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AKTUELLES:
Polnische Reparationsforderungen
zu von Nazi-Deutschland
verursachten Weltkriegsschäden
Zuletzt AKTUALISIERT am 08.12.2024 !
Seiteninhalt:
- NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
1.1 Antrag an das Amtsgericht Mosbach auf gerichtliche Prüfung des am 01.09.2022 von Polen vorgelegten Gutachtens zu von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden
1.2 Bundestags- und Landtagspetitionen des Antragstellers beim Amtsgericht Mosbach zum Nazi-Kinderraub und zur Nazi-Terrorjustiz im besetzten Polen
1.3 Erinnerungs-Antrag vom 26.04.2023 an das Amtsgericht Mosbach auf gerichtliche Prüfung des am 01.09.2022 von Polen vorgelegten Gutachtens zu von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden anlässlich der Rede des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier am 80. Jahrestag am 19.04.2023 zur Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto
1.4 DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 10.09.2023 gegen den fallverantwortlichen Spruchkörper am AMTSGERICHT MOSBACH unter SONDERBÄNDEN ausgehend von 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 OLG KA wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT… (A) … bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022
beantragten GERICHTLICHEN PRÜFUNG DES GUTACHTENS DER POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN IN POLEN
(B) … bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN VON NS-MASSENMORDVERBRECHEN AN MENSCHEN MIT POLNISCHEM UND OSTEUROPÄISCHEM HINTERGRUND sowie bei NAZI-MASSENKINDESENTFÜHRUNGEN AUS POLEN UND ZWANGSGERMANISIERUNGEN
1.7 DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDEN vom 18.09.2023 wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT gegen die fallverantwortlichen Spruchkörper beim Oberlandesgericht Karlsruhe unter 16 WF 43/23… (A) … bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022 beantragten GERICHTLICHEN PRÜFUNG DES GUTACHTENS DER POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN IN POLEN (B) … bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN VON NS-MASSENMORDVERBRECHEN AN MENSCHEN MIT POLNISCHEM UND OSTEUROPÄISCHEM HINTERGRUND sowie bei NAZI-MASSENKINDESENTFÜHRUNGEN AUS POLEN UND ZWANGSGERMANISIERUNGEN, insbesondere in der Region Mosbach-Baden
1.8 Gerichtlich verfügte Beauftragung der forensischen Sachverständigen aus Kitzingen durch das Amtsgericht Mosbach bezüglich der gerichtlichen und außergerichtlichen Anti-Nazi-Aktivitäten des Antragstellers - Online-Artikel und Bücher zu Polnischen Reparationsforderungen
- YouTube-Videos zu Polnischen Reparationsforderungen
- Podcasts zu Polnischen Reparationsforderungen
- Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zum Nazi-Angriffs-, Terror- und Vernichtungskrieg sowie zu den polnischen Reparationsforderungen
Prozess Rasse- und Siedlungshauptamt der SS
Der Prozess Rasse- und Siedlungshauptamt der SS war der achte von insgesamt zwölf Nürnberger Nachfolgeprozessen gegen Verantwortliche des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus.
Während der Begriff „Nürnberger Prozess“ in erster Linie für den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher verwendet wird, sind auch die zwölf Folgeprozesse Teil der Nürnberger Prozesse, die im Nürnberger Justizpalast vor amerikanischen Militärgerichten gegen weitere 177 Personen geführt wurden.
https://de.wikipedia.org/
- Siehe auch: Nürnberger NS-Kriegsverbecherprozess >>>
Hintergrund
Nach seiner Rede zur „Neuordnung der ethnographischen Verhältnisse“ in Europa hatte Hitler am 7. Oktober 1939 Heinrich Himmler zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKF) ernannt. Dieser erweiterte in den Folgejahren seinen Auftrag in stetiger Abstimmung mit Hitler bis hin zu einem Plan zur Schaffung eines „großgermanischen Europas“ unter deutscher Führung. Die Anwendung der weltanschaulichen Prinzipien der „rassischen Homogenität“ und der „Gewinnung von Lebensraum“ erfolgten ohne Rücksicht auf die betroffenen Menschen. Die schrittweise volkstumspolitische Neuordnung Europas stützte sich dabei auf Zwangsmaßnahmen von rassenanthropologischen Untersuchungen an volksdeutschen und nichtdeutschen Zivilisten, Vertreibung, Enteignung, Zwangsumsiedlung, Zwangsarbeit, Kindeswegnahme, Zwangsabtreibungen und schließlich Massenmord.[1]
https://de.wikipedia.org/
Die Verbrechen der Angeklagten
Das Germanisierungsprogramm der Nationalsozialisten verstand die „Eindeutschung“ der annektierten Gebiete als „Festigung deutschen Volkstums“, die administrativen Maßnahmen wurden unter dem Begriff der Volkstumspolitik zusammengefasst.
Am Beispiel der annektierten Teile Polens umfasste diese Volkstumspolitik:
Das Germanisierungsprogramm der Nationalsozialisten verstand die „Eindeutschung“ der annektierten Gebiete als „Festigung deutschen Volkstums“, die administrativen Maßnahmen wurden unter dem Begriff der Volkstumspolitik zusammengefasst.
Am Beispiel der annektierten Teile Polens umfasste diese Volkstumspolitik:
- Vertreibung der Bevölkerung
- Enteignung privaten und öffentlichen Besitzes
- Zwangssterilisation zur Verhinderung von Geburten
- Zwangsabtreibung und Eheverbot
- Verschleppung von Kindern und deren Eingliederung in die eigene Nation
- Verschleppung von Zivilpersonen zur NS-Zwangsarbeit
- Ermordung der nationalen Funktionseliten
Die Urteile u.a.
Ulrich Greifelt
* 1896
† 1949 SS-Obergruppenführer
Leiter Dienststelle Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums („Stabhauptamt des RKFDV“)
s s s lebenslänglich
in der Haft verstorben maßgeblich am „Generalplan Ost“ beteiligt
https://de.wikipedia.org/
Siehe auch:
Richard Hermann Hildebrandt
Richard Hermann Hildebrandt (* 13. März 1897 in Worms; † 10. März 1951 in Bydgoszcz) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SS-Führer. Hildebrandt war Reichstagsabgeordneter, SS-Obergruppenführer sowie General der Waffen-SS und General der Polizei. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsverbrecher hingerichtet.
https://de.wikipedia.org/
Nach Kriegsende
Hildebrandt wurde am 24. Dezember 1945 in Wiesbaden verhaftet. Im Prozess Rasse- und Siedlungshauptamt der SS wurde er am 10. März 1948 wegen Kriegsverbrechen, Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 25 Jahren Strafhaft verurteilt.[1]
Zu den kriminellen Aktivitäten, an denen ihm Beteiligung und Verantwortlichkeit nachgewiesen wurden, zählen das Entführen ausländischer Kinder, Zwangsabtreibungen an Ostarbeiterinnen, die Wegnahme der Kinder von Ostarbeitern, illegale und ungerechte Bestrafung von Ausländern für Geschlechtsverkehr mit Deutschen, Behinderung der Fortpflanzung von Angehörigen von Feindstaaten, zwangsweise Evakuierung und Umsiedlung von ausländischen Bevölkerungsgruppen, Zwangseinbürgerung von Angehörigen von Feindstaaten, Verwendung von Angehörigen von Feindstaaten zur Zwangsarbeit sowie seine Mitgliedschaft in der SS.[4]
Anschließend wurde er an Polen ausgeliefert, wo ihm zusammen mit Max Henze der Prozess gemacht wurde und er am 4. November 1949 wegen seiner Vergehen in Danzig-Westpreußen zum Tode verurteilt wurde.[1] Am 25. November 1950 wurde das Urteil durch das Oberste Gericht in Warschau bestätigt. Bei einem erfolglosen Gnadengesuch behauptete er: „Ich kann bei meiner Ehre versichern, daß mein Gewissen rein ist“.[5] Am 10. März 1951 wurde er gehängt.
https://de.wikipedia.org/
Siehe auch "NS-Kriegsverbrechen gegen Polen":
- Kinder für Führer und Reich: Nazi-Lebensborn e.V., Nazi-Kinderraub und Zwangsgermanisierung >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren beim Amtsgericht Mosbach: NS-Zwangssterilisation >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren: Polnische NS-Zwangsarbeiter in Mosbach - Baden. - Konkrete Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach >>>
Siehe auch Inhalt dieser Kategorie "NS-Reparationen und Entschädigungen":
- NS-Reparationen und NS-Entschädigungen >>>
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Italienische Entschädigungsforderungen und NS-Verfahren >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
- NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungen >>>
- Reparationen für deutsche Kolonialverbrechen als Wegbereiter der NS-Verbrechen >>>
Aus der Hölle zurück: Von der Willkür des Überlebens im Konzentrationslager (Die Zeit des Nationalsozialismus – »Schwarze Reihe«) Taschenbuch – 1. Februar 1999
"Der Autor war 1941 als polnisch-katholischer Widerstandskämpfer von der Gestapo verhaftet worden. Er berichtet über seine Odyssee durch sechs Konzentrations-bzw.'Außenlager' und schließlich über seine Flucht auf einem der berüchtigten Todesmärsche durch Bayern. Ebenso sachlich wie bewegend schildert er den ""Alltag"" in den Lagern und die ständige Gratwanderung zwischen Lebenund Tod. Mit seinem Lebensbericht gibt uns Tadeusz Sobolewicz ein überauswertvolles historisches Zeugnis eines politisch Verfolgten."
1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung:
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.
UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.
SIEHE DAZU AUCH:
- Rechtsanwaltlicher und gerichtlicher Umgang mit Sachverständigen-Gutachten in Fallbegleitungen - Verfahrensführungen - Verfahrensbearbeitungen- Verfahrensbegleitungen durch RECHTSANWALT Simon Sommer >>>
- Verfahrensinhaltliche und prozessuale Benachteiligungen des Mandanten von Rechtsanwalt Simon Sommer beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 211/21, 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22, etc. sowie unter amtsseitigen KV-BS-Sonderbänden zu Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Rassismus >>>
1.1 Antrag an das Amtsgericht Mosbach auf gerichtliche Prüfung des am 01.09.2022 von Polen vorgelegten Gutachtens zu von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden
Amtsgericht Mosbach | Wiedergutmachungen und Entschädigungen zu nationalsozialistischem Unrecht und nationalsozialistischen Verbrechen: Anträge an das Amtsgericht Mosbach: |
01.09.2022
6F 9/22 beim AG/FG Mosbach
Zum 83. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und des Beginns
des Nazi-Terror- und Vernichtungskrieges:
OFFIZIELLER ANTRAG AN DAS AMTSGERICHT MOSBACH
auf gerichtliche Prüfung
des heute von Polen vorgelegten Gutachtens
zu Weltkriegsschäden
BEGRÜNDUNG UND GLAUBHAFTMACHUNG:
Hiermit ergeht der offizielle Antrag vom 01.09.2022 an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 zur gerichtlichen Überprüfung des heute von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten immensen Weltkriegsschäden während des Überfalls auf Polen und während der verbrecherischen Nazi-Besatzung sowie zur Fragestellung der Reparationszahlungen von Deutschland an Polen. Zu den Berechnungen der polnischen Kriegsverluste zählen u.a. die Bereiche Demografie, die menschlichen Verluste sowie den materielle Verlusten, Verluste von Kultur- und Kunstgütern sowie von verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren.
Der Antragsteller hat sich bereits früher im Zeitraum von 2008 bis 2009 öffentlich nachweisbar zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischem Unrecht im Zusammenhang mit Polen engagiert.
1.2 Bundestags- und Landtagspetitionen des Antragstellers beim Amtsgericht Mosbach zum Nazi-Kinderraub und zur Nazi-Terrorjustiz im besetzten Polen
Der Antragsteller von NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach seit Sommer 2022 hat bereits in 2009 eine außergerichtliche Aufarbeitung des speziellen Sachverhalts zum Nazi-Kinderraub im besetzten Polen als Teil der von Nazi-Deutschland in Polen verursachten Weltkriegsschäden wie folgt initiiert:
Petition beim DEUTSCHEN BUNDESTAG 3-16-05-008-059396, Auswärtige Angelegenheiten, vom 01.09.2009 : Klärung des internationalen Kinderraubes von 1933-1945 in Polen und der anschließenden Germanisierung der ins Deutsche Reich verbrachten Kinder sowie diesbezüglich weiterführende Petitionen bei Länderparlamenten, wie WD 3-2 0561 Landtag Rheinland-Pfalz vom 15.12.2011 || AB.0316.16 Bayrischer Landtag vom 08.12.2011 || Tgb. Nr. E 1087/ 11 Landtag des Saarlandes vom 13.02.2012 || Bürgerschaft der freien und Hansestadt Hamburg || 20-8 Freie Hansestadt Bremen vom 16.02.2012, etc. Der Deutsche Bundestag hat in 2011 die Anliegen des Antragstellers zu „Internationaler Kindesraub in Polen 1933-1945 und Zwangsgermanisierung“ an Länderparlamente weitergeleitet, die dann wiederum in ihren Absichtsbekundungen diese Aufarbeitungsbemühungen als diskussionswürdige Inhalte in ihr Bildungswesen, in Schüler- und Jugendaustausch und in den internationalen Austausch integriert haben wollen.
Petition beim DEUTSCHEN BUNDESTAG Pet 4-16-007-312-03523 aus 2008, Justiz : Optimierung einer strafrechtlichen Verfolgung von sogenannten Blutrichtern, die sowohl zunächst der Nazi-Terrorjustiz mit Todesurteilen gedient haben als auch nach 1945 dann als ehemalige NS-Funktionseliten in der BRD weiterhin im Amt gewesen sind. Unter R B 3 zu AR-RB 245/2006 nimmt das Bundesministerium der Justiz am 06.06.2008 Stellungnahme im Rahmen des Petitionsverfahrens Pet 4-16-007-312- 03523 nach Aufforderung des Deutschen Bundestages vom 26.05.2008 zum Petitionsanliegen des Antragstellers hinsichtlich der Optimierung einer strafrechtlichen Verfolgung von sogenannten Blutrichtern, die sowohl zunächst der Nazi-Terrorjustiz mit Todesurteilen gedient haben als auch nach 1945 dann als ehemalige NS-Funktionseliten in der BRD weiterhin im Amt gewesen sind. Der Antragsteller bezieht sich u.a. dabei auf die allgemein bekannten Veröffentlichungen zur Justiz im Nationalsozialismus beim Bundesministerium der Justiz. Konkretes Beispiel dieser Verfahren ist der deutsche Blutrichter Kurt Bode, der u. a. die Verteidiger der Danziger Post zum Tode verurteilt hat. Am 25.05.1998 wurde dieses Bode-Urteil vom Landgericht Lübeck aufgehoben, weil nachgewiesen wurde, dass der NS-Blutrichter Kurt Bode vorsätzliche Rechtsbeugung begangen hatte. Im Dezember 2000 zahlte die Bundesregierung eine Entschädigung an die Angehörigen der von Kurt Bode zum Tode Verurteilten aus Danzig.
Siehe dazu auch:
- Frühere außergerichtliche NS-Aufarbeitungsbemühungen des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach von 2005 bis 2011 >>>
- Kinder für Führer und Reich: Lebensborn, Nazi-Kinderraub und Zwangsgermanisierung >>>
Als wäre ich allein auf der Welt: Der nationalsozialistische Kinderraub in Polen Taschenbuch – 17. Februar 2020
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen werden bis heute durch die deutschen Verbrechen in Polen während des Zweiten Weltkriegs geprägt. Dass vermutlich Zehntausende polnische Kinder von den Nazis nach Rassekriterien ausgesucht, geraubt und "eingedeutscht" wurden, ist vielen Menschen in beiden Ländern gar nicht bewusst. Kaum ein anderes Thema in der deutsch-polnischen Geschichtsforschung weist so viele weiße Flecken auf. Viele der Betroffenen leben noch heute, ohne ihre wahre Identität zu kennen. Dieses Buch versammelt erstmals zahlreiche erschütternde Berichte von geraubten Kindern, eine einzigartige Sammlung. Die Polnisch-Redaktion der Deutschen Welle und das polnische Internetportal Interia starteten dazu ein gemeinsames multimediales Projekt mit dem Namen „Geraubte Kinder“.
1.3 Erinnerungs-Antrag vom 26.04.2023 an das Amtsgericht Mosbach auf gerichtliche Prüfung des am 01.09.2022 von Polen vorgelegten Gutachtens zu von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden anlässlich der Rede des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier am 80. Jahrestag am 19.04.2023 zur Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto
KOMMENTAR: >>>
The resolution concerns “the topic of reparations, compensation and remedy related to the German invasion of Poland in 1939 and further occupation” and was put forward by the government’s Plenipotentiary for the Damages Caused by German aggression and Occupation between 1939 and 1945. The resolution “formally confirms that neither during the (communist) People’s Republic of Poland nor after regaining sovereignty in 1989, the issue of reparations, damages, compensation and other forms of repairing the damage caused to Poland and Poles during World War II has not been addressed or closed in any way,” a statement reads. The document confirms that Polish authorities believe no agreement has been concluded in the past on war reparations from Germany and such agreement must be concluded now. In 2022, Poland sent a diplomatic note to Berlin asking for €1.3 trillion in World War II reparations. The same sum was also specified in the resolution, based on the government report on the damages caused by Germany, published in September. As explained in the statement by Prime Minister’s Office, the report specifies the sum of Polish losses, covering all aspects: human, financial, material, loss of cultural heritage and war damage. “The total value (…) does not reflect the enormity of the damage, but is only a conservative, economic calculation of demographic and material losses,” according to the statement. In 1953, Poland’s communist government, under pressure from the Soviet Union, relinquished all claims to war reparations. Moscow wanted to free East Germany, another Soviet satellite, from any liabilities. Polish authorities claim the agreement is invalid since Poland could not negotiate fair compensation at that time.
WIDERSTAND IM WARSCHAUER GHETTO
Jüdische Widerstandskämpfer setzten sich damals gegen die Deportation Zehntausender Bewohner in die Vernichtungslager der SS zur Wehr – obwohl der Kampf wegen der Übermacht der SS von Anfang an praktisch aussichtslos war. Das Warschauer Ghetto war im Herbst 1940 von den deutschen Besatzern errichtet worden. Rund 450.000 Menschen wurden dort auf engstem Raum eingeschlossen. 1942 begannen die Nationalsozialisten mit der Deportation der Juden in Vernichtungs- und Arbeitslager. Zwischen Juli und September wurden 250.000 bis 280.000 Menschen verschleppt oder ermordet. Als am 19. April 1943 SS-Einheiten in das Ghetto einmarschierten, begann der Aufstand des nur schwach bewaffneten jüdischen Widerstandes. Die Kämpfe dauerten bis Mitte Mai. Dabei wurden mehr als 56.000 Juden getötet oder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Sie wollten ein Zeichen setzen: ihre Würde zu bewahren angesichts des sicheren Todes. Sie erhoben sich gegen brutales Unrecht, gegen Willkür, gegen Terror, gegen das Morden. Ihr Mut strahlte über Warschau hinaus und machte anderen Mut. Ihr Mut strahlt auch hinein in unsere Gegenwart heute.
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6F 9/22
Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach
+49626187460, +49626187639
1403||(2022)-Z5 2085/2022
Bundesminister der Justiz,
Dr. Marco Buschmann
Mohrenstraße 37, 10117 Berlin
+4930185809525
poststelle@bmj.bund.de JUMRIX-E-1402-41/878/4
JUMRIX-E-1402-41/878/28
JUMRIX-E-1402-41/878/36
Ministerin Marion Gentges
Ministerium der Justiz und für Migration
Baden-Württemberg
Schillerplatz 4, 70173 Stuttgart
+497112792264
Botschaft der Republik Polen in Berlin
Lassenstr. 19-21, 14193 Berlin-Grunewald
Fax: +49 30 22313 155
E-Mail: berlin.amb.sekretariat@msz.gov.pl
Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de
Antrag auf amtsseitige Verfügung an das Amtsgericht Mosbach
zu 6F 9/22, 6F 2/22, 6F 202/21, 6F 2/23:
Erinnerungs-Antrag vom 26.04.2023 auf gerichtliche Prüfung des am 01.09.2022
von Polen vorgelegten Gutachtens zu von den Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden anlässlich der Rede des Bundespräsidenten
Frank-Walter Steinmeier am 80. Jahrestag am 19.04.2023
zur Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto.
Erfahrungen mit Thematisierungen der NS-Problematik beim Amtsgericht Mosbach
Bereits beginnend seit dem 03.06.2022 hat der AS konkrete NS- und Rechtsextremismus-Verfahren nachweisbar beim AMTSGERICHT MOSBACH unter benannten Aktenzeichen initiiert. Sowohl das JUSTIZMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG u.a. am 20.06.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/4 sowie am 20.12.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/28 als auch der LANDTAG BADEN-WÜRTTEMBERG am 10.03.2023 zu PETITION 17/1464 benennen EXLPZIT u.a. vom AS seit 03.06.2022 beim AMTSGERICHT MOSBACH beantragte Verfahren zur juristischen Aufarbeitung von nationalsozialistischem Unrecht und nationalsozialistischen Verbrechen, d.h. sowohl strafrechtliche Verfahren gemäß § 158 StPO als auch Wiederaufnahmeverfahren sowie Verfahren der gerichtlichen Prüfungen und Beteiligungen.
Das AG MOS bestätigt sowohl mit der Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 9/22 als auch mit der Mitteilung vom 20.03.2023 unter 6F 2/23, u.a. vom AS gemäß § 158 StPO initiierte NS-Verfahren, auch zu Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in der Mosbacher Region, beim AMTSGERICHT MOSBACH-BADEN in SONDERBÄNDEN anzulegen. Das AMTSGERICHT MOSBACH hat jedoch seinerseits seit dem 03.06.2022 zu beantragten NS-und Rechtsextremismus-Verfahren nachweisbar eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat bisher EXPLIZIT VERSAGT und NICHT AUSGESTELLT.
BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER ZU NS-VERBRECHEN IN POLEN IM APRIL 2023
BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER bekennt sich am 19.04.2023 zur deutschen Verantwortung für die NS–Verbrechen zum 80. Jahrestag des Gedenkens an den Warschauer Aufstand: „Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viel zu wenige andere Täter sich verantworten mussten nach dem Krieg. Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben. Als deutscher Bundespräsident stehe ich heute vor Ihnen und verneige mich vor den mutigen Kämpfern im Warschauer Ghetto. Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Toten. Wir Deutsche wissen um unsere Verantwortung und wir wissen um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten uns hinterlassen haben. Wir nehmen ihn an. Deutsche haben Polen überfallen. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ein Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschen das Leben kosten sollte, darunter viele Millionen Polinnen und Polen. Ein Krieg, der hier und im Osten Europas zu einem mörderischen Vernichtungskrieg wurde. Ein Krieg, der in die Barbarei führte. Das meine ich, wenn ich von unserer Verantwortung vor der Geschichte spreche. Wir Deutsche werden dieser Verantwortung für die Verteidigung von Frieden und Freiheit gerecht. Ich bekenne mich zu unserer Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit und zu unserer Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft!"
POLNISCHE WELTKRIEGS-REPARATIONSFORDERUNGEN BEIM AMTSGRICHT MOSBACH
Bereits am 01.09.2022 erging der offizielle Antrag an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 auf amtsseitige Verfügung zur gerichtlichen Überprüfung des von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten immensen Weltkriegsschäden während des Überfalls auf Polen und während der verbrecherischen Nazi-Besatzung sowie zur Fragestellung der Reparationszahlungen von Deutschland an Polen. Zu den Berechnungen der polnischen Kriegsverluste zählen u.a. die Bereiche Demografie, die menschlichen Verluste sowie materielle Verluste, Verluste von Kultur- und Kunstgütern sowie von verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren. Die Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigung seitens des Amtsgerichts Mosbach steht seit dem 01.09.2022 immer noch aus.
Hiermit ergeht der offizielle Antrag vom 26.04.2023 an das Amtsgericht Mosbach auf amtsseitige Verfügung zu 6F 9/22, 6F 2/22, 6F 202/21, 6F 2/23 zur gerichtlichen Überprüfung des von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten Weltkriegsschäden als ERINNERUNGSANTRAG an den bereits seit 01.09.2022 vorliegenden Antrag unter 6F 9/22 zum 83. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und des Beginns des Nazi-Terror- und Vernichtungskrieges sowie gemäß den Aussagen des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier vom 19.04.2023 zu deutschen NS-Verbrechen in Polen.
UNGLEICHBEHANDLUNG DER OPFER; FEHLENDE SOUVERÄNE ENTSCHEIDUNG POLENS
Polnische NS-Opfer und NS-Verfolgte haben seinerzeit einmalig eine Zahlung bekommen. In anderen westlichen Ländern, zum Beispiel auch in Israel, erhielten NS-Opfer Leistungen bis zu ihrem Lebensende. Diese Ungleichbehandlung der Opfer und Diskriminierung von NS-Opfergruppen ist nicht hinnehmbar. Der Verzicht auf polnische Reparationsforderungen in 1953 kam unter der kommunistischen polnischen Regierung während dem Druck der Sowjetunion auf den polnischen Satellitenstaat zustande. Diese Verzichtserklärung ist nicht hinnehmbar, weil sie auf keiner souveränen Entscheidung des polnischen Staates basiert.
Die Mosbacher Justiz hat, wie bereits zuvor erläutert, Erfahrungen im juristischen Umgang mit Verfahren zur juristischen Aufarbeitung von nationalsozialistischem Unrecht und nationalsozialistischen Verbrechen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl
1.4 DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 10.09.2023 gegen den fallverantwortlichen Spruchkörper am AMTSGERICHT MOSBACH unter SONDERBÄNDEN ausgehend von 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 OLG KA wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT… (A) … bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022
beantragten GERICHTLICHEN PRÜFUNG DES GUTACHTENS DER POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN IN POLEN
(B) … bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN VON NS-MASSENMORDVERBRECHEN AN MENSCHEN MIT POLNISCHEM UND OSTEUROPÄISCHEM HINTERGRUND sowie bei NAZI-MASSENKINDESENTFÜHRUNGEN AUS POLEN UND ZWANGSGERMANISIERUNGEN
6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23,
6F 2/22 = 16 WF 43/23 OLG KA
Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach
1403||(2022)-Z5 2085/2022
Bundesminister der Justiz,
Dr. Marco Buschmann
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JUMRIX-E-1402-41/878/4
JUMRIX-E-1402-41/878/28
JUMRIX-E-1402-41/878/36
Ministerin Marion Gentges
Ministerium der Justiz und für Migration
Baden-Württemberg
Schillerplatz 4, 70173 Stuttgart
+497112792264
E 313/1 – 12/2022
Präsidentin des Landgerichts Mosbach
Jutta Kretz
Hauptstraße 110, 74821 Mosbach
Botschaft der Republik Polen in Berlin
Lassenstr. 19-21, 14193 Berlin-Grunewald
Fax: +49 30 22313 155
E-Mail: berlin.amb.sekretariat@msz.gov.pl
16 WF 43/23 bzw. AG MOS 6F 2/22
Oberlandesgericht Karlsruhe
Hoffstr. 10
76133 Karlsruhe
Fax: +497219265003
DATUM : 10.09.2023
Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de
DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 10.09.2023 gegen den fallverantwortlichen Spruchkörper am AMTSGERICHT MOSBACH unter SONDERBÄNDEN ausgehend von 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 OLG KA wegen
AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT…
(A) … bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022
beantragten GERICHTLICHEN PRÜFUNG DES GUTACHTENS DER POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN IN POLEN
(B) … bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN VON
NS-MASSENMORDVERBRECHEN AN MENSCHEN MIT POLNISCHEM UND OSTEUROPÄISCHEM HINTERGRUND sowie bei
NAZI-MASSENKINDESENTFÜHRUNGEN AUS POLEN UND ZWANGSGERMANISIERUNGEN
Sehr geehrte Damen und Herren,
Inhaltsverzeichnis
1. Erfahrungen mit Thematisierungen der juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen beim Amtsgericht Mosbach in amtsseitigen Sonderbänden 2
2. BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER IM APRIL 2023 ZU DEUTSCHER VERANTWORTUNG FÜR NS-VERBRECHEN IN POLEN 2
3. AUSSENMINISTERIN BAERBOCK IM SEPTEMBER 2023 ZUM 84. JAHRESTAG DES DEUTSCHEN ÜBERFALLS AUF POLEN 3
4. Ungleichbehandlung der Opfer; fehlende souveräne Entscheidung Polens 3
5. Gutachten der POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN 3
6. DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 09.09.2023 gegen den fallverantwortlichen Spruchkörper am AMTSGERICHT MOSBACH wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022 beantragten gerichtlichen Prüfung des Gutachtens der polnischen Parlamentskommission zu den von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden in Polen 4
6.1 AMTSSEITIGE UNTÄTIGKEIT bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN von NS-Massenmordverbrechen an Menschen mit polnischem und osteuropäischem Hintergrund sowie von NS-Massenkindesentführungen aus Polen mit Zwangsgermanisierungen 4
1. Erfahrungen mit Thematisierungen der juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen beim Amtsgericht Mosbach in amtsseitigen Sonderbänden
Bereits beginnend seit dem 03.06.2022 hat der AS konkrete NS-, Rechtsextremismus- und Rassismus-Verfahren nachweisbar beim AMTSGERICHT MOSBACH unter benannten Aktenzeichen initiiert.
Das AMTSGERICHT MOSBACH unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23 und 6F 2/22, das Oberlandesgericht Karlsruhe unter 16 WF 43/23; der Landtag von Baden-Württemberg unter PETITION 17/1464; das Justizministerium Baden-Württemberg unter JUMRIX-E-1402-41/878/4 JUMRIX-E-1402-41/878/28, JUMRIX-E-1402-41/878/36 sowohl aus 2022 als auch aus 2023 bestätigen das AG MOS-amtsseitige Anlegen von sogenannten Sonderbänden außerhalb der Akten zu den konkreten Eingaben seit 03.06.2022 hinsichtlich seiner beantragten juristischen Aufarbeitungen von Nationalsozialistischen Verbrechen, NS-Unrecht, von Rechtsextremismus, von Rassismus, von Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit.
2. BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER IM APRIL 2023 ZU DEUTSCHER VERANTWORTUNG FÜR NS-VERBRECHEN IN POLEN
BUNDESPRÄSIDENT FRANK-WALTER STEINMEIER bekennt sich am 19.04.2023 zur deutschen Verantwortung für die NS–Verbrechen zum 80. Jahrestag des Gedenkens an den Warschauer Aufstand: „Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viel zu wenige andere Täter sich verantworten mussten nach dem Krieg. Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben. Als deutscher Bundespräsident stehe ich heute vor Ihnen und verneige mich vor den mutigen Kämpfern im Warschauer Ghetto. Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Toten. Wir Deutsche wissen um unsere Verantwortung und wir wissen um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten uns hinterlassen haben. Wir nehmen ihn an. Deutsche haben Polen überfallen. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ein Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschen das Leben kosten sollte, darunter viele Millionen Polinnen und Polen. Ein Krieg, der hier und im Osten Europas zu einem mörderischen Vernichtungskrieg wurde. Ein Krieg, der in die Barbarei führte. Das meine ich, wenn ich von unserer Verantwortung vor der Geschichte spreche. Wir Deutsche werden dieser Verantwortung für die Verteidigung von Frieden und Freiheit gerecht. Ich bekenne mich zu unserer Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit und zu unserer Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft!"
3. AUSSENMINISTERIN BAERBOCK IM SEPTEMBER 2023 ZUM 84. JAHRESTAG DES DEUTSCHEN ÜBERFALLS AUF POLEN
01.09.2023 - AUSWÄRTIGES AMT: Rede von AUSSENMINISTERIN ANNLENA BAERBOCK bei der Gedenkversammlung anlässlich des 84. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen: „Deutsche Täter zogen von Polen aus eine Blutspur über das Baltikum, Belarus, die Ukraine und Russland bis nach Griechenland und darüber hinaus. Den deutschen Angreifern ging es in diesem Krieg nicht nur darum, Mittel- und Osteuropa militärisch zu unterwerfen. Sie wollten die Menschen und Länder dort versklaven und vernichten, indem sie Städte verbrannten und zerbombten, Millionen erschossen, verhungern ließen, vergasten. Dieser Krieg war ein Krieg gegen die Würde von Menschen. Ein Krieg gegen das Menschsein von Millionen von Kindern, Frauen und Männern in den angegriffenen Ländern. Begonnen in Polen und bewusst geführt mit dem Ziel der Vernichtung von polnischen Männern, Frauen und Kindern. Polen verlor in diesem Krieg ein Fünftel seiner Vorkriegsbevölkerung, also weit mehr als fünf Millionen Menschen. Fünf Millionen Leben, fünf Millionen Geschichten, fünf Millionen mal Zukunft. Fünf Millionen mal nicht nur die Unterwerfung eines Landes, sondern fünf Millionen Mal das Nehmen der menschlichen Würde.“
4. Ungleichbehandlung der Opfer; fehlende souveräne Entscheidung Polens
Polnische NS-Opfer und NS-Verfolgte haben seinerzeit einmalig eine Zahlung bekommen. In anderen westlichen Ländern, zum Beispiel auch in Israel, erhielten NS-Opfer Leistungen bis zu ihrem Lebensende. Diese Ungleichbehandlung der Opfer und Diskriminierung von NS-Opfergruppen ist nicht hinnehmbar. Der Verzicht auf polnische Reparationsforderungen in 1953 kam unter der kommunistischen polnischen Regierung während dem Druck der Sowjetunion auf den polnischen Satellitenstaat zustande. Diese Verzichtserklärung ist nicht hinnehmbar, weil sie auf keiner souveränen Entscheidung des polnischen Staates basiert.
5. Gutachten der POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN
Der erste Band des von der polnischen Parlamentskommission erarbeiteten Gutachtens umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt. Zu den Berechnungen der polnischen Kriegsverluste zählen u.a. die Bereiche Demografie, die wirtschaftliche Bewertung der menschlichen Verluste sowie der materiellen Verluste, Verluste von Kultur- und Kunstgütern sowie von verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren. Dazu zählen auch die Nazi-Massenkindesentführungen aus Polen mit Zwangsgermanisierungen wie unter Kapitel 6.1 erläutert.
6. DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 09.09.2023 gegen den fallverantwortlichen Spruchkörper am AMTSGERICHT MOSBACH wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022 beantragten gerichtlichen Prüfung des Gutachtens der polnischen Parlamentskommission zu den von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden in Polen
Hiermit ergeht o.g. DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE wie zuvor und im Folgenden GLAUBHAFT BEGRÜNDET mit OBJEKTIVEN BEWEISMITTELN:
Bereits am 01.09.2022 erging der offizielle Antrag an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 auf amtsseitige Verfügung zur gerichtlichen Überprüfung des von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten immensen Weltkriegsschäden während des Überfalls auf Polen und während der verbrecherischen Nazi-Besatzung sowie zur Fragestellung der Reparationszahlungen von Deutschland an Polen. Die diesbezügliche Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigung seitens des HIER fallverantwortlichen Spruchkörpers beim Amtsgericht Mosbach steht seit dem 01.09.2022 immer noch aus.
Bereits am 29.04.2023 erging der offizielle ERINNERUNGSANTRAG an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 beim
Oberlandesgericht Karlsruhe auf amtsseitige Verfügung zur gerichtlichen Überprüfung des von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten Weltkriegsschäden als FOLGEANTRAG zu dem bereits seit 01.09.2022 vorliegenden Antrag unter 6F 9/22 zum 83. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und zum Beginn des Nazi-Terror- und Vernichtungskrieges anlässlich der Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum 80. Jahrestag am 19.04.2023 zur Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto und gemäß den Aussagen des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier vom 19.04.2023 zur Verantwortung für deutsche NS-Verbrechen in Polen. Die diesbezügliche Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigung seitens des HIER fallverantwortlichen Spruchkörpers beim Amtsgericht Mosbach steht seit dem 29.04.2023 immer noch aus.
6.1 AMTSSEITIGE UNTÄTIGKEIT bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN von NS-
Massenmordverbrechen an Menschen mit polnischem und osteuropäischem Hintergrund sowie von NS-Massenkindesentführungen aus Polen mit Zwangsgermanisierungen
Die diesbezüglichen Eingangs- und Weiterbearbeitungs- bzw. Weiterleitungsbestätigungen seitens des HIER fallverantwortlichen Spruchkörpers beim Amtsgericht Mosbach stehen seit Sommer 2022 bezgl. der jeweiligen konkreten Nazi-Verbrechenskomplexe immer noch aus.
Dazu zählen NACHWEISBAR auch die AMTSSEITIG beim Amtsgericht Mosbach IGNORIERTEN juristischen Aufarbeitungen von ZWANGSGERMANISIERUNGEN der von Nazi-Deutschland aus den besetzten Gebieten in Polen entführten Kinder ausgehend vom AS-Eingaben an das Amtsgericht Mosbach u.a. unter 6F 2/22 = 16 WF 43/23 beim
Oberlandesgericht Karlsruhe am 14.08.2023, 06.04.2023, 20.03.2023 sowie unter 6F 9/22 am 01.09.2022, 25.07.2022, 05.07.2022, 04.07.2022, 03.07.2022, 07.06.2022, 29.05.2022 sowie unter 6F 202/21 am 24.03.2023, 20.03.2023, 19.03.2023 sowie unter 6F 2/23 am 24.03.2023, 20.03.2023, 19.03.2023 hinsichtlich…
… Konkrete Petition des AS beim DEUTSCHEN BUNDESTAG 3-16-05-008-059396, Auswärtige Angelegenheiten, vom 01.09.2009 bis 2012 : Klärung des internationalen Kinderraubes von 1933-1945 in Polen und der anschließenden ZWANGSGERMANISIERUNG der ins Deutsche Reich verbrachten Kinder sowie diesbezüglich weiterführende Petitionen bei Länderparlamenten, wie WD 3-2 0561 Landtag Rheinland-Pfalz vom 15.12.2011 || AB.0316.16 Bayrischer Landtag vom 08.12.2011 || Tgb. Nr. E 1087/ 11 Landtag des Saarlandes vom 13.02.2012 || Bürgerschaft der freien und Hansestadt Hamburg || 20-8 Freie Hansestadt Bremen vom 16.02.2012, etc. Der Deutsche Bundestag hat in 2011 die Anliegen des Antragstellers zu „Internationaler Kindesraub in Polen 1933-1945 und Zwangsgermanisierung“ an Länderparlamente weitergeleitet, die dann wiederum in ihren Absichtsbekundungen die diesbezüglichen Aufarbeitungsbemühungen als diskussionswürdige Inhalte in ihr Bildungswesen, in Schüler- und Jugendaustausch und in den internationalen Austausch integriert haben wollen.
Dazu zählen u.a. auch…
Nazi-Massenhinrichtungen von polnischen Zwangsarbeitern:
… wie AS-Anträge vom 17.12., 18.12., 22.12.2022 und 09.04.2023 unter 6F 9/22 = 16 WF 43/23 beim Oberlandesgericht Karlsruhe, 6F 202/21, 6F 2/22, 6F 2/23 an das Amtsgericht Mosbach zu juristischen Aufarbeitungen konkreter Tatbeteiligungen an NS-Massenhinrichtungen von polnischen Zwangsarbeitern in der Mosbacher Region wegen sogenannter „geschlechtsvertraulicher Beziehungen zu deutschen Frauen“: u.a. Zwei Fälle aus heutigem Neckar-Odenwald-Kreis: a) 1941 in Oberschefflenz Wladyslaw Skrzypacz b) 1942 in Hardheim Stanislaw Piaskowski.
Dazu zählen u.a. auch…
Nazi-Massentötungen von Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen:
… wie AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 = 16 WF 43/23 beim Oberlandesgericht Karlsruhe vom 11.06., 19.06., 17.12.2022 zu Nazi-Massenmordverbrechen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe: Hier Tatbeteiligungen am Nazi-Massenmordaktionen an Babys und Kindern, d.h. hier konkret an Kindern von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen während der Nazi-Massentötungen in Ausländerkinderpflegestätten, NS-Entbindungsheimen und in anderen Einrichtungen.
Dazu zählen u.a. auch…
… STRAFANZEIGEN vom 15.08.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 beim Oberlandesgericht Karlsruhe wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung bei nationalsozialistisch-rechtsextremistisch orientierten fremdenfeindlichen Übergriffen und rassistischen Angriffen gegen s.g. „Unter“-Menschen aus Osteuropa und Südosteuropa mit Referenzen und Assoziationen zum Nazi-Angriffs-Terror- und Vernichtungskrieg, zur Ausbeutung und Vernichtung im NS-Zwangsarbeitersystem, zu Nazi-Massentötungen von Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen, zu Massenhinrichtungen osteuropäischer Männer in Beziehungen mit deutschen Frauen mit Hitlergruß und Nazi-Parolen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl
1.7 DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDEN vom 18.09.2023 wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT gegen die fallverantwortlichen Spruchkörper beim Oberlandesgericht Karlsruhe unter 16 WF 43/23… (A) … bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022 beantragten GERICHTLICHEN PRÜFUNG DES GUTACHTENS DER POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN IN POLEN (B) … bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN VON NS-MASSENMORDVERBRECHEN AN MENSCHEN MIT POLNISCHEM UND OSTEUROPÄISCHEM HINTERGRUND sowie bei NAZI-MASSENKINDESENTFÜHRUNGEN AUS POLEN UND ZWANGSGERMANISIERUNGEN, insbesondere in der Region Mosbach-Baden.
16 WF 43/23
Oberlandesgericht Karlsruhe
Hoffstr. 10
76133 Karlsruhe
Botschaft der Republik Polen in Berlin
Lassenstr. 19-21, 14193 Berlin-Grunewald
Ministerin Marion Gentges
Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg
Schillerplatz 4
70173 Stuttgart
DATUM : 18.09.2023
Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de
DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDEN vom 18.09.2023
wegen AMTSSEITIGER UNTÄTIGKEIT
gegen die fallverantwortlichen Spruchkörper beim Oberlandesgericht Karlsruhe
unter 16 WF 43/23…
(A) … bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022
beantragten GERICHTLICHEN PRÜFUNG DES GUTACHTENS DER POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN IN POLEN
(B) … bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN VON
NS-MASSENMORDVERBRECHEN AN MENSCHEN MIT POLNISCHEM UND OSTEUROPÄISCHEM HINTERGRUND sowie bei
NAZI-MASSENKINDESENTFÜHRUNGEN AUS POLEN UND ZWANGSGERMANISIERUNGEN,
insbesondere in der Region Mosbach-Baden
Sehr geehrte Damen und Herren,
1. BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER IM APRIL 2023 ZU DEUTSCHER VERANTWORTUNG FÜR NS-VERBRECHEN IN POLEN
BUNDESPRÄSIDENT FRANK-WALTER STEINMEIER bekennt sich am 19.04.2023 zur deutschen Verantwortung für die NS–Verbrechen zum 80. Jahrestag des Gedenkens an den Warschauer Aufstand: „Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viel zu wenige andere Täter sich verantworten mussten nach dem Krieg. Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben. Als deutscher Bundespräsident stehe ich heute vor Ihnen und verneige mich vor den mutigen Kämpfern im Warschauer Ghetto. Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Toten. Wir Deutsche wissen um unsere Verantwortung und wir wissen um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten uns hinterlassen haben. Wir nehmen ihn an. Deutsche haben Polen überfallen. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ein Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschen das Leben kosten sollte, darunter viele Millionen Polinnen und Polen. Ein Krieg, der hier und im Osten Europas zu einem mörderischen Vernichtungskrieg wurde. Ein Krieg, der in die Barbarei führte. Das meine ich, wenn ich von unserer Verantwortung vor der Geschichte spreche. Wir Deutsche werden dieser Verantwortung für die Verteidigung von Frieden und Freiheit gerecht. Ich bekenne mich zu unserer Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit und zu unserer Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft!"
2. AUSSENMINISTERIN BAERBOCK IM SEPTEMBER 2023 ZUM 84. JAHRESTAG DES DEUTSCHEN ÜBERFALLS AUF POLEN
01.09.2023 - AUSWÄRTIGES AMT: Rede von AUSSENMINISTERIN ANNLENA BAERBOCK bei der Gedenkversammlung anlässlich des 84. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen: „Deutsche Täter zogen von Polen aus eine Blutspur über das Baltikum, Belarus, die Ukraine und Russland bis nach Griechenland und darüber hinaus. Den deutschen Angreifern ging es in diesem Krieg nicht nur darum, Mittel- und Osteuropa militärisch zu unterwerfen. Sie wollten die Menschen und Länder dort versklaven und vernichten, indem sie Städte verbrannten und zerbombten, Millionen erschossen, verhungern ließen, vergasten. Dieser Krieg war ein Krieg gegen die Würde von Menschen. Ein Krieg gegen das Menschsein von Millionen von Kindern, Frauen und Männern in den angegriffenen Ländern. Begonnen in Polen und bewusst geführt mit dem Ziel der Vernichtung von polnischen Männern, Frauen und Kindern. Polen verlor in diesem Krieg ein Fünftel seiner Vorkriegsbevölkerung, also weit mehr als fünf Millionen Menschen. Fünf Millionen Leben, fünf Millionen Geschichten, fünf Millionen mal Zukunft. Fünf Millionen mal nicht nur die Unterwerfung eines Landes, sondern fünf Millionen Mal das Nehmen der menschlichen Würde.“
3. Ungleichbehandlung der Opfer; fehlende souveräne Entscheidung Polens
Polnische NS-Opfer und NS-Verfolgte haben seinerzeit einmalig eine Zahlung bekommen. In anderen westlichen Ländern, zum Beispiel auch in Israel, erhielten NS-Opfer Leistungen bis zu ihrem Lebensende. Diese Ungleichbehandlung der Opfer und Diskriminierung von NS-Opfergruppen ist nicht hinnehmbar. Der Verzicht auf polnische Reparationsforderungen in 1953 kam unter der kommunistischen polnischen Regierung während dem Druck der Sowjetunion auf den damaligen polnischen Satellitenstaat zustande. Diese Verzichtserklärung ist nicht hinnehmbar, weil sie auf keiner souveränen Entscheidung des polnischen Staates basiert.
4. Gutachten der POLNISCHEN PARLAMENTSKOMMISSION ZU DEN VON NAZI-DEUTSCHLAND VERURSACHTEN WELTKRIEGSSCHÄDEN
Der erste Band des von der polnischen Parlamentskommission erarbeiteten Gutachtens umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt. Zu den Berechnungen der polnischen Kriegsverluste zählen u.a. die Bereiche Demografie, die wirtschaftliche Bewertung der menschlichen Verluste sowie der materiellen Verluste, Verluste von Kultur- und Kunstgütern sowie von verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren. Dazu zählen auch die Nazi-Massenkindesentführungen aus Polen mit den anschließenden Zwangsgermanisierungen im Dritten Deutschen Reich wie unter Kapitel 6.1 erläutert.
5. AMTSSEITIGE UNTÄTIGKEIT beim Amtsgericht Mosbach und Oberlandesgericht Karlsruhe bei der bereits vor einem Jahr am 01.09.2022 beantragten gerichtlichen Prüfung des Gutachtens der polnischen Parlamentskommission zu den von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden in Polen
Das Oberlandesgericht Karlsruhe wurde unter 16 WF 43/23 ordnungsgemäß auf die diesbezüglichen Vorgänge beim Amtsgericht Mosbach hingewiesen und ist zu den HIER beantragten juristischen Aufarbeitungen von vorliegenden Sachverhalten KONKRETER Tatkomplexe bei NS-Verbrechen bisher ebenfalls untätig geblieben. Das Oberlandesgericht Karlsruhe wurde unter 16 WF 43/23 ordnungsgemäß daraufhin gewiesen, die vom Amtsgericht Mosbach angelegten SONDERBÄNDE außerhalb der Akten zu NS- und Rechtsextremismusverfahren bei seiner gerichtlichen Prüfung hinzu zu ziehen, was das Oberlandesgericht Karlsruhe jedoch verweigert hat.
Bereits am 01.09.2022 erging der offizielle Antrag an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 auf amtsseitige Verfügung zur gerichtlichen Überprüfung des von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten immensen Weltkriegsschäden während des Überfalls auf Polen und während der verbrecherischen Nazi-Besatzung sowie zur Fragestellung der Reparationszahlungen von Deutschland an Polen. Die diesbezügliche Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigung seitens des HIER fallverantwortlichen Spruchkörpers beim Amtsgericht Mosbach steht seit dem 01.09.2022 immer noch aus.
Bereits am 29.04.2023 erging der offizielle ERINNERUNGSANTRAG an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 beim Oberlandesgericht Karlsruhe auf amtsseitige Verfügung zur gerichtlichen Überprüfung des von Polen vorgelegten Gutachtens zu den von Nazi-Deutschland angerichteten Weltkriegsschäden als FOLGEANTRAG zu dem bereits seit 01.09.2022 vorliegenden Antrag unter 6F 9/22 zum 83. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und zum Beginn des Nazi-Terror- und Vernichtungskrieges anlässlich der Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum 80. Jahrestag am 19.04.2023 zur Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto und gemäß den Aussagen des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier vom 19.04.2023 zur Verantwortungsübernahme für deutsche NS-Verbrechen in Polen. Die diesbezügliche Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigung seitens des HIER fallverantwortlichen Spruchkörpers beim Amtsgericht Mosbach steht seit dem 29.04.2023 immer noch aus.
5.1 AMTSSEITIGE UNTÄTIGKEIT beim Amtsgericht Mosbach und Oberlandesgericht Karlsruhe bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN Nazi-Massenkindesentführungen aus Polen mit Zwangsgermanisierungen
Das Oberlandesgericht Karlsruhe wurde unter 16 WF 43/23 ordnungsgemäß auf die diesbezüglichen Vorgänge beim Amtsgericht Mosbach hingewiesen und ist zu den HIER beantragten juristischen Aufarbeitungen von vorliegenden Sachverhalten KONKRETER Tatkomplexe bei NS-Verbrechen bisher ebenfalls untätig geblieben. Das Oberlandesgericht Karlsruhe wurde unter 16 WF 43/23 ordnungsgemäß daraufhin gewiesen, die vom Amtsgericht Mosbach angelegten SONDERBÄNDE außerhalb der Akten zu NS- und Rechtsextremismusverfahren bei seiner gerichtlichen Prüfung hinzu zu ziehen, was das Oberlandesgericht Karlsruhe jedoch verweigert hat.
Dazu zählen NACHWEISBAR auch die AMTSSEITIG beim Amtsgericht Mosbach IGNORIERTEN juristischen Aufarbeitungen von ZWANGSGERMANISIERUNGEN der von Nazi-Deutschland aus den besetzten Gebieten in Polen entführten Kinder ausgehend vom AS-Eingaben an das Amtsgericht Mosbach u.a. unter 6F 2/22 = 16 WF 43/23 beim
Oberlandesgericht Karlsruhe am 14.08.2023, 06.04.2023, 20.03.2023 sowie unter 6F 9/22 am 01.09.2022, 25.07.2022, 05.07.2022, 04.07.2022, 03.07.2022, 07.06.2022, 29.05.2022 sowie unter 6F 202/21 am 24.03.2023, 20.03.2023, 19.03.2023 sowie unter 6F 2/23 am 24.03.2023, 20.03.2023, 19.03.2023 hinsichtlich…
… Konkrete Petition des AS beim DEUTSCHEN BUNDESTAG 3-16-05-008-059396, Auswärtige Angelegenheiten, vom 01.09.2009 bis 2012 : Klärung des internationalen Kinderraubes von 1933-1945 in Polen und der anschließenden ZWANGSGERMANISIERUNG der ins Deutsche Reich verbrachten Kinder sowie diesbezüglich weiterführende Petitionen bei Länderparlamenten, wie WD 3-2 0561 Landtag Rheinland-Pfalz vom 15.12.2011 || AB.0316.16 Bayrischer Landtag vom 08.12.2011 || Tgb. Nr. E 1087/ 11 Landtag des Saarlandes vom 13.02.2012 || Bürgerschaft der freien und Hansestadt Hamburg || 20-8 Freie Hansestadt Bremen vom 16.02.2012, etc. Der Deutsche Bundestag hat in 2011 die Anliegen des Antragstellers zu „Internationaler Kindesraub in Polen 1933-1945 und Zwangsgermanisierung“ an Länderparlamente weitergeleitet, die dann wiederum in ihren Absichtsbekundungen die diesbezüglichen Aufarbeitungsbemühungen als diskussionswürdige Inhalte in ihr Bildungswesen, in Schüler- und Jugendaustausch und in den internationalen Austausch integriert haben wollen.
5.2 AMTSSEITIGE UNTÄTIGKEIT beim Amtsgericht Mosbach und Oberlandesgericht Karlsruhe bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN von NS-Massenmordverbrechen an Menschen mit polnischem und osteuropäischem Hintergrund
Das Oberlandesgericht Karlsruhe wurde unter 16 WF 43/23 ordnungsgemäß auf die diesbezüglichen Vorgänge beim Amtsgericht Mosbach hingewiesen und ist zu den HIER beantragten juristischen Aufarbeitungen von vorliegenden Sachverhalten KONKRETER Tatkomplexe bei NS-Verbrechen bisher ebenfalls untätig geblieben. Das Oberlandesgericht Karlsruhe wurde unter 16 WF 43/23 ordnungsgemäß daraufhin gewiesen, die vom Amtsgericht Mosbach angelegten SONDERBÄNDE außerhalb der Akten zu NS- und Rechtsextremismusverfahren bei seiner gerichtlichen Prüfung hinzu zu ziehen, was das Oberlandesgericht Karlsruhe jedoch verweigert hat.
Die diesbezüglichen Eingangs- und Weiterbearbeitungs- bzw. Weiterleitungsbestätigungen seitens des HIER fallverantwortlichen Spruchkörpers beim Amtsgericht Mosbach stehen seit Sommer 2022 bezgl. der jeweiligen konkreten Nazi-Verbrechenskomplexe immer noch aus. Das Amtsgericht Mosbach verletzt im Kontext von Strafanzeigen dabei EXPLIZIT die gesetzliche Vorgabe aus § 158 StPO: „Dem Verletzten ist auf Antrag der Eingang seiner Anzeige schriftlich zu bestätigen. Die Bestätigung soll eine kurze Zusammenfassung der Angaben des Verletzten zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat enthalten.“ Und dies vor dem Hintergrund der NS-Prozesse im 21. Jahrhundert.
Dazu zählen u.a. auch…
Nazi-Massenhinrichtungen von polnischen Zwangsarbeitern:
… wie AS-Anträge vom 17.12., 18.12., 22.12.2022 und 09.04.2023 unter 6F 9/22 = 16 WF 43/23 beim Oberlandesgericht Karlsruhe, 6F 202/21, 6F 2/22, 6F 2/23 an das Amtsgericht Mosbach zu juristischen Aufarbeitungen konkreter Tatbeteiligungen an NS-Massenhinrichtungen von polnischen Zwangsarbeitern in der Mosbacher Region wegen sogenannter „geschlechtsvertraulicher Beziehungen zu deutschen Frauen“: u.a. Zwei Fälle aus heutigem Neckar-Odenwald-Kreis: a) 1941 in Oberschefflenz Wladyslaw Skrzypacz b) 1942 in Hardheim Stanislaw Piaskowski.
Dazu zählen u.a. auch…
Nazi-Massentötungen von Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen:
… wie AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 vom 11.06., 19.06., 17.12.2022 zu Nazi-Massenmordverbrechen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe: Hier Tatbeteiligungen am Nazi-Massenmordaktionen an Babys und Kindern, d.h. hier konkret an Kindern von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen während der Nazi-Massentötungen in Ausländerkinderpflegestätten, NS-Entbindungsheimen und in anderen Einrichtungen.
5.3 AMTSSEITIGE UNTÄTIGKEIT beim Amtsgericht Mosbach und Oberlandesgericht Karlsruhe bei den beantragten JURISTISCHEN AUFARBEITUNGEN von rechtsextremistischen Straftaten gegen Menschen mit osteuropäischem Hintergrund
Dazu zählen u.a. auch…
… STRAFANZEIGEN vom 15.08.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23, 6F 2/22 = 16 WF 43/23 beim Oberlandesgericht Karlsruhe wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung bei nationalsozialistisch-rechtsextremistisch orientierten fremdenfeindlichen Übergriffen und rassistischen Angriffen gegen s.g. „Unter“-Menschen aus Osteuropa und Südosteuropa mit Referenzen und Assoziationen zum Nazi-Angriffs-Terror- und Vernichtungskrieg, zur Ausbeutung und Vernichtung im NS-Zwangsarbeitersystem, zur Nazi-Terror-Justiz, zum Nazi-Konzentrationslagersystem zu Nazi-Massentötungen von Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen, zu Massenhinrichtungen osteuropäischer Männer in Beziehungen mit deutschen Frauen mit Hitlergruß und Nazi-Parolen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl
1.8 Gerichtlich verfügte Beauftragung der forensischen Sachverständigen aus Kitzingen durch das Amtsgericht Mosbach bezüglich der gerichtlichen und außergerichtlichen Anti-Nazi-Aktivitäten des Antragstellers
Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten.
Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute. Siehe dazu auch Kapitel 5 auf dieser Seite.
Siehe auch "NS-Kriegsverbrechen gegen Polen":
- Kinder für Führer und Reich: Nazi-Lebensborn e.V., Nazi-Kinderraub und Zwangsgermanisierung >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren beim Amtsgericht Mosbach: NS-Zwangssterilisation >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren: Polnische NS-Zwangsarbeiter in Mosbach - Baden. - Konkrete Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach >>>
Siehe auch Inhalt dieser Kategorie "NS-Reparationen und Entschädigungen":
- NS-Reparationen und NS-Entschädigungen >>>
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Italienische Entschädigungsforderungen und NS-Verfahren >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
- NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungen >>>
- Reparationen für deutsche Kolonialverbrechen als Wegbereiter der NS-Verbrechen >>>
2. Online-Artikel und Bücher zu Polnischen Reparationsforderungen
Von Nazis ermordet: Polnische Familie seliggesprochen
Weil eine polnische Familie Jüdinnen und Juden versteckten, wurden sie von den Nazis 1944 ermordet. Nun hat der Vatikan die Familie Ulma seliggesprochen. «Diese polnische Familie war ein helles Licht in der Dunkelheit des Zweiten Weltkriegs», sagte Papst Franziskus. Denn sie setzten dem Hass und der Gewalt die Liebe des Evangeliums entgegen.
Oliver Hinz
Die katholische Kirche hat die polnische Familie Ulma seliggesprochen, die Juden während des Zweiten Weltkriegs auf ihrem Bauernhof versteckte und deshalb 1944 von den deutschen Besatzern erschossen wurde.
Der Leiter der Vatikanbehörde für Heiligsprechungen, Kardinal Marcello Semeraro, gab die Seligsprechung des Landwirts Jozef Ulma, seiner im siebten Monat schwangeren Frau Wiktoria sowie der sechs Kinder im Alter von eineinhalb bis acht Jahren am Sonntag bei einem Gottesdienst in Markowa im Südosten Polens, dem Heimatdorf der Familie, bekannt.
30’000 Teilnehmende
Papst Franziskus hatte die Ermordung der neun Familienmitglieder als Martyrium anerkannt. Bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom würdigte er sie als christliche Vorbilder in dunkler Zeit. Rund 30’000 Menschen waren in Markowa zu der Messe unter freiem Himmel gekommen, darunter etwa 1000 Priester, 80 Bischöfe und Polens Oberrabbiner Michael Schudrich sowie Staatspräsident Andrej Duda und Regierungschef Mateusz Morawiecki.
© KNA
Ohne Maske: Marcello Semeraro erhält von Papst Franziskus das Birett als Zeichen der Kardinalswürde, 28. November 2020.
Semeraro sagte in seiner Predigt: «Im Zeugnis und im Martyrium der Ulmas und ihrer Kinder entdecken wir die Grösse der Familie, den Ort des Lebens, der Liebe und der Fruchtbarkeit neu.» Den neuen Seligen könnten als Fürsprechern bei Gott Hoffnungen, Freuden, Nöte und Sorgen anvertraut werden.
Die katholische Familie Ulma schützte eineinhalb Jahre lang acht Juden und Jüdinnen auf ihrem Bauernhof vor der Deportation in ein nationalsozialistisches Vernichtungslager und der Ermordung. Verraten haben soll sie ein Mann aus einem Nachbarort. Ihm hatte eine versteckte jüdische Familie ihren Besitz anvertraut.
Familie-Ulma-Museum in Polen
Die Nazis ermordeten die acht Juden und Jüdinnen noch vor der Familie Ulma. Die Familie gilt in Polen als Symbol für die Hilfe für Juden und des Märtyrertums während der deutschen Besatzung. 2016 eröffnete Präsident Duda in Markowa ein Familie-Ulma-Museum zu Ehren der Polen, die Juden vor dem Holocaust retteten.
Nationaler Gedenktag
Seit 2018 ist der Jahrestag der Ermordung der Familie Ulma, der 24. März, auf Beschluss Dudas ein nationaler Gedenktag für die polnischen Judenretter. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh den Ulmas 1995 den Ehrentitel «Gerechte unter den Völkern».
© KNA
Polens Präsident Andrzej Duda begrüsst, dass Papst Franziskus die Familie Ulma seligsprechen will.
Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte Papst Franziskus: «Eine ganze Familie wurde von den Nazis ausgelöscht, weil sie verfolgten Juden Unterschlupf gewährten. Sie setzten dem Hass und der Gewalt jener Zeit die Liebe des Evangeliums entgegen. Diese polnische Familie war ein helles Licht in der Dunkelheit des Zweiten Weltkriegs. Mögen sie für uns alle ein Vorbild sein, das wir nachahmen wollen.»
Dankbar für Seligsprechung
Duda dankte Franziskus für die Seligsprechung. «Danke von ganzem Herzen, dass Sie auf die historische Wahrheit jener Zeit, auf das Schicksal der Polen und Juden unter deutscher Besatzung hingewiesen haben», sagte das Staatsoberhaupt in einer fast 20-minütigen Ansprache bei der Seligsprechungsfeier.
Gerechte unter den Völkern
In Polen wird seit Jahren über das Verhalten der eigenen Bevölkerung während des deutschen Völkermords an den Juden diskutiert. Für viel Unmut sorgt der Vorwurf, Polen seien für den Holocaust mitverantwortlich. Laut dem Vizechef des staatlichen Instituts des nationalen Gedenkens, Mateusz Szpytma, ermordeten die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg fast 1000 Polen, weil sie Juden halfen und vor dem Holocaust retten wollten. Der Staat Israel zeichnete bislang mehr als 7200 Polen für die Rettung von Juden und Jüdinnen als «Gerechte unter den Völkern» aus – so viele wie aus keiner anderen Nation. (kna)
https://www.kath.ch/
Papst: Von Nazis ermordete polnische Familie war vorbildlich
10.09.2023 12:47
Vatikan/Polen/Papst/Judentum/NS-Zeit
Familie Ulma erlitt das Martyrium, weil sie acht Juden während des Krieges versteckt hatte
Vatikanstadt, 10.09.2023 (KAP) Die am Sonntag in Polen selig gesprochene Familie Ulma hat Papst Franziskus als vorbildlich für alle Christen bezeichnet. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte er am Sonntag: "Eine ganze Familie wurde von den Nazis ausgelöscht, weil sie verfolgten Juden Unterschlupf gewährten. Sie setzten dem Hass und der Gewalt jener Zeit die Liebe des Evangeliums entgegen. Diese polnische Familie war ein helles Licht in der Dunkelheit des Zweiten Weltkriegs. Mögen sie für uns alle ein Vorbild sein, das wir nachahmen wollen."
Weiter sagte der Papst: "Nach ihrem Beispiel sollten wir uns aufgerufen fühlen, der Macht der Waffen die Macht der Nächstenliebe entgegenzustellen und der Rhetorik der Gewalt die Ausdauer des Gebets." Mit Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine führte Franziskus dann aus: "Verstärken wir unser Gebet für die gequälte Ukraine, die so viel erleidet!"
https://www.kathpress.at/
GETÖTETE FAMILIE WIRD SELIG GESPROCHEN
Der Mörder einer polnischen Familie kommt aus Esens
Eine dramatische Geschichte: Ein Ostfriese ließ eine polnische Familie erschießen. Jetzt wird die Familie Ulma von der katholischen Kirche selig gesprochen. Der Mörder kam aus Esens.
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https://www.nwzonline.de/
Rede von Außenministerin Annalena Baerbock bei der Gedenkversammlung anlässlich des 84. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen
01.09.2023 - Rede
„Wir alle haben das Bedürfnis, ein Mensch zu sein. Ein Mensch, der eine Würde hat.“
Das sagte vor knapp einem Jahr eine 96-jährige Frau zu mir auf dem Friedhof der Aufständischen in Warschau. Wanda Traczyk-Stawska. Eine – ich weiß nicht, ob sie Freundinnen waren – aber eine Mitstreiterin von Anna Świrszczyńska.
Wir standen da, Wanda Traczyk-Stawska und ich auf dem Friedhof der Aufständischen. Und sie erklärte mir, warum sie zur Waffe griff. Warum sie kämpfte. Warum sie Barrikaden baute, wie wir es gerade im Gedicht gehört haben.
Auf dem Friedhof der Aufständischen sind zehntausende Kinder, Frauen und Männer begraben. Menschen, die sich 1944 im Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer erhoben und von Wehrmachtssoldaten und SS-Leuten ermordet wurden.
Wanda Traczyk-Stawska erklärte mir, warum sie zur Waffe griff. Sie, als 17-Jährige. Sie sagte „Ich hatte das noch niemals vorher in der Hand! Aber, wenn ich sterbe, dann möchte ich nicht, dass die Besatzer mir auch noch meine Würde nehmen. Weil wir alle haben das Bedürfnis, ein Mensch zu sein. Ein Mensch, der eine Würde hat.“
Für dieses Menschsein kämpfte sie. Sie überlebte. Ihre Freundinnen nicht.
Wanda Traczyk-Stawska beschrieb mir, was den deutschen Vernichtungskrieg ausmachte. Dieser Krieg, der heute vor 84 Jahren, am 1. September 1939, mit dem Überfall auf Polen eben nicht nur begann, sondern genau dort – und zwar von Tag eins – auf Vernichtung ausgerichtet war.
Und ich bin Ihnen dankbar, Herr Professor Loew, dass Sie das gerade auch so deutlich angesprochen haben, dass wir gerade als Deutsche mit Blick auf Polen das vielleicht nicht immer deutlich genug gesehen haben: Nicht nur ein Angriff. Sondern es ging von Tag eins in Polen um die Vernichtung von einzelnen Menschen.
Deutsche Täter zogen von Polen aus eine Blutspur über das Baltikum, Belarus, die Ukraine und Russland bis nach Griechenland und darüber hinaus. Den deutschen Angreifern ging es in diesem Krieg nicht nur darum, Mittel- und Osteuropa militärisch zu unterwerfen. Sie wollten die Menschen und Länder dort versklaven und vernichten, indem sie Städte verbrannten und zerbombten, Millionen erschossen, verhungern ließen, vergasten.
Dieser Krieg war ein Krieg gegen die Würde von Menschen. Ein Krieg gegen das Menschsein von Millionen von Kindern, Frauen und Männern in den angegriffenen Ländern. Begonnen in Polen und bewusst geführt mit dem Ziel der Vernichtung von polnischen Männern, Frauen und Kindern. Und Mädchen wie der 17-Jährigen Wanda Traczyk-Stawska.
Polen verlor in diesem Krieg ein Fünftel seiner Vorkriegsbevölkerung, also weit mehr als fünf Millionen Menschen. Fünf Millionen Leben, fünf Millionen Geschichten, fünf Millionen mal Zukunft. Fünf Millionen mal nicht nur die Unterwerfung eines Landes, sondern fünf Millionen Mal das Nehmen der menschlichen Würde.
Wanda Traczyk-Stawska führte mich auf dem Friedhof dann vor allem in die neue Gedenkstätte, die jetzt erst, vor einem Jahr, dort eröffnet wurde, als Gedenkstätte an den Warschauer Aufstand.
Dort stand in einem sehr kühlen und nüchternen Raum ein sehr langer Tisch mit einer Karte von Warschau. Und wenn man auf diese Karte schaute, dann sah man erst mal ganz viel Rot. Und wenn man genauer hinschaute, sah man, dass dieses Rot sich zusammensetzte aus vielen kleinen Stecknadeln mit ganz kleinen roten Köpfen. Jede für einen der Menschen, die dort ermordet worden sind. Es waren so viele, dass man sie überhaupt nicht zählen konnte, sondern immer wieder nur die rote Masse sah.
Aber jede einzelne dieser Nadeln stand für ein Menschenleben, für ein Kind, für eine Mutter, für einen Vater, für einen Nachbarn, für einen Bäcker, für einen Freund, die im Warschauer Aufstand getötet wurden. Gezielt ermordet. Gezielt vernichtet.
Wenn wir also heute hier am 1. September an den Überfall auf Polen erinnern, dann sollten wir nicht nur Panzer und Flugzeuge, nicht nur die Invasion einer Armee in eines unserer Nachbarländer im Kopf haben – sondern wir sollten jede einzelne rote Nadel im Kopf haben, jede einzelne Frau, jeden Mann, jede 17-Jährige, die nicht nur ihr Land verteidigen, sondern auch verhindern wollte, dass ihr als Polin ihre Würde, ihr Menschsein genommen wird.
Als ich mit Wanda Traczyk-Stawska auf dem Friedhof stand und sie meine Hand ergriff – zwischen uns mehr als 50 Lebensjahre – da habe ich eine tiefe Dankbarkeit gespürt, dort als Deutsche zu stehen. Weil sie bereit war zur Versöhnung. Aber ich habe auch als Außenministerin noch etwas anderes gespürt: das erneute und tiefe Bewusstsein, dass Versöhnung niemals endet, weil das Nehmen der Würde niemals komplett heilt, sondern über Generationen vererbt wird.
Und so wie jede einzelne dieser roten Nadeln an die Würde eines Menschen erinnert, so ist jede einzelne Nadel auch ein Auftrag für uns Deutsche heute und auf ewig – für unsere ewige Versöhnung mit unseren polnischen Nachbarn und Freunden.
Weil diese Wunden des Nehmens der Menschenwürde in Polen und in Osteuropa immer gegenwärtig sind, auch über Generationen, muss auch unsere Verantwortung, unsere Versöhnung immer gegenwärtig bleiben.
Und daher sind wir heute hier: Um diese Versöhnung über Jahrzehnte weiter zu leben, indem wir nicht nur einmal im Jahr zusammenkommen, sondern indem wir tagtäglich immer wieder über Generationen darüber sprechen, was unseren Nachbarn, den Eltern und Großeltern unserer heutigen Kollegen und Freundinnen im Zweiten Weltkrieg angetan wurde, und wie wir gemeinsam daran arbeiten, dass diese Wunden heilen.
Ich bin sehr dankbar, dass wir heute gemeinsam hier sein können, dass Sie, sehr geehrte Damen und Herren, heute hier sind und wir auch im Namen von Claudia Roth als Staatsministerin die Arbeit für ein Dokumentationszentrum Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa weiter gestalten. Und genauso arbeiten wir an einem Deutsch-Polnischen Haus hier in Berlin, einem Gedenkort für die Opfer des deutschen Krieges gegen Polen, der gleichzeitig ein Ort sein soll, wo Menschen aus unseren beiden Ländern zusammenkommen, tagtäglich, als ganz normale Menschen, für Heilung und Versöhnung. Wo Menschen, 96-jährige, 17-jährige gedenken, begegnen, verstehen.
Diese Woche hast Du, liebe Claudia Roth, gemeinsam mit der Staatsministerin Anna Lührmann, mit Ihnen, Herr Neumärker und Herr Professor Loew ein Eckpunktepapier vorgestellt, damit wir dieses einzigartige Projekt, dieses Deutsch-Polnische Haus, jetzt weiter voranbringen. Und ich bin dankbar, Herr Botschafter, dass Sie heute hier sind und dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.
Wir brauchen diese Arbeit des Erinnerns, um eine Welt des Menschseins und der Menschenwürde zu bewahren und zu stärken. Denn das Wissen um die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs, das Bewusstsein für das Menschheitsverbrechen des Holocaust, der Völkermord an den Jüdinnen und Juden Europas, sie machen uns deutlich, wie unglaublich dankbar wir sein können, dass wir heute in einem Deutschland, in einem Polen, in einem Europa und in einer Weltordnung leben, in denen das Menschsein und die Menschenwürde geschützt sind – und worauf unsere Versöhnung und Heilung gebaut ist.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So steht es in Artikel 1 unseres deutschen Grundgesetzes.
„Das Recht jedes Menschen auf Leben wird gesetzlich geschützt.“ Das sagt Artikel 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ So steht es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.
All das – vom Grundgesetz bis zu den Vereinten Nationen – scheint uns heute selbstverständlich, denn wir, meine Generation, kennen es nicht anders. Aber Demokratie und Freiheit, Frieden und europäische Einigung, Völkerrecht und Menschenrechte hat uns kein historischer Automatismus in den Schoss gelegt.
Mutige Menschen haben sie für uns erkämpft. Mutige Menschen fanden die Kraft zur Versöhnung.
Nach 1945, als ehemalige Feinde die Bundesrepublik und die DDR wieder in die Völkergemeinschaft, aufnahmen, in die Europäische Gemeinschaft und die UNO.
Und 1989, als noch vor den mutigen Menschen in Ostdeutschland unsere östlichen Nachbarn, allen voran Polinnen und Polen, die Diktaturen jenseits des Eisernen Vorhangs ins Wanken brachten und uns dann dem wiedervereinigten Deutschland die Hände reichten in einer gemeinsamen Europäischen Union.
Und daher ist für eine deutsche Außenministerin der 1. September auch ein guter Anlass zu betonen: So wie unsere Nachbarn uns nach 1945 die Hand gereicht haben und so wie sie 1989 bei der deutschen Wiedervereinigung für uns da waren, so stehen wir heute an ihrer Seite.
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine war für uns Deutsche ein Schock. Viele haben ihn früher gesehen. Er hat uns gelehrt, dass Frieden, Freiheit und Sicherheit in Europa auch heute nicht selbstverständlich sind.
Und auch das gab mir Wanda Traczyk-Stawska auf dem Friedhof mit. Sie meinte: „Ich weiß nicht, als 96-Jährige, wie lange ich noch lebe, aber seit dem 24. Februar weiß ich, dass jeder Tag mein Auftrag ist, Ihnen als junge Generation mitzugeben: Tun Sie alles, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Jeden Tag sehe ich dort die 17-Jährigen – so wie ich als 17-Jährige meine Menschenwürde verteidigen wollte.“
Daher betone ich: Deutschland trägt hier eine besondere Verantwortung.
Deswegen stehen wir fest an der Seite der Ukraine, solange sie uns braucht.
Und deswegen sagen wir unseren polnischen Nachbarn heute und an jedem Tag laut und deutlich: Die Sicherheit Osteuropas, die Sicherheit Polens ist Deutschlands Sicherheit.
Ich möchte zum Schluss noch etwas Anderes mit Ihnen teilen von meinem Besuch damals, vor einem Jahr in Warschau. Als wir eigentlich schon gehen wollten und das Protokoll ganz hektisch sagte: Wir müssen jetzt wirklich zu den Autos – da nahm mich Wanda Traczyk-Stawska beim Arm und sagte: „Nein, Sie können nicht gehen, wir müssen noch diesen kleinen Bogen gehen. Ich möchte Ihnen unbedingt etwas zeigen.“
Sie nahm mich beiseite und führte mich zu einer kleinen Statue aus Granit. Vielleicht können sich Einige von Ihnen denken, was für eine Figur. Die Figur einer Frau mit Leichentuch. Diese Statue ist allen Müttern gewidmet, die im Zweiten Weltkrieg ihre Kinder verloren haben.
Und als wir schon weiterwollten meinte sie: „Nein, das Entscheidende haben Sie ja noch gar nicht gesehen. Sie müssen sich hinknien.“ Denn für Versöhnung ist manchmal das Kleine das Wichtigste. Also kniete ich mich hin und schaute auf die eine Seite des Sockels. Dort stand etwas auf Hebräisch. Sie sagte: „Gehen Sie weiter herum.“ Da stand etwas auf Polnisch und auf der nächsten Seite auf Russisch. Da ich alle drei Sprachen leider nicht spreche, wusste ich also immer noch nicht, was dort stand. Dann sagte sie: „Gehen Sie noch um die vierte Ecke herum.“ Und dort stand es, auf Deutsch: das Wort „Mutter“.
Dass es dort auf Deutsch stand, auf dem Friedhof der Aufständischen, wo um die polnischen Mütter getrauert wurde, war eben keine Selbstverständlichkeit, sondern es war der tiefe Ausdruck der Versöhnung.
Und Wanda Traczyk-Stawska sagte zu mir: „Als ich die Bilder aus Dresden gesehen habe, Jahre später, die zerbombten Wohnhäuser deutscher Städte, da wusste ich, wie groß auch der Schmerz deutscher Mütter gewesen ist. Da wusste ich: Wir brauchen Versöhnung, damit niemals wieder in Zukunft Mütter, egal in welchem Land, so trauern und leiden müssen.“
Der Schmerz von Müttern, er ist der Schmerz von Menschen. Und ich glaube, das zu sehen, darum geht es. Immer wieder uns zu vergegenwärtigen, was es am Ende ausmacht, für das Menschsein einzustehen. Und tagtäglich, nicht nur mit Blick auf Gräueltaten, sondern genau an diesen Orten, die wir jetzt bauen – das Deutsch-Polnische Haus – uns das zu vergegenwärtigen, dass wir bei allen Diskussionen und Differenzen, die wir haben, zwischen Menschen, zwischen unseren Ländern, dass wir immer wieder die Menschen sehen.
Genau dafür – und dafür bin ich dankbar – soll das Deutsch-Polnische Haus, an dem wir gemeinsam arbeiten, stehen.
Für einen Ort, an dem man die Menschen sieht.
Für einen Ort, an dem wir uns als Menschen begegnen, als Frauen und Männer, als Kinder, als 17-jährige Deutsche und 96-jährige Polin.
Für einen Ort, für ein Europa, in der das Menschsein und die Menschenwürde aller Kinder, Frauen und Männer sicher ist.
https://www.auswaertiges-amt.de/
BULLETIN
DER
BUNDESREGIERUNG
Nr. 88-1 vom 4. September 2023
Rede der Bundesministerin des Auswärtigen,
Annalena Baerbock,
bei der Gedenkversammlung anlässlich des 84. Jahrestages
des deutschen Überfalls auf Polen
am 1. September 2023 in Berlin:
https://www.bundesregierung.de/
Baerbock erinnert an das Leid der Polen im Zweiten Weltkrieg
Berlin: In der Hauptstadt ist an den 84. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen erinnert worden. Außenministerin Baerbock sagte, von Tag eins an sei der Krieg auf Vernichtung ausgelegt gewesen. Sie erinnerte daran, dass Polen mehr als fünf Millionen Tote zu beklagen hatte - ein Fünftel seiner damaligen Bevölkerung. Deutsche Täter hätten eine Schneise der Vernichtung vom Baltikum über Belarus, die Ukraine und Russland bis nach Griechenland und darüber hinaus gezogen. Kulturstaatsministerin Roth verwies darauf, dass die Deutschen noch zu wenig über die Grausamkeit der deutschen Besatzungsherrschaft in Polen wüssten. Die Gedenkveranstaltung fand unter freiem Himmel im Berliner Tiergarten statt - dort wo das Deutsch-Polnische Haus geplant ist.
Sendung: BR24 Nachrichten, 01.09.2023 19:15 Uhr
https://www.br.de/
Gedenkversammlung zum 84. Jahrestag des Überfalls auf Polen
01.09.2023 , 16:30 UHR
STANDORT DER EHEMALIGEN KROLLOPER IM BERLINER TIERGARTEN (GROSSE QUERALLEE, 10557 BERLIN)
Gedenkversammlung zum 84. Jahrestag des Überfalls auf Polen
Standort der ehemaligen Krolloper im Berliner Tiergarten (an der Großen Querallee), 10117 Berlin
Am 1. September 1939 begann der deutsche Krieg gegen Polen. Der Überfall wurde in der Krolloper verkündet. Wir möchten an die Opfer dieses Krieges und der darauffolgenden Besatzungsherrschaft erinnern.
Um 16.30 laden wir zu einer musikalischen Einstimmung mit der Aufführung eines Werkes von Ignacy Waghalter durch das Polish String Quartet. Die vier polnischen Musiker der Deutschen Oper bringen Stücke vergessener Komponisten, die Opfer der Nationalsozialisten wurden, wieder zu Gehör. Ignacy Waghalter stammt aus einer polnisch-jüdischen Warschauer Familie, studierte in Berlin und wurde 1912 erster Chefdirigent des neuen Deutschen Opernhauses in Charlottenburg, des Vorläufers der Deutschen Oper. 1933 musste er ins Exil gehen.
Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist nicht nötig. Es gibt nur begrenzte Sitzmöglichkeiten.
Sie können nach der Versammlung gerne einzelne Blumen -bitte keine Kränze- niederlegen.
Programm als pdf
Programm
Begrüßung: Uwe Neumärker (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas) und Prof. Dr. Peter Oliver Loew (Deutsches Polen-Institut)
Reden: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth
Bericht der Zeitzeugin Krystyna Zachwatowicz-Wajda (Einspielung per Video)
Ansprache des Botschafters der Republik Polen, S. E. Dariusz Pawłoś
Lyrik von Anna Świrszczyńska und Musik von Ignacy Waghalter
https://www.deutsches-polen-institut.de/
Gedenken an Überfall auf Polen
01.09.2023 epdKultur
Berlin (epd). Zum 84. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September ist am Freitag in Berlin an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnert worden. An dem von der Bundesregierung geplanten Standort für ein Deutsch-Polnisches Haus im Berliner Tiergarten hatte für den Nachmittag die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu einer Gedenkveranstaltung unter anderem mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) eingeladen.
Auch am Denkmal des polnischen Soldaten und der deutschen Antifaschisten im Berliner Volkspark Friedrichshain war ein stilles Gedenken geplant. Kulturstaatsministerin Roth erklärte im Internetdienst X, vormals Twitter, die Deutschen wüssten zu wenig über die Grausamkeit der deutschen Besatzungsherrschaft in Polen: "Doch eben diesen Teil unserer Geschichte zu kennen, ist die Verantwortung, die uns der 1. September 1939 aufträgt. Und dafür wollen wir uns einsetzen", erklärte die Grünen-Politikerin.
Baerbock teilte im Internetdienst X, vormals Twitter, mit: "Mit dem Überfall auf Polen begann ein Krieg gegen das Menschsein." In Polen beginnend, hätten deutsche Täter eine Schneise der Vernichtung vom Baltikum über Belarus, die Ukraine und Russland bis nach Griechenland und darüber hinaus gezogen. Ein Fünftel der Bevölkerung Polens sei dabei getötet worden. Baerbock unterstrich: "Es ist unsere Verantwortung, den Schmerz unserer polnischen Nachbarn zu sehen und im Wissen um ihn unsere gemeinsame europäische Zukunft zu gestalten."
Mit einem multireligiösen Friedensgebet war am Freitagmorgen vor dem Brandenburger Tor an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 84 Jahren erinnert worden. Auf Einladung des Berliner Drei-Religionen-Projektes House of One beteten 13 Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, Moscheegemeinden, jüdischen Gemeinden, Bahai und Hindus gemeinsam um Frieden für die Menschen in der Ukraine und an anderen Kriegsschauplätzen und um Gerechtigkeit in der Welt. Die evangelische Superintendentin von Berlin-Mitte, Silke Radosh-Hinder, sagte, von diesem Ort sei unendliches Leid ausgegangen: "Das muss uns Lehre sein, Teil einer Versöhnung zu sein."
Der Standort des geplanten Deutsch-Polnisches Hauses ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus der Kulturen der Welt und zum Kanzleramt in Berlin. Hier stand einst die Kroll-Oper. Dort hatte Adolf Hitler am 1. September 1939 vor den versammelten Reichstagsabgeordneten den Überfall auf Polen verkündet. An diesem Tag griff die deutsche Wehrmacht die Republik Polen an und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus. Der 1. September wird in Deutschland als Weltfriedenstag oder Antikriegstag begangen.
https://www.evangelisch.de/
Forderungen Warschaus 2022
Ein am 1. September 2022, dem Jahrestag des Angriffs der deutschen Wehrmacht auf Polen, von der polnischen Regierung unter Mateusz Morawiecki vorgestelltes, in ihrem Auftrag erstelltes Gutachten beziffert die durch Deutschland angerichteten Schäden im damaligen Polen sowie die Folgen für das heutige Polen[73] auf umgerechnet etwa 1,3 Billionen Euro.[74][75]
Der polnische Historiker Krzysztof Ruchniewicz, Direktor des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien der Universität Wrocław, warf den Verfassern des Gutachtens um den PiS-Abgeordneten Arkadiusz Mularczyk schwere methodologische Mängel, das Ignorieren der Fachliteratur sowie das Aussparen bereits geleisteter deutscher Zahlungen vor.[53] Polnische Rechtsexperten wiesen auch darauf hin, dass es kein Gericht gebe, bei dem die polnische Regierung die Bundesrepublik Deutschland auf Reparationen verklagen könnte.[64]
Bundeskanzler Olaf Scholz wies die Forderungen zurück; nach der deutschen Position ist die Frage völkerrechtlich abschließend geregelt.[76] Zwei Wochen nach der Vorstellung des Gutachtens forderterte der Sejm in einer Resolution die polnische Regierung auf, in Verhandlungen mit Berlin über eine angemessene Entschädigung für die von den deutschen Besatzern zu verantwortenden Zerstörungen und Massenmorde zu verlangen. Die oppositionelle Fraktion der Bürgerplattform (PO) hatte vor der Abstimmung die Streichung des Begriffs „Reparationen“ durchgesetzt.[77] Das polnische Außenministerium schickte am 3. Oktober 2022 eine Verbalnote zu den Forderungen an das Auswärtige Amt, darin wurde die unverzügliche Aufnahme von Verhandlungen für ein deutsch-polnisches Abkommen gefordert.[78][79] In der Antwort des Auswärtigen Amts in Berlin vom 28. Dezember 2022 wurde bekräftigt, dass die Frage der Reparationen und Entschädigungen für Kriegsverluste abgeschlossen sei und die Bundesregierung nicht die Absicht habe, in Verhandlungen darüber einzutreten.[80]
Bereits erbrachte Zahlungen
Polnische Opfer erhielten bis 1991 umgerechnet 225 Millionen Euro an Reparationen. Eine Milliarde ging an ehemalige polnische Zwangsarbeiter. KZ-Häftlinge und Opfer von pseudomedizinischen Versuchen der SS hatten in den 1970er Jahren fast eine halbe Milliarde Euro bekommen.[81]
Die von der Bundesregierung finanzierte Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung in Warschau zahlte seit ihrer Gründung 1992 zunächst 500 Millionen DM an polnische NS-Opfer aus, später folgten Zahlungen in Höhe von fast zwei Milliarden DM an noch lebende ehemalige Zwangsarbeiter.[82]
Kontroverse um die Westverschiebung Polens
In den Debatten auf deutscher Seite wurde angeführt, dass die Abtretung der deutschen Ostgebiete an Polen politisch als Reparation zu werten sei.[83][84] Doch in Warschau wurde dieses Argument zurückgewiesen, weil Polen nach 1945 wiederum seine Ostgebiete (den östlichen Teil Galiziens, Wolhynien, den Südteil Litauens sowie die westlichen Regionen des heutigen Belarus) an die Sowjetunion verloren hatte.
Diese Argumentation wurde indes von deutschen Experten zurückgewiesen: Die auf der Konferenz von Teheran 1943 von den Alliierten beschlossene Westverschiebung Polens (es bekommt die deutschen Ostgebiete als Entschädigung für die Annexion der polnischen Ostgebiete durch die Sowjetunion) sei völkerrechtswidrig gewesen, da es eine Entscheidung ohne Einbeziehung der Betroffenen gewesen sei. Verwiesen wird auch auf die Einschätzung Winston Churchills, dass der materielle Wert der deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie den der an die UdSSR verlorenen polnischen Ostgebiete erheblich übersteige.[57] Churchill hatte dazu auf der Konferenz von Teheran erklärt: „Der Wert dieses Landes ist viel größer als der der Pripjet-Sümpfe.“ (The value of this land is much greater than the Pripet marshes.)[85]
Die sowjetische Seite schätzte nach dem Krieg den Verkehrswert der von Polen übernommenen deutschen Ostgebiete auf 9,6 Milliarden Dollar, während der Verkehrswert der an die UdSSR abgetretenen polnischen Ostgebiete lediglich 3,5 Milliarden Dollar betragen habe.[86] Der polnische Ministerpräsident Edward Osóbka-Morawski erklärte 1947, die polnischen Ansprüche auf Reparationen seien durch die Übernahme der deutschen Ostgebiete „erledigt“.[87]
In den Verhandlungen mit der polnischen Seite über die Verzichtserklärung von 1953 erklärten die Vertreter Moskaus, dass mit der Übernahme der Oder-Neiße-Gebiete durch Polen die Reparationsfrage erledigt sei; in sowjetisch-polnischen Regierungskonsultationen hatten sie diesen Standpunkt nach Darstellung polnischer Historiker bekräftigt.[88] Der PiS nahestehende Historiker bestritten die Darstellungen Churchills und der sowjetischen Seite: Vielmehr habe der Wert der polnischen Ostgebiete den der deutschen Ostgebiete überstiegen.[53]
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reparationen_nach_dem_Zweiten_Weltkrieg
Verbrechen im Zweiten Weltkrieg
Selenskyj und Duda erinnern an polnische Massaker-Opfer
09.07.2023, 12:28 Uhr
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Die Präsidenten Duda (l.) und Selenskyj gedenken gemeinsam der Opfer der Massaker im Zweiten Weltkrieg.
(Foto: REUTERS)
Zwischen 1943 und 1945 wurden Zehntausende polnische Zivilisten von ukrainischen Nationalisten ermordet. Die Massaker belasten bis in die Gegenwart die Beziehungen beider Länder. Nun gedenken deren Präsidenten gemeinsam der Opfer - und betonen den Zusammenhalt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Staatschef Andrzej Duda haben in der ukrainischen Stadt Luzk bei einem nicht angekündigten Treffen der Wolhynien-Massaker vor 80 Jahren gedacht. "Zusammen ehren wir die unschuldigen Opfer von Wolhynien! Erinnerung vereint uns! Zusammen sind wir stärker", schrieb Selenskyj auf Twitter.
Er veröffentlichte auch Fotos des gemeinsamen Gedenkens mit Duda und Kirchenvertretern in Luzk im Nordwesten der Ukraine. Bei den Massakern in Wolhynien und Ostgalizien zwischen 1943 und 1945 während des Zweiten Weltkriegs ermordeten ukrainische Nationalisten der Aufstandsarmee UPA bis zu 100.000 Polen.
Zum 80. Jahrestag der Massaker von Wolhynien im Westen der Ukraine hatten Kirchenvertreter aus Polen und der Ukraine zuletzt eine weitere Aufklärung der Verbrechen gefordert und zur Versöhnung aufgerufen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem etwa im Kiewer Vorort Butscha dokumentierten Massaker an Zivilisten wiesen sie auf die Bedeutung einer Aufarbeitung hin.
Morawiecki fordert Aufklärung der Massaker
Ukrainische Nationalisten hofften damals, durch einen Aufstand gegen die deutschen Besatzer und die Beseitigung der polnischen Zivilbevölkerung den ukrainischen Anspruch auf das Gebiet zu untermauern. Die Gewalt in der heutigen Westukraine erreichte im Juli 1943 ihren Höhepunkt. Viele Opfer wurden bei lebendigem Leib in den Kirchen ihrer Dörfer verbrannt. Bei Vergeltungsakten wurden Schätzungen zufolge bis zu 20.000 Ukrainer getötet.
"Man sollte ernst nehmen, was Putin über Peter den Großen sagt"
In Polen und der Ukraine wird in diesen Tagen an die Opfer der Massaker erinnert. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki reiste am Freitag in das einstige Dorf Ostrowki in der Westukraine, dessen polnische Bewohner im Sommer 1943 getötet worden waren. Morawiecki sagte, ohne eine restlose Aufklärung der Verbrechen werde Russland diese Karte nutzen, um Ukrainer und Polen gegeneinander auszuspielen. Russland behauptet immer wieder ohne Grundlage, Polen wolle sich im Zuge des seit mehr als 500 Tagen laufenden Krieges Gebiete in der Westukraine zurückholen.
Das EU- und NATO-Land Polen hat knapp 1,6 Millionen Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine aufgenommen. Zudem hat sich Polen seit Beginn des russischen Angriffskriegs als einer der standhaftesten Unterstützer der Ukraine im Westen erwiesen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa
https://www.n-tv.de/
83. Jahrestag: Kranzniederlegung anlässlich des Gedenktages an den Beginn des Zweiten Weltkrieges
Datum: 29.08.2022, Friedhöfe
Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939, entfesselte das nationalsozialistische Deutschland vor 83 Jahren den Zweiten Weltkrieg. Bis zu seinem Ende 1945 kostete er mehr als 55 Millionen Soldaten und Zivilisten das Leben. Allein sechs Millionen Menschen starben in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern.
Vor dem steinernen Ehrenmal sind zwei Blumenkränze neben einem Kreuz aufgestellt
© Stadt Leipzig / Haase
Die Stadt Leipzig lädt am 1. September, 11 Uhr, gemeinsam mit dem Honorarkonsulat der Republik Polen zu einer Gedenkveranstaltung an das Ehrenmal für die Leipziger polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges auf dem Ostfriedhof (Oststraße 119) ein. Oberbürgermeister Burkhard Jung wird eine Gedenkrede halten. Daran schließen sich Ansprachen und Gebete von Leipzigs Ehrenbürger Friedrich Magirius sowie von Bernd Karwen, Referent des Polnischen Instituts Berlin – Filiale Leipzig, an. Mit der Kranzniederlegung und einer Schweigeminute geht die Veranstaltung zu Ende.
Hintergrundinformationen
Ein erstes Denkmal für die Leipziger polnischen Opfer des 2. Weltkriegs wurde bereits 1977 auf dem Ostfriedhof errichtet. Im Oktober 1995 gab es eine Initiative des damaligen polnischen Generalkonsulats und der Stadt Leipzig für die Errichtung eines neuen Denkmals, das nicht mehr direkt auf den Grabstätten der Opfer stehen sollte. Am 8. Mai 2005 wurde der erste Bauabschnitt für das neue Ehrenmal übergeben, 2007 wurde das alte Mahnmal abgebaut und das Grabfeld wiederhergestellt. Anlässlich des 64. Jahrestages des Kriegsendes wurde 2009 mit der Anbringung von 14 Bronzetafeln mit Namen und Daten von 478 Leipziger polnischen Opfern des Zweiten Weltkriegs das Denkmal fertiggestellt.
Von 461 polnischen Opfern, die zwischen März 1940 und 31. Dezember 1945 durch den Krieg und seine Folgen ums Leben kamen, sind die Namen und Lebensdaten bekannt, 17 weitere sind als Unbekannte verzeichnet. Es handelt sich um 311 Männer, 96 Frauen und 71 Kinder, darunter 12 polnische jüdische Frauen und Männer, sechs jüdische polnische Kinder sowie eine Angehörige der Gruppe der Sinti und Roma. Darunter befanden sich 338 Zwangsarbeiter/-innen beziehungsweise deren Kinder, 78 KZ-Häftlinge und fünf Kinder von weiblichen KZ-Häftlingen, 32 Häftlinge von Polizei und Gestapo sowie acht polnische Kriegsgefangene. Sie starben durch Entkräftung, Hunger oder Krankheiten, durch Misshandlungen der Bewacher/-innen oder in Folge alliierter Luftangriffe auf die Betriebe, in denen sie zur Zwangsarbeit eingesetzt waren.
https://www.leipzig.de/
REPARATIONEN
1,3 Billionen Euro Entschädigung aus Deutschland? Für Polen ist das ein „Angebotspreis“
Veröffentlicht am 23.05.2023 | Lesedauer: 8 Minuten
Philipp Fritz
Von Philipp Fritz
Korrespondent in Warschau
Arkadiusz Mularczyk, Staatssekretär im Außenministerium Polens
Quelle: Philipp Fritz
Warschau lässt bei seinen Forderungen von Reparationen an Berlin nicht locker. Vizeaußenminister Arkadiusz Mularczyk besucht heute Berlin, um seinen Bericht zu überreichen. Er erklärt, warum die Forderungen für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg noch viel höher sein könnten. ...
https://www.welt.de/politik/ausland/plus245459344/Polen-1-3-Billionen-Euro-Reparationen-Fuer-die-Deutschen-ist-das-ein-Angebotspreis.html
SIE GEHEN AN EINE GEMEINDE IN POLEN
Maulbronn gibt von Nazis gestohlene Glocken zurück
STAND
10.05.2023, 16:57 UHR
MARKUS VOLK
Eine der beiden Glocken im Kirchturm der St. Bernhard in Maulbronn ist eigentlich aus Polen. Sie wurde im Weltkrieg gestohlen, um sie für die Waffenproduktion einzuschmelzen.
70 Jahre lang thronte die große Bronzeglocke im Kirchturm der Kirche St. Bernhard in Maulbronn. 500 Kilogramm Bronze, die im zweiten Weltkrieg konfisziert wurden, um sie einzuschmelzen. Von etwa 100.000 solcher Glocken haben nur wenige überlebt. Sie wurden nach dem Krieg in westdeutschen Kirchen aufgehängt.
Maulbronn gibt Glocke aus der Nazizeit zurück
00:0702:20
Meistens ist das in Gemeinden passiert, die zu wenig Geld für neue Glocken hatten. So war es auch in Maulbronn. 1952 wurde die Glocke als sogenannte "Leihglocke" eingebaut. Wo sie ursprünglich mal her war, geriet in Vergessenheit.
Die Glocke aus Maulbronn vor dem Fenster, aus dem sie rausgehoben werden muss. (Foto: SWR)
Durch das Fenster hinter ihr, muss die Glocke am Donnerstag raus aus dem Kirchturm.
Jetzt soll die alte Glocke wieder aus dem Kirchturm raus und an ihren Herkunftsort gebracht werden. Am Donnerstag ist es soweit. Dann wird sie mit einem Kran herausgehoben.
Anschließend kommt sie zurück in ihre ursprüngliche Heimat Sławianowo in Polen. Das die Glocke von dort kommt, konnte man anhand einer Inschrift herausfinden. Lange haben die Experten gerätselt, welchen Ort der lateinische Text bezeichnet. Viele Ortsnamen haben sich nach dem Weltkrieg verändert.
Projekt Friedensglocke bringt die Glocken zurück in ihre Heimat
Auf die Idee der Glockenrückführung kam ein Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Aus einer wurden mehrere und mittlerweile ein ganzes Projekt: "Friedensglocken für Europa".
Der Glockenbeauftragte der Diözese, Roman Schmid, hat sich mit den Geschichten der Glocken auseinandergesetzt und sich gemeinsam mit den Kirchen darum gekümmert, dass die Glocken zurückkehren können. Und auch für den Ersatz engagiert er sich.
Die neue Glocke in Maulbronn
"Die neue Glocke klingt harmonischer. Das Geläut wird aber immer noch sehr interessant und farbig klingen."
Roman Schmid, Glockensachverständiger Diözese Rottenburg-Stuttgart
Die neue Glocke steht schon im Kirchenraum und ist bereit zum Einbau, der am Donnerstag erfolgen soll.
Die neue Glocke, die in Maulbronn eingebaut wird. (Foto: SWR)
Die neue Glocke steht schon in der Kirche bereit zum Einbau.
Sie glänzt noch frisch und trägt passend zum Namen Friedensglocke zwei Tauben. Auf dem Schlagring ist eine Inschrift, die an die alte Glocke und ihre Geschichte erinnert.
Sendung vom
Mi., 10.5.2023 16:00 Uhr, SWR4 BW Regional aus dem Studio Karlsruhe, SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe
https://www.swr.de/
NATIONALSOZIALISMUS
Steinmeier hält Rede zum Gedenken an Aufstand im Warschauer Ghetto
Vor 80 Jahren begann der Aufstand im Warschauer Ghetto. Erstmals hält ein deutsches Staatsoberhaupt eine Gedenkrede – keine leichte Aufgabe für Frank-Walter Steinmeier.
19.04.2023 - 08:36 Uhr
Ghetto vor genau 80 Jahren. Jüdische Widerstandskämpfer setzten sich damals gegen die Deportation Zehntausender Bewohner in die Vernichtungslager der SS zur Wehr – obwohl der Kampf wegen der Übermacht der SS von Anfang an praktisch aussichtslos war.
Am Ghetto-Denkmal in der polnischen Hauptstadt werden am Mittag die Staatspräsidenten Polens, Israels und erstmals auch Deutschlands – Andrzej Duda, Izchak Herzog und Frank-Walter Steinmeier – Reden halten und Kränze niederlegen.
Für Bundespräsident Steinmeier wird dies eine ähnlich schwierige Rede werden wie Anfang 2020 in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel. Dort bekannte er sich vor der Weltgemeinschaft klar zur deutschen Schuld am Holocaust und sagte den Schutz jüdischen Lebens zu. „So etwas erwarte ich von ihm jetzt wieder und damit auch, dass aus einer solchen Rede auch ein Aufrütteln der Gesellschaft hervorgeht“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Deutschen Presse-Agentur.
„Wir sehen leider, dass Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus auch in Deutschland zunehmen. Dagegen ein klares Zeichen zu setzen, gerade auch an dieser Stelle, wäre wichtig“, betonte Schuster. „Ich erwarte mir von der Rede des Bundespräsidenten zudem, dass die Bedeutung des selbstbestimmt Jüdischen in der Geschichte und dadurch auch in der Gegenwart klarer wahrgenommen wird.“ Schuster begleitet Steinmeier in Warschau, den Duda zu einer Rede eingeladen hatte.
THEMEN DES ARTIKELS
Bundespräsident Polen Israel Extremismus Außenpolitik Frank-Walter Steinmeier
In einer schriftliche Erklärung vor seinem Abflug am Dienstag dankte der Bundespräsident Polen und Israel für das „Wunderwerk der Versöhnung“ und betonte: „Es ist bis heute ein Wunder, dass Jüdinnen und Juden, Polinnen und Polen uns Deutschen nach den Verbrechen unserer Vorfahren überhaupt die Hand gereicht haben.“
Steinmeier gedenkt Opfern der NS-Verbrechen in Polen
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Dieses Geschenk sei beinahe genauso unfassbar wie die Gräueltaten einst. Er sei dafür zutiefst dankbar. „Heute tragen wir alle die große Verantwortung für den Erhalt dieses Wunderwerks.“ Er bekenne sich zu dieser Verantwortung, so wie auch Duda und Herzog.
Steinmeier will Gespräche mit Duda und Herzog führen
Das Warschauer Ghetto war im Herbst 1940 von den deutschen Besatzern errichtet worden. Rund 450.000 Menschen wurden dort auf engstem Raum eingeschlossen. 1942 begannen die Nationalsozialisten mit der Deportation der Juden in Vernichtungs- und Arbeitslager. Zwischen Juli und September wurden 250.000 bis 280.000 Menschen verschleppt oder ermordet.
Als am 19. April 1943 SS-Einheiten in das Ghetto einmarschierten, begann der Aufstand des nur schwach bewaffneten jüdischen Widerstandes. Die Kämpfe dauerten bis Mitte Mai. Dabei wurden mehr als 56.000 Juden getötet oder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
Steinmeier will am Rande des Gedenkens auch bilaterale Gespräche mit Duda und Herzog führen. Sein Besuch in Polen fällt in eine schwierige Zeit. Im Herbst wird hier ein neues Parlament gewählt. Die nationalkonservative Regierungspartei PiS schürt auch anti-deutsche Ressentiments und geht damit auf Stimmenfang. Immer wieder beliebt ist dabei die von Deutschland strikt zurückgewiesene Forderung nach Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden.
Erst am Dienstag verabschiedete Polens Regierung eine Resolution, welche die Regelung der Reparationsfrage zu einer Notwendigkeit in den beiderseitigen Beziehungen erklärte. Sie sei die formale Antwort auf die diplomatische Note, mit der Berlin die Reparationsforderungen Polens abgelehnt habe, sagte der Vize-Außenminister und Reparationsbeauftragte Arkadiusz Mularczyk. Dass die Entschließung wenige Stunden vor Steinmeiers Ankunft in Warschau gefasst wurde, ließ sich aus deutscher Sicht allerdings auch als diplomatische Provokation werten.
dpa
https://www.handelsblatt.com/
Steinmeier bittet in Warschau um Vergebung für NS–Verbrechen
Warschau / Lesedauer: 4 min
Vor 80 Jahren begann der Aufstand im Warschauer Ghetto. Der Bundespräsident bekennt sich zur deutschen Verantwortung für die NS–Verbrechen. Welche Lehren sind zu ziehen?
Veröffentlicht:19.04.2023, 05:22
Aktualisiert:19.04.2023, 17:06
Zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto hat Bundespräsident Frank–Walter Steinmeier um Vergebung für das von Deutschen verübte Menschheitsverbrechen der Judenvernichtung gebeten. Bei einer Gedenkveranstaltung in Warschau zusammen mit den Präsidenten Polens und Israels, Andrzej Duda und Izchak Herzog, bekannte er sich am Mittwoch zur deutschen Verantwortung, die keinen Schlussstrich kenne. Zugleich dankte er Polen und Israel für die Versöhnung, die die Deutschen nicht hätten erwarten dürfen. Diese sei ein „unendlich kostbares Geschenk“, sie müsse bewahrt und in die Zukunft geführt werden.
Die damals ermordeten Juden hätten sich nicht vorstellen können, „dass wir 80 Jahre später hier stehen werden, die Präsidenten Polens, Israels und Deutschlands, ihr Heldentum würdigen und gemeinsam in ihrem heiligen Gedenken schwören werden: Nie wieder“, sagte Herzog. Als wollten sie dies bekräftigen, stellten sich die drei Präsidenten beim Niederlegen von Kränzen am Denkmal der Helden des Ghettos für einen Moment zusammen und legten die Hände übereinander — eine Geste, die die deutsche Seite vorgeschlagen hatte, wie es hieß.
Steinmeier durfte als erstes deutsches Staatsoberhaupt bei diesem Gedenken eine Rede halten, das mit lautstarkem Sirenengeheul und Glockengeläut begann. Zwischendurch waren auf zwei großen Leinwänden Schwarz–Weiß-Aufnahmen aus dem Ghetto zu sehen, die den Terror der SS dokumentierten.
Hunderttausende auf engstem Raum
Das Warschauer Ghetto war im Herbst 1940 von den deutschen Besatzern errichtet worden. Rund 450.000 Menschen wurden dort auf engstem Raum eingeschlossen. 1942 begannen die Nationalsozialisten mit der Deportation der Juden in Vernichtungs– und Arbeitslager. Zwischen Juli und September wurden 250.000 bis 280.000 Menschen verschleppt oder ermordet. Als am 19. April 1943 SS–Einheiten in das Ghetto einmarschierten, begann der Aufstand des nur schwach bewaffneten jüdischen Widerstandes. Die Kämpfe dauerten bis Mitte Mai. Dabei wurden mehr als 56 000 Juden getötet oder in Konzentrations– und Vernichtungslager deportiert.
„Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben“, sagte Steinmeier. Deutsche hätten das Menschheitsverbrechen der Shoah minutiös geplant und durchgeführt. „Deutsche haben Europas Jüdinnen und Juden, die Jüdinnen und Juden Warschaus mit unvorstellbarer Grausamkeit und Unmenschlichkeit verfolgt, versklavt, ermordet.“
Die Deutschen wüssten um ihre Verantwortung und um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten ihnen hinterlassen hätten. „Wir nehmen ihn an“, versicherte Steinmeier. „Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft.“
Aussichtsloser Kampf
Polens Präsident Duda würdigte die jüdischen Bewohner des Ghettos, die einen von vornherein aussichtslosen Kampf gegen die weit überlegene SS kämpften, als gemeinsame Helden Israels und Polens. „Sie sind für mich und viele Polen vor allem ein Symbol für Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut“, sagte er. Von Anfang an habe festgestanden, dass diese Menschen ermordet werden sollten, die Deutschen wollten sie „einfach auslöschen aus dieser Welt“.
„Die meisten haben nicht überlebt, aber der menschliche Geist hat hier gewonnen“, sagte Israels Präsident Herzog. Mit Blick auf die jüdischen Kämpfer versicherte er: „Wir bewahren sie in unseren Köpfen, in unseren Herzen, für immer, für alle Ewigkeit.“
Die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte laute „Nie wieder!“, betonte Steinmeier. Das bedeute auch, dass es in Europa keinen verbrecherischen Angriffskrieg wie den Russlands gegen die Ukraine geben dürfe. „Nie wieder, das bedeutet: Wir stehen fest an der Seite der Ukraine — gemeinsam mit Polen und mit unseren anderen Bündnispartnern.“
Für den Holocaust-Überlebenden Marian Turski bedeutet dieses „Nie wieder!“ auch, heute entschieden Nein gegen Antisemitismus und Rassismus zu sagen. „Menschen, seid nicht gleichgültig gegenüber dem Bösen! Menschen, seid wachsam“, lautete seine eindringliche Mahnung.
https://www.nordkurier.de/
80 Jahre Aufstand im Warschauer Ghetto
Warschau/Polen, 19.04.2023
Bundespräsident Steinmeier redet während der zentralen Gedenkzeremonie zum 80. Jahrestag des Warschauer-Ghetto-Aufstandes
"ZEIT GEZUNT CHAVEYRIM UN FREIND, ZEI GEZUNT YIDDISH FOLK, DERLOZT NISHT MER ZU AZELCHE CHURBOYNES."
["Lebt wohl, Freunde. Lebe wohl, jüdisches Volk. Lasst nie wieder eine solche Katastrophe zu."]
Es ist schwer, heute hier, wo einst das Warschauer Ghetto war, zu Ihnen zu sprechen. Und deshalb möchte ich nicht selbst beginnen, sondern eine der Heldinnen des Ghettos sprechen lassen, und zwar in der Sprache, die so viele Jüdinnen und Juden hier in Warschau, in Polen, in Europa gesprochen haben. In der Sprache, die Deutsche auslöschen wollten. Die Malerin Gela Seksztajn hat uns dieses erschütternde Testament hinterlassen, ehe sie und ihre kleine Tochter Margalit nach Treblinka deportiert wurden.
Es ist notwendig und doch so schwer, als Deutscher und als deutscher Bundespräsident hierher zu kommen. Die entsetzlichen Verbrechen, die Deutsche hier verübt haben, erfüllen mich mit tiefer Scham. Aber es erfüllt mich gleichzeitig mit Dankbarkeit und mit Demut, dass ich an diesem Gedenken teilhaben kann, als erstes deutsches Staatsoberhaupt überhaupt.
Verehrter Staatspräsident Duda, ich danke Ihnen für die Einladung, heute gemeinsam mit Ihnen und Ihren Landsleuten, gemeinsam mit Ihnen, verehrter Staatspräsident Herzog, gemeinsam mit Ihnen, verehrter Marian Turski, verehrte Krystyna Budnicka, verehrte Elżbieta Ficowska, mit Ihnen allen gemeinsam zu gedenken. Das bedeutet mir unendlich viel.
Als deutscher Bundespräsident stehe ich heute vor Ihnen und verneige mich vor den mutigen Kämpfern im Warschauer Ghetto. Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Toten.
"Mit eisernem Besen fegen die ersten kalten Tage jene fort, die schon jetzt auf der Straße leben, die all ihre Kleidung verkauft haben und schwach wie die Herbstfliegen sind. Vergebens die unglaubliche Lebenskraft der Warschauer Juden. Sie schreien und sie wehren sich bis zum Schluss, bis zur letzten Stunde und Minute, aber diese Stunde und Minute wird kommen."
Diese Zeilen schrieb Rachela Auerbach, die selbst im Ghetto leben musste, in ihr Tagebuch. Wie viel Schmerz liegt in diesen wenigen Sätzen. Wie viel Trauer. Aber auch: wie viel Gefasstheit. Rachela Auerbach wusste, dass die Juden Warschaus verloren waren. Ihren Aufzeichnungen und denen der anderen Mitstreiter des Ringelblum-Archivs verdanken wir das Wissen, welche Gräueltaten die Nationalsozialisten hier verübt haben – und auch die Erinnerung an eine Welt, die sie ausgelöscht haben.
"Eine Stadt wird zerstört und ein Volk wird zerstört", schrieb Rachela Auerbach. Erschüttert liest man von dem Grauen, das die Menschen hinter den hohen Mauern des Ghettos durchlitten. Es ist ein Bericht aus der Hölle. Erschüttert liest man aber auch von der Kraft, der Menschlichkeit, dem Mut; all das bewahrten sich viele. Sogar Liebe gab es im Ghetto, wie der große Marek Edelman so berührend erzählt hat.
Die Leute um Mordechai Anielewicz, Marek Edelman, Jitzhak Zuckerman und viele andere, die Heldinnen und Helden des Warschauer Ghettos haben unvorstellbaren Mut gezeigt in dunkelster Nacht. Sie wollten ein Zeichen setzen: ihre Würde zu bewahren angesichts des sicheren Todes. Sie erhoben sich gegen brutales Unrecht, gegen Willkür, gegen Terror, gegen das Morden. Ihr Mut strahlte über Warschau hinaus und machte anderen Mut. Ihr Mut strahlt auch hinein in unsere Gegenwart heute.
Rachela Auerbach und Marek Edelman gehörten zu den wenigen Überlebenden des Ghettos. Zeugnis abzulegen, das sahen sie ihr Leben lang als ihre Aufgabe an. Rachela Auerbach in Israel, Marek Edelman hier in Polen. "Wir, die überlebt haben, hinterlassen Euch das, damit die Erinnerung […] nicht verloren geht." Das ist ihr Vermächtnis an uns: die Erinnerung zu bewahren und weiterzugeben. Damit nicht wieder geschieht, was einmal geschehen ist, wie es der große Primo Levi gesagt hat. Das ist der Auftrag an uns. Das ist der Auftrag, dem sich das POLIN-Museum verpflichtet hat: die Erinnerung zu bewahren an jüdisches Leben in Polen und Europa. Jüdisches Leben, das wieder aufgeblüht ist und auch in Zukunft blühen wird.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns erinnern. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Deutsche uns erinnern. Gela Seksztajn, Rachela Auerbach, Marek Edelman, Mordechai Anielewicz, Emanuel Ringelblum, wer kennt ihre Namen heute in Deutschland? Welche Verbrechen die Deutschen hier im besetzten Polen, hier im Warschauer Ghetto verübt haben, verdient mehr Raum in unserer Erinnerung.
Deshalb ist es mir so wichtig, heute hier bei Ihnen und mit Ihnen zu sein. Ich bin heute hier, um Ihnen zu sagen: Wir Deutsche wissen um unsere Verantwortung und wir wissen um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten uns hinterlassen haben. Wir nehmen ihn an. Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft.
Deutsche haben Polen überfallen. Am 1. September 1939 überfielen sie Wieluń. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs – vor vier Jahren haben wir in Wieluń und hier in Warschau gemeinsam daran erinnert. Ein Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschen das Leben kosten sollte, darunter viele Millionen Polinnen und Polen. Ein Krieg, der hier und im Osten Europas zu einem mörderischen Vernichtungskrieg wurde. Ein Krieg, der in die Barbarei führte.
Deutsche haben das Menschheitsverbrechen der Shoah minutiös geplant und durchgeführt. Deutsche haben Europas Jüdinnen und Juden, die Jüdinnen und Juden Warschaus mit unvorstellbarer Grausamkeit und Unmenschlichkeit verfolgt, versklavt und ermordet. Dass der Hauptverantwortliche für die Vernichtung des Ghettos, der brutale und zynische Schlächter Jürgen Stroop, ausgerechnet aus der Stadt stammte, in der ich geboren bin, ist ein historischer Zufall. Aber das hat mich mit der Hölle des Warschauer Ghettos, den Opfern und dem teuflischen Täter und seinen Mittätern immer wieder in meinem Leben mich beschäftigen lassen. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viel zu wenige andere Täter sich verantworten mussten nach dem Krieg.
Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben.
Lieber Präsident Duda, lieber Präsident Herzog, viele Menschen in Ihren beiden Ländern, in Polen und in Israel, haben uns Deutschen trotz dieser Verbrechen, trotz des Menschheitsverbrechens der Shoah Versöhnung geschenkt. Welch unendlich kostbares Geschenk war das! Ein Geschenk, das wir nicht erwarten konnten und nicht erwarten durften. Es war dieses Geschenk, das es überhaupt erst möglich machte, dass unsere Länder, dass Polen und Deutschland, dass Israel und Deutschland heute tiefe Freundschaft miteinander verbindet. Diese Freundschaft zwischen unseren Ländern – sie ist wahrlich ein Wunder-Werk! Sie ist ein Wunder nach den beispiellosen Verbrechen der Deutschen – und sie ist zugleich das Werk von Generationen, die vor uns Verantwortung getragen haben; das mutige, das mühevolle Werk von Israelis, Polen und Deutschen, die einander die Hände gereicht haben über den Abgrund der Vergangenheit hinweg – für eine bessere Zukunft.
75 Jahre nach der Gründung des Staates Israel, fast 60 Jahre nach dem Brief der polnischen Bischöfe, über 50 Jahre nach dem Kniefall Willy Brandts hier auf diesem Platz, fast 40 Jahre nach dem ersten Staatsbesuch Israels in Deutschland durch Deinen Vater Chaim Herzog, stehen wir heute, lieber Andrzej, lieber Buji, an diesem historischen Ort, in Erinnerung an die Ermordeten und in der Verantwortung für das Wunderwerk der Versöhnung. Ich weiß, dass uns alle drei dieses eine Bekenntnis verbindet: Wir müssen und wir wollen das Werk der Versöhnung bewahren und in die Zukunft führen.
Die wichtigste Lehre aus unserer Geschichte lautet: Nigdy więcej! !לעולם לא עוד Nie wieder! Nie wieder Rassenwahn, nie wieder entfesselter Nationalismus, nie wieder ein barbarischer Angriffskrieg. Nie wieder – darauf gründet unser gemeinsames Europa. Uns, die wir heute hier gemeinsam gedenken, uns verbinden der Glaube an unsere gemeinsame Zukunft und unsere gemeinsamen Werte: die Gültigkeit des Völkerrechts, das friedliche Zusammenleben aller Menschen in Freiheit und Demokratie.
Wladimir Putin hat mit seinem völkerrechtswidrigen Angriff auf ein friedliches, demokratisches Nachbarland diese Werte verhöhnt und die Grundlagen unserer europäischen Sicherheitsordnung zerstört. Der russische Präsident hat das Völkerrecht gebrochen, Grenzen in Frage gestellt, Landraub begangen. Dieser Krieg, er bringt den Menschen in der Ukraine unermessliches Leid, Gewalt, Zerstörung, Tod.
Sie in Polen, Sie in Israel, Sie wissen aus Ihrer Geschichte, dass Freiheit und Unabhängigkeit erkämpft und verteidigt werden müssen. Sie wissen, wie wichtig es ist, dass eine Demokratie sich wehrhaft zeigt.
Aber auch wir Deutsche haben die Lehren aus unserer Geschichte gelernt. Nie wieder, das bedeutet, dass es in Europa keinen verbrecherischen Angriffskrieg wie den Russlands gegen die Ukraine geben darf. Nie wieder, das bedeutet: Wir stehen fest an der Seite der Ukraine – gemeinsam mit Polen und anderen Bündnispartnern. Wir unterstützen die Ukraine humanitär, politisch und militärisch – gemeinsam mit Polen und unseren Bündnispartnern. Nie wieder, das bedeutet, dass wir, die liberalen Demokratien, stark sind, wenn wir gemeinsam und vereint handeln.
Das meine ich, wenn ich von unserer Verantwortung vor der Geschichte spreche. Wir Deutsche werden dieser Verantwortung für die Verteidigung von Frieden und Freiheit gerecht. Und ich bin überzeugt: Unsere Länder, unsere liberalen Demokratien sind in den vergangenen Monaten noch enger zusammengerückt, unsere Freundschaft steht heute auf einem noch stärkeren Fundament.
Hier auf diesem Platz, neben dem Ehrenmal für den Aufstand im Warschauer Ghetto stehe ich in Trauer und Demut vor Ihnen. Ich bekenne mich zu unserer Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit und zu unserer Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft!
Herzlichen Dank.
https://www.bundespraesident.de/
Weitere Informationen
Zentrale Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto (PDF, 123KB >>>
Übersetzung/Translation
Speech in Polish (PDF, 178KB) >>>
Speech in Hebrew (PDF, 124KB) >>>
Speech in English (PDF, 122KB) >>>
SIEHE AUCH:
Polish resolution demands war reparations from Germany
By Aleksandra Krzysztoszek | EURACTIV.pl
Est. 3min
19.04.2023
The Polish government adopted a resolution on regulating the matter of reparations from Germany for the damages caused during the Second World War, according to a statement published by Polish Prime Minister Mateusz Morawiecki’s Office on Tuesday.
The resolution concerns “the topic of reparations, compensation and remedy related to the German invasion of Poland in 1939 and further occupation” and was put forward by the government’s Plenipotentiary for the Damages Caused by German aggression and Occupation between 1939 and 1945.
The resolution “formally confirms that neither during the (communist) People’s Republic of Poland nor after regaining sovereignty in 1989, the issue of reparations, damages, compensation and other forms of repairing the damage caused to Poland and Poles during World War II has not been addressed or closed in any way,” a statement reads.
The document confirms that Polish authorities believe no agreement has been concluded in the past on war reparations from Germany and such agreement must be concluded now.
War reparations from Germany have been a continuous theme in the rhetoric of the ruling Law and Justice (PiS, ECR) party since it came to power in 2015. PiS believes Berlin has never actually compensated Poland for the damages caused during the war and that it should do so.
Last year, Poland sent a diplomatic note to Berlin asking for €1.3 trillion in World War II reparations. The same sum was also specified in the resolution, based on the government report on the damages caused by Germany, published in September.
As explained in the statement by Prime Minister’s Office, the report specifies the sum of Polish losses, covering all aspects: human, financial, material, loss of cultural heritage and war damage. “The total value (…) does not reflect the enormity of the damage, but is only a conservative, economic calculation of demographic and material losses,” according to the statement.
Berlin continuously rejected Poland’s claims for reparation, maintaining that all financial claims related to World War II were settled by the Two-plus-Four Treaty of 1990, which allowed the reunification of Germany.
In 1953, Poland’s communist government, under pressure from the Soviet Union, relinquished all claims to war reparations. Moscow wanted to free East Germany, another Soviet satellite, from any liabilities. Polish authorities claim the agreement is invalid since Poland could not negotiate fair compensation at that time.
(Aleksandra Krzysztoszek | EURACTIV.pl)
https://www.euractiv.com/
Der Tod ist ein Meister aus Detmold
Von REINER BURGER · 15. April 2023
Jürgen Stroop, ein Katasterbeamter aus dem Lipper Land, war als SS-Mann für die Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Getto vor 80 Jahren verantwortlich.
Das Foto wurde zu einer „Ikone der Vernichtung“: „Mit Gewalt aus Bunkern hervorgeholt“, lautet die Bildzeile im Stroop-Bericht. Foto: 4/202z-Inv.4498/NARA
Der kleine Junge mit Schiebermütze führt den Marsch der Todgeweihten an. Ihm folgen Männer, Frauen, Kinder. Wie der Junge recken sie ihre Hände verschreckt in die Höhe. Doch sie wissen: Für sie gibt es keine Gnade. Sie sind auf dem Weg zum berüchtigten „Umschlagplatz“, wo sie entweder gleich erschossen oder von wo aus sie ins Vernichtungslager verfrachtet werden. Als gelte es nicht ein Häuflein verzweifelter, wehrloser Menschen aus dem letzten Versteck zu treiben, als gelte es schwerbewaffnete Verbrecher zu überwältigen, überwachen SS-Männer die Szene, einer von ihnen mit halb erhobener Maschinenpistole. Ihr Lauf zeigt auf den kleinen Jungen....
https://www.faz.net/
Polen drängt auf weitere Gespräche über Reparationen
dts Nachrichtenagentur
06.02.2023 | 00:06
Berlin - Polen geht auch nach dem Nein der Bundesregierung zu Reparationsforderungen weiter von einer möglichen Einigung aus. "Wir begreifen diese Ablehnung nicht als Ende, sondern als Anfang einer Diskussion, an deren Ende möglicherweise ein Kompromiss steht", sagte der polnische Botschafter in Berlin, Dariusz Pawlos, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Polen bereite derzeit eine deutsche Kurzversion des 500 Seiten umfassenden Gutachtens zu den Kriegsschäden vor, die an deutsche Politiker und Wissenschaftler verschickt und auch im Internet abrufbar sein wird. "Wir wollen damit Verständnis für dieses Thema wecken", sagte Pawlos. "Die polnischen NS-Opfer haben seinerzeit einmalig eine Zahlung bekommen, die man wirklich nur als Tropfen auf den heißen Stein bezeichnen kann." In anderen westlichen Ländern, zum Beispiel auch in Israel, erhielten NS-Opfer Leistungen bis zu ihrem Lebensende.
"Diese Ungleichbehandlung der Opfer ist nicht hinnehmbar."
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Interview | Historiker über Entschädigungsforderung
"Polen hat Reparationen erhalten - aber in Form von Waren"
Do 02.02.23 | 06:27 Uhr
1,3 Billionen Euro fordert Polen von Deutschland als Entschädigung für Kriegsschäden. Die Bundesregierung lehnt das ab: Polen habe auf Reparationen verzichtet. Der Historiker Krzysztof Ruchniewicz erklärt, wie es zu diesen zwei Ansichten kommt.
rbb: Herr Ruchniewicz, hat Polen von Deutschland überhaupt Reparationen erhalten?
Krzysztof Ruchniewicz: Bei der Potsdamer Konferenz 1945 wurde beschlossen, dass Polen Reparationen aus Deutschland über die Sowjetunion erhalten soll. Die polnischen Vertreter wurden in Potsdam über die Beschlüsse der vier Mächte informiert und haben sie zur Kenntnis genommen.
ZUR PERSON
Portrait Professor Ruchniwicz.(Quelle:rbb)rbb
Der Historiker Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz lehrt an der Universität Wrocław. Er ist auch Direktor des dortigen Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien (WBZ).
Zwei Wochen später, am 16. August 1945, hat die polnische Regierung aber ein Abkommen mit der Sowjetunion abgeschlossen. Sie hat die ersten Reparationen erhalten, das waren aber prozentuale Festlegungen, welche nicht in Form von Geld, sondern von Waren erfolgen sollten. Polen bekam über die Sowjetunion unter anderem Maschinen, Teile von Fabriken, Ausrüstung und Frachtschiffe. Wichtig ist aber noch: In der gleichen Vereinbarung vom 16. August 1945 hat sich Polen verpflichtet, der Sowjetunion Kohle zu niedrigen Preisen zu liefern, was sich aber überhaupt nicht rentierte.
Was hat Polen dafür bekommen?
Stalin willigte ein, dass die ehemaligen deutschen Ostgebiete an Polen übertragen werden. Die deutsche Bevölkerung sollte aus diesen Gebieten ausgesiedelt werden. Deutschland verlor ein Fünftel seines Gebietes.
Arkadiusz Mularczyk, Vize-Außenminister von Polen, hält vor einem Interviewtermin mit der Deutschen Presse-Agentur den Bericht über Reparationsforderungen Polens an Deutschland für Schäden im Zweiten Weltkrieg.
picture alliance/dpa | Christoph Soeder
Video | Reparationen für zweiten Weltkrieg
Polnische Regierung fordert 1,3 Billionen Euro von Deutschland
Und wie ging es dann weiter?
Die polnische Regierung versuchte immer wieder, das Abkommen mit der Sowjetunion neu zu verhandeln. Man wollte die Kohlelieferungen reduzieren, weil man befürchtet hat, dass deren Wert am Ende höher wird als die Summe der Reparationen.
Dann brach der Volksaufstand in der DDR aus und die Sowjetunion setzte weitere Reparationen aus der DDR aus. Auch Polen kam der DDR entgegen und verzichtete auf die Reparationen aus ganz Deutschland, aus der DDR, aber auch aus Westdeutschland. 1957 hat Polen einen Vertrag mit der Sowjetunion unterzeichnet, der den Reparationstransfer beendete.
Gibt es Dokumente, die bestätigen, dass Polen auf Reparationen von ganz Deutschland verzichtet hat?
Es gibt eine Verzichtsdeklaration von der polnischen Seite. Die Völkerrechtler sind der Meinung, eine solche Deklaration sei gültig und nicht anfechtbar. Auch die späteren polnischen Regierungen haben diese Entscheidung nicht in Frage gestellt, auch nicht nach 1989.
Der deutsch-polnische Grenzübergang Stadtbrücke in Frankfurt (Oder). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
dpa/Patrick Pleul
Interview | Polnische Reparationsforderungen
"Das ist eindeutig Stimmungsmache vor der Wahl"
Die Bundesrepublik hat 1990, nach der Wiedervereinigung, in einem Global-Abkommen Polen 500 Millionen D-Mark an Entschädigungen ausgezahlt. Die Industrie zahlte in einen speziellen Fonds. Vorher wurden die Opfer der medizinischen Experimente und die Zwangsarbeiter entschädigt. Viele Polen sind damit unzufrieden. Welche Lösung sehen Sie in dieser Situation?
Fundamental ist die Frage, ob beide Seiten gemeinsam an einer Lösung interessiert sind. Ich würde für eine sogenannte pragmatische Lösung plädieren. Man könnte einen Fonds aus deutschen Mitteln einrichten, um noch die letzten lebenden Opfer des "Dritten Reichs" zu unterstützen, durch Gewährleistung von verschiedenen Leistungen wie Kuren, Krankenhausaufenthalte oder Zuzahlung zu Medikamenten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Sendung: Die Reportage "Streit um Reparationszahlungen: Soll Deutschland an Polen zahlen?" ist ab 1. Februar 2023, 22:00 Uhr, u.a. in der rbb-Mediathek abrufbar.
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Weltkriegsentschädigungen
Klare Absage aus Deutschland an Polens Reparationsforderungen
Beim Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 beseitigen Soldaten der deutschen Wehrmacht einen Schlagbaum an der ehemaligen Zoll-Grenze von Zoppot nach Gdingen. Am selben Tag verkündet Hitler vor dem Berliner Reichstag mit dem Ausspruch "Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen..." den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Beim Thema Weltkriegsentschädigungen bleibt die Bundesregierung hart: Die polnischen Forderungen nach 1,3 Billionen Euro hat sie nun auch förmlich zurückgewiesen. Doch so leicht will die nationalkonservative PiS-Regierung in Warschau nicht lockerlassen.
04.01.2023, 17:33 Uhr
Lissabon/Warschau. Die Bundesregierung bleibt bei ihrer ablehnenden Position zu polnischen Forderungen nach Reparationen für die von Hitler-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden. Außenministerin Annalena Baerbock sagte am Mittwoch am Rande ihrer Visite in Lissabon, sie habe bei ihrem Besuch in Warschau im Oktober „bereits deutlich gemacht, dass für uns von deutscher Seite rechtlich die Frage geklärt ist.“
Die Grünen-Politikerin ergänzte, diesen Standpunkt habe man in der schriftlichen Kommunikation mit Warschau jetzt noch einmal hinterlegt.
Zuvor hatte das polnische Außenministerium bekanntgegeben, dass die Bundesregierung in einer am 3. Januar eingegangenen diplomatischen Note den polnischen Forderungen wie erwartet förmlich eine Absage erteilt hatte. Das Ministerium in Warschau hatte am Dienstagabend mitgeteilt: „Nach Angaben der Bundesregierung ist die Frage der Reparationen und der Kriegsentschädigungen nach wie vor abgeschlossen, und die Bundesregierung beabsichtigt nicht, in Verhandlungen über diese Frage einzutreten.“
Polen beziffert Weltkriegsschäden auf mehr als 1,3 Billionen Euro
Polens nationalkonservative PiS-Regierung thematisiert die Weltkriegsreparationen seit Jahren. Am 1. September hatte eine Kommission des polnischen Parlaments einen Bericht vorgestellt, der die Höhe der Weltkriegsschäden auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert. Am 3. Oktober hatte Warschau dazu eine diplomatische Note an die Bundesregierung geschickt, in der diese Summe gefordert wurde.
Die PiS-Regierung argumentiert, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs westliche Länder wie Frankreich und die Niederlande besser behandelt worden seien als Polen.
Die „Großen Drei“ im Juli 1945 auf der Potsdamer Konferenz: Der britische Premierminister Winston Churchill (l), der amerikanische Präsidenten Harry S. Truman (M) und der sowjetische Regierungschef Josef Stalin. Auf der Konferenz, die am 17. Juli 1945 begann und mit der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens am 2. August 1945 endete, wurden die politischen und wirtschaftlichen Grundsätze über die Behandlung des besiegten Deutschen Reiches festgelegt.
Die „Großen Drei“ im Juli 1945 auf der Potsdamer Konferenz: Der britische Premierminister Winston Churchill (l), der amerikanische Präsidenten Harry S. Truman (M) und der sowjetische Regierungschef Josef Stalin.
© Quelle: dpa
Im Potsdamer Abkommen von 1945 hatten sich die vier Siegermächte geeinigt, dass die Sowjetunion aus der sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands entschädigt wird und Polen einen Anteil zukommen lässt. Bis 1953 wurden nach Schätzungen etwa 3000 Betriebe demontiert und zusätzlich Güter aus laufender Produktion abtransportiert. Warschau verweist aber darauf, dass Polen seinen Anteil durch Kohlelieferungen an die Sowjetunion habe ausgleichen müssen.
Die Bundesregierung wiederum hält die Reparationsfrage für abgeschlossen und beruft sich auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit, an dem Polen allerdings nicht beteiligt war.
Vor den eigenen Verbrechen davonzulaufen, ist nicht der beste Weg in diplomatischen Beziehungen.
Piotr Müller,
Polnischer Regierungssprecher
Reparationsforderungen: Polen lehnt deutsche Position ab
Nach der erneuten Absage aus Berlin betonten Vertreter der PiS-Regierung, man werde in der Sache nicht so leicht lockerlassen. Regierungssprecher Piotr Müller sagte mit Blick auf die Antwort der Bundesregierung: „Vor den eigenen Verbrechen davonzulaufen, ist nicht der beste Weg in diplomatischen Beziehungen“.
Polen werde seinen Standpunkt sowohl auf europäischer Ebene als auch bei den Vereinten Nationen deutlich machen. Der Vizeaußenminister und Reparationsbeauftragte Arkadiusz Mularczyk sagte:„ Wir erkennen die deutsche Position zu den Kriegsreparationen an Polen nicht an und lehnen sie in ihrer Gesamtheit ab.“ Der Standpunkt Berlins sei ungerechtfertigt und falsch, eine schriftliche Antwort werde in Kürze verschickt.
RND/dpa
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ZWEITER WELTKRIEG
Streit um Reparationen: Polen verstärkt Druck auf Deutschland
Nach einem erneuten Berliner "nein" zu den polnischen Reparationsforderungen will Warschau nun die Vereinten Nationen sowie die USA einschalten. Zudem sollen die Deutschen über die Forderungen Polens "aufgeklärt" werden.
Datum 06.01.2023
Autorin/Autor Jacek Lepiarz (Warschau)
"Diese Antwort ist für uns, das polnische Außenministerium und den polnischen Staat, erstaunlich, weil der deutsche Staat eine Frage, die niemals gestellt wurde, nicht abschließen kann. Es hat weder Verhandlungen noch Vermittlungsgespräche gegeben", erklärte der polnische Vize-Außenminister Arkadiusz Mularczyk am Mittwoch (4.1.2023) in Warschau.
"Wir erkennen die deutsche Position nicht an, lehnen sie in Gänze als absolut unbegründet und falsch ab. Wir werden auf der internationalen Bühne handeln, aber auch in Deutschland, um die internationale und deutsche Öffentlichkeit zur Änderung ihrer Haltung zu bewegen", so der polnische Politiker weiter.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock steht hinter einem Pult mit einer schwarz-rot-goldenen Deutschlandflagge, rechts daneben steht polnische Außenminister Zbigniew Rau hinter einem Pult, auf dem die weiß-rote Flagge Polens prangt
Annalena Baerbock und Zbigniew Rau in Warschau am 4.10.2022
Die Nachricht, die in Warschau solche Empörung ausgelöst hatte, war kurz und knapp: "Nach Angaben der Regierung der Bundesrepublik Deutschland bleibt die Frage der Reparationen und Entschädigungen für die Kriegsverluste abgeschlossen, und sie beabsichtigt nicht, Verhandlungen darüber aufzunehmen." Die Antwort des polnischen Außenministeriums folgte umgehend: "Polens Regierung wird ihre Bemühungen fortsetzen, um die Frage der Schulden, die sich aus der deutschen Aggression und Besatzung in den Jahren 1939-1945 ergeben, zu regeln.".
Dass die deutsche Antwort auf die polnischen Forderungen anders ausfallen würde, hatte im Lager der vereinigten Rechten, das seit 2015 in Polen regiert, wohl niemand ernsthaft erwartet. Hatte doch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock den deutschen Standpunkt bereits am 4.10.2022 klar dargestellt, nachdem die polnische Regierung am Tag zuvor eine diplomatische Note mit ihren Forderungen an Berlin geschickt hatte.
Auf einem schwarz-weiß-Foto ist eine Trümmerwüste aus Steinen zu sehen, um Hintergrund erkennt man ein Gebäude mit Turm, es könnte eine Kirche sein
Die von deutschen Truppen zerstörte polnische Hauptstadt Warschau am Ende des Zweiten Weltkriegs
"Deutschland steht ohne wenn und aber zu seiner historischen Verantwortung. Es bleibt unsere ewige Aufgabe, an das millionenfache Leid zu erinnern, das Deutschland Polen angetan hat, angetan hat mit einer Brutalität, die in Polen noch mal ganz anderen Schmerz als an anderen Orten hervorgebracht hat", so Baerbock im Oktober in Warschau. "Zugleich ist die Frage nach Reparationen aus Sicht der Bundesregierung, das weiß du, abgeschlossen", so die Ministerin mit Blick auf ihren polnischen Kollegen Zbigniew Rau.
Polen verlangt 1,3 Billionen Euro Reparationszahlungen von Deutschland
Vize-Außenminister Mularczyk, Mitglied von Polens größter Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PIS), hat die Reparationsansprüche an Deutschland bereits vor Jahren zu seinem Topthema gemacht. Er leitete seit 2017 eine parlamentarische Arbeitsgruppe, die Polens Verluste im Zweiten Weltkrieg feststellen sollte. Am 1. September 2022, dem 73. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, präsentierte er den Abschlussbericht, in dem von 6,2 Billionen Zloty, umgerechnet rund 1,3 Billionen Euro Kriegsschäden die Rede ist.
Im vergangenen Jahr war Mularczyk zum Staatssekretär im Außenministerium aufgestiegen. Bereits am Dienstag (3.1.2023) hatte er die deutsche Antwort als "Missachtung Polens und der Polen" bezeichnet. "Die Deutschen betreiben keine freundliche Politik gegenüber Polen, wollen hier ihre Einflusszone errichten und behandeln Polen wie einen Vasallen", so der jetzige Vize-Außenminister gegenüber der Polnischen Nachrichtenagentur PAP.
UN und USA sollen Polens Reparationsforderungen unterstützen
Um den Druck auf Berlin zu erhöhen, hat Warschau sich mit der Bitte um Unterstützung an den Generalsekretär der Vereinigten Nationen, Antonio Guterres, gewandt. Zudem wurde die Generalsekretärin der UNESCO, Audrey Azoulay, nach Warschau eingeladen. Darüber hinaus kündigte Mularczyk eine Reise in die USA an, wo er Verbündete im Kongress und im Senat gewinnen will.
Eine Umfrage des Instituts Ipsos im Auftrag polnischer Medien ergab Anfang Januar 2023, dass 75 Prozent der Deutschen die polnischen Forderungen ablehnen. Dieses Ergebnis hinderte Mularczyk jedoch nicht, zudem eine Informationskampagne in Deutschland anzukündigen: "Wir hoffen, dass wir mit der Zeit die Deutschen überzeugen, dass diese Frage geregelt werden muss", so der PIS-Politiker. Besondere Hoffnung verbinde er mit der jungen Generation in Deutschland.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki treffen sich in Berlin anlässlich des Westbalkangipfels im Dezember 2022
Die deutsche Absage an die polnischen Reparationsforderungen liefert Polens rechts-nationalistische Regierung willkommene Gelegenheit zur Verschärfung der Auseinandersetzung mit dem Nachbarland. Kritik an Deutschland scheint eines der Hauptthemen der polnischen Rechten im Wahlkampf vor der Parlamentswahl im Herbst zu sein. Die größte polnische Oppositionspartei Bürgerplattform (PO) mit Ex-Premier und Ex-EU-Kommissar Donald Tusk an der Spitze wird als Handlanger Berlins diffamiert.
Egal welche Partei die im Herbst 2023 anstehenden Parlamentswahlen in Polen gewinnt - sie wird sich der Reparationsfrage stellen müssen. Denn in der bereits erwähnten Ipsos-Umfrage haben sich 66 Prozent der Befragten in Polen für Reparationen aus Deutschland ausgesprochen. Und in einem Parlamentsbeschluss von Mitte September vergangenen Jahres, für den auch die Opposition gestimmt hatte, stellte das polnische Parlament Sejm fest, dass Polen niemals Entschädigung für Kriegsverluste bekommen hat und auch niemals auf die Ansprüche verzichtet hat.
In einer früheren Version dieses Artikels wurde ein historisches Foto verwendet, das als NS-Propaganda entlarvt wurde. Das Foto wurde entfernt. Die Redaktion bittet, den Fehler zu entschuldigen.
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Entschädigung für Kriegsverluste : Reparationen: Polen erhält Absage aus Berlin
Datum:
03.01.2023 21:29 Uhr
Polen fordert Reparationszahlungen von Deutschland - und hat nun eine förmliche Absage erhalten. Sein Land werde wie ein "Vasallen-Staat" behandelt, so Polens Vize-Außenminister.
Arkadiusz Mularczyk, Vize-Außenminister von Polen, wirft Deutschland vor, sein Land wie einen "Vasallen-Staat" zu behandeln.
Quelle: Christoph Soeder/dpa
Polen hat nach eigenen Angaben eine förmliche Absage der Bundesregierung hinsichtlich der polnischen Reparationsforderungen für im Zweiten Weltkrieg erlittene Schäden erhalten.
"Nach Angaben der deutschen Regierung bleibt die Frage nach Reparationen und Entschädigung für Kriegsverluste abgeschlossen und sie beabsichtigt nicht, in Verhandlungen einzutreten", erklärte das polnische Außenministerium am Dienstag nach dem Empfang einer offiziellen Antwort aus Berlin.
Polen fordert 1,3 Billionen Euro von Deutschland
Polens regierende nationalistische Partei PiS hatte Anfang September von Deutschland umgerechnet 1,3 Billionen Euro gefordert, um für die im Krieg entstandenen Schäden aufzukommen. Die polnische Regierung übermittelte der Bundesrepublik dazu Anfang Oktober eine diplomatische Note.
Am Dienstag gab Polen in dem Streitfall überdies bekannt, sich an die Vereinten Nationen gewandt und um Unterstützung gebeten zu haben.
Sechs Millionen Polen starben im Zweiten Weltkrieg, Warschau wurde fast komplett zerstört. In einem neuen Gutachten stellt Polen jetzt Deutschland Weltkriegsschäden in Rechnung.
Beitragslänge:
2 min
Datum:
01.09.2022
Vize-Außenminister: Einstellung Berlins respektlos
Polens Vize-Außenminister macht Deutschland schwere Vorwürfe. Gegenüber der Polnischen Presseagentur sagte Arkadiusz Mularczyk am Dienstag:
Deutschland verfolgt keine freundliche Politik gegenüber Polen, sie wollen hier ihren Einflussbereich ausbauen und behandeln Polen wie einen Vasallen-Staat.
Arkadiusz Mularczyk, polnischer Vize-Außenminister
Die Ablehnung von Verhandlungen über die von seiner Regierung geforderten Zahlungen zeige eine absolut respektlose Einstellung gegenüber Polen und dem polnischen Volk. Der Dialog mit Deutschland über diese Frage werde "über internationale Organisationen" fortgesetzt.
Deutschland sieht keine Rechtsgrundlage
Deutschland sieht für die Forderungen keine Rechtsgrundlage. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte Anfang Oktober auch bei einer Pressekonferenz mit dem polnischen Außenminister Zbigniew Rau in Warschau bekräftigt, dass die Frage aus Sicht der Bundesregierung "abgeschlossen" sei.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag, dass die Bundesregierung "die Verbalnote Polens vom 3. Oktober 2022 beantwortet" habe. Er machte aber keine Angaben zum Inhalt des Schreibens.
Die Bundesregierung verweist darauf, dass die kommunistische polnische Führung 1953 ihren Verzicht auf deutsche Reparationen erklärt hatte. Die nationalkonservative Regierung Polens hat jedoch die Gültigkeit des entsprechenden Abkommens mit der Begründung angefochten, Warschau habe damals unter dem Druck der Sowjetunion gehandelt.
Quelle: AFP, Reuters
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Die Deutschen und die Polen: Geschichte einer Nachbarschaft Taschenbuch – 9. Mai 2016
Seit mehr als tausend Jahren sind Polen und Deutsche Nachbarn in Europa. Ihre gemeinsame Geschichte hat Höhen und Tiefen erlebt. Die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, als von deutscher Hand Millionen Polen ihr Leben verloren, haben lange Schatten geworfen. Es dauerte Jahrzehnte, um dieses Leid zu überwinden. Heute sind Polen und Deutschland gemeinsam Mitglieder der Europäischen Union und immer mehr Menschen aus Polen ziehen nach Deutschland. Die Vergangenheit jedoch gerät zunehmend in Vergessenheit. Dabei könnte man sich an so vieles erinnern: an deutsch-polnische Kontakte im Mittelalter, an die Rolle des deutschsprachigen Danzigs als Handelszentrum im Ostseeraum, an die aus den deutschen Ländern nach Polen gewanderten Juden oder die Massenwanderung von Polen in das Ruhrgebiet Ende des 19. Jahrhunderts. Knapp, prägnant und reich illustriert wirft das vorliegende Buch Schlaglichter in eine Beziehungsgeschichte, wie sie spannender und dramatischer kaum sein könnte.
Zweiter Weltkrieg
: Deutschland weist polnische Reparationsforderungen offiziell zurück
Polen verlangt von Deutschland Billionen-Entschädigungen für Kriegsverluste. Die Bundesregierung bezeichnet die Debatte als abgeschlossen. Polen wendet sich an die UN.
Von Isabelle Daniel
03.01.2023, 22:14 Uhr
Polen hat nach eigenen Angaben eine förmliche Absage der Bundesregierung hinsichtlich seiner Reparationsforderungen für Schäden während des Zweiten Weltkriegs erhalten. "Nach Angaben der deutschen Regierung bleibt die Frage nach Reparationen und Entschädigung für Kriegsverluste abgeschlossen und sie beabsichtigt nicht, in Verhandlungen einzutreten", teilte das polnische Außenministerium mit.
Die polnische Regierung fordert von Deutschland Reparationen für im Zweiten Weltkrieg erlittene Schäden in Höhe von umgerechnet 1,3 Billionen Euro. Eine entsprechende diplomatische Note übermittelte sie der Bundesrepublik Anfang Oktober. Jetzt gab Polen bekannt, sich in dem Streit auch an die Vereinten Nationen gewandt und um Unterstützung gebeten zu haben.
Deutschland sieht für die Forderungen keine Rechtsgrundlage. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte Anfang Oktober auch bei einer Pressekonferenz mit dem polnischen Außenminister Zbigniew Rau in Warschau bekräftigt, dass die Frage aus Sicht der Bundesregierung abgeschlossen sei.
"Sie behandeln Polen wie einen Vasallenstaat"
Die Bundesregierung verweist darauf, dass die damalige kommunistische polnische Führung 1953 ihren Verzicht auf deutsche Reparationen erklärt hatte. Die aktuelle nationalkonservative Regierung Polens hat jedoch die Gültigkeit des entsprechenden Abkommens mit der Begründung angefochten, Polen habe damals unter dem Druck der Sowjetunion gehandelt.
Polens Vizeaußenminister Arkadiusz Mularczyk warf Deutschland eine unfreundliche Politik gegenüber seinem Land vor. "Sie wollen hier ihren Einflussbereich ausbauen und behandeln Polen wie einen Vasallenstaat", sagte er der Polnischen Presseagentur. Die Ablehnung von Verhandlungen über die von seiner Regierung geforderten Zahlungen zeige eine absolut respektlose Einstellung gegenüber Polen und dem polnischen Volk.
https://www.zeit.de/
Polen: Reparationsbeauftragter wird Vizeaußenminister
Uwe Roßberg hat die polnische Flagge ausgepackt.
Arkadiusz Mularczyk, der zuvor für die polnischen Reparationsforderungen war, soll nun stellvertretender Außenminister werden. Die Ernennung Mularczyks ist ein klares Signal gegenüber Deutschland, das sich bisher weigert, Polen zu entschädigen.
24.10.2022, 16:07 Uhr
In Polen soll der frühere Reparationsbeauftragte Arkadiusz Mularczyk neuer stellvertretender Außenminister werden. Die Ernennung werde bald erfolgen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Montag. Mit der Personalie setzt Polens nationalkonservative PiS-Regierung ein weiteres Signal für einen konfrontativen Kurs in ihrer Politik gegenüber Berlin. Mularczyk wird Nachfolger von Szymon Szynkowski vel Sek, der kürzlich auf den Posten des Europaministers wechselte.
Ton gegenüber Deutschland wird schärfer
Der 51 Jahre alte PiS-Abgeordnete Mularczyk war Vorsitzender einer Parlamentskommission, die in einem im September vorgestellten Bericht die Höhe der von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden auf 1,3 Billionen Euro bezifferte. In einer diplomatischen Note an Berlin wies die polnische Regierung mittlerweile auf ihre Entschädigungsforderung hin.
Begleitet wird diese Forderung von immer schärferen antideutschen Tönen führender PiS-Vertreter. So sagte PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski am Wochenende bei einem Auftritt im südostpolnischen Zamosc, Deutschland behandele Polen „rassistisch“, weil es dem Land anders als vielen anderen Staaten keine Entschädigung gezahlt habe.
Die Bundesregierung lehnt jegliche Reparationsforderungen ab. Für sie ist die Frage mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit abgeschlossen.
dpa/RND
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Umfrage
Mehr als die Hälfte der Polen für Reparationsforderungen
Mateusz Morawiecki, polnischer Regierungschef.
Mehr als die Hälfte der Polen unterstützt laut einer Umfrage die Forderung der Regierung in Warschau nach Entschädigung für die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Dagegen glauben 33 Prozent, dass Polen dies nicht tun sollte. Weitere 10 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten zu dem Thema keine Meinung.
10.10.2022, 18:08 Uhr
Warschau. Mehr als die Hälfte der Polen unterstützt laut einer Umfrage die Forderung der Regierung in Warschau nach Entschädigung für die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Dies ergab eine am Montag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CBOS. Demnach sind 57 Prozent der Befragten überzeugt, dass ihr Land von Deutschland Reparationen fordern sollte. Dagegen glauben 33 Prozent, dass Polen dies nicht tun sollte. Weitere 10 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten zu dem Thema keine Meinung.
Polens nationalkonservative PiS-Regierung hat in den vergangenen Wochen die seit langem erhobene Forderung nach Reparationen mit neuer Schärfe vorgebracht. Zum 83. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. Zuletzt hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dieser Forderung bei einem Besuch in Warschau in der vergangenen Woche eine klare Absage erteilt.
RND/dpa
https://www.rnd.de/
Schäden im Zweiten Weltkrieg
Baerbock weist Reparationsforderung zurück
Stand: 04.10.2022 12:58 Uhr
Deutschland wird keine Reparationen an Polen für Schäden im Zweiten Weltkrieg zahlen. Beim Treffen mit ihrem polnischen Amtskollegen Rau stellte Außenministerin Baerbock aber auch klar: Die historische Verantwortung Deutschlands ende nicht. Es bleibt beim Nein Deutschlands zu Reparationsforderungen aus Polen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erteilte der Forderung des Nachbarlandes nach Zahlungen in Milliardenhöhe für im Zweiten Weltkrieg erlittene Schäden eine Absage. Die Frage der Reparationen sei aus Sicht der Bundesregierung "abgeschlossen", sagte sie bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem polnischen Außenminister Zbigniew Rau in Warschau.
Zbigniew Rau, polnischer Außenminister, unterzeichnet eine diplomatische Note an Deutschland | EPA
03.10.2022
Weltkriegs-Reparationen
Polen schickt diplomatische Note
Polen hat seinen Reparationsforderungen an Deutschland eine offizielle Form verliehen.
Frage nach Reparationen "rechtlich geklärt"
Baerbock bekräftigte damit die seit vielen Jahren geltende offizielle Position Deutschlands, dass es keine rechtliche Grundlage für Reparationsforderungen aus Polen gebe. Deutschland stehe "ohne Wenn und Aber" zu seiner historischen Verantwortung, es könne "keinen Schlussstrich geben", sagte Baerbock. Beim Aufbau der EU seien jedoch rechtliche Grundlagen geschaffen worden, deswegen sei die Frage nach Reparationen "rechtlich geklärt".
Außenministerin Baerbock erteilt polnischer Forderung zu Reparationszahlungen eine Absage
tagesschau 14:00 Uhr, 4.10.2022
Rau: Deutsche Position wird sich weiterentwickeln
Rau betonte die gemeinsame Verantwortung Polens und Deutschlands: Er sei "überzeugt, dass sich die Position der deutschen Regierung in dieser Frage als Ergebnis des Dialogs weiterentwickeln wird". Polen strebt baldige Verhandlungen mit Deutschland über Reparationen an und hat bereits eine entsprechende diplomatische Note nach Berlin gesendet. Eine Parlamentskommission hatte ein Gutachten vorgelegt, in dem die Weltkriegsschäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden.
Kristin Joachim, ARD Warschau, zu den Besuch von Außenministerin Baerbock in Polen
tagesschau 12:00 Uhr, 4.10.2022
Baerbock
Polen
Reparationsforderungen
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Oktober 2022 um 12:00 Uhr.
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Reparationsforderungen: Warum hält Polen daran fest?
Im Angesicht des Ukraine-Kriegs sei eine enge deutsch-polnische Zusammenarbeit wichtig, sagen Experten. Doch wieder kommen aus Warschau Forderungen nach Reparationszahlungen. Warum lässt die rechtsnationale PiS nicht davon ab? Eine Analyse.
Von
Henryk Jarczyk
BR24 Redaktion
Die Debatte kommt nach Meinung der Vize-Direktorin des Deutschen Polen Instituts, Agnieszka Łada, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Streit über Reparationszahlungen belaste das ohnehin schwierige deutsch-polnische Verhältnis zusätzlich, wo doch gerade jetzt ein Schulterschluss von Warschau und Berlin so wichtig wäre, sagt die Expertin BR24. "Vor allem wenn man daran denkt, was beide Ländern jetzt gerade gemeinsam machen könnten – im Bereich Unterstützung der Ukraine, gemeinsame Investitionen im der Militärindustrie, Zukunft der EU."
Zum Artikel: "Baerbock an Polen - 'Wir werden für euch da sein'"
Doch stattdessen wiederholt die rechtsnationale PiS Vorwürfe, wie es sie seit der Regierungsübernahme 2015 immer wieder zu hören gibt: "Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt", betont Jaroslaw Kaczynski, Vorsitzender der PiS . "Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten", so Kaczynski. Laut Łada hat die polnische Regierung mit dieser Haltung in Deutschland an Vertrauen verloren. Diese antideutsche Rhetorik trage dazu bei, dass sich die Stimmung auch zwischen den beiden Gesellschaften zusehends verschlechtere.
70 Prozent der Polen sehen moralische Schuld bei Deutschland
Beobachter vermuten hinter dem Vorstoß der Regierungspartei PiS in erster Linie innenpolitische Gründe. Nächstes Jahr wird in Polen gewählt. Die PiS fürchtet zunehmend an Zustimmung zu verlieren. Also greife ihr Vorsitzender Jaroslaw Kaczynski Themen auf, die nicht nur im rechtsnationalen Lager immer wieder für Diskussionen sorgen, erklärt Łada. Die Forderung nach Reparationszahlungen gegenüber Deutschland sei so ein Thema. Zumal viele insbesondere ältere Polen, unabhängig davon, welchem politischen Spektrum sie angehören, der Meinung seien, dass Deutschland für die in Polen während des zweiten Weltkriegs verursachten Schäden eine Entschädigung zahlen sollte.
Für mehr als 70 Prozent der Polen steht Deutschland im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg moralisch in der Schuld. Solche Umfragewerte greift Jaroslaw Kaczynski immer wieder auf, um zu fordern, dass Deutschland seiner Reparationsverpflichtung endlich nachkommen solle.
Schätzungen zufolge wurden während des zweiten Weltkrieges mehr als 5,3 Millionen Polen von den Deutschen ermordet. Genaue Zahlen gibt es nicht. Eines steht nach Ansicht von Historikern allerdings fest: Gemessen an der Gesamtbevölkerung hatte Polen während der Naziherrschaft so viele Tote zu beklagen wie kein anderes Land. Ein Fünftel davon waren Kinder unter zehn Jahren. Zudem wurden Schätzungen zufolge mehr als 2,1 Millionen Männer und Frauen als Zwangsarbeiter verschleppt. Viele polnische Städte wurden vollkommen zerstört, darunter auch Warschau.
Warschau beziffert Kriegsschäden auf 1,3 Billionen Euro
Die Weltkriegsschäden, die Nazideutschland in Polen angerichtet hat, wurden jüngst in einem Gutachten der polnischen Parlamentskommission auf insgesamt etwa 1,3 Billionen Euro beziffert. Schäden, die nach Ansicht der nationalkonservativen Regierungspartei PiS bislang nicht beglichen wurden. In diesem Zusammenhang unterzeichnete der polnische Außenminister Zbigniew Rau am 3. Oktober eine an Berlin adressierte diplomatische Note. Darin wird zwar keine konkrete Entschädigungssumme genannt. Der polnische Außenminister macht aber deutlich, dass nach Vorstellung Warschaus eine Regelung unter anderem "die Zahlung von Entschädigungen durch Deutschland für die materiellen und immateriellen Schäden, die dem polnischen Staat durch diese Aggression und Besetzung entstanden sind", umfassen muss.
Auch Opfer der deutschen Besatzer und ihre Familienangehörigen – heißt es im Warschauer Außenministerium - müssten entschädigt werden. Ebenso müsse eine Regelung für die geraubten Kulturgüter und Archive gefunden werden. Das am 1. September vorgelegte Gutachten gilt als Grundlage für die nun offiziell formulierten Reparationsforderungen an Deutschland.
Mehrheit befürwortet Reparationsforderungen
Aktuellen Untersuchungen zufolge wird die Forderung nach Reparationszahlungen von etwas mehr als der Hälfte der Befragten Polen befürwortet. Für die Regierungspartei PiS und ihren Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski ein Beleg dafür, mit dem stark emotional aufgeladenen Thema politisch punkten zu können. Und zwar parteiübergreifend. Zwar betont Kaczynski immer wieder, dass es vermutlich lange dauern werde, bis die Forderungen erfüllt seien. In einem Punkt ist sich der nationalkonservative Politiker aber sicher: "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur, weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder."
Bundesregierung sieht keine Grundlage für kriegsbedingte Entschädigungen
Die Bundesregierung lehnt die Forderung nach Reparationszahlungen indes ab und verweist unter anderem auf das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945. Am Ende der Konferenz hielten die Siegermächte USA, Großbritannien und Sowjetunion im Abschnitt IV des Abkommens eine Übereinkunft über die deutschen Reparationen fest. Polen betreffend heißt es darin wörtlich: "Die UdSSR wird die Reparationsansprüche Polens aus ihrem eigenen Anteil an den Reparationen befriedigen."
Für Polen bedeutete die Regelung, dass seine Ansprüche de facto von der Haltung Moskaus abhingen. Und somit zu keinem Zeitpunkt entsprechend befriedigt worden seien.
Gleichwohl beharrt Deutschland auf dem Standpunkt, dass Polen 1953 auf jedwede über das Potsdamer Abkommen hinausgehende Reparationsforderung gegenüber der Bundesrepublik verzichtet habe. Gleichzeitig beruft sich die Bundesregierung auf den sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 in dem außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit geregelt werden.
Zum Artikel: "Bundeskanzler lehnt polnische Reparationsforderungen ab"
Streitpunkt Zwei-plus-Vier-Vertrag
Das Zwei-plus-Vier-Abkommen ist ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (den namensgebenden Zwei) einerseits sowie Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika (Vier) andererseits. Damit wurde offiziell der Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands freigemacht. Da der Zwei-plus-Vier-Vertrag die Reparationsfrage nicht erwähnt, betrachtet die Bundesregierung alle diesbezüglichen Ansprüche als abgegolten und das Zwei-plus-Vier-Abkommen als Ersatz für den bis dahin nie abgeschlossenen Friedensvertrag.
Aus Sicht der Bundesregierung hat sich das Thema Reparationsforderungen mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag mit den ehemaligen Besatzungsmächten im Jahr 1990 rechtlich erledigt. Die rechtsnationale polnische Regierung argumentiert hingegen, damals bei den Gesprächen nicht dabei gewesen zu sein. Was wiederum bedeutet, dass polnische Reparationsansprüche 1990 nicht berücksichtigt worden seien.
https://www.br.de/
Für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg
Morawiecki bekräftigt mit Russland-Vergleich Polens Forderungen nach deutschen Reparationen
Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki beim Besuch eines Kohleterminals im Hafen von Danzig. (Archivbild)
Polen fordert Reparationszahlungen in Billionenhöhe von Deutschland für die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Dieser Forderung hat der polnische Premier Morawiecki nochmals Nachdruck verliehen – mit einem drastischen Vergleich. Wenn Russland für seine Verbrechen in der Ukraine bestraft werden solle, dann müsse auch Deutschland für seine historische Schuld geradestehen, so Morawiecki.
27.10.2022, 07:53 Uhr
Berlin. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat einen Russland-Vergleich gezogen, um der Forderung nach deutschen Reparationszahlungen für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg Nachdruck zu verleihen.
Wenn die Deutschen wollten, dass Russland für seinen Krieg bestraft werde und die Ukraine für die dort verübten Verbrechen entschädigen müsse, dann müssten sie auch für „die Verbrechen und den Massenmord an Polen geradestehen, die ihr Land während des Zweiten Weltkriegs begangen hat“, sagte Morawiecki der „Bild“-Zeitung (Donnerstag).
„Wenn Ihr als Nachfahren zu dieser Verantwortung nicht steht, dann kann auch Russland niemals für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, die Putins Truppen jetzt in der Ukraine verüben“, sagte er an junge Menschen in Deutschland gerichtet.
Polen fordert 1,3 Billionen Euro
Polens nationalkonservative PiS-Regierung hat in den vergangenen Wochen die seit langem erhobene Forderung nach Reparationen mit neuer Schärfe vorgebracht. Zum 83. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wies die Forderungen ebenso zurück wie Außenministerin Annalena Baerbock. Beide betonten aber die historische Verantwortung, die Deutschland trage.
RND/dpa
https://www.rnd.de/
Diplomatische Note unterzeichnet:
Polen bekräftigt Forderung nach Reparationen
Datum:
03.10.2022 15:22 Uhr
Polen hat seine Forderungen nach Entschädigungen für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden bekräftigt – kurz vor dem Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock.
Polens Außenminister Zbigniew Rau unterzeichnet eine diplomatische Note, die dem Auswärtigen Amt in Berlin übergeben werden soll.
Kurz vor einem Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Warschau hat Polens Regierung einen weiteren Schritt unternommen, um ihren Reparationsforderungen an Deutschland Nachdruck zu verleihen. Polens Außenminister Zbigniew Rau unterzeichnete am Montag eine diplomatische Note, die dem Auswärtigen Amt in Berlin übergeben werden soll.
"Sie bringt die Überzeugung des polnischen Außenministers zum Ausdruck, dass die Parteien unverzüglich Schritte zu einer dauerhaften, umfassenden und endgültigen rechtlichen und materiellen Regelung der Folgen der deutschen Aggression und Besatzung von 1939 bis 1945 einleiten sollten", sagte Rau. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich nach Angaben eines Sprechers zunächst nicht zu den polnischen Ankündigungen äußern.
Immer wieder Forderung nach Reparationen
Der Überfall von Nazi-Deutschland auf Polen am 1. September 1939 markierte den Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten - andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Vier bis sechs Millionen Polen kamen im Krieg ums Leben, bis zu ein Fünftel der Bevölkerung. Die Hauptstadt Warschau wurde fast völlig zerstört.
Warschau, 01.09.2022: Jan Korski vom Institut für Kriegsverluste spricht auf einer Bühne
1,3 Billionen Euro - so hoch beziffert Polens Regierungspartei die Schäden, die Deutschland im 2. Weltkrieg angerichtet hat. Und fordert Reparationen.
Die nationalkonservative PiS-Regierung in Warschau hat die Reparationsforderungen in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert. Anfang September hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Weltkriegs-Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski hatte gleichzeitig die Forderung nach Entschädigungszahlungen erneuert.
Rau nannte nun keine konkrete Summe. Er machte aber deutlich, dass die Regelung Zahlungen Deutschlands für die materiellen und immateriellen Schäden beinhalten soll, die dem polnischen Staat durch die deutsche Besatzung entstanden sind. Opfer der Besatzung sowie deren Angehörige sollten entschädigt werden, sagte der polnische Außenminister. Auch müsse eine Lösung für die Frage beschlagnahmter polnischer Kulturgüter und Archive gefunden werden.
Deutschland lehnt Reparationen ab
Baerbock reist am Montag nach Warschau. Sie wird dort an den Feierlichkeiten der Deutschen Botschaft zum Tag der deutschen Einheit teilnehmen und eine Rede halten. Am Dienstagmorgen trifft Baerbock ihren Amtskollegen Rau. Ein Sprecher des polnischen Außenministeriums sagte, Rau werde mit Baerbock alle wichtigen Fragen der deutsch-polnischen Beziehungen besprechen.
Und die diplomatische Note ist wahrscheinlich eine der wichtigsten.
Sprecher des polnischen Außenministeriums
Die Bundesregierung lehnt die Forderung nach Reparationen ab. Sie beruft sich dabei auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit.
Interview
Reparationsforderungen von Polen
-Moralisch richtig, juristisch realistisch?
Polen will von Deutschland Reparationen wegen des Zweiten Weltkriegs. Historiker und Politologe Piotr Madajczyk schätzt ein, wie wahrscheinlich Zahlungen sind.
Quelle: dpa, AFP
https://www.zdf.de/
Nach Reparations-Gutachten: Polen macht bei Billionen-Forderung an Deutschland Ernst
Donnerstag, 15.09.2022, 07:29
Das Wichtigste
Das polnische Parlament hat eine Reparations-Resolution verabschiedet. Nun will die Regierung eine sogenannte diplomatische Note vorbereiten und die Reparationsforderungen offiziell an Berlin überbringen. Die Bundesregierung lehnt Zahlungen ab.
Polen will bis Anfang Oktober eine diplomatische Note vorbereiten, um Berlin über die Forderung nach Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg von Deutschland angerichteten Schäden zu informieren. Die Note werde nicht lang sein, sagte Außenminister Zbigniew Rau am Mittwoch der Nachrichtenagentur PAP.
Vor zwei Wochen hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Weltkriegs-Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski erneuerte gleichzeitig die Forderung nach Entschädigungszahlungen.
Reparationsforderungen von Polen: Parlament verabschiedet Resolution
Das polnische Parlament forderte am Mittwoch die Bundesregierung in einem Beschluss auf, „die politische, historische, rechtliche und finanzielle Verantwortung für alle Folgen zu übernehmen, die durch die Auslösung des Zweiten Weltkriegs verursacht wurden.“ Für die Resolution stimmte eine überwältige Mehrheit von 418 der 437 anwesenden Abgeordneten.
Das Dokument erhielt damit sowohl die Zustimmung der nationalkonservativen Regierungspartei PiS als auch der Opposition. Auf Antrag eines oppositionellen Abgeordneten wurde allerdings aus der Resolution das Wort „Reparationen“ gestrichen und durch „Wiedergutmachung“ ersetzt.
Die Bundesregierung lehnt die Forderung nach Reparationen ab. Sie beruft sich dabei auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit.
luk/dpa
https://www.focus.de/
Reparationsforderungen von Polen
:Moralisch richtig, juristisch realistisch?
Datum:
01.09.2022 17:08 Uhr
Polen will von Deutschland Reparationen wegen des Zweiten Weltkriegs. Historiker und Politologe Piotr Madajczyk schätzt ein, wie wahrscheinlich Zahlungen sind.
ZDFheute: Polen hält Reparationen von Deutschland für gerechtfertigt. Warum?
Prof. Piotr Madajczyk: Es ist schwierig, "Polen" zu sagen, weil die Meinungen zu diesem Thema auch in Polen geteilt sind. Auf der anderen Seite können wir beantworten, warum dieses Thema so stark zurückkehrt, weil es auch eine soziale Bedingung gibt - dass Polen zu den Ländern gehört, die während des Zweiten Weltkriegs und unter der deutschen und sowjetischen Besatzung große Verluste erlitten haben. Das ist auch eine Erinnerung wert. Und wir reden hier über hunderte Milliarden Euro Schaden.
Polnische Regierung und Reparationsforderungen
Seit 2015, seitdem die nationalkonservative PiS wieder die Macht in Polen übernommen hat, befeuern Regierungs- und Parteimitglieder die Debatte um Reparationen, allen voran PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski. Etwa am Nationalfeiertag 2017: "Die Franzosen hat man bezahlt. Die Juden hat man bezahlt. Als Entschädigung für den 2. Weltkrieg. Uns, Polen, aber nicht."
Regelmäßig wird das Thema gespielt, auch, um innenpolitisch zu punkten. Laut einer aktuellen Umfrage ist fast die Hälfte der Polen der Meinung, Deutschland habe noch finanzielle Verpflichtungen gegenüber Polen. Für mehr als 70 Prozent der Polen steht Deutschland im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg moralisch in der Schuld. Kommendes Jahr sind Parlamentswahlen. Die PiS wird das Thema Reparationen wie zuletzt verstärkt auch im Wahlkampf oben auf die Agenda setzen. "Wir lassen nicht locker", versprach Kaczynski auf seiner Sommertour, regelmäßig das Thema erwähnend.
ZDFheute: Was sind die historischen und rechtlichen Argumente in dieser Diskussion?
Madajczyk: Diese Diskussion ist schwierig, weil es rechtliche Unsicherheiten bei den Nachkriegsverhandlungen gibt und man weiß, dass internationale Anwälte darüber jahrzehntelang streiten können.
Die wichtigste Ungewissheit: 1953 verzichtet Polen auf seinen Teil, von dem, was die UdSSR bekommt - wie von den Alliierten nach dem Krieg vereinbart. Polen ist bekannt dafür, dass es im Jahr 1953 nicht nur kein souveräner Staat ist, sondern auch - wenn eine Entscheidung aus Moskau kommt - nicht diskutiert wird.
Ich sehe keine Chancen für Reparationen, weil wir die nächsten 50 Jahre darüber diskutieren können.
Piotr Madajczyk
Warschau, 01.08.2022: Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hält anlässlich des 78. Jahrestages des Warschauer Aufstandes eine Rede
Vor 78 Jahren begann der Warschauer Aufstand, der von den Nazis blutig niedergeschlagen wurde. In Zeiten des Ukraine-Krieges bekommt das Gedenken eine besondere Bedeutung.
Beitragslänge:
2 min
Datum:
01.08.2022
ZDFheute: Welchen Rat würden Sie dann dazu geben?
Madajczyk: Was man den Deutschen zunächst vorschlagen könnte: Sich nicht hinter juristischen Formeln und Verfahren zu verstecken, sondern eine Geste zu machen, die die deutsch-polnischen Gespräche erleichtert.
Ein solcher Rat wurde kürzlich vom Bevollmächtigten der Bundesregierung für die Beziehungen zu Polen, Dietmar Nietan, gegeben. Und ganz neu war sein Vorschlag nicht. Es wurde überlegt, eine Stiftung zu gründen, die kriegserfahrenen, kranken und sich finanziell in schwierigen Situationen befindenden Menschen helfen soll.
Piotr Madajczyk...
Prof. Piotr Madajczyk
...ist Politologe und Historiker. Seit 1990 arbeitet er am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Dort leitet er den Bereich Deutschlandstudien.
Bildquelle: Polnisches Institut Wien
ZDFheute: Ist die polnische Regierung daran interessiert, dieses Problem zu lösen?
Madajczyk: Es ist seit Jahren zu sehen, dass im Wahlkampf vor den Parlamentswahlen (in Polen) die deutsche Frage - gelinde gesagt - eine Rolle spielt, die auch politisch genutzt wird. Aber sicher ist eine antideutsche Stimmung, das Schaffen eines gewissen Bedrohungsgefühls, auch immer förderlich für die Mobilisierung der eigenen Wählerschaft.
Archiv: Kontrolle von Bewohnern des Warschauer Ghettos durch die Nazis
Polen legt Gutachten vor
-Berlin weist Reparationsforderungen zurück
Ein Gutachten beziffert die Schäden auf 1,3 Billionen Euro: Polen will Reparationsforderungen an Deutschland wegen des Überfalls im Zweiten Weltkrieg stellen. Berlin lehnt das ab.
Videolänge
3 min
ZDFheute: Auch durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag 1990 sieht Deutschland das Thema der Reparationen als erledigt. Hat Deutschland Recht?
Madajczyk: Ich bin kein Anwalt. Und die alte Regel lautet: so viele Anwälte, so viele Interpretationen. Aber es scheint, dass in der vorherrschenden Ansicht der Zwei-plus-Vier-Vertrag - als es vorher keinen Friedensvertrag gab, weil er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht existierte - als Ende der Abrechnungen nach dem Zweiten Weltkrieg gesehen wird.
ZDFheute: Wer entscheidet über die mögliche Forderung? Wie verläuft die juristische Auseinandersetzung?
Madajczyk: Dies sind zwei Verfahren. Wenn wir über Reparationen sprechen, ist dies eine Angelegenheit, die zwischen den Regierungen zweier Länder geregelt wird. Und wie ich sagte, sehe ich nicht viele Möglichkeiten. Die Frage, die zurückkehrt, ist jedoch das Verfahren im Zusammenhang mit der Entschädigung von Einzelpersonen.
Ich denke, dass es solche Klagen geben wird. Zumindest als ein Test, um zu prüfen, wie die Reaktion ist und was daraus rechtlich folgt.
Gegen das Vergessen - die ZDF-Serie „Krieg und Holocaust – der deutsche Abgrund“
Um die Deutschen und ihre Erinnerungskultur geht es bei einer Podiumsdiskussion im NS-Dokumentationszentrum in München. Anlass ist die ZDF-Serie „Krieg und Holocaust – der deutsche Abgrund“.
Beitragslänge:
2 min
Datum:
30.06.2022
ZDFheute: Warum sehen Sie in den nächsten 50 Jahren keine Chance für eine Vereinbarung über Reparationen zwischen Polen und Deutschland?
Madajczyk: Es gibt keine Einigung, weil es keine bedeutende politische Kraft in Deutschland gibt, die glauben würde, dass polnische Reparationen legitim sind. Es gibt auch keine nennenswerte internationale Unterstützung. Daher sind die polnischen Postulate einfach schwach - politisch wie rechtlich.
Das Interview führten Natalie Steger und Lukasz Walewski.
https://www.zdf.de/
Kriegsschäden in Polen
Scholz weist Reparationsforderungen zurück
Stand: 06.09.2022 18:37 Uhr
Auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert Polen die von Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden - und fordert Entschädigung. Kanzler Scholz lehnt das ab: Die Frage sei völkerrechtlich abschließend geregelt.Bundeskanzler Olaf Scholz hat die polnische Forderung nach Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg von Deutschland angerichteten Schäden zurückgewiesen. "Wie alle Bundesregierungen zuvor kann ich darauf hinweisen, dass diese Frage völkerrechtlich abschließend geregelt ist", sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".In der vergangenen Woche hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, erneuerte gleichzeitig die Forderung nach Entschädigungszahlungen. Deutschland müsse die Reparationen nicht auf einmal zahlen, sondern über Jahrzehnte, sagte er. Die Summe stelle für die deutsche Wirtschaft keine übermäßige Belastung dar. Dutzende Länder weltweit hätten Entschädigungen von Deutschland erhalten. "Es gibt keinen Grund, warum Polen von dieser Regel ausgenommen werden sollte", so Kaczynski.Zuletzt sagte auch Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, Warschau werde in naher Zukunft eine entsprechende "diplomatische Note" an die Bundesregierung richten. Dieser Schritt werde durch eine "sehr gründliche Analyse gestützt".
Jaroslaw Kaczynski (Archivbild vom 26.9.2020) | dpa
01.09.2022
Weltkriegs-Reparationen
Polen beziffert Schäden auf 1,3 Billionen Euro
Polen will von Deutschland Reparationszahlungen fordern - die Bundesregierung lehnt das ab.
Bundesregierung verweist auf Zwei-plus-Vier-VertragDie von der Parlamentskommission in Warschau berechnete Summe von mehr als 1,3 Billionen Euro ergibt sich dem Gutachten zufolge unter anderem aus dem Tod von mehr als 5,2 Millionen polnischen Bürgern. Auch die jahrelange Zwangsarbeit von mehr als zwei Millionen nach Deutschland deportierten Polen wurde berücksichtigt. Genannt werden Unternehmen wie BMW, Opel, Porsche und Hugo Boss. Allein den Schaden an Gebäuden, Sakralbauten, Industrie und Landwirtschaft schätzen die Autoren des Berichts auf 169 Milliarden Euro.Die Bundesregierung beruft sich bei ihrer Ablehnung der Reparationsforderungen auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit. Zudem erklärte sie, die Volksrepublik Polen habe 1953 auf weitere Reparationen verzichtet und dies mehrmals bestätigt.Tusk wirft PiS innenpolitische Kampagne vorGegenwind gab es aber auch innerhalb Polens. Die liberale Opposition warf der PiS eine innenpolitische Kampagne vor - die Regierungspartei wolle sich mit der Reparationsforderung ein Jahr vor der Parlamentswahl innenpolitisch profilieren. "Die PiS-Initiative zu den Kriegsreparationen taucht seit mehreren Jahren immer dann auf, wenn die PiS eine politische Erzählung aufbauen muss", sagte der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk, der heute Vorsitzender der Bürgerplattform PO ist. Kaczynski wolle die Unterstützung für die Regierungspartei "auf dieser antideutschen Kampagne" aufbauen, so Tusk.Auch Griechenland hatte 2019 mit einer sogenannten Verbalnote Berlin zu Verhandlungen über Reparationen aufgerufen. Die Bundesregierung lehnte dies damals offiziell ab.
Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. September 2022 um 14:00 Uhr.
https://www.tagesschau.de/
Warum Polens Reparationsforderungen die Grenzen von Polen infrage stellen
Jaroslaw Kaczynski fordert von den Deutschen Reparationszahlungen: 1,3 Billionen Euro. Wer genauer hinschaut, merkt sofort: Solche Forderungen sind politisch motiviert.
Author - Klaus Bachmann
Klaus Bachmann
02.09.2022 | 11:34 Uhr
Mit großem medialem Aufwand hat diese Woche Jaroslaw Kaczynski, der Parteichef der in Polen regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), einen angeblich jahrelang vorbereiteten Bericht vorgelegt, der nachweisen soll, dass der Schadenswert des deutschen Überfalls und der anschließenden Besetzung Polens durch Hitlerdeutschland 6,2 Billionen Zloty (ca. 1,3 Billionen Euro) beträgt.
Der Bericht soll nach den bereits im Juli erfolgten Ankündigungen führender Politiker der polnischen Regierung als Grundlage für Verhandlungen über Reparationen dienen. Nun mag man sich in Deutschland darüber wundern, wie man 78 Jahre nach dem Ende eines Krieges noch Reparationen von anderen Kriegsteilnehmern verlangen kann, wenn von den Tätern und Opfern dieses Krieges so gut wie niemand mehr lebt.
Aber mit dieser Forderung ist Polen nicht allein, schon vor Jahren haben Griechenland und Italien ähnliche Forderungen erhoben, und Namibia soll nun irgendwann in nächster Zeit sogar etwas bekommen, das namibische und deutsche Medien Reparationen nennen, von dem das Auswärtige Amt und das Präsidialamt (die das entsprechende Abkommen ausgehandelt haben) aber behaupten, es seien gar keine. Und das, obwohl die Ereignisse, wegen derer diese „Reparationen“ gezahlt werden sollen, sogar fast 120 Jahre zurückliegen.
https://www.berliner-zeitung.de/
ZWEITER WELTKRIEG
Polen fordert Reparationen: Wie stehen die Chancen?
von Johannes Christof
Stand: 01. September 2022, 16:30 Uhr
Polen fordert umgerechnet 1,3 Billionen Euro Reparationszahlen von Deutschland für die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden.
Schon seit 2017 erhebt Polen Reparationsansprüche gegenüber Deutschland. Die Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg seien nie ausgeglichen worden. Deutschland bekräftigt, das Thema hätte sich mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 erledigt.
83 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges präsentiert Polen einen Bericht zu den im Krieg erlittenen Schäden. Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski sprach von einem "enormen Schaden". Ein Gutachten beziffert die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden auf umgerechnet mehr als 1,3 Billionen Euro. Es soll die Reparationsforderungen von Polens nationalkonservativer Regierung an die Bundesrepublik untermauern.
Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten
Jaroslaw Kaczynski am 1.September 2022
Man könne nicht zur Tagesordnung übergehen, betonte Kaczynski bei seiner Rede am 83. Jahrestag des Beginn des Zweiten in Warschau. Er sei sich aber bewusst, dass es zu den Reparationen ein "langer und schwieriger" Weg sei".
Die Bundesregierung sieht dafür keine Grundlage mehr und lehnt jegliche Reparationsforderungen ab. Für sie ist die Frage mit dem 2+4-Vertrag über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit abgeschlossen. (Quelle: dpa). In ganz Deutschland hatten die Reparationen der Nachkriegszeit zum Teil tiefe Einschnitte hinterlassen.
Kriegsende: VEB "Pentacon" muss Reparationen leisten
In Dresden lief sie jahrzehntelang alle 90 Sekunden vom Band: die begehrte Spiegelreflexkamera "Praktica" des VEB Pentacon – ein Exportschlager auf Weltniveau, wie das DDR-Fernsehen versicherte. Dass es zu dieser Erfolgsgeschichte kommen sollte, war 1945 kaum vorstellbar. Die Bombenangriffe der Alliierten auf Dresden hatten Mitte Februar 1945 dem namhaften Industriestandort schwere Schäden zugefügt. Dabei waren auch etwa 60 Prozent der Produktionsanlagen für Kameras zerstört worden – ein schmerzhafter Einschnitt für eine traditionsreiche Sparte, die sich bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts dort entwickelt und auf höchstem Niveau etabliert hatte.
"Ich habe Werkmeister weinen sehen"
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war sie nun in besonderen Nöten – nicht nur durch die Bombenschäden und den Tod zahlreicher Facharbeiter während der Luftangriffe. An die Existenz ging es letztlich erst, als die sowjetische Besatzungsmacht Entschädigungen für den erlittenen Krieg durch umfangreiche Demontagen einforderte. Allein in der Kamera-Industrie wurden in Dresden Produktionsanlagen im Wert von rund 40 Millionen Reichsmark abgebaut und als Reparationen in die Sowjetunion abtransportiert. "Ich habe Werkmeister weinen sehen, die ihre Maschinen in Kisten verpacken mussten und dann ging das ab“, erinnerte sich der inzwischen verstorbene Kamerakonstrukteur Siegfried Böhm 2011.
Alliierte Absprachen
Solche für die Betroffenen oft schmerzlichen Demontagen waren das Ergebnis von Absprachen der drei großen alliierten Siegermächte USA, Großbritannien und Sowjetunion, die zum Teil bereits vor Kriegsende getroffen wurden. Im "Potsdamer Abkommen" vom August 1945 hatte man dann schließlich festgehalten, dass jede Besatzungsmacht sich aus ihrer jeweiligen Besatzungszone heraus Entschädigung verschaffen sollte. Als Hauptgeschädigte des Kriegs erhielt die Sowjetunion aber zunächst auch Zusatzlieferungen aus den westlichen Zonen. Diese Regelung wurde allerdings schon Mitte 1946 durch die zunehmenden Spannungen zwischen Ost und West im Vorfeld des Kalten Kriegs hinfällig.
Die Sowjetunion hatte für sich Reparationen im Wert von 10 Milliarden US-Dollar veranschlagt und sich bereit erklärt, aus ihrem Anteil das ebenfalls besonders vom Krieg betroffene Polen zu entschädigen. Erbracht werden sollten die Reparationen sowohl durch Demontagen als auch durch Lieferungen aus der laufenden Produktion. Dementsprechend war es im Sinne der Besatzer, die Industrie in ausreichendem Umfang zu erhalten – so auch die Kameraherstellung in Dresden.
Tausende Kameras für die UdSSR
Dort mussten nun bis Ende 1950 jährlich Tausende Kameras für den Export in die Sowjetunion gefertigt werden. Wie schwierig die Voraussetzungen für die Produktion nach den Demontagen zunächst waren, bewegt den ehemaligen Abteilungsleiter beim VEB Pentacon Gerhard Jehmlich noch Jahrzehnte später: "Das war für alle Beteiligten, die es damals erlebt haben, ein riesengroßes Loch, in das alle gestürzt wurden, da nun gewissermaßen noch unter Null noch einmal neu angefangen werden musste." Mit vorerst spärlicher Ausstattung, aber weiterhin hohem Know-how, galt es nun in Dresden, sich leidenschaftlich zurückzukämpfen.
Denn die Sowjetunion forderte zunächst unter anderem bis zu 20.000 Fotoapparate der bewährten Marke "Praktiflex" pro Jahr – eine schier unlösbare Aufgabe.
Nachhaltige Entschädigungen
Wie die Dresdner Kameraspezialisten waren laut dem Berliner Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch über 2.000 ostdeutsche Betriebe von den Demontagen betroffen – darunter der Jenaer Optikriese Carl Zeiss, die Chemiewerke Buna und Leuna bei Halle sowie die Sachsenerz Bergwerks AG im Erzgebirge, aus der 1947 die Wismut AG hervorging. Die Demontagen sollen gut ein Drittel der Industriekapazität der sowjetischen Besatzungszone abgetragen haben – im Vergleich etwa zehnmal mehr als in den Westzonen. Noch weitaus mehr Unternehmen waren an den fortlaufenden Lieferungen beteiligt, die zum Teil bis 1953 andauerten – während die westlichen Besatzer ihre Reparationspolitik bereits zurückgefahren und begonnen hatten, den westdeutschen Wiederaufbau gezielt zu fördern.
Forderungen teilweise erlassen
Der DDR erließ die Sowjetunion bis 1953 schließlich schrittweise einen erheblichen Teil ihrer ursprünglichen Forderung. Laut offiziellen sowjetischen Angaben sollen vom Osten Deutschlands bis dahin Reparationen im Wert von rund 4,3 Milliarden US-Dollar geleistet worden sein. Nicht berücksichtigt ist dabei neben den Besatzungskosten unter anderem auch der Transfer von Know-how. Im Rahmen der so genannten "Aktion Ossawakim" waren 1946 Tausende ostdeutsche Fachkräfte für mehrere Jahre in die Sowjetunion verschleppt worden – besonders betroffen war beispielsweise das Jenaer Glasunternehmen Schott.
Schwierige Aufrechnung
Die tatsächlichen ostdeutschen Kosten bis 1953 werden auf etwa 16 Milliarden Vorkriegsdollar geschätzt – somit auf mehr als 50 Milliarden Mark und auf etwa ein Viertel des Bruttosozialprodukts in diesem Zeitraum. Sie gelten auch als die höchsten bekannten Reparationen des 20. Jahrhunderts. Allerdings lagen die westdeutschen Aufwendungen nach Angaben des Schweizer Historikers Jörg Fisch in ähnlicher Höhe – wenn auch bedingt durch wesentlich höhere Besatzungskosten und zudem verteilt auf eine wesentlich größere Bevölkerung. Abgesehen davon leistete die Bundesrepublik, anders als die DDR, schließlich auch in großem Umfang Schuldentilgungen im Ausland und Wiedergutmachungszahlungen an den Staat Israel sowie Opfer des NS-Regimes.
Dennoch forderte die DDR 1965 von der Bundesrepublik stolze 120 Milliarden Mark als Ausgleich für ungleich verteilte Belastungen und den westlichen Wirtschaftskampf gegen den SED-Staat – freilich ohne Erfolg.
Eine wirklich exakte Gegenüberstellung der deutschen Reparationen ist aufgrund der vielen komplexen Faktoren bis heute nicht machbar.
Polen bereits entschädigt
Möglichen weiteren Nachforderungen sollte der "Zwei-plus-Vier-Vertrag" von 1990 im Kontext der deutschen Wiedervereinigung einen Riegel vorschieben – da dieser "anstatt eines Friedensvertrags" geschlossen wurde, bis zu dem weitere Forderungen beispielsweise Griechenlands aufgeschoben worden waren. Dementsprechend soll auch Polen keine neuen Forderungen erheben können – zumal es 1953 auf weitere Ansprüche verzichtet hatte und von der Sowjetunion vor allem durch abgetretene deutsche Ostgebiete entschädigt worden war.
Mühsamer Wiederaufbau
Vielerorts gelang es, die Einschnitte innerhalb weniger Jahre zu überwinden. So auch in Dresden, wo die hohen Stückzahlen an Kameras für die Sowjetunion allerdings nur schrittweise erreicht werden konnten. Dem Konstrukteur Siegfried Böhm gelang es aber auch in dieser schwierigen Zeit, parallel die "Praktica" als Modell der Zukunft zu entwickeln. Später erinnerte er sich an wochenlanges Übernachten im Betrieb und pausenloses Arbeiten, meist mit hungrigem Magen. Es war der schwierige Beginn einer großen Erfolgsgeschichte: Als Marke des VEB Pentacon verkaufte sich die "Praktica" bis zum Ende der DDR 1990 schließlich rund 10 Millionen Mal.
Über dieses Thema berichtete der MDR im TV in "MDR Zeitreise"
08.05.2018 | 21:15 Uhr
Dieser Artikel wurde 2018 erstveröffentlicht.
https://www.mdr.de/
Polen legt Gutachten vor
:Berlin weist Reparationsforderungen zurück
Datum:
01.09.2022 17:01 Uhr
Ein Gutachten beziffert die Schäden auf 1,3 Billionen Euro: Polen will Reparationsforderungen an Deutschland wegen des Überfalls im Zweiten Weltkrieg stellen. Berlin lehnt das ab.
Deutschland sieht weiter keine Grundlage für polnische Reparationsforderungen wegen Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. "Die Position der Bundesregierung ist unverändert. Die Reparationsfrage ist abgeschlossen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Donnerstag.
Polen habe schon 1953 auf weitere Reparationen verzichtet und diesen Verzicht mehrfach bestätigt. "Dies ist eine wesentliche Grundlage für die heutige Ordnung Europas. Deutschland steht politisch und moralisch zu seiner Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg", so der Sprecher weiter.
Hintergrund: Ein von Polen vorgelegtes Gutachten schätzt die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden im Land auf umgerechnet mehr als 1,3 Billionen Euro. Dies teilte der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, am Donnerstag in Warschau mit. Das Gutachten wurde zum 83. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs im Königsschloss der polnischen Hauptstadt vorgestellt.
Kaczynski: "Die Deutschen haben uns Schaden zugefügt"
Kaczynski, der als starker Mann der polnischen Politik gilt, sagte: "Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt."
Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten.
Jaroslaw Kaczynski, Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS
Daher fordere Warschau von Berlin Reparationen. Das Gutachten gelte als Grundlage für mögliche Reparationsforderungen an Deutschland. Diese sollen nun offiziell an Deutschland gestellt werden. "Wir haben nicht nur das Gutachten erstellt, sondern wir haben auch über weitere Schritte entschieden", sagte er.
Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder.
Jaroslaw Kaczynski, Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS
Er sei sich bewusst, dass es zu den Reparationen ein "langer und schwieriger Weg" sei.
Deutschland lehnt Reparationszahlungen ab
Die polnische Regierung argumentiert, eine 1953 abgegebene Erklärung Polens, nach der es keine weiteren Reparationsforderungen an Deutschland geben solle, sei auf Druck der Sowjetunion zustande gekommen. Deutschland dagegen lehnt alle Reparaturzahlungen ab und verweist auf den Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur Wiedervereinigung und darauf, dass es nach dem Krieg Staaten des damaligen Ostblocks Kompensationen gezahlt habe. Polen habe für Gebietsverluste im Osten zudem Territorien erhalten, die vor dem Krieg zu Deutschland gehört haben.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte im Dezember die Reparationsforderungen mit einem Hinweis auf die hohen deutschen EU-Finanzzahlungen gekontert. Davon fließe ein Großteil in EU-Länder im Süden und Osten der Union.
Der Polenbeauftragte der Bundesregierung, Dietmar Nietan, nannte den Jahrestag des Kriegsbeginns einen Tag der Schuld und der Schande für Deutschland, der die Beziehungen bis heute belaste. Die von den Menschen in Polen angebotene Versöhnung sei eine Grundlage, auf der beide Seiten in eine gemeinsame Zukunft in einem geeinten Europa blicken könnten.
Oppositionsführer kritisiert Forderungen
Bereits vor Bekanntgabe des Gutachtens über die geschätzte Höhe der Weltkriegsschäden in Polen hat der Oppositionsführer und ehemalige EU-Ratspräsident Donald Tusk das Vorhaben kritisiert.
PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski macht kein Geheimnis daraus, dass er mit dieser antideutschen Kampagne den Rückhalt für die Regierungspartei ausbauen will.
Donald Tusk, Oppositionsführer und ehemalige EU-Ratspräsident
Der nationalkonservativen Regierungspartei PiS gehe es dabei nicht um Reparationszahlungen von Deutschland, sondern um eine innenpolitische Kampagne, sagte Tusk. Und auch der polnische Oppositionspolitiker Grzegorz Schetyna nannte das Gutachten innenpolitisch motiviert. Polen sei auf ein gutes Verhältnis zu Deutschland angewiesen, so Schetyna.
Gutachten wurde von Parlamentskommission erarbeitet
Die nationalkonservative PiS-Regierung, die Polen seit 2015 führt, hat das Thema Entschädigungszahlungen immer wieder aufgebracht. Die PiS rief 2017 für das Gutachten eine Parlamentskommission ins Leben. Zudem gründete Polen ein Forschungsinstitut für Kriegsschäden. Nach Angaben von Arkadiusz Mularczyk, dem Leiter der Parlamentskommission, waren an dem Gutachten 30 Experten beteiligt, darunter Historiker, Wirtschaftsfachleute und Immobiliengutachter.
Der erste Band umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt - Berechnungen zu den polnischen Kriegsverlusten in den Bereichen Demografie, der wirtschaftlichen Bewertung der menschlichen Verluste sowie den materiellen Verlusten. Außerdem geht es um den Verlust von Kultur- und Kunstgütern sowie verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren.
Quelle: dpa, Reuters, AP, AFP
https://www.zdf.de/
Weltkriegsschäden in Polen
Erst der Bericht, dann die Forderungen?
Stand: 01.09.2022 10:38 Uhr
Am Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen will die Regierung in Warschau einen Bericht herausgeben, der Weltkriegsschäden beziffert. Daraus könnten auch neue Reparationsforderungen an Berlin abgeleitet werden.
Von Jan Pallokat, ARD-Studio Warschau
Der polnische Premier Mateusz Morawiecki hat nach eigenem Bekunden den Schadensbericht gelesen - und war schockiert, wie er selbst unlängst sagte. Bei Begegnung mit deutschen Politikern habe Morawiecki das Thema hinter verschlossenen Türen stets vergleichsweise pflichtschuldig abgehakt, wie einer seiner Besucher bezeugte. Für den Chef der regierenden PiS-Partei, Jaroslaw Kaczynski, soll die Frage der Weltkriegsreparationen dagegen ein schon größeres Herzensanliegen sein.
Kaczynski bringt die Frage seit Jahren immer wieder auf, zuletzt wieder Anfang August. Dieser Auftritt wurde allgemein als grünes Licht dafür begriffen, den Schadensbericht nun nach einiger Verzögerung zu veröffentlichen, nämlich am heutigen Jahrestag des Weltkriegsbeginns. Was immer noch nicht bedeutet, dass Polen dann auch formal Reparationen einfordert, statt damit wie bisher nur zu drohen. Es gehe um einen "längeren Prozess", sagte Arkadiusz Mularczyk, der Autor des Schadensberichts, Abgeordneter und Leiter einer früheren Kommission zum Thema Entschädigung. In Deutschland gebe es heute kein Bewusstsein für das Geschehen des Zweiten Weltkriegs, die Veröffentlichung solle sensibilisieren - nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Großbritannien und anderen Ländern.
Ein Vielfaches des Staatshaushalts
Unklar ist die kalkulierte Schadenssumme; die Rede war immer wieder von einem hohen dreistelligen Milliarden-Euro-Betrag. "Das sind nur Schätzungen und Berechnungen, denn es gibt keine Republik Polen mehr, wie sie 1939 bestand", sagt Mularczyk dazu. "Die Grenzen sind andere und nur 53 Prozent des heutigen Gebietes Polens gehörten zur damaligen Republik. Doch sind es erhebliche Summen, die unseren Staatshaushalt mehrfach übersteigen."
Druckmittel gegen Berlin?
Deutschland leistete in gewissem Umfang Entschädigung, bis die sozialistische Volksrepublik Polen 1953 auf weitere Reparationen verzichtete. Der offizielle deutsche Standpunkt heute ist, dass die Frage spätestens mit den Vereinbarungen nach der Wende politisch und rechtlich abgeschlossen sei. Berlin verweist auch auf freiwillige Leistungen, etwa im Rahmen der Zwangsarbeiter-Entschädigungen. Doch möglicherweise kommt die Diskussion selbst im Falle eines Regierungswechsels in Warschau nicht zur Ruhe, wie der regierungskritische Journalist Bartosz Wielinski von der "Gazeta Wyborcza" prophezeit: "Das muss man irgendwie lösen. Geld, ein Projekt, ein Symbol. Das Thema wird bleiben, damit keiner in der Zukunft wieder mit der blöden Karte spielt, dass die Deutschen uns Billiarden schulden für den Krieg. Das muss endgültig gelöst werden bei nächster Gelegenheit." Doch wird die aktuelle polnische Regierung eines Tages tatsächlich eine Milliarden-Rechnung nach Berlin schicken? Beobachter vermuten, dass es eher um das Kalkül geht, mit der Reparationspeitsche Druck auszuüben auf Berlin - denn Deutschland führe sich, wie PiS-Politiker immer wieder klagen, als "moralischer Lehrmeister" auf.
https://www.tagesschau.de/
Auftakt zum Vernichtungskrieg: Die Wehrmacht in Polen 1939 (Die Zeit des Nationalsozialismus)
Die Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen im Osten und Südosten Europas ab 1941steht inzwischen fest. Doch der gnadenlose Rasse- und Vernichtungskrieg hatte bereits mit dem Überfall auf Polen begonnen, wo im September 1939 Einheiten der Wehrmacht Tausende von Polen und Juden, Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet wurden. Der Autor beleuchtet in seiner bahnbrechenden Untersuchung die Hintergründe.
Die Post von Danzig: Geschichte eines deutschen Justizmords
Petition beim DEUTSCHEN BUNDESTAG Pet 4-16-007-312-03523 aus 2008, Justiz : Optimierung einer strafrechtlichen Verfolgung von sogenannten Blutrichtern, die sowohl zunächst der Nazi-Terrorjustiz mit Todesurteilen gedient haben als auch nach 1945 dann als ehemalige NS-Funktionseliten in der BRD weiterhin im Amt gewesen sind. Unter R B 3 zu AR-RB 245/2006 nimmt das Bundesministerium der Justiz am 06.06.2008 Stellungnahme im Rahmen des Petitionsverfahrens Pet 4-16-007-312-03523 nach Aufforderung des Deutschen Bundestages vom 26.05.2008 zum Petitionsanliegen des Antragstellers hinsichtlich der Optimierung einer strafrechtlichen Verfolgung von sogenannten Blutrichtern, die sowohl zunächst der Nazi-Terrorjustiz mit Todesurteilen gedient haben als auch nach 1945 dann als ehemalige NS-Funktionseliten in der BRD weiterhin im Amt gewesen sind. Der Antragsteller bezieht sich u.a. dabei auf die allgemein bekannten Veröffentlichungen zur Justiz im Nationalsozialismus beim Bundesministerium der Justiz. Konkretes Beispiel dieser Verfahren ist der deutsche Blutrichter Kurt Bode, der u. a. die Verteidiger der Danziger Post zum Tode verurteilt hat. Am 25.05.1998 wurde dieses Bode-Urteil vom Landgericht Lübeck aufgehoben, weil nachgewiesen wurde, dass der NS-Blutrichter Kurt Bode vorsätzliche Rechtsbeugung begangen hatte. Im Dezember 2000 zahlte die Bundesregierung eine Entschädigung an die Angehörigen der von Kurt Bode zum Tode Verurteilten aus Danzig.
Die Plünderung Polens: Die Reichsfinanzverwaltung in den Jahren der Besatzung (1939–1945) (Das Reichsfinanzministerium im Nationalsozialismus)
Die Studie enthält die erste systematische Untersuchung der Rolle der Reichsfinanzverwaltung bei der Ausplünderung von Staat und Gesellschaft des besetzten Polens während des Zweiten Weltkriegs. Dabei wird detailliert gezeigt, auf welche Weise die deutsche Steuer- und Zollverwaltung die Vermögenswerte des polnischen Staates wie der polnischen Bevölkerung in riesigem, bislang ungeahntem Ausmaß enteignete, umverteilte oder schlicht raubte. Zudem forderte das Reichsfinanzministerium von Polen horrende Besatzungskosten, was zu massiver Inflation und Verelendung der polnischen Bevölkerung führte. Auch an der Enteignung der polnischen Juden und an der Verwertung der Erträge aus dem Massenmord waren die deutschen Finanzbeamten maßgeblich beteiligt. Insgesamt erweist sich die deutsche Besatzungspolitik in Polen als ein fiskalischer Beutezug ohnegleichen.
Als wäre ich allein auf der Welt: Der nationalsozialistische Kinderraub in Polen
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen werden bis heute durch die deutschen Verbrechen in Polen während des Zweiten Weltkriegs geprägt. Dass vermutlich Zehntausende polnische Kinder von den Nazis nach Rassekriterien ausgesucht, geraubt und "eingedeutscht" wurden, ist vielen Menschen in beiden Ländern gar nicht bewusst. Kaum ein anderes Thema in der deutsch-polnischen Geschichtsforschung weist so viele weiße Flecken auf. Viele der Betroffenen leben noch heute, ohne ihre wahre Identität zu kennen. Dieses Buch versammelt erstmals zahlreiche erschütternde Berichte von geraubten Kindern, eine einzigartige Sammlung. Die Polnisch-Redaktion der Deutschen Welle und das polnische Internetportal Interia starteten dazu ein gemeinsames multimediales Projekt mit dem Namen „Geraubte Kinder“.
Petition beim DEUTSCHEN BUNDESTAG 3-16-05-008-059396, Auswärtige Angelegenheiten, vom 01.09.2009 : Klärung des internationalen Kinderraubes von 1933-1945 in Polen und der anschließenden Germanisierung der ins Deutsche Reich verbrachten Kinder sowie diesbezüglich weiterführende Petitionen bei Länderparlamenten, wie WD 3-2 0561 Landtag Rheinland-Pfalz vom 15.12.2011 || AB.0316.16 Bayrischer Landtag vom 08.12.2011 || Tgb. Nr. E 1087/ 11 Landtag des Saarlandes vom 13.02.2012 || Bürgerschaft der freien und Hansestadt Hamburg || 20-8 Freie Hansestadt Bremen vom 16.02.2012, etc. Der Deutsche Bundestag hat in 2011 die Anliegen des Antragstellers zu „Internationaler Kindesraub in Polen 1933-1945 und Zwangsgermanisierung“ an Länderparlamente weitergeleitet, die dann wiederum in ihren Absichtsbekundungen diese Aufarbeitungsbemühungen als diskussionswürdige Inhalte in ihr Bildungswesen, in Schüler- und Jugendaustausch und in den internationalen Austausch integriert haben wollen.
54 "FRIEDENSGLOCKEN" FÜR POLEN UND TSCHECHIEN
Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt von Nazis beschlagnahmte Glocken zurück
STAND
24.09.2021, 15:57 UHR
Aus Aichtal (Kreis Esslingen) stammen die ersten von 54 Glocken, die die katholische Kirche zurückgeben will. Vor dem Abtransport des Raubguts wurden sie zu "Friedensglocken" geweiht.
Viele Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg von den Nazis aus Kirchen entfernt, um Metall für die Rüstungsindustrie zu gewinnen - auch in ehemals deutschen Ostgebieten. Nicht zerstörte Glocken aus diesen Gebieten hängen seither auch in Kirchen in Baden-Württemberg und sollen nun ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart beginnt fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Rückgabe der geraubten Glocken. Sie stellt sich damit in eine Reihe mit deutschen Institutionen, die Raubkunst aus den ehemaligen Kolonialgebieten in Afrika zurückgeben wollen.
Über sieben Jahrzehnte in württembergischen Glockentürmen
Am Freitag hat die Diözese das Projekt "Friedensglocken für Europa" gestartet. Dabei geht es um Kirchenglocken, die von den Nationalsozialisten im heutigen Tschechien und Polen beschlagnahmt wurden und seitdem in der württembergischen Diözese läuten. Das Bistum biete auf eigene Kosten den Kirchengemeinden im Osten die Rückgabe an, sagte Bischof Gebhard Fürst vor Journalisten in Aichtal bei Esslingen.
80 Prozent der Glocken für Rüstungszwecke eingeschmolzen
Laut Projektleiter Hans Schnieders von der Diözese hatten die Nationalsozialisten insgesamt über 100.000 Kirchenglocken beschlagnahmt, von denen rund 80 Prozent für Rüstungszwecke eingeschmolzen wurden. Lediglich 16.000 waren bei Kriegsende vor 76 Jahren noch erhalten. Davon wurden 1.300, die auf dem "Glockenfriedhof" im Hamburger Hafen lagerten, von der britischen Militärregierung Kirchengemeinden in Westdeutschland zugewiesen. Insgesamt kamen so 67 Glocken in katholische Gemeinden Württembergs. 54 dieser Glocken befinden sich nach Angaben einer Sprecherin der Diözese noch in Württemberg.
Festgottesdienst mit polnischem und tschechischem Bischof
Die Besonderheit in Aichtal: Dort hängen im Kirchturm der Kirche "Maria Hilfe der Christen" eine Glocke aus Polen und eine aus Tschechien. Diese wurden am Freitag in einem Festgottesdienst zu "Friedensglocken" geweiht. An der Feier nahmen neben Fürst der polnische Bischof Jacek Jezierski (Bistum Elblag) und der tschechische Bischof Martin David (Bistum Ostrau-Troppau) teil.
Anstoß zu neuen internationalen Begegnungen
Neben der Rückgabe von Glocken soll das Projekt auch zu neuen Begegnungen zwischen Christen in West und Ost führen, erläuterte Bischof Fürst. Wo eine Glocke zurückkehre, solle es eine Gedenktafel geben. Es gebe aber auch bereits eine Gemeinde im Osten, die ihre ehemalige Glocke nun in Württemberg als "Friedensglocke" lassen wolle. In drei Wochen solle die erste Glocke zurück nach Pist in Tschechien gehen.
Diözese schafft neue Glocken an
Für jede zurückgeführte Glocke wird den Angaben zufolge eine neue gegossen. Diese "Friedensglocken" erhalten ein Motiv des in Stuttgart lebenden italienischen Künstlers Massimiliano Pironti. Es zeigt zwei Tauben mit einem Ölzweig auf einem Strahlenkranz.
Zehn Jahre Diskussion um Rückführung
Auf das Thema aufmerksam geworden ist Bischof Fürst nach eigenen Angaben vor zehn Jahren. Damals wurde festgestellt, dass im Rottenburger Dom St. Martin eine Glocke aus Gorzow Slaski im heutigen Polen läutet. Nach Recherchen sei schnell klargeworden, dass das Bistum noch weitere Glocken aus Polen und Tschechien in seinen Kirchtürmen hängen hat. Das Projekt "Friedensglocken für Europa" ist auf sechs Jahre angelegt.
Wegen der Corona-Pandemie kann die Feier unter anderem auf dem Youtube-Kanal der Diözese verfolgt werden.
SWR
24.09.2021
https://www.swr.de/
GESCHICHTE UND ERINNERUNG
SPD-Politiker Nietan: Gedenkort für Polen, bevor die letzten Zeitzeugen sterben
In Berlin soll ein Gedenkort für polnische Opfer des Zweiten Weltkriegs entstehen. Der SPD-Politiker Dietmar Nietan, Mitinitiator des Vorhabens, hofft, das Denkmal wird fertig, bevor die letzten Zeitzeugen sterben.
Datum 13.11.2020
Autorin/Autor Jacek Lepiarz
Dietmar Nietan, SPD, MdB, Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft
DW: Der Deutsche Bundestag hat nach mehrjährigen Debatten einen Antrag angenommen, in dem er die Bundesregierung auffordert, an prominenter Stelle in Berlin einen Erinnerungs- und Begegnungsort für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs einzurichten. Sie haben sich vom Anfang an für dieses Projekt eingesetzt. Haben Sie Ihr Ziel nun erreicht?
Dietmar Nietan: Wir haben das Ziel natürlich noch nicht erreicht, weil es das Denkmal oder einen Gedenkort für Polen noch nicht gibt, aber wir haben den entscheidenden Schritt vollzogen, damit wir dieses Ziel erreichen. Hinter diesen Beschluss des Parlamentes kann niemand mehr zurück. Jetzt geht es darum, den Beschluss Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu wird die Bundesregierung, in diesem Falle das Auswärtige Amt, dem Parlament bis zu Beginn des kommenden Jahres einen Vorschlag unterbreiten.
Nicht nur in Polen, auch in Deutschland hatten viele Menschen gehofft, dass zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs im vergangenen Jahr wenigstens ein symbolisches Zeichen für den polnischen Gedenkort gesetzt wird. Dazu kam es leider nicht. Warum? Woher kam der Widerstand?
Beginn 2. Weltkrieg Deutsche Soldaten Schlagbaum polnische Grenze
1. September 1939 - Einmarsch deutscher Truppen in Polen
Ich finde es sehr traurig und unglücklich, dass wir es nicht geschafft haben, den Beschluss bis zum 1. September 2019 zu realisieren. Das hatte viele Gründe. Einer war, dass es lange Diskussionen gab, ob man zwei Anträge stellt: einen, in dem es um ein Dokumentationszentrum für das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs insgesamt geht, und einen zum Gedenkort für die polnischen Opfer. Die Frage, ob man das an einem Ort macht und wie man das macht, wurde in den Regierungsfraktionen von CDU/CSU und SPD lange kontrovers diskutiert. Der zweite Grund ist, dass durch die Corona-Pandemie die schnelle Umsetzung eines Polen-Antrags nicht mehr oberste Priorität der parlamentarischen Arbeit war. Beides zusammen hat zu dieser unglücklichen Situation geführt. Ich bedauere das sehr, aber ich hoffe, dass unsere polnischen Freunde dafür ein wenig Verständnis finden können.
Deutsch-polnischer Dialog für den Gedenkort
Spielte die Angst vor der Renationalisierung des Gedenkens eine Rolle?
Nein. Es gab Meinungen dazu, aber es war nicht das bestimmende Thema. Wie immer gibt es im Parlament und auch innerhalb der Parteien, darunter auch in der SPD und in der CDU, unterschiedliche Meinungen. Einige befürchteten tatsächlich eine Renationalisierung des Gedenkens. Das war aber nicht das Entscheidende, warum sich alles so lange hingezogen hat.
Im Aufruf vom 15. November 2017, den Sie mitunterzeichnet haben, war von einem "Polen-Denkmal" die Rede. Im Beschluss des Bundestags lesen wir nun von einem "Erinnerungs- und Begegnungsort". Gibt es eine Chance, dass ein klassisches Denkmal entsteht, an dem man eine Kerze für die Toten anzünden kann, wie sich das viele Polen wünschen?
Wir haben im Aufruf vom 15. November 2017 bewusst den Fokus nicht schon ganz eng nur auf ein Denkmal gelegt, sondern absichtlich breit formuliert, indem wir von einem Gedenkort, einem Begegnungsort sprechen. Die Frage, wie wir diesen Ort ausgestalten, wollten wir nicht im Parlament vorwegnehmen. Wir wollen die Frage, wie dieser Ort aussieht, ob es eine Begegnungsstätte mit einem Denkmal oder was auch immer sein soll, gemeinsam mit Expertinnen und Experten, aber auch mit der Zivilgesellschaft in Deutschland und Polen diskutieren. Wir wollten keinen Beschluss fassen, der das Ergebnis eines solchen deutsch-polnischen Dialogs vorwegnimmt. Es kann ein Denkmal werden, es kann auch ein Gedenkort werden, das genau soll jetzt erarbeitet werden.
"Es gibt Gründe für ein besonderes Gedenken an die polnischen Opfer"
Der Bundestag hat im Oktober beschlossen, in Berlin auch ein Dokumentationszentrum für die Opfer der deutschen Besatzung in ganz Europa zu schaffen. Stellt dieses Projekt eine Konkurrenz zum Gedenkort für Polen dar, oder können sich beide Vorhaben ergänzen?
Kazimiera Mika - Historisches Bild von Julien Bryan
Ein Foto, das die Welt entsetzte: Das historische Bild der 12-jährigen Kazimiera Mika und ihrer toten Schwester Andzia
Das sind keine Konkurrenzprojekte. Die Deutschen haben nicht nur schlimme Verbrechen in Polen begangen, sondern es gab auch einen Vernichtungskrieg im Osten. Ich finde, man muss beides tun. Zum einen ein Dokumentationszentrum schaffen, das es ermöglicht, das ganze Ausmaß der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu dokumentieren, zum anderen der polnischen Opfer in besonderer Weise gedenken, was ich nicht als Renationalisierung empfinde. Es gibt viele Gründe, beides zu tun - das Große und Ganze zu dokumentieren, aber auch der Opfer der Zweiten Polnischen Republik zu gedenken.
Auch andere Opfernationen wollen eigene Denkmäler haben. Einen solchen Wunsch hat beispielsweise der ukrainische Botschafter geäußert.
Es gibt gute Gründe für ein besonderes Gedenken an die polnischen Opfer. Das heißt nicht, dass man sie im Vergleich mit anderen Opfern zu Opfern erster Klasse erklärt. Das heißt auch nicht, dass es nicht vielleicht irgendwann auch einmal ein Denkmal geben kann für eine andere Opfergruppe. Ein Gedenkort für Polen ist keine Konkurrenz zum Gesamtgedenken und zum möglichen Entschluss, vielleicht in zehn Jahren, Opfer aus Griechenland oder aus der Ukraine zu ehren.
Die Zeit drängt
Die Zeit spielt eine wichtige Rolle, weil die letzten Zeitzeugen sterben. Wann werden wir am Polen-Denkmal oder am polnischen Gedenkort eine Grabkerze anzünden oder einen Kranz niederlegen können?
Wir müssen schnell zu einer Entscheidung kommen, wie der Gedenkort aussehen soll, damit die letzten lebenden Kriegsopfer noch sehen, dass wir es ernst meinen. Dass es nicht nur diesen Beschluss auf dem Papier gibt, sondern dass wir anfangen, einen solchen Ort zu errichten. Wann das sein wird, kann ich aber nicht genau sagen.
Wie sieht der Zeitplan denn aus?
Anfang nächsten Jahres bekommen wir einen Vorschlag der Bundesregierung. Dann schauen wir uns ihn als Parlament an und sagen: Ja, der ist gut oder Nein, da muss noch etwas ergänzt werden. Auf dieser Grundlage werden sich polnische und deutsche Experten zusammen setzen. Dann brauchen wir jemanden, der sozusagen das Dach bildet. Das kann eine bereits bestehende Nicht-Regierungsorganisation sein wie das Deutsche Polen-Institut. Und dann würden wir vielleicht bis Ende 2021 eine fertige detaillierte Konzeption haben und könnten das Ganze dann 2022 errichten. Aber da spekuliere ich nur, da stecke ich nicht drin.
Dietmar Nietan, SPD, Mitglied des Deutschen Bundestags, ist seit 2010 Vorsitzender des Bundesverbands der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.
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VERSCHLEPPTE KINDER
Von Nazis der Identität und Kindheit beraubt
NORDRHEIN-WESTFALEN
Veröffentlicht am 07.03.2016
Von Andreas Faseluelle: Polish Press Agency
Historiker wissen schon lange, dass es solche Entführungen gab. Genaue Zahlen kennt man nicht, manche gehen von 50.000, andere von mehr als 200.000 Fällen aus
Quelle: Christoph Schwarz
Tausende Kinder wurden von der SS aus den besetzten Ostgebieten entführt. Viele wuchsen in deutschen Familien auf. Bis heute suchen sie nach ihren Wurzeln und kämpfen um Wiedergutmachung.
Diesen Tag im Jahr 1941 wird Janina Kunsztowicz nie vergessen. Acht Jahre ist sie alt. Ihre Eltern sind vor einiger Zeit von den Deutschen abgeholt worden. Nun muss sie mit ihrer Pflegemutter auf dem Jugendamt der Besatzer erscheinen. Schreie, Tränen, auf den Boden werfen – nichts hilft. Janina wird mitgenommen, weg aus Posen. Erst steckt man sie in ein Kinderheim im ebenfalls polnischen Kalisch. Nachts muss sie stundenlang im Flur stehen, Gehirnwäsche durch Schlafentzug. Dann kommt Janina nach Oberweis im Salzburger Land, wo der NS-Verein „Lebensborn“ das Haus „Alpenland“ betreibt. Dort sollen Janina und Dutzende andere Kinder eingedeutscht werden. Immer wieder werden sie untersucht: Augenabstand, Nasenbreite, Schädelform. Wer Polnisch spricht, wird geschlagen. An den Wochenenden kommen Ehepaare vorbei und gehen mit den Kindern spazieren. Manche fragen Janina, ob sie bei ihnen leben wolle. „Nein“, sagt sie jedes Mal, „ich warte auf meine Mutter“. Am 1. Juni 1944 wird sie trotzdem mitgenommen. Von nun an heißt sie Johanna Kunzer. Später kommt sie nach Minden.
Dieses Mädchen ist eines von vielen Tausend Kindern, die vom NS-Regime vor allem aus Osteuropa geraubt wurden und mit gefälschten Geburtsurkunden als Pflegekinder an deutsche Ehepaare vermittelt wurden. Es waren meist Kinder mit blonden Haaren und blauen Augen, Kinder, die den Nazis geeignet schienen, „eingedeutscht“ zu werden und für einen „rassisch erwünschten Bevölkerungszuwachs“ zu sorgen, wie es im Nazi-Jargon hieß.
Jahrelanger Kampf: Janina Kunsztowicz wurde ihrer Pflegemutter in Posen (l.) weggenommen
Quelle: Janina Kunsztowicz
Historiker wissen zwar schon lange, dass es solche Entführungen gab. Details und die Ausmaße dieser Aktionen blieben aber im Dunkeln. Genaue Zahlen kennt man nicht, manche gehen von 50.000, andere von mehr als 200.000 Fällen aus. Im Jahr 2010 wurde eine erste Forschungsarbeit dazu veröffentlicht, die sich allerdings ausschließlich mit Kindern aus Polen beschäftigt. Viele einst verschleppte Kinder wissen bis heute nichts über ihr Schicksal. Oder sie sind auf der Suche nach ihrer Herkunft. Oder sie liefern sich, wie Janina Kunsztowicz, Papierkriege mit Ämtern, um ihre wahre Identität auch offiziell zurückzuerlangen. Bis heute zweifelt die Bezirksregierung in Detmold Kunsztowicz’ Schilderung ihrer Geschichte an.
An der Seite von Janina Kunsztowicz kämpft der Freiburger Lehrer Christoph Schwarz. Er hat vor einigen Jahren begonnen, nach ehemals geraubten Kindern zu suchen. Er recherchierte in Deutschland und in Osteuropa, traf viele der einst Zwangseingedeutschten und ließ sich ihre Geschichten erzählen. So unterschiedlich diese Berichte sind, ein Motiv kehrt immer wieder: Die Betroffenen, so sie denn noch am Leben sind, warten bis heute vergeblich auf eine Anerkennung als Opfer des NS-Regimes. Um darauf aufmerksam zu machen, gründete Schwarz 2013 den Verein „Geraubte Kinder – vergessene Opfer“, und er konzipierte eine Wanderausstellung, die derzeit in Köln zu sehen ist.
Heinrich Himmler suchte in Weißrussland einen Jungen aus
Heinrich Himmler, der „Reichsführer SS“, war besessen von der Vorstellung, es fließe vereinzelt auch „nordisches Blut in den Adern feindlicher Völker“. Das könne gefährlich für den Sieg des Nationalsozialismus werden. Deshalb, so führte er in zahlreichen Reden aus, habe es oberste Priorität, „rassisch wertvolle Blutsträger“ auch aus den besetzten Gebieten im Osten „herauszusieben“. Und so geschah es dann auch. Ein Propagandafilm von 1941 zeigt, wie Himmler selbst auf einer Inspektionsreise in Weißrussland einen Jungen zur „Eindeutschung“ auswählt. Aus Kostja Pablowitsch Harelek wurde so Konstantin Gerelik. Er kam in eine Kinderkaserne im elsässischen Rufach, 1944 verlieren sich seine Spuren.
Dutzende solcher Geschichten hat Christoph Schwarz rekonstruiert. Etwa diese: Aus Trauer über den Verlust ihres Sohns, der in den ersten Kriegsmonaten gefallen war, holte die Lehrerin Maria Lüdeking den kleinen Roman Roszatowski aus einem „Lebensborn“-Heim. Roman war irgendwo in Polen zur Welt gekommen. Nun hieß er Hermann. Erst als Erwachsener entdeckte er zufällig Dokumente und stellte seine Pflegemutter zur Rede. Sie brach daraufhin den Kontakt ab. Hermann Lüdeking sagt, er fühle sich in Deutschland bis heute als Fremder. Er kennt weder sein Geburtsdatum noch seinen Geburtsort.
Zur Eindeutschung ausgewählt: „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler nimmt in Minsk Kostja Pablowitsch Harelek mit
Quelle: privat
Barbara Paciorkiewicz, 1938 in Gdynia geboren, war ein Waisenkind, das 1942 der Großmutter weggenommen wurde. Wie viele andere kam sie erst ins Gaukinderheim Bruckau, später ins „Lebensborn“-Haus Bad Polzin. Misshandlungen und Spritzen sollten die Erinnerung an die Vergangenheit auslöschen. Herr und Frau Roßmann aus Lemgo nahmen das Mädchen zu sich. Später berichteten sie Himmler über Bärbels erfolgreiche Eindeutschung. Adoptieren durften sie das Kind dennoch nicht, Himmler wollte jederzeit Zugriff auf die verschleppten Kinder haben. 1948, als die Roßmanns von Suchaktionen nach Kindern aus Polen hörten, schickten sie Barbara an die Großmutter zurück.
In der Ausstellung werden aber nicht nur nur historische Fotos und Dokumente gezeigt, sondern auch aktuelles Material, das eindrücklich vor Augen führt, dass bei diesem Thema noch einiges im Argen liegt: etwa jenes Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom 17. Mai 2013, in dem erklärt wird, dass „das Schicksal eines zur ,Zwangsgermanisierung‘ verschleppten Kindes als solches keinen Tatbestand einer speziellen Wiedergutmachungsregelung“ erfülle.
Wie wenig ausgeprägt die Sensibilität im Umgang mit Opfern dieser Kindesentführungen ist, zeigt auch das Beispiel der Stadt Achern in Baden-Württemberg. In der dortigen „Volksschule für Reichsdeutsche“ waren in den 40er-Jahren mehrere Dutzend blonde und blauäugige Mädchen aus Osteuropa zur Eindeutschung untergebracht. Zweimal lehnte die Stadt Achern das Angebot ab, die jetzige Ausstellung zu zeigen.
Regierungspräsidentin wollte Abbildung untersagen
Und geradezu erschütternd sind die kleinlichen behördlichen Auseinandersetzungen im Fall von Janina Kunsztowicz. Im Dezember 2015 forderte die Detmolder Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl den Verein „Geraubte Kinder“ auf, die Abbildung eines früheren Schreibens ihrer Behörde in der Wanderausstellung „ab sofort zu unterlassen“. Sie unterstellte Christoph Schwarz und Janina Kunsztowicz „bloße Tatsachenbehauptung“. Erst vor zwei Tagen, auf eine Nachfrage der „Welt am Sonntag“, lenkte die Bezirksregierung ein – jedenfalls teilweise.
Was war da passiert?
Als wenige Jahre nach Kriegsende die internationale Flüchtlingsorganisation IRO nach Janina suchte, gelang es ihrer deutschen Pflegemutter, das Mädchen versteckt zu halten. Mehr noch: Sie tischte den Behörden und den Medien eine Geschichte auf, in der sie selbst die Löwenmutter spielte, die ein deutsches Kind vor den Entführungsversuchen einer vermeintlichen Verbrecherorganisation aus Polen schützen müsse. Auch der „Spiegel“ berichtete damals. Jetzt erst, mit der Hilfe des Vereins „Geraubte Kinder“, kann Janina Kunsztowicz ihre Version bekannt machen.
In einem langen Interview, das Christoph Schwarz vor wenigen Monaten mit der 82-Jährigen geführt und gefilmt hat, erzählt sie, ihre Pflegemutter habe damals behauptet, böse Menschen wollten sie in ein Freudenhaus stecken, „wo ich von dicken Männern betatscht würde“. Deshalb müsse sie versteckt werden. Kunsztowicz berichtet in diesem Interview auch davon, wie sie von ihrer Pflegemutter missbraucht wurde.
Dass es Briefe sowohl von Janinas früherer Pflegemutter in Polen als auch von ihrer leiblichen Mutter gab, verheimlichte die deutsche Pflegemutter. Beide hatten in den 50er-Jahren versucht, Kontakt zu Janina alias Johanna Kunzer aufzunehmen.
Anstatt nach Hause kam Janina nun in die Obhut des Mindener Rechtsanwalts Erich Schulz, der mit Janinas Pflegemutter in Kontakt stand. Schulz erklärte 1964 gegenüber der Bezirksregierung Detmold, Johanna Kunzer sei das Kind eines deutschen Ehepaars, das im Krieg ums Leben gekommen sei. So hatte es bereits die Landesregierung von Rheinland-Pfalz im Jahr 1948 aus den Akten der SS übernommen. Was Schulz geflissentlich verschwieg, war die Rolle, die er selbst bei den NS-Kindesentführungen gespielt hatte.
Als Leiter des sogenannten „Sonderstandesamtes L“ war Schulz vor 1945 für die Ausstellung gefälschter Geburtsurkunden zuständig, in seiner Dienststelle wurden Namen, Geburtsorte und manchmal auch das Geburtsdatum der entführten Kinder geändert. Aus den „eindeutschungsfähigen Kindern“ wurden auf diese Weise kurzerhand „deutschstämmige Kinder“ gemacht, deren Eltern angeblich ums Leben gekommen waren. Die Verschleierung der Herkunft war auch deshalb wichtig, weil, wie es in einer Anweisung der SS hieß, „damit zu rechnen ist, dass vorhandene polnische Angehörige oder Bekannte den Aufenthaltsort der Kinder ausfindig zu machen suchen“. Genau das war jetzt, nach dem Krieg, der Fall. Schulz hatte also gute Gründe, an dem Versteckspiel um Janina Kunsztowicz mitzuwirken: Er wollte verhindern, dass seine Beteiligung an einem planmäßigen Menschenraub ans Licht kam.
Versuch zur Richtigstellung der Identität scheiterte
In den 80er-Jahren hat Janina Kunsztowicz dann zum ersten Mal versucht, ihre wahre Identität zurückzubekommen. Inzwischen hatte sie den Brief ihrer leiblichen Mutter gefunden. Und über das Rote Kreuz war ein Foto zu ihr gelangt, auf dem sie mit ihrer polnischen Pflegemutter zu sehen ist. Janina erkannte sich wieder. Am 21. August 1989 wandte sie sich an die Bezirksregierung in Detmold und verlangte eine Richtigstellung ihrer Identität. Doch der Regierungspräsident sah dazu keinen Anlass, er berief sich weiterhin auf die Erklärung des einstigen NS-Juristen Erich Schulz. Johanna Kunzer müsse „nachvollziehbare Unterlagen vorlegen, aus denen zweifelsfrei zu ersehen ist, dass Sie mit Janina Kunsztowicz identisch sind“, heißt es in einem Brief der Bezirksregierung.
Kunsztowicz gab daraufhin ein anthropologisches Gutachten in Auftrag. Es sollte festgestellt werden, ob sie tatsächlich das Mädchen auf dem alten Foto aus Polen war. Und am 27. August 1990 kam der Gutachter, ein namhafter Professor der Freien Universität Berlin, zu dem Ergebnis, dass es sich bei Johanna Kunzer „mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 1 zu 100.000“ in Wahrheit um Janina Kunsztowicz aus Posen handelt. Nun erst war die Bezirksregierung Detmold bereit, eine „Berichtigung einer standesamtlichen Eintragung“ vorzunehmen. Und verlangte dafür Gebühren von fast tausend D-Mark. So jedenfalls berichtet es Janina Kunsztowicz im Interview.
Die Hinrichtung von Rudolf Höß in Auschwitz im April 1947: Höß wurde als Kriegsverbrecher zum Tod durch Strang verurteilt und am Ort des ehemaligen Stammlagers Auschwitz als Kriegsverbrecher hingerichtet. Für die Doppelbiografie „Hanns und Rudolf“ die bei dtv erscheint, recherchierte der britische Journalist Thomas Harding die Lebensgeschichten von Rudolf Höß und des Nazi-Jägers Hanns Alexander, der Höß stellte.
Die Hinrichtung von Rudolf Höß in Auschwitz im April 1947: Höß wurde als Kriegsverbrecher zum Tod durch Strang verurteilt und am Ort des ehemaligen Stammlagers Auschwitz als Kriegsverbrecher hingerichtet. Für die Doppelbiografie „Hanns und Rudolf“ die bei dtv erscheint, recherchierte der britische Journalist Thomas Harding die Lebensgeschichten von Rudolf Höß und des Nazi-Jägers Hanns Alexander, der Höß stellte.
Wie bereits erwähnt: Noch im Dezember forderte die amtierende Regierungspräsidentin Thomann-Stahl die Ausstellungsmacher auf, die zu diesen Vorgängen gehörigen Schreiben nicht mehr zu zeigen. Begründung: In ihrer Behörde hätten sich keine Belege für ein solches Namensänderungsverfahren finden lassen. Einen Tag nach Anfrage dieser Zeitung wurden diese Belege dann doch gefunden. Doch an einer Einschränkung hält Thomann-Stahl weiterhin fest: Für die Änderung der Identität sei damals kein Geld verlangt worden, „diese Behauptung ist falsch“, so heißt es in der Stellungnahme. Und deshalb fordert die Regierungspräsidentin „weiterhin von Herrn Schwarz, die Behauptung aus der Ausstellung zu entfernen, die Bezirksregierung Detmold … habe für den als Namensänderungsverfahren bezeichneten Vorgang eine Verwaltungsgebühr erhoben“.
Schwarz bleibt vorerst stur. Ihm genügt das Wort von Janina Kunsztowicz – und eine Auskunft des NRW-Innenministeriums, wonach der genannte Betrag für einen derartigen Verwaltungsvorgang durchaus glaubhaft sei.
Wie auch immer der Streit ausgehen wird: Die tausend Mark bekam Janina Kunsztowicz bereits zurück – als Spende des Vereins „Geraubte Kinder“.
„Geraubte Kinder – vergessene Opfer“. NS-Dokumentationszentrum Köln, bis April 2016. Am 10. März hält Christoph Schwarz, Vorsitzender von „Geraubte Kinder“, einen Vortrag. Am 31. März gibt es ein Gespräch mit zwei Opfern der NS-Kinderverschleppung. Weitere Informationen gibt es auf der Website des NS-Dokumentationszentrums Köln.
https://www.welt.de/
Die vergessenen Opfer: Der Kinderraub der Nazis in Polen
NS-VERBRECHEN
Datum 12.03.2020
Zehntausende Kinder wurden von den Nazis entführt und zwangsgermanisiert - und nach dem Krieg mit ihren Traumata allein gelassen. Jetzt berichten ein Buch und ein Film über das grausame Schicksal dieser Kinder.
Zehn Passfotos von Kindern
Alodia Witaszeks leibliche Eltern sind noch am Leben, als das Mädchen verschleppt wird. Im Herbst 1943 kommt sie gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester zur Eindeutschung ins Jugendverwahrlager in Litzmannstadt, dem heutigen Łódź. Sie soll dort "germanisiert" werden. Polnisch dürfen die Schwestern im Lager nicht mehr sprechen.
Organisierte Identitätsfälschung
Wie ihnen ergeht es unzähligen polnischen Kindern: Der organisierte Kinderraub war Teil der NS-Rassenpolitik, durch die "rassisch hochwertige" Kinder aus den annektierten Teilen Westpolens zu deutschen gemacht werden sollten. Die Jugendämter meldeten die Kinder, deren Aussehen sie für "arisch" hielten, Vertreter der Gesundheitsämter untersuchten sie medizinisch, danach kamen die herausgefilterten Kinder mit "gutem Blut" in ein Kinderheim, wo ihnen zwangsweise Deutsch beigebracht wurde und ihre Namen eingedeutscht wurden. Anschließend übernahm der SS-Verein Lebensborn die Verantwortung, übergab jüngere Kinder zur Adoption in SS-Familien, ältere in "deutsche Heimschulen". Immer mehr wurden die Kinder ihrer Erinnerung und ihrer Identität beraubt. und auf diese Weise "germanisiert".
Alodia Witaszek mit einer Leidensgenossin an der Gedenkstätte am Gelände des ehemaligen Jugendverwahrlagers im heutigen Łódź
Alodia Witaszek (links) an der Gedenkstätte am Gelände des ehemaligen Jugendverwahrlagers im heutigen Łódź, wo sie als Kind nach ihrer Entführung untergebracht war
Das Kinderraubprogramm war Teil der nationalsozialistischen Neuordnungspläne für das besetzte Europa. Im Juni 1941 erklärte SS-Reichsführer Heinrich Himmler, es gelte, "besonders gutrassige kleine Kinder polnischer Familien" zu erfassen. Doch nicht nur im besetzten Polen wurden Kinder gewaltsam aus ihren Familien gerissen. Auch in den besetzten Gebieten der Sowjetunion wurden Kinder entführt. Die Kinder von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern wurden ihren Müttern weggenommen, manche in deutsche Familien weitergegeben, andere in Heimen gequält. In der Reichsschule für Volksdeutsche in Achern und im Lebensborn-Heim in Steinhöring gab es harte Strafen, wenn jemand weiter in seiner Muttersprache statt auf Deutsch redete: Hungern oder Einsperren im Keller gehörten dazu.
Mangelnde Aufarbeitung
75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Kinderraub der Nazis in Deutschland kaum aufgearbeitet, ein "weißer Fleck der Geschichtsschreibung", urteilt Artur Wróblewski. Der als Journalist für das polnische Web-Portal "interia" tätige Jurist und sechs weitere Journalistinnen und Historikerinnen sind dabei, das zu ändern. Ihr Buch über den nationalsozialistischen Kinderraub in Polen erschien 2018 in Krakau und im Februar 2020 auf Deutsch im Freiburger Herder Verlag. Die Autoren sind dem Schicksal von Menschen wie Alodia nachgegangen, Menschen, die am eigenen Leib erfahren mussten, wie der rassistische Größenwahn der Nationalsozialisten ihre Kindheit und oft das ganze Leben zerstört hat.
Fast alle Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die in dem Band "Als wäre ich allein auf der Welt" zu Wort kommen, berichten von der vielfach vergeblichen Suche nach ihren Familien, von der oft schmerzlichen Rückführung nach Polen nach dem Krieg – und von der weiteren Traumatisierung durch die Nicht-Anerkennung als Opfer.
Hermann Lüdeking sitzt auf einer Bank und wird gefilmt
Hermann Lüdeking bei den Filmaufnahmen in Bad Dürrheim
Spurensuche von polnischen Journalistinnen
Die für deutsche und polnische Medien arbeitende Journalistin Monika Sieradzka und ihre MDR-Kollegin Elisabeth Lehmann sind bei ihrer Spurensuche noch weitergegangen. Nach jahrelanger Recherche haben sie für ihren Film "Kinderraub der Nazis. Die vergessenen Opfer" Betroffene aufgespürt, die bereit waren, vor der Kamera über ihr fragmentiertes Leben zu sprechen.
Hermann Lüdeking ist einer der Protagonisten, dem es bei seiner ausdauernden Suche nie gelungen ist, seine Wurzeln wiederzufinden. Als sechsjähriger Junge kam er in ein Heim und später als "wertvolles Material unter rassischen Gesichtspunkten" zur SS-Familie Lüdeking. Das einzige, was er durch sein hartnäckiges Graben in Archiven und Unterlagen herausfand, war sein ursprünglicher polnischer Name: Roman Roszatowski, genannt Romek. Die polnische Sprache hat Lüdeking, der in Süddeutschland aufwuchs und weiter dort lebt, längst vergessen.
Doppelte Traumatisierung
Geholfen hat ihm bei der Suche nach seinen Wurzeln der Verein "Geraubte Kinder – vergessene Opfer". Die Unterlagen von Lebensborn wurden nach dem Krieg, als der Verein in den Nürnberger Nachkriegsprozessen als karitativ eingestuft wurde, zerstört. Auch den lokalen Jugendämtern lag nichts an der Offenlegung der Identität der geraubten Kinder. Als einziger kämpft Hermann Lüdeking auch um die moralische Anerkennung als Opfer – bisher vergeblich. "Die Deutschen wollen davon nichts wissen, denn das würde Geld kosten", sagt der inzwischen 84-Jährige bitter. Und Monika Sieradzka stellt fest: "Bis heute fühlt sich Hermann alias Romek fremd in 'seinem' Land."
"Als wäre ich allein auf der Welt. Der nationalsozialistische Kinderraub in Polen", von Agnieszka Waś-Turecka, Ewelina Karpińska-Morek, Monika Sieradzka, Artur Wróblewski,Tomasz Majta und Michał Drzonek, Herder Verlag 2020, 368 Seiten. Das Buch entstand als gemeinsames Projekt des polnischen Internetportals intera und der Deutschen Welle.
"Kinderraub der Nazis. Die vergessenen Opfer": Der vom MDR und der DW produzierte Film von Elisabeth Lehmann und Monika Sieradzka wird in Deutschland und von der Deutschen Welle weltweit im Fernsehen gezeigt. Im Interview spricht die polnische DW-Studioleiterin Warschau über ihre Recherche und das, was sie von den Opfern erfuhr.
https://www.dw.com/
DEUTSCHLANDDEBATTE
REPARATIONEN FÜR POLEN. EIN DEUTSCHER SPRICHT KLARTEXT
25. OKTOBER 2021
„Polen sollte eine europäische Initiative zur Wiedergutmachung starten. Die deutsche Heuchelei muss aufgedeckt werden“, sagt Dr. Karl Heinz Roth, Jahrgang 1942, deutscher Historiker und Arzt, Experte der Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts (SfS) in Bremen, Autor des Buches „Verdrängt, aufgeschoben, abgelehnt. Die deutschen Reparationsschulden gegenüber Polen und Europa“.
Nachfolgend ein Gespräch mit ihm.
Auf jeden Fall. Dass dies nicht der Fall ist, liegt am Zynismus der deutschen Machtpolitik. Dieser Zynismus führt dazu, dass die berechtigten Forderungen der Entschädigungsberechtigten als Betteln um Almosen dargestellt werden. Opfern wird das Recht verweigert, das einzufordern, was ihnen zusteht. Dadurch entsteht eine Art Missverhältnis: Ein mächtiger Schuldner entscheidet, wie er die Forderungen derjenigen behandelt, denen er Unrecht getan hat. Das ist verwerflich und nicht annehmbar. Deutschland behandelt Polen wie eine schwache, lästige Peripherie.
Sie kommen, zumeist zu bedeutenden historischen Jahrestagen, leisten Abbitte.
Ja, denn dieses Schuldgefühl wird durch eine sehr wirkungsvolle, gut funktionierende Erinnerungskultur bedient. Aber es gibt keine Bereitschaft, die materielle Seite dieser Erinnerungskultur anzunehmen. Die Opfer und ihre Nachkommen, denen so viel Unrecht widerfahren ist, mussten irgendwie weiterleben. Sie müssen weiterleben. Indem ihnen das Recht auf materielle Entschädigung verweigert wird, wird ihnen erneut Schaden zugefügt. Sie werden auf die Rolle von Bettlern reduziert. Solange auf deutscher Seite keine Bereitschaft besteht, mit Polen unvoreingenommen über Reparationen zu sprechen, ist das ganze Gerede von Schuld nichts weiter als Heuchelei.
Auf jeden Fall. Dass dies nicht der Fall ist, liegt am Zynismus der deutschen Machtpolitik. Dieser Zynismus führt dazu, dass die berechtigten Forderungen der Entschädigungsberechtigten als Betteln um Almosen dargestellt werden. Opfern wird das Recht verweigert, das einzufordern, was ihnen zusteht. Dadurch entsteht eine Art Missverhältnis: Ein mächtiger Schuldner entscheidet, wie er die Forderungen derjenigen behandelt, denen er Unrecht getan hat. Das ist verwerflich und nicht annehmbar. Deutschland behandelt Polen wie eine schwache, lästige Peripherie.
Sie kommen, zumeist zu bedeutenden historischen Jahrestagen, leisten Abbitte.
Ja, denn dieses Schuldgefühl wird durch eine sehr wirkungsvolle, gut funktionierende Erinnerungskultur bedient. Aber es gibt keine Bereitschaft, die materielle Seite dieser Erinnerungskultur anzunehmen. Die Opfer und ihre Nachkommen, denen so viel Unrecht widerfahren ist, mussten irgendwie weiterleben. Sie müssen weiterleben. Indem ihnen das Recht auf materielle Entschädigung verweigert wird, wird ihnen erneut Schaden zugefügt. Sie werden auf die Rolle von Bettlern reduziert. Solange auf deutscher Seite keine Bereitschaft besteht, mit Polen unvoreingenommen über Reparationen zu sprechen, ist das ganze Gerede von Schuld nichts weiter als Heuchelei.
Die Grünen werden wahrscheinlich die neue Regierung in Deutschland mitbegründen. Wenn Polen seine Verluste bewertet und offiziell Reparationen fordert, kann die deutsche Seite dies nicht einfach ignorieren, wie sie es bisher getan hat. Sie wird diese Doppelmoral nicht länger aufrechterhalten können. Diese deutsche Haltung muss entlarvt werden. Zeigen Sie allen diese Heuchelei.
Die Deutschen behaupten jedoch, dass die kommunistische Regierung 1953 auf Reparationen verzichtet und dass das 2+4-Abkommen vom September 1990 die Frage endgültig abgeschlossen habe.
Das ist Unsinn. Für Reparationen gibt es keine Verjährungsfrist. Die Erklärung von 1953, in der die Volksrepublik Polen auf ihre Ansprüche gegenüber Deutschland verzichtete, ist aus völkerrechtlicher Sicht ungültig. Polen war damals kein souveräner Staat und hat diesen Schritt nicht freiwillig, sondern auf Druck der Sowjets, im Interesse ihrer damaligen Deutschlandpolitik getan. Es ging darum den Abschluss eines Friedensvertrags zu erleichtern und die deutsche Vereinigung unter sowjetischen Vorzeichen zu unterstützen, die letztendlich nicht zustande kam. Dieses Dokument ist daher nicht rechtskräftig.
Der 2+4-Vertrag, das Abkommen Deutschlands mit den vier Mächten, ist de facto ein Friedensvertrag, wird aber nicht als solcher bezeichnet, weil Deutschland nicht wollte, dass Reparationen in den Vertrag aufgenommen werden. Bis zur Unterzeichnung dieses Vertrages lehnte die deutsche Regierung jedes Gespräch über Reparationen ab, da sie behauptete, dies könne nur in einem Friedensvertrag besprochen werden.
Deshalb ist diese Frage noch immer nicht geklärt, und die Länder, die dieses Dokument nicht unterzeichnet haben, wie z. B. Polen, sind nicht daran gebunden. Deutschland hat Millionen von Menschen ermordet, deren Lebensgrundlagen zerstört und ihre Kultur geplündert. Es hat sich relativ billig aus der Misere herausgekauft. Das ist inakzeptabel.
Sehen Sie sich an, was mit den Reparationen für den deutschen Völkermord während der Kolonialzeit in Namibia geschehen ist. Ich kenne einen Historiker, der als Berater an den Verhandlungen teilgenommen hat. Er hielt mich über den Verlauf der Gespräche auf dem Laufenden. Dort war es dasselbe: Man versuchte, das Wort „Reparationen“ nicht zu verwenden, sondern sprach von freiwilliger Entwicklungshilfe für Namibia. Ein weiteres Almosen anstelle von Reparationen.
Ich habe mehrfach an Debatten über deutsche Kolonialverbrechen teilgenommen. Jedes Mal warnten mich fortschrittliche Kollegen davor, die Frage der Reparationen an Namibia zu richten, weil dann andere ehemalige Kolonien wie Kamerun oder Togo auf den Plan treten würden. Dies war auch 1975 der Fall, als Deutschland Polen ein Darlehen von 1 Milliarde Mark gewährte, das als „humanitäre Hilfe“ dargestellt wurde.
Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt, sagte in einem Interview, dass die Deutschen Polen nicht mehr mit dem Krieg in Verbindung brächten und nicht sagen könnten, welche Nation am meisten unter dem Krieg gelitten habe. Und die rituellen Gesten, die anlässlich verschiedener Jahrestage gemacht werden, sind leer geworden. Wie wirkt sich dies auf die Reparationsdebatte aus?
Es handelt sich in der Tat um ein bestimmtes Phänomen, das vor allem bei der jüngeren Generation der Deutschen zu beobachten ist. Bis heute ist es nicht gelungen, bei den Deutschen ein Bewusstsein für die Ungeheuerlichkeit der Verbrechen zu schaffen, die sich aus der deutschen Besatzungspolitik in Europa ergeben. Jedes Mal, wenn ich versuchte, die Frage der Reparationen für Polen mit Politikern der Grünen zu diskutieren, wollten sie nicht darüber sprechen. Junge Menschen. Dies ist ein großes Problem, dem wir uns stellen müssen. Wir müssen nach Möglichkeiten suchen, diese Blockade zu durchbrechen.
Ich war daran beteiligt, all diese griechisch-deutschen Initiativen auf den Weg zu bringen, die wahrscheinlich zu einem Kompromiss über Reparationen für Athen führen werden. Im Jahr 2013 schrieb ich über diese Reparationsschulden Deutschlands gegenüber Griechenland. Dadurch wurde mir klar, dass meine Sichtweise zu eng war, und ich habe sie erweitert. In den Jahren 2015 und 2016 fanden große Konferenzen mit deutschen und griechischen Historikern statt, die der Debatte neuen Schwung verliehen.
Ich denke, dass auch im Falle Polens solche zweiseitigen Initiativen notwendig und wirksam wären. Es muss Druck auf die deutsche Regierung ausgeübt werden, insbesondere von deutscher Seite. Die griechische Lobby in Deutschland spielte dabei eine wichtige Rolle. Auf polnischer Seite gibt es keine solche Lobby, und die Abneigung in Deutschland gegen Polen ist enorm und wächst.
Der Bundestag hat sich vorerst darauf geeinigt, in Berlin ein Denkmal für die polnischen Opfer des Krieges zu errichten, verbunden mit einem Begegnungszentrum. Ist das ein Trostpreis?
Dieses Denkmal ist ein weiteres Zugeständnis an die Erinnerungskultur. Ein kleiner Apfel, um uns vor der Ernte, d.h. vor den Reparationen zu schützen. Ein kleiner Schritt, um die Reparationsdebatte in Polen zu neutralisieren. Eine solche Gedenkstätte kostet wenig. Da sind wir also wieder beim deutschen Zynismus. Polen sollte sich mit einem Museum und einem Denkmal begnügen. Es bleibt die Frage, wann all diese Tricks aufhören werden.
Deutschland versteht sich heute als modernes, fortschrittliches, weltoffenes und tolerantes Land. Ein Land, auf das dieser düstere Abschnitt der Geschichte nicht mehr passt. Vielleicht ist das der Grund für die Zurückhaltung bei der Diskussion über Reparationen? Die Stiftungen deutscher Unternehmen, die früher von der Zwangsarbeit profitiert haben, wollen nicht mehr Geld für die Entschädigung der Opfer spenden, sondern Workshops für junge Menschen über Demokratie und die Notwendigkeit des Kampfes gegen den Faschismus organisieren.
Genau das ist der Fall, und ich habe es am eigenen Leib erfahren. Ich habe einmal in Köln einen Vortrag in einer Gedenkstätte gehalten. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und von der Henkel-Stiftung übernommen. Er löste eine heftige interne Diskussion aus. Oder besser gesagt: einen Streit. „Hier muss man nach vorne schauen, in die Zukunft, während er sich mit der Vergangenheit beschäftigt.“
Deshalb muss der Druck auf Deutschland global sein, die USA und die jüdische Diaspora sollten Druck auf Deutschland ausüben. Ich habe mir das Abkommen zwischen Israel und Westdeutschland aus dem Jahr 1952 genau angesehen, und es ist ein klassisches Reparationsabkommen. Es finanzierte den Aufbau des Staates Israel. Die deutsche Bürokratie wird sich sicherlich dem Druck der Amerikaner und der jüdischen Lobby in den USA beugen. Bald wird mein Buch in Übersee erscheinen, und ich erwarte eine Diskussion, die auch die jüdische Welt mit einbeziehen wird.
Ich möchte Sie nicht beunruhigen, aber die jüdische Welt zieht es vor, über die angebliche Mitschuld Polens am Holocaust zu debattieren und Forderungen an den polnischen Staat zu stellen.
Ich weiß, und auch hier ist eher eine offensive als eine defensive Haltung gefragt. Polen darf in diesem Kampf nicht alleinstehen, sonst verliert es seine Glaubwürdigkeit.
In der deutschen Debatte um die Reparationen wird immer wieder das Argument vorgebracht, dass Deutschland die von Polen geforderte Summe von fast 1 Billion Euro nicht aufbringen kann, dass andere Länder hinter Polen in die Schlange anstellen und die Zahlungen kein Ende nehmen werden.
Das deutsche Wirtschaftspotenzial ist so groß, dass das Land die Reparationen problemlos tragen kann. Deutschland hat über zwanzig Jahre hinweg 1,2 Billionen Euro für die Eingliederung der ehemaligen DDR ausgegeben. Das war überhaupt kein Problem. Die strukturellen Defizite der neuen Bundesländer, die sich sonst negativ auf das Wirtschaftswachstum des wiedervereinigten Deutschlands ausgewirkt hätten, wurden so beseitigt.
Die Zahlungen an die europäischen Länder, die am meisten unter der deutschen Besatzung gelitten haben, insbesondere an die sogenannten „kleinen Alliierten“, sollten daher kein Problem darstellen. Sie würden keine Krise in Deutschland auslösen.
Natürlich muss die Wiedergutmachung nicht ausschließlich finanzieller Art sein. Man kann sich Unterstützung für die von Deutschland zerstörten Städte vorstellen, Technologietransfer, Kapitalbeteiligung. Viele Opfer des Dritten Reiches leben heute in Armut. Der deutsche Staat sollte ihnen Renten zahlen.
Aber wir werden nur darüber reden können, wenn es uns gelingt, im Rahmen einer größeren europäischen oder internationalen Initiative Druck auf Berlin auszuüben. Polen braucht in diesem Kampf Verbündete. Andernfalls wird nichts geschehen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die derzeitige polnische Regierung, nach Ansicht der liberalen Elite, einschließlich der in Washington, die falsche ist. Die Polen fordern Reparationen, weil sie die Deutschen nicht mögen oder weil sie eine antideutsche Stimmung auslösen wollen, um in der Innenpolitik Land gut zu machen. Wie kann das überwunden werden?
Das ist es, was mir die Masse der deutschen und anderen Historiker vorwirft. Dass ich die polnischen Rechtspopulisten und ihre bösen Absichten unterstütze. Wenn man keine anderen Argumente hat, greift man zum politischen Knüppel. Und ich bin ein alter Linker. Das ist natürlich nur ein Vorwand, um den gerechten Forderungen Polens nicht nachgeben zu müssen. Ziemlich erbärmlich, um genau zu sein.
Gibt es ein Land, das Reparationen von Deutschland fordert und jetzt eine Chance, diese zu erhalten, wenn auch nur teilweise?
Griechenland. Die so genannte Zwangsanleihe, die Griechenland während des Krieges dem Dritten Reich gewähren musste, wird wahrscheinlich zurückgezahlt werden. Ich hoffe, das wird vom neuen Bundestag verabschiedet, weil die griechische Lobby bei den Grünen stark vertreten ist. Wahrscheinlich werden die Grünen versuchen, das auch in den Koalitionsvertrag zu bringen.
Das könnte die Frage der polnischen Ansprüche positiv beeinflussen, allerdings nur, wenn der Bericht über die polnischen Kriegsverluste veröffentlicht wird. Das Fenster ist schmal und kann sich ebenso schnell wieder schließen, wie es sich öffnet. Diese Gelegenheit darf nicht verpasst werden.
Das Interview erschien im Wochenmagazin „Sieci“ („Netzwerk“) vom 18.Oktober 2021.
Lesen Sie dazu auch:
„Deutsche Reparationen – polnische Positionen“ Teil 1. Beweggründe, Argumente, Pläne.
„Deutsche Reparationen – polnische Positionen“ Teil 2. Akten, Aufstellungen, Analysen. Was hat Polen in der Hand.
„Deutsche Reparationen an Polen. Wie viel und wofür?
RdP
http://www.radiodienst.pl/
Polen beziffert Weltkriegsschäden auf 1,3 Billionen Euro – und will Reparationen fordern
Polen fordert von Deutschland Reparationen in Billionenhöhe für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden. Jaroslaw Kaczynski, Chef der regierenden PiS-Partei, will mit Berlin über die Entschädigungen verhandeln. Die Bundesregierung lehnt jegliche Forderungen ab.
Polen beziffert die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden in einem Bericht auf umgerechnet mehr als 1,3 Billionen Euro. Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, sprach am Donnerstag in Warschau von einem „enormen Schaden“ bis heute.
„Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten“, sagte Kaczynski, der als starker Mann der polnischen Politik gilt. Daher werde Warschau von Berlin Reparationen fordern. „Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder.“ Er sei sich bewusst, dass es zu den Reparationen ein „langer und schwieriger Weg“ sei.
Deutschland sieht keine Grundlage für die Forderungen und hat diese zurückgewiesen. „Die Position der Bundesregierung ist unverändert. Die Reparationsfrage ist abgeschlossen“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Donnerstag. Polen habe schon 1953 auf weitere Reparationen verzichtet und diesen Verzicht mehrfach bestätigt. „Dies ist eine wesentliche Grundlage für die heutige Ordnung Europas. Deutschland steht politisch und moralisch zu seiner Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg“, sagte der Sprecher weiter.
https://www.welt.de/
Siehe auch :
- NS-Vergangenheitsbewältigung >>>
- Gerichtliche Verfahren beim Amtsgericht Mosbach >>>
- Reparationen und Entschädigungen >>>
- Öffentlichkeitsarbeit >>>
- Bildungsarbeit >>>
Forderungen von 1,3 Billionen
Polen will Reparationen für Weltkriegsschäden
01.09.2022, 13:49 Uhr
Für den Bericht wählt die polnische Regierung ein geschichtsträchtiges Datum: 83 Jahre nach dem deutschen Überfall und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs präsentiert PiS-Chef Kaczynski einen Bericht zu den Entschädigungsforderungen an Berlin.
Polen will offiziell Reparationsforderungen an Deutschland wegen des Überfalls im Zweiten Weltkrieg stellen. Die Verluste werden in einem Gutachten auf 6,2 Billionen Zloty (1,32 Billionen Euro) geschätzt, wie der Chef der national-konservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, mitteilte. Warschau wolle mit Berlin über Entschädigungen in diesem geschätzten Volumen verhandeln. Die Bundesregierung sieht dafür keine Grundlage.
"Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten", sagte Kaczynski, der als starker Mann der polnischen Politik gilt. "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder." Er sei sich bewusst, dass es zu den Reparationen ein "langer und schwieriger Weg" sei.
Die nationalkonservative PiS-Regierung, die das Nachbarland seit 2015 führt, hat das Thema Entschädigungszahlungen immer wieder aufgebracht. Die PiS rief 2017 für das Gutachten eine Parlamentskommission ins Leben. Zudem gründete Polen ein Forschungsinstitut für Kriegsschäden.
Knapp zwei Drittel der Polen für Forderungen
Nach Angaben von Arkadiusz Mularczyk, dem Leiter der Parlamentskommission, waren an dem Gutachten 30 Experten beteiligt, darunter Historiker, Wirtschaftsfachleute und Immobiliengutachter. Der erste Band umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt - Berechnungen zu den polnischen Kriegsverlusten in den Bereichen Demografie, der wirtschaftlichen Bewertung der menschlichen Verluste sowie den materiellen Verlusten. Außerdem geht es um den Verlust von Kultur- und Kunstgütern sowie verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren.
Laut einer Umfrage von Oktober befürworten 64 Prozent der befragten Polen die Forderung nach Reparationen für die während des Zweiten Weltkriegs erlittenen Verluste ihres Landes. Die Bundesregierung in Berlin lehnt jegliche Reparationsforderungen ab. Für sie ist die Frage mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit abgeschlossen.
Deutschland hatte Polen am 1. September 1939 überfallen - heute vor 83 Jahren. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten - andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu 6 Millionen Menschen ums Leben.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/AFP
https://www.n-tv.de/politik/
Siehe auch Griechische Reparationsforderungen >>>
Berlin erhält einen Erinnerungsort für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs
Soldaten der deutschen Wehrmacht beim Einmarsch in Polen am 1. September 1939. Durch den deutschen Vernichtungskrieg und die Besatzung kamen Millionen Polen ums Leben. Für sie soll jetzt in Berlin ein Denkmal errichtet werden.
Bundesaußenminister Heiko Maas stellt das Projekt für einen „Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen“ vor. Es geht um ein künstlerisch gestaltetes Denkmal und eine Begegnungsstätte für Bildung und Austausch. Ein möglicher Standort könnte der Platz sein, auf dem einst die Kroll-Oper stand.
Jan Emendörfer
15.09.2021, 17:18 Uhr
Berlin. Der Grundstein für einen Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen wird in den nächsten vier Jahren in Berlin gelegt. Im Zentrum soll ein künstlerisch gestaltetes Denkmal für die Opfer „des rassenideologischen Vernichtungskrieges und der nationalsozialistischen Besatzung Polens stehen“, erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des Projektes, das auf einen Beschluss des Bundestages vom Oktober 2020 zurückgeht. „Das Leiden der polnischen Zivilbevölkerung sei lange nur ein Splitter in der deutschen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg gewesen“, betonte Maas. Das ändere sich jetzt.
Innerhalb eines halben Jahres hat dazu eine 16-köpfige deutsch-polnische Expertenkommission ein Konzept entwickelt, das sowohl ein Denkmal als auch ein Gebäude mit Ausstellungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte vorsieht. „Es geht nicht um ein weiteres Kriegsmuseum“, sagte Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der im Politischen Beirat mitwirkt, der die Expertenkommission berät. Es gehe darum, so Thierse, dass wir etwas nachholen, was wir über Jahre versäumt haben: „Den polnischen Opfern unseren Respekt erweisen.“
Nach den Plänen der Expertenkommission unter Leitung des ehemaligen deutschen Botschafters in Polen (2014-2020), Rolf Nikel, sind vier zentrale Kategorien für den Ort vorgesehen: „Gedenken, Information und Dokumentation“, „Bildung und Begegnung“ sowie „Digitale Begleitung“.
Den Experten schwebt ein moderner und attraktiver Ort in Berlin mit 3000 bis 4000 Quadratmetern Nutzfläche vor, der nicht nur analog, sondern auch digital ausstrahlen müsse, heißt es in dem gut 20 Seiten umfassenden Konzeptionspapier, das Nikel erläuterte.
Für den Standort wurden in der Expertenkommission und im Politischen Beirat sechs Optionen geprüft und letztlich zwei Vorschläge in die engere Wahl genommen die „gleichermaßen geeignet erscheinen“, wie es in dem Papier heißt: Der Platz der ehemaligen Kroll-Oper im Berliner Bezirk Mitte-Tiergarten in der Nähe des Bundeskanzleramtes. Oder eine Grünfläche am Askanischen Platz mit dem Wahrzeichen der Portalruine des Anhalter Bahnhofs im Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg.
Wie Nikel sagte, spreche für den Standort Kroll-Oper unter anderem, der historische Bezug, dass Hitler hier am 1. September 1939 seine berüchtigte Rechtfertigungsrede zum Überfall auf Polen gehalten habe. Im Konzeptionspapier heißt es, die polnische Regierung habe bei „hochrangigen Gesprächen“ ihre Präferenz für diesen Ort geäußert.
Piotr Cywinski, Leiter des Museums Auschwitz-Birkenau, betonte, in Polen sei die Entstehung des Gedenkortes mit großen Hoffnungen und Emotionen verbunden. „Die zivilen Opfer Warschaus im Zweiten Weltkrieg waren zahlreicher als alle zivilen Opfer Frankreichs, Belgiens und Großbritanniens zusammen“, sagte Cywinski. Wenn jetzt in Deutschland eine neue Sicht entstünde, sei das nur zu begrüßen.
Das Konzept der Expertenkommission wird nach der Wahl vom 26. September dem Bundestag zur Entscheidung vorgelegt.
https://www.rnd.de/
Kriegsbeziehungen: Intimität, Gewalt und Prostitution im besetzten Polen 1939 bis 1945 (Die Zeit des Nationalsozialismus)
+++Gewalt, Sexualität und Liebe im Zweiten Weltkrieg – die lange verschwiegene Seite der deutschen Besatzung+++ Im Zweiten Weltkrieg war den ab 1939 in Polen eingesetzten Wehrmachtsangehörigen, SS-Männern und Polizisten jeglicher Kontakt zu einheimischen Frauen verboten, da diese als »rassisch minderwertig« galten. Dennoch gab es zahlreiche sexuelle Begegnungen. Sie waren mal einvernehmlich, mal geprägt von brutaler Gewalt, und oft verkauften Frauen ihren Körper, um zu überleben. Eindringlich schildert Maren Röger, Historikerin am Deutschen Historischen Institut in Warschau, diese Kontakte und stellt die Maßnahmen von Wehrmacht und SS dar: Während Bordelle eigens eingerichtet wurden, wurden Liebesbeziehungen zum Teil streng bestraft. Maren Röger gibt neue Einblicke in den Besatzungsalltag, die NS-Rassenpolitik und die schwierigen Schicksale der betroffenen Frauen.
Das Private im Ghetto: Jüdisches Leben im deutsch besetzten Polen 1939 bis 1944 (Das Private im Nationalsozialismus)
Roman – P wie Pole: Ein polnischer Zwangsarbeiter in Württemberg kämpft ums Überleben.
Tomasz, ein ehemaliger Sportreporter, wird 1942 in Warschau von der Wehrmacht verhaftet und nach Deutschland verschleppt. In der Nähe von Tübingen wird er einer Bauernfamilie zugeteilt, die aus Fanatikern, Mitläufern und Skeptikern besteht, und Tomaszs Kampf ums Überleben beginnt. Noch prekärer wird seine Situation, als er mit der Tochter des NSDAP-Ortsgruppenleiters eine geheime Liebesbeziehung beginnt - denn auf Rassenschande steht für polnische Fremdarbeiter der Tod.
Reparationsforderungen an Deutschland
Was moralisch legitim ist, muss politisch nicht klug sein
04:25 Minuten
Deutsche Fallschirmspringer landen während der Invasion 1941 auf der griechischen Insel Kreta.
Für die Opfer der Kriegsverbrechen von Wehrmacht und SS in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs gab es bisher kaum Entschädigung. © imago / Topfoto
Ein Einwurf von Herfried Münkler · 20.06.2019
Die griechische Regierung fordert von Deutschland Reparationen wegen der Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Der Politologe Herfried Münkler lehnt das ab. Dennoch solle man einen Weg finden, den Nachfahren der Opfer von SS-Massakern Geld zukommen zu lassen.
Griechenland und Polen, die jüngst Reparationsansprüche gegen Deutschland geltend gemacht haben, mögen moralisch dafür die besten Gründe haben. Die Verbrechen von Wehrmacht und SS in ihren Ländern sind legitime Gründe für den Anspruch auf Entschädigung. Und doch ist das Geltendmachen von Reparationsansprüchen bald 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Vorgang, der mehr durch parteipolitische Erwägungen im Innern dieser Länder als der Blick auf die europäische Friedensordnung bestimmt ist.
Rechtsnationale Aktivisten fordern mit Transparenten bei einer Protestdemo in Warschau Reparationszahlungen für die Verbrechen der Deutschen während des 2. Weltkriegs.
Auch aus Polen kommen Forderungen nach Reparationen.
Tatsächlich sind Reparationsansprüche welcher Art auch immer geeignet, den europäischen Frieden auszuhöhlen und in Frage zu stellen. Mögen sie moralisch noch so legitim sein, politisch sind sie ein Produkt des sich in Europa wieder bemerkbar machenden Nationalismus. Das Fatale daran ist, dass der Nationalismus der einen nämlich den Nationalismus der anderen befördert.
Muss Frieden auf Gerechtigkeit gründen?
Die immer wieder zu hörende Behauptung, eine Friedensordnung sei nur dann stabil, wenn sie sich auf Gerechtigkeit gründet, ist nur dann zutreffend, wenn es eine von allen Beteiligten geteilte Vorstellung von Gerechtigkeit gibt – und das ist selten der Fall. In der Politik gilt zumeist, dass das, was die einen für die Gerechtigkeit halten, von den anderen als ungerecht angesehen wird.
Das wäre nur anders, wenn es für den betreffenden Raum eine Herrschaftselite gäbe, die festlegt, was gerecht ist, und gegen deren Festlegungen es keinen Widerspruch gibt. Was im Umkehrschluss heißt: Je demokratischer die Konstellationen eines politischen Raumes sind, desto unterschiedlicher sind die Vorstellungen davon, was als gerecht und was als ungerecht zu gelten hat. Die Idee einer über die Gerechtigkeit verfügenden Elite ist nur dann realistisch, wenn die Siegermacht eines Krieges auch die ist, die in jeder Hinsicht Recht behalten hat. Die Unterlegenen müssen das dann hinnehmen, was nicht heißt, dass sie es auch akzeptieren. Zumeist denken sie über Revanche nach.
Ein politischer Schlussstrich ist kein moralischer Schlussstrich
Das lässt sich am deutsch-französischen Verhältnis gut beobachten. Seit den Eroberungskriegen Ludwigs XIV. war es von zwei einander entgegengesetzten Gerechtigkeitsvorstellungen mitsamt entsprechenden Ressentiments beherrscht. So wurde die von de Gaulle und Adenauer betriebene deutsch-französische Aussöhnung zum Nukleus der europäischen Friedensordnung. Ihre Grundlage war der Verzicht auf wechselseitige Ansprüche.
Ein politischer Schlussstrich ist jedoch kein moralischer Schlussstrich, und die politische Klugheit sorgt dafür, dass beides nicht miteinander verwechselt wird: Einige wollen den politischen nämlich auch zum moralischen Schlussstrich erklären, während andere mit moralischen Argumenten den politischen Schlussstrich in Frage stellen.
Gegen beides steht die politische Klugheit. In der Antike hat man deswegen den Friedensschluss mit der Vorstellung von Amnestie und Amnesie, Vergeben und Vergessen, verbunden. Das ist in der neueren Geschichte nicht mehr der Fall und nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht mehr möglich gewesen. Statt dessen hat sich auf Basis der Siegerkonferenzen von Jalta und Potsdam in Europa eine Friedensordnung entwickelt, die lange als „Kalter Krieg“ bezeichnet worden ist.
Im Nachhinein hat sich das als Glücksfall erwiesen. Wie groß das Glück war, zeigt der Vergleich mit der Pariser Friedensordnung von 1919, die nicht lange gehalten hat. Reparationsforderungen stellen all das in Frage. Die politische Klugheit legt freilich auch nahe, den Nachkommen der bei SS-Massakern Getöteten Entschädigungszahlungen zukommen zu lassen – sinnvollerweise durch Stiftungen, sodass der Eindruck formaler Reparationszahlungen vermieden wird.
Herfried Münkler, geboren 1951 in Friedberg, ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Er ist mit zahlreichen Studien zur politischen Ideengeschichte und zur Theorie des Krieges hervorgetreten. Nicht wenige davon sind mittlerweile Standardwerke, so etwa „Machiavelli“ (1982) und „Gewalt und Ordnung“ (1992). Herfried Münklers jüngste Bücher: „Der Wandel des Krieges“, „Die Deutschen und ihre Mythen“ und „Mitte und Maß“. Sein neuestes Buch erschien 2017: „Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618–1648“.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
Debatte um Mahnmal für polnische Opfer
„Ein blinder Fleck im deutschen Geschichtsbewusstsein“
08:35 Minuten
Aleida Assmann im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 27.08.2019
Rund ein Drittel des Bundestags befürwortet ein Mahnmal für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges in Berlin. Auch die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann unterstützt den Vorstoß. Im Erinnern müssten Leerstellen aufgearbeitet werden.
Schon vor längerer Zeit ist der Kulturwissenschaftlerin und Friedenspreisträgerin Aleida Assmann aufgefallen, dass „für das, was die Deutschen den Polen im Zweiten Weltkrieg angetan haben, im deutschen Geschichtsbewusstsein so etwas wie ein blinder Fleck existiert“. Sie erinnert sich, dass die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in den 90er-Jahren nicht mit dem 1. September 1939, sondern mit dem 22. Juni 1941 begann.
„Das ist die Zäsur, mit der der Russlandfeldzug beginnt“, erklärt Assmann. Als die Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“ im Fernsehen ausgestrahlt wurde, habe sich das Gleiche in den Massenmedien wiederholt: „Da fing das Verbrechen dieses Weltkrieges auch wieder mit dem Russlandfeldzug an.“
Assmann sieht darin eine „systematische Aussparung, eine Leerstelle, die ein blinder Fleck geblieben ist“. Mitte der 90er-Jahre hat es ihren Beobachtungen zufolge zwar geradzu eine Mahnmalhysterie gegeben. „Aber wie man sieht, ist die Erinnerung an diese Geschichte immer noch nicht in der Gegenwart angekommen.“
Gefahr der Nationalisierung des Gedenkens
Wenn sich Deutschland in diesem Fall um das Gedenken bemüht, wäre es laut Assmann immer ein „transnationales Gedenken“. Denn die Deutschen würden in eine Erinnerung einsteigen. „Die Opfer erinnern sich ja sehr gut. Jetzt geht es darum, dass diese Erinnerung geteilt wird.“ Assmann würde es „dialogisches Gedenken“ nennen.
Dass Bundesaußenminister Heiko Maas in Polen an den Feierlichkeiten zum Gedenken an den 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands teilgenommen hat, hält Assmann rückblickend für einen „ganz wichtigen Schritt“. „Als Roman Herzog als Bundespräsident in Polen war“, erklärt sie, „wusste er noch nicht einmal, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Warschauer Aufstand von 1944 und dem Jüdischen Ghettoaufstand von 1943“.
Diskussionen und Begegnung ermöglichen
Ein Denkmal neben das andere zu setzen, ist ein Prozess, der endlos weitergehen könnte, erläutert Assmann. Mitte der 90er-Jahre habe regelrecht eine Mahnmalhysterie geherrscht. In der Denkmaldebatte gebe es aber auch den Vorschlag, ein Osteuropazentrum in Berlin als öffentlichen Ort zu etablieren, um Diskussionen und Begegnunen zu ermöglichen.
Die Zeugen, die Opfer des Krieges waren, sterben allmählich. Die Kulturwissenschaftlerin betont: „An diesem Punkt, werden die authentischen Gedenkorte wichtig. Denkmäler sind keine authentischen Gedenkorte. Sie entsprechen einem Bedürfnis, Erinnerungen zu pflegen und Erinnerungen zu praktizieren. Denn was man nicht wiederholt, verfällt dem Vergessen.“
Aleida Assmann spricht in ein Mikrofon und gestikuliert.
Aleida Assmann forscht seit vielen Jahren über Formen des kulturellen Gedächtnisses und hat 2018 gemeinsam mit ihrem Mann den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.
© imago stock&people, epd-bild Heike Lyding
Die Diskussion um die Einmaligkeit und Exklusivität der Holocausterinnerung hält Aleida Assmann für nicht mehr aktuell. Zum einen, weil die Erinnerung institutionell vielfach verankert sei. Zum anderen sei es falsch gewesen, zu befürchten, dass die eine Erinnerung die andere auslöschen könnte.
Assmann schlussfolgert: „Es gibt hier keinen Verdrängungswettbewerb.“ Am 27. Januar beispielsweise würdigt der Deutsche Bundestag nicht mehr nur Holocaustopfer, „sondern erinnere inzwischen auch an die Leningrader Blockade, Opfer der Euthanasie oder lasse einen Sinto zu Wort kommen“.
Auf die Frage nach dem Umgang mit geschichtsrevisionistischen Bestrebungen zeigt sich Assmann wenig besorgt. „Es ist zwar so, dass es einen Schwund des Geschichtswissens gibt. Aber es ist kein Schwund an Interesse zu beklagen.“
(mfied)
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ZWEITER WELTKRIEG
Weltkriegsgedenken in Warschau: Zwischen Versöhnung und Abrechnung
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird in Polen an der Gedenkfeier zum deutschen Überfall vor 80 Jahren teilnehmen. Angela Merkel kommt überraschend dazu. Im Hintergrund werden Reparationsforderungen laut.
Datum 31.08.2019
Autorin/Autor Rosalia Romaniec
Der Besuch des Bundespräsidenten in Polen beginnt an diesem Sonntag kurz nach 4 Uhr morgens in dem Ort, der in den ersten Kriegsminuten angegriffen wurde. In Wieluń, das damals unweit der deutschen Grenze lag und militärisch völlig unbedeutend war, lebten 16.000 Einwohner. Die deutsche Luftwaffe bombardierte die Stadt ohne jede Vorwarnung und tötete rund 1200 Menschen, viele im Schlaf.
Fast zeitgleich beschoss das deutsche Kriegsschiff "Schleswig-Holstein" am 1. September 1939 die Westerplatte bei Danzig - auf der langgestreckten Halbinsel befand sich ein polnisches Munitionslager. Der deutsche Überfall auf Polen markiert den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Erinnern an unbekannte Verbrechen
Während Danzig oftmals als der Ort gilt, an dem der Krieg begann, war Wieluń fast vergessen. Auch deshalb hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schon vergangenes Jahr dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda vorgeschlagen, dort gemeinsam der Kriegsopfer zu gedenken.
Polen, Wieluń
Deutsche Kampfbomber zerstörten die kleine polnische Stadt Wieluń fast vollständig
Steinmeier hat sich schon mehrmals bewusst für wenig bekannte Orten zum Kriegsgedenken entschieden. 2017 war er in der Gedenkstätte Paneriai in Vilnius, wo Massenerschießungen stattfanden, 2018 besuchte er die ehemalige Vernichtungsstätte Maly Trostenez bei Minsk und das ehemalige griechische Konzentrationslager Chaidari. Vergangene Woche war er im italienischen Ort Fivizzano, in dem Deutsche vor 75 Jahren Massaker verübten.
Eine schwere Reise
Der Besuch in Wieluń reiht sich in diese Gesten ein. Er wird jedoch der Auftakt einer der vielleicht schwierigsten Gedenkreisen des Bundespräsidenten sein. In seiner Gedenkrede, deren Manuskript bereits vorliegt, betont er: "Wieluń war ein Fanal, ein Terrorangriff der deutschen Luftwaffe und ein Vorzeichen für alles, was in den kommenden sechs Jahren folgen sollte. Wir nennen es Krieg, weil wir um einen Begriff verlegen sind für das Grauen dieser Jahre."
Am Morgen werden die Präsidenten Duda und Steinmeier gemeinsam nach Warschau reisen. Dort findet die zentrale Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen statt. Das schwere Erbe der deutsch-polnischen Vergangenheit könnte dort sichtbarer werden als je zuvor.
Italien Fivizzano | Gedenken Massaker Zweiter Weltkrieg | Frank-Walter Steinmeier & Sergio Mattarella
Bundespräsident Steinmeier erinnert NS-Verbrechen - hier in Fivizzano mit Italiens Präsident Sergio Mattarella
Duda hatte auch Donald Trump eingeladen. Doch der US-Präsident hat kurzfristig abgesagt, wegen eines auf die Südküste der USA vorrückenden Hurrikans. In Warschau vertritt ihn sein Vize Mike Pence.
Merkels späte Zusage
Ebenso überraschend wie die Absage von Trump kam wenige Stunden später die Zusage von Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin reise zu der zentralen Gedenkveranstaltung in Warschau an und fliege anschließend gleich zurück nach Berlin, teilte ihr Sprecher mit.
Dass beide Amtsträger den selben Termin im Ausland wahrnehmen, ist äußerst selten kommt höchstens bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Trauerfeiern vor. Ihre gleichzeitige Anwesenheit am 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen ist daher eine besondere Geste für das Nachbarland.
Auf die richtigen Gesten kommt es an diesem Tag an - und zwar von allen Seiten. Auf dem symbolträchtigen Pilsudski-Platz in Warschau werden die Präsidenten Polens und Deutschlands sowie der Vizepräsident der USA vor 250 Gästen aus aller Welt sprechen.
Steinmeier will dabei laut Bundespräsidialamt auch die Versöhnung zwischen Deutschland und Polen würdigen und die Bedeutung des vereinten Europas für die weitere friedliche Entwicklung hervorheben.
Reparationen spalten
Üblicherweise stehen an solchen Gedenktagen die Opfer, ihr Leid und die daraus gezogenen Lehren im Mittelpunkt. So war das zunächst auch in Warschau zu erwarten. Doch kurz vor dem historischen Datum werden in Polen wieder Forderungen nach Reparationen laut. Noch ist keine offizielle Note an die Bundesregierung überreicht worden, wie es kürzlich Griechenland tat, doch die Regierungspartei PiS will, dass das Thema auf die bilaterale Agenda kommt.
100 Jahre polnische Unabhängigkeit
Auf die Gesten kommt es an - das Pilsudski-Denkmal in Warschau (bei einer Zeremonie an Polens Unabhängigkeitstag)
Eine Kommission des polnischen Parlaments, des Sejm, berechnet seit 2017 die Kriegsschäden und Verluste Polens und will ihren Bericht bald veröffentlichen. Bisher wird eine mögliche Summe von rund 800 Milliarden Euro genannt. Nach Schätzungen sind zwischen 1939 und 1945 bis zu sechs Millionen Polen gestorben.
Die Haltung Deutschlands bleibt unverändert. "Juristisch und politisch ist die Frage der Reparationen für uns abgeschlossen", wiederholte der Regierungssprecher in Berlin. Nie abgeschlossen sei dagegen die Erinnerung an die Verbrechen, an das Leid und die daraus erwachsende Verpflichtung für eine gute Gegenwart und Zukunft.
An diese Verpflichtung knüpft neuerdings die polnische Argumentation an. Polens Präsident Duda sagte, Reparationen seien "eine Frage von Verantwortung und Moral". Er verwies auf den bald erscheinenden Bericht der Sejm-Kommission.
So bleibt offen, ob Polen das Weltkriegsgedenken tatsächlich dafür nutzt, eine der heikelsten Fragen der deutsch-polnischen Nachkriegsgeschichte anzusprechen. Dabei spielen auch innenpolitische Interessen eine Rolle - in sechs Wochen finden in Polen Parlamentswahlen statt.
https://www.dw.com/
Polens Botschafter: Moralische Verpflichtung bei Frage der Reparationen
Polens Botschafter Andrzej Przylebski sagt im RND-Exklusivinterview, dass ein Denkmal für polnische Opfer in Berlin die Forderungen nach Reparationen “beeinflussen kann”. Er erläutert, warum die nationalkonservative polnische Regierung die Ehe für alle vehement ablehnt - und warum Deutschland sich an Kaczynski gewöhnen sollte,
30.08.2019, 05:01 Uhr
Vor 80 Jahren, am 1. September 1939, überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Sonntag zu den Gedenkfeiern nach Warschau reisen – und zuvor in die Kleinstadt Wielun, den ersten Ort, den die deutsche Luftwaffe am frühen Morgen des ersten Kriegstags bombardierte. Im Gespräch mit Staatspräsident Andrzej Duda könnte es auch um Polens Forderung nach Entschädigungen gehen. Die Summe von 800 Milliarden Euro steht im Raum. Wir sprachen mit Andrzej Przylebski, Philosoph und seit 2016 Polens Botschafter in Deutschland, über diese Forderungen, über die bevorstehenden Wahlen in Sachsen, Brandenburg und Polen sowie über den Kurs der nationalkonservativen PiS-Regierung, der im In- und Ausland umstritten ist.
Herr Botschafter, am Sonntag wird in zwei Bundesländern in Polens direkter Nachbarschaft gewählt. Wie blicken Sie auf diese Wahlen?
Die Landtagswahlen werden in Polen mit großem Interesse verfolgt. Wir hoffen, dass in beiden Ländern die jetzige Politik fortgesetzt wird – mit kleinen Korrekturen. Würden sie etwas konservativer regiert werden, würde unsere Zusammenarbeit noch einfacher werden. Die CDU entwickelt sich, leider, immer stärker nach Links, um sich mit Hilfe der SPD und der Grünen an der Macht zu halten. Das führt dazu, dass die AfD immer wichtiger wird.
Macht Ihnen die Stärke der AfD Sorgen?
Nein, die Partei ist in Teilen konservativ und patriotisch. Was wir indes nicht verstehen und gutheißen können, ist die Nähe zu Russland – und auch das Lob der Wehrmacht. Aber die AfD wird in Sachsen und Brandenburg nicht an die Regierung kommen, selbst wenn sie die Wahlen gewinnen.
Polen hat sich vehement gegen eine Aufnahme von Flüchtlingen gesperrt. Aber Sie brauchen Zuwanderung. Werden Sie umdenken?
Unsere Wirtschaft boomt, wir brauchen Arbeitskräfte und sind inzwischen auf Wirtschaftsmigranten angewiesen. Mehr als eine Million Ukrainer leben inzwischen im Land. Nur wenige von ihnen beantragen Asyl. Als Wirtschaftsmigranten dürfen sie sofort arbeiten. Wir versuchen, die Einwanderung zu steuern, nicht so spontan und unbedacht zu agieren wie Deutschland.
Allein in Großbritannien leben mehr als zwei Millionen polnische Emigranten. Was geschieht mit ihnen nach dem Brexit?
Es sind schon welche zurückgekommen, nach dem Brexit werden es mehr werden. Wir laden sie zur Rückkehr ein. Wir werben um Polen, die mit ihrem in GB erarbeiteten Kapital zu Hause investieren. Wir befürchten aber, dass einige aus Großbritannien zunächst nach Deutschland gehen und dort Firmen gründen. Das wäre gut für Deutschland – und weniger gut für uns.
US-Vizepräsident Mike Pence wird am Wochenende nach Polen kommen und auch die Standorte für die neuen US-Armeestützpunkte an der russischen und weißrussischen Grenze besuchen. Wie viele Truppen aus Deutschland können denn realistisch nach Polen verlegt werden?
Es wäre eine Illusion, dass die USA alle Soldaten aus Deutschland verlegt. Die Infrastruktur, die in Ramstein und anderswo besteht, könnten wir gar nicht zur Verfügung stellen. Es wäre aber gut, wenn zu den jetzt rund 5000 Mann noch ein paar Tausend dazukommen.
Wird Russland das nicht als Provokation werten?
Natürlich wird es das. Aber das Verhältnis der Kräfte ist so, dass es einfach eine Lüge ist, wenn sie ein paar Tausend US-Soldaten für eine Bedrohung halten. Infolge der Ereignisse in Georgien und in der Ukraine müssen wir ständig mit einem russischen Angriff rechnen. Eine US-Präsenz in Polen dient unserer Sicherheit.
Immer wieder protestierten Hunderttausende in Polen gegen die PiS-Regierung, hier gegen die Justizreform. Die Ehefrau des polnischen Botschafters in Berlin ist neu berufene Verfassungsrichterin.
Immer wieder protestierten Hunderttausende in Polen gegen die PiS-Regierung, hier gegen die Justizreform. Die Ehefrau des polnischen Botschafters in Berlin ist neu berufene Verfassungsrichterin.
© Quelle: dpa
Am 13. Oktober wird in Polen gewählt. Es gab während der bisherigen Regierungszeit der PiS immer wieder große Demonstrationen. Ist Polen eine gespaltene Gesellschaft?
Ja, es gibt eine Spaltung in Polen. Es gibt einen Teil der Gesellschaft, der sehr pro-westlich ist und unreflektiert alles begrüßt, was aus dem Westen kommt. Und es gibt einen Teil, der bis vor ein paar Jahren vom westlichen Lebensstandard begeistert war, aber inzwischen feststellt, dass die egozentrische Lebensweise auch Nachteile hat. Dieser Teil der Gesellschaft würde am liebsten ein Gesellschaftsmodell wie in der alten Bundesrepublik haben, eher konservativ und sozial abgesichert. Das ist die große Mehrheit der polnischen Gesellschaft, ich würde sagen, an die 90 Prozent. Aber zu den anderen zehn Prozent gehören die Eliten in den Medien, Wissenschaft, dazu gehören Schauspieler. Parteichef Jaroslaw Kaczynski wird nach den Wahlen, wenn die PiS an der Macht bleibt, für die nationale Einheit werben – aber nicht um jeden Preis. Wir stehen gegen die LGBT-Ideologie, gegen Frühsexualisierung, wir wollen eine gesunde Gesellschaft.
Was meinen Sie mit „LGBT-Ideologie“? Warum sollten Homosexuelle nicht gleichgestellt werden und heiraten dürfen?
Homosexuelle haben in Polen alle Rechte, aber die Homo-Ehe ist kein Recht, sondern ein Privileg. In der Verfassung steht: „Die Ehe ist eine Verbindung von Frau und Mann.“ Um das zu ändern, braucht es zunächst einen Wandel der Einstellungen in der Bevölkerung und dann eine Mehrheit im Parlament. Das kann nicht Brüssel entscheiden. Wir werden versuchen, in der neuen EU-Kommission bestimmte Prozesse zu verlangsamen, die in Richtung einer sittlichen Vereinheitlichung gehen. Auch Justiz ist die Domäne der Mitgliedsstaaten. Wir brauchen unsere Justizreform. Ich hoffe, dass Frau von der Leyen auch unsere Position dazu berücksichtigt.
Die Zeitzeugen Zofia Burchacinska und Jozef Stepien stehen für ein Foto in einer Ruine einer Kirche in der Kleinstadt Wielun. Am 1. September vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen. Die ersten Bomben fielen ohne Kriegserklärung auf die Kleinstadt Wielun nicht weit von der Grenze entfernt.
Die Zeitzeugen Zofia Burchacinska und Jozef Stepien stehen für ein Foto in einer Ruine einer Kirche in der Kleinstadt Wielun. Am 1. September vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen. Die ersten Bomben fielen ohne Kriegserklärung auf die Kleinstadt Wielun nicht weit von der Grenze entfernt.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen soll der Bericht einer Parlaments-Kommission präsentiert werden, der das Ausmaß der Kriegszerstörungen beziffert. Es soll um 800 Milliarden Euro gehen. Fordert Polen Reparationen von Deutschland?
Es wäre ungeschickt, wenn dieser Bericht am 1. September erscheinen würde, wenn der deutsche Präsident in Warschau ist. Das wird wahrscheinlich einige Wochen später geschehen. Wir sind der Meinung, nach dem Krieg ungerecht behandelt worden zu sein. Aus dem Ausmaß der Zerstörung Polens im Zweiten Weltkrieg erwächst unserer Meinung nach die moralische Verpflichtung, die Frage der Reparationen zu regeln. Die polnische Gesellschaft ist mehrheitlich für Entschädigungen, aber diese Frage wird uns noch ein paar Jahre beschäftigen. Ein Denkmal für polnische Opfer in Berlin, wie es jetzt von mehr als 200 Bundestagsabgeordneten gefordert wird, könnte die polnischen Ansprüche beeinflussen.
Wie bewerten Sie das deutsch-polnische Verhältnis aktuell?
Die Beziehungen werden wieder besser, und wenn die PiS auch nach den Wahlen im Oktober die Regierung in Polen stellt, wird sich die deutsche Seite endgültig an diesen Partner gewöhnen. Für die EU kann das nur gut sein.
Interview: Jan Sternberg
https://www.rnd.de/
Denkmal-Projekt in Berlin
Erinnern an polnische Opfer der NS-Herrschaft
04:34 Minuten
Von Sebastian Engelbrecht · 27.08.2019
Sechs Millionen Polen kamen durch den deutschen Angriff und die Besatzung des Landes im Zweiten Weltkrieg um. Über 200 Bundestagsabgeordnete setzen sich nun dafür ein, in Berlin einen Gedenkort zu schaffen. Das Projekt findet Anklang auf polnischer Seite.
Florian Mausbach war bis 2009 Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Er hat das Gesicht der neuen Berliner Mitte als Architekt und Stadtplaner geprägt. Aber etwas fehlt ihm bis heute. Mausbach fehlt ein Ort der Erinnerung in Mitte. Er will ihn am Askanischen Platz, direkt an der Ruine des Anhalter Bahnhofs schaffen: ein Denkmal für die sechs Millionen polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs.
„Ich bin der Meinung, dass die beiden großen Nachbarn, Frankreich und Polen, besondere Nachbarn sind, mit einer tausendjährigen gemeinsamen Geschichte im Guten wie im Bösen. Es geht also nicht nur um den Zweiten Weltkrieg. Es geht darum, mit diesem Denkmal auch grundlegend mit den Polen ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zu finden, so wie wir es mittlerweile mit Frankreich gefunden haben.“
Zeichen des Mitgefühls mit den polnischen Partnern
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) unterstützt Mausbachs Initiative, ebenso Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und mit ihm 240 Bundestagsabgeordnete aus allen Fraktionen – außer der AfD. Es geht um ein Zeichen des Mitgefühls mit den polnischen Partnern jenseits von Oder und Neiße – in der Erinnerung an den Vernichtungsfeldzug der Deutschen und die brutale Besatzung des Landes.
Viele polnische Nachbarn stimmen der Idee zu. Malgorzata Bochwic-Ivanovska, Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin, sagt, es fehle noch ein Symbol der deutschen Empathie mit dem polnischen Volk. „Ich finde, diese Besatzung war wirklich ganz besonders: Sie hat vom Anfang bis zum Ende des Krieges gedauert und war auch sehr, sehr grausam. Unter anderem aus diesem Grund finden wir, dass die Polen so ein Denkmal verdient haben.“
Initiator Florian Mausbach hält den Askanischen Platz für den geeigneten Ort – nicht weit von der Ausstellung über die „Topographie des Terrors“ und gegenüber vom Deutschlandhaus. Dort entsteht das Dokumentationszentrum der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, wo auch der Leiden der aus den deutschen Ostgebieten Vertriebenen gedacht werden soll.
„Was ist, wenn ein Pole durch die Berliner Mitte geht, das sowjetische Ehrenmal sieht, das Holocaust-Mahnmal. Und dann kommt er zum Zentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung und sieht sich als Pole nur als Täter, aber nicht als Opfer.“
Hilfreich für deutsch-polnischen Beziehungen
Diesen Vorschlag findet auch Frau Bochwic-Ivanovska passend. „Ich meine, ohne den Zweiten Weltkrieg gäbe es die Vertreibung nicht. Ich persönlich finde das einen guten Standort.“
Gerade heute, meint die Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin, wäre die Errichtung eines Denkmals hilfreich für die deutsch-polnischen Beziehungen. Immer wieder fordern Vertreter der polnischen Regierung Reparationszahlungen für die Schäden des Zweiten Weltkriegs in Polen.
Florian Mausbach meint, das Denkmal in Mitte könnte auch diese Debatte beruhigen: „Ich glaube, dass diese Reparationsdebatte weniger zum Hintergrund hat, dass man wirklich Geld erwartet – sondern dass die Deutschen endlich anerkennen, was sie den Polen angetan haben.“
Bürgerrechtler Meckel ist gegen das Denkmal-Projekt
Es gibt allerdings auch Gegner des Projekts. Zu den Prominenten unter ihnen zählt der Theologe Markus Meckel, einst Bürgerrechtler in der DDR, und ihr letzter Außenminister. „Wenn ich ein polnisches Denkmal mache, komme ich gar nicht umhin, dass ich auch ein Denkmal für die belorussischen, die ukrainischen, die russischen Opfer mache. Und ich komme dann sofort irgendwann in die zynische Frage: Machen wir in Deutschland nur ein Denkmal, wo die Opfer nach Millionen zählen?“
Meckel wehrt sich gegen die „Nationalisierung des Gedenkens“. Er schlägt vor, ein Dokumentationszentrum zur Erinnerung an den Vernichtungskrieg der Deutschen im Osten zu bauen.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
GEDENKEN AN AUFSTAND GEGEN DEUTSCHE BESATZER
Warschaus Kampf gegen die Nazi-Herrschaft
Vor 75 Jahren erhob sich Warschau gegen die deutsche Besatzung. Jeden 1. August erinnert Polen an die Opfer des Warschauer Aufstands. An der diesjährigen Gedenkfeier nimmt auch Bundesaußenminister Heiko Maas teil.
Datum 31.07.2019
Autorin/Autor Rosalia Romaniec
Nur selten haben deutsche Politiker am Jahrestag des Warschauer Aufstands die polnische Hauptstadt besucht. Vor 25 Jahren reiste der damalige Bundespräsident Roman Herzog an; er bat vor dem Denkmal für die Opfer des Aufstands um Vergebung. Erst zehn Jahre später, im Jahr 2004, besuchte mit Gerhard Schröder von der SPD ein Bundeskanzler Warschau. "Wir beugen uns in Scham angesichts der Verbrechen der Nazi-Truppen", sagte er damals und sprach von "deutscher Schande".
Dunkles Kapitel deutsch-polnischer Geschichte
Kein anderes Ereignis hat sich so in das Selbstverständnis der polnischen Hauptstadt eingeprägt wie der Aufstand vom 1. August 1944. Das liegt besonders an der hohen Opferzahl, denn die Deutschen schlugen den Aufstand mit besonderer Brutalität nieder. Bis zu 200.000 Menschen, vor allem Zivilisten, wurden teilweise bei Massenexekutionen getötet - fast ein Drittel von ihnen gleich zu Beginn. Hunderttausende wurden unter anderem zur Zwangsarbeit deportiert, größtenteils in Konzentrationslager. Bis heute wirft der Warschauer Aufstand einen Schatten auf das deutsch-polnische Verhältnis.
Nur selten haben deutsche Politiker am Jahrestag des Warschauer Aufstands die polnische Hauptstadt besucht. Vor 25 Jahren reiste der damalige Bundespräsident Roman Herzog an; er bat vor dem Denkmal für die Opfer des Aufstands um Vergebung. Erst zehn Jahre später, im Jahr 2004, besuchte mit Gerhard Schröder von der SPD ein Bundeskanzler Warschau. "Wir beugen uns in Scham angesichts der Verbrechen der Nazi-Truppen", sagte er damals und sprach von "deutscher Schande".
Dunkles Kapitel deutsch-polnischer Geschichte
Kein anderes Ereignis hat sich so in das Selbstverständnis der polnischen Hauptstadt eingeprägt wie der Aufstand vom 1. August 1944. Das liegt besonders an der hohen Opferzahl, denn die Deutschen schlugen den Aufstand mit besonderer Brutalität nieder. Bis zu 200.000 Menschen, vor allem Zivilisten, wurden teilweise bei Massenexekutionen getötet - fast ein Drittel von ihnen gleich zu Beginn. Hunderttausende wurden unter anderem zur Zwangsarbeit deportiert, größtenteils in Konzentrationslager. Bis heute wirft der Warschauer Aufstand einen Schatten auf das deutsch-polnische Verhältnis.
Der Veterean Leszek Zukowski
Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Wehrmacht auf dem Rückzug aus dem Osten, die sowjetische Rote Armee rückte immer näher. "Die Deutschen planten, aus Warschau eine Festung zu machen, womit klar war, dass die Stadt komplett zerstört worden wäre", sagte kürzlich Leszek Zukowski, Vorsitzender der größten polnischen Veteranen-Organisation bei der Eröffnung einer Ausstellung über den Warschauer Aufstand in Berlin. "Wir wollten das verhindern und die Stadt selbst befreien", erzählte Zukowski, der damals mit 15 Jahren bei der Untergrundarmee mitkämpfte.
Doch den Deutschen kam der Aufstand gelegen. Es sei "ein Segen, dass die Polen es machen", berichtete damals SS-Reichsführer Heinrich Himmler, der maßgeblich für die Gräueltaten in Polen verantwortlich war. "Mein Führer", sagte er im Spätsommer 1944 an Diktator Adolf Hitler gerichtet, "über die fünf, sechs Wochen kommen wir hinweg. Dann aber ist Warschau, die Hauptstadt, der Kopf, die Intelligenz dieses ehemaligen 16- bis 17-Millionen-Volkes der Polen ausgelöscht". Schon in den ersten Tagen des Aufstands exekutierten die Nazis rund 50.000 Zivilisten.
Einsame Kämpfe der Aufständischen
Die Rebellen hofften auf Hilfe von außen. Doch der Nachschub an Waffen, Munition und Lebensmitteln, die die westlichen Alliierten mit Fallschirmen abwarfen, verfehlten meist das Ziel. Und die Rote Armee stoppte am anderen Ufer der Weichsel und griff nicht ein. Stalin hatte kein Interesse, der polnischen Heimatarmee zu helfen, die von der antikommunistischen Exil-Regierung geführt wurde. Nach 63 Tagen mussten die Aufständischen kapitulieren.
Anschließend wurde Warschau auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers weitgehend zerstört. 90 Prozent aller historischen Gebäude, darunter das Königsschloss, wurden gesprengt; ebenso alle Brücken und Industriegebäude. Im Herbst 1944 überlebten in den Trümmern des Stadtkerns gerade einmal ein paar tausend Menschen.
Im Schweigen gemeinsam gedenken
Was 1944 in Warschau passierte, wurde jahrzehntelang vom kommunistischen Regime verschwiegen. Erst 1989 begann eine öffentliche Diskussion darüber. Auch wenn dabei nach wie vor das Heldentum der Aufständischen im Vordergrund steht, wird mittlerweile auch der hohe Blutzoll in Frage gestellt.
Heute erinnern hunderte Gedenktafeln in der Stadt an die Kämpfe von 1944. In der Mauer der Johannes-Kathedrale in der Altstadt, wo sich ein Verteidigungsposten der Aufständischen befand, ist eine Panzerkette eingemauert. Die Nazis hatten in der Kirche einen ferngesteuerten und mit Sprengstoff beladenen Panzer zur Explosion gebracht.
Ein weiterer besonderer Ort der Erinnerung ist das 2004 eröffnete Museum des Warschauer Aufstands. Dort will am 1. August der deutsche Außenminister seine Rede halten, der am Nachmittag zurück nach Deutschland fliegt. Pünktlich um 17 Uhr werden in Warschau die Sirenen heulen. Menschen verharren, Autos bleiben stehen - die polnische Hauptstadt erstarrt in einer Schweigeminute.
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HOLOCAUST-GEDENKTAG
Die vergessenen polnischen NS-Opfer
Die polnische Regierungspartei PiS und der Veteranenverband fordern mehr Gedenken für polnische Auschwitz-Opfer. Sie protestieren gegen ihre Ausblendung durch das Holocaust-Gedenken.
Datum 27.01.2019
Autorin/Autor Monika Sieradzka
Die Holzbaracken, bergeweise Schuhe, Koffer und abrasierte Haare der Häftlinge erinnern auf dem ehemaligen KZ-Gelände an die deutsche Todesfabrik, in der in den 1940-er Jahren über eine Million Menschen ermordet wurden. In der Ausstellung wird der Besucher informiert, dass das 1940 im besetzten Polen gegründete KZ Auschwitz, das später zum Holocaust-Symbol wurde, zunächst für polnische Häftlinge gedacht war. Während der deutschen Besatzung von Polen zwischen 1939 und 1945 konnte man als Pole für kleinste Vergehen im KZ landen.
Zu wenig Gedenken an polnische Opfer
In der Gedenkstätte Auschwitz wird aber vor allem an die eine Million ermordeter Juden erinnert, die über 90 Prozent der Opfer ausmachten. Dem Leiter der Gedenkstätte Piotr Cywinski wird seit Jahren von nationalkonservativen Kreisen in Polen vorgeworfen, er kümmere sich zu wenig um das Gedenken an die polnischen Opfer und Helden von Auschwitz.
Polen Piotr M.A. Cywinsk Direktor des Auschwitz-Museums
Angefeindet von den Nationalkonservativen und Veteranen: Piotr Cywinsk, Direktor des Auschwitz-Museums
Er versuche etwa die Rolle des polnischen Offiziers Witold Pilecki runterzuspielen, der freiwillig ins KZ ging, um Informationen über die Nazi-Verbrechen für die Alliierten zu sammeln. So der Vorwurf des Verbandes der Familien der polnischen KZ-Opfer (SRPOOK), dem ehemalige Häftlinge und Nachkommen der Opfer angehören. Die in Polen regierende PiS forderte 2015 die Entlassung des Chefs der Gedenkstätte, weil er zum 70. Jahrestag der KZ-Befreiung keine persönliche Einladung an die Nachkommen des polnischen Offiziers geschickt hatte. "Es ist ein Skandal, dass man nicht an die polnischen Helden denkt", empörte sich damals die PiS-Politikerin und spätere Premierministerin Beata Szydlo.
Die Kritik an der Gedenkstätte
Die Attacken in den nationalkonservativen Medien haben zugenommen, als bei den Feierlichkeiten am Holocaust-Tag vor einem Jahr die israelische Botschafterin das umstrittene Holocaust-Gesetz kritisiert hatte. Das inzwischen abgemilderte Gesetz sah Gefängnisstrafen für diejenigen vor, die den Polen eine Mitschuld an der Judenvernichtung zuweisen würden. Die Bildungskuratorin der Region Krakau, Barbara Nowak, schrieb via Twitter: "Heute herrscht in Auschwitz ein fremdes, nicht ein polnisches Narrativ. Es ist Zeit, damit Schluss zu machen". Die Staatsbeamtin forderte, dass nur polnische, vom Staat zertifizierte Reiseleiter die Gruppen auf dem ehemaligen KZ-Gelände begleiten.
"Die Museumsleitung diskriminiert polnische Opfer der deutschen Verbrechen und fälscht damit die Geschichte. Die skandalöse und antipolnische Einstellung der Museumsleitung verdient die höchste Verurteilung", schrieb ein Veteranenverband an Polens Premierminister Morawiecki in diesem Monat.
Polen, Auschwitz: Konzentrationslager
Erbaut 1940 für polnische Häftlinge: Das Konzentrationslager Auschwitz
Der Chef der Gedenkstätte Piotr Cywinski spricht von "Vulgarismen und Beschimpfungen", denen er seit Monaten in den Sozialen Medien ausgesetzt sei. Formulierungen würden gebraucht, "aus denen hervorgeht, dass ich tot sei", sagt der 46-jährige Historiker. "Es gibt einen großen Willen, mich aus dem Lande rauszuschmeißen", sagt Cywinski, der "ein derartiges Ausmaß von Hass" nicht erwartet habe. Die Hetzkampagne bei Social Media hat er der Staatsanwaltschaft gemeldet.
Der Geschichtsstreit
Der Streit ums Gedenken der NS-Opfer spiegelt den derzeitigen Kampf um die Deutungshoheit der Geschichte wieder, der im PiS-regierten Polen erbittert geführt wird. Polen hat während des Zweiten Weltkrieges sechs Millionen Menschen verloren, das war über ein Sechstel der Bevölkerung. Die Hälfte davon waren polnische Juden. Nach Prozenten erlitt das Land den größten Menschenverlust von allen Ländern, die vom Zweiten Weltkrieg betroffen waren.
Polen, Auschwitz: Verbrennungsöfen
Oft vergessen: In Auschwitz gab es auch viele nicht-jüdische Opfer
Jetzt will die nationalkonservative Regierung der Welt das Ausmaß des polnischen Leidens bewusst machen und Kriegsreparationen von Deutschland fordern. Die Forderung hat breite Unterstützung in der Gesellschaft.
Ausgeblendete Opfer
Die Emotionen, die die Ausblendung der polnischen NS-Opfer hervorruft, kann der Historiker vom Imre Kertész Kolleg Jochen Böhler gut nachvollziehen. Der Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität in Jena hat mehrere Jahre in Polen gelebt und die polnischen Leiden unter anderem im Buch "Die Wehrmacht in Polen 1939" (2006) beschrieben.
"Die Erinnerung an den Holocaust ist wichtig, blendet aber häufig aus, dass es in Polen auch Millionen nicht-jüdische Opfer gab", sagt er der DW. Immer wieder begegne er, "unabhängig vom Bildungsstand und Parteibuch, weitgehende Unkenntnis darüber, was die deutsche Besatzung für die Zivilbevölkerung Polens und anderer osteuropäischer Länder konkret bedeutet hat im Alltagsleben, auch in letzter grausamer Konsequenz im Sterben". Bei seinen Gesprächspartnern in Polen, "wo sich Opfer der deutschen Besatzung buchstäblich in jeder Familie finden", herrsche "eine tiefe Enttäuschung, oft gar Verbitterung" darüber. Daher versteht der deutsche Historiker die Erwartung der Polen, "diese Erinnerung zu wecken und wachzuhalten."
https://www.dw.com/
Regierungspolitiker fordern Reparationen von Deutschland
Parlament in Warschau.
Polen hatte nach Ende des Zweiten Weltkrieges offiziell auf Reparationen aus Deutschland verzichtet. Doch davon will Warschau nichts mehr wissen. Im Parlament werden wieder Rufe nach Entschädigungszahlungen laut.
02.08.2017, 20:30 Uhr
Warschau/Berlin. Mehr als 72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in Polen wieder Forderungen nach Reparationszahlungen aus Deutschland. Der wissenschaftliche Dienst des Sejm soll entsprechende Möglichkeiten prüfen. Die Analyse werde bis 11. August fertig sein, sagte der Abgeordnete Arkadiusz Mularczyk von der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) am Mittwoch der Agentur PAP.
Unter dem damaligen Warschauer Bürgermeister Lech Kaczynski, dem verstorbenen Bruder des jetzigen PiS-Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski, waren die Kriegsschäden allein für die Hauptstadt auf 45,3 Milliarden US-Dollar beziffert worden. „Es ist nicht wahr, dass Polen auf Reparationen verzichtet hat, die uns aus Deutschland zustehen“, sagte Verteidigungsminister Antoni Macierewicz im Sender TVP Info.
Polen hatte im August 1953 in einer Erklärung auf weitere Zahlungen verzichtet, um damit „einen weiteren Beitrag zur Lösung der deutschen Frage im Geiste der Demokratie und des Friedens“ zu leisten. Darauf verwies in Berlin auch die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer. Deutschland stehe politisch, moralisch und finanziell zu seiner historischen Verantwortung, aber die Frage der Reparationen sei rechtlich und politisch bereits abschließend geregelt.
Macierewicz argumentierte hingegen, dass die frühere Volksrepublik Polen vor 1989 wie die DDR ein von der Sowjetunion abhängiger Marionettenstaat gewesen sei. „Ohne jede Diskussion sind die Deutschen den Polen Kriegsreparationen schuldig“, sagte der PiS-Politiker.
Die Beziehungen zwischen Berlin und Warschau gelten derzeit ohnehin als unterkühlt. Streitpunkte sind die Umverteilung von Flüchtlingen in Europa, die Warschau ablehnt, sowie das laufende Rechtsstaatsverfahren der EU-Kommission gegen Polen.
Von RND/dpa
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Warschau: Wunden, die niemals heilen
Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen. Ein Datum, das fest im kollektiven Gedächtnis des osteuropäischen Landes verankert ist. Besonders in der Hauptstadt Warschau.
Datum 30.08.2013
Autorin/Autor Rosalia Romaniec
Janina Szumna war zehn Jahre alt, als sie deutsche Offiziere in NS-Uniform durch die Straßen marschieren sah. Sie wohnte mit den Eltern im Zentrum Warschaus. Noch am Sonntag zuvor war die Familie durch die lebhaften Straßen flaniert und in einer der besten Konditoreien Warschaus eingekehrt. Dann, an jenem Freitag, überfiel Hitlers Wehrmacht das Land. "Als der Krieg ausbrach, verließ mein Vater mit den polnischen Truppen die Stadt. Meine Mutter ging mit uns Kindern zu Freunden aufs Land, weil dort die Versorgungslage besser war", erinnert sich Janina Szumna.
Es sollten fünf Jahre vergehen, bis Janina Szumna in ihre Heimatstadt zurückkehrte. Sie erkannte Warschau nicht wieder. "Die Häuser lagen in Trümmern. Es war schrecklich, alles in Schutt und Asche gelegt."
Janina Szumna war bei Kriegsbeginn zehn Jahre alt (Foto: DW)
Die Bilder der Zerstörung lassen sie auch heute nicht los. "Ich sehe immer noch die Trümmerberge vor mir." Janina Szumna ist nach Berlin gereist, um von Warschau zu berichten, den Wunden der Stadt und dem Wiederaufbau. Anlass ist die Ausstellung "Lass mich dir von meinem Warschau erzählen…" auf Initiative der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" und des Vereins "Freunde alter Menschen". Die Schau zeigt private Fotografien von Menschen, die meist noch Kinder waren, als der Krieg kam, Bilder von damals und heute.
Verzweifelter Widerstand
In Polen gibt es heute rund 450.000 Menschen, die den Krieg am eigenen Leib erlebt und überlebt haben. Jeder Einzelne steht für eine meist schmerzvolle Lebensgeschichte. In Warschau wütete der NS-Terror von Kriegsbeginn an. Tagtäglich gab es Exekutionen und Deportationen. Die Menschen hungerten. 1940 errichteten die NS-Besatzer ein Ghetto und pferchten dort die Juden Warschaus ein, später auch Juden aus der Umgebung.
Zwei Ghetto-Insassen werden während des Warschauer Ghetto-Aufstands von SS-Soldaten gefangen genommen (Foto: picture-alliance)
Zwei Ghetto-Insassen werden während des Warschauer Ghetto-Aufstands gefangen genommen
Fast ein Drittel der 1,3 Millionen Einwohner Warschaus waren jüdischen Glaubens, die größte jüdische Gemeinde Europas zu der Zeit. Sie waren nun auf engstem Raum eingesperrt. Doch das Ghetto war nur eine Zwischenstation, denn die meisten Gefangenen wurden ins Vernichtungslager Treblinka deportiert.
1943, kurz vor der Auflösung des Ghettos und damit dem endgültigen Transport aller Insassen nach Treblinka, riefen die Eingesperrten den Aufstand aus und leisteten über Wochen verzweifelten Widerstand. Am Ende erfolglos. Die SS machte das Stadtviertel dem Erdboden gleich.
Das Drama von 1944
Nun begann auch die übrige Bevölkerung von Warschau, sich auf einen großen Aufstand gegen die NS-Besatzer vorzubereiten. Im Sommer 1944 war es soweit. Die Sowjetarmee stand schon am östlichen Ufer der Weichsel, die durch Warschau fließt. Die polnischen Kämpfer hatten sich zur Armia Krajowa, zur Heimatarmee, zusammengeschlossen. Sie hofften, die Sowjets würden ihnen bei Ausbruch der Kämpfe zu Hilfe kommen. Doch nichts dergleichen geschah. Der Aufstand kostete 200.000 Menschen, vor allem Zivilisten, das Leben.
Mit dem Überfall auf Polen am 1.9.1939 begann der Zweite Weltkrieg (Foto: k.A.)
Mit dem Überfall auf Polen am 1.9.1939 begann der Zweite Weltkrieg
Dramatische Szenen spielten sich ab, als Wehrmacht und SS zur Abschreckung Massenexekutionen in den Stadtbezirken Wola und Ochota durchführten. "Deutsche Offiziere meldeten damals in ihren Berichten, dass die Munition für das tausendfache Töten fehlte, und sie deshalb die Menschen in die Keller trieben, um sie dort mit Granaten und Flammenwerfern zu ermorden. Das war billiger", sagt der Historiker Łukasz Michalski vom Polnischen Institut für Nationalgedenken. Nach 63 Tagen kapitulierten die Aufständischen.
Was dann folgte, war ohne Beispiel. Die Deutschen machten den Stadtkern dem Erdboden gleich. Das Königsschloss, die Altstadt und die wichtigsten Bauwerke wurden gesprengt. Warschau war damals schon völlig entvölkert: Vor dem Aufstand lebten rund 700.000 Menschen dort, nun versteckten sich in den Ruinen gerade einmal 900 Menschen. In Anlehnung an den Roman Daniel Defoes heißen sie im Volksmund "die Warschauer Robinsons".
Die Realität der Nachbarn besser kennen
Der Historiker Michalski ist sich mit vielen seiner Landsleute einig, dass die Geschichte des Warschauer Aufstands bekannter werden soll, vor allem in Deutschland. Aktuelle Brisanz hat das Thema durch die Kontroverse um den Film "Unsere Mütter, unsere Väter" des öffentlich-rechtlichen ZDF erhalten. Der Film hatte in Polen Empörung ausgelöst, weil die polnische Heimatarmee dort für viele Kritiker als antisemitisch dargestellt wird. Aus der Debatte hat der Publizist und Deutschlandkenner Adam Krzeminski den Schluss gezogen, dass eine gemeinsame deutsch-polnische Filmproduktion für mehr gegenseitiges Verständnis sorgen könnte. "Darin könnte der unterschiedliche Alltag der Deutschen und Polen im besetzten Warschau gezeigt werden." Er hält es für wichtig, den Deutschen das Ausmaß der NS-Besatzungspolitik in Polen zu erklären. Bisher sei das für die meisten Deutschen ein "exotisches Stück Geschichte im Osten".
Janina Szumna: Die Erinnerung an den Schock bleibt (Foto: DW)
"Die Erinnerung an den Schock bleibt"
In Polen entstehen derzeit mehrere Filme über den Aufstand. Im kommenden Jahr, wenn sich der Aufstand zum 70. Mal jährt, soll die Produktion "Die Stadt '44" in die Kinos kommen. Vor 1989 wurde der Aufstand vom kommunistischen Regime verschwiegen, die Kämpfer von damals galten als Feinde der Sowjets. Heutzutage hält die Stadt jedes Jahr am 1. August, pünktlich um 17 Uhr, eine Minute inne, die Sirenen jaulen auf, die Menschen gedenken still.
Schwierige Debatte
Unterdessen hat sich eine innerpolnische Debatte entwickelt: Welchen Sinn hatte der Aufstand vom Sommer 1944? Wie sehr diese Frage spaltet, zeigt das Buch des konservativen polnischen Historikers Piotr Zychowicz mit dem Titel "Wahnsinn '44". Seine These: Einerseits erweise man den Helden des Aufstands Ehre und zugleich hinterfrage man den Sinn ihres heroischen Todes. Zychowicz schreibt: "Die polnischen Offiziere haben schlechte Arbeit geleistet. Sie haben die Besten der jungen Generation geopfert, die Blüte des Volkes, die nach dem Krieg fehlte."
Dass der Zweite Weltkrieg in der polnischen Öffentlichkeit auch heute noch so präsent ist, ist für Janina Szumna und viele Überlebenden ein zweischneidiges Schwert: Zwar hilft es, die Erfahrungen ihrer Jugend aufzuarbeiten, doch es reißt auch alte Wunden auf. "Die Erinnerung an den Schock bleibt: Als wir wieder nach Hause gingen - und keines mehr hatten." Die Fotos geben nur einen kleinen Einblick in das Schicksal der Stadt und ihrer Menschen. Doch sie zeigen, dass manche Wunden nie verheilen.
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Erinnerung an den Aufstand
Am 19. April 1943 begann der erste Aufstand gegen das NS-Regime. Im Warschauer Ghetto leisteten Hunderte Juden Widerstand gegen die SS. Zum 70. Jahrestag eröffnete das Museum der Geschichte der Polnischen Juden.
Datum 19.04.2013
Autorin/Autor Rosalia Romaniec
Sie war gerade mal elf Jahre alt, als sie Zeugin des Aufstandes im Warschauer Ghetto wurde. Krystyna Budnicka sah die Kämpfe nicht mit ihren Augen, aber sie spürte sie am eigenen Leib. "Oben hat alles gebrannt, deshalb war die Erde im Bunker so heiß geworden, dass wir stets in die Abwasserkanäle fliehen mussten, um uns abzukühlen", erzählt sie. Tagelang liefen wir hin und her, durch den kleinen Tunnel in dem dreckigen Kanal, in dem irgendwann die Leichen angeschwommen kamen", sagt Budnicka. "Als die Deutschen merkten, dass die Kanäle als Fluchtwege genutzt wurden, schossen sie, wenn Köpfe aus den Gullys herausschauten."
Krystyna Budnicka hat das Grauen des Warschauer Ghettos überlebt
Krystyna Budnicka wurde als Hena Kuczer geboren und war das jüngste von acht Kindern. Ihre beiden ältesten Brüder wurden 1942 bei den großen Deportationen in die Gaskammer nach Treblinka transportiert. Ihr Vater, der Schreiner war, beschloss, nicht weiter tatenlos zuzusehen. "Zusammen mit den verbliebenen Söhnen begann er, einen Bunker unter dem Keller unseres Hauses zu bauen", erzählt die heute 81-Jährige. Dort versteckte sich die Familie Anfang 1943. Der Bunker war durch einen Tunnel mit der Kanalisation verbunden, verfügte zunächst auch über einen Wasser- und Stromanschluss. Die Familie hoffte, eines Tages durch die Kanäle fliehen zu können.
Ein Kampf um Menschenwürde
Budnicka hatte sechs Brüder. Als zwei von ihnen deportiert wurden, kümmerten sich die übrigen Söhne um die Familie. Oft gingen sie aus dem Bunker nach draußen, unterstützten den Aufstand und besorgten etwas zu essen. Eines Tages kletterten zwei Brüder zum falschen Zeitpunkt aus dem Kanal: Sie wurden erschossen. Über die Aufständischen sagt Budnicka: "Sie kämpften weniger um ihr Leben als vielmehr um unser aller Würde. Die Deutschen wollten uns, den Juden, das Menschsein absprechen. Dieser Widerstand zeigte, dass es ihnen nicht gelang."
Warschauer Ghetto (Foto: AFP/Getty Images)
Im Ghetto herrschten unvorstellbare Zustände: Es mangelte an Wohnraum, Nahrung und Medikamenten
Eingerichtet wurde das Warschauer Ghetto 1940 im jüdischen Viertel der Stadt. Vor der Deportationswelle in die Vernichtungslager 1942 lebten dort bis zu 400.000 Juden, danach verblieben nur noch etwa 60.000 Menschen in dem von Mauern umschlossenen Gebiet. Anfang 1943 befahl Heinrich Himmler die endgültige Auflösung des Ghettos. Bis dahin lehnten die meisten Juden bewaffneten Widerstand ab, auch aus religiösen Gründen. Doch als die letzten Massendeportationen beginnen sollten, entschieden sich Hunderte junge Juden zu kämpfen.
"Sie wollten selbst entscheiden, wie sie sterben"
Am 19. April 1943 trafen die anrollenden deutschen Einheiten auf unerwarteten Widerstand. Die jungen Menschen wussten um ihre Aussichtslosigkeit, denn ihnen fehlte es an Waffen, Essen und Unterstützung. Doch sie harrten drei Wochen aus, lieferten sich einen erbitterten Kampf. Als die Deutschen Anfang Mai den Bunker der Aufständischen umzingelten, begingen diese kollektiv Selbstmord. "Sie wollten selbst entscheiden, wie sie sterben", sagt Zygmunt Stępiński, Direktor des neuen Museums der Geschichte der Polnischen Juden in Warschau. Er erklärt, dass ihr Tod ein politisches Manifest war. "Sie wollten zeigen, dass sich Juden wehren können und dass sie den ersten Aufstand gegen die Nazis überhaupt organisierten", fügt Stępiński hinzu.
Krystyna Budnicka blickt auf das Gelände, an dem sich früher das jüdische Viertel von Warschau befand (Foto: DW, R. Romaniec)
Der Blick auf das Gelände, an dem sich früher das jüdische Viertel von Warschau befand
Auch Krystyna Budnicka sagt, dass der Kampf ein wichtiges Symbol für andere war. Anschließend leisteten Juden auch in mehreren kleineren Ghettos Widerstand.
Der ehemalige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski nannte den Widerstand im Warschauer Ghetto einen "romantischen Aufstand". Er, der selbst in Auschwitz inhaftiert war und Hilfe für Juden mitorganisierte, meint damit die verzweifelte Entschlossenheit der jungen Aufständischen. Aus ihm spricht höchster Respekt und Achtung, dass sie "lieber mit der Waffe in der Hand starben, als sich in die Vernichtungslager abtransportieren zu lassen".
Eine Bilanz des Schreckens
Für die Niederschlagung des Aufstands war SS-Gruppenführer Jürgen Stroop verantwortlich. Im Mai 1943 meldete er, dass während des Aufstandes "56.065 Juden erfasst und nachweislich liquidiert wurden". Nur wenige überlebten, wie die elfjährige Krystyna Budnicka. Neun Monate verbrachte sie mit ihrer Familie im Bunker. Im September 1943 organisierte ihr Bruder Rafał mit der polnischen Untergrundorganisation Zegota, die viele Juden vor der Vernichtung rettete, Hilfe für die Familie.
Das Denkmal für die Helden des Aufstands im Warschauer Ghetto (Foto: DW, R. Romaniec) Zeit: 28.03.2013 DW/Rosalia Romaniec, Polnisch
Das Denkmal für die Helden des Aufstands im Warschauer Ghetto
Zuerst flohen Krystyna und ihr jüngster Bruder aus dem Kanal, danach sollten die Eltern und eine Schwester folgen. Doch die Eltern waren zu erschöpft, um aus eigener Kraft aus ihrem Versteck herauszusteigen. Daher blieben sie einstweilen im Kanal, wollten später folgen. Ihre zweite Tochter entschied, bei den Eltern zu bleiben. Doch ein zweiter Rettungsversuch war nicht möglich. Sie starben in ihrem Versteck. Verschiedene polnische Familien versteckten bis Ende des Krieges die kleine Hena Kuczer. Von einer dieser Familien bekam sie den Namen Krystyna Budnicka. So heißt sie bis heute. Den Krieg hat sie als einzige ihrer zehnköpfigen Familie überlebt.
Polen und Juden – ein schwieriges Verhältnis
Bisland hat Krystyna Budnicka jedes Jahr am 19. April des Aufstands im Warschauer Ghetto mit einer kleinen Gruppe Menschen am Denkmal für die Helden des Aufstands gedacht. Sie zündete eine Kerze an, schließlich gibt es kein Grab, zu dem sie gehen könnte, um ihrer Familie zu gedenken. Jetzt jährt sich der Aufstand zum 70. Mal. Große Gedenkveranstaltungen fanden statt. Eigentlich mag Budnicka offizielle Feierlichkeiten nicht, aber die Aufmerksamkeit für die Ghettoopfer erfüllt sie mit Genugtuung.
Ein Blick aus dem Fenster des neuen Museums (Foto: DW, R. Romaniec)
Blick aus dem Fenster des neuen Museums - auf das Mahnmal
Im kommunistischen Polen war für die Erinnerung an die jüdischen Opfer wenig Platz. Die Rolle der Juden in der polnischen Geschichte wurde tabuisiert, gar politisch instrumentalisiert. Auch deshalb schwieg selbst Budnicka jahrzehntelang. Heute ändert sich vieles, das polnisch-jüdische Verhältnis wird intensiver diskutiert denn je. Am Jahrestag des Aufstands gedachten Gäste aus dem In- und Ausland gemeinsam der Opfer. Am gleichen Tag wurde auch das neue Museum der Geschichte der Polnischen Juden eröffnet. Es steht dem Denkmal der Helden des Aufstandes des Warschauer Ghettos direkt gegenüber, auf dem Gelände des früheren jüdischen Viertels. Da die Nazis das Ghetto nach dem Aufstand dem Erdboden gleich machten, erinnern dort kaum Überreste an diese Zeit. Nach Kriegsende entstand dort eine neue Arbeitersiedlung.
Die Erinnerung bleibt wach
Es ist kein Zufall, dass das Museum gerade jetzt entsteht. Es ist Ausdruck der neuen Zeit in Polen. Das Land setzt sich zunehmend offen mit der eigenen Geschichte auseinander. Das Museum wird die Geschichte der polnischen Juden erfahrbarer machen denn je. Auch kontroverse Fragen werden diskutiert, beispielsweise warum die jüdischen Aufständischen nicht mehr Unterstützung von außen erfuhren. Zwar wurden die Aufständischen mit Waffen versorgt, aber das reichte bei weitem nicht aus. Historiker wie Überlebende mahnen, sich die damalige Lage nicht allzu einfach vorzustellen.
Museum der Geschichte der Polnischen Juden in Warschau (Foto: DW, R. Romaniec)
Impression aus dem Museum der Geschichte der Polnischen Juden in Warschau
Man dürfe auch die geleistete Hilfe nicht vergessen. "Ohne mutige Polen hätte ich nicht überlebt", sagt Krystyna Budnicka und erinnert daran, dass die Unterstützung von Juden in Polen im Vergleich zu anderen besetzten Ländern Europas unter strengster Strafe stand: Nicht nur den Helfern drohte die Erschießung, sondern auch ihren Familien.
Budnicka ist erfreut, dass mitten im früheren jüdischen Viertel jetzt ein großes Museum eröffnet wurde, das die Geschichte der polnischen Juden und auch des Warschauer Aufstands zeigt. "Hier geht es um mehr, als um den Holocaust", sagt sie. "Es geht um viele Juden, die herausragende Polen waren und das Land seit tausend Jahren mitgeprägt haben."
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Renten für polnische Ghetto-Arbeiter
Späte Genugtuung
Bewacht von einem deutschen Soldaten stehen Bewohner des Warschauer Ghettos mit erhobenen Armen in einem Innenhof. © dpa
Von Martin Sander · 28.08.2015
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Viele Jahre lang hat sich Deutschland um die Zahlung von Renten für polnische Ghetto-Arbeiter gedrückt. Erst seit dem 1. Juni 2015 ist das nach einer Gesetzesänderung möglich. Martin Sander schildert Schicksale und die Fallstricke der deutschen Bürokratie.
Hilfesuchend, mit einer prall gefüllten Kladde, hat Frau Kacprzak vor Marian Kalwary Platz genommen. Jeder Ghettorentenfall ist kompliziert und anders gelagert als die anderen. Wenn Kalwary Sprechstunde hat, montags im Haus der Warschauer jüdischen Gemeinde, herrscht reger Verkehr. Kalwary, 85 Jahre, vom Verband jüdischer Glaubensgemeinden in Polen beauftragt für Fragen der Ghettorente, kennt sich nicht nur mit dem Computer samt Internet aus, sondern auch mit der deutschen Bürokratie. Deshalb kann er anderen helfen.
„Was die Arbeit deiner Mutter betrifft, da wären weitere Unterlagen gut. Oh, hier haben wir ja was. Das gebe ich zurück. Jeder muss eine Erklärung zur Staatsangehörigkeit vorlegen.“
„Notariell beglaubigt?“
„Nicht unbedingt. Das kann auch das Jüdische Historische Institut, irgendeine Behörde machen. Dann geht es hier noch um die Überprüfung der Bankkonten.“
Frau Kacprzak macht die Rentenansprüche ihrer Eltern geltend, die im Ghetto gearbeitet haben. Die Eltern sind vor etlichen Jahren verstorben. Sie haben vom deutschen Staat nie Geld bekommen, auch wenn man es nicht glauben mag: Der Bundestag hat zwar 2002 das sogenannte Ghettorentengesetz beschlossen und dabei auch rückwirkende Zahlungen vorgesehen. Aber Deutschland hat sich viele Jahre lang erfolgreich um Zahlungen gedrückt.
Gegenüber polnischen Bürgern berief man sich bei der pauschalen Ablehnung aller konkreten Ansprüche auf ein spezielles deutsch-polnisches Rentenabkommen aus den 70er Jahren. Danach sollte immer nur der Staat für die Rente aufkommen, in dem die Rentenempfänger leben. Nach vielen Protesten dürfen nun, seit 1. Juni dieses Jahres, auch polnische Staatsbürger eine Ghettorente beantragen.
„Ich wurde 1943 in Deutschland geboren, in Sachsen. Hier sehen Sie die deutsche Geburtsurkunde, auf die Stunde genau.“
Jeder Ghettorentenfall ist vertrackt
Die Mutter von Frau Kacprzak flüchtete aus dem Warschauer Ghetto. Auf der sogenannten arischen Seite meldete sie sich freiwillig als polnische Zwangsarbeiterin, ließ sich falsche Papiere ausstellen und kam so nach Deutschland. Frau Kacprzak und ihre Geschwister wollen die Ghettorente ihrer Eltern beantragen und – diese Möglichkeit sieht das Gesetz vor – auf sich als Hinterbliebene übertragen. Jeder Ghettorentenfall ist so vertrackt, dass Marian Kalwary es aufgegeben hat, die Einträge wie vorgesehen in den Computer einzugeben. Er macht es lieber per Hand, dann passen mehr Erläuterungen in die leeren Felder.
„Die Menschen verlieren sich in dieser unglaublichen Bürokratie. Die Deutschen haben da eine bestimmte Ordnung in ihren Formularen. Aber für uns ist es unklar und unverständlich – bis hin zum Layout.“
Zwar gibt sich die Bundesrepublik nach außen stets aufgeschlossen, wenn es um Vergangenheitsaufarbeitung geht. Auch das Ghettorentengesetz von 2002 sollte Deutschland international gut aussehen lassen. Zugleich versuchten Regierungen, Versicherungsträger und Gerichte alle Versprechungen des Gesetzes zu torpedieren. Berüchtigt ein Dienstvermerk des ehemaligen Bundesfinanzministers Peer Steinbrück, bei der Ghettorentengewährung möglichst restriktiv zu verfahren, mit anderen Worten, möglichst viele Anträge abzulehnen.
Erfolg mit bitterem Beigeschmack
Hätten nicht Anwälte, Bundestagsabgeordnete und Vertreter der Opfer des Naziregimes die Sache in die Hand genommen, würden polnische Juden immer noch von der Ghettorente ausgeschlossen sein. Seit 1. Juni wurden ein Dutzend Anträge bewilligt. Der Erfolg hat einen bitteren Beigeschmack: Soviel Demütigung durch den deutschen Staat könne nur verkraften, wer den Holocaust überlebt hat, sagt Tomasz Miedziński, Leiter des Verbands der jüdischen Kombattanten und Geschädigten des Zweiten Weltkriegs:
„Schade, dass das nicht zwölf oder dreizehn Jahre vorher gekommen ist. Dann wären es noch um 600 potenzielle Benifizienten gewesen. Jetzt haben wir nicht mehr als 200 Leute, und jede Hilfe, jede Leistung ist für die ein Goldgewinn.“
Keine Wiedergutmachung, sondern eine reguläre Leistung
Vorausgesetzt: Deutschland zahlt rasch und entscheidet unbürokratisch. Eine Wiedergutmachung ist die Ghettorente übrigens nicht. Sie ist vielmehr eine reguläre, wenn auch bislang verweigerte Leistung. Denn für Ghetto-Arbeiter, auch wenn sie selbst nur einen Teller Suppe als Lohn erhielten, hat die Deutsche Rentenversicherung im Zweiten Weltkrieg tatsächlich Beiträge eingezogen. Angesichts der Halbherzigkeit, mit der Deutschland die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen entschädigt, kann sich Marian Kalwary eine historische Überlegung nicht verkneifen.
„Wäre es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zum Kalten Krieg gekommen, wären die Deutschen nicht zum Verbündeten der USA geworden, die Naziverbrecher unter ihren Schutz nahm, dann hätten sich die Juden meiner Meinung nach überhaupt nicht den Kopf über Israel zerbrechen müssen. Für unser Leiden hätten wir Bayern erhalten. Und in Bayern hätten wir unser Israel gründen sollen. Das wäre dann eine Entschädigung gewesen.“
Doch es kam anders. Und so ringen ein paar Dutzend Menschen heute noch in Warschau um eine Rente, die ihnen eigentlich längst zusteht.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
Griechische und polnische Reparationsforderungen gegen Deutschland
Sachstand
Wissenschaftliche Dienste
© 2019 Deutscher Bundestag
Aktenzeichen: WD 2 - 3000 - 066/19
Abschluss der Arbeit: 14. Juni 2019
Fachbereich: WD 2: Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und humanitäre
https://www.bundestag.de/
Siehe auch "NS-Kriegsverbrechen gegen Polen":
- Kinder für Führer und Reich: Nazi-Lebensborn e.V., Nazi-Kinderraub und Zwangsgermanisierung >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren beim Amtsgericht Mosbach: NS-Zwangssterilisation >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren: Polnische NS-Zwangsarbeiter in Mosbach - Baden. - Konkrete Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach >>>
Siehe auch Inhalt dieser Kategorie "NS-Reparationen und Entschädigungen":
- NS-Reparationen und NS-Entschädigungen >>>
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Italienische Entschädigungsforderungen und NS-Verfahren >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
- NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungen >>>
- Reparationen für deutsche Kolonialverbrechen als Wegbereiter der NS-Verbrechen >>>
3. YouTube-Videos zu Polnischen Reparationsforderungen
Stimmen der Erinnerung. Polen unter deutscher Besatzung
deutschespoleninst
Im Sommer 2021 hat das Deutsche Polen-Institut in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Deutschen Botschaft Warschau Zeitzeug:innen zum Überfall NS-Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 interviewt. Diese und weitere Interviews mit Zeitzeug:innen über ihre Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit in Polen wurden Teil des Dokumentarfilms "Stimmen der Erinnerung. Polen unter deutscher Besatzung", das in Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Polen-Institut und dem Regisseur Filip Antoni Malinowski entstanden.
Bogdan Bartnikowski wurde 1932 in Warschau geboren, nahm als Meldegänger am Warschauer Aufstand teil und wurde deswegen in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. 1945 wurde er als Zwangsarbeiter nach Berlin gebracht. Er engagierte sich im Verband der Warschauer Aufständischen und schrieb 23 Bücher über seine Lebenserfahrungen.
Witold Lisowski wurde am 2. Oktober 1932 in Warschau geboren. Er nahm am Warschauer Aufstand teil, ist promovierter Oberst, Historiker, Autor von Ausstellungen und Veröffentlichungen zur Geschichte und war Direktor des Museums der polnischen Armee in den Jahren 1984-1989.
Maria Stroińska, geboren 1932 in Warschau, wurde nachdem die Deutschen ihren Vater während des Warschauer Aufstands erschossen, zunächst in das Lager Pruszków deportiert, später in das KZ Ausschwitz und 1945 nach Blankenburg, wo sie bis Kriegsende als Zwangsarbeiterin inhaftiert blieb. Sie engagiert sich in einem Häftlingsverband.
Anna Stupnicka-Bando, geboren am 23. Februar 1929 in Warschau, war während des Aufstandes in Żoliborz in der Gruppierung "Żywiciel" unter dem Pseudonym "Anka". Sie war Pflegerin in einer Sanitätsstation in der Mickiewicza-Straße 25. Für ihre Hilfe für Jüd:innen während des Krieges erhielten Anna Stupnicka-Bando und ihre Mutter Janina Stupnicka 1984 die Medaille für die Gerechten unter den Völkern.
Wanda Traczyk-Stawska, geboren am 7. April 1927 in Warschau, war Pfadfinderin der Grauen Reihen und nahm unter dem Pseudonym "Pączek" am Warschauer Aufstand teil. Sie war Lehrerin an einer Sonderschule, soziale Aktivistin und Vorsitzende des Sozialausschusses für den Friedhof der Warschauer Aufständischen.
Leszek Żukowski, geboren am 11. Februar 1929 in Kutno, kämpfte während des Warschauer Aufstands unter dem Pseudonym "Antek". Er verließ die Stadt mit der Zivilbevölkerung, als Zivilist wurde er in die Konzentrationslager Flossenbürg und Dachau deportiert.
Der Film konnte dank Förderung der Sanddorf-Stiftung und des Auswärtigen Amtes entstehen.
The kidnapping campaign of Nazi Germany | DW Documentary
DW Documentary
On orders from Heinrich Himmler, the Nazis abducted children from Poland for forced Germanization. Hermann Lüdeking, Jozef Sowa and Alodia Witaszek have never met, but they shared the same fate.
Tears still come to Jozef Sowa’s eyes when he talks about his life. His parents were murdered by Wehrmacht soldiers in Poland in 1943, and he and his four siblings were taken to Germany. Four of them managed to return to Poland. But his younger sister Janina was given up for adoption - as a supposedly German child. She still lives in Germany today. This kidnapping was planned. In 1941, Himmler, who headed the Nazi SS, gave the order to "gather young children who are especially racially suitable from Polish families and for us to raise them in special modestly-sized kindergartens and children’s homes."
Professor Isabel Heinemann explains, "By so doing, he aimed to build up the German race." For years, the historian has been researching the fates of the estimated 50 thousand children in Europe who were snatched. The largest group comes from Poland. Without their biological parents to protect them, the children were given to German families by the "SS Race and Resettlement Main Office." Their names and dates of birth were changed to obscure their true identity.
After the war ended, those whose origins could be traced returned to their homelands. But their native countries had often become foreign to them and being singled out as a German "Hitler child" made reintegration difficult. Those responsible for the kidnapping were never brought to justice.
01.09.2022 - Polen beziffert Weltkriegsschäden auf 1,3 Billionen Euro
tagesschau
Polen beziffert die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden laut einem Gutachten auf umgerechnet mehr als 1,3 Billionen Euro. Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Kaczynski, kündigte bei der Vorstellung des Berichts zugleich Reparationsforderungen an. Man wolle mit Berlin über Entschädigungen in dem geschätzten Volumen verhandeln, sagte er. "Heute wird im Warschauer Königsschloss die Entscheidung getroffen und endgültig verkündet, dass Polen Kriegsreparationen beantragen wird, Reparationen für alles, was die Deutschen in Polen in den Jahren 1939 bis 1945 getan haben", sagte Kaczynski. Bis Polen jedoch Reparationen erhalte, sei ein "langer und schwieriger" Prozess zu durchlaufen.
01.09.2022 - REPARATIONSFORDERUNGEN: Polen beziffert Weltkriegsschäden auf 1,3 Billionen Euro | EILMELDUNG
WELT Netzreporter
Polen beziffert die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden in einem Bericht auf umgerechnet mehr als 1,3 Billionen Euro. Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, sprach am Donnerstag in Warschau von einem «enormen Schaden» bis heute. Das Gutachten wurde zum 83. Jahrestag des Beginn des Zweiten Weltkriegs im Königsschloss der polnischen Hauptstadt vorgestellt. Es soll die Reparationsforderungen von Polens nationalkonservativer Regierung an die Bundesrepublik untermauern. Die Bundesregierung sieht dafür keine Grundlage mehr.
«Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten», sagte Kaczynski, der als starker Mann der polnischen Politik gilt. Daher werde Warschau von Berlin Reparationen fordern. «Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder.» Er sei sich bewusst, dass es zu den Reparationen ein «langer und schwieriger Weg» sei.
Die nationalkonservative PiS-Regierung, die das Nachbarland seit 2015 führt, hat das Thema Entschädigungszahlungen immer wieder aufgebracht. Die PiS rief 2017 für das Gutachten eine Parlamentskommission ins Leben. Zudem gründete Polen ein Forschungsinstitut für Kriegsschäden. Der mehrfach angekündigte Bericht wurde nun an einem symbolischen Tag präsentiert: Am 1. September 1939 begann der deutsche Überfall auf Polen.
Dies war auch der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten - andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu sechs Millionen Menschen ums Leben. Nach Angaben von Arkadiusz Mularczyk, dem Leiter der Parlamentskommission, waren an dem Gutachten 30 Experten beteiligt, darunter Historiker, Wirtschaftsfachleute und Immobiliengutachter.
Der erste Band umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt - Berechnungen zu den polnischen Kriegsverlusten in den Bereichen Demografie, der wirtschaftlichen Bewertung der menschlichen Verluste sowie den materiellen Verlusten. Außerdem geht es um den Verlust von Kultur- und Kunstgütern sowie verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren.
Die Bundesregierung lehnt jegliche Reparationsforderungen ab. Für sie ist die Frage mit dem 2+4-Vertrag über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit abgeschlossen.
01.09.2022 - 1.3 Billionen Euro wegen 2. Weltkrieg - so viel könnte Polen von Deutschland fordern
euronews (deutsch)
Zum Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen 1939 wurde in Warschau ein Gutachten vorgelegt, dass die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden mit mehr als 1,3 Billionen Euro bewertet.
01.09.2019 POLEN will 1,3 BILLIONEN EURO: „Die Summe würde den Bundeshaushalt um ein Vielfaches übersteigen“
WELT Nachrichtensender
Für die erlittenen Schäden im Zweiten Weltkrieg beziffert Polen die Reparationen gegenüber Deutschland auf 1,3 Billionen Euro. Warschau will über Entschädigungen in diesem geschätzten Volumen verhandeln. „Es geht um materielle und demografische Schäden“, so Philipp Fritz, Polen-Korrespondent.
31.08.2019 - Soll Deutschland Reparationen an Polen für den 2. Weltkrieg zahlen? | DW Interview
DW Deutsch
Die National-Konservative Regierung in Warschau will von Deutschland Reparationen für den Zweiten Weltkrieg fordern. Im Raum steht eine noch nicht bestätigte Zahl von rund 800 Milliarden Euro. Achtzig Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen, und damit dem Beginn des 2. Weltkriegs, hat sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen normalisiert. Man setzte auf Versöhnung und Zusammenarbeit. Doch das scheint sich gerade zu ändern. Könnte die Debatte um Reparationen das nachbarschaftliche Verhältnis belasten? DW fragt nach beim polnischen Botschafter in Deutschland, Andschej Pschiwempski.
25.10.2019 - #POLEN39: Das Massaker von Pludwiny
phoenix
Zum Film: http://bit.ly/polen39
Der Zweite Weltkrieg ist Anfang September 1939 nur wenige Stunden alt, da finden die ersten deutschen Verbrechen statt: Kampfflugzeuge machen Jagd auf Zivilisten, „ganz normale“ deutsche Soldaten brennen polnische Dörfer nieder und ermorden jüdische Polen, Kriegsgefangene und polnische Zivilisten. Die Bilanz des Polenfeldzugs: Über 15.000 polnische Bürger werden im September und Oktober 1939 von SS und #Wehrmacht außerhalb von Kampfhandlungen getötet. Die #Dokumentation in Kooperation von phoenix und arte geht der Frage nach, wie in kürzester Zeit aus „ganz normalen Männern“ Kriegsverbrecher werden konnten – und warum einige Wenige sich dem mörderischen Geschehen widersetzt haben.
Die phoenix-arte-Dokumentation zeigt mit hintergründigen Interviews, historischen Erklärgrafiken und eindringlichen #GraphicNovel-Animationen, wie gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ganz normale Soldaten ihr Gewissen verloren und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen. Gleichzeitig vermittelt der filmische Blick auf jene Soldaten, die polnischen Bürgern geholfen haben, auch eine konstruktive Botschaft für Heute: nämlich, dass es selbst in diktatorischen Regimen und auch im Krieg gewisse Handlungsspielräume für Zivilität geben kann.
01.09.2019 - WELTKRIEGSGEDENKEN: Bitte um Vergebung für Verbrechen in Polen
WELT Nachrichtensender
In Warschau hat am Sonntagmittag die zentrale Gedenkfeier zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren begonnen. Auf dem Pilsudski-Platz empfing Polens Präsident Andrzej Duda Vertreter aus mehr als 30 Ländern. Unter den Staatsgästen waren auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die von Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki auf den Platz geleitet wurde.
Nazi-Deutschland hatte mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg entfesselt. In Polen wurden rund sechs Millionen Menschen getötet, etwa die Hälfte von ihnen waren Juden.
US-Präsident Donald Trump hatte seine Teilnahme an der Gedenkfeier in Warschau wegen Hurrikan "Dorian" kurzfristig abgesagt. Er wird durch Vizepräsident Mike Pence vertreten, der wie Steinmeier und Duda eine Rede halten wird.
Auch der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj zählt zu den Gästen der zweistündigen Zeremonie, bei der unter anderem eine gemeinsame Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten geplant ist. Russlands Präsident Wladimir Putin hingegen wurde zum Ärger Moskaus nicht eingeladen.
Steinmeier hatte bereits am frühen Sonntagmorgen in der Kleinstadt Wielun zusammen mit Duda an den ersten Angriff der deutschen Luftwaffe auf Polen erinnert. Der Bundespräsident bekannte sich zur historischen Schuld Deutschlands und bat Polen um Vergebung. Duda hatte Steinmeier noch vor Morgengrauen auf dem Marktplatz von Wielun empfangen - genau 80 Jahre nach dem Beginn des Bombardements.
Die deutsche Luftwaffe hatte den Ort zwischen Breslau und Lodz weitgehend zerstört. Etwa 1200 Zivilisten wurden getötet. Die ersten Bomben auf Wielun fielen gegen 4.40 Uhr und damit wenige Minuten vor dem deutschen Angriff auf die Halbinsel Westerplatte vor Danzig.
25.10.2019 - #POLEN39: Vergewaltigungen durch die Wehrmacht in Polen
phoenix
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Auch die #Wehrmacht hat im Zweiten Weltkrieg Vergewaltigungen begangen. Die Historikerin Prof. Maren Röger berichtet von Gruppenvergewaltigungen deutscher Soldaten an Frauen in #Polen. So in einem Fall vom September 1939 im polnischen Kielce, als fünf Soldaten ein 16jähriges Mädchen vergewaltigten.
Zum Film: http://bit.ly/polen39
08.06.2005 - W. Borodziej: Die strafrechtliche Verfolgung der NS-Verbrechen in Polen, 1944 - 1956
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien
Wiener Tagung anlässlich der Gründung des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI). Ort: IFK - Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
08.09.2022 - Die offene Wunde: Polen und die deutschen Kriegsverbrechen - FAZ Podcast für Deutschland
faz
Die Debatte um deutsche Reparationszahlungen an Polen ist wieder aufgeflammt. Viele Polinnen und Polen sehen Deutschlands Schuld noch nicht gesühnt. Die astronomische Zahl von 1,3 Billionen Euro ist im Umlauf. Aber kommt die Forderung nicht zur Unzeit? Zwei kontroverse Meinungen dazu aus Polen und entschiedene Einschätzungen von F.A.Z. Politik-Herausgeber Berthold Kohler.
25.10.2019 - #POLEN39: Kriegsinteressen an Polen vor 1939
phoenix
Die phoenix-arte-Dokumentation "POLEN39" zeigt mit hintergründigen Interviews, historischen Erklärgrafiken und eindringlichen Graphic-Novel-Animationen, wie gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ganz normale Soldaten ihr Gewissen verloren und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen. Gleichzeitig vermittelt der filmische Blick auf jene Soldaten, die polnischen Bürgern geholfen haben, auch eine konstruktive Botschaft für Heute: nämlich, dass es selbst in diktatorischen Regimen und auch im Krieg gewisse Handlungsspielräume für Zivilität geben kann. „Insofern muss man sagen, haben viele deutsche Soldaten ihre Möglichkeiten da auch unterschätzt, was sie alles doch hätten tun können, um nicht selber zu Mördern zu werden“, formuliert der Kölner Psychologe Fetchenhauer diese Erkenntnis im Film.
24.11.2020 - Unterrichtsmaterial: Nationalsozialismus – Krieg gegen Polen 1939
dokumentARfilm - Schulfilme - Lehrfilme
https://www.youtube.com/watch?v=d8vRYzDT7Y4
08.01.2017 - Der Überfall - Deutschlands Krieg gegen Polen [HD, Doku]
Moober Dooroo
09.09.2020 - Polen im Zweiten Weltkrieg
deutschespoleninst
27.08.2020 - mein ausland: Schuld und Schulden. Deutsche und Polen
phoenix
Polens Geschichte im Zweiten Weltkrieg ist bis heute ein blinder Fleck in Deutschland. Die einen wissen zu wenig, einige Ältere wissen so manches über den deutschen Angriff auf Polen vom 1. September 1939, - erzählen aber nicht alles. In Polen kennt jeder den Warschauer Aufstand. Deutschland dagegen ließ die meisten Täter laufen. Dabei hat Polen im Krieg rund sechs Millionen Menschen verloren. Warum wissen weltweit nur wenige vom Leid der Polen – wurde ihre Sache nicht gut verfochten, oder wollte es niemand hören?
10.12.2021 - Polen erhebt bei Baerbock-Besuch neue Reparationsforderungen | AFP
AFP Deutschland
Polen hat beim Antrittsbesuch der neuen deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Warschau neue Reparationsforderungen gestellt. Die neue deutsche Regierung müsse über Entschädigungen verhandeln, verlangte Außenminister Rau. Baerbock hielt sich bedeckt.
13.01.2018 - Zweiter Weltkrieg: Wie Polen seine Reparationsforderungen gegen Deutschland einklagen will
WELT Nachrichtensender
Polen erwägt nach Angaben seines Botschafters in Berlin den Gang vor US-Gerichte, um von Deutschland Reparationszahlungen wegen Schäden im Zweiten Weltkrieg zu erzwingen. Aus Archiven werde gegenwärtig Material zusammengetragen.
30.08.2017 - „Reparationen machen frei“: Polnische Forderungen an Deutschland
euronews (deutsch)
Die polnische Regierung fordert von Deutschland Entschädigungszahlungen als Ausgleich für die erheblichen Schäden während des Zweiten Weltkrieges. Der Künstler Wojciech Korkuć schließt sich dem an. Unter dem Motto „Reparationen machen frei“ rief er eine Plakatkampagne ins Leben.
„Ich möchte damit die Aufmerksamkeit der Deutschen erregen, die sich ja so sehr für die demokratischen Grundsätze in Europa einsetzen. Es gibt hier ein Thema, über das keine Rechenschaft abgelegt wurde. Ich habe einen g…
LESEN SIE MEHR: http://de.euronews.com/2017/08/30/rep...
ZWEITER WELTKRIEG: Polens Präsident will Reparationszahlungen
WELT Nachrichtensender
Polens Präsident Andrzej Duda sieht die Reparationszahlungen Deutschlands an Polen noch nicht als „erledigtes Thema“ an. Er stützt sich auf ein Gutachten vom ehemaligen Präsidenten Kaczynski.
"Reparationen - Neue Debatte um Deutschlands Schuld?" - Unter den Linden vom 23.03.2015
phoenix
Zu Gast bei Michaela Kolster sind:
- Prof. Guido Knopp (Historiker)
- Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen)
11.12.2020 - Reparationen (3): Hat Polen auf die Reparationen im Jahr 1953 verzichtet?
#projektODRA
Marvin redet mit dem Historiker Prof. Marko Demantowsky über die Streitigkeiten über Kriegsreparationen nach dem Zweiten Weltkrieg und die Rolle der Sowjetunion.
05.03.2018 - Reparationsforderung: Deutschland schuldet Polen womöglich 690 Milliarden Euro
WELT Nachrichtensender
Laut eines polnischen Untersuchungsleiters schuldet Deutschland dem Land 690 Milliarden Euro für zugefügte Schäden im Zweiten Weltkrieg. Eine völkerrechtliche Grundlage für die Forderungen an Deutschland gibt es nicht.
02.11.2018 - Im Schatten von Reparationsforderungen: Deutsch-polnische Regierungskonsultationen
euronews (deutsch)
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel tauschte sich mit Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki aus.…
LESEN SIE MEHR : http://de.euronews.com/2018/11/02/im-...
Reparationen (Volle Länge)
#projektODRA
Marvin spricht mit dem Historiker Prof. Marko Demantowsky über die Forderung vieler Polinnen und Polen, Reparationen für durch Deutschland verursachtes Leid im Zweiten Weltkrieg zu erheben.
15.06.2020 - REPARATIONSZAHLUNGEN: Grünen-Politiker fordert freiwillige Fonds für Polen
WELT Nachrichtensender
Eine Mehrheit der Polen wünscht sich einer Umfrage zufolge Reparationszahlungen aus Deutschland. Rund 60 Prozent der Befragten schlossen sich der Forderung nach Entschädigungszahlungen für Zerstörungen durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg an, wie das Boulevardblatt «Super Express» (Mittwoch) berichtete. Nur rund 15 Prozent waren der Ansicht, dass die Bundesrepublik nicht zu zahlen brauche. Ein Viertel der Befragten hatte keine klare Ansicht in der Frage. Die Bundesregierung hat mehrfach bekräftigt, dass sie die Frage der Reparationen für juristisch und politisch abschließend geregelt hält.
Ein Ausschussbericht des polnischen Parlaments über Vermögensverluste, die das Land im Zweiten Weltkrieg erlitten habe, wird derzeit in mehrere Fremdsprachen übersetzt. Das sagte der Abgeordnete Arkadiusz Mularczyk von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) dem Blatt. Der Vorsitzende der Regierungspartei, Ex-Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, hatte jüngst der «Bild» gesagt: «Polen bekam praktisch nichts. Damit werden wir uns nicht abfinden.» Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 hatte der Zweite Weltkrieg begonnen.
4. Podcasts zu Polnischen Reparationsforderungen
PODCAST
Bayern 2
Polen: Generalgouvernement August 1941-1945
Die Quellen sprechen · 08.06.2019 · 112 Min.
Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Eine dokumentarische Höredition. Teil 9 dokumentiert die Judenverfolgung in Polen ab August 1941. Das Generalgouvernement, der östliche Teil des deutsch besetzten Polen, war der zentrale Tatort des Holocaust. // Mit Wiebke Puls, Matthias Brandt, Helene Habermann, Pavel Kohn, Zelig Rosenblum, Margit Siebner, Henry Rotmensch / Bearbeitet von Klaus-Peter Friedrich / Skript Höredition: Angelika Königseder / Regie: Ulrich Lampen / BR Hörspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte 2015
https://www.ardaudiothek.de/episode/
Siehe auch "NS-Kriegsverbrechen gegen Polen":
- Kinder für Führer und Reich: Nazi-Lebensborn e.V., Nazi-Kinderraub und Zwangsgermanisierung >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren beim Amtsgericht Mosbach: NS-Zwangssterilisation >>>
- AKTUELLES: Gerichtliche Verfahren: Polnische NS-Zwangsarbeiter in Mosbach - Baden. - Konkrete Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach >>>
Siehe auch Inhalt dieser Kategorie "NS-Reparationen und Entschädigungen":
- NS-Reparationen und NS-Entschädigungen >>>
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Italienische Entschädigungsforderungen und NS-Verfahren >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
- NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungen >>>
- Reparationen für deutsche Kolonialverbrechen als Wegbereiter der NS-Verbrechen >>>
5. Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zum Nazi-Angriffs-, Terror- und Vernichtungskrieg sowie zu den polnischen Reparationsforderungen
Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten. Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten. Siehe dazu auch Kapitel 1 auf dieser Seite.
Während die vom Familiengericht-Amtsgericht Mosbach beauftragte forensische Sachverständige aus Kitzingen zunächst EINERSEITS ein familienpsychologisches Sachverständigengutachten in einem Umfang von über 100 Seiten zum 07.04.2022 unter 6F 202/21 erstellt hat, entschließt sich dieselbe Gutachterin sodann, ANDERERSEITS eine ergänzende Stellungnahme von zwei ganzen DIN A4-Seiten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute, insbesondere zum Kontext der Beteiligung an NS-Konzentrationslagern in Mosbach sowie an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach wie Judenverfolgung und Holocaust, NS-Verfolgung von Sinti und Roma, Nazi-Euthanasie unter 6F 202/21 zum 31.08.2022 zu generieren. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen hat hier die GERICHTLICH BEAUFTRAGTE EINDEUTIGE GELEGENHEIT gehabt, mit einer entsprechenden Fristverlängerung auch auf über 100 Seiten bezüglich der problematischen NS-Vergangenheitsbewältigung vor einem deutschen BRD-Gericht SICH SACHLICH UND FACHLICH EXPLIZIT ZU ÄUSSERN. Diese Gelegenheit besteht zukünftig weiterhin jederzeit für die forensische Sachverständige aus Kitzingen.
EINERSEITS:
Mit den Verfügungen des Familiengerichts-Amtsgericht Mosbach vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 hat die gerichtlich beauftragte forensische Sachverständige aus Kitzingen nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Chance und das gerichtliche explizite Angebot, sich sachlich und fachlich zur NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945 bis heute, auch zur NS-Vergangenheitsbewältigung und Nazi-Kontinuität in Baden-Württemberg, AUSFÜHRLICH EXPLIZIT gutachterlich zu äußern.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum Nazi-Angriffs-, Terror- und Vernichtungskrieg. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den von Deutschland verursachten Kriegsfolgen, Kriegsverbrechen und Weltkriegsschäden, die seit 1945 diskutiert werden. INSBESONDERE AUCH NICHT zu den polnischen Reparationsforderungen seit 1945, die Anfang September 2022 erneut bekräftigt werden. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zur gerichtsbekannten und der Gutachterin unmittelbar selbst bekannten Petition des Antragstellers beim DEUTSCHEN BUNDESTAG 3-16-05-008-059396, Auswärtige Angelegenheiten, vom 01.09.2009 : Klärung des internationalen Kinderraubes von 1933-1945 in Polen und der anschließenden Germanisierung der ins Deutsche Reich verbrachten Kinder. Siehe dazu auch Kapitel 1.3 auf dieser Seite. UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen des Antragstellers aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten EXPILZIT BEAUFTRAGT. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen VERZICHTET DAMIT EXPLIZIT DARAUF, den von den Nazis aus den besetzten Gebieten im zweiten Weltkrieg entführten Kindern vor einem deutschen Gericht im Jahr 2022 in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach eine Stimme zu geben.
ANDERERSEITS:
Der Nazi-Kinderraub aus den im zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten liegt auch im Fallzuständigkeits- und Fallverantwortungsbereich der deutschen Kinder- und Jugendhilfeinstitution des Jugendamtes mit seinem originären Schutz- und Hilfeauftrag für Kinder und Jugendliche. Gemäß Aktenlage und Verfahrensanalyse zu den anhängigen Verfahren beim Familiengericht-Amtsgericht Mosbach sind beim Familiengericht-Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäß Stellungnahmen der involvierten Fachstelle des Jugendamtes Neckar-Odenwaldkreis beim Landratsamt Mosbach zur Problematik des Nazi-Kinderraubes aus den im zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten am Beispiel von Polen unter 6F 9/22 gerichtlich einzuholend beantragt. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 ZUR AUFARBEITUNG VON NS-VERBRECHEN in der Nazi-Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Nazi-Familienrechtspraxis zum Sachverhalt, dass die fallzuständigen Mitarbeiterinnen des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) vom Jugendamt Neckar-Odenwaldkreis beim Landratsamt Mosbach die beantragte gerichtlich einzuholende Stellungnahme zu NS-VERBRECHEN in der Nazi-Kinder- und Jugendhilfe mit dem konkreten Sachverhalt des Nazi-Kinderraubes aus den im zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten u.a. am Beispiel von Polen verweigern. UND DIES OBWOHL die höchste übergeordnete Amtsleitung, d.h. der gegenwärtige Landrat beim Landratsamt Mosbach, hier im Gegensatz zu seinen untergeordneten Jugendamt-ASD-Mitarbeiterinnen, gemäß Medienberichten selbst weitaus weniger Probleme damit hat, sich öffentlich gegen den Nationalsozialismus und dessen Verbrechen zu äußern und zu engagieren.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den in den Medien, in der Öffentlichkeit und in der Fachliteratur frei verfügbaren Thematisierungen der Opfer von deutschen Nazi-Kriegsverbrechen, Kriegsfolgen und Kriegsschäden. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen VERZICHTET DAMIT EXPLIZIT DARAUF, den Opfern deutscher Nazi-Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem deutschen Gericht im Jahr 2022 in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach eine Stimme zu geben.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zur gerichtsbekannten bekannten Petition des Antragstellers beim DEUTSCHEN BUNDESTAG, Pet 4-16-007-312-03523 aus 2008, Justiz : Optimierung einer strafrechtlichen Verfolgung von sogenannten Blutrichtern, am Beispiel des deutschen Blutrichters Kurt Bode, der u. a. in Polen unter vorsätzlicher Rechtsbeugung die Verteidiger der Danziger Post zum Tode verurteilt hat. Siehe dazu auch Kapitel 1.3 auf dieser Seite. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen VERZICHTET DAMIT EXPLIZIT DARAUF, den Opfern der Nazi-Terror-Justiz vor einem deutschen Gericht im Jahr 2022 in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach eine Stimme zu geben.
Siehe auch:
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