bedingungen für sich schuften. Einer der größten Nutznießer war die Daimler-Benz AG mit zuletzt fast 25000 Fremdarbeitern. *
Von Jörg R. Mettke
06.04.1986, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 15/1986
Heinrich Lübke
Als alliierte Bombenangriffe die deutsche Rüstungsproduktion nachhaltig zu stören begannen, wurde die Fertigung von Munition und Kriegsgerät wo irgend möglich verbunkert und in großem Stil unter die Erde geschafft - in für diesen Zweck stillgelegte Bergwerke, in Höhlen, Steinbrüche. Straßen- und Eisenbahntunnel. Federführend für alle Verlagerungsobjekte der Luftrüstung war ab 1. März 1944 der sogenannte »Jägerstab«, später »Rüstungsstab«.
Daimler-Benz mit seiner Genshagener Motorenproduktion für das Jagdflugzeug Me 109 und den Nachtjäger Me 110 stand ganz vorn auf der Prioritätenliste für Verlagerungen unter die Erde. Bereits im 31. März 1944 erhält die Geschäftsleitung den Bescheid, ihre Fertigung auf Antrag des Jägerstabes nach Obrigheim am Neckar in die Gipsgrube »Friede« zu verlegen. Für den bisherigen Eigentümer, die Heidelberger Portland-Zementwerke werden die Stollen mit einer Gesamtausdehnung von 35000 Quadratmetern sofort gesperrt.
Von nun an ist alles, was in der Grube »Friede« und um sie herum für den Krieg geschieht, streng geheim. Der Kode-Name für die Katakomben-Produktion in Obrigheim lautet zunächst »A 8«, später »Goldfisch«.
Die Stuttgarter Firmenzentrale beauftragt ihren Haus-Architekten Eugen Kiemle mit dem Innenausbau der Stollen und der Errichtung zahlreicher Barackenlager rund um Obrigheim. Wo Bauholz fehlt, ist der Jägerstab behilflich, besonders dessen »Baustab Schlempp": Dort ordnet Ingenieur Heinrich Lübke, nachmals Bonner Bundespräsident, für Daimler-Benz ebenso unermüdlich wie ergebnislos die Beschlagnahme von Baracken an.
https://www.spiegel.de/politik/
2.8 Online-Artikel zur NS-Täterschaft von Karl-Otto Saur (Amtsleiter des neuen NS-Rüstungsministeriums, vorgesehen als Hitlers neuer Rüstungsminister) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Karl Saur
Karl-Otto Saur (* 16. Februar 1902 in Düsseldorf[1]; † 28. Juli 1966 in Pullach[2]) war Staatssekretär im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion zur Zeit des Nationalsozialismus und in Hitlers politischem Testament als Rüstungsminister vorgesehen.[3]
Seit 1931 war er Mitglied der NSDAP.[1] Er schloss sich der Organisation Todt an und stieg dort zum Stellvertreter von Fritz Todt auf. Als Todt 1942 bei einem Flugzeugabsturz umkam, wurde Saur Amtsleiter des neuen Rüstungsministers Albert Speer. Saur galt als besonders rücksichtslos im Durchsetzen von Rüstungszielen, was am 20. April 1945 mit der höchsten Stufe des Kriegsverdienstkreuzes, dem goldenen Ritterkreuz, belohnt wurde – eine Auszeichnung, die nur zweimal verliehen wurde. Ab März 1944 war Saur Stabschef im Jägerstab, organisierte die Untertage-Verlagerung von Rüstungsbetrieben und koordinierte die Produktion von Jagdflugzeugen.[5] 1943 und 1944 war er Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[6]
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 3-596-16048-0, S. 521.
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Saur
Die Täter wollten einst sogar einen Film herstellen lassen von dieser »sehr interessanten U-Verlagerung«, noch im November 1944. Der Chef des Jägerstabes, der frühere Thyssen-Ingenieur Karl-Otto Saur, hat die Idee, und Daimler-Vorstand Werlin tut sich sogleich bei der Reichskanzlei wichtig: »Der Film soll dem Führer vorgeführt werden.
Saur, einst Leiter des Technischen Amtes im Rüstungsministerium, der bereits das »Adolf-Hitler-Panzer-Programm« organisiert hatte, ist auch der Ansprechpartner, wenn Zwangsarbeiter nicht spuren wollen. Und selbst Daimler-Vorstandsmitglieder empfinden es da nicht als unter ihrer Würde, den Denunzianten zu spielen.
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2.9 Online-Artikel zum NS-Täter Heinrich Wicker (Lagerkommandant, SS-Untersturmführer) im KZ-Komplex Neckarelz-Mosbach
Heinrich Wicker
Heinrich Wicker (* 30. Juni 1921 in Gausbach, Baden; † 29. April 1945 in Dachau) war ein deutscher SS-Untersturmführer. Er war der letzte Lagerkommandant des KZ Dachau.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war Wicker Anführer von „Evakuierungsmärschen“. Vom 22. bis 28. März 1945 leitete er die Räumung der Außenlager Heppenheim und Bensheim-Auerbach, anschließend bis 2. April die Räumung des KZ Neckarelz und ab 5. April die Räumung des KZ Hessental und des KZ Kochendorf („Kochendorfer Todesmarsch“ zum KZ Dachau). Bis zum 15. April führte er den Hessentaler Todesmarsch, bei dem mindestens 170 KZ-Häftlinge bestialisch ermordet wurden oder an Entkräftung starben. Dieser Todesmarsch führte ins KZ-Außenlager München-Allach.[1] Wicker übernahm am 28. April im KZ Dachau die Lagerleitung, nachdem sich der Kommandant Eduard Weiter am 26. April vor den vorrückenden US-Truppen abgesetzt hatte.[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Wicker
Siehe auch: